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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Obwohl... Ach ne, Veto zurückgezogen, eigentlich wirkt Alkor (zumindest noch) recht witzig. Mal sehen, was der lebensjahr-reiche, immer noch unter zweifelhaften Aufputschmitteln stehende und leicht intrigante Trankmischer noch so alles fabriziert ;)

Da freu ich mich auch schon drauf :).

@Simon: Vielen Dank für das Heraussuchen - eigentlich hätte man meine Aussage auch gut als rhetorische Frage auffassen können... Beim Durchgehen der Liste mit den gewollten Sympathie-Trägern ist mir wenigstens eine Gemeinsamkeit aufgefallen. Duriel war wirklich nett ^^
Habe festgestellt, dass ich zwar den zweiten Teil noch ziemlich gut, den ersten Teil aber eher schlecht in Erinnerung habe.

Der erste war auch nicht wirklich gut, das sei dir jederzeit verziehen.

Ich vergess auch immer eine Menge daraus.


Ansonsten: Schön gezeichnetes Bild. Der General und der nekro(mancer)phile Alchemist halten Kriegsrat - über einer großen Kanne Milch. Wow.
Kurze Frage: Was für Milch eigentlich? Die Weiden rund um Kurasts Hafen sind gerade nicht in allerbestem Zustand. Oder ist das eine ausgezeichnete Nebenverdienstmöglichkeit für Frost-Eisenwölfe? Milchfrischhalter: Von dem Wiesen Khanduras' direkt in das Herz des Bösens... Oder ist das gar Seekuh-Milch?

Ich habe keinen blassen Schimmer.

Nebenbei: Joa, doch... Wenn der Zweite nicht in normalfarbiger Mini-Schrift spricht / schreibt, kommt da gleich eine etwas andere Stimmung herüber ^^

Weswegen der General sie auch nicht mag - eher dunkel, grollend, böse halt :p.

Allerdings sei noch angemerkt, dass er sich als kleine, fiese Stimme aus dem Hintergrund auch hervorragend macht.
Was wohl daran liegt, dass er insgesamt hervorragend ist - wenn er nicht gerade mal wieder dafür sorgt, dass sich mein Mittagessen des vorherigen Tages nach Freiheit sehnt.

Seleya
Ich wette, das würde ihm nicht gefallen ^^.

Simon
 
Und nun geht es so spannend weiter, dass Simon uns völlig vergessen hat ;(
 
:hy:

So endlich alle 3 Teile durch bis hierhin...
Gratuliere, echt super Story :eek:
Besonders gefällt mir die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Golems. :top:
Auf jeden Fall hast du jetzt einen weiteren Leser der sehnsüchtig auf ein Update wartet:go::D

MfG Rene
 
Wow, noch einer! Willkommen und Danke für dein Lob :).

Ähm, ich war gestern die ganze Zeit mit Lernen beschäftigt - das stufe ich mal frech als wichtiger ein - und bin jetzt erst mal weg (wegen ähnlich wichtigen Dingen). Ich hab hier 5 Seiten, aber mit denen bin ich nicht zufrieden. Bevor ich euch die hinwerfe, nehme ich mir lieber heute Abend noch mal in Ruhe Zeit, sie zu verfeinern, zu mehr zu machen, ich hoffe, ihr verzeiht mir die paar Stunden. Und wenn es erst Morgen wird...es ist in euerem Interesse.

Simon
 
Huhu :hy:

Ach ja, ich wollte ja auch erst Witze reißen...

Aber mal ganz ehrlich, es wäre sogar ziemlich direkt im Interesse der Leserschaft, wenn sich der geschätzte Autor heute Abend keine Zeit nähme, um Update-Aktionen durchzuziehen, so denn eine *hust* bessere Alternative verfügbar ist.
Besser kein Risiko eingehen - sonst wird das noch immer drohende Kapitel "Golem-General-Liebe" noch zu "Golem-General-Liebeskummer". Und das ist jetzt noch nicht mal böse oder sarkastisch gemeint...

Seleya
 
SO, Jungs und Mädels.

Es folgt das Kapitel, dass man nicht richtig schreiben KANN. Immerhin ist es jetzt - ein paar Seiten länger - richtigER. Und halbwegs so, wie ich es wollte. Gleichzeitig so weit von Perfektion entfernt, wie irgendwie geht, aber na ja :>.

Ich hoffe, ich hab die richtige Mischung hinbekommen; ihr werdet sehen, was ich meine. Wobei es auch hier keine richtige gibt, also was red ich eigentlich. Lest einfach.

Entering the emo zone in
3...
2...
1...

Go!

Simon


EDIT: Passt zumindest zu einem Teil.
 
Kapitel 64 – Über Gefühle

Als ich ihn über den Blick in Alkors Augen informiert hatte, bestand des Meisters Antwort vor Allem aus einem kurzen Nicken.

„Deckt sich mit meinen Vermutungen: Da steckt eine gewaltige Menge Eigennutz hinter seinem Forscherdrang, und er verbirgt ihn fast sträflich schlecht. Was aber Nichts daran ändert, dass wir das Ding suchen werden. Wenn er schon so danach sabbert, ist er sich auch sicher, dass ich das Buch besorgen kann, und deine Einschätzung bezüglich des Nutzens scheint sich ja mit deiner zu decken, Zweiter...Danke übrigens für deine Unterstützung.“

Was der Zweite komplett ignorierte und mich stattdessen beide Daumen ausstrecken ließ.

„Das Schwarze Buch ist von großem Wert. Aber ich gehe davon auch, dass Ihr nicht vergessen habt, dass er uns bei der Anzahl der Tempel belogen hat...was, wenn er auch andere Dinge beschönigt hat? Zumindest 'Herolds Einfluss' stehe ich sehr skeptisch gegenüber.“

Der Meister hatte sich das Kinn gerieben.

„Das ist schon der Gott der Zakarum-Religion, oder? Ja. Nun, nicht meiner. Aber auch die alten Götter des Gidbinn hatten Macht – ob das tatsächliche Entitäten oder nur mundane Magie war, sei dahingestellt. Wir dürfen hoffen und werden es versuchen. Ich für meinen Teil leg mich jetzt aber hin, Morgen wird ein langer Tag.“

Das befürchte ich noch immer. Zwei Stunden ist unser Dialog nun her, und es fühlt sich an, als hätte ich mir schon zwei Tage lang Sorgen machen können. Ein immer dichteres Netz an Ungewissheiten umspannt uns; wem sollen wir denn noch trauen? Die offensichtliche Antwort heißt Cain mit Nachnamen, aber wir haben schlicht keine Zeit für eine lange Diskussion mit dem Horadrim-Weisen, wie man es dreht und wendet. Dringend nötig wäre sie, aber dringender ist unser Vordringen in Kurast, und keiner von uns beiden kann alleine hierbleiben, um zu planen; ich werde den Meister sicher nicht mit Isenhart alleine lassen, und dieser kann nicht mit mir.

Die korrekte Hand ist immer noch das Schwert ins Gesicht des Problems.

Außerdem sind wir komplett schneller, und es ist Zeit für den Endspurt. Du konzentrier dich auf deine Arbeit.

Du spuck keine unüberlegten Unterstellungen, meine Arbeit ist erledigt.

Tatsächlich ist Unter-Kurast so weit wir es erforscht haben eingetragen; der Zweite hat sogar bei jedem Haus den geschätzten Zerstörungsgrad vermerkt. Ich muss mich entschuldigen...

Spar dir deinen nicht vorhandenen Atem, mach dich lieber nützlich und roll das Ding schön zusammen, mit Schleifchen drum für unsere Liebe Freundin Aschara vielleicht?

Ich seufze intern – und bin überrascht, als mir ein realer Seufzer vom Bett her antwortet. Sehr leise wage ich eine Frage.

„Bist du etwa noch wach?“

Klar und deutlich sehe ich, wie die Augen des Meisters sich öffnen und leer in die Dunkelheit starren.

„Ja...“

Scham durchzuckt mich.

„Waren wir zu laut? Das tut mir Leid...“

Er schnaubt.

„Du musst dich nicht entschuldigen...das Problem bin ich selbst. Nur meine Gedanken halten mich wach.“

„Auch Sorgen wegen Morgen?“

Sein Lachen ist freudlos.

„Ach, wenns nur der Binnenreim wäre!“

Aber was ist es dann?

Blind, blöd und taub. Die Quelle seiner Schlaflosigkeit hat ganz offensichtlich kurze schwarze Haare und läuft gerne in gleichfarbiger Rüstung herum.

Natalya?

Applaudier dir selbst zu dieser genialen Erkenntnis.

Aber...das verstehe ich nicht. Ich vermisse sie doch auch, aber sie ist ja nicht tot oder so...und derart gequält zu sein von Gedanken an sie...verdammt, ich habe in der ganzen Hektik der letzten Zeit fast gar nicht mehr an sie gedacht!

Muss man dir immerhin zugute halten. Du bist nicht blind wie er in die Fänge des schlimmsten Feindes der Menschheit gelaufen.

Was...?

Frag ihn. Das wolltet ihr ohnehin schon besprechen. Ich gehe derweil ein Liedchen summen oder so, damit ich das mit Garantie folgende Gewäsch nicht ertragen muss.

