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--- das 2. diablo2.de foren-rpg ---

Das Knacken eines Zweiges lies Aurora aufschrecken. Ungläubig sah sie sich um, richtete sich langsam auf und ging ein paar Schritte. Sie war allein und stand in einem Garten. Dieser war umgeben von einem Holzzaun und Rosenbüschen. Neben ihr wuchs eine Eiche. Sie tastete das tote Holz ab, der blattlose Baum musste schon Jahre dort stehen. Überhaupt der ganze Garten war verwahrlost und die Hütte die gegenüber dem Baum stand sah alt und kaputt aus. Die Farbe der Wände war abgeblättert, die Fensterläden hingen schief herab und die Tür war zersplittert. Langsam trat Aurora an eines der schmutzigen Fenster heran und sah in ein leeres Zimmer. Es wirkte als hätte man es erst vor kurzem verlassen, auf dem Tisch stand eine Tasse Tee, fröhlich vor sich hin dampfend. Durch das Fenster auf der anderen Seite fiel Sonnenlicht, alles war sauber und aufgeräumt.

Ungläubig drehte sich Aurora um, sah in den toten Garten, in den dunkelblauen Abendhimmel am dem schon der Vollmond herüberzog. „Das kann nicht sein.“, sagte Aurora zu sich selbst, drehte sich abermals um und warf einen erneuten Blick in das Zimmer. Eine dicke Staubschicht lag auf allem, auf dem Tisch stand eine alte leere Tasse, durch das Fenster auf der Rückseite konnte man das dunkel eines weitern Gartens sehen. Aurora trat einen Schritt an die Tür heran, öffnete sie und stand in einem Flur. Rechts konnte sie durch die Tür die Teetasse sehen, aus der Dampfwölkchen aufstiegen.

Das Geräusch von ihren Schritten klang seltsam dumpf als die Assassine durch den Flur lief, die Tür am Ende des Flurs ansteuernd. Das Haus kam ihr seltsam vertraut vor, sie betrachtete sich die Wände, die Blumenvase auf einer Theke in die jemand frische Blumen gesteckt hatte. Alles sah sauber aus, doch wenn sie durch ein Fenster sah, erblickte sie den tristen, toten Garten. Der laute Todesschrei eines Overlords lies sie zusammenschrecken, das Geräusch donnerte in voller Lautstärke durch den Flur. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drückte sie sich die Hände auf die Ohren, als das Geschrei sich immer mehr verzerrte bis es einer Kinderstimme glich und schließlich ganz zum weinenden Geräusch eines Kindermunds wurde.

Zitternd ging Aurora dem Geräusch nach bis sie ein Wohnzimmer erreichte. Das Zimmer glich einem Schlachtfeld, alles war mit Blut verschmiert, in den Wänden, dem Boden, den Möbeln, sogar in der Decke waren Kratzspuren von Krallen. Nur ein schmuckloses Katana das in einer Glasvitrine ruhte war unversehrt geblieben. Das Gewimmer kam aus einer Ecke, direkt hinter einem umgestürzten Tisch. Aurora kam es vor als würde ein eiskalter Wind durch ihre Kleidung wehen. Mit klopfendem Herzen lief sie um den Tisch herum und hielt bei dem Anblick dahinter den Atem an. Dort lagen eine tote Frau und ein toter Mann, vollkommen verstümmelt. Das was diesen Raum zerstört hatte, hatte die beiden Personen vollkommen zerfetzt. Doch was ihren Atmen stocken ließ war das kleine Mädchen was zwischen den Toten saß und bittere Tränen weinte. In ihren Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen eines Kindes das nicht begreifen kann das seine Eltern tot waren. Das kleine Mädchen sah Aurora fragend an, während Träne um Träne über ihre Wangen liefen.

Den Horror in den Augen drehte sich Aurora um und stürmte aus dem Zimmer, als sie das Haus und das Mädchen erkannte. Hinter ihr erstarb das Geschrei des Kindes in einem lautem Getöse als das Haus hinter Aurora einstürzte. Durch den, ihr endlos Erscheinenden Flur rannte sie auf die sich immer weiter entfernende Tür zu. Die Wände ächzten als die Decke langsam herab kam und dabei die Wände und alle großen Möbel zermalmte. Im vorbei rennen warf Aurora einen Blick aus dem Fenster. Kaum sah sie in ihr Tränenüberströmtes Spiegelbild, zersplitterte das Fenster und ließ Glasscherben in alle Richtungen fliegen. Endlich erreichte sie die rettende Tür, riss sie auf und sah in einen leeren, verstaubten Hausflur. Überrascht drehte sie sich um und sah den Garten aus dem sie gekommen war. Ein Blitz zerriss die Stille, langsam begann es zu regnen. Aurora spürte wie einzelne Tropfen auf sie herabregneten. Immer mehr und mehr Regentropfen gingen sinnflutartig über ihr nieder. Sie sah an sich herunter. Es war kein Wasser, es war Blut. Angeekelt taumelte die Assassine ein paar Schritte zurück, doch hinter ihr gab es keinen Hausflur mehr. Das blut stieg immer höher und höher, drohte sie zu ertränken und


mit einem Mal riss sie die Augen auf, wollte losschreien und kreuzte mit ihrem Blick die grünen Augen Puschels. Die Katze saß ganz ruhig auf Auroras Bauch und schaute sie an. „Wa.. was ist los?“, fragte Aurora, tätschelte Puschel, setzte diese auf den Boden und stand auf. „Puh ist doch recht warm hier drin, ich bin ja ganz schweißgebadet.“, sagte sie zu sich selbst und erinnerte sich sofort daran das sie nicht dauernd mit sich selbst reden wollte. Ungelenk ging sie ein paar Schritte und schaute sich um. Ihr Blick blieb auf einem merkwürdigen Kerl hängen der in der Ecke saß und leise vor sich hinweinte. Neugierig ging sie auf den Mann zu, der Irgendetwas in der linken Hand hielt und gegen seine Stirn presste. Ohne nachzudenken fragte sie: „Ist alles in Ordnung? Braucht ihr vielleicht Hilfe?“. „Nein! Niemand kann mir helfen. Lasst mich allein!“, kam prompt die antwort des Mannes und so ließ sie ihn allein zurück. Da sie nicht wusste was sie sonst tun sollte, ging sie zu dem Ritter zurück und setzte sich neben ihn.
 
Während Ulrich ein wenig neuen Mut geschöpft hatte und nun hingebungsvoll versuchte, mehr der Abenteurer für seine Sache zu gewinnen, bemerkte der Ritter plötzlich, wie sich die Assassine auf ihn zukam. Seltsam, er hatte gar nicht bemerkt, daß sie weggegangen war, aber Mitglieder ihres Ordens waren schließlich dafür berühmt (und gefürchtet), sich vollkommen lautlos bewegen zu können.
Sie waren allerdings nicht gerade für ihre Neugier bekannt und als der Ritter den Blick ihrer intensiven grünen Augen auf sich spürte, wünschte er für einen winzigen Moment, daß sie wegen ihm hierhergekommen war. Doch die Viz-Jaq'taar töteten nur Magier, wie ihm sehr wohl bewußt war, und seine Hoffnung zerplatzte, als sie sich wieder zu ihm an die Wand setzte.
Warum zum Teufel starrte sie ihn dann immer noch an? Hatte sie nichts besseres zu tun? - Nun ja, offensichtlich nicht. Und der verdammte blütenweiße Verband ließ natürlich die frische Narbe um seinen Hals umso deutlicher hervortreten.
Gehenkt zu werden war wahrlich eine Erfahrung, auf die er liebend gern verzichtet hätte. Man verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und das grobe Seil schnürte sich mit einem harten Ruck um den Hals zusammen. Wenn man sich durch den abrupten Halt nicht sofort das Genick brach (was leider nur eher selten der Fall war), hatte man anschließend das Vergnügen, langsam und qualvoll zu ersticken, während man von seiner erhöhten Position aus beobachten konnte, wie sich die Richter in den Sattel schwangen und wortlos davonritten, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
Er schluckte schwer und unterdrückte den Drang, sich den Hals zu reiben. Die Assassine sah ihn noch immer an.
"Und kommt Ihr auch mit nach Dur Gulin?" Dieses verdammte Starren war ja nicht auszuhalten.
"Nach Dur Gulin? Äh..." Die Assassine schien leicht verwirrt zu sein.
"Habt Ihr diesem Ulrich nicht zugehört?" Dumme Frage. Das hatte sie offensichtlich nicht. "Er bietet uns eine Belohnung an, wenn wir die überlebenden Dorfbewohner nach Dur Gulin eskortieren. Und was ich über den dortigen Bürgermeister und seinen Haß auf die Dämonen gehört habe, wird die Bezahlung wahrscheinlich nicht allzu schlecht ausfallen." Vielleicht war sogar ein kleiner Feldzug drin, wenn man herausfinden könnte, woher die Angreifer gekommen waren.
Nach kurzem Überlegen nickte die junge Frau. "Hört sich gut an."
Abwesend streichelte sie die Katze auf ihrem Schoß, während sie den Ritter immer noch musterte, doch diesmal starrte er zurück. Was hatte die Frau nur für ein Problem?
Nachdem eine Weile lang keiner der beiden ein Wort gesagt hatte, fragte die Assassine plötzlich: "Wie lautet eigentlich Euer Name? Wenn ich schon mit Euch ziehen soll, muß ich doch wissen, wie ich Euch ansprechen soll, oder nicht? Ich bin Aurora." Sie streckte in einem spontanen Ausbruch von Freundlichkeit die Hand aus.
Sein Name? Sie fragte ihn nach seinem Namen? "Ihr könnt mich nennen, wie Ihr wollt", meinte er gleichgültig, schüttelte jedoch trotzdem ihre Hand.
Die Assassine sah ein wenig überrascht drein. "Habt Ihr keinen Namen, oder wollt Ihr ihn nicht nennen?"
Er zuckte scheinbar nonchalant mit den Schultern. "Nun... ein wenig von beidem, denke ich." Das Gespräch begann, in eine unangenehme Richtung zu zielen.
"Dennoch, irgendwie muss ich Euch nennen", bohrte sie weiter.
"Wieso sind Namen für Euch so wichtig? Ich war einmal Hauptmann bei den Paladinen von ..." Er hielt wütend inne, als er bemerkte, daß er beinahe zu viel verraten hatte. "Ich war einmal ein verdammter Paladin, und von mir aus könnt Ihr mich auch so nennen."
Nun war es an Aurora, mit den Schulter zu zucken. "So nenne ich Euch denn Paladin, auch wenn ich annehme, daß Euch der Name nicht gefallen wird."
"Pah. Immerhin besteht wohl kaum die Wahrscheinlichkeit, daß sich hier im Umkreis von zwanzig Meilen ein zweiter Paladin herumtreibt." Verflucht, wieso hatte er diese Assassine auch unbedingt ansprechen müssen. Das hatte er nun davon.
Doch Aurora grinste plötzlich. "Ihr scheint mir ebenso schlagfertig wie auch eine Führungspersönlichkeit zu sein. Was für Talente schlummern wohl noch in Euch?"
"Talente?" Der Ritter konnte ein bitteres Auflachen nicht unterdrücken. "Ihr habt ja keine Ahnung." Und das war auch besser so.
Abrupt drehte er sich um und beobachtete Ulrich, wie er gerade versuchte, einem Zwerg sein Unternehmen schmackhaft zu machen. In was hatte er sich da nur reingeritten?
"Na gut, Herr 'Paladin', so folge ich Euch nach Dur Gulin."
Hörte er da etwa ein Grinsen heraus?
 
Und wieder sah Lilly jenen schicksalhaften Tag vor Augen, der ihr weiteres Leben bestimmen sollte. Der Tag, an dem ihr das größte Mißgeschick passiert war, das überhaupt passieren konnte. Der Tag, an dem ihr Meister durch ihre Hand starb.

Es war ein schöner, sonniger Sommertag, alle Bäume an der Magierschule trugen ein volles, perfektes Blätterdach, die Vögel zwitscherten, es war warm, aber nicht heiß, und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Kurzum der perfekte Tag. Lilly ging nach einem tollen Mittagsmahl mit ihrer besten Freundin Alisha, einer Schülerin der Wassermagie, durch den prächtigen Innenhof der Schule zum einem kleinen, unscheinbaren Gebäude in der hinteren Ecke, wo für gewöhnlich die praktische Ausbildung der Schüler der Blitzmagie stattfand. Kurz vorher verabschiedete Alisha sich von Lilly, da bei ihr theoretische Ausbildung dran war. Für Lilly dagegen stand die Prüfung in „Erzeugen und Lenken eines Kugelblitzes“ auf dem Lehrplan, ihre vorletzte Prüfung. Angespannt und nervös betrat sie den kleinen Raum, kaum größer als ein gewöhnlicher Schuppen, in dem sie ihr alter Meister schon erwartete. Ihr Meister war ein weiser Mann, bereits vollständig ergraut, aber trotzdem einer der mächtigsten Magier seiner Zunft. Er genoss im ganzen Westlichen Königreich einen ausgezeichneten Ruf, und ein Schüler der Blitzmagie, der bei ihm sein Handwerk gelernt hatte war bereits direkt nach seiner Ausbildung mächtiger als Schüler so manch anderer Magier, die schon mehrere Jahre praktische Erfahrung mit Magie hatten. Seine Ausbildung war hart, und er war ein strenger, aber fairer Lehrer. „Gut Lilly,“ sagte er mit gütiger Stimme, „du weißt was heute dran ist. Denk daran, der Kugelblitz ist kein Spielzeug, sondern eine gefährliche Waffe. Aber du hast alles an Wissen was man braucht, konzentriere dich. Ich vertraue dir.“
Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Lilly konzentrierte sich eine Weile, und richtete dann die Hände in Brusthöhe aufeinander. Blitze sprangen zwischen ihnen hin und her, und nach kurzer Zeit stand eine summende und pulsierende Kugel zwischen ihren Handflächen. Sanft gab Lilly der Kugel einen Schubs und sie begann durch den Raum zu wandern. Dann begann sie, die Kugel langsam in unterschiedliche Richtungen zu lenken. Doch ihrem Meister reichte dies nicht, er verlangte von ihr die Kugel zu beschleunigen. Lilly tat wie ihr geheißen, doch sie wurde immer nervöser und spürte wie ihr die Kontrolle über die Kugel entglitt. Allmählich wurde die Kugel zu einem tödlichen Projektil, das völlig unkontrolliert durch den kleinen Raum fegte und eine Spur der Verwüstung an allem hinterließ was es berührte. Nachdem sie über (oder besser gesagt durch) mehrere Apparaturen an der linken Wand des Raumes gefahren war und diese vollständig zerstört hatte prallte sie an der Rückwand ab und jagte genau auf Lilly zu, die sich noch geistesgegenwärtig zu Boden werfen konnte. Doch ihr Meister, der direkt hinter ihr stand hatte nicht mehr die Reflexe eines jungen Mannes und konnte nicht mehr ausweichen. Die Kugel traf ihn mittig auf dem Brustkorb und er wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen die Wand geschleudert. Er prallte, die gesamte Energie der Kugel absorbierend, auf den Boden auf und schrie. Doch er schrie nicht mit seiner Stimme wie Lilly mit Entsetzen feststellen musste. Er schrie mit der Stimme des getöteten Overlords. Unfähig sich zu rühren lag Lilly auf dem Boden,


