Jay Wilson ist gar nicht mal so verkehrt. Er trimmt Diablo3 halt auf das Niveau einer RTL-II-Soap. Schön anspruchslose Unterhaltung, die total monoton und generisch vor sich hinplätschert. Der Markt fragt danach und wie viele sich tatsächlich positiv über Diablo äußern zeigt doch auch nur, wie viele es von diesen Konsumenten auch "unter uns" gibt.
Die Leute
wollen anspruchslose Unterhaltung und Bezahlfeatures, mit denen sie ihren EPeen im Spiel strecken können. Genauso wie unzählige der Heuchler hier sich darüber freuen, dass sie ihre Pixel gegen Echtgeld im AH verkaufen können. Die Leute haben schon immer ihren Scheiß gegen Echtgeld gekauft und vor allem auch verkauft. Jeder einzele, bei dem die Gier wegen den paar Euros pro Item durchgeht, ist höchstpersönlich dafür verantwortlich, dass jemand wie Jay Wilson an die Spitze gesetzt wurde und das Spiel genau darauf getrimmt hat. Niemand der hier seinen Scheiß im AH vertickt hat auch nur ansatzweise das Recht dazu, sich über ein unbefriedigendes Loot-System oder fehlenden/zu harten/behinderten Endgamecontent aufzuregen. Denn genau diese Individuuen sind es, die einen Spieleentwickler dazu ermutigen, sein komplettes Spiel auf diese Art von Bezahlmodell hin zu entwickeln.
Würde niemand nur noch €-Zeichen sehen, sobald er seinen "Krüppelring des Mongofürsten" für 25€ im AH zu Echtgeld machen könnte, dann gäbe es für die Goldkäufer und sonstigen Versager (Spieltechnisch gesehen, weil sie sich Vorteile erkaufen müssen) schlichtweg kein Angebot. (Vorausgesetzt, Blizzard würde effizient gegen Botter und Duper vorgehen, aber das ist ne andere Baustelle mit eigenen Theorien ...).
Solange das RMAH massiven Umsatz macht und Hinz und Kunz der Meinung sind, dass 200h Spielzeit in Diablo 3 derbe anspruchsvolle Unterhaltung auf nie dagewesenem Niveau waren, genau so lange wird Jay Wilson seine Linie weiterfahren können und das gesamte Spiel auf den Handel im RMAH hin optimieren. Das Spiel wird noch einfacher gemacht, damit auch der letzte Inselbewohner in der Lage ist, Items entsprechend zu bewerten, bis man irgendwann nur noch einen Gearscore auf dem Slot "Ausrüstung" hat, der den virtuellen Penis verlängert. Oh, wait.
Ich betone nochmal: Der Markt fragt nach anspruchsloser, monotoner Unterhaltung. Wenn die Nachfrage nicht da wäre, dann würden nicht immer noch so viele Leute spielen. (egal wie viele das nun relativ zu den Verkaufszahlen sind)
So das Spiel ist deiner Meinung nach total Scheiße - oke deswegen ist es aber nicht unvollständig, das ist was anderes wie wenn mir bei einem Spiel per eigentlich längst schon integriertem DLC Content vorenthalten wird.
Nein, das Spiel ist nicht "total scheiße" sondern einfach unfertig. Die von mir in dem Zitat bemängelten Punkte sind nicht generell scheiße, sondern schlichtweg schlecht gebalanced und schlecht ausgearbeitet.
Ich brauch keinen Essay schreiben, um das zu begründen. Ich kann sowohl in dem aktuellen Skillsystem als auch dem Lootsystem, dem Craftsystem oder dem Levelsystem durchaus die Vorzüge und potentiell guten Ideen sehen. Aber das Niveau der Implementierung hat einfach nicht mehr Alpha-Status (von der Komplexität und was man da als Motivation/Beschäftigungsfaktoren hätte einbauen können).
Beispiel 1: In meinen Augen ist das vollkommen unfertig und primitiv ausgearbeitet. Ich kann ein Lootsystem eben so bauen, dass die Chance auf ein brauchbares Item 0,11 x 10^-20 sind, obwohl es nur 4-5 brauchbare Stats gibt und die Spielzeit dann verändern, indem ich die generierten Chancen von 10 auf 100 pro Stunde anhebe. Da steht keine Denkleistung dahinter. (= Notlösung und unfertig)
Andernfalls hätte man eben auch 10 brauchbare Stats einbauen können und mehr von hand designedte Items einbauen können, hätte mehr Kombinationsmöglichkeiten für den Spieler einbauen können die das System allgemein komplexer und zeitlich trotzdem befriedigender gestalten. Aber das würde Denkleistung erfordern und wäre anspruchsvoller, als die RNG-Kacke, die uns heute am Fließband ins Gesicht geschissen wird.
Beispiel 2: Das Levelsystem hat durchaus seine Vorteile. Zusammen mit dem Skillsystem hat man das Spiel nach ca 50 Stunden komplett durchgespielt (alle Klassen auf MaxLevel und kann alle potentiell möglichen Skillungen ausprobieren). Toll, dieser Komfort scheint auf den ersten Blick wirklich Premium und für viele ist es ja tatsächlich sogar ein Vorteil, "jede Klasse nur einmal Leveln zu müssen" und dann "alles ausprobieren zu können". Tjo, im Levelsystem von D2 konntest du dich mit einer Klasse ca 100x so lange beschäftigen, bis du alles ausprobiert hattest. MUSSTEST aber nicht. Heute is nach 10h Sense. Das ist echt ungemein förderlich für die Langzeitmotivation
. (PS: Ich sage nicht, dass das Levelsystem von D2 damals das nonplusultra war, ebenso wenig wie die Art zu leveln. Es geht nur darum, dass viele Komfortfeatures sehr häufig den Langzeitspielspaß killen, ohne dass das 90% der Spieler überhaupt wahrnehmen!)
Aus oben genannten Gründen ist mir das Spiel deutlich zu simpel, um daran ausgiebig Spaß zu haben. Leider gibt es für mich keine andere logische Schlussfolgerung, als jedem, der das Spiel trotzdem als anspruchsvolle Unterhaltung einstuft, einen äußerst niedrigen Anspruch zuzuschreiben.
Genauso wie 99% der Leute hier jeden, der sich die deutschen 4h-Fernsehen pro Tag auf RTL-Niveau reinpresst, ebenso für dumm und primitiv erklären werden. Erstmal vor der eigenen Haustüre kehren, bevor man sich ernsthaft darüber echauffieren will, dass man als primitiv bezeichnet wird, weil man primitive Unterhaltung toll findet. (Fangt an bei: BILD, jeder Art von Klatschpresse, Soap-Operas, Reality-TV, Vorurteilen gegen Amerikaner und deren Rechtsverständnis und Patriotismus, Nazis, Moslems, Emanzen, Menschen mit Tattoos, blablablablabla)