Man kann nur Defizite in der Außenwelt erkennen wenn man die Defizite in sich herumträgt.
Würde ich anders sehen. Man kann sie nur erkennen, wenn man bereit ist sie zu reflektieren... ich finde nicht, dass ich alles Schlechte, das in der Welt passiert auch in mir selbst herumtrage. Vielmehr muss ich die Fähigkeit haben zu reflektieren, darüber nachzudenken und einzuordnen. Wer die Defizite selbst in sich trägt wird sie vielleicht genau nicht erkennen, weil es für ihn den "Normalzustand" beschreibt.
Idealerweise bin ich immer unbefangen, wäge alle Seiten ab und bewerte Dinge dann als Defizit.
Wobei hier auch ein großes Problem liegt. Es ist unmöglich, einen neutralen Ausgangspunkt zu finden, gegenüber dem man abwägen kann. Nehmen wir das beispiel des tötens. Ich schreibe bewusst töten, damit das Beispiel klarer wird.
In der freien Wildbahn ist es normal, dass Tiere gegenseitig töten, meist zur Nahrungsbeschaffung, aber es gibt oft Fälle in denen Nachwuchs, Freß- sowie Territorialkoknurrenten getötet werden. Wir sehen dies und denken uns "Naja, so ist die Natur halt". Von diesem Standpunkt aus sollte es "normal" sein, dass Menschen gegenseitig töten und auch als "So ist die Natur eben" abgetan werden. Da der Menscher aber empfindungsfähiger ist und Dinge wie "Moral" eingeführt hat, ist es eben nicht "normal".
Es ist also von vornherein schonmal schwierig einen Maßstab zu finden, an dem man Defizite fest macht. Ich denke noch viel schwieriger ist es dann, diesen Maßstab zu finden wenn man selbst dieses Defizit mit sich herumträgt, weil man dieses als solchen vielleicht garnicht erkennt.
Menschen reproduzieren Fakten, die sie wo anders gelesen haben. Ganz zweifelsfrei - als ob sie wissen würden.
Nunja, wo hört reines Faktenwissen auf und wo fängt wirkliches wissen an? Kann man das überhaupt trennen? Wie unterschiedet sich ein Fachmann, der Fakten reproduziert von einem Laien, der evtl genau dieselben Fakten reproduziert?
Fakten an sich sind nichts schlechtes und um Wissen zu erlangen sind sie unerlässlich. Was macht man Beispielsweise während des Studiums? Einen großer Teil ist Fakten lernen und reproduzieren.
Die Fakten die ich weiß, würde ich als mein Wissen bezeichnen und auch behaupten, dass ich fundierte Meinungen haben kann...
Auch hier ist wieder der Maßstab das Problem. Ab wann erkenne ich jemanden als "Wissenden" an und wann halte ich ihn für jemanden, der einfach nur nacherzählt? Sie können doch beide dasselbe Faktenwissen haben, ich habe keine Möglichkeit den einen vom anderen zu unterscheiden. Das einzige das mir hilft sind Zeugnisse (Diplome, Doktorwürden) mit denen die Gesellschaft jemandem bescheinigt er ist jetzt "Fachmann". Ist er das dann wirklich?
Das muss dann wieder jeder für sich selbst rausfinden, wie schon im ersten Absatz beschrieben. Ich muss also wieder einen "Normzustand" finden, den ich Glaube, von dem ich denke, dass er richtig ist, die Fakten die mir jemand erzählt aufnehmen, reflektieren und an meinem Wissen messen.
Und das wiederum führt auf meinen vorigen Post. Es gibt einfach viel zu vieles, das man wissen kann. Wie Bambi gesagt hat, die Technologie wird immer komplexer und vielfältiger, niemand kann alles wissen. Zwangsläufig bleibt das ganzheitliche Wissen auf der Strecke, jeder hat nurnoch ein Basiswissen und vertieft sich in eine Richtung. Es wird also auch hier schwer einen Normzustand zu finden, der richtig ist.