schlug die Augen auf und schrie, schrie aus voller Kehle, teils vor Entsetzen, teils vor Angst, teils wegen dem plötzlich aufbrandenden Schmerzes in ihrem Rücken. Sie war schweißgebadet, zitterte am ganzen Leib und konnte nicht aufhören zu schreien. Wie aus weiter Entfernung vernahm sie eine tiefe, männliche Stimme, die beruhigend auf sie einredete, obwohl der Ursprung der Stimme keinen Meter von ihr entfernt war. Aber die Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Langsam beruhigte Lilly sich wieder, obwohl sie immer noch nicht in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen. Die Realität kehrte nach und nach wieder, sie war wieder in der Kirche, das wusste sie. Das letzte an das sie sich erinnern konnte war dass sie an der Kante des Kirchendaches hing, davor und danach war Leere. Die Schmerzen im Rücken wurden schlimmer, und breiteten sich auf die Schultern und den Kopf aus. Leise stöhnte Lilly auf, woraufhin der Mann neben ihr, der auf sie eingeredet hatte, seine Hände auf ihre Stirn und ihren Bauch legte und einige Formeln murmelte. Fast augenblicklich verschwand der Schmerz, zurück blieb nur ein bedrohliches Pochen, das signalisierte dass der Schmerz nur betäubt, nicht aber verschwunden war. Aber fürs erste war Lilly damit zufrieden dass es nicht mehr weh tat. „Könntet ihr mir vielleicht aufhelfen, dass ich mich an die Wand lehnen kann?“ bat Lilly den Mann mit zittriger, schwacher Stimme, der allem Augenschein nach einer der wenigen Heiler des Dorfes war. Sein Gesicht kam ihr bekannt vor, aber in der momentanen Verwirrung konnte sie es nicht einordnen. Er lächelte sie sanft an, reichte ihr die Hand, schob seine andere Hand unter ihren Rücken und richtete sie mit leichtem Druck auf. Lilly schob sich rückwärts und setze sich gegen die Wand. „Ich danke euch, dürfte ich euren Namen erfahren?“ fragte Lilly. „Ich heiße Ayden und bin Heiler. Ich bin extra für die Wettkämpfe angereist, da meine Dienste bei solchen Anlässen doch häufiger gebraucht werden. Ihr wart vorhin schon mal hier und ich hab euch behandelt, aber ich hatte nicht erwartet euch in so kurzer Zeit wieder zu sehen,“ sagte der Mann mit einem Lächeln. „Würdet ihr mir auch euren Namen nennen?“ „Ich bin Lilly, und... ähm... Magierin,“ erwiderte sie mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck. Unsicher sah sie sich in der Kirche um. Sie erblickte den Ritter der vorhin die Schlacht geleitet hatte an der Wand sitzen, neben ihm eine Frau mit einer weißen Katze, deren Anblick sie nervös machte. Es war eine Assassine, das wusste Lilly und möglicherweise eine Gefahr für sie. Desweiteren fiel ihr der junge, seltsam anmutende Mann auf der ihr bei ihrem ersten Weg aus der Kirche mit der Magierin entgegen gekommen war. Er saß in der Ecke, hielt sich etwas an die Stirn und sah sehr bedrückt aus. Nachdem Lilly die Szenerie eine Weile lang schweigend beobachtet hatte wandte sie sich wieder Ayden zu: „Was passiert jetzt nachdem die Dämonen besiegt sind?“ fragte Lilly und Ayden begann von Ulrichs Bitte zu erzählen.
 
Norolind hatte nicht mitbekommen was Saphir auf die Bemerkung des Elfenkriegers geantwortet hatte, aber es war gewiss nichts freundliches. Er starrte sie an, als wollte er sie mit seinem Blick durchbohren. „Der Kerl hat irgendwas vor.“ Dachte Norolind. Dann nahm er allen Mut zusammen und stellte sich zwischen Saphir und den Elfen, dessen Blick er nun auf ihn fiel. Norolind versuchte seine Anspannung zu vertuschen und legte seinerseits einen düsteren und entschlossenen Blick auf. Sorgfältig musterte er den Elfen. Seiner Aufmachung nach zu urteilen handelte es sich um einen Klingentänzer. Norolind war so einem Burschen schon mal bei einem anderen Turnier begegnet und musste eine vernichtende Niederlage einstecken.

Ihm war klar, dass er im Ernstfall kaum eine Chance gegen diesen Kerl hatte, auch wenn er sich das nur höchst ungern eingestand. Sein eigenes Leben war ihm in diesem Moment jedoch völlig egal. Der Blick des Elfen wich immer noch nicht von ihm. Norolind griff nach seinem Säbel um seinem Gegenüber seine Entschlossenheit zu demonstrieren. So verharrten die beiden noch einige Sekunden, bis plötzlich ein markerschütternder Schrei durch das Gemäuer hallte. Norolind wandte sich von dem Elfen ab. Er wusste, dass dieser Schrei von einem Dämon stammen musste. Um was für eine Art Dämon es sich hierbei handelte, konnte er jedoch nur mutmaßen. Einige Sekunden später ertönte ein weiterer Schrei. Norolind befürchtete, das die Dämonen den Angriff jetzt verschärfen würde, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Wie es aussah, zogen sie sich zurück. „Seht ihr das? Es…“ Wollte Norolind geradezu Saphir sagen, als er bemerkte wie diese schon in Richtung Kirchentor rannte. Zuerst wollte er ihr folgen, doch dann erinnerte ihn der brennende Schmerz in seinen Armen daran, das es besser wäre in der Kirche zu bleiben. „Ich hoffe sie passt auf sich auf.“ Dachte er und setzte sich an eine Säule und kramte in seinem Beutel nach seiner Zunderbüchse.

Während dessen ging ein kleiner Junge, man hätte ihn auf ungefähr sechs Jahre schätzen können, langsam auf Norolind zu. Dieser bemerkte davon allerdings nichts und krempelte seine Ärmel hoch. Seine Unterarme waren übersäht mit Einschnitten. Von Kratzern bis hin zu kleineren Fleischwunden war alles vertreten. „Am besten ich verbinde die Arme komplett, dann hab ich erstmal ruhe.“ Sagte Norolind schmunzelnd zu sich selbst und rollte einen Teil des Verbands ab. „Woher hast du die vielen Verletzungen?“ Norolind erschrak kurz, als er überraschend von dem kleinen Jungen angesprochen wurde. Er überlegte kurz, ob er sich schnell eine Notlüge einfallen lassen sollte, glaubte aber das dies völlig sinnlos war, da der Knirps sicher wusste was draußen los war. „Ich habe gegen die Monster dort draußen gekämpft.“ Antwortete Norolind. „Sind die Monster sehr stark?“ Fragte der Junge. Norolind dachte kurz an die Szene, wo ihn eines dieser Dinger als Türöffner benutzt hatte. „Nun ja…stark sind sie schon, aber nicht besonders intelligent.“ Antwortete Norolind. „Warum?“ Fragte der Junge wieder. „Weil sie sonst nicht den Fehler gemacht hätten, mit mir die Klingen zu kreuzen. Ich bin nämlich stärker und schneller als diese Warzengesichter.“ Sagte Norolind und lächelte kurz.

„Ich hab dich hier noch nie gesehen. Bist du auch wegen dem Turnier hier?“ Fragte der Junge. „Ja. Nur deswegen bin ich hier.“ Antwortete Norolind. „Du siehst irgendwie seltsam aus. Wo kommst du her?“ Fragte der Junge als nächstes. Norolind wusste dass dieses Thema irgendwann zur Sprache kommen würde. „Ich bin ein Landstreicher, meine Heimat ist die Wildnis. Und ich sehe, wie du sagtest, so seltsam aus, weil ich zur Hälfte ein Dunkelelf bin.“ Sagte Norolind und wartete beinahe schon auf die nächste Frage. „Meine Mutter sagt, dass Elfen nur Böses im Sinn haben. Sie sagt, dass die Elfen irgendwann unseren Untergang besiegeln werden.“ Sagte der Junge. Norolind war kein Bisschen überrascht, etwas Derartiges zu hören, waren doch die meisten Menschen dieser Meinung. „Das ist ein typisches Vorurteil, das die Menschen gegenüber Elfen haben. Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass es sowohl gute als auch böse Elfen gibt. So wie es auch gute und böse Menschen gibt.“ Sagte Norolind und vergas in seiner Unterhaltung mit dem kleinen Jungen völlig, dass sich eigentlich die Arme verbinden wollte.

„Bist du ein guter oder ein böser Elf?“ Fragte der Junge weiter. Auf diese Frage war Norolind nicht gefasst. Er wusste es manchmal selber nicht so genau. „Was denkst du, was ich für einer bin?“ Antwortete er um zu vertuschen, dass er selber keine Antwort auf die Frage wusste. „Ich glaube, du bist einer der Guten.“ Sagte der Junge. Norolind musste unweigerlich grinsen, als er das hörte. Für einen Moment war es dann völlig still, bis der Junge wieder anfing. „Woher hast du die Narbe?“ Fragte er. Sofort verschwand das Lachen in Norolinds Gesicht.

„Narbe?“ Fragte er unsicher. „Die Narbe in deinem Gesicht. Wo hast du die her?“ Antwortete der Junge. Norolind wurde zunehmend nervös. Er konnte nicht fassen, dass er es wirklich vergessen hatte. „Ich war schon in viele Kämpfe verwickelt. Ich weiß nicht mehr wann ich sie mir zugezogen hab.“ Antwortete er. Für einen Moment war es wieder still, aber Norolind schien innerlich zu schreien. „Sie ist auch eine, nicht wahr?“ Fragte der Junge wieder. Norolind wusste nicht genau was der Knirps meinte. „Wer? Was?“ Fragte er. „Die Frau die mit dir hier herein gekommen ist. Sie ist eine Elfin, nicht wahr?“ Fragte der Junge. „Ja das ist sie.“ Antwortete Norolind schnell, als wollte er das Gespräch nun beenden. „Kennst du sie?“ Fragte der Junge weiter. „Ja. Ich habe sie hier kennen gelernt.“ Antwortete Norolind und wurde mit jedem Wort nervöser. „Bist du in sie verliebt?“ Fragte der Junge, als könnte er Norolinds Anspannung riechen. Norolind erschrak beinahe, als er diese Frage hörte. Was sollte er jetzt antworten? „Alric komm her! Schnell!“ Hörte er plötzlich eine Frau sagen die ein paar Meter von ihm entfernt stand. „Aber Mama…“ wollte der Junge ansetzten. Die Frau fiel ihm jedoch ins Wort. „Keine Widerworte! Das ist ein Elf. Mit solchen Leuten wollen wir nichts zu tun haben!“ Mit diesen Worten zog sie den immer noch jammernden Jungen von Norolind weg. Der war allerdings so in seine Gedanken vertieft, dass davon kaum etwas mitbekam.

Wie in Trance griff er in seine Linke Manteltasche und holte ein hölzernes Amulett hervor. Es waren ein asymmetrisches Muster und einige seltsame Symbole hineingeschnitzt. An manchen Stellen waren seltsame dunkle Flecken zu sehen. Norolind betrachtet das Amulett. Er hatte es wirklich vergessen. Er hatte Sie vergessen. Sogar sein Versprechen. Jetzt kehrten die Erinnerungen wieder. Es war jetzt schon drei Jahre her. Erinnerungen an Sie, an den Tag, als sie sich kennen lernten.

Er ging die Straße entlang und bemerkte wie sich jemand an ihn heranschlich. Er drehte sich nicht um, ging ganz ruhig weiter. Mit Sicherheit war es irgendein Dieb, der versuchen wollte, ihm seinen Beutel abzunehmen. Er bemerkte wie sich ihm eine Hand näherte. Er blieb stehen und griff danach. „Das wollt ihr nicht tun. Ich besitze nichts was für euch von Wert sein könnte.“ Sagte Er und drehte sich langsam um. Als Er seine Kapuze abnahm, blickte ihn eine junge Frau, schätzungsweise 20 Jahre alt, mit ängstlichen Augen an. „Bitte gebt mir nur etwas Gold. Ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen.“ Sagte Sie und versuchte ihre Hand aus seinem Griff zu befreien. Er sah Sie nur fasziniert an und lies langsam ihre Hand los. Für einen Augenblick verharrten die Beiden so und sahen sich an. „Hier in der Nähe ist eine Taverne. Kommt mit! Ich spendiere euch was zu essen.“ Sagte Er. Sie willigte ein und folgte ihm in die Taverne. Dort angekommen stellten sie sich zu allererst einander vor. Ihr Name war Roya. Wie Er reiste auch Sie durchs Land und versuchte sich irgendwie über Wasser zu halten. Nachdem sie sich einige Zeit unterhalten hatten, entschieden sie sich, zusammen zu bleiben. Von diesem Tage an reisten sie gemeinsam. Ein Jahr verging. Mit der Zeit hatten sie einander lieben gelernt. Es schien, als hätte Er, nach all dem was er durchmachen musste, endlich sein Glück gefunden. Dieses Glück sollte allerdings nicht von Dauer sein. Eines Nachts wurde Er von einem seltsamen Schrei aufgeweckt. Als er bemerkte, dass Roya nicht da war, beschlich ihn eine üble Vorahnung. Irgendwas musste passiert sein. Gleich darauf hallte ein weiterer Schrei durch den Wald. Es war eindeutig Royas Stimme und es klang wie ein Hilferuf. Er zögerte keine Sekunde und rannte in die Richtung aus der die Rufe zu kommen schienen.

