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Das tausendjährige Gottesreich auf Erden ...

In der Berufsschule hatten wir leider leider auch kein Englisch aber Religion (davor aufm Gymnasium hatte ich aber durch weg immer Englisch). In der Berufsschule habe ich dafür einen wahren Helden miterleben dürfen. Im Religionsunterricht. Unsere Lehrerin war deutlich nicht erfahren darin, es mit "Schülern" im Alter zwischen 17 und 26 zu tun zu haben und fand die Idee grossartig, uns fotokopierte Tierchen mitzubringen, die wir dann mit unseren Arbeitsmaterialien ausmalen, ausschneiden und in eine gemeinschaftliche "Arche" einkleben durften. Und falls unser Lieblingstier nicht dabei war, so durften wir dieses auch auf ein Blatt Papier zeichnen und ausmalen - Nungut, während ich mich ranhielt und versuchte zu entscheiden, mit welcher der drei Grundfarben ich meine beiden Nashörner jetzt ausmalen soll, machte sich ein Kumpel von der letzten Bank dran, den grossen Zeichenkarton auszurollen und großzügig mit einem Tempo und verdünnter Kartiertusche ans Werk zu gehen. "Was das denn wird" wollte die Lehrerin wissen. "Pottwale - die leben im salzigen Meerwasser, von Regenwasser gehen die ein, also müssen sie mit".

<3 ehrlich
 
Nein, ist es nicht. Bei den allermeisten Religionen ist die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen ein wesentlicher und zentraler Bestandteil des Glaubens. Dazu gehört auch die Lehre untereinander. Die Schule bietet sich halt an als Ort der Lehre. Und wie gesagt, lieber soll jemand, der unter staatlicher Aufsicht steht, lehren als irgendwer Radikales (bei welcher Religion auch immer). Im Übrigen werden Kinder von evangelikalen Eltern lieber in den Ethik-Unterricht gesteckt, nicht weil ihnen diese Fach so wichtig ist, sondern weil es denen der evangelische Religionsunterricht zu liberal ist. Bei Ethik kann man ja immer noch mit dem Ungläubigen Lehrer und so kommen, wenn da der Lehrinhalt den eltern nicht passt.

Liebe/r Conic,
Glaube ist und bleibt sehr wohl Privatsache, daran ändert auch die Betonung der (Religions-)Gemeinschaft nichts. Burschenschaften oder Studierendenverbindungen betonen ebenfalls ihren Sinn für "Gemeinschaft", besitzen dennoch kein Schulfach in denen sie ihre eigene Anschauung lehren.
Dein Argument des kleineren Übels (lieber Staatlich statt Privat) zieht ebenfalls nicht, denn 1. könnte selbiges natürlich auch für die politische Meinungsbildung geltend gemacht werden, 2. handelt es sich immernoch um eine Weltanschauung und Sinn des Schulunterrichtes ist es nunmal nicht, eine Weltanschauung zu lehren sondern allerhöchstens über eine solche zu unterrichten (Gegenteiliges wird in Systemen gemacht, die üblicherweise als Totalitarismus bezeichnet werden) und 3. entkräftest du dieses Argument ja selbst, da die (evangl.) Religionslehre ja offenbar bereits "zu liberal" (was auch immer das heißen mag) ist.
Das dümmliche Argument einiger Evangelikaler auch noch FÜR die Religionslehre anzuführen ist übrigens recht fragwürdig.
Ich stimme dir durchaus dahingehend zu, dass die Religionen genaue Beleuchtung im Unterricht verdienen, doch es ist ein Unterschied ob über Religion gesprochen wird oder Religion gepredigt wird.
Solltest du eine Antwort auf diesen Post erwägen, so bitte ich dich, nicht wieder nur einen oder zwei Sätze zu nehmen, sie nach eigenem Gutdünken auszulegen und weitere Argumentationen völlig auszublenden.

Grüße
 
Solltest du eine Antwort auf diesen Post erwägen, so bitte ich dich, nicht wieder nur einen oder zwei Sätze zu nehmen, sie nach eigenem Gutdünken auszulegen und weitere Argumentationen völlig auszublenden.

Sorry ... ich hätte wahrscheinlich nicht kurz vorm schlafen gehen posten sollen, dann hätt ich auch ausführlicher antworten können. Wobei ich natürlich auch so nie und nimmer auf alles geantwortet hätte. Viel zu viel, Text. :) Wo ich, abgesehen von den 2-5 Schulstunden eigenes Gutdünken verwendet habe (ist durchaus möglich, ich mach öfter mal Fehler), darfst du mir gerne in einer PM schreiben (kein Muss).

