Ich bin ein großer Selffound-Fan. Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel Angst, dass ich über's Ohr gehauen werde oder was verpasse. Sicher jedoch mindert sich für mich eindeutig der Spielspaß, wenn ich mir das Spiel durch gekauftes Equipment erleichtere. Dieses Gefühl, es selbst geschafft zu haben, stellt sich dann nicht ein. Dann könnte ich mir auch sowas wie diesen "Das-schwierige-Level-überspringen-wir-mal-lieber"-Vogel bei Angry Birds kaufen (Mächtiger Adler: Automatische Zerstörung aller gegnerischen Schweine auf dem Feld), wäre bei den mächtigsten Endgegnern im Endgame - und hätte doch nichts geschafft. Für mich zu unbefriedigend.
Das AH war für mich - wie von Blizzard genannt - der Versuch, den externen Handel und das damit verbundene Cheaten (wo extern gehandelt wird, muss es einen Gewinn geben, sonst lohnt es sich nicht; wo es einen Gewinn gibt, wird versucht zu cheaten) zu unterbinden. Das RMAH konnte ich also nicht nachvollziehen, außer dass Blizzard selber etwas vom Kuchen abhaben wollte.
Egal ob man das RMAH oder AH betrachtet, für mich war eines schon vor release klar: es würde irgendetwas geben, das als Optimum betrachtet würde und auf diese Gegenstände / damit verbundenen Eigenschaften würde sich der Handel über kurz oder lang konzentrieren. Ein Balancing, bei dem es tatsächlich mehrere ernsthafte Wahlmöglichkeiten gibt (mehrere Itemeigenschaften, die alle gleichwertig wichtig, allerdings nie in einer perfekten Konstellation / nie alle gleichzeitig auf der gesamten Ausrüstung zu finden sind), habe ich noch nie erlebt. Es gab und gibt immer Items (oder Kombinationen), die für das Endgame optimal sind und letztendlich von jedem Spieler getragen werden (Auch wenn das Endgame gar nicht für alle Spieler, insbesondere nicht für casual gamer vorgesehen ist. Aber der sogenannte "Schwierigkeitsgrad" Inferno ist ein anderes Thema). Die viel beschworene, ersehnte Vielfalt der Charaktere war dank AH nur eine Illusion. Letzten Endes trägt jeder sein Manticor mit bestmöglichen Stats oder was es sonst so an erlesenem Zeug gibt (ich kenn mich ehrlich gesagt nicht so genau darin aus), so wie in DII jeder Hammerdin, der als gozu gelten will, sein Zakarum, sein Hoto, seine Harle und seine Eni trägt. Eine Welt mit vielen individuellen Paladins: jeder trägt eine grüne Kappe. :würgs:, ihr kennt sicher noch mehr "Standardchars".
Von daher bin ich etwas enttäuscht, dass Blizzard diese Entwicklung nicht kommen hat sehen.
"Man hat erwartet, mit dem Auktionshaus die Betrugsfälle zu reduzieren [...]. Außerdem hat man damit gerechnet, dass der Markt sich regulieren würde. Man ging davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Spieler die Auktionshäuser wirklich ausgiebig nutzen würde."
HA!
Blizzard installiert ein System, dass von vielen ersehnt wird (Erleichterung des Spieles) und somit lohnenswert ist. Was habe ich über den Zusammenhang von Gewinn und Cheaten gesagt?
HA!
Dass der Markt sich von alleine reguliert, ist so wahrscheinlich, wie dass die Zahnfee und der Weihnachtsmann heiraten und viele kleine Osterhasen zeugen.
Nein, bitte, macht keinen Film daraus!
HA!
Etwas essentielles (essentiell: die items betreffend, welche das A und O bei dem Spiel sind) ins Spiel zu implementieren (von dem Blizzard inzwischen selber sagt, dass es mehr als das eigentliche Spiel, das Hack'n'Slay ausmacht) und dann zu erwarten, dass es "nur ein kleiner Teil der Spieler" nutzt, grenz an Debilität. Das ist so, als erwarte man, dass nur ein kleiner Teil der Diablo Fans das Spiel Diablo III kaufen / spielen würden. Das war ja schließlich auch nicht das Ziel, hm?
All diese Überlegungen hätte man bei Blizzard treffen können,
bevor es um so wichtige Dinge wie Gegnerarten, wählbare Charaktere, Fertigkeiten und anderes ging.
Mein Vorschlag (der so sicherlich nicht perfekt, aber diskutierbar ist) wäre:
- einen Modus schaffen ohne AH. In DII gab es Softcore, Hardcore, Ladder, Nonladder. Da kann D3 einen AH freien Modus gut vertragen.
- Alle Gegenstände Account gebunden. Kein Handel, weder über AH noch über externe Schleichpfade noch über den Boden. Wer das Böse bekämpfen will, soll nicht nebenbei zum BWLer ausgebildet werden.
- Alle Gegenstände mit einer echten, begrenzten Haltbarkeit. Also mit einer Grundhaltbarkeit, die Reparaturen erlaubt, jedoch über die Zeit absinkt, bis das Item komplett zerstört ist. Die Parameter für das Absinken könnten von dem Item, von tatsächlich gespielter Zeit, realer Zeit,.... abhängen. Damit würde (hoffentlich) der Wieder- und vor allem Weiterspielwert gesteigert, da man stetig Nachschub an Waffen + Rüstungen
selber finden müsste.
- Gegenstände mit Haltbarkeit 0 könnten gegen Gold in einer Art Ruhmeshalle zum Betrachten (die auch Freunden einsehbar wäre) eingelagert werden, für die Sammler unter uns.
- Ebenso könnten Gegenstände mit voller (Grund)Haltbarkeit in einer separaten Waffenkammer für Gold ein- und ausgelagert werden (für all die, die sich über einen guten Fund beschweren
, welchen sie gerade nicht benutzen wollen). Das ehemalige Blizzard'sche Argument für eine begrenzte Truhe, "man soll sich entscheiden, was man tatsächlich behalten will", wird ja durch das AH sowieso ad absurdum geführt.
Oh Mann, jetzt habe ich so lange an diesem post geschrieben und wollte doch eigentlich nur gemütlich eine Runde DII zocken. Frohe Ostern!