Die story an sich ist einfach standardware, das war aber zu erwarten. Ein hack n' slay (nein Diablo ist eben KEIN RPG!) bietet sich auch nicht für wirklich große storyausarbeitungen an, da diese zwangsläufig das gameplay an manchen Stellen verlangsamen, und das will man in einem Spiel dieser Art sicher nicht haben.
Die INSZENIERUNG dieser story, und da muss ich dem TE zustimmen, ist aber stellenweise etwas lächerlich, insbesondere das unendliche Ego der Herren Azmodan und Diablo sind hier zu nennen. Diese permanente Selbstbeweihräucherung erinnert mich irgendwie an diverse Anime (v.a. Dragonball). Um mich nicht falsch zu verstehen: ich liebe Dragonball
aber in einem "seriösen" Spiel wie Diablo wirkt sowas doch irgendwo fehl am Platz. Andererseits... evtl. hätt ich es mit 14 cool gefunden und bin einfach zu alt. Wer weiß.
Was mich am Franchise storytechnisch eigentlich in allen Teilen stört, ist das unglaubliche vergeudete Potential. Hinter Diablo steckt eine Menge großartiges worldbuilding und die Hintergründe sind mittlerweile wirklich gut ausgearbeitet. Diese Hintergründe geben unglaublich viel her, aber es wird einfach nur unzureichend oder überhaupt nicht genutzt. Dazu muss man allerdings sagen, dass DIablo 2 hier wohl am schlechtesten war.
Diablo 1 war sehr simpel, aber stimmig: ein Held begibt sich auf die Suche nach dem verschollenen Prinzen und kommt dabei einem großen Übel auf die Spur, das er vernichtet. Storytelling gab es eigentlich überhaupt nicht, sieht man einmal von den letzten Monologen von Cain und Lazarus ab. Es gab dafür eine Menge nebensächliche Sorgen der Dorfbewohner (was schön war) und die sehr stimmig erzählten Hintergrundinfