Undead Poet
Guest
Mein erster Beitrag. Ich weiss leider den Namen der Stadt nicht, in der das Geschehen spielt, und daher ist sie mit [x] betitelt.
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So lange, dachte Nar, und Verzweiflung keimte in ihm auf wie ein Samen, bin ich durch Tod und Verderben gegangen - Nur um derer noch mehr zu finden. Von [x] war Nichts geblieben als Asche und verlorene Hoffnung, war es doch einst ein friedliches Städtchen gewesen, zwar nicht besonders fortschrittlich oder aufregend, aber friedlich. Betreten senkte Nar den Kopf angesichts dieses grausamen Anblick. In der unendlichen Ferne des Horizonts suchte die Sonne, hinter diesem zu verschwinden und das Firmament ihrem bleichen Bruder zu überlassen. Wie glühende Finger schienen ihre Strahlen nach der Verwüstung unter ihr zu greifen und einen Herzschlag lang glaubte Nar, dass die Schuld für all das Elend, das über den besudelten Boden vor ihm gekommen war, bei ihr zu suchen sei. In einer unwillkürlichen Bewegung verscheuchte er diesen Gedanken und setzte seinen Weg stumm fort. Als er einen Blick auf die Umgebung neben sich erhaschte, erkannte er, dass nicht nur die Stadt unter dem dämonischen Angriff gelitten hatte. Sträucher waren verdorrt, Bäume hatten ihre Blätter verloren und hingen wie trauernde Kadaver über dem toten Land. Der Boden selbst schien durch eine Laune der Götter ein einziges, verendetes Tier darzustellen, dass sich noch in Todeskrämpfen wandt, den Kampf jedoch sehr bald verlieren würde.
Aufgeschreckt durch eine flüchtige Bewegung in den Büschen zu seiner Rechten führte er die Hände in einer unbewussten Bewegung zu den Scheiden an beiden Seiten seines schmutzigen Lederpanzers, in denen seine Dolche ruhten. Beständig nahmen sie alle Magie auf, die an diesem von den Göttern verfluchten Ort noch geblieben und nicht dem Gestank des Krieges gewichen war. Erleichtert atmete er auf, als er den schwachen Schatten einer Gestalt aus dem Gestrüpp gleiten sah - die silbernen Schuppen, deren gezacktes Muster sich auf dem schlanken Körper der Schlange abzeichnete, waren ihm nur allzu vertraut. Slyn musste sich unbemerkt aus dem Ärmel seines knöchellangen Mantels gewunden und die Umgebung erkundet haben. In den grauen Leichen des Waldes fand sie ein hervorragendes Versteck, kehrte aber nun wieder zu ihrem Herren zurück. Behutsam hob er ihren zerbrechlichen Körper auf und ließ ihn zurück in die Dunkelheit seines Umhangs gleiten, dann beschleunigte er seinen Schritt und näherte sich dem glühenden Inferno, das die verblassende Sonne über die Stadt erhob, wie als wolle sie ihm eine letzte Frist einräumen, eine letzte Warnung geben, doch umzukehren, doch einen anderen Weg zu beschreiten, als diesen. Doch Nar führte stets den Weg weiter, auf den ihn seine, mittlerweile in den unbequemen Lederstiefeln wund gescheuerten, Füße trugen. Je näher er dem Schlachtfeld, das nie wirklich eines hätte sein sollen kam, desto stärker schlug ihm der Geruch eines geschlagenen Kampfes entgegen. Der süßlich abstoßende Duft verwesenden Fleisches mischte sich mit dem von verzehrenden Flammen und gab Aufschluss auf das, was die Augen nicht erfassen konnten.