Auf einer Anhöhe angelangt, sah er einen Kerl, der wie ein wildes Tier über Roya herfiel. Er schrie sie an, schlug auf sie ein. Sie sollte aufhören zu schreien. „Lass sie los du verfluchter Drecksack!“ Schrie Norolind und zog sein Säbel. Endlich ließ er von ihr ab. „Verzieh dich Bürschchen! Du hast nichts gesehen, verstanden?“ Brummte er. Norolind konnte seine Wut nicht mehr zurückhalten und stürmte auf den Unbekannten zu. Dieser zog sein Schwert und blockte Norolinds Schlag problemlos ab. „Ich glaube ich muss dir erstmal Manieren beibringen.“ Lachte der Mann und holte zum Schlag aus. Norolind konnte sich nicht auf einen Kampf einlassen. Er musste den Kerl vertreiben. Immer wie der Schlug der Unbekannte zu. Norolind schaffte es nur mit Mühe ihm auszuweichen. Zu allem Unglück stolperte er über eine Wurzel und viel gegen einen Baum. Der Unbekannte lachte laut und holte zum letzten Schlag aus. Norolind blockte ihn in letzter Sekunde mit seiner Klinge, verwundert darüber, das sie nicht gebrochen war und immer noch voller Wut drückte er sein Säbel nach vorne, wodurch der Unbekannte das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Als er, um sein Gleichgewicht ringend, mit den Armen ruderte, streifte sein Schwert Norolinds Gesicht und fügte ihm eine Wunde an der Linken Wange zu. Der Unbekannte richtete sich auf und verschwand in der Dunkelheit des Waldes.

Norolind rannte zu Roya herüber und kniete neben ihr nieder. Sie Blutete aus unzähligen Wunden und Atmete schwer aber sie war noch am Leben. „Er ist weg. Jetzt wird alles gut. Nicht weit von hier ist ein Lazarett. Ich bring dich dort hin.“ Sagte Norolind und wollte Roya aufrichten. „Nein Noro. Es hat keinen Zweck mehr.“ Entgegnete Roya mit schwacher Stimme. „Nein sag so was nicht. Du wirst wieder gesund. Das verspreche ich dir.“ Sagte Norolind. Tränen rannen über sein Gesicht. „Es ist zu spät Noro. Du musst mich gehen lassen. Es tut mir Leid“ Sagte Roya, deren Stimme immer leiser wurde. „Nein... Bitte verlass mich nicht. Ich...ich liebe dich doch. Du bist alles was mir noch geblieben ist. ...Es ist alles nur meine Schuld. Ich... konnte dich nicht beschützen.“ Sagte Norolind stockend. Seine Tränen raubten ihm den Atem. „Es ist nicht deine Schuld. Du hast getan was du tun konntest. Dafür danke ich dir. Und ich danke dir für die schöne Zeit die wir zusammen hatten. Dank dir kann ich diese Welt mit einem Lächeln verlassen. Hier nimm mein Amulett. Es soll dich immer an mich erinnern.“ Flüsterte Roya und gab Norolind das hölzerne Amulett, das sie immer bei sich getragen hatte. Dann schloss sie für immer die Augen. „Nein! Roya bitte wach auf! Lass mich nicht allein. Bitte!“ Rief Norolind in seiner Verzweiflung und weinte hemmungslos. Und er schwor bei seinem Blut, bei seinem Leben und bei dem letzten Bisschen Ehre, das ihm noch geblieben war, dass er ihren Peiniger, der ihr die Unschuld und das Leben nahm, bis ans Ende der Welt zu jagen und ihn für seine Taten mit seinem Leben bezahlen zu lassen.


Wie hatte er all das nur vergessen können? Er seinen Schwur nicht eingehalten. Er hatte sie vergessen. Norolind ballte die Hand, in der er das Amulett hielt, zur Faust und drückte sie gegen seine Stirn. „Vergib mir.“ Flüstere er und weinte bittere Tränen. „Ist alles in Ordnung?“ Braucht ihr vielleicht Hilfe?“ Hörte er eine Stimme sagen. Er sah jedoch nicht einmal auf. „Nein! Niemand kann mir helfen. Lasst mich allein!“ Schluchzte er. Als er kurz einen Blick zur Seite warf, bemerkte er eine kleine weiße Katze, die ihn mit großen Augen ansah. Er wusste nicht genau warum, aber der Anblick dieses kleinen Fellballs ließ ihn seine Trauer vergessen. Irgendwie wirke ihre Anwesenheit beruhigend auf Norolind. Er sah zu wie sie ihre Pfoten putzte und tätschelte ihr kurz den Kopf. Dann besah er sich seinen Arm und ihm fiel endlich wieder ein, dass er seine Wunden noch verbinden wollte. In diesem Moment kam Saphir wieder in die Kirche. Schnell ließ Norolind das Amulett wieder in seiner Tasche verschwinden. Saphir durfte unter keinen Umständen von all dem erfahren. Mit diesem Gedanken und den Erinnerungen an Roya im Kopf begann er damit seine Wunden zu verbinden.
 
Es war vorbei.
die Schlacht war geschlagen. Doch Tim fühlte keinen Triumph. Zu viele hatten ihr Leben lassen müssen. Und warum? Das würden sie wahrscheinlich nie erfahren.

Tim war müde und erschöpft. Er wollte nur noch schlafen, doch es gab noch zu viel zu tun. Er war mit fünf Jungen aus der Kirche unterwegs, um in den noch stehenden Häusern nach Proviant für die bevorstehende Reise zu suchen. Linus war auch bei ihnen. Begleitet wurden sie von zwei Mitgliedern der Stadtwache, um sie vor versprengten Dämonen zu schützen.
Selbstverständlich hatte Tim sofort seine Hilfe zugesagt. In diesem Dorf gab es nichts mehr zu tun und er hatte keine anderen Ziele.
Während er ein weiteres Haus betrat und Auschau nach der Speisekammer hielt, dachte er an Nasha. Seit sie die Kirche betreten hatten, hatte er sie nicht mehr gesehen. Er hoffte, dass er sie auf dem Weg nach Dor Gulin wiedersehen würde. Zu gerne würde er noch einmal mit ihr sprechen.
Ach, aber es hatte ja keinen Zweck. Wahrscheinlich würde er soweiso nur wieder kein Wort herausbringen. Er wickelte einen Kanten Käse in ein Leinentuch und packte ihn in seinen Beutel, dann legte er noch einen Laib Brot dazu und einige vertrocknete Zwiebeln und Kartoffeln. Mehr war hier nicht zu holen.
Auch die Beutel der anderen waren voll und so machten sie sich auf den Rückweg zur Kirche.
 
Das Gespräch mit dem Ritter war nicht ganz so verlaufen wie Aurora gedacht hatte, aber immerhin wusste sie, daß sie noch eine Weile bei den Dörflern bleiben musste. Dieser ominöse Ulrich musste hier irgendwo rumgeistern und wahrscheinlich suchte er immer noch Leute, die als Eskorte herhalten sollten.
„Wisst Ihr, wo dieser Ulrich ist?", fragte sie den Ritter, der ein Stück neben ihr saß und seit dem Ende des Gesprächs wahllos Löcher in die Luft starrte.
Dieser deutete einfach vage in die Richtung, wohin Ulrich verschwunden war und meinte: „Der Junge mit dem blonden Haar und dem flehenden Gesichtsausdruck da drüben.“
„Danke!“, zischte Aurora amüsiert zurück und richtete sich auf. Mit langen Schritten lief sie durch die Kirche und suchte nach dem blonden Jungen.

Am anderen Ende der Kirche fand sie nach kurzer Zeit Ulrich, der sich mit einer Gruppe von Kriegern unterhielt. Dem Anschein nach hörten diese erst zu, als er das Wort Belohnung aussprach. Ulrich trug einfache Kleidung wie sie bei den Bauern und Dorfbewohnern dieser Gegend üblich war, seine blonden Haare hingen schulterlang herab und an seinem Gürtel baumelte ein lächerlich kleines Kurzschwert. Er wirkte wie jemand, der im Moment lieber einen Kuhstall mit bloßen Händen ausmisten wollte, als zu versuchen Krieger davon zu überzeugen, eine Eskorte zu spielen. Nachdem er mit den Kriegern geredet hatte, drehte er sich um und rannte Aurora fast über den Haufen.

„Oh, d-das tut mir L-leid.“, stammelte Ulrich sichtlich überrascht.
„Kein Problem, nix passiert.“, sagte Aurora. „Du bist nicht zufällig dieser Ulrich, der Leute für eine Eskorte sucht, oder?“ Langsam wurde Aurora langweilig und nach der Schlacht spukten ihr gewiss andere Sachen im Kopf herum, als mit irgendeinem dahergelaufenen Jüngling zu reden.
„D-doch das bin ich.“, antwortete Ulrich nach einer Weile. Irgendwie schien Ulrich das Gespräch peinlich zu sein. Langsam aber sicher wurde Ulrichs Kopf hochrot.
„Nun denn, ich schließe mich der Eskorte an“, sprach Aurora und wollte schon gehen.
„B-braucht ihr – brauchst du noch etw-was?“, stotterte der blonde Jüngling.
Was zum Teufel erlaubt der sich überhaupt, wollte Aurora gerade anfangen, als ihr einfiel, daß sie tatsächlich etwas brauchte. „Ja, du kannst mir helfen. Komm mit“, sagte Aurora und zerrte Ulrich hinter sich her Richtung der Kirchentür.

„Ab-ab-aber ich kann jetzt nicht r-r-raus.“, versuchte Ulrich einen Satz zu formen.
„Also bitte, wer hat mir seine Hilfe angeboten?“, grinste Aurora zurück, „Ich brauche Tinte, eine Feder und Papier. Ein wenig mehr Vorräte dürften auch nicht schaden und mit den restlichen Dämonen müsste ich eigentlich fertig werden.“
Wenn er so feige war, warum trägt er dann ein Schwert, dachte Aurora und musste schmunzeln, als sie das kümmerliche Kurzschwert noch mal sah.
„Öh bei mir zuhause hab ich so was“, meinte Ulrich verlegen und sah dabei zur Seite.
Aurora verdrehte die Augen. „Na gut, gehen wir zu dir nach Haus.“
 
Als Ayden geendet hatte stand für Lilly fest: Sie würde helfen die Dorfbewohner nach Dor Gulin zu begleiten. Einen neuerlichen Angriff der Dämonen würden die Dorfbewohner wohl kaum überleben, ausserdem war der Gedanke an die Belohnung verlockend, denn Gold war bei ihr grade Mangelware.
„Hmm, da sich das Turnier somit wohl erledigt haben dürfte werde ich an der Eskorte teilnehmen. Werdet ihr auch mitkommen?“ fragte sie Ayden.
„Ich denke schon,“ antwortete er, „es sind immer noch viele Verletzte die meine Hilfe benötigen. Ausserdem hält mich nichts mehr hier, ich will so schnell wie möglich hier weg.“
„Das geht mir ganz genau so,“ entgegnete Lilly, „das Dorf ist verloren, und eine zweite Dämonenwelle überlebt hier keiner.“
Langsam stand Lilly auf, wobei Ayden ihr half. Sie erwartete fast einen brutalen Schmerz im Rücken, doch er blieb aus. Die schmerzstillende Wirkung von Aydens Formel schien immer noch anzuhalten.
„Wo ist der Junge?“ fragte Lilly.
„Er ist vor kurzem mit einer Frau mit einer Katze vor die Kirche gegangen,“ erwiderte Ayden.
„Diese Frau bereitet mir Unbehagen. Sie scheint mich zu beobachten. Irgendwas an ihr macht mich nervös,“ sagte Lilly.
„Sie ist eine Assassine, das wißt ihr doch oder? Sie verfolgt euresgleichen und tötet sie, wenn sie sich der schwarzen Magie zugewandt haben. Das ist ihre Aufgabe,“ antwortete Ayden.
„Was meint ihr, habe ich von ihr etwas zu befürchten?“ fragte Lilly mit unsicherer Miene.
„Wenn ihr nicht gerade eine schwarze Magierin seid denke ich nein, aber seid auf der Hut. Ich würde sie nicht unterschätzen, wenn ihr einen Fehler macht könnte es unangenehme Folgen haben,“ entgegnete Ayden.
„Gut, danke für euren Rat, ich würde sagen dass wir jetzt zu dem Ritter da vorne gehen. Er hat die Verteidiger in der Schlacht koordiniert und ich schätze dass er unser Ansprechpartner ist da der Junge nicht da ist,“ sagte Lilly.
„In Ordnung, lasst uns gehen.“

Und so gingen die beiden, sich vorsichtig ihren Weg durch die Toten und Verletzten bahnend, zu dem Ritter, der jetzt alleine an der Wand lehnte, nachdem die Assassine mit dem Jungen weggegangen war. Er hatte einen Verband um die Schulter, sonst war er aber nackt am Oberkörper. Lilly fiel eine ältere Wunde um seinen Hals auf, die aussah als könnte sie von einem Seil herrühren, aber sie beachtete sie nicht weiter. Sie fasste sich ein Herz und sprach den Ritter an.
„Mein Herr, dürfte ich euch kurz stören?“ fragte Lilly.
„Natürlich. Aber laßt das Herr einfach weg, bitte,“ erwiderte der Ritter.
„In Ordnung. Also, ich habe von der Bitte des Jungen gehört, und wollte euch meine Dienste bei der Eskorte der Dorfbewohner anbieten. Mein Begleiter will ebenfalls an der Reise teilnehmen.“
Der Ritter nickte. „Sehr gut. Eurem Äußeren nach zu urteilen seid Ihr eine Magierin?“
„Richtig, ich bin Magierin. Und ihr seid ein Ritter? Welchem Orden gehört ihr an?“
Das Gesicht des Ritters verhärtete sich ein wenig. „Ich gehöre zu gar keinem Orden. Oder seht Ihr irgendwo einen Wappenrock?“
Lilly wich ein wenig zurück. „Verzeiht, aber das wusste ich nicht. Es ist aber ziemlich seltsam einen Ritter ohne Orden anzutreffen.“
„Nun, das war nicht immer so...“ Für einen winzigen Moment schien ein Audruck von Schmerz über seine Miene zu huschen, doch der Ritter hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Und äh... welche Art der Magie übt Ihr aus?“
„Nun, ich bin Luft- und Blitzmagierin, aber leider nicht fertig mit der Ausbildung, da...“ Lilly zuckte kaum merklich zusammen. „Ach, was belästige ich euch mit meinem Geschwätz, das spielt im Moment keine Rolle. Dürfte ich noch euren Namen erfahren?“
„Mein Name ist unwichtig.“ Seine Stimme klang plötzlich sehr reserviert. „Nennt mich, wie Ihr wollt.“
Lillys Miene wurde nachdenklich. „Nun gut, dann werde ich bei Herr Ritter bleiben wenn euch das Recht ist. Gestattet mir noch eine Frage: Wann werden wir aufbrechen?“
Bildete sie sich das nur ein, oder konnte sie tatsächlich einen Funken Erleichterung in seinen Augen erkennen? „Aufbrechen... nun, wir brauchen noch Vorräte und die Verwundeten müssen transportbereit gemacht werden... Morgen bei Sonnenaufgang wahrscheinlich.“
„Gut,“ erwiderte Lilly, „ihr findet uns auf der anderen Seite der Kirche wenn ihr uns benötigt. Ich muss mich noch ein bißchen von meinem Sturz erholen. Auf bald.“
Der Ritter holte kurz Luft, so als ob er noch etwas sagen wollte, hielt dann aber doch den Mund und nickte Lilly zum Abschied zu.