Lieber[so ist besser :) ] Conic,
Glaube ist und bleibt sehr wohl Privatsache, daran ändert auch die Betonung der (Religions-)Gemeinschaft nichts. Burschenschaften oder Studierendenverbindungen betonen ebenfalls ihren Sinn für "Gemeinschaft", besitzen dennoch kein Schulfach in denen sie ihre eigene Anschauung lehren.
Ich glaube wir haben eine unterschiedliche Vorstellung von "Privatsache". Abgesehen davon ist nicht alles "Privatsache", was nicht in der Schule behandelt wird. Und was Burschenschaften und Studentenverbindungen mit Schule zu tun haben sollen, musst du mir noch erklären.

Dein Argument des kleineren Übels (lieber Staatlich statt Privat) zieht ebenfalls nicht, denn 1. könnte selbiges natürlich auch für die politische Meinungsbildung geltend gemacht werden,
Gemeinschaftskunde? Kann mich nicht daran erinnern dass man als Ersatzfach für rechtsextreme oder linksextreme Strömungen wählen konnte. (Und ja, das find ich gut).

3. entkräftest du dieses Argument ja selbst, da die (evangl.) Religionslehre ja offenbar bereits "zu liberal" (was auch immer das heißen mag) ist.
Was entkräfte ich damit? Was ist schlecht daran, wenn Leute mit extremen Meinungen den Unterricht zu liberal finden (sorry, aber ich finde gerade kein besseres Wort - Alle Alternativen die mir einfallen drücken nicht das aus was ich meine :( ... wenn ich was passendes finde, dann liefer ich es nach). Ich fand Reli ganz ok (nagut, wenn zum x.-ten Mal Hiob dran kommt, dann vergeht's einem schon).

2. handelt es sich immernoch um eine Weltanschauung und Sinn des Schulunterrichtes ist es nunmal nicht, eine Weltanschauung zu lehren sondern allerhöchstens über eine solche zu unterrichten
Ich stimme dir durchaus dahingehend zu, dass die Religionen genaue Beleuchtung im Unterricht verdienen, doch es ist ein Unterschied ob über Religion gesprochen wird oder Religion gepredigt wird.
Find ich auch. Deswegen ist Religionsunterricht ja meiner Meinung nach auch wichtig.
 
Ich glaube wir haben eine unterschiedliche Vorstellung von "Privatsache". Abgesehen davon ist nicht alles "Privatsache", was nicht in der Schule behandelt wird. Und was Burschenschaften und Studentenverbindungen mit Schule zu tun haben sollen, musst du mir noch erklären.
Was Religionen abseits ihrer historischen Bedeutung mit Schule zu tun haben sollen, ist hier die Frage.


In Baden-Württemberg war und ist der Religionsunterricht in den höheren Klassen de facto Ethik mit gelegentlichem Verlegenheitsbezug auf irgendwelche Geschichten aus der Bibel.
Und das fand und finde ich auch sehr angemessen.
"Was sagt Religion X zu moralischen Fragen" kann durchaus interessant sein. Aber man sollte keine dieser Möglichkeiten blind übernehmen, einfach nur weil sie aus einer bestimmten Religion kommt.
 
Kannst du auch mit einem ganzen Text antworten oder musst du jeden Satz einzeln zitieren?

€: Geht an Conic.
 
Gute Frage. Generell ja, aber ich muss zugeben, es ist leichter (für mich) auf einzelne Punkte direkt einzugehen.

Mein Problem ist, ich kann nicht so Recht nachvollziehen, was am Religionsunterricht so schlimm sein soll, bzw. was die Abschaffung des Religionsunterrichts für positive Effekte hätte. Und die positiven Effekte sehe ich halt nicht. Natürlich kann man mit einer strikten Trennung von Staat und Kirche kommen, aber wozu muss es 100% sein. Das Wichtige ist doch, dass die Kirchen keine direkte Macht ausüben. Als Teil Deutschlands haben sie trotzdem das Recht an der Politik mitzuwirken, nur bestimmen dürfen sie diese nicht. Das ist gut und richtig so, denn wozu das Gegenteil führt hat man an genügend Beispielen in der Geschichte gesehen.