Minuten später hatte er die ersten Häuser, die wie eine Art grotesker Verteidigungswall um die Stadt herum angeordnet waren, erreicht. Vom Himmel sandte die Sonne noch einen letzten, flammenden Gruß und verschwand in ihrer brennenden Glorie schliesslich am Horizont. An ihre Stelle trat das bleiche Licht des Mondes, doch die Feuer der Stadt erloschen nicht. Von dem Ausmaß der Vernichtung konnte Nar sich erst jetzt ein Bild machen. Flammen fraßen sich durch ein Haus zu seiner Linken und offenbarten ein Bild der Verwüstung. Ein schwelender Dachbalken prallte in das knisternde Feuer der Etagen unter ihm und verschwand im Rasseln des Infernos. Kopfschüttelnd tastete er sich weiter vor in die Stadt, bis der Geruch von verbrannten Leibern, seien sie Mensch oder Dämon, ihm in einer wabernden Wolke entgegenquoll. Entstellte Körper, kaum mehr als groteske Klumpen verbrannten Fleisches säumten die Wege. Obwohl Nar sich bemühte, Augen und Nase im Angesicht dieser Übelkeit erregenden Szene zu verschliessen, so erkannte er doch die Spuren des Kampfes - Nicht allein Hitze hatte die Leben Vieler beendet, manche umklammerten noch krampfhaft blutverkrustete Klingen und trugen selbst Wunden, die unverkennbar von scharfem Metall herrührten. Gesichter kündeten von verschiedensten Emotionen, Hass, Rausch, Todesangst, doch auf keinem der verstümmelten Bündel ließ Nar den Blick länger als den Bruchteil einer Sekunde. Plötzlich gewahrte er eine langsame Bewegung in einem der schwelenden Kadaver, der einst die Lebenden beherbergt hatte, doch nun die Toten barg. Blitzschnell zuckten Nars Hände zu seinen Waffen und rissen diese aus ihren ledernen Halterungen und liessen sie mit einem flirrenden Geräusch in Abwehrhaltung rasen. Für einen Blick nahm Nar die Aufmerksamkeit von dem Schatten, der aus einem der Häuser kroch und schenkte diese seinen Dolchen. Die Flammen warfen ein gespenstisches Licht auf diese und es schien, als saugten sie nicht nur all die, hier äusserst rare, arkane Kraft in sich auf, sondern absorbierten auch all die negativen Emotionen um sich herum, um sie in ihren Klingen zu bündeln auf Befehl ihres Trägers zu entfesseln. Zwischen den Ruinen ihres Heims trat schliesslich eine ältere Frau heraus, die Kleidung, die sie am Leib trug, teilweise zerfetzt und verschmort, auf der verzweifelten Suche nach Freunden und Verwandten. Das Licht des sie umgebenden Feuers malte tanzende Lichter auf ihr eingefallenes Gesicht und erweckte die Gestalten zu unwirklichem Leben. Ihre Züge verbarg der Schatten, doch um all die enttäuschte Hoffnung und stumme Verzweiflung zu erahnen, brauchte man nicht einen Blick auf sie zu werfen. Das schneeweisse Haar war stellenweise verkohlt, die Schritte unsicher und müde vom langen Suchen. Bei ihrem Anblick senkte Nar seine Dolche gleichermaßen wie sein Haupt. Was muss ein Mensch verbrochen haben, um derartig bestraft zu werden? schoss es ihm durch den Kopf, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Pfeil - Es brauchte in dieser Welt keinen Grund für derartiges Leid.
Langsam erhob die Alte ihre zitternde Stimme und wandt sich an den Fremden.
"Ihr seid erst seit Kurzem hier eingetroffen", begann sie und ihre Worte verrieten, dass sie bei all dem Kummer und Schmerz, den sie hatte ertragen müssen, noch den Verstand behalten hatte, "an euren Kleidern klebt weder Blut noch der Schmutz der vergangenen Schlacht."
Bevor er dem Mütterchen antwortete, betrachtete er kurz seine eigene Gestalt - viel besser sah er nicht aus und die Worte der Frau schmeichelten ihm.
"Ich bewundere eure Zähigkeit, wenn ihr nach all dem Geschehenen noch ruhig zu sprechen in der Lage seid." entgegnete er und konnte ein klein wenig Bewunderung nicht verbergen.
Sie sog hörbar die aschehaltige Luft ein und fuhr mit ungerührter Stimme fort. "Es kam Alles so unerwartet. Nach der langen Zeit des Friedens waren wir auf so etwas nicht vorbereitet... " seufzend hielt sie einen Moment inne, fing sich dann aber wieder und fuhr fort. "Sie kannten keine Gnade, mordeten und brandschanzten, wo sie konnten. Die Götter müssen uns verlassen haben... Seht nur zu Boden! Kreaturen des Abgrundes liegen neben den Körpern unserer Freunde und Familien im Staub!"
Betretenes Schweigen bedeckte die Szenerie einige Sekunden lang, bis die Nar begriff, dass es an ihm war, weiterzusprechen.
"Ihr seid wahrhaftig eine rüstige Alte, wenn ihr so ungerührt auf die Körper eurer Lieben blicken könnt, wie sie dort in ihrem eigenen, gerinnenden Blut liegen und deren Verlust so leicht hinnehmt."
Für einen Moment schien es, als spielte ein Lächeln um die Mundwinkel der Frau, doch so schnell, wie es aufgeglommen war, verschwand es wieder.