Als sie wieder an ihrem alten Platz angekommen waren wandte sich Ayden Lilly zu.
„Ich muss euch jetzt verlassen,“sagte er, „es sind noch viele Verletzte zu versogen, und wir müssen bis Sonnenaufgang alle transportbereit haben. Es liegt noch viel Arbeit vor uns Heilern.“
„Schon gut,“ erwiderte Lilly lächelnd, „macht euch an die Arbeit. Ich werde hier bleiben falls ihr mich benötigt. Wir sehen uns spätestens morgen früh auf dem Marsch.“
„In Ordnung, dann bis morgen früh,“ sagte Ayden, wobei er Lilly Lächeln erwiderte. Dann drehte er sich um und ging zu einem anscheinend schwer verletzten Jungen auf der anderen Seite des Kirchenschiffs. Lilly setzte sich auf den Steinboden, lehnte sich an die Wand und war fast augenblicklich eingeschlafen.
 
„Warte“, sagte Aurora als Ulrich sofort loslaufen wollte. Mit einem Griff zog sie ihre Krallen hervor und begann die Waffen festzuschnallen. Vor einem mit großen Augen und offenem Mund dastehenden Ulrich ließ sie ihre Krallen ein paar mal blitzschnell durch die Luft sausen. „Jetzt können wir gehen.“, grinste die Assassine den etwas perplexen Ulrich an. Dieser bekam kein Wort hinaus und zeigte ihr nur stumm den Weg zu seinem Haus.

Unterwegs trafen die Beiden niemanden und so gingen sie still weiter bis sie eine kleine Hütte unweit der Kirche erreichten. Vor der Tür blieben sie stehen und Ulrich wühlte in seinen Taschen nach irgendetwas.
„W-wie es-s aussieht habe ich den Schlüssel verloren.“, meinte Ulrich mit zu Boden gesengten Blick. Aurora sah sich die Tür an, dann besah sie sich Ulrich noch mal.
„Och das ist kein Problem.“, sagte diese schließlich und zog einen Dietrich aus einer Tasche. Mit einem Schritt war Aurora an der Tür und kniete vor dieser nieder. Ein paar Handbewegungen später hatte sich immer noch nichts getan und Aurora sah etwas enttäuscht aus.
„Warum musste ich Dummbeutel auch den Unterricht schwänzen.“, murmelte sie leise, schob Ulrich zur Seite und trat einmal in Schlosshöhe gegen die Tür. Die folgende Schimpfkaskade erzeugte nicht mehr als ein Lachen auf Seiten Ulrichs.
„Da fällt mir gerade ein, ich müsste hier irgendwo einen Zweitschlüssel haben.“, meinte dieser schließlich grinsend, was im neben einem eiskalten Blick nur ein grobes „Wo?!!“ einbrachte. Ulrich hob den Fußabtreter hoch und gab der wutschnaubenden Aurora einen großen Metallschlüssel. Diese schloss die Tür auf und betrat endlich mit Ulrich dessen Haus.

„Ich such dir gleich mein Schreibzeug. Setz dich doch solange hin.“, sagte der sichtlich entspanntere Ulrich und deutete auf sein Bett am Ende des Raumes. Aurora öffnete den Mund als ob sie etwas sagen wollte, schloss diesen aber sofort und setzte sich demonstrativ auf einen Stuhl am Tisch. Während Ulrich in einer großen Holzkiste wühlte, schnappte sich die Assassine frech ein Glas und griff nach einer Weinflasche die auf dem Tisch stand. Langsam goss sie Wein ein bis das Glas voll war und drehte sich um. Ulrich durchwühlte gerade die Kommode und hatte bereits ein Tintenfass gefunden. Gerade als Aurora anfangen wollte ihr Weinglas zu leeren, richtete Ulrich sich auf und hielt ein leicht zerknittertes Blatt Papier und eine Feder in der Hand.

„Na Bitte.“, sagte Aurora, stellte ihr Glas weg ohne einen Schluck getrunken zu haben und fing an das Papier mit Worten zu füllen. Neugierig versuchte Ulrich einen Blick auf das Papier zu werfen, doch konnte er die Sprache nicht lesen. Also schnappte er sich Auroras Weinglas und setzte sich auf den Stuhl der Aurora genau gegenüber stand. Nachdem sie fertig war, stand sie auf. Ulrich tat es ihr gleich und sah zu wie die Frau die Schriftrolle an dem Hals von Puschel festband.
„Lauf, du weißt wohin.“, flüsterte sie der Katze ins Ohr und sah der Katze noch kurz nach wie diese durch de Tür verschwand.

„Ich denke wir sollten zurück zur Kirche gehen.“, meinte Aurora ohne sich umzudrehen.
„Wollen w-wir nicht noch ein w-wenig bleiben?“, entgegnete Ulrich leise und wurde knallrot als die Angesprochene sich daraufhin umdrehte. Was zum Teufel bildet sich der ein?
„Du hast wunderschöne Augen“, murmelte Ulrich während sein Blick permanent unterhalb des guten Benehmens auf ihrem Köper hängen blieb.
Das war der berühmte Tropfen ins volle Fass. „Woher willst du meine Augen kennen? Hast du mir schon mal ins Gesicht gesehen?, schnaubte Aurora wütend. „Noch ein Wort und du bekommt eine Ohrfeige mit denen hier!“, zischte sie und wedelte ein wenig mit ihrer rechten Kralle rum. Der total überrumpelte Ulrich versuchte sich auf seinen Stuhl zu setzen, verfehlte diesen aber knapp und landete auf dem Boden. Diesmal musste Aurora sich ein Lachen verkneifen. Zerknirscht stand Ulrich auf murmelte etwas wie ein tschuldigung und trottete Aurora bis zu Kirche hinterher ohne ein weiteres Wort zu sagen.
 
„Lasst euch gesagt sein das die Strafe, die im Jenseits auf euch wartet, grausam seien wird.“
Langsam wich er vor den sich nähernden Dorfbewohnern zurück.
„Nicht so grausam wie das, was euch hier und jetzt erwartet“
erscholl ihre gotteslästerliche Antwort.
„Ihr solltet nie die Kreativität eines Gottes unterschätzen.“
„Glaubt mir. Wir sind sehr Kreativ wenn es darum geht die Anhänger dieser Dämonenbrut auszuradieren“
Wie konnten Menschein eigentlich nur so hoffnungslos verblendet seien. Er hatte je schon vieles erlebt in all den Jahren in denen er durch die Gegend gezogen war. Aber das man ihn für jemanden hielt der mit Dämonen paktierte war etwas Neues. Die Dorfbewohner hier schienen die verblendetesten Narren zu seien die er je gesehen hatte. So blind waren nicht einmal Paladine. Und die hatte er bisher für die Krönung menschlicher Dummheit gehalten.
Wer auf die Idee kam den Erlöser anzugreifen musste wirklich blind seien.
Aber war Khalim der große Prophet der Zakarum nicht auch von Dorftrotteln gerichtet worden?
Nein. Wie konnte er sich nur solchen gotteslästerlichen Gedanken hingeben. Mochte Tiradon ihm dafür verzeihen.
Eins war jedenfalls klar. Er durfte den Erlöser nicht im Stich lassen. Tiradon wollte sicher nicht das sein Prophet verreckte wie ein räudiger Zakarum.
Mochte Tiradon ihm Stärke geben.
„Dann bereut eure Taten schon hier und jetzt“ schrie er aus vollem Halse und sprang den erstaunten Angreifern entgegen. Die Erstaunt zurückwichen. Denn es ist den Beteiligten immer unheimlich, wenn ein unbewaffneter alter Mann eine Gruppe gut bewaffneter Männer angreift. Da war immer ein Trick bei. Zumindestens meisten.
„Spüret die Strafe Tiradons“ schrie der alte Mann. Und sprang einen der Langsam zurückweichenden Dorfbewohner an. Der vor Schreck zu Boden ging und seine Mistgabel fallen ließ. Wütend biss Istaion ihm in das erst Beste Körperteil, das er erwischen konnte. Eine schlammverkrustete Hand.
Der Dorfbewohner schrie auf. Vor Schreck. Schmiss dann Istaion von sich runter und stand auf. Seine Blutende Hand reibend.
„Dafür wirst du büßen“ schrie er den am Boden liegenden alten Mann an.
„Wer schlussendlich büßen wird erfährst du dann im Jenseits.“ Kam sofort die von Fanatischem Hass geprägte antwort.
„Nun zumindestens wirst du zuerst erfahren wie es dort aussieht“ antwortete einer der wieder ermutigten Dorfbewohner und stieß mit seiner Forke zu.
„Nimm dies“
rasch schlossen sich ihm die anderen an, um nicht nachher sagen zu müssen sie hätten nichts gegen die Dämonenbrut getan, und stießen und hackten mit ihren diversen laienhaften Waffen auf den reglosen Körper von Istaion ein.
 
«W...was...was war d.a...» brachte die alte Frau noch hervor, bevor ihr die letzte Lebenskraft entwich. Zitternd beruehrte Nasha den nun leblosen Koerper, der vor ihr auf dem Boden lag, und soeben zu atmen aufgehoert hatte. Nashas eigener Atem hingegen raste, noch nie in ihrem Leben hatte sie einen solchen Schrei gehoert! Bei allen Maechten der Welt, was war das? Ein Mensch war es auf jeden Fall nicht... Mit Gaensehaut auf dem Ruecken stellte Nasha fest, dass wohl soeben einer der groesseren Daemon gefallen war. Gut, anscheinend schien es doch noch eine Hoffnung auf Sieg zu geben... Nasha richtete sich schnell auf, und dadurch wurde ihr fast schwarz vor Augen, gluecklicherweise konnte sie sich gerade noch an der Kirchenbank festhalten. Ihr Herz hatte durch die ganzen Ereignissen der letzten paar Stunden hier in ihrem sonst so friedlichen Dorf wohl auch so einiges mitgemacht...
Sie sah zu der Alten hinunter, die mit blutueberstroemter Stirn vor ihr auf dem Boden lag. Nasha haette ihr sowieso nicht mehr helfen koennen, dafuer waren ihre Heilkenntnisse zu bescheiden, aber sie haette sie doch noch gerne in ihren letzten Minuten begleitet... doch der grauenhafte Schrei war definitiv zuviel gewesen fuer die Alte. Nasha kniete sich neben die Leiche, und schob ihre Hand in die Taschen des langen Rockes, den die Frau trug. Erschrocken zog sie die Hand zurueck – durfte sie das machen? Wuerde sie die Leiche damit nicht entehren und die Ruhe der toten Frau schaenden? Wuetend schob sie den Gedanken beiseite, genau solche Gedanken waren es, durch die sie schon so oft gehungert hatte. Skruper – Skrupel konnte sie sich nicht leisten. Skrupel sind den Reichen vorbehalten. Wenn sie nicht stahl, hatte sie kein Geld, kein Geld heisst kein Essen... so einfach war das. Von der Gesellschaft verachtet, hatte sie gelernt, dass ihre Chancen, den Lebensstil zu wechseln und einem «ehrhaften» Beruf nachzugehen, sehr klein waren. So war das Leben hier, wie sie es kannte. Wer arm war, blieb arm, und die Reichen blieben reich oder wurden nur noch reicher. Sie schob die Hand noch immer ziemlich zoegernd zurueck in die Tasche der Alten, um festzustellen, dass diese leer war. Irgendwie erleichtert, stand Nasha wieder auf und sah sich im Raum um.
Ein grosser Mann hatte gerade seine Rede ueber den Sieg abgeschlossen. Diese Art, sich zu bewegen, die Masse mit Worten zu beherrschen... Vermutlich ein Ritter, dachte sich Nasha. Ritter waren fuer sie etwas geheimnisvolles, ihr Ziehvater hatte ihr eine ganze Menge ueber heldenhafte Ritter erzaehlt, die Drachen am laufenden Band zu toeten und eine holde Jungfrauen nach der andern zu retten pflegten. Bisher hatte Nasha ueber diese Kindermaerchen nur gelaechelt... Sie glaubte nicht so recht an Drachen, da sie bisher noch nie einen gesehen hatte. Doch jetzt sah das ganz anders aus... Ihr Dorf war soeben von kleinen gruenen Daemonen ueberfallen worden, das geschah aber genau in der Zeit des lange erwarteten Turniers, wo sich allerhand Abenteurer in der Stadt rumtrieben, die die Dorfbewohner bei dieser Gelegenheit allem Anschein nach gleich noch retten konnten. Und bei der ganzen Geschichte hatte sie noch diesen supersuessen Zauberlehrling kennengelernt... Das waren sehr viele unerwartete Ereignisse auf einmal, warum sollte sie da nicht mehr an Wunder glauben?
Jetzt begann eine andere Gestalt, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. Ein verunsicherter Junge begann, sich sichtlich verlegen bei den angereisten Abenteurern zu bedanken. Er spricht wahre Worte, ohne die vielen Fremden waeren wir mittlerweile vermutlich alle schon laengst tot...
Ploetzlich horchte Nasha auf. Der Junge sprach davon, nach Dor Gulin zu reisen, und davon, dass der Buergermeister bestimmt alle belohnen wuerde, die bei der Verteidigung der Stadt mitgeholfen hatten. Dor Gulin – ab und zu kam mal ein Haendler von dort hierer, und unterhielt die ganze Gemeinde mit Geschichten, oder verkaufte teure Waren, sowie modische Kleidung fuer die reichen Damen der Stadt (deren Geld allzuoft weiterfloss, naemlich ueber ihre treuen Ehemaenner indirekt in Nashas Haende, oder besser gesagt in Nashas Schoss...). Nasha wollte schon immer Dor Gulin kennenlernen, da es bekanntermassen eine recht grosse Stadt war. Die lange Reise dorthin hatte Nasha bisher aber immer abgeschreckt, zudem wollte sie das Haus ihrer Zieheltern, sozusagen ihre Heimat, nicht einfach so verlassen...
Doch konnte sie das jetzt noch Heimat nennen? Ihr Haus existierte mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr, und Freunde hatte sie in dieser Stadt eh nie gehabt. Wenn sie mit dieser ganzen Gruppe nach Dor Gulin zog, was konnte sie schon verlieren? Nashas Abenteuerlust wurde langsam wach.
All diese Kaempfer und Magier hier haben ihren Heldenmut bereits unter Beweis gestellt, ich bin dabei zuerst in Ohnmacht gefallen und habe danach erfolglos Heilversuche gestartet... Zudem ist mein Leben hier zugegebenermassen nicht gerade sehr prickelnd... Als Hure oder Diebin, so verbringe ich meine Tage, soll das etwa fuer immer so weitergehen? Herausforderungen gibt es hier schon lange keine mehr... Seufzend zum Kreuz an der Kirchenwand hinaufblickend dachte sie zudem daran, das diese ganzen «Zufaelle» heute vielleicht ein Zeichen von dort oben waren, ein Zeichen, ihr Leben zu aendern, und ein neues zu beginnen... Also, sollte sie mitgehen oder nicht? Hmmm... wahrscheinlich wuerde Tim auch mitreisen...
Der Gedanke an Tim schob gleich wieder alle ihre Unsicherheiten weg, liess alles so leicht und klar und einfach erscheinen.... Jetzt war sie sich sicher. Sie wuerde nach Dor Gulin gehen, sich eine fette Belohnung abholen, und Tim.... ja, die Geschichte mit Tim hatte gerade erst begonnen...