Um zurück auf den Religionsunterricht zu kommen (ja ich weiß, kein roter Faden ...): Was nützt es mir, wenn ich alle Religionen mal kurz kennengelernt habe, aber ich verstehe meine eigene nicht. Ihr sagt, ihr wollt nicht das nur gepredigt wird oder das Meinungen aus Religionen blind übernommen werden, aber genau dafür ist der Religionsunterricht doch gedacht. Natürlich werden viele Sachen und Auslegungen vorgegeben. Aber wie im Deutschunterricht: Kann man seine eigenen Meinungen mit Argumenten untermauern, dann sollte man auch dafür eine gute Note bekommen. Das hängt nun natürlich vom Lehrer ab (in Religion genauso wie in Deutsch). Im Gegensatz zu meinem Konfirmandenunterricht, der vorwiegend aus auswendig Lernen von Geboten, Psalmen, Geschichten, etc. bestand, gab's im Religionsuntericht wenigstens Hintergründe. Hing natürlich auch von der Klassenstufe ab, ind der 5. und 6. war's noch etwas kindlicher, aber am Schluß (11., 12. Klasse) war's dann eigentlich recht gut.
 
Im Großen und Ganzen bin ich da schon bei dir. Es kommt bei der Qualität des Unterrichts gerade bei Religion sehr stark auf die Lehrkraft an. Aber der Passus stört mich dann doch ein wenig:

Um zurück auf den Religionsunterricht zu kommen (ja ich weiß, kein roter Faden ...): Was nützt es mir, wenn ich alle Religionen mal kurz kennengelernt habe, aber ich verstehe meine eigene nicht.

Was heißt hier "meine"? Im Endeffekt ist man in der Schule (evtl. mit Ausnahme von 11., 12. und 13. Klasse) so unmündig bzw. geistig unreif, dass man sich kaum bewußt für eine "eigene" Religion entscheiden kann.
Hingegen wird man durch Eltern, Geistliche und Lehrer auf eine bestimmte (lokale) Mainstream-Religion "hinerzogen". Ich nehme einmal an, du bist katholisch/evangelisch ... hochwahrscheinlich wärst du, wenn du in Kairo/Delhi augewachsen wärst Muslim/Hindu ohne dass du dies hinterfragen würdest.
Ich war auch lange Zeit katholisch, habe dies achselzuckend als gottgegeben (^^) hingenommen bis ich erst zu Anfang meines Studiums gemerkt habe, dass das eigentlich mit meiner Weltanschauung nicht zu vereinbaren ist.

Möglicherweise wäre es also garnicht so übel, mehrere Religionen intensiver kennenzulernen. Ich bin z.B. einige Wochen durch Bali gereist und habe herausgefunden, dass mir der Hinduismus an sich recht sympathisch ist. Im Schulunterricht habe ich darüber recht wenig erfahren, von brennenden Dornbüschen und der Bergpredigt hingegen mehr als genug.

Der Einwurf von Azdrubel ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen:
In Geschichte lerne ich auch über die Auswirkungen des Kommunismus/Sozialismus auf gewisse Zeitperioden ohne "das Kapital" von Marx jahrelang auszulegen und gewisse Passagen in exegetischer Manier auf allerlei Probleme des menschlichen Zusammenlebens anzuwenden.
 
@Conic: Wenn du Kirchen "als Teil Deutschlands" ein besonderes Recht zur Mitgestaltung zugestehst, müsstest du das dann nicht auch allen anderen Glaubens-, Religions- oder sonstigen Gemeinschaften geben? Inklusive aller Sekten.

Was nützt es mir, wenn ich alle Religionen mal kurz kennengelernt habe, aber ich verstehe meine eigene nicht.
Du befürwortest also, dass jeder einen Religionsunterricht zu seiner eigenen Religion (wäre nicht die Glaubensrichtung noch besser?) bekommt? Mal von den praktischen Schwierigkeiten abgesehen: Wozu? Wer einer Religion angehört, hat offenbar schon mit ihr Kontakt gehabt, zu >95% weil die Eltern der gleichen Religion angehören. Was spricht dagegen, die Glaubensinhalte dieser Religion von dieser Quelle zu bekommen? Die Schule kann sich dann mit Religionen und Glauben im Allgemeinen auseinandersetzen und muss nicht jede einzelne Story einer einzigen Religion im Detail analysieren.
Die Schule bietet Allgemeinbildung. Sie bildet auch (abgesehen von Arbeitsgemeinschaften) niemanden in Schach oder südafrikanischer Geschichte aus, nur weil er sich dafür besonders interessiert.
 