"Ich habe schon zuviel gesehen, als dass mich dies hier noch erschüttern könnte, junger Herr. Zuviel von der Welt, wie sie wirklich ist. Habt ihr das nicht auch?"
Wie, als ob er seine Gedanken und sie erst sehr mühsam zu Worten formen müsste, schwieg Nar einen Lidschlag lang und begann dann zu sprechen.
"Das habe ich, doch ebenso habe ich, so Leid es mir tut, keine Zeit, selbige hier mit euch zu verbringen. Sagt mir: Wo sind die anderen Überlebenden, falls es sie gibt?"
"Pah", entfuhr es der Alten, wie als müsste sie ein Übel, das lange in ihr geruht hatte, von sich stoßen und vollführte eine wegwerfende Geste mit der linken Hand, "allesamt sind sie in der alten Dorfkirche, auf dem Hügel, Männer und Frauen und Kinder. Sie beten zu einem Gott, der sie verlassen hat. Lasst euch nicht von ihrem Gerede mitreißen... Sie suchen Zuflucht an dem einzig möglichen Ort, nehmt es ihnen nicht übel."
Auf der Suche nach einem verbrannten Ding, das einmal eine Kirche gewesen sein konnte, ließ Nar die Augen über das Feld der Zerstörung gleiten, vergeblich, bis die alte Frau mit einem Fingerzeig auf ein Gebäude hinwies, das sich von den anderen abhob. Im Gegensatz zu den Wohnhäusern der Menschen war es nicht aus Holz sondern massivem Stein gefertigt und hatte so den zornigen Angriffen der Dämonen Stand gehalten. Es war den Einwohnern der Stadt nicht zu verdenken, dass sie in das Haus ihres Herrn geflüchtet waren und trotz des Sturms, der über sie gekommen war, nur noch fester an ihn glaubten. Dankbar lächelte er dem schattenhaften Wesen zu, dass ihn geleitet hatte, doch schon war es verschwunden, zwischen Tod und Verzweiflung und brennendem Fleisch. Nar jedoch blickte auf zu dem Bollwerk gegen das Böse und näherte sich dem weissen Koloss langsam und bedächtig.
Ob gottesfürchtig oder nicht - diese Menschen werden unsere Hilfe bitter nötig haben, was auch immer sie vorhaben. Die Chance auf einen weiteren Tag in dieser feindseligen Welt eröffnet sich uns, wir müssen nur eintreten in die Tür, die uns aufgestoßen wird.
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So lange, dachte Nar, und Verzweiflung keimte in ihm auf wie ein Samen, bin ich durch Tod und Verderben gegangen - Nur um derer noch mehr zu finden. Von [x] war Nichts geblieben als Asche und verlorene Hoffnung, war es doch einst ein friedliches Städtchen gewesen, zwar nicht besonders fortschrittlich oder aufregend, aber friedlich. Betreten senkte Nar den Kopf angesichts dieses grausamen Anblick. In der unendlichen Ferne des Horizonts suchte die Sonne, hinter diesem zu verschwinden und das Firmament ihrem bleichen Bruder zu überlassen. Wie glühende Finger schienen ihre Strahlen nach der Verwüstung unter ihr zu greifen und einen Herzschlag lang glaubte Nar, dass die Schuld für all das Elend, das über den besudelten Boden vor ihm gekommen war, bei ihr zu suchen sei. In einer unwillkürlichen Bewegung verscheuchte er diesen Gedanken und setzte seinen Weg stumm fort. Als er einen Blick auf die Umgebung neben sich erhaschte, erkannte er, dass nicht nur die Stadt unter dem dämonischen Angriff gelitten hatte. Sträucher waren verdorrt, Bäume hatten ihre Blätter verloren und hingen wie trauernde Kadaver über dem toten Land. Der Boden selbst schien durch eine Laune der Götter ein einziges, verendetes Tier darzustellen, dass sich noch in Todeskrämpfen wandt, den Kampf jedoch sehr bald verlieren würde.