Anscheinend schien die Gruppe um den Ritter nicht sofort aufbrechen zu wollen, es wuerde Nasha also noch genuegend Zeit bleiben, einige Vorkehrungen zu treffen.
Ausser ihrem Armband, dem Dolch und ein bisschen Geld trug sie nichts bei sich. Sie betrachtete den Dolch genauer, die Klinge war Stumpf und teilweise schon rostig, der Dolch war nutzlos. Murrend warf sie ihn in eine Ecke. Mit Waffen wusste sie sowieso nciht gut umzugehen... Dann sah Nasha an sich herunter. Ihr Kleid war zerrissen und stellenweise verbrannte... So konnte sie sich unmoeglich in Dor Gulin blicken lassen, und auch als Reisekleidung war der Rock aeusserst ungeeignet.
In ihrem Haus hatte Nasha ihre Kleidung sowie alle wichtigen Dinge in einer schweren Truhe verstaut, die wahrscheinlich unbeschaedigt geblieben war.
Entschlossen verliess Nasha die Kirche, und machte sich auf den Weg. Auf dem Weg sah sieh viele Leichen, viele Menschen, aber auch sehr viele der Angreifer, waren gefallen. Als sie vor ihrem Haus ankam, stellte sie fest, dass das gesamte Dach zerstoert, und Teile der Hausmauern eingestuerzt waren. Umso leichter konnte sie ihr Zimmer betreten, die Truhe war wie vermutet unversehrt. Nasha oeffnete behutsam den schweren Deckel, und nahm ihre Lieblingskleidung heraus, die aus einer engen, dunkelbraunen Wildlederhose sowie einem schicken, topmodisch dazu passenden aermellosen Oberteil bestand. Nasha mochte diese Stuecke sehr, da sie sehr leicht waren, und ihr, da sie so eng am Koerper lagen, sehr viel Bewegungsfreiheit liessen. Bewegungsfreiheit, die sie wohl brauchen wuerde, falls sie in einen Kampf verwickelt wuerde... Ihr Blick fiel nun auf ihre Buecher und Aufzeichnungen... Medizin... Kraeuterkunde... Erste Hilfe... Alle diese Buecher hatte Nasha schon so viele Male gelesen, sie konnte alles schon auswendig. Die Buecher wuerde sie hierlassen.
Nasha wollte die Truhe schon zuschlagen, als sie sich gerade noch erinnerte... Hastig schob sie die Buecher beiseite und hielt kurz darauf eine versiegelte Pergamentrolle in den Haenden. «Brich das Siegel, wenn du weisst, die Zeit ist gekommen!». Mit diesen Worten hatte Nashas Ziehvater ihr dieses Schriftrolle wenige Tage vor seiner Ermordung uebergeben. «Wenn nicht jetzt, dann nie!» dachte sich Nasha, brach entschlossen das rote Siegel, rollte das Pergament auf und sah sich die Zeichnung darauf genauer an. Schnell erkannte sie, dass darauf ihre Stadt und die naehere Umgebung eingezeichnet war. Ein bestimmter Punkt auf der Karte war mit einem roten X gekennzeichnet... Ohne zu zoegern rannte Nasha los...
 
"Entschuldigung..."
"WUAAAAAAAAAAAAAH!!!!!!!!"
Ugo schreckte zusammen und purzelte unelegant von der Stufe, auf der er gesessen hatte.
"Oh das wollte-"
"Äh, was ist denn-"
"Ihr seid einge-"
"Bin ich einge-?!"

Es folgte ein Moment Stille in der Ugo sich vom Boden erhob, diesmal etwas graziöser als davor.
"Ihr seid auf den Altarstufen eingeschlafen..." meinte der junge Mann etwas baff, der ihn geweckt hatte.
"Oh, das ist mir jetzt..." stammelte Ugo herum. Ob er dem anderen damit vor den Kopf gestossen hatte? Kirchen hatten auf ihn ja schon immer eine beruhigende Wirkung, oft genug war er als Kind schon im Gottesdienst von seiner Mutter mühsam wachgehalten worden. Für ihn war das eigentlich ganz natürlich, eine Kirche sollte schliesslich ein ort sein an dem man sich wohl fühlte, aber diese Ansicht teilten die wenigsten mit ihm.
"Was ist denn passiert?" fragte er um schnell den peinlichen Moment zu überspielen.
"Die Dämonen sind besiegt, und das Dorf ist sicher!" antwortete der junge Mann und lächelte, was Ugo sofort entspannte. Er nahm ihm das unabsichtliche Schläfchen also nicht übel.
Allerdings bekam das ganze in Ugos Geist einen bitteren Geschmack, den vom Blick aus dem Loch im Kirchenfenster wusste er wieviel von dem Dorf noch übrig war...
"Wir haben nun vor nach Dor Gulin zu reisen und dort um Hilfe zu bitten! Als ich euch hier mit dem Langbogen sitzen sah, dachte ich, ich sollte euch fragen ob ihr euch den Reisenden anschliessen wollt, zu unserem Schutze!"

Dor Gulin? Genau da musste Ugo sowieso hin wenn er wieder nach Hause wollte, was wohl der logische Schluss war, denn das Turnier zu dem er hergekommen war würde wohl kaum mehr statt finden.
"Ich fürchte nur ich habe fast all meine Pfeile verschossen... aber die werde ich mir jetzt wiederholen!" beschloss er, den starken Helden vor dem jüngeren spielend.

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"Und du willst ein Held sein!" murmelte er zu sich selbst, während er mit spitzen Fingern den Pfeil aus dem stinkigen ekligen glibberigen Fleischhaufen von erledigtem Dämon zog. Geronnenes Blut klebte an dem Schaft, und Ugo überlegte ob er nicht in einen nahen Wald gehen wollte um neue Pfeile zu schnitzen, bevor er die besudelten in seinen sauberen Köcher stecken musste und die ganze Reise diesen widerlichen Geruch in der Nase haben würde.
"Das ist dann doch etwas anderes als erlegte Wildschweine aufzuschneiden, wie das hier aussieht..."
Aber er riss sich mühsam zusammen.
 
«Ahh..» vor Schmerz schrie Nasha laut auf und hilet in ihren Schritten inne. Sie hatte ihre langen dunklen Haare an einem Stueck Holz verfangen, und versuchte jetzt hastig, ihre Haare davon zu loesen... doch ihre Haende zitterten, und so riss sie einfach energisch das braune alte Lederband ab, das ihr Haar zusammenhielt, und liess es auf den staubigen Boden vor ihrem Haus fallen. Nasha war so nervoes, das sie an nichts mehr anderes denken konnte als an die Karte, das X auf der Karte, und was sie wohl dort erreichen wuerde. Sie wusste, wo die gekennzeichnete Stelle war, es war eine grosse Eiche am Waldrand vor der Stadt. Nasha rannte immer schneller...

Endlich kam sie an der Eiche an. Ein schoener Baum am Waldrand, frueher hatte Nasha hier mit ihren Zieheltern oft gespielt, gepicknickt, manchmal war sie auch einfach still hiergesessen, um ueber die vielen interessanten Dinge dieser Welt nachzudenken. Dieser Platz und der alte Baum waren fuer Nasha immer heilig gewesen, eine Zuflucht, zu der sie sich retten konnte, wenn sie Probleme und Zweifel hatte.
Und so lehnte sich Nasha einmal mehr an die alte Eiche, die all ihre Sorgen und Gedanken zu kennen schien... die Rinde fuehlte sich so vertraut an, so einladend... vielleicht wie der Mutterschoss, den Nasha nie richtig gekannt hatte... von ihren leiblichen Eltern als Saeugling ausgesetzt, war sie von ihren Zieheltern aufgezogen worden, arme Leute, die ihr aber wesentliche Dinge beibringen konnten. Dann wurden ihre Zieheltern in der Nacht ermordet, Nasha hatte den Mord geraecht... Und jetzt lag ihr Dorf in Schutt und Asche vor ihr... Nasha schien keine wirkliche Heimat zu haben. Doch hier, mit dem Ruecken an der Eiche angelehnt, die Beine auf dem kalren gruenen Gras ausgestreckt, hier fuehlte sich Nasha heimisch, hier war es so schoen friedlich, kein Laerm, nichts was stoerte, einfach.... gemuetlich.......



«Nasha...» «Na...» «asha...»
Gefluester. «Nashaaaa...» «sha...» Stimmen.
«Nasha, Tochter!» «Naaa...» «Hoerst du mich?» Stimmen. «Nasha. Hoerst du mich....» Stimmen aus der Ferne.... «Hoerst du mich?»

--HOERST DU MICH?--
-ich... ich hoere, wer?
--DU WEISST, WER ICH BIN.--
-wie... traeume ich...? wer bist du... und wo bist du.... und wo bin ich?? und...
--NASHA, TOCHTER, ERINNERE DICH!--
--ERINNERE DICH!--
dich
dich...

Dunkle Nacht. Eine Stadt. Schreie. Feuer. Mord.
Eine Frau rennt, ein schreiendes Buendel im Arm.
--JA TOCHTER, DAS BIST DU.--
Ein Mann begleitet die Frau. Die Frau rennt schneller, stolpert, rappelt sich auf, rennt weiter. Ein Pferd. Ein riesiges Pferd, ein schoenes, kraeftiges Tier. Schwarz. Wie alles in jener Nacht. Schwarz und schnell. Die Frau befestigt das Buendel am Pferderuecken. «Lauf!». Der Klang der Hufe auf dem Boden. Wind. Geschwindigkeit. Weg von der Stadt. Weg vom Tod. Die Schreie werden leiser. Die Vision verblasst.


Sommer. Voegelgezwitscher. Kinder tanzen vergnuegt. Unter ihnen Nasha. Sie traegt einen Kranz aus weissen Blumen auf dem Kopf. Am Oberarm ein schlichtes Armband, das die Sonnenstrahlen reflektiert. Das Armband.


Vor Nashas Haus. Nashas Truhe. Nashas Ziehvater. Das Ueben des Kaempfens ohne Waffen. Nashas Mutter im Garten. Ihr die Kraeuter beibringend.
In der Nacht. Nasha alleine im Raum. Auf einen Sandsack einhauend. Schneller immer schneller. Nasha unter einem schwitzenden stoehnenden Mann. Schneller immer schneller. Der Mord ihrer Zieheltern. Die Rache, Nashas erster Mord. Den Dolch in der Hand. Blut im Gesicht. Das Armband.

Lange nach Mitternacht. Dunkelheit. Eine enge Gasse. Ein Passant. Nashas Hand agreift den Geldbeutel. Verschwunden.

Daemonen. Feuer. Kampf. Schreie. In der Mitte. Tim. Nasha. Sich umarmend. Zusammen.

Die Visionen verblassen. Totale Dunkelheit.
Ploetzlich.
Ein Licht am Horizont. Die Silhouette einer alten Frau und eines alten Mannes. Auf Nasha zukommend. Die Dunkelheit verschwindet, alles ist rein, weiss. Die beiden Menschen stehen vor ihr.