Die Schule bietet Allgemeinbildung. Sie bildet auch (abgesehen von Arbeitsgemeinschaften) niemanden in Schach oder südafrikanischer Geschichte aus, nur weil er sich dafür besonders interessiert.

Aber gehören in unseren Breiten nicht gerade die Geschichten von Adam&Eva, Kain&Abel, Moses, Noah, Jesus usw. zur Allgemeinbildung?
 
Vom Verfassungsschutz beobachtete Vereinigungen schließe ich schonmal explizit aus. Ansonsten kommt es natürlich auch darauf an, ob genügend Schüler zusammenkommen. Es lohnt natürlich nicht für einen Zeugen pro Jahrgangsstufe einen eigenen Religionsunterricht anzubieten. Aber ja, die Religionsgemeinschaften könnten auch eigene Angebote zur Verfügung stellen, dann müsste es nicht in der Schule sein. Das stimmt, vergrößert aber den Aufwand. Räume bereitstellen mag vielleicht noch gehen, aber bring das mal mit den Zeiten auf eine Reihe, aber auch genügend Angebote bereitzustellen für verschieden Jahrgangstufen ist dann schon schwierig. Gibt ja auch andere Nachmittagsaktivitäten Das mag für ein Jahr (Konfirmandenuntericht) vielleicht gehen, aber für die ganze Schulzeit ist das doch arg aufwendig (womit wir wieder bei praktischen Schwierigkeiten wären). Und Religionslehrer sind ja auch oftmals bei der Kirche an gestellt.

Ähnlich die Kirchensteuer, die ja definitv gegen eine strikte Trennung von Kirche-Staat steht, ... den Aufwand den die beiden großen Kirchen betreiben müssten, das Geld selber einsammeln, wäre immens. (Ja, ich weiß, gegen Kirchensteuer spricht auch einiges.)

Im Endeffekt ist es ein Kooperation zwischen Staat und Kirche, die doch eigentlich ganz gut klappt. Warum sollte man es abschaffen?

wenn du in Kairo/Delhi augewachsen wärst Muslim/Hindu ohne dass du dies hinterfragen würdest.
Du implizierst damit, dass ich meinen Glauben nie hinterfragt habe? Ich kann dir sagen: Du irrst.

Natürlich könnte es gut sein, dass ich dem Fall Hindu oder Moslem wäre. Wenn ich Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wäre, wäre ich vielleicht NSDAP-Mitglied geworden. Who knows.
 
Wenn die Religionsgemeinschaften ohnehin alles selbst stellen, wieso dann das ganze nicht gleich freiwillig, nachmittags und unabhängig von der Schule machen? Die Schule kann ggf. Räume zur Verfügung stellen, wenn es nur darum geht.
Die Kirchensteuer betrifft nur Mitglieder der jeweiligen Kirche, da sehe ich kein Problem. Könnte man sicher auch anders (vielleicht sogar besser) regeln, aber es ist eben eine Art Mitgliedsbeitrag.

Zwischen "den eigenen Glauben hinterfragen" und "gleichberechtigt zwischen den xxxx Glaubensrichtungen dieser Welt wählen" ist noch ein gewaltiger Unterschied. Wer letzteres machen würde, wählt wohl häufig gar keine davon. Zumindest in Deutschland haben wir wesentlich mehr Kirchenaustritte als Konvertierungen.
 
Die Schule bietet Allgemeinbildung. Sie bildet auch (abgesehen von Arbeitsgemeinschaften) niemanden in Schach oder südafrikanischer Geschichte aus, nur weil er sich dafür besonders interessiert.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Die Schule soll allgemein bilden. Aber was ist eigentlich Allgemeinbildung, was gehört alles dazu? Ich vermute (oder sagen wir liebe: ich hoffe) es besteht Einigkeit insoweit, daß Allgemeinbildung nicht schon bei Lesen und Schreiben, Grundrechenarten und dem Wissen, daß Berlin die Hauptstadt ist, aufhört.
Ich bin der Ansicht, der wesentliche Inhalt der hierzulande am weitesten verbreiteten Religion gehört dazu. Natürlich kann der auch, wie jemand im Thread es so schön ausdrückte, in einem Unterricht über Religion vermittelt werden anstelle einer bekenntnisgebundenen Lehre der Religion; das wäre mir als Agnostiker sogar lieber.
 
Du implizierst damit, dass ich meinen Glauben nie hinterfragt habe? Ich kann dir sagen: Du irrst.