In der Mehrzahl der Fälle kommt das "Wissen" aus dem Internet, wo Seiten von-wem-auch-immer Auf- und Zupoppen. Man argumentiert nicht mehr auf Basis von WIssen sondern auf Basis von Links (die göttlich unfehlbar erscheinen).
Nunja, früher kam das Wissen aus Büchern oder wurde einem erzählt von jemanden, von dem man glaubte er wisse darüber bescheid. Was unterscheidet Wissen, das mir "traditionell" zugetragen wurde von dem aus dem Internet? In beiden Fällen kann es falsch sein.
Macht es meine Argumentation besser, wenn ich aus einem Buch zitiere in dem genauso falsches steht wie auf einer Internetseite?
Man sollte das Netz nicht verteufeln, auch hier wieder ist das große Problem, wie reflektiert man das gelesene/gehörte/gesehene? Es ist eine gute Sache, wenn man schnelle Informationen zu einem Fachgebeit sucht in dem man sicht nicht so gut auskennt. Wichtig hierbei ist eben, dass man sich immer in Bereichen bewegt, die man noch mit eigenem Wissen (auf welcher Basis auch immer das gebildet wurde) verifizieren kann und man das ganze dann "richtig" einordnen kann.
Beispiel: Jemand der technisch nicht bewandert ist, möchte sich über die Relativitätstheorie informieren. Wie geht er vor? Er kauft sich ein Buch darüber liest das und nimmt alles gelesene, einfach mal als wahr hin.
Der "richtige" (meiner Ansicht nach) Weg wäre aber bei klassischer Mechanik zu beginnen, die ich mit meiner Alltagserfahrung verifizieren kann. Äpfel fallen von Bäumen, Kräfte addieren sich etc. Das heißt ich erweitere mein bisheriges Wissen um neues, von dem ich sicher sein kann dass es auch richtig ist. Dann gehe ich von diesem Stand aus wieder einen Schritt weiter, der wiederum schlüssig zu meinem Wissen passt... usw, bis ich bei Einstein und Quantenphysik lande...
Aber ganz ehrlich, wer macht sowas schon immer? Klar ist es da leichter, sich entsprechendes Wissen von anderen zu holen, die einem diese Schritte schon abgenommen haben... Wie man diese Menschen dann einschätzt ist eben wieder das Problem das ich oben beschrieben habe. Wem glaube ich? Denen mit Diplom? Denen die am lautesten schreien?
Alles nicht so einfach
Die Zukunft ist unter der Knute von Weltverschlechterungspropheten.
Nunja, was "sicher" ist, ist der Fakt dass die Zukunft nicht einfacher wird, sondern in jeder Hinsicht an Komplexität gewinnt. Und das macht vielen Leuten eben Angst, wer seinen eigenen Bezugsrahmen nicht ständig erweitert, dem fällt es eben schwer Neuartiges einzuordnen und zu reflektieren. Und aus dieser Angst erwächst dann die negative Einstellung.
Der durchschnittliche "Deutsche" wird dümmer. Auch mit der Orthografie hatten die Foristen früher (2000 - 2002^^) weniger Probleme.
Nunja, früher hatte man die "Dummen" vielleicht einfach nicht so mitbekommen, weil es schwerer war sich so leicht öffentlich zu äußern wie heutzutage. Billiges Internet und unzählige Privatsender machen es eben sehr viel einfacher, auch für die "Dummen" sich öffentlich zu zeigen und seine Meinungen abzusondern.
Es gab sie früher sicher genauso, nur eben "versteckt" und noch nicht RTL-beleuchtet
Oha, riesen Post... bin ich heute drauf

@Hannes, ich möchte dich nicht kritisieren, sondern dir einfach mal meine Sicht zeigen und dir evlt Denkanstöße geben, die Reflektion liegt bei dir