«Wie geht es dir, Tochter?»
«Aelter ist sie geworden.»
Nasha fiel ihren Eltern in die Arme. Weinte, Schluchzte. Lachte.
«Warum, warum nur, meine geliebten Eltern?»
«Ein Schwertschlag und ein verirrter Pfeil, um genau zu sein.» erwiderte Nashas Vater mit einem abschaetzigen Laecheln.
«Wie weiss ich, dass ihr meine Eltern seid, aber wie? Woher? Ich habe euch noch nie gesehen!»
«Doch, das hast du. Du hast mit uns getraeumt. Praktisch jede Nacht.» Nashas Mutter deutete auf das bronzene Armband, das mehrere Male um Nashas Oberarm geschlungen war. Hier, in dieser absoluten Leere, im starken Licht, schien es von sich aus zu scheinen. «Das hat dir geholfen, uns nicht zu vergessen.»
«Mutter, Vater...» Nasha umarmte ihre Eltern erneut. «Die Karte...»
«Die Karte haben wir zusammen mit deinem Armband in jener Nacht in dein Buendel gelegt. In der Hoffnung, dass dich jemand findet und aufzieht. Es war eine grausame Schlacht, wir wussten, dass wir nicht ueberleben wuerden. Dein Vater kaempfte in der Elitegarde der Stadt, wir Frauen pflegten die Verwundeten. Ich war noch immer geschwaecht von deiner Geburt. Es war die einzige Moeglichkeit. Wir starben in jener Nacht, und wachten von da an immer ueber dich. Doch jetzt ist die Zeit fuer uns drei gekommen. Zu lange befinden wir un schon hier, zwischen der Welt der Lebenden und der Toten. Das zehrt an unseren Kraeften... Wir muessen jetzt fuer immer in das Totenreich gehen. Es gibt kein zurueck, meine Tochter. Doch wir wissen jetzt, du bist stark genug, fuer die Gefahren, die auf dich stossen werden. Durch deine Zieheltern haben wir dich ausgebildet. Wir haben geschworen, nie wieder irgendwelche Waffen zu verwenden, zu viel Leid haben wir in jener Nacht mitansehen und ertragen muessen. Wenn du kaempfen musst, so nuetze die Waffen, die dir von uns gegeben wurden. Wir haben dir zusammen beigebracht, wie du dich mit eigenen Kraeften deiner Feinde entledigen kannst. Du weisst deine Haende, deine Arme, und deine Beine im Kampf so toedlich zu fuehren wie ein Schwert. Was du noch nicht wusstest, dein Armband wurde von deiner Urgrossmutter, meiner Grossmutter, geschmiedet. Zu dieser Zeit war Magie noch ganz alltaeglich. So gibt es dir ausserordentliche Reflexe und eine natuerliche Resistenz gegen leichte Krankheiten. Es kann nur von unserer Familie getragen werden, und ziehst du es vom Arm, wird es zerfallen. Ein Schlag kann so vieleffektiver sein als eine Waffe in der Hand eines Unerfahrenen. Doch denke daran, wenn ein Kampf vermeidbar ist, dann meide ihn. Nuetze deinen Verstand, Tochter. Und hoere auf dein Herz.
Fuer uns ist es jetzt Zeit, zu gehen.»
«Aber Mutter, es gibt so viel zu erzaehlen, ihr wollt schon gehen?»
«Wir muessen, Nasha.» Sprach Nashas Vater. «Doch wir wollen dir noch etwas mit auf deine Reise geben. Von mir, von deinem Vater, erhaeltst du diesen Ring. Ich habe ihn von einem alten Mann im Gluecksspiel gewonnen. Er gibt dir die Moeglichkeit, die Personen in deiner Naehe zu bezaubern. Wenn du in drehst, scheint die Sonne direkt auf dich zu scheinen und alles andere wird dunkel, alle Leute sehen nur noch dich mit ihren Augen, in ihren Koepfen koennen sie nicht mehr klar denken, du wirst zum Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch nuetze ihn nicht zuviel, denn Magie ist eine ernste Sache, mit Magie spielt man nicht... vorsicht. Vielleicht wird dir dieser Ring irgendwann einmal von Nutzen sein, deine Mutter mag es nicht, wenn ich ihn vor all den andern Damen benuetze - nimm ihn.» Bei diesen Worten funkelte Nashas Mutter den Vater amuesiert an. Behutsam streifte sich Nasha den aeusserlich simplen Silberring ueber den Finger. Nashas Mutter begann zu sprechen. «Meine Tochter, ich habe ein ganz besonderes Geschenk fuer dich. Diesen Guertel habe ich zusammen mit meinen Gross- und Ururururgroseltern im Totenreich fuer dich gestickt.» Sie zeigte Nasha einen Guertel, der aus einem schwarzen Lederriemen bestand, an dem viele bunte Schnuerchen befestigt waren. An den Schnuerchen hingen Metallplaettchen verschiedenster Formen, die Nasha noch nie gesehen hatte. Die Metallplaettchen schienen im gleichen Moment das Licht zu reflektieren, gleichzeitig saugten sie es aber auch auf. Der Guertel war wunderschoen. «Tochter, das Leder habe ich von einem normalen Wolf, wie du sie kennst. Das Leder wird dich beschuetzen, es ist sehr stabil und alter nicht. Die Schnuerchen sind aus den Kleidern unserer Freunde aus der Welt der Lebenden und aus der Totenwelt. In jedes dieser Schnuere haben dein Vater und ich ein Gebet aus der Welt der Lebenden gesprochen. Moege die Seite der Lebenden dir kein Leid zufuegen. Die kleinen Metallplaettchen, die an den Schnueren befestigt sind, sind alte Runen aus dem Reich der Toten. Simple Runen unserer Familie, aber auch maechtige Runen des Todes und der Zerstoerung. Die Familienrunen sollen dich an deine Urspruenge erinngern, auch wenn du uns nicht siehst, wir sind immer in deiner Naehe. Die Schwarzen Runen hingegen, die Runen des Todes, werden dir Kraft geben, deine Feinde zu zerschmettern. Hoerst du sie im Kampfe klimpern, wird alles um dich herum verlangsamt ablaufen, waehrend dein Denken und Handel stark beschleunigt werden wird. Normalerweise hoerst du die Runen nicht. Doch wenn du sie hoerst, wenn sie in einer eigenartigen Melodie spielen, sie klimpern, dann rufen sie dich, die Runen des Todes, und du wirst kaempfen. Meine Tochter, nimmst du dieses maechtige Geschenk an?»
«Ja, Mutter.»
«Gut, doch nutze es nur fuer das Gute, nie fuer das Boese. Denn wenn die Runen des Todes fuer das Boese ertoenen, soll dich eine schreckliche Strafe ereilen. Versprichst du mir, dass du nie fuer das Boese, in welcher Form es sich auch immer praesentiert, kaempfen wirst?»
«Ja Mutter, ich verspreche es.» Damit schloss sich der metallene Guertel wie von Geisterhand um Nashas Hueften. Eine Schnalle gab es keine.

«So sei es dann.» sprach Nashas Mutter. «Die Zeit fuer uns alle ist jetzt gekommen, ich und dein Vater, wir muessen gehen, zur anderen Seite. Und du, meine Tochter, eile nun, waehrend wir hier sprachen vergingen in der Welt der Lebenden schon einige Tage - eile Tochter, eile, deinen neuen Gefaehrten hinterher. Geh, und denke daran, dass wir immer in deiner Naehe sein werden. Viel Glueck auf deinen Wegen!»
«Und viel Glueck mit diesem jungen Mann Tim...» sprach Nashas Vater und zwinkerte ihr zu, dann drehten sich die beiden um und entfernten sich, wie sie gekommen waren. Das Licht verschwand, alles wurde dunkel.

Dann schlug Nasha die Augen auf, musterte ihre Kleidung, schaute noch kurz mit grossen Augen auf das Armband, auf den Ring und auf ihren neuen Guertel, und machte sich dann auf den Weg, ihren Gefaehrten hinterher...

Sie musste sich beeilen...
 
"Teufel nochmal, ich hatte doch dreißig Pfeile im Köcher, wo sind die denn alle?!" fluchte Ugo inmitten klebriger Kadaver auf dem Kirchplatz und betrachtete seinen Köcher, den er in der linken Hand hielt wie einen Sammelbehälter. Darin steckten noch ein paar unbenutzte Pfeile und ein Großteil blutbesudelter, benutzter Pfeile, die gottlob in einem Stück geblieben waren, obwohl Ugo sie mit voller Kraft von Bogen und Arm aus dem Kirchenfenster geschossen hatte. Aber ein nicht unbedenklicher Teil seiner Geschosse war nicht einfach irgendwo als Splitter in einem der Körper, sondern war unauffindbar unter den Leichenhaufen begraben, in denen Ugo um alles in der Welt nicht wühlen wollte, Held hin oder her.
"Mit so wenig Munition brauche ich die Reise nach Dor Gulin gar nicht erst antreten" dachte er sich. "Wenn nochmal so eine Schar auf uns zustürzt wäre es sogar hier sicherer, wo alles kaputt ist und diese Viecher keine Überlebenden vermuten."

Da half wohl alles nichts, Ugo musste sich in der näheren Umgebung nach Fremdpfeilen umsehen. Seine Stiefel, auf die er stolz war, waren bereits dreckig, also machte er sich garnicht mehr die Mühe Blutlachen oder sonstigem Schmutz zu umgehen. Später würde er seine Stiefel wieder so blank polieren wie sie waren. Also stapfte er einfach drauf los durch die Pfade zwischen den Leichen hindurch in die Gassen der Umgebung. Hier und da bückte er sich nach einem Pfeil, der in einem Körper steckte, mal einem Dorfbewohner, dann war die Haut um die Pfeilwunde verbrannt vom magischen Feuer der Skelettbogenschützen, oder einem Dämon, dann war der Pfeil meist schon zerbrochen.
Sich mühsam auf der Suche durch den Ort schleichend, bog er schließlich um eine Ecke, und aus der Gasse schlug der strenge Geruch verbrannten Fleisches hervor wie sonst nirgends. Ugo drehte sich sofort um und drehte seine Nase aus dem Wind. Da wollte er nicht hin... dummerweise war dieser Geruch für ihn ein Hinweis darauf, dass hier die Feuerschützen gewütet haben mussten. Hier sollte er also genug Pfeile finden können!

Nach etwas Ringen mit sich selbst holte er einmal tief Luft und ging wieder in die so entsetzlich riechende Gasse. Zimperlichkeit hatte hier keinen Zweck.
Aber Pfeile fand er hier keine. Den meisten Raum nahm hier ein großer Leichnam von etwas ein, dessen lebendigen Zustand er sich weniger lieb vorstellen wollte als es ihm diese Überreste gestatteten. Ein paar Meter weiter weg lag der Leichnam von einem Mann, der eigentlich noch zu jung aussah für die Magierkleidung, die er trug. Mal sehen, irgendwo ein Pfeil?!
Ugo tastete die Vorderseite ab, an der keine Wunden waren. Gerade als er den Toten auf die Seite rollen wollte, hörte er ein schmerzvolles Stöhnen aus dem Mund der vermeintlichen Leiche.
Ugo sprang vor Schreck zurück, aber dann begriff er. Er beugte sich über den jungen Mann und klatschte ihm ein paar mal vorsichtig auf die Wange.
"Kannst Du aufstehen?"
"...so laut..." kam die Antwort leise, und der Fremde griff sich an den Kopf mit einem schmerzverzerrten Ausdruck.
"Wohl nicht!" resümierte Ugo, da rührte sich ein paar Meter weiter weg etwas anderes am Boden und knurrte.
Sofort zog Ugo einen Pfeil, doch da fiel ihm ein dass er seinen Bogen in der Kirche hatte liegen lassen, da er nicht damit gerechnet hatte, in der Stadt voller Toten noch angegriffen zu werden.
"Aaaaxt... wo is' die Axt!?" grummelte die Stimme, und vor Ugos Augen richtete sich ein Zwerg zu voller Kleine auf und zog seine Waffe vom Boden hoch, wobei die Klinge auf dem Grund scharrte und sang.
"Alles in Ordnung?" fragte Ugo den plötzlich aufgetauchten Zwerg, der abwinkte.
"Wo ist Maelnar?" fragte er und sah sich um.
"Meint ihr ihn hier?" fragte der Bogenschütze und zeigte auf den liegenden Körper neben ihm.
Sofort ging der Zwerg hinüber und untersuchte den Mann, der sich immernoch halb bewusstlos den Kopf hielt.

Ugo beschloss, die Pfeilsuche auf sich beruhen zu lassen.
"Wir bringen ihn am besten rüber in die Kirche, dort gibt es einen Heiler, der ist zwar ziemlich beschäftigt, aber vielleicht kann er ihn sich mal ansehen!"
"Was ist mit der Schlacht vor dem Kirchplatz?" fragte der Zwerg.
"Die ist vorbei... die Dämonen sind zurückgeschlagen, wenn auch unter hohen Kosten..." antwortete Ugo. Dann bückte er sich hinab, legte die Arme des Magiers um seinen Hals und hob ihn hoch.
"Könnt ihr den Köcher mitnehmen?" fragte er den Zwerg.
"Wie weit könnt ihr ihn tragen?"
"So weit wie nötig... hoffe ich..." murmelte Ugo.
 
Gotrek sass an der Kirchenwand und sah zu, wie die Frau die er hereingebracht hatte, von einem Heiler gepflegt wurde. Nach einer Weile wachte sie auf und erhob sich. Der Zwerg wendete sich ab und hing seinen Gedanken nach.
Ein Mann, der seiner Kleidung und seinem Schwert nach zu schätzen ein Dorfbewohner war, schreckte ihn auf.

"Äähm Verzeihung, Herr Zwerg..."
"Was gibts?" grummelte Gotrek, ungehalten über die Störung.
"Mein Name ist Ulrich und ich möchte euch im Namen der Dorfbewohner danken. Ausserdem habe ich noch eine grosse Bitte: Wir möchten in Dor Gulin um Asyl bitten, doch der Weg dorthin ist gefahrvoll. Wir würden uns glücklich schätzen, wenn sie uns zu unserem Schutz begleiten würden."

Was zur Hölle ging ihn das an, was diese Menschen trieben? Er hatte schon so genug Probleme hier wegzukommen, da brauchte er nicht noch einen Trek voller hilfloser Leute!
Er wollte gerade ein knappes "Nein" brummen, als der Mann hinzufügte:

"Es haben schon einige Leute zugesagt, zum Beispiel der Ritter, der die Leute angeführt hat. Wenn auch sie mitkommen würden, würde das sicher noch mehr Leute anregen."

Und was sollte es ihn interessieren, ob hier noch andere mitkamen? Er wollte nichts mit den Menschen zu tun haben, fertig! Der nächste Satz von Ulrich liess ihn allerdings aufhorchen:

"Dor Gulin ist eine reiche Stadt und ihr Bürgermeister würde sicher jene reich belohnen, die uns helfen."

Ulrich hatte den richtigen Punkt getroffen. Zwerge waren bekannt für ihre Vorliebe für Edelmetalle, besonders Gold. Gotrek war da keine Ausnahme, doch er beherrschte sein aufkeimendes Interesse.

"Ich werds mir überlegen" brummte er in seinen Bart und wandte den Blick ab. Etwas enttäuscht verliess ihn Ulrich, um noch weiter Abenteurer für seine Sache zu gewinnen.

Nach einer Weile erhob sich Gotrek und beschloss, sich nach dem Riesen und seinen anderen zwei Gefährten umzusehen. Wenn diese ihre Entscheidung getroffen hätten, würde auch er es tun.
 