Aufgeschreckt durch eine flüchtige Bewegung in den Büschen zu seiner Rechten führte er die Hände in einer unbewussten Bewegung zu den Scheiden an beiden Seiten seines schmutzigen Lederpanzers, in denen seine Dolche ruhten. Beständig nahmen sie alle Magie auf, die an diesem von den Göttern verfluchten Ort noch geblieben und nicht dem Gestank des Krieges gewichen war. Erleichtert atmete er auf, als er den schwachen Schatten einer Gestalt aus dem Gestrüpp gleiten sah - die silbernen Schuppen, deren gezacktes Muster sich auf dem schlanken Körper der Schlange abzeichnete, waren ihm nur allzu vertraut. Slyn musste sich unbemerkt aus dem Ärmel seines knöchellangen Mantels gewunden und die Umgebung erkundet haben. In den grauen Leichen des Waldes fand sie ein hervorragendes Versteck, kehrte aber nun wieder zu ihrem Herren zurück. Behutsam hob er ihren zerbrechlichen Körper auf und ließ ihn zurück in die Dunkelheit seines Umhangs gleiten, dann beschleunigte er seinen Schritt und näherte sich dem glühenden Inferno, das die verblassende Sonne über die Stadt erhob, wie als wolle sie ihm eine letzte Frist einräumen, eine letzte Warnung geben, doch umzukehren, doch einen anderen Weg zu beschreiten, als diesen. Doch Nar führte stets den Weg weiter, auf den ihn seine, mittlerweile in den unbequemen Lederstiefeln wund gescheuerten, Füße trugen. Je näher er dem Schlachtfeld, das nie wirklich eines hätte sein sollen kam, desto stärker schlug ihm der Geruch eines geschlagenen Kampfes entgegen. Der süßlich abstoßende Duft verwesenden Fleisches mischte sich mit dem von verzehrenden Flammen und gab Aufschluss auf das, was die Augen nicht erfassen konnten.
Minuten später hatte er die ersten Häuser, die wie eine Art grotesker Verteidigungswall um die Stadt herum angeordnet waren, erreicht. Vom Himmel sandte die Sonne noch einen letzten, flammenden Gruß und verschwand in ihrer brennenden Glorie schliesslich am Horizont. An ihre Stelle trat das bleiche Licht des Mondes, doch die Feuer der Stadt erloschen nicht. Von dem Ausmaß der Vernichtung konnte Nar sich erst jetzt ein Bild machen. Flammen fraßen sich durch ein Haus zu seiner Linken und offenbarten ein Bild der Verwüstung. Ein schwelender Dachbalken prallte in das knisternde Feuer der Etagen unter ihm und verschwand im Rasseln des Infernos. Kopfschüttelnd tastete er sich weiter vor in die Stadt, bis der Geruch von verbrannten Leibern, seien sie Mensch oder Dämon, ihm in einer wabernden Wolke entgegenquoll. Entstellte Körper, kaum mehr als groteske Klumpen verbrannten Fleisches säumten die Wege. Obwohl Nar sich bemühte, Augen und Nase im Angesicht dieser Übelkeit erregenden Szene zu verschliessen, so erkannte er doch die Spuren des Kampfes - Nicht allein Hitze hatte die Leben Vieler beendet, manche umklammerten noch krampfhaft blutverkrustete Klingen und trugen selbst Wunden, die unverkennbar von scharfem Metall herrührten. Gesichter kündeten von verschiedensten Emotionen, Hass, Rausch, Todesangst, doch auf keinem der verstümmelten Bündel ließ Nar den Blick länger als den Bruchteil einer Sekunde. Plötzlich gewahrte er eine langsame Bewegung in einem der schwelenden Kadaver, der einst die Lebenden beherbergt hatte, doch nun die Toten barg. Blitzschnell zuckten Nars Hände zu seinen Waffen und rissen diese aus ihren ledernen Halterungen und liessen sie mit einem flirrenden Geräusch in Abwehrhaltung rasen. Für einen Blick nahm Nar die Aufmerksamkeit von dem Schatten, der aus einem der Häuser kroch und schenkte diese seinen Dolchen. Die Flammen warfen ein gespenstisches Licht auf diese und es schien, als saugten sie nicht nur all die, hier äusserst rare, arkane Kraft in sich auf, sondern absorbierten auch all die negativen Emotionen um sich herum, um sie in ihren Klingen zu bündeln auf Befehl ihres Trägers zu entfesseln. Zwischen den Ruinen ihres Heims trat schliesslich eine ältere Frau heraus, die Kleidung, die sie am Leib trug, teilweise zerfetzt und verschmort, auf der verzweifelten Suche nach Freunden und Verwandten. Das Licht des sie umgebenden Feuers malte tanzende Lichter auf ihr eingefallenes Gesicht und erweckte die Gestalten zu unwirklichem Leben. Ihre Züge verbarg der Schatten, doch um all die enttäuschte Hoffnung und stumme Verzweiflung zu erahnen, brauchte man nicht einen Blick auf sie zu werfen. Das schneeweisse Haar war stellenweise verkohlt, die Schritte unsicher und müde vom langen Suchen. Bei ihrem Anblick senkte Nar seine Dolche gleichermaßen wie sein Haupt. Was muss ein Mensch verbrochen haben, um derartig bestraft zu werden? schoss es ihm durch den Kopf, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Pfeil - Es brauchte in dieser Welt keinen Grund für derartiges Leid.