Natürlich könnte es gut sein, dass ich dem Fall Hindu oder Moslem wäre. Wenn ich Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wäre, wäre ich vielleicht NSDAP-Mitglied geworden. Who knows.

Nein. Das tue ich ausdrücklich nicht. Ob du deinen Glauben hinterfragst ist - wie auch dein Glaube selbst - alleine deine Angelegenheit.
Aber der zweite Absatz zeigt doch ganz gut, dass die meisten Gläubigen nicht ihrer Religion angehören, weil sie eben diese Religion so außerordentlich toll/plausibel/überzeugend finden, sondern einfach weil sie in diesen Kulturkreis mit eben dieser Religion hineingeboren wurden und ihre Angehörigen/Erziehungsberichtigten auch dieser "Kirche" angehören.
Das mag bei dir und einigen anderen nicht der Wahrheit entsprechen, meiner Erfahrung nach ist dies aber bei den meisten Christen in meiner Umgebung der Fall.

Der Vergleich mit der NSDAP ist zwar ungünstig (wie die meisten Nazi-Vergleiche) aber nicht sinnfrei. Sicher gab es im 3. Reich sehr sehr viele NSDAP-Mitglieder, die keine Vollblutnazis aber Mitläufer waren
 
Zweifellos gehört in Deutschland ein Grundwissen über das Christentum zur Allgemeinbildung - und ich kann auch nachvollziehen, wenn es mehr Platz im Unterricht bekommt als ein Grundwissen über die anderen Weltreligionen. Aber dieses Grundwissen erhält man durch den historischen Zugang doch ohnehin größtenteils. Dann führt man eben noch die Zeit 28n. Chr. -> 31n. Chr. als eigenen Punkt im Lehrplan ein, da sie für die Geschichte (nicht nur) Europas zweifellos sehr wichtig war.

"Christliche Religion" als eigenes Lehrfach (heißt zwar nicht so, ist das aber) halte ich dennoch für ungünstig. Das steht quasi gleichberechtigt zu "Geschichte" (mit ähnlicher Stundenzahl!), "Deutsch", "Physik" und so weiter. Wieso kann man es nicht vollständig durch Ethik ersetzen (dort gerne auch auf christliche Ethik eingehen) und den historischen Teil nach Geschichte auslagern?
 
Naja, die Abtrennung des geschichtlichen vom inhaltlichen Aspekt der Religion halte ich nicht für allzu sinnig. Historische Gegebenheiten, aber auch der Zustand eines Sozialgefüges geben Aufschluss, warum zu einem bestimmten Zeitpunkt eine ganz bestimmte Religions- bzw. Glaubensform vorherrschend war/ist. Damit will ich sagen, dass in Abhängigkeit von vorherschender politischer Ideologie, Machtverteilung, Eigentumsrecht bzw. -auffassung, Bildungsgrad, wissenschaftlichem Fortschritt, Klassen- oder Schichttrennung etc. es gute und weniger gute Bedingungen für die Ausbreitung einer religiösen Weltanschauung gegeben sind. Deshalb wäre eine Ersetzung des bekenntnisgebundenen Religionsunterrichtes durch zugangsunbeschränkte Religionskunde sinnig, die eben genau das erfüllt. Analyse der Religion - wann kam es aus welchem Grund zu was? Wenn euch nicht ganz klar ist was ich damit meine, so schaut euch mal die zehn Gebote an und fragt euch, warum es gerade zu diesem Zeitpunkt geschah, dass Moses mit den zerkratzten Tafeln vom Berg herabstieg und nicht zB. schon 5 Jahre vorher in Ägypten oder eine Dekade später, als die Israelis wieder in Jerusalem waren.