Wie lange war er jetzt schon wach? 2 Tage, 3 Tage? oder waren es doch mehr? Nein, 3 Tage, das letzte mal an dem kleinen Waldsee.

Reoth ließ seine Gedanken kreisen, er hatte getan was er konnte, die schlimmsten Verletzungen waren geheilt, und die Dorfbewohner die überlebt hatten waren in Sicherheit. Er lehnte an der Mauer, ganz in der Nähe des namenlosen Ritters, doch in einem gewissen Abstand, immerhin erschien es ihm, dass der Ritter lieber alleine war als in zu großer Gesellschaft.

Im Halbschlaf bekam Reoth die Bitten des jungen Dorfbewohners mit, der offensichtlich als Sprecher auserwählt wurde. Dul Gurlin, das klang vernünftig und eine Eskorte mitzunehmen ebenfalls. Reoth überlegte. Was könnte er in Dul Gurlin tun, er kannte viele Städte, die meisten hatte er besucht und in jeder gab es etwas ganz spezielles. Entweder eine Magierschule von hohem Ansehen, einen mächtigen Paladinorden oder einfach nur gutes Bier. Doch für was war Dul Gurlin nochmal in seinen Erinnerungen geblieben? Es wollte ihm nicht einfallen, seine Konzentration war am Ende.

"Würdet Ihr uns wieder anführen? Der Hauptmann der Stadtwache ist gefallen und Ihr habt bewiesen, daß Ihr dieser Aufgabe mehr als gewachsen seid. Ich bitte Euch."

Reoth war auf die Antwort gespannt, der Ritter war noch nicht ganz genesen und da er die Verletzungen versorgt hatte, fühlte sich Reoth ein wenig Verantwortlich für den Ritter. Immerhin hatte dieser im auch das Leben gerettet, als er zusammengebrochen am Boden vor der Stadt lag. Und auch ein bisschen Neugier, die trotz seines Alters noch nicht ganz verblasst war, schwang in ihm mit. Einen namenlosen Ritter ohne Waffen und Henkersnarben, der ein Dorf vor dem Untergang rettete, sowas war selbst einem 280 Jahre altem Beschwörer des Lichts noch nicht untergekommen.

"... aber ich werde mit Euch kommen." Mit diesen Worten im Ohr und dem letzten Versuch sich zu erinnern, was in Dul Gurlin, seinem nächsten Ziel, ist, schlief Reoth ein.
 
„Also ich will mich ja nicht wiederhohlen. Aber ich habe zu meiner Zeit wesentlich erfolgreicher gegen die Ordnung vorgegangen.“
„Lass ihn in Ruhe du hast schon lang genug auf dem Armen herumgehackt. Er ist schließlich noch jung. Jeder muss mal Erfahrung sammeln. Außerdem hast du schließlich vorgeschlagen etwas gegen die Zakarum zu unternehmen.“
„Sie sind ja auch wie gesagt viel zu stark vertreten in dieser Stadt. Wir mussten etwas unternehmen. Aber gleich die zu versuche die ganze Kirche anzuzünden? Und das am helllichten Tag.“
„Du hättest dich das nicht einmal getraut. Ich weiß noch genau das du dich immer geweigert hast so etwas zu machen.“
„Du bist ja auch schon alt und senil“
„Halt du dich daraus. Das ist ein Streit zwischen mir und dem Feigling da“
„Pah. Was heißt hier Feigling. Ich hab ganze Städte zum wahren Glauben bekehrt.“
„Ja aber du hast dich immer geweigert mal ein Zeichen zu setzten. Du hast immer nur geredet“
„Dafür wurde ich dann ja auch nie in eine verdammte Sakristei dieses vermaledeiten Zakarum eingesperrt. Eine Schande ist das. Und was hat uns diese Aktion nun gebracht ?“
„Falls ich mich mal einmischen darf. Aber wir haben es immerhin geschafft die Reliquien mitgehen zu lassen. Diese Trottel von Paladinen sind wirklich blind. Die werden sich noch freuen wenn sie das merken“
„Ja aber was wollen wir mit diesen Hühnerknochen?“
„Hättest du dich mal mit ihrer Religion beschäftigt wüsstest du, dass eine Kirche ohne Reliquien für sie keine Kirche ist“
„Diese verblendeten Narren haben ja auch keine Ahnung. Zu meiner Zeit hätten wir sie einfach zum Teufel gejagt.“
„Zu deiner Zeit. Zu deiner Zeit befand sich unsere Macht ja auch auf einem Höhepunkt.“
„Willst du damit behaupten wir hätten jetzt keine Anhänger mehr ? Wir sind immer noch eine der 5 größten Religionen“
„Ja, aber die Zakarum sind nun am populärsten. Die Ordnung gewinnt immer mehr an Macht“
„Sag ich ja die ganze Zeit. Deswegen wollte ich ja auch das wir die Kirche anzünden.“
„Das wollte die Mehrheit“
„Das Heißt noch lange nicht das es Richtig war.“
„Das nennt sich Demokratie. Gab es wohl zu deiner Zeit noch nicht“
„Ja. Aber da konnten wir Entscheidungen auch noch wesentlich schneller fällen.“
„Was höchstwahrscheinlich eher damit zusammenhängt das wir damals noch nicht so viele waren.“
„Du willst doch nur von eigentlichen Thema ablenken. Fakt ist das diese Aktion nichts gebracht hat“
„Ich will ja nichts sagen aber. Die Ordnung geht schnell in Scherben wenn man ein paar Regeln stört“
„Und damit willst du sagen ? Kein Wunder das dich zu niemand verstanden hat als du noch am Leben warst. Bei dem wirren Gelaber.“
„Und wie erklärst du dir dann das ich ganze Städte auf unsere Seite gebracht habe?“
„Nun. Heute sind die Besagten Städte jedenfalls in der Hand der Zakarum.“
„Nun vielleicht hast du den Kreuzzüge vergessen den die Zakarum vor einigen Jahrhunderten in dem Gebiet geführt haben ?“
„Nein. Oder hast du vergessen wer den Ersten zurückgeschlagen hat?“
„Nun, Ich unterbreche eure Diskussion, ja nur ungern aber wir sitzen hier immer noch fest.“
„Wer sagt denn das wir festsitzen. Hast du dir die Tür nicht angeguckt. Als man dich hier ein eingesperrt hat?“
„ Ja. Ein einhalb Handbreit dickes Eichenholz wenn ich mich nicht irre“
„Haben wir dir nicht gelehrt genau hinzusehen ?“
„Genau das wird er wohl nie verstehen“
„Er ist doch erst 20 ... und nur 5 Jahre in der Lehre“
„Genau ich hab doch gesagt der Körper ist viel zu alt. Aber nein, auf mich hört ja niemand“
„Wenn wir auf dich gehört hätten wir Gul-Iolin an die Zakarum verloren“
„Ja, aber wenigstens rumreich ...“
„Ich will ja nicht stören, aber das bringt mich mit der Tür nicht unbedingt weiter“
„Du musst genauer hingucken“
„Meinst du das Schloss? Der Mechanismus ist ziemlich kompliziert. Und außerdem liegt hier in der Sakristei kein Draht oder ähnliches rum. Mit dem man ihn Knacken könnte“
„Immerhin denkst du schon in die Richtige Richtung. Nicht schlecht an sich.“
„Was ist denn nun mit dem Schloss?“
„Darf ich’s im sagen ?“
„Sah es denn stabil aus. Das Schloss.?“
„Was meinst du ?“
„Tret einmal gegen und dann weißt du es“
„Der Schließmechanismus mag gut sein. Aber die Bolzen, die die Tür schließen hätten Sie auch weglassen können.“
„Typisch Zakarum die denken nie weit genug“
„Und wieso sagt ihr mir das erst jetzt“
„Wir wollten schon lange mal wieder in Ruhe diskutieren. Wir hetzen ja sonst nur durch die Gegend.“
„Außerdem meinte Yessmo das es vielleicht besser wäre zu warten. Er hatte die Eingebung das es besser ist wenn wir erst mal hier rumsitzen.“
“Und wieso ?“
„Eingebung ... Du kennst ihn doch.“
„Er meinte es wäre sicherer.“
„Warum ist doch nun egal. Mittlerweile sitzen wir hier jedenfalls lang genug rum.“
„Ja allmählich ist es wieder Zeit ein paar Ungläubige zu bekehren“
„Genau. Zünd die Sakristei an. Tret die Tür ein. Und beeindruck ein paar Gläubige.“
„Dem Lärm nach zu Urteilen ist da draußen. Sowieso grade eine Messe“
„Also das mit dem Feuer legen lassen wir lieber. Es wäre peinlich wenn wir hier Feuer gelegt haben und Feststellen, dass die Tür von außen mit ein paar Schränken verbarrikadiert ist.“
„Hm irgendwoher kenne ich das doch ....“
„Stimmt so was sollte uns nicht noch mal passieren. Wirklich viel Eindruck hat das nicht gemacht...“
„Gut dann lassen wir den Teil mit dem Feuer legen halt aus.“

„Gut. Wenn ihr meint das das das Beste ist. Schreiten wir zur Tat.“

Also erhebt sich die Gestallt, die nun schon seit Stunden, nahezu ohne sich zu bewegen, in der vollkommen dunklen Sakristei gesessen hat. Und geht langsam auf die Tür der Sakristei zu. Kurz tastet sie die Tür ab um sicherzugehen das sie Die Tür in der vollkommenen Finsternis auch gefunden hat. Einen Tritt später enthüllt das einströmende Licht. Eine schwere Graue Kutte die einen jungen Mann verhüllt, der sich aufgrund der plötzlichen Helligkeit geblendet die Hand schützend vor die Augen hält. Die Augen, wo wir schon dabei sind, passen nicht im geringsten zum übrigen Bild der Person die anscheinend ein Priester ist. Erscheint Die Person sonst relativ jung, vielleicht 20 Jahre, so sprechen die grauen Augen von Jahrhunderten von Lebenserfahrung.

„Bei Anlinyenwë. Was ist hier passiert?“ ruft der Priester aus. Und blickt sich suchend, nach jemandem um der ihm Auskunft geben könnte.
“ Sieht ja fast so aus als hätten wir einen schönen Kampf verpasst ...“
„Wenigstens wissen wir nun warum Yessmo uns zurückgehalten hat. ...“
 
Saphir

Kopfschüttelnd wandte sich Saphir von dem dämlichen Kämpfer ab. In seinem Blick lag etwas, das ihr nicht gefiel. Der Junge hatte jedenfalls keine Ahnung, worauf er sich mit der Beleidigung eingelassen hatte. Wenn er dachte, dass sie nicht innerhalb eines Sekundenbruchteils die Temperatur um ihn herum so weit fallen lassen konnte, dass er sich keinen Zentimeter mehr bewegte, so war er gut damit beraten, weitere Beleidigungen sein zu lassen. Doch jäh wurde die Magierin aus ihren Gedanken gerissen, als ein schrecklicher Schrei ertönte, den sie irgendwoher kannte. Eindeutig ein Dämon. Rasch sah sie zur Tür. Die Dämonen wichen zurück. Schnell war sie zur Stelle und sprang mit gezogenem Dolch aus der Türöffnung. Einen der davon Stürmenden trat sie in den Rücken, so dass er hinfiel. Daraufhin sammelte sie ihre Energien und kanalisierte sie zu einem energetischen Strahl, der die Dämonen die er traf in kleine Eisblöcke zerschlug. Eigentlich wollte sie denen noch eine Eisnova auf den Hals hetzen, aber dazu hatte sie zu wenig Energie und wollte die Gegner außerdem nicht mehr einholen. Sie machte einen Schritt zurück und stolperte über den am Boden liegenden Dämonen und fiel hin, woraufhin der sich aufrappelte und mit dem Säbel nach ihr schlug. Schnell drehte sie sich zur Seite, so dass der Schlag, der auf die Brust zielte, ihren Arm streifte. Saphir langte nach ihrem Dolch, fand ihn und stach der Kreatur, die gerade wieder das Schwert hob in die rechte Brust. Daraufhin ließ das Vieh den Säbel fallen und brach röchelnd zusammen. Die Elfin stand auf und trat das Wesen, wobei sie eine beängstigend wütende Miene machte. „Wenn mir der verdammte Elf jetzt auch noch blöde kommt“ flüsterte sie mit zitternder Stimme vor sich hin, schritt mit stolz erhobenem Haupt an den Menschen in der Tür vorbei und klopfte sich auf einer der Bänke den Schmutz vom Umhang. Außerdem legte sie eine Eisschicht auf die Wunde, die der Säbel gerissen hatte. Immer noch etwas blass vor Zorn nähte sie den Riss in ihrem Ärmel.
Saphir ließ ihren Blick wieder durch den Raum schweifen. Da waren Menschen, Elfen verschiedener Größen und Altersstufen, und Zwerge, halt… Zwerge? Was machten Zwerge hier? Warum hocken die nicht in ihren Stollen und schürfen nach Gold und Edelsteinen? Saphir mochte Zwerge nicht besonders. Sie wusste davon, dass es sehr habgierige, verschlossene Wesen waren, was sie nie verstehen konnte. Anfangs war sie sauer auf die Menschen, dann auf den Elfen und jetzt lungerten hier auch noch Zwerge herum, war das zum aushalten? Sie stand auf und ging hinüber zu Norolind, der seine Wunden verband. Er lehnte an einer Säule und war gerade mit einer Wunde am Arm beschäftigt, als sie hinzukam.

Wenig später bemerkte sie, dass man Kämpfer suchte, die die Dorfbewohner nach Dor Gulin eskortieren sollten. Saphir stand auf und überlegte. Möglicherweise würde für sie etwas dabei raus springen. Andererseits wusste sie nicht was bei einem Haufen Bauerntrampel deren Dorf gerade niedergerissen wurde raus springen sollte…
Plötzlich unterbrach etwas ihre Gedanken.
Da war was.
Was?
Der Ritter…

Saphir war erstarrt. Wie konnte sein, was sie gerade gesehen hatte? Eines jedoch stand fest. Andere Magiebegabte würden es ebenfalls bemerken. Könnte sie sich getäuscht haben? Nein. Ausgeschlossen. Aber was hatte es zu bedeuten. Der Ritter könnte die Rettung der Dorfbewohner sein, aber sie auch alle ins Verderben führen. Nicht, dass sie das in irgendeiner Weise kümmern würde, aber konnte sie es wagen, mitzukommen? Auf jeden Fall! Ihr Interesse war geweckt. Sie wollte mehr über diese Sache herausfinden. Eventuell stand der Ritter ja in irgendeiner Verbindung mit dem Angriff… Aber das waren Spekulationen. Saphir musste auf jeden Fall mit und das herausfinden. Aber eine Frage blieb offen: Sollte sie es jemanden erzählen? Nein. Zumindest noch nicht.