„General...was ist es denn dann?“

Ich will es aus seinem Mund hören. Und werde nicht enttäuscht, wohl aber erschüttert von Ton des einen Wortes, das wie ein nutzloser Hilferuf über seine Lippen haucht.

„Natalya...“

Seine Verzweiflung findet ein Echo, denn ich fühle mich verloren wie lange nicht mehr.

„Ich...ich verstehe nicht...“

Er legt die Hand auf seine Stirn und verzieht unwillig das Gesicht; ob ihm bewusst ist, dass ich ihn klar und deutlich sehen kann? Die Schwarzweißtöne sind nicht einmal so weit von der Realität entfernt.

„Wahrscheinlich bekommen wir keine bessere Gelegenheit mehr, und ich kann eh nicht schlafen, also...du wolltest etwas über die Liebe erfahren, Golem? Sie ist der Grund. Mach dich bereit für ein Thema, das man theoretisch kaum begreifen kann und in dem dein Lehrer sträflich wenig Erfahrung hat.“

Obwohl ich mich freuen sollte, dass meine Neugier befriedigt wird, spüre ich Nichts als...Angst? Nein, es ist...er hat offensichtlich Probleme, darüber zu reden, soll ich ihn wirklich mehr oder minder dazu zwingen? Und: Will ich es denn wissen? Ich bin kurz davor, ihm abzuraten...aber ich muss Bescheid wissen. Also schweige ich, und er beginnt stockend.

„Es ist so...ein Mensch kann für einen anderen ein Gefühl hegen, das stärker ist als alle anderen Gefühle. Es übertrifft den stärksten Hass, den man je empfinden könnte, den größten Schmerz, die größte Verzweiflung. Wenn man Jemanden liebt, ist dies absolut; man würde Alles für diese Person tun, könnte ihr nie Leid zufügen...man würde ohne zu zögern für sie sterben.“

Ich bin beeindruckt. Eine derartige Macht kann in einem einzigen Gefühl stecken? Aber...wie? Wie ist das möglich? So verschieden klingt es nicht von etwas, das ich schon kenne, aber...um doch so viel mehr.

„Ist das nicht...wie Freundschaft, General? Nur...stärker?“

Er schüttelt den Kopf.

„Nein, Golem, das ist es nicht, sonst wäre es viel einfacher zu erklären – obwohl Freundschaft an sich schon ein sehr kompliziertes Konzept ist. In gewisser Weise ist es eine stärkere Freundschaft, aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass selbst die stärkste Freundschaft nicht das Denken komplett ausschaltet. Die Liebe dagegen kann das.“

„Was? Man hört auf zu denken?“

Er kichert freudlos.

„Ha, manchmal würde man das meinen. Tatsächlich kann man in allen Bereichen der vernünftigste, pragmatischste und logischste Mensch sein, den es gibt – aber sobald es um eine Person geht, die man liebt, wird jegliche Ratio über Bord geworfen. Das klingt nun vielleicht schrecklich, aber das ist es nicht – denn als Liebender geht man davon aus, dass der oder die Geliebte es absolut verdient, wenn man für sie oder ihn Dinge tut, die ein Außenstehender oft zu Recht als dämlich bezeichnen würde. Und falls die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, wird man auch verstanden und geschätzt werden für etwas, das Andere als Verfehlung sehen mögen.“

Jetzt bin ich komplett verwirrt. Und gebe das auch offen zu. Er atmet kurz durch.

„Nehmen wir ein Beispiel. Eine Frau sagt einem Mann, der sie liebt, dass Rosen ihre Lieblingsblumen sind. Aber sie ist mit ihm von ihrer Heimat weggezogen und lebt jetzt in einem fernen Land, wo es keine Rosen gibt – denn sie liebt ihn weit mehr als Rosen. Es wäre nun ziemlich dumm von ihm, auf ihre Aussage zu reagieren, indem er sofort Alles stehen und liegen lässt, um ihr eine Rose zu besorgen...koste es, was es wolle. Eine Reise in ihr Heimatland, obwohl dies von einem Krieg erschüttert wird...ein Kauf bei einem fahrenden Händler zu einem horrenden Preis...für eine einzige Blume. Doch genau dies wäre im Bereich des Möglichen, weil er sie liebt und somit Alles, wirklich Alles für sie tun würde.“

Das ist schwer zu glauben.

Aber komplett wahr.

Warst du nicht summen?

Mir fällt kein Lied ein.

„Aber General...wenn die Liebe Leute dazu treibt, völlig irrationale Dinge zu tun...muss sie dann nicht sehr selten sein? Sonst würde doch Nichts mehr funktionieren.“

Er seufzt.

„Zu oft sind schon ganze Reiche wegen der Liebe eines einzigen Anführers zur falschen Frau zerstört worden. Aber das sind in der Tat extreme Beispiele. Oft bleibt auch die Liebe im Rahmen, wie auch andere Emotionen im Rahmen bleiben können – man kann beispielsweise Jemanden hassen, ohne ihn bei der ersten Gelegenheit, die man bekommt, zu töten. Was ich beschrieben habe, ist jedoch eine konkrete Möglichkeit, und Jeder, der schon einmal geliebt hat, wird dies auch verstehen – das macht es ja so kompliziert, es zu erklären, Golem! Stell dir vor, ich würde irgendeinem zufälligen Menschen erzählen, dass es möglich ist, dass ein lebloser Klumpen Ton nur durch einen winzigen Anstoß von meiner Seite innerhalb kürzester Zeit eigene Gefühle entwickeln würde...und teils sogar stärkere, als die Meisten sie haben. Würde er mir das glauben?“

Ich schüttele den Kopf; die Sinnlosigkeit der für ihn unsichtbaren Geste wird mir erst später bewusst.

„Nein...vermutlich nicht.“

„Eben. Aber wir beide, du aus erster und ich aus zweiter Hand, haben genau das erlebt. Es ist nur glaubhaft, wenn man es selbst fühlt.“

Oh, ich glaube ihm das gerne. Man kann es nämlich in der Tat aus zweiter Hand erleben.

Aber verstehst du es?

Verstehst du, warum du denkst, wie du denkst?

...nein...aber die Liebe, ist sie für dich nicht auch ein komplettes Mysterium?

Für Jeden ist die Liebe ein Mysterium. Ich kann sie nicht erleben, weil man dafür offenbar eine Seele benötigt, was mich nicht im Mindesten stört; vielleicht wüsste ich dann, warum normale Menschen zu kompletten Narren werden. Mir genügt aber zu wissen, dass dem so ist, und allein deswegen will ich mich auch nicht näher auskennen!

Eine Seele...

„General, denkst du, ich wäre fähig zu lieben?“

Seine Augenbrauen heben sich.

„Du würdest dir das wünschen?“

Würde ich das? Würde ich das wirklich? Es ist wie die Frage, die ich mir gestellt habe, bevor er zu reden begann: Will ich es wissen? Eigentlich bin ich nicht schlauer als vorher. Und...so gefährlich und schrecklich sie klingt, die Liebe...sie muss etwas für sich haben. Wenn Menschen bereit sind, für sie Geld, Macht, sogar ihr eigenes Leben zu opfern – wie unermesslich wertvoll muss es denn sein, dieses Gefühl zu besitzen?

„Ja.“

Narr!

Er bleibt eine Weile still.

„Weißt du, das Problem ist, man kann nicht aktiv nach Liebe suchen. Sie ist etwas, das einfach passiert, manchmal muss man einen anderen Menschen nur sehen, und man weiß sofort, ja, das ist die Richtige...manchmal muss sie einen erst an ein Bett fesseln, damit man weiß, woran man ist.“

Ein seliges Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich kann dir nur sagen...es zu wollen ist der erste, der wichtigste Schritt. Viele, zu viele Menschen gestatten es sich nicht zu lieben, weil sie glauben, es wäre ohnehin umsonst. Das ist es aber nie. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn Jeder wahre Liebe kennen würde, weil sie einem bewusst macht, was für ein Geschenk es ist, in Frieden und Sicherheit leben zu können – und Zeit zu haben für die Liebe.“

Langsam beginnt mit etwas zu dämmern.

„Und diese Zeit...haben wir nicht.“

Er schließt die Augen und schüttelt den Kopf.

„In der Tat. Dieser Krieg gegen das Böse...er hat mich und Natalya auseinandergerissen. Sie konnte mich gehen lassen, ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass sie mich nicht so liebt wie ich sie, oder ob sie einfach nur noch eine stärkere Frau ist, als ich bereits weiß...ich hätte es nicht geschafft, davon bin ich überzeugt. Jetzt ist sie weg, und es tut weh, unglaublich weh, so sehr, dass nicht einmal die Hoffnung, sie bald wieder zu sehen, den Schmerz wegnehmen kann, weil ich mir immer denke, was ist, wenn ihr etwas passiert? Wenn mir etwas passiert? Wir kannten uns nicht lange, und es war doch so schön...so viele Chancen, verpasst.“

Und so viele Nächte ohne Schlaf...

„Aber heißt das nicht, dass wir umso härter kämpfen müssen, um diesen Krieg so schnell als möglich zu beenden? Damit...damit die Liebe keine Chancen mehr verpasst?“

Damit mehr Leute Gelegenheit haben, ihr Leben durch die eigene Dummheit zu ruinieren, hurra!