An Conic:
Ich möchte vorneweg sagen, dass meine Überzeugung von den von dir geäußerten Einschätzungen nicht sehr weit entfernt ist. Ich möchte dir dennoch an einigen Stellen widersprechen.
1. Die Privatsache. Wie von dir dargelegt beschwören im Prinzip alle Religionen sehr stark das Gemeinschaftsgefühl unter ihren Mitgliedern. Nochmals: dein Argument war, dass Glaube keine Privatsache sei, weil Religionen die Gemeinschaft betonen! Gleiches tun, um mein zugegeben etwas abstrus anmutendes Beispiel anzuführen, Burschenschaften. Sie beschwören den Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Unabhängig von den Inhalten (ich will nicht behaupten, dass die Anschauungen und Rituale einer Burschenschaft vergleichbar wären mit denen einer Religion) handelt es sich also vermutlich um Gemeinschaften. Dementsprechend wäre alles, was dort passiert, keine Privatangelegenheit der jeweils Beteiligten. Dennoch geht es mich und alle anderen, die nicht in einer Burschenschaft organisiert sind, herzlich wenig an, was die Beteiligten für Ansichten haben und wie sie sich verhalten, weil laut Gesetz diese Leute im privaten Kreis tun und lassen können, was sie wollen. Es scheint so, als wäre die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft sehr wohl Privatangelegenheit. Nach deinem Argument müsste die Zugehörigkeit zu jeder Gruppe, die die Gemeinschaft beschwört, hingegen aufhören, Privatangelegenheit zu sein. Komischerweise gilt das aber nur für Religion. Dein Argument ist also nicht schlüssig, das ist alles. Glaube ist nach wie vor Privatsache.
2. Dass du Gemeinschaftskunde anführst ist interessant, denn genau daran dachte ich. In der Gemeinschaftskunde wird nun keineswegs die Weltanschauung der gerade herrschenden Partei(en) als Wahrheit vermittelt und von dieser Position die Anschauungen der anderen Parteien erläutert. Es wird vielmehr von einer objektiven Position getan, als Außenstehender, bei der keine der Gruppen eine Bevorzugung ihrer Inhalte erfährt. Die politische Meinung wird also nicht durch den Unterricht gebildet, sondern auf Basis der Informationen, die dort zur Verfügung gestellt wird. Niemand sagt den SchülerInnen was/wen sie wählen sollen, sondern wer für was steht und die SchülerInnen könnnen selbst entscheiden (wenn sie denn alt genug sind).
3. Deine eigene Kontradiktion. Ich gebe zu, das war polemisch gemeint. Wenn der Religionsunterricht sowieso schon derart liberal ist, dass Fundamentalisten iihre Kinder lieber zum Heiden statt zum Häretiker schicken, welchen Sinn hat es dann, den Religionsunterricht überhaupt aufrecht zu erhalten?
Ich glaube im Übrigen zu wissen, was du mit "liberal" meinst und ich halte die Bezeichnung auch für zutreffend. Das Verständnis von Liberalismus hat sich aber in den letzten Jahren deutlich gewandelt, weshalb "liberal" immer sehr viel mehr impliziert, als man gerade sagen will. Lies doch dazu mal Henry David Thoureau, John Stuart Mill und Francis Fukuyama. Die werden alle drei als Liberale bezeichnet, äußern aber doch sehr(!) verschiedene Auffassungen.

Ach ja, die NSDAP-Geschichte. Irgendwo taucht immer nen Bezug zu Nazis auf. Wie kommt das eigentlich? Nach deinem Einwand ist hoffentlich klar, warum die Nazis hier nicht nochmals zur Verteufelung des Atheismus herhalten dürfen. :-)

Viele Grüße
 
Irgendwo taucht immer nen Bezug zu Nazis auf. Wie kommt das eigentlich?
Ist hier doch schon durch den Threadtitel nahegelegt. Mit dem tausendjährigen Reich hatten die doch was zu tun. :clown:


"Christliche Religion" als eigenes Lehrfach (heißt zwar nicht so, ist das aber) halte ich dennoch für ungünstig. Das steht quasi gleichberechtigt zu "Geschichte" (mit ähnlicher Stundenzahl!), "Deutsch", "Physik" und so weiter. Wieso kann man es nicht vollständig durch Ethik ersetzen (dort gerne auch auf christliche Ethik eingehen) und den historischen Teil nach Geschichte auslagern?
Ich glaube nicht, daß man noch irgendetwas in den ohnehin völlig überfrachteten Geschichtsunterricht auslagern kann. Außerdem hat es sich bewährt, in anderen Fächern die unmittelbar relevanten geschichtlichen Hintergründe mitzubehandeln. In Latein etwa lernt man in der Regel mehr über die Antike als im Geschichtsunterricht.
 
Man hätte doch ~2 Wochenstunden jedes Jahr frei gemacht. Sollte für 3 Jahre Geschichte mehr als ausreichen, und wenn danach Religionen mal wieder für Kriege missbraucht wurden lief und läuft es ohnehin meistens auf "der glaubt an einen anderen Gott als ich, also muss er bekehrt/bekämpft werden" hinaus.
Ich will ja etwas rausnehmen, nicht hinzufügen.
 