„Norolind?“
„Ja?“
„Werdet ihr euch der Eskorte anschließen?“
„Eskorte? Was meint ihr?“
„Habt ihr nicht mitbekommen, dass die Menschen nach Dor Gulin ziehen werden und eine Eskorte von Kämpfern anheuern wollen?“
„Habt ihr Dor Gulin gesagt?“
„Ja, Ist was damit?“
„Nein…Nein. Ist alles in Ordnung. Ich äh… hab euch nur nicht verstanden, das ist alles“
„Also…werdet ihr gehen?“
„Ich denke schon. Diese Menschen haben nichts mehr und ich weiß ohnehin nicht wo mein Ziel liegt. Vielleicht finde ich dort endlich wonach ich suche. Ich werde sie begleiten“
„So sollten wir mit jemandem sprechen damit sie wissen, dass wir mitkommen“
„Wir? Ihr werdet mitkommen?“
„Ja, wenn auch vermutlich nicht aus dem selben Grund wie ihr. Was meintet ihr mit: ‚Ich weiß nicht wo mein Ziel liegt’?“
Norolind sah auf den Boden.
„Darüber will ich nicht reden. Vielleicht werde ich es euch irgendwann mal erzählen, aber dafür ist jetzt der falsche Zeitpunkt. Werdet ihr mit dem Ritter dort sprechen?“
„Nein. Ich kann nicht. Ich… werde mit einem der Dorfbewohner sprechen“
Mit diesen Worten drehte sie sich um, einen verwundert dreinblickenden Norolind zurücklassend.

Die Magierin trat zu einem der Menschen, welcher gerade in einem Zettel las. Er drehte sich um und landete vor Schreck auf seinem Hinterteil, als er die Elfin mit verschränkten Armen und erhobenem Kopf vor sich stehen sah. „Ähem… Was… Was wünscht ihr?“ fragte der Mann, während er seinen Zettel suchte. „Ihr sucht doch Leute für eine Eskorte-„ „Ich denke nicht, dass eine edle Dame wie ihr für so was geeignet seid und – argh, lasst mich bitte los“ Mit einem unheilvollen Glitzern in den Augen hatte Saphir den Mann am Kragen gepackt. „Was hast du gesagt?“ „Ich äh… sagte, dass es uns eine Freude währe, eure Fähigkeiten in Anspruch zu nehmen“ „Tatsächlich?“ „Bitte… Ich wusste ja nicht, dass ihr eine Kriegerin seid.“ „Kriegerin? Ich? Macht euch nicht lustig über mich. Es wird euch nicht bekommen. Begnügt euch damit, dass ich mitkomme, und verschwindet aus meinen Augen.“ Der Mann rappelte sich auf und suchte schnell das Weite. Saphir setzte sich auf eine nahe Bank um ihre Wunden noch mal zu untersuchen. Eigentlich hatte sie mittlerweile genug davon, sich von den haarigen Barbaren in diesem Bauerndorf beleidigen zu lassen, aber sie musste wissen, was es mit dem Ritter auf sich hatte, und dann ihrem Orden bericht erstatten. Endlich gab es wieder was zu tun.
 
„So. Das sollte erstmal reichen…“ Sagte Norolind zu sich selbst als er seinen rechten Arm fertig verbunden hatte. Genau in diesem Augenblick sprach ihn Saphir an die jetzt neben ihm stand. „Norolind?“ Er sah auf und tat sie als hätte er sie noch nicht bemerkt, was natürlich nicht der Fall war. „Ja?“ Antwortete er abgehackt. „Werdet ihr euch der Eskorte anschließen?“ Fragte Saphir. Von was für einer Eskorte redete sie da? Er hatte nichts von irgendeiner Eskorte gehört. „Eskorte? Was meint ihr?“ Fragte er Verwirrt. „Habt ihr nicht mitbekommen, dass die Menschen nach Dor Gulin ziehen werden und eine Eskorte von Kämpfern anheuern wollen?“ Was für eine Frage. Würde er fragen wenn…Moment! Dor Gulin? „Habt ihr Dor Gulin gesagt?“ Fragte Norolind ganz aufgeregt. Das konnte unmöglich Zufall sein. Dor Gulin war die Stadt in der er Roya kennen lernte.

Norolind griff in seine Manteltasche und umschloss das Amulett mit seinen Fingern. „Ja, Ist was damit?“ Fragte Saphir. Wieder schreckte Norolind auf. „Nein…Nein. Ist alles in Ordnung. Ich äh… hab euch nur nicht verstanden, das ist alles“ Stammelte er und hoffte inständig, dass sie nicht weiter nachhaken würde. Es wäre äußerst unklug ihr jetzt von Roya zu erzählen. „Also…werdet ihr gehen?“ Fragte Saphir. „Ich denke schon. Diese Menschen haben nichts mehr und ich weiß ohnehin nicht wo mein Ziel liegt. Vielleicht finde ich dort endlich wonach ich suche. Ich werde sie begleiten“ Antwortete er sichtlich erleichtert und überlegte ob er nicht noch erwähnen sollte das es ihm eine Freude wäre wen sie ihm begleiten würde.

„So sollten wir mit jemandem sprechen damit sie wissen, dass wir mitkommen“ Sagte Saphir dann plötzlich. „Wir? Ihr werdet mitkommen?“ Fragte Norolind ungläubig. Er konnte es kaum fassen, dass sie wirklich mitkommen würde. „Ja, wenn auch vermutlich nicht aus dem selben Grund wie ihr. Was meintet ihr mit: ‚Ich weiß nicht wo mein Ziel liegt’?“ Antwortete Saphir und es dauerte sicher weniger als eine Sekunde bis das Grinsen aus Norolind Gesicht verschwand. Deprimiert senkte er seinen Kopf. Er konnte es ihr nicht sagen. Nicht jetzt und nicht hier. „Darüber will ich nicht reden. Vielleicht werde ich es euch irgendwann mal erzählen, aber dafür ist jetzt der falsche Zeitpunkt. Werdet ihr mit dem Ritter dort sprechen?“ Antwortete er und hoffte das seine Frage von diesem Thema ablenken würde. „Nein. Ich kann nicht. Ich… werde mit einem der Dorfbewohner sprechen“ Antwortete sie. Dann drehte sie sich um und ging schnellen Schrittes auf einen Mann zu der auf irgendein Stück Papier starrte. „Warum wurde sie so nervös als ich diesen Ritter erwähnt hab.“ Dachte Norolind. Dieser Gedanke verschwand allerdings schnell wieder als er das Amulett, welches er die ganze Zeit mit seinen Fingern umschlossen hatte ein weiteres Mal aus der Tasche nahm. „Vielleicht ist es absurd, aber ich habe das Gefühl, dass ich mein Versprechen nach all den Jahren endlich einlösen kann. Roya…ich werde dich rächen…wie ich es dir einst versprach.“ Flüsterte Norolind und bemerkte wie erneut Tränen über sein Gesicht rannen.
 
Ein lautes Krachen erfüllte das Kirchenschiff. Lilly erwachte ruckartig aus ihrem tiefen, traumlosen Schlaf und war überzeugt davon dass ein paar der Dämonen es geschafft hatten durch die Sakristei in die Kirche einzudringen. Nach der üblichen Schreckenssekunde zwischen Schlaf und Aufwachen sprang Lilly auf, drehte sich ein mal in der Luft und feuerte augenblicklich einen Blitzstrahl aus ihren Händen auf die Gestalt die da am Eingang der Sakristei stand. Zum Glück (wie sich gleich herausstellen sollte) verfehlte ihr Strahl die Gestalt um gut zwei Meter und schlug direkt in den Altar ein. Dieser wurde zwar nicht gesprengt, aber hatte ein hübsches, kleines, schwelendes Loch von ca. einer Elle Durchmesser in der Mitte. Die Gestalt warf sich in Erwartung eines zweiten Schusses, zu dem Lilly grad ansetzte, sofort auf den Boden, als ihr bewusst wurde dass die Gestalt dort kein Angreifer war, sondern ein junger Mann in einer grauen Kutte. Verblüfft ließ sie ihre Hände sinken, die elektische Spannung die ihren Körper umgab ließ nach und erst jetzt verstand Lilly dass das Loch im Altar fast in dem jungen Mann gewesen wär. Vorsichtig und etwas verwirrt stand der junge Mann auf und sah Lilly mit seinen seltsamen, grauen Augen an.
„Hehe... ehm... Entschuldigung... also, das war so... nicht gemeint,“ stammelte Lilly, „Aber ich habe gedacht ihr wärt ein Angreifer.“
„Habt ihr das gesehen. Habt ihr gesehen wie der Alte mich beschützt hat? Und ihr die an Zakarum glaubtet. Was Ist mit euch geschenen. Seht euch doch einmal um. Überall liegen Verletzte. Glaubt ihr wirklich die Ordnung könnte euch beschützen?“ antwortete der junge Mann nach einer längeren Pause. Dann schritt er auf Lilly zu.
„Macht euch nichts daraus. Es ist zum Glück ja nichts passiert,“ sagte er zu ihr, „Was ist denn überhaupt geschehen dass ihr so nervös seid?“
„Das ist eine längere Geschichte,“ erwiderte Lilly sichtlich erleichtert, „hier sollte wie ihr vielleicht wisst ein Turnier stattfinden, aber die Stadt wurde von einer Dämonenhorde angegriffen. Wir konnten mit Mühe die Bedrohung abwenden, aber der Angriff hat viele Opfer gefordert. Bei Sonnenaufgang werden wir nach Dor Gulin aufbrechen, um die Überlebenden an einen sicheren Ort zu eskortieren, hier können sie nicht bleiben.“
„Oh. Von dem Tunier weiß ich noch. Aber ich sitze nun schon eine ganze Weile in der Sakristei. Scheint ja so als hätte ich einiges verpasst,“ sagte er.
„Dürfte ich noch erfahren wer ihr seid und was ihr in der Sakristei gemacht habt?“ fragte Lilly.
„Nun wie ihr vielleicht schon vermutet bin ich ein Stellvertreter Anlinyenwës auf Erden. Und zu der Sakristei nun ja. Das ist eher weniger ruhmreich. Aber wenn ihr es unbedingt wissen wollt. Ich war grade dabei die Macht der Zakarum zu schmälern als, nunja ... Es kamen halt ein paar Paladine vorbei die etwas dagegen hatten das ich versucht habe ihre Kirche anzuzünden,“ entgegnete er wiederum nach einer längeren Pause.
„Verzeiht meine Unwissenheit, aber würdet ihr mir erklären wer Anlinyenwë ist?“
„Ihre kennt Anlinyenwë nicht?“ frage er ungläubig, „Sagt euch den wenigstens der Name ‚der Alte’ etwas?“
„Ehrlich gesagt, nein,“ erwiderte Lilly etwas verunsichert.
„Nun denn. In dem Fall habt ihr eine große Wissenslücke. Anlinyenwë ist um es kurz zu sagen der Gott der für das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse eintritt. Wir, seine Anhänger, versuchen zu verhindern das weder das Chaos noch die Ordnung die Oberhand gewinnt,“ begann er. „Oder falls ihr damit als Magierin, die ihr ja offensichtlich seit, mehr anfangen könnt: Aus dem Glauben an Anlinyenwë hat sich auch der Rathmakult entwickelt oder die Totenbeschwörer wie sie auch genannt werden. Könnt ihr euch nun in etwa vorstellen wofür wir eintreten?“
„Ja, das kann ich, auch wenn ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Ich bin zwar kein Zakarumist, aber ich schätze im Zweifel würde ich die Ordnung bevorzugen.“
„Nun. Das sagt ihr jetzt und im Moment ist die Ordnung schwach. Aber ihr könnt froh sein das ihr sie noch nicht auf einem Höhepunkt ihrer Macht erlebt habt. Aber vielleicht sagt ja euch das Wort Inquisition mehr.“
„Gewiss war die Inquisition nichts schönes, aber im Moment erlebe ich das Chaos, und da ist mir alles lieber.“
„Denkt einfach mal darüber nach: Sowohl Chaos als auch Ordnung wollen im Grunde nichts als Macht. Mögen uns die Methoden der Zakarum in Zeiten des Chaos vieleicht noch angenehm erscheinen, so sind sie doch Schwer zu ertragen wenn sie erstmal die Macht erlangt haben,“ sagte er nach einer kurzen Pause.
„Gut, ich werde darüber nachdenken. Werdet ihr uns morgen begleiten oder werdet ihre eures eigenen Weges gehen?“
„Nun, ich denke ich werde euch begleiten. Es kann nicht im Sinne des Gleichgewichtes sein, wenn dutzendeDorfbewohner abgeschlachtet werden sollen weil euch meine Kampfkraft gefehlt hat.“
„In Ordnung, wir werden bei Sonnenaufgang aufbrechen. Ihr solltet euch noch ein wenig ausruhen, der Marsch wird lang und anstrengend, und ihr nützt uns in einem eventuellen Kampf nichts wenn ihr übermüdet seid. Ich werde jetzt noch versuchen ein wenig Schlaf zu bekommen und ich danke euch dass ihr meine Entschuldigung angenommen habt. Bis Morgen.“
„Danke für den Ratschlag. Dann auf ein baldiges Wiedersehen. Ich werde mich noch mal umschauen ob ich denjengen finde der hier das Kommando hat und ihm sagen das ich euch begleite.“
„Viel Erfolg,“ sagte Lilly noch, aber der junge Mann hatte sich bereits umgedreht und war schon weggegangen. Sie legte sich wieder auf die Erde und versuchte zu schlafen, als sie die Gewissheit wie ein Blitz durchzuckte. Irgendwo in diesem Raum befand sich eine Aura von schwarzer Magie. Sie konnte die Quelle dieser Aura nicht genau lokalisieren, aber sie wusste dass sie von irgendwo auf der anderen Seite des Kirchenschiffes ausging. Morgen würde sie versuchen die Quelle genau auszumachen, und mit diesen beunruhigenden Gedanken schlief sie ein.
 
[Edit]Durch einen Foren-Fehler stand mein Up hier ein zweites Mal, sorry wegen Doppelpost[/Edit]
 
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