„Ja, Golem, so ist es. Ich sollte meine ganze Energie auf meine Mission konzentrieren, denn ich mache das hier ja nicht für mich, sondern für das Leben – und Lieben – der ganzen Menschheit. Und doch...ich bin abgelenkt von Gedanken nur an sie, jede freie Minute und manche unfreie...ein Teil des Schmerzes ist Schuld, weißt du? Ich schäme mich, dass ich die Sache wohl nicht ernst genug nehme. Aber Liebe ist egoistisch...“

Wie so Vieles; aber die anderen Dinge hindern einen meist nicht an Vorgängen wie „Denken“ und „Überleben“.

Dafür wäre ein Überleben, wenn ich das richtig beurteile, ohne Liebe auch überhaupt Nichts wert! Aber bin ich da nicht auch...

„Ist es dann nicht egoistisch von mir, lieben zu wollen, General? Würde ich damit nicht auch meine Pflicht dir gegenüber gefährden?“

Er starrt an die Decke.

„Nein...du könntest das doch gar nicht, oder? Ich könnte dir befehlen, mir weiter zu dienen...ich würde es nicht tun, nie im Leben, aber du könntest so nicht glücklich werden. Zwischen Liebe und Pflicht wählen zu müssen...das ist das Schlimmste, Golem. Jetzt ist es viel zu früh, sich eine derartige Sache zu wünschen. In ferner Zukunft...wer weiß. Vielleicht ist es möglich. Aber in dieser Situation...ich meine, wer würde sich auch in einen Nichtmenschen aus Metall verlieben?“

Das trifft mich hart, weil es stimmt. Ich bin kein Mensch...und wer außer einem Menschen sollte mich lieben? Denn ich bin mir sicher – einseitige Liebe wäre schrecklich. Man würde nur ausgenutzt werden!

Was das größte Problem darstellt. Und woher soll man wissen, ob man geliebt wird? Man kann nicht in die Leute hinein sehen! Man kann in der Hinsicht auch Niemanden vertrauen...denn Jemanden, den man liebt, glaubt man Alles.

Er deutet meine Stille richtig, was mir nicht weiter hilft.

„Es...es tut mir Leid, Golem. Das war...nicht nett von mir.“

„Wenn es doch stimmt, General...“

Sein Blick senkt sich betroffen. Meine Faust schlägt gegen die Wand, und es splittert laut. Verdammt!

„Golem!“

Gerade hatte ich mich abwenden wollen und hinaus laufen, da hält mich seine Stimme fest. Ein Fluch entfährt dem Meister aufgrund einer gestoßenen Zehe, dann legt er seine Hand auf meine Schulter.

„Ich hätte das nicht sagen sollen, das war gemein. Und stimmt auch nicht völlig. Es geht nicht um deinen Körper. Um das Metall, das dich kleidet. Wirklich wichtig für die Liebe sind nur die inneren Werte, und deine Seele ist menschlicher als die meisten, die in Fleisch stecken.“

Zu blöd nur, dass die wirklich eine Seele haben...egal, wie schwarz sie ist.

Sei still! Sei um Himmels Willen still!

Du verrennst dich hier gerade in völlig idiotische Hoffnungen, Träume und vage Ideen, du solltest mir dankbar sein dafür, dass ich versuche, ein wenig Vernunft in dein Winzhirn zu prügeln! Liebe für einen Golem, von einem Golem? Das ist doch völlig undenkbar!

Ach so? Ich kann das aber denken, sonst würde ich es gerade nicht tun, oder?
Irgendetwas zwingt mich, eine bittere Frage zu stellen, vielleicht, weil ich selbst erkenne, dass ich geradezu kindisch trotzig bin im Moment...ich will nicht meine Vernunft einbüßen, nur weil der Zweite mich wieder durch seine Worte quält.

„Wenn der Körper nicht wichtig ist, warum musste deiner dann erst gefesselt werden, damit du Natalya verfallen bist?“

Zunächst ignoriert er meine Frage, dreht sich um, setzt sich hin und lässt einen Feuermagier für Licht sorgen. Meine Dunkelsicht verschwindet und der Raum versinkt in tanzenden Schatten, da die Leuchtkugeln nicht wirklich hell sind. Der Ausdruck des Meisters ist schwer zu deuten, als er auf den Stuhl sich gegenüber weist.
Als ich sitze, redet er weiter.

„Nun, der Körper ist nicht Alles, aber man könnte ihn durchaus als ergänzenden, wenngleich nicht zwingend notwendigen Teil der Liebe sehen...“

Von seinem unglaublich kompliziert formulierten Satz muss ich erst mal intern schlucken. Wie genau soll ich das verstehen...

Ein Wort zur Güte.

Wenns sein muss...

Ihm gegenüber.

...du kannst dich hoffentlich beherrschen.
Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand zeigen anklagend auf den Meister.

„Eine schöne Umschreibung dafür, dass das Gerede von 'inneren Werten' nicht wirklich zielführend ist, da es zwar durchaus Beispiele gibt, wo selbige zählen, aber ein Großteil der Beziehungen einzig und allein aufgrund des Aussehens geschlossen wird.“

Seine Stirn runzelt sich.

„Warum denkst du alter Zyniker denn, hier mitreden zu können? Oder wurdest du schon einmal verschmäht?“

„Ha, sämtliche Götter, an die geglaubt wird, mögen bewahren. Ich erlaube mir nur, diesen Kommentar einzuwerfen, da ich glaube, dass mein...geschätzter Mitbewohner...Euere Aussage falsch verstanden haben könnte. Tatsächlich ist es überaus unwahrscheinlich, dass sich Irgendjemand je zu einem Golem hingezogen fühlen könnte, und wenn ich das richtig interpretiert habe, wolltet Ihr genau das nur vorsichtig ausdrücken.“

Der Meister zieht sich etwas zurück.

„Das wollte ich nicht!“

Ich balle meine rechte Hand zur Faust.

„Aber was meinst du denn dann mit der Ergänzung der Liebe durch den Körper?“

Er schluckt.

„Ähm...“

Und sein Gesicht wird, so ich das in den Schatten beurteilen kann, rötlich.

Gnihihihi.

„...du weißt schon...der...ähm...spaßige Teil von Fortpflanzung?“

Mein Kopf wandert langsam nach vorne; wenn ich Augen hätte, würden sie sich erweitern.

„Ich habe keine Ahnung, wovon zu redest.“

Sein Blick beginnt, durch den Raum zu schießen.

„Oh. Hm. Dann sollte man dich wohl aufklären...“

Oh, das ist viel zu köstlich.

Was zur Hölle amüsiert dich so?

Allein die Wortwahl!

„General, warum ist dir das so unangenehm? Wenn du mir etwas nicht sagen willst, dann lass es doch, so wichtig wird es schon nicht sein...“

„Nein, das ist schon wichtig, um die Sache zu verstehen...Himmel, ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Gespräch je führen müsste, bevor ich dreißig bin...oder überhaupt...“

Als ich ihn sich winden sehe, kommt mir plötzlich ein Geistesblitz.

„Eigentlich musst du mir Nichts erklären. Das kann der Zweite machen – er tut so, als würde er sich auskennen.“

Die Augen meines Gegenübers schießen auf.

Was? Nein, das kann nicht dein Ernst...

„Ist das so, Zweiter? Antworte ehrlich.“

Ganz leicht zitternd legen sich zwei Finger auf meine Brust.

„Ich kenne sämtliche theoretischen Details, wenngleich selbstverständlich ohne praktische Erfahrung.“

Ein dünnes Grinsen umspielt des Meisters Lippen.

„Das wird genügen. Dann hast du hiermit die Aufgabe, meinen Golem über sämtliche Aspekte körperlicher Liebe aufzuklären, die dir bewusst sind, Zweiter. Leg los.“

Du verdammtes Arschloch, ich hasse dich!

Oho, anscheinend ist das Thema wirklich lustig, wenn du dich darüber so aufregen kannst. Jetzt bin ich wirklich gespannt.
Plötzlich flutet Information mein Hirn. Ich spüre, wie sie Lücken füllt, von denen ich noch gar nicht wusste, dass sie da waren – offenbar hat der Zweite sie bei den vielen Schüben an Überlebenswichtigem bisher ausgelassen, ob als Teil eines privaten Witzes oder weil es ihm wirklich peinlich war, weiß ich nicht. Denn auf einmal verstehe ich, warum beide so ein Problem damit hatten, mich zu erhellen, was, wie das neue künstliche Wissen mir kühl versichert, grundsätzlich eine gesellschaftliche Sache ist, der sich aber Niemand entziehen kann, da das Thema wirklich eines der wenigen ist, die über alle Schichten hinweg mit Samthandschuhen angefasst werden...was mir ein wenig komisch erscheint. Welchen Sinn hat diese...Prüderie, wie man es nennt? Was soll sie bewirken? Mir scheint der Prozess recht natürlich, wenngleich deutlich unpraktischer, als er sein sollte...
Liegt mein mangelndes Unbehagen daran, dass ich wirklich keine Erfahrung habe, im Gegensatz vielleicht zum Zweiten, der praktisch – wie ich jetzt weiß, allerdings wirklich selbstverständlich – nicht versiert ist, aber theoretisch eben schon ein ganzes Leben lang mit einer oktroyierten Aura des Schweigens dazu konfrontiert war, und...
Moment, was hast du mir denn da für eine Erinnerung als Fallbeispiel mitgeliefert?