Langsam erhob die Alte ihre zitternde Stimme und wandt sich an den Fremden.
"Ihr seid erst seit Kurzem hier eingetroffen", begann sie und ihre Worte verrieten, dass sie bei all dem Kummer und Schmerz, den sie hatte ertragen müssen, noch den Verstand behalten hatte, "an euren Kleidern klebt weder Blut noch der Schmutz der vergangenen Schlacht."
Bevor er dem Mütterchen antwortete, betrachtete er kurz seine eigene Gestalt - viel besser sah er nicht aus und die Worte der Frau schmeichelten ihm.
"Ich bewundere eure Zähigkeit, wenn ihr nach all dem Geschehenen noch ruhig zu sprechen in der Lage seid." entgegnete er und konnte ein klein wenig Bewunderung nicht verbergen.
Sie sog hörbar die aschehaltige Luft ein und fuhr mit ungerührter Stimme fort. "Es kam Alles so unerwartet. Nach der langen Zeit des Friedens waren wir auf so etwas nicht vorbereitet... " seufzend hielt sie einen Moment inne, fing sich dann aber wieder und fuhr fort. "Sie kannten keine Gnade, mordeten und brandschanzten, wo sie konnten. Die Götter müssen uns verlassen haben... Seht nur zu Boden! Kreaturen des Abgrundes liegen neben den Körpern unserer Freunde und Familien im Staub!"
Betretenes Schweigen bedeckte die Szenerie einige Sekunden lang, bis die Nar begriff, dass es an ihm war, weiterzusprechen.
"Ihr seid wahrhaftig eine rüstige Alte, wenn ihr so ungerührt auf die Körper eurer Lieben blicken könnt, wie sie dort in ihrem eigenen, gerinnenden Blut liegen und deren Verlust so leicht hinnehmt."
Für einen Moment schien es, als spielte ein Lächeln um die Mundwinkel der Frau, doch so schnell, wie es aufgeglommen war, verschwand es wieder.
"Ich habe schon zuviel gesehen, als dass mich dies hier noch erschüttern könnte, junger Herr. Zuviel von der Welt, wie sie wirklich ist. Habt ihr das nicht auch?"
Wie, als ob er seine Gedanken und sie erst sehr mühsam zu Worten formen müsste, schwieg Nar einen Lidschlag lang und begann dann zu sprechen.
"Das habe ich, doch ebenso habe ich, so Leid es mir tut, keine Zeit, selbige hier mit euch zu verbringen. Sagt mir: Wo sind die anderen Überlebenden, falls es sie gibt?"
"Pah", entfuhr es der Alten, wie als müsste sie ein Übel, das lange in ihr geruht hatte, von sich stoßen und vollführte eine wegwerfende Geste mit der linken Hand, "allesamt sind sie in der alten Dorfkirche, auf dem Hügel, Männer und Frauen und Kinder. Sie beten zu einem Gott, der sie verlassen hat. Lasst euch nicht von ihrem Gerede mitreißen... Sie suchen Zuflucht an dem einzig möglichen Ort, nehmt es ihnen nicht übel."
Auf der Suche nach einem verbrannten Ding, das einmal eine Kirche gewesen sein konnte, ließ Nar die Augen über das Feld der Zerstörung gleiten, vergeblich, bis die alte Frau mit einem Fingerzeig auf ein Gebäude hinwies, das sich von den anderen abhob. Im Gegensatz zu den Wohnhäusern der Menschen war es nicht aus Holz sondern massivem Stein gefertigt und hatte so den zornigen Angriffen der Dämonen Stand gehalten. Es war den Einwohnern der Stadt nicht zu verdenken, dass sie in das Haus ihres Herrn geflüchtet waren und trotz des Sturms, der über sie gekommen war, nur noch fester an ihn glaubten. Dankbar lächelte er dem schattenhaften Wesen zu, dass ihn geleitet hatte, doch schon war es verschwunden, zwischen Tod und Verzweiflung und brennendem Fleisch. Nar jedoch blickte auf zu dem Bollwerk gegen das Böse und näherte sich dem weissen Koloss langsam und bedächtig.
Ob gottesfürchtig oder nicht - diese Menschen werden unsere Hilfe bitter nötig haben, was auch immer sie vorhaben. Die Chance auf einen weiteren Tag in dieser feindseligen Welt eröffnet sich uns, wir müssen nur eintreten in die Tür, die uns aufgestoßen wird.