Ich glaube nicht, daß man noch irgendetwas in den ohnehin völlig überfrachteten Geschichtsunterricht auslagern kann. Außerdem hat es sich bewährt, in anderen Fächern die unmittelbar relevanten geschichtlichen Hintergründe mitzubehandeln. In Latein etwa lernt man in der Regel mehr über die Antike als im Geschichtsunterricht.

So schauts aus :top:

Ich habe auch Latein gehabt und fand es sehr interessant etwas über Syrakus und Archimedes, die Paarungen der Kämpfer in der Arena, den gallischen Krieg usw. zu erfahren. Wir haben im zweiten oder dritten Jahr Latein (hab in der 11ten Klasse mit Latein angefangen, da ich aus dem Realschulzweig kam) mit Schriften aus der Zeit losgelegt. Plinius der Jüngere und seine Briefe als Statthalter an den Kaiser (über die Behandlung der Christen, war Trajan da grade Kaiser?) und Ciceros de re publica. Beide Werke fand ich sehr geil, zumindest wenn man sie auf Deutsch lesen konnte. Cicero zu übersetzen grenzt manchmal an Folter :ugly:


(An dieser Stelle wollte ich eigentlich was zum Thema beitragen, aber ich hab beim Schreiben gemerkt das ich eigentlich mit dem gewhine angefangen habe. Wers trotzdem lesen möchte: )

Was meinen Geschichtsunterricht angeht, sah der so aus:


Orientierungsstufe (gibts glaub ich nur hier in Niedersachsen)

5.Klasse: Thema: Hitler und die Nazis ( zwischendurch schwelte immer wieder auf: "ihr seid schuld und die Generation vor euch auch")

6.Klasse: Hitler und die Nazis und vielleicht ein bisschen Anne Frank ("ihr seid schuld und die Generation vor euch auch")


Realschule

Wir hatten die ganzen vier Jahre über einen einzigen Lehrer, der die Nachkriegszeit durchgemacht hatte und dementsprechend auch davon geprägt war. Der Gedanke der Kollektivschuld war bei ihm natürlich besonders ausgeprägt. Sein "Unterricht" bestand eigentlich fast nur aus Erzählungen über seine Kindheitserinnerungen.

7.Klasse: Hitler und die Nazis ("war ja alles so schlimm damals", ok hat er ja auch selber miterlebt). Ich erinnere mich noch an ein paar Stunden zur Weimarer Republik. Ich glaub entweder hier oder im nächsten Jahr hatten wir noch ein bisschen ersten Weltkrieg behandelt.

8.Klasse: Hitler und die Nazis. Und dann die Überraschung: Wir behandelten den Kalten Krieg! :eek: Das war auch das einzige Thema in Geschichte, in dem ich was gelernt hatte. Weil vorher gabs ja nur die Nazis und es nervt irgendwann einfach nur wenn du nichts anderes mehr hörst.

9.Klasse: Hitler und die Nazis, vielleicht mal ein bisschen Imperialismus

10.Klasse: Hitler und die Nazis

Dann war die Realschule vorbei und ich hatte zu dem Zeitpunkt wirklich nichts über das Weltgeschehen gelernt und das nach sage und schreibe 10 JAHREN SCHULE :eek: Mich wundert es überhaupt nicht, warum Niedersachsen bei der Bildung so schlecht dasteht (jedenfalls war das vor ein paar Jahren noch so meine ich).
Ich hatte Glück, denn dadurch das ich Comics wie das Lustige Taschenbuch, Micky Maus, usw. gelesen habe, wurde mir eben auf andere Art vermittelt, das es noch mehr auf der Welt gibt, wie z.B. Inkas und Mayas, von denen ich sonst kaum ein Wort gehört hätte.

Nach Abschluss der Schule fragt man sich ja schon was man werden möchte. Die anderen aus der Klasse interessierten sich für Mathe, die wurden dann Bankkaufmann oder etwas in der Richtung. Die meisten wussten was sie machen sollten, nur ich hatte keinen Plan. Ich hab mich später gefragt ob ich nicht Nihilist wäre, weil ich mich für absolut gar kein Fach in der Schule sonderlich interessiert hatte.