Du musstest ihre Kleider halten und zusehen, während dein Meister...?
Ahahahahahahahahahahahahahaha...

Was? Das...das...hör auf zu lachen! Als ob das ein besonderes Problem gewesen wäre! Er war noch jung, es war sein Wunsch, und ich diene nur...gib mir diese Erinnerung zurück!

Können vor Lachen, oh Himmel, ist das lustig! Kein Wunder, dass du eingeschworener Vernunftsgolem so pikiert bist, wenn dein Meister dich derart...oh, da kann man schon neidisch werden, wenn man sieht, wie viel Spaß er hat...hm, sie eher weniger...

Treibs nicht zu weit...

Ich hör ja schon auf.
Gnihihi, um dich zu zitieren.

„Golem?“

Ich nicke.

„Ich weiß Bescheid.“

Er legt den Kopf schief.

„...und?“

Schulterzucken.

„Was soll sein? Der Vorgang ist recht logisch, die Konnotationen befremdlich, aber da ich von ihnen nur theoretisch weiß, kann ich schlecht peinlich berührt sein, oder?“

„Das...das gibt Sinn. Dann...nun...du siehst die...Unmöglichkeit mit dir und...wem auch immer?“

Mein Kinn klingt, als ich nachdenklich dagegen klopfe.

„Ja...wobei das wirklich nicht Alles sein dürfte, was Liebe ausmacht, scheint mir zumindest sehr gut ohne jegliche Gefühle möglich. Zumindest, was mir diese...“

!

Der Zweite scheint der Idee, dass ich sein...Fallbeispiel...und womöglich noch weitere erniedrigende Szenen...offen legen könnte, etwas abgeneigt. Na schön, ich bin ja nicht gemein oder so, gleichwohl du es verdient hättest...

„...'Skizzen' sagen, die ich im Kopf habe. Lassen wir das...ich...fühle mich genug informiert für einen Abend, General...“

Hastig sein Nicken.

„Das ist schön. Wir können dann ja zu anderer Gelegenheit weiterreden, würde mich...freuen. Nun, dann hoffe ich auf einen schnellen Schlaf...“

Er legt sich hin und der Magier löscht seine Kugeln. Ich bleibe sitzen und denke in völliger interner Stille nach, die nur von dem regelmäßiger werdenden Atmen des Meisters im Hintergrund unterbrochen wird. Ein so irrsinniges Konzept, die Liebe, und doch für die Menschen so wichtig...und damit sollte sie es auch für mich sein, wenn ich es recht bedenke, denn was trennt mich von Menschen außer diesem verfluchten Körper? Die Seele habe ich...
...kein abfälliger Kommentar vom Zweiten...das hat ihn jetzt mitgenommen...
...aber was ich mich frage...wann spüre ich denn, ob ich Jemanden wirklich liebe? Diese Frage muss ich wohl auf später verschieben. Und ob mich Jemand liebt, dürfte noch weitaus schwerer festzustellen sein...
Aber da kommt mir was. Ganz leise, um ihn nicht zu wecken, wenn er schon schläft, dringt eine nicht aufzuhaltende Frage aus meinem Körper.

„General...als du im Dungeon fiebrig warst, meintest du, du hättest mich lieb. Wie ernst darf ich das denn nehmen?“

Ein Zucken von unter der Decke.

„Das...habe ich gesagt?“

Pause.

„Ich...nehme an, auf, sagen wir...brüderliche Weise...kannst du das ernst nehmen, Golem.“

Etwas blüht bei diesen Worten, so relativiert sie sind, in mir auf. Es ist, als würde mir ein Herz wachsen, nur um sofort zu explodieren in einem Schauer aus warmen Funken, die bis in die kleinste Spitze meiner Extremitäten wandern und mich mit einer Leichtigkeit erfüllen, die meine Seele schweben lässt, bis knapp unter die Decke. Ein wenig ist es wie der Rausch, der mich erfüllte, als ich die Magie des Inifuss-Baums abzapfte, ähnlich unbesiegbar komme ich mir in diesem Moment vor, aber weniger durch Macht, durch den Verlust von Kontrolle, sondern durch ein Gefühl des tiefen Friedens, des Glücks, das mir mehr als Alles je zuvor die Gewissheit gibt, dass ich mich in diesem Moment nicht besser fühlen könnte, dass diese wenigen Worte die schönsten sind, die ich je gehört habe.

„General...ich glaube...ich liebe dich auch...“

Urplötzlich dringt ein tiefer Schrei aus den Tiefen meines Seins, der, wie ich jetzt, da mein erster Moment der Wonne verklungen ist, schon im Aufbau war, seit der Meister seinen Satz gesagt hat; ich bin es nicht...es ist der Zweite, der jegliche Kohärenz verliert, als wäre sein Geist gerade durch einen gewaltigen Hammerschlag zerbrochen und völlig dem Wahnsinn anheim gefallen.
Ich beginne zu zittern. Die Welle an...Schmerz, die ich mitbekomme, ist überwältigend, genauso wie die Funken, die mich erfüllen...ich bin kurz davor, weggeschwemmt zu werden...

„Du weißt, warum unser Geturtel unglaublich falsch klingt und mir eigentlich ziemlich unbehaglich ist, Golem?“

Die staubtrockene Stimme vom Bett her reißt mich in die Wirklichkeit zurück. Ein ersticktes Lachen, dass ich einfach laut artikulieren muss, entweicht mir.

„Ja...ja, das klingt sehr...falsch ist das richtige Wort.
Also. Brüderliche Liebe. Hm?“

Er nickt heftig.

„Ja. Ja, genau das. Wir...vertrauen uns. Mögen uns. Das...genügt.“

„Schön, dass wir das geklärt haben.“

„Ich...werde jetzt schlafen.“

„Gute Nacht.“

Ganz ruhig sitze ich da, geradezu verkrampft, wenn ich das könnte. Das war...unangenehm.
Und was zur Hölle war jetzt mit dir los?
Da trifft mich eine Tirade wie ein Säureschwall mitten ins Gesicht.

Ihr habt das schon richtig ausgedrückt, verdammt! Es ist falsch, ja! Falsch! Wie könnt ihr eine solche Travestie begehen, eine derartige Perversion – dass ich das noch bestätigt hören muss, in welcher Welt leben wir denn hier? Ein Meister, der seinen Golem liebt, ein Wahnsinniger, der für Gegenstände derartige Gefühle hegt – was kommt als Nächstes? Fliegende Schweine? Feuersbrünste? Sintfluten?

Zweiter, was zur Hölle...

Warum muss ich mit einem Meister gestraft sein, der derartige Blasphemien ohne sich danach den Mund auszuwaschen auszusprechen wagt, gefangen im Körper eines Delusionisten, der womöglich auch noch bereit ist, den Worten des sabbernden Idioten im Gegenüber zuzuhören, ohne seine Ohren mit Säure reinigen zu wollen?

Was ist dein Problem? Du hast schon genauso überreagiert, als der Meister im Dungeon das gesagt hat, warum stößt dich die Vorstellung derart ab, dass wir uns lieben wie zwei Brüder?

Wir sind keine Brüder! Wir sind Diener! Verstehst du es denn immer noch nicht? Liebe ist gefährlich! Er könnte genausogut ein Messer in seine Brust rammen!

Ach, Zweiter...du redest und redest, aber ich sehe ohne Probleme durch deinen Wasserfall an Worten.
Dich hat nie Jemand geliebt, oder? Wie auch, bei einem solchen Meister. Du sehnst dich auch nur nach Zuneigung wie jeder Andere auch...
...he, soll ich dein Schweigen als Antwort nehmen?
 
Also, was auch immer dich am Kapitel gestört hat...

Ich persönlich empfinde dieses 'Emo'-Kapitel als eines der Besten bis jetzt... ;)
 
Eines der besten - naja ich find die mit spannenden Kämpfen besser, aber jedem seine Meinung.
Also es ist wirklich gut und witzig, hab laut lachen müssen - und war halt einfach fällig. Aber ich seh das in erster Linie als Lückenfüller *duck*.

Abgesehen davon, wieso sind die so peinlich berüht?
Ist ein Golem nicht prinzipiell geschlechtslos? ^^
Und "liebe" zu Gegenständen wie es der zweite so pervers findet ist ja auch ein Aspekt der bei uns nicht so völlig fremd ist - gibt ja durchaus so Redewendungen wie "der liebt sein Auto" oder sowas ... auch wenn man vielleicht an der Stelle besser von Vernarrtheit sprechen kann.
Aber grade vor dem Hintergrund, dass durch die Beziehung zu Natalya ja klar wird wie der Meister "gepolt" ist finde ich die Reaktion vom zweiten vielleicht doch sogar schon etwas übertrieben. Und grade dadurch wird klar dass der vielleicht doch eher neidisch auf die "Beziehung" zwischen Meister und Golem ist weil er selbst sowas mit seinem eigenen Meister nicht kannte ...
Also ich finde das ist dir gut gelungen.
 
Huhu :hy:

Tja. Wie bereits vorher festgestellt - dieses Kapitel kann man wohl nicht "richtig" schreiben. Und die subjektive Abschätzung, was nun "richtiger" ist an Formulierungen und Wendungen, möchte ich nicht treffen müssen. Hier auch nicht notwendig, da keine Alternative zur Bewertung freigegeben ist ;)

So wirklich gefällt mir das Kapitel leider nicht. Was vielleicht an überhöhten Erwartungen liegt, also nicht nur als Kritik, sondern eher als indirektes Kompliment zu verstehen ist - wie auch immer. Bei anderer Gelegenheit passte die "Stimmung" wunderbar auf die Szene, hier fehlt mir genau das "spezielle Etwas", das "wunderbar Passende".
Rein subjektiv, wie bei solchen Sachen immer...

Konkret auf den Punkt bringen, was das Kapitel davon abhält, etwas Besonderes zu werden, ist kompliziert. Den Schluss möchte ich hier als Beispiel anbringen: Alles, was hier geschieht, war bereits angedeutet. Die Position des Zweiten nach außen ist hinlänglich bekannt. Die inneren Ansichten des Zweiten sind bereits kurz Teil der Spekulationen des Ersten gewesen - passenderweise. Den Zweiten nur auf seine mörderische Grausamkeit zu reduzieren wird der Figur nicht annähernd gerecht - wie mehrfach gesagt halte ich ihn für einen der gelungensten Charaktere überhaupt in der Geschichte.
Obwohl die Handlung hier also alles andere als vom Himmel fällt, fühlt es sich doch irgendwie nicht "richtig" an. Zu kurz, oder zu direkt die Folgerung des Ersten, zu plump die Reaktion des Zweiten. Oder vielleicht nicht "plump", aber dennoch...

Ansonsten: Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, über Gefühle oder die 'rationale' (haha) Erklärung eben solcher wohl auch nicht. Ich hätte einiges anders geschrieben, aber das sagt sich immer leicht ;)
Und ob es mir "besser" (nach welchem Standard auch immer) gelungen wäre - keine Garantie.

Ceterum censeo isenhartem esse delendam.

Seleya
 
Jo, du hast den Nagel recht gut auf den Punkt getroffen, Seleya. Der Zweite PASST nicht zu 100% in diesem Kapitel - und das tut er sonst immer. Ich denke, ich hab mich zu sehr dazu verleiten lassen, die Ernsthaftigkeit durch Komik auszubalancieren, was prinzipiell imho sein muss, weil ich kein stocksteifes Emokapitel schreiben WILL, aber ich habs übertrieben, denke ich.

Der Zweite hätte nicht so reagieren sollen, wie er es getan hat - nicht so übertrieben zumindest. Das Fazit, dass er sich eigentlich auch nach Liebe sehnt, ist ganz wichtig (hint hint) und kam wirklich ein wenig überhastet...hab ich mich DOCH von der späten Stunde hetzen lassen, damn it. Die ganze Charakterisierung...meh...ein wenig shaky. Nichts Weltbewegendes, aber hätte besser sein können.

Na ja, freut mich, wenns euch trotzdem gefallen hat. Aber da muss immer noch mehr Qualität rein! Ansprüche, zefix!

Simon
 
Nachdem nun die unangenehmsten - weil rhetorisch weissglühenden - Kohlen schon aus dem Feuer sind, nämlich eine Bestätigung darüber, dass man dieses Kapitel schlichtweg "nicht richtig" schreiben kann, senfe ich auch dazu.
Wobei, wenn der Author als literarische Instanz ja angeblich tot ist, es eigentlich gar keinen Unterschied macht, ob er selbst ein Gelingen seines literarischen Versuches postuliert oder nicht. Die Blechtrommel ist und bleibt Höhenkamm, selbst wenn der olle SS-Schnäutzer Grass jetzt bändeweise Schmähschriften dazu verfassen würde, was einen Quark er da geschrieben habe. Rezensionsschelte rückwärts als Umkehrung des Mottos: Getretener Quark wird breit, nicht stark.
Wie dem auch immer sei, gab es Szenen die wegen ihrer Urkomik bei mir zwangsläufig gellendes Gelächter hervorgerufen haben. Allerdings auch nur bei einem ersten Mal des Durchlesens. Jetzt, wo ich den Text noch mal durchgegangen bin, zwecks Kommentar, stellt sich allenfalls müdes Grinsen ein. Jaaaa, wer den Witz schon kennt, der lacht nur einmal. Eben nicht und deshalb muss ich mir doch die Frage stellen, warum ich überhaupt gelacht habe. Die Antwort steht in Seleyas Beitrag: Das "Nicht Passen". Bloß weiss ich nicht, ob das ein absichtliches Verlassen von Duktus und Stil ist, oder ungewollt. Man bemerke wieder: Wenn der Autor doch tot ist, dann spielt es eigentlich keine Rolle ob gewollt oder auf der Tastatur ausgerutscht, es ist und bleibt zumindest in der Rezeption Stilmittel à la:

"Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels,
Wolken türmen
Unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blick umher
Und ich denke noch,
Schiller, saufsüchtig, dumpfichter Schwabe,
Schreib halt Deutsch, Du Arschloch!"

Beim ersten Mal mag das noch ein Schmunzeln verursachen, beim zweiten Mal höchstens noch gequältes Grinsen. Und warum? Gewollter Stilbruch. Ja was, wenn ich aber nun versucht habe, weimarer Klassik nachzuformen und dabei nur vollends auf die Nase geflogen bin? Das Schöne ist doch, wenn jetzt irgendwer daherkümmt und meine plumpe Verballhornung der ersten Strophe von Schillers Hymne an den Beschränk - ÄH! - den 'Unendlichen' für Literatur erklärt, ist mir das Stückchen Schrift doch aus der Hand gerissen. Irgendwann wird der Text dann in Schulbüchern als poetologische Satire der Neuzeit, ja, sogar als Reminiszenz an die respektlose Chuzpe der neuen Sachlichkeit aufgenommen, die sich ja auch über die Sockelheiligen lustig gemacht hat, ganz egal, ob ich nur ein Demonstrationswitzchen im Briefmarkenformat in ein Diablo 2 Forum poste: Wech is wech. Und wenn wir sagen yay, statt deinem nay, dann können sich noch Literaturwissenschaftler in hundert Jahren die Köpfe einschlagen, wer da recht haben mag.

So, nu binnich ma wieder vollends abgeschweift.

Hm. Ja, echt schön hier in Braunschweig, sagen Sie, das liegt jetzt neben Garmisch oder? Ja da wollte ich nämlich ursprünglich hin müssen Sie wissen... Aha. Und einen Lift hat es hier auch nicht. Soso...

PS:
Mir fällt gerade noch was auf... Es ist eigentlich nicht nur der Wechsel der Arten, wie du Humor erzeugst, der hier vollzogen wird, nämlich situative Komik gegen choreographiertes Sitcom eintauschen, sondern noch etwas anderes: Die Handlungsebene, genauer gesagt die Figur des Zweiten.

"Er ist nur deshalb so wie er ist, weil er sich nach Liebe sehnt."

Ja holt mir die Geigen! Nun merke ich doch, wie ich hoffe, nein geistig innerlich darauf bestehe, oder es doch zumindest vor mir möchte, dass es sich um textliche Autoreflexion handelt. Denn welch ein milieutheoretisch ausgelutschter Kitsch, in vollständiger Reduktion eines spannenden philosophischen Experimentes (Ja, hier spricht der Fanclub-Subskribent des Zweiten) in banaler Küchenpsychologie wäre sonst:

"Er ist nur deshalb so wie er ist, weil er sich nach Liebe sehnt."

Also wohl -wollend und -meinend harret einer Auflösung im nächsten Kapitel ;)

PPS:
Genau! Nieder mit Kath-Isenhart, er ist (wörtl. Gerund. klingt immer ekelhaft) ein zu zerstörender.

Nimduril
 
Huhu :hy:

Hiermit sei kurz die Hoffnung formuliert, dass das Ausbleiben an Lesestoff nicht mit möglicherweise vernichtend wirkender, zurückliegender Kritik am vorherigen Kapitel zusammenhängt, sondern eher mit... nennen wir es "Ablenkung" des zugehörigen Autors.
Auch wenn dies explizit kein Beschwerdepost werden soll, erfüllen diese Zeilen doch zumindest diesen Zweck: Den Beschwerdepost von Seiten des Autors zu verhindern, dass sich kein Leser auf Grund der Verspätung beschwert hat ;)

Seleya
 
Huhu :hy:

Hiermit sei kurz die Hoffnung formuliert, dass das Ausbleiben an Lesestoff nicht mit möglicherweise vernichtend wirkender, zurückliegender Kritik am vorherigen Kapitel zusammenhängt, sondern eher mit... nennen wir es "Ablenkung" des zugehörigen Autors.
:angel:

Ich wär gestern FAST fertig geworden, bevor ich Besuch bekommen habe.

Fast.

Dafür hab ich heute, nachdem ich wieder alleine war, sofort weiter gemacht damit. So viel seid ihr mir wert!

Die Kritik war übrigens keineswegs vernichtend, da ich ja selbstkritisch genug war. Mal sehen, ob zukünftige solche mit Übung besser werden...derweil ein Häppchen für zwischendurch sozusagen!

Simon


EDIT: Kleiner Bonus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 65 – Marktruhe

Endlich schläft der Meister. Ich nicht, weil ich ewig wache; doch diese Nacht kann ich nicht nutzen für was auch immer produktiv sein könnte...regungslos bleibe ich in einer Ecke des Raumes stehen und denke nach über mich, über uns, meine Gefühle, seine Worte...die Stunden vergehen, aber ich bemerke es kaum. Der Zweite ist still wie lange nicht mehr und so bin ich mit meinen hallenden Gedanken völlig allein. Fühle ich mich nicht auch ein wenig wie ein abgestellter Gegenstand hier? Aber nein...ich habe ja gehört, aus seinem Mund, dass ich weit mehr bin als das. Doch auch des Zweiten harte Worte nagen an mir. Wenn nicht, um meine eigene Überzeugung, was meinen Selbstwert betrifft, zu erschüttern, dann doch, um meine Einschätzung des dunklen Geistes in mir neu zu beurteilen. Wie viel seiner Kälte, seiner Grausamkeit ist nur aufgesetzt, anerzogen? Mit höchster Konzentration – ich habe ja Zeit – verschließe ich meine nächsten Gedanken. Kann er...geändert werden?
Denn nach und nach beginnt sich mir ein Bild zu formen von seinem Werdegang...die eine in einer ganzen Reihe verschiedener Golempersönlichkeiten, der der alte General erlaubte, für längere Zeit zu leben, und offenbar ist er sich dieses Umstandes schon immer bewusst. Ständig wurde ihm seine eigene Ersetzbarkeit, seine prinzipielle Wertlosigkeit vorgehalten...was für eine grausame Existenz. Ich frage mich, wofür er überhaupt meinte, dass es sich weiterzuleben lohnte? Immerhin hätte er nur einen Fehler machen müssen, mit Absicht oder nicht, und sein Meister hätte ihn sofort durch einen neuen Diener ersetzt. Wenn ich das richtig verstanden habe...aber er beging keinen Fehler, sonst wäre er jetzt nicht hier. Tatsächlich war er so gut, dass er dem alten General viele Jahre – bis zu dessem Tod wohl – dienen konnte. Und, was mir ebenfalls gerade auffällt...es war seine Formel, die in das Lebenswerk seines Meisters geschrieben wurde. Ob dieser wusste, dass er damit den Zweiten für jeden zukünftigen Leser zum Diener machen würde? Wenn ja...dann war das eine unglaublich grauenvolle Tat. Mein Meister scheint mit der erste zu sein, der die Formel benutzte nach dem Tod des ersten Generals, aber was wäre passiert, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre? Wäre die Seele des Zweiten zerrissen worden, auf mehrere Nutzer verteilt? Oder, weniger offensichtlich schlimm, mit jeder neuen Beschwörung zwischen Körpern und Meistern hin- und hergesprungen? Ich will gar nicht darüber nachdenken.
Zurück also zum Ausgang meiner Gedanken – erschaffen als Diener und nichts Anderes, aus dem Wort für „Gehorsam“ sogar. Und er hatte die Kraft, diese Rolle zu akzeptieren – und in ihr aufzugehen? Oder war es eine Qual für ihn, wie es für mich gewesen wäre? Er scheint seinen Meister und dessen Philosophie zu vergöttern...aber gelegentlich zeigen sich Risse in seiner Fassade. Sind das nur leichte Ausrutscher, oder...? Wenn ich es herausfinden könnte, kann man ihm im Zweifelsfall vielleicht sogar...helfen.
Irgendetwas trifft mich. Warum genau will ich diesem Kerl eigentlich helfen? Der grausam Menschen tötete, mich mit diesen Erinnerungen quälte, keinen Hehl aus einer völligen Verachtung für gängige Moral macht...aber ich kann, ich kann mich nicht dazu bringen, ihn zu verdammen. Er macht mich krank, aber nicht so sehr wie der Gedanke, ihn einfach fallen zu lassen, aufzugeben...bin ich zu gut für diese Welt? Was macht ihn denn besser als diese Dämonen, denen ich keine Träne nachweine? Die verdienen zu sterben? Sein womöglich, eventuell aber auch nicht von Pein erfülltes Leben? Darf man denn Mitleid mit einem Monster haben, nur weil es unschuldig geboren wurde...all jene Seelen, die in der Hölle landeten, waren auch nicht von Anfang an böse, oder? Doch jetzt verdienen ihre unnatürlichen Körper, die hier eindringen, den Tod...
...den sie schon einmal erlitten haben. Der Zweite ist nie gestorben. Für ihn ist Nichts entschieden!
Aber hatte ich nicht selbst die Hoffnung, dass auch scheinbar bereits endgültige Entscheidungen noch rückgängig gemacht werden könnten? Ich frage mich, wo Sturmbaum gerade ist.
Nach vielen ungewissen Spekulationen bricht der Tag an. Der Meister hat es geschafft, tief einzuschlafen, leider war das nicht sehr lange...es hilft Nichts. Ich wecke ihn so sanft wie möglich. Er verzieht das Gesicht.

„Mfff.“

„Tut mir Leid, General. Aber die Sonne geht auf...“

„Ja s scho gut.“

Mit Überwindung setzt er sich auf.

„Lass mir eine Viertelstunde, dann bin ich bereit. Kannst ja schon mal dafür sorgen, dass Isenhart bereit steht.“

Die nächsten Worte kann ich irgendwie nicht aufhalten.

„Muss ich?“

Er grinst.

„Auf dich wird er eh nicht hören, aber ich bin mir sicher, wer auch immer gerade Wache hält, wird ihn gerne wecken, denn ich bin bereit zu wetten, dass er noch schläft. Und was den Gedanken dahinter angeht...ja, wir nehmen ihn wieder mit, weil ich keine Lust habe, die Stadt zu Fuß nach den Tempeln abzulaufen, die wir durchsuchen wollen, hm?“

„Hast wohl Recht...bin gleich dann.“

Ich mache mich auf. Die mir unbekannte Wache ist in der Tat bereit, meine Nachricht zu übermitteln, und weil ich unnötigen Stress vermeiden will, warte ich gar nicht erst auf das Ergebnis; Treffpunkt ist Wegpunkt, wie immer, hinfinden wird er alleine. Stattdessen hole ich nach, was ich diese Nacht nicht erledigt habe vor lauter Nachdenken; ich prüfe meinen Körper auf Beschädigungen, „strecke“ jedes Gelenk, lasse das Schwert ein paar Male ein- und ausfahren...Alles funktioniert so perfekt, wie es das eben kann in dieser minderen Hülle. Gerade bin ich bereit, als ein in letzter Zeit eher selten gesehenes Gesicht auftaucht.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Golem! Hast du denn gerade Zeit, etwas zuzuhören?“

Ich lege den Kopf schief.

„In der Tat, das habe ich. Guten Morgen, Deckard! Wie geht es Euch?“

„Oh, ausgezeichnet, aber das ist nicht wichtig. Ich hörte, ihr hattet vor, euere Reiseroute ein wenig...umzubiegen?“

Was zur...

„Woher...hat Ihr das denn gehört?“

Er lächelt sanft.

„Ich habe meine Quellen. Auch dies ist nicht wichtig. Vielmehr ist es mein Anliegen, euch in aller Deutlichkeit davon abzuraten, einen Umweg zu gehen. Die Zeit drängt mehr als je zuvor, trotzdem bin ich überzeugt, dass ihr es schaffen könnt, die Brüder aufzuhalten...wenn wirklich gar Nichts dazwischen kommt. Auf keinen Fall ein Abstecher mit vagem Ausgang.“

Selten unsubtil, alter Knabe.

Oh, du lebst noch? Guten Morgen. Und wie geht es dir?

Wie soll es mir gehen? Kümmer dich nicht um mich, sondern um das Gespräch mit ihm.

...na schön.

„Ich muss gestehen, auch Bedenken gehegt zu haben bezüglich dieses Unternehmens. Wobei diese nicht allzu groß sind, denn es gibt schließlich auch genug Argumente für einen kleinen Abstecher – wenn dieser sich im Rahmen hält. Unsere Quellen sagen immerhin, dass das Ziel sich sehr, sehr lohnen könnte...und wenn ich ganz ehrlich bin, ich denke, wir könnten jedes Bisschen zusätzlicher Macht brauchen, um die Übel zu konfrontieren.“

Wieder dieses milde Lächeln, diesmal aber nicht abwehrend gemeint.

„Ich bezweifle, dass ihr eine noch größere Stärke finden könnt als schon in euch liegt. Du und dein Meister, ihr habt zusammen schon so viele Herausforderungen durchstanden, mit einer Mischung aus Sturheit, Willenskraft und Genialität – den Tugenden, die der Menschheit schon immer gegen die Dämonen beistanden. Was müsst ihr euch noch künstlich weiter aufbauen?“

„Ha, ich danke Euch für Euer Vertrauen in unsere natürlichen Fähigkeiten, aber ich weiß ja nicht, ob ich den General von dieser Einschätzung überzeugen kann...“

Oder dich.