Als ich dann nach einigen Umwegen die 10te Klasse freiwillig wiederholt habe (andere Schule, anderer Ort, aber immer noch in Niedersachsen), bekam ich (und Gott sei es gedankt!) einen richtigen Geschichtslehrer. Nach meiner Meinung und der Meinung anderer Jahrgänge vor mir der beste den es gibt. Der konnte Geschichte beibringen, sodass es Spaß gemacht hat. Wenn man eine Epoche bei ihm behandelte, dann hat man das Gefühl bekommen, er hätte sie selbst gelebt.
Da habe ich dann auch mal was anderes gehört als Hitler und die Nazis.
Leider war der Geschichtsunterricht an der Schule nach Jahrgängen aufgebaut. Die 10te Klasse (also die Letzte im Realschulzweig) hat dann dementsprechend die letzten relevanten Kapitel behandelt und das war halt mal wieder Hitler und die Nazis. Aber nicht nur. Es wurde noch Weimarer Republik und Kalter Krieg behandelt, aber kein Vergleich zu vorher!, denn das erste Mal habe ich erlebt, wie ein richtig guter Geschichtsunterricht funktioniert, in dem die Schüler die Zusammenhänge erkennen können und alles logisch nachvollziehbar ist.
In der 11ten fand ein Lehrerwechsel statt, der Lehrer war leider mal absolut kacke, aber immerhin hat er Stoff behandelt und auch durchgezogen (nicht so wie von der 7.-10. Klasse). Thema waren die französische Revolution und die Geschichte der DDR.

Und ab der 12ten habe ich mich für das Gesellschaftspolitische Profil entschieden, mit Geschichte als Schwerpunkt bei dem guten Lehrer. Und da kamen echt geile Sachen dran: römische Geschichte im ersten, Hitler und der NS (als Vorgabe vom Ministerium) im zweiten Halbjahr, dann in der 13ten Imperialismus und der erste Weltkrieg und amerikanische Geschichte.

Da hab ich auch gewusst, warum ich mich nie für ein Fach interessiert habe: Ich habe Geschichte vorher ja nie in der Schule kennengelernt (den Unterricht von der 7.-11. konnte man ja nicht als solchen bezeichnen)

Auch als wir uns ab der 11ten Klasse in Deutsch mit zeitgenössischer Literatur beschäftigten. Erst da hab ich was erfahren über die Aufklärung in Deutschland mit dem Hessischen Landboten und Georg Büchner und durch "Der Vorleser" hab ich das erste Mal überhaupt etwas von der sogenannten 68er Generation erfahren oO Die Lehrerin war schockiert, als wir ihr sagten das wir nicht wissen was das ist. Das habe ich all die Jahre vorher nie kennengelernt! :eek:

Wallenstein und das Lützowsche Freikorps, das gesamte Mittelalter, die Geburt der deutschen Nation, all das habe ich im Unterricht nie beigebracht bekommen und mit Ausnahme des letzten Punktes weiß ich auch immer noch nicht so wirklich darüber Bescheid (nur in Zügen, aber keinesfalls komplett)

Also um es jetzt kurz zu machen: Es ist absolut notwendig und absolut nützlich fächerübergreifenden Unterricht zu machen. Es schadet niemandem und vielleicht entdecken viele Schüler auch erst dann ihre wahren Interessen. Wenn diese durch nicht vorhanden Unterricht nämlich nicht geweckt wurden (siehe die Box vorher für nähere Informationen), ist das noch eine letzte Chance.
Das kommt davon wenn es immer nur heisst Hitler und die Nazis und "wir sind schuld". Dieses "wir sind schuld" löst bei mir bis heute übrigens noch Aggressionen aus und zwar nicht nur aufgrund des "Unterrichts".
 
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Ich glaube nicht, daß man noch irgendetwas in den ohnehin völlig überfrachteten Geschichtsunterricht auslagern kann. Außerdem hat es sich bewährt, in anderen Fächern die unmittelbar relevanten geschichtlichen Hintergründe mitzubehandeln. In Latein etwa lernt man in der Regel mehr über die Antike als im Geschichtsunterricht.

Wobei der Geschichtsunterricht, zumindest so wie ich ihn in Erinnerung habe sowieso komplett überarbeitet gehört, da könnte man locker 90% des Zeugs einfach mal über Bord werfen.
Insofern wäre das kein Problem.
 
So. Jetzt sind wir über die Zeugen Jehovas, die katholische Kirche, Religionsunterricht zu Hitler und schließlich zum Geschichtsunterricht gekommen. Trotzdem schön diskutiert, Brüder. Dachte nicht, dass das 2012 hier noch möglich wäre. :ugly:
Ich habe übrigens tatsächlich in München ein Dianetik-Exemplar für 12 Euro erwerben können. Ich hoffe, es bleibt meine letzte finanzielle Unterstützung für Scientology. Nach einem Anlesen des Zeugs bin ich da aber recht zuversichtlich.
 
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