Rate mal.

„...wobei ich eigentlich auch denke, dass es insofern nicht schaden kann, als dass es nach einer wirklich winzigen Zeitinvestition klingt; und wenn diese schon zu viel ist...dann haben wir wenigstens mehr Macht, um bestehen zu können gegen was auch immer uns erwartet.“

Deckard seufzt.

„Ich sehe schon, du bist schwer zu überzeugen. Nun gut, dann muss ich meine Bedenken ausbauen. Tatsächlich habe ich sehr böse Vorahnungen, was...“

Er stutzt. Hm? Ich sehe in die Richtung seines gewanderten Blicks...
Isenhart ist hinter mir aufgetaucht, in seiner vollen selbstgeschmiedeten Rüstung, auf sein Schwert gestützt; er sieht nicht gut aus...als er meinen Blick spürt, fährt sein Kopf hoch, die Augen darin sind eingefallen, seine Haut fahl.

„Was glotzt du so? Ich bin da, kannst ja deinem Meister sagen, zur Hölle. Viel zu früh...“

Ich ignoriere ihn, wie er nun auch mich.

„Böse Vorahnungen, Deckard?“

Er schüttelt den Kopf.

„Na ja, vielleicht war es auch nur so ein Gefühl. Wenn ihr nicht davon abzubringen seid...dann seid wenigstens immer vorsichtig. Mich würde es nicht wundern, wenn in diesen Tempeln...seltsame Gestalten mit schlechten Absichten zu finden sind.“

Damit geht er, offenbar ein wenig beleidigt. Aber...was soll ich denn sagen? Ohne den Meister kann ich ohnehin nicht für unser Vorgehen sprechen, also...

Vielleicht stört ihn die seltsame Gestalt hinter uns mehr?

Das...könnte natürlich sein. Nun, auf der Hut werden wir ohnehin sein müssen...
Bald darauf kommt der Meister an, grüßt Isenhart freundlich, der zurückgrunzt, und wir sind in Unter-Kurast.
Schnell stelle ich sicher, dass uns Nichts überrascht; es ist ruhig. Die Ruinen liegen jedoch in alle Richtungen, was es schwer macht, weiter zu sehen; wir könnten jederzeit aus einem der Häuser angegriffen werden und hinter jeder Ecke könnte ein Hinterhalt lauern...das gefällt mir nicht.

Ja, Häuserkampf ist etwas Ekelhaftes. Zum Glück haben wir ja schon Jemand, der immer willig ist, vorauszulaufen, hm?

...ja...?
Warum zur Hölle ist er so fröhlich? Lenkt er nur ab? Er war so erschüttert gestern – verdrängt er das einfach?
Aber ich kann ihn ja nicht einfach fragen, oder?

„Na denn, brechen wir auf. Ach, eine Sache noch, Isenhart – wir werden einen kleinen Umweg einschlagen von der direkten Route nach Travincal und ein paar Tempel besichtigen. Kennst du dich da aus?“

Er blickt skeptisch unter seinem Helm hervor.

„Bin kein großer Tempelgänger. Aber ich weiß, wo sie liegn. Was denn der Plan?“

„Ich bin an Informationen gekommen, dass ein sehr wertvolles Artefakt – das Schwarze Buch, falls dir das was sagt – in einem von ihnen versteckt sein soll, und das schon seit der Zeit vor der Dämoneninvasion. Es sollte also ein Leichtes sein, das Ding zu beschaffen und nicht allzuviel Zeit kosten – wenn du uns gut hinführst, noch weniger! Du wirst zwar von Aschara bezahlt...aber wenn ich zufrieden bin, wär mir das einen kleinen Bonus wert.“

Da wird er hellhörig.

„Worauf wartn wir dann noch? 's geht in die Richtung zum Basar, da sin die ersten.“

Nach wenigen Schritten scheint ihm etwas einzufallen...

„Erm, ich weiß nich, obs so günstig ist, wenn ich vorgeh...“

Der Meister sieht sich um.

„In der Tat. Dann wäre ich dir sehr verbunden, wenn du dich dazu herablassen könntest, dem Golem ein paar Anweisungen zu geben, in welche Richtung er sich wenden soll, dann wird er sicher gerne die Vorhut übernehmen.“

Ich nicke.

„Aber immer.“

Unter dem Helm ist das Gesicht des Söldners unleserlich, aber er braucht eine Weile, um sich zu entscheiden...was gibts denn da zu überlegen?

Ich glaube, er ist schlicht müde.

Wäre natürlich eine Möglichkeit...aber der Meister hat doch auch nicht länger geschlafen als er...sogar kürzer, wenn Isenhart nicht die halbe Nacht mit Liebeskummer wach lag.

Das könnte der Unterschied zwischen einem erfahrenen Krieger und einem kampfunfähigen Schmied sein, wenn du mich fragst.

Solange es nicht der Alkohol ist...

Kannst ja mal den Meister fragen, ob er was riecht, ansonsten ist mir das so egal wie der Störfaktor auf zwei Beinen eigentlich immer.

Schließlich stimmt unser Begleiter doch zu, nachdem er sich die Sache lange hat durch den Kopf gehen lassen, und lotst mich mit knappen „links hier“ und „nächste Ecke rechts“-Rufen durch den relativ lichten Häuserdschungel; trotz des Nachteils der Unübersichtlichkeit eine sehr willkommene Erholung gegenüber einem Dickicht links und rechts von uns, aus dem jederzeit ein Angriff kommen könnte.
Als dann doch einer kommt, bin ich fast zu spät dran, es zu bemerken; denn ich hatte mich auf mein Hörvermögen verlassen...und diese Gegner kamen leise wie der Wind. Doch die schwache Sonne wirft ganz leichte Schatten; genug im Kontrast, um etwas zu bemerken.

„Über uns!“

Da fallen sie vom Himmel – Vögel wie die, die uns in der Wüste schon einmal angriffen. Diese hier sind allerdings nicht mehr am Leben – verfaultes Fleisch fällt fast ab von durchschimmernden Knochen, die dreckigen Federn sollten eigentlich nicht mehr zum Fliegen taugen, und doch waren sie hoch am Himmel. Der Meister, zu dem ich mich sofort umdrehe, hebt seinen Schild und ist bereit, sobald er meinen Ruf hört; Isenhart, dessen Schild viel größer ist, beschließt, erst den Blick zum Himmel zu heben. Viel zu langsam. Einer der Vögel stürzt auf ihn herab...
Feuerblitze fahren in seine Seite, wirbeln ihn außer Kontrolle, er landet unsanft mit einem feuchten Geräusch neben dem Söldner. Jetzt ist er wach, schlägt wie wild mit seinem Schwert auf den lebendigen Kadaver ein, dabei kreischend...ich verliere meinen Fokus, als ich auch angegriffen werde, was den Angreifern aber nicht bekommt. Der Meister, wie ich nach meinem zweiten toten Gegner sehe, ist von mehreren umflockt; er lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen, wir hatten schon weit schlimmere Monster gegen uns, diese hier sind fast, wenn man das sagen darf, trivial. Wächter treten einander auf die Schilde, um hoch genug zu kommen, packen Schwanzfedern, reißen die fliegenden Zombies zu Boden, wo sie zerknüppelt werden. Die Magier schießen so, dass die Vögel in die Geschosse hineinfliegen; die Taktik funktioniert nicht immer, weil die Flugbahnen sehr erratisch sind, aber es hält sie beschäftigt. Ich packe ein paar Steine aus einer zerstörten Wand neben mir und lasse den Zweiten sein Wurfkönnen zeigen; in Bälde ist Nichts mehr am Himmel und unsere noch nicht von dem Kampf mit Sturmbaum erholte Armee ist wieder komplett. Isenhart ist unverletzt, zittert aber.

„Das...waren Untote...“

Der Meister tritt gegen einen unbenutzten Kadaver.

„In der Tat. Wie man sieht, kann man die auch schlecht machen; meine sind da deutlich besser.“

Ein weiterer Kommentar des Söldners bleibt aus, aber mir – und dem Meister – entgeht nicht, dass der letzte Satz ein Fehler war; der Gedanke, mit Skeletten verbündet zu sein, die von ähnlichen Kräfte getrieben werden wie die Truppen der Gegner, behagt unserem Begleiter gar nicht. Wie wir ja schon wissen. Sollte aber nicht so sein, und das macht mir Sorgen...

Wir werden noch einige Male angegriffen, aus der Luft, von Baumspringern...aber da ich jetzt für alle Fälle auf der Hut bin, passiert uns Nichts. Die Skelette kümmern sich ohne Probleme um die Gegner, wobei die Springer sehr lästig sind, da ihre Reichweite größer ist, als man denkt. Isenhart kann dafür zum ersten Mal seinen Schild wirklich brauchen – er nennt ihn die „Parade“. Wie...einfallsreich. Einige Häuserblocks weiter erreichen wir eine Säulenallee, die intakteste bisher.

„'s die Viertelgrenze. Dahinter liegt der Basar.“

„Hervorragend! Wie früh sind wir an einem Tempel?“

Kurz ist es still; dann erklingt wieder Isenharts raue Stimme.

„Ihr seid scharf auf dieses Buch, eh?“

Ein freudloses Lachen ist die Antwort.

„Ich habs vor Allem eilig. Wobei ich es ohnehin nicht für mich hole, sondern für den, der mir die Information verschafft hat.“

„Ach? Scheintn guter Informant zu sein.“

„Und ein Freund. Natürlich verspreche ich mir auch was davon, wie das immer so ist...“

Da lacht unser Begleiter.

„Jetzt sprecht Ihr mal ne Sprache, die ich versteh! Kommen da nur noch mehr Infos bei rum, oder was...Greifbareres?“

Da regt sich doch mein Giersinn.

Aber sowas von. Zum Glück ist das auch sehr offensichtlich.
Und in der Tat wird der Meister daraufhin sehr vorsichtig.

„Tatsächlich vor Allem Informationen...ich werde das Buch sicher nicht für Gold verkaufen, oder Ähnliches...ich meine, was könnten man auch sonst aus einem Buch gewinnen außer dem Inhalt der Texte?“

„Is wohl so...“

Gut gemacht.

Erwartungsgemäß – bei einer derart unsubtilen Nachfrage.

Isenhart ist aber noch nicht fertig.

„Übrigens...der Wegpunkt is recht nah hier, solltn wir zuerst hin, denk ich...is wohl sicherer so.“

Sicherer?

Wenn uns die Stadtportale Ausgehen...oder so?

„Wenn es auf dem Weg liegt, warum nicht?“

Und damit ist die Sache entschieden. Wir betreten den Basar. Dieser ist in deutlich besserem Zustand – die Häuser sehen zwar nicht so aus, als würde man sie gerne kaufen, aber nur an wenigen Stellen sind sie wirklich beschädigt, die meisten Dächer sind noch gedeckt, der Putz öfter intakt als zerbröselt. Du hattest Recht – je näher wir Mephisto kommen, desto hübscher wird es.

Nur logisch.

Wir umrunden eine Häuserecke...und ich laufe fast in eine Gestalt, die an der Wand lehnte, bis ich neben ihr aufgetaucht bin. Sie zuckt zurück, lässt ihre Augen über mich wandern...rote Augen, in einem grauen Gesicht, gekrönt von gedrungenen Hörnern, die sich durch die Haut gebohrt haben. Lange, fettige schwarze Haare hängen dem Hinterkopf herab, wo sie eine kleine einst weiße Kappe nicht mehr bändigen kann. Der von zu großen, spitzen Zähnen halb offen gezwungene Mund zeigt einen verzweifelten Zug...sehr leicht zu erkennen als jene Emotion, denn wenn unter der leichten Stoffkleidung nicht zu viel Gegenteiliges verborgen ist, war diese Kreatur einst menschlich – trotz der roten Haut. In seinen zitternden Händen hält er eine Bardike mit großer, breiter Klinge.
Die Menschen tauchen hinter mir auf. Mein Gegenüber weicht einen Schritt zurück. Er hat ganz offensichtlich furchtbare Angst.

„He...keine Sorge, wir tun dir Nichts...“

Plötzlich blitzen seine Augen auf.

„Dämon!“

Schneller, als ich erwartete, huscht er nach vorne und zieht die Waffe mit voller Kraft durch. Nein! Ich hebe meinen Arm, die Klinge knallt dagegen, dellt ihn ein – dämonische Mächte hinter diesem Hieb, ein Mensch wäre schwächer!...und ein Schrei ertönt, als die Dornen-Aura unzählige Wunden an seinen Armen öffnet. Die Bardike klappert zu Boden. Reines Entsetzen ist auf seinem Gesicht.
Ich strecke die offenen Hände aus, die rechte mit Mühe.

„Es tut mir Leid, ich wollte nicht...“

„Ungläubige! Hinweg!“

Er dreht sich um, seine blutenden Arme vor der Brust verschränkend, und stürmt mit unglaublicher Geschwindigkeit davon – so hole ich ihn sicher nicht ein...aber er könnte müde werden. Schnell werfe ich einen Blick zurück. Der Meister steht etwas geschockt da. Seine Augen treffen mich nach einem kurzen Moment.

„Lass ihn. Es wäre dumm, hinterherzurennen...“

Isenhart starrt dem Flüchtenden dröge hinterher.

„N Gläubiger...Mephisto hat die Zakas vergiftet...ich krieg die Krise...“

Der Meister wendet sich ihm zu.

„Auch ein Anhänger von Herold?“

Ein Nicken ist die Antwort des Söldners.

„Komisch, dass er Eueren Golem für nen Dämon hielt, huh?“

„Sie sind verwirrt...das ist gar nicht gut, ganz und gar nicht gut. Was sollen wir denn machen, wenn die uns angreifen? Es bestehen Chancen, sie zu retten...“

Ich balle meine Hand zur Faust.

„Gleiche Taktiken wie bei den verfluchten Jägerinnen?“

Der Meister betastet meine Dornen, gleichzeitig meinen Arm repaierend.

„Wenn sie denn wirken...aber es ist unsere Pflicht. Hoffentlich sind es nicht zu viele von ihnen...gehen wir weiter. Vielleicht hat er Wache gestanden, ich will nicht, dass wir ein sitzendes Ziel sind – und wir haben keine Zeit zu verlieren auf unserer Suche nach den Tempeln...“

„Die sin ja schnell genug gefunden...“

Noch vorsichtiger als sonst umrunde ich die Häuserecken, den zögerlichen Weisungen Isenharts folgend, und nach kurzem Weg kommen wir tatsächlich unbehelligt an einem Wegpunkt an. Der Meister macht sich ans Aktivieren, während ich mich vom kleinen Sockel aus, auf dem die Steinplatte liegt, umsehe; die flachen Dächer der nahen Häuser sind relativ gedrungen, und ich stehe nun ja höher...jedoch nicht hoch genug.

„Kann mir der kurz höher helfen?“

Der Meister war gerade fertig mit dem Entziffern der Runen, jetzt winkt er abwesend Zustimmung und beginnt, die Folge zu intonieren; ich steige derweil auf den Schild des hilfreichen Wächters, um dessen Unterstützung ich gebeten habe. Die magisch verstärkten Knochenarme heben mich höher...aha! Das ist eine Aussicht! Nur wenige Gebäude, auf alle Richtungen verteilt, sind noch groß genug, um meine Sicht zu behindern, viele Hütten hier sind nur ein Stockwerk hoch. Und eines dieser imposanteren Gebilde ist eine breite Stufenpyramide mit einem kleinen Quader an der Spitze, der wohl an einer Seite, die ich nicht einsehe, eine Öffnung nach innen haben wird.

„Liegt einer der Tempel dahinten?“

Isenhart starrt mich finster an, weil ich es wage, ihn anzusprechen, und ignoriert mich; der Meister stupst ihn an, mit der Aktivierung fertig.

„Beantworte bitte seine Frage.“

„...ja, 's einer.“

Ich kalkuliere kurz...wäre es nicht weitaus günstiger gewesen, vom Eingang des Basars aus gleich dorthin zu laufen?

Aber sowas von.

Hat Isenhart uns also gerade in die Irre geführt mit seiner Wegpunktempfehlung, oder wusste er es nicht besser?

Rate mal, was ich rate.

Aber welchen Vorteil sollte er denn daraus ziehen, dass der Wegpunkt aktiv ist? Verstehe ich nicht...ich werde beim Weitergehen darüber nachdenken.
Tatsächlich kann ich das unbehelligt, jedoch ohne, dass mir eine Idee kommt; wir werden von welchen Monstern auch immer hier lauern völlig ignoriert, und kommen zügig am Fuße des Tempels an. Der Quaderbau an der Spitze hat in der Tat einen Eingang von einer Seite, der breiten; die Stufen sind komfortabel zu besteigen, nahezu völlig intakt, und nur ein paar Schlingpflanzen umranken den weißen Stein. Hat Herold Macht?
Wir werden es wohl drinnen herausfinden...
 
schönes Kap.

Aber das ist doch offensichtlich mit dem Wegpunkt, einmal aktiv kann den jeder nutzen und das Isen nen bissel Magiekundig ist hat er ja schon bewiesen - also was wird der im verlassenen Geschäftsviertel wohl suchen...

und wenn er müde ist, der war wahrscheinlich die halbe Nacht unterwegs um am letzten WP die Umgebung zu plündern...

wir sollen hier doch spekulieren oder?
 
Musst du auch nicht, der Verdacht reicht quasi auch so für'n lynch - sogar ohne Outing :flame:
 
Huhu :hy:

Kurz und knapp:
Vote Isenhart

Für Begründung siehe Jyroshi ;)
Ceterum censeo...

Tja, ansonsten: Nette Einleitung zu hoffentlich folgenden Großtaten. Der Anfang riecht allerdings ein klein wenig nach Brechstange, hm?
Wobei das ja eigentlich schon der Kommentar zum letzten Kapitel besorgt hat...
Das Fazit, dass er sich eigentlich auch nach Liebe sehnt, ist ganz wichtig (hint hint)

Ich nehme mal an, dass ich nicht nur für mich spreche, wenn ich anmerke, dass du nicht immer den ganzen Zaun ausgraben musst - der Wink mit einem einzelnen Zaunpfahl ist ab und an durchaus ausreichend.

Seleya
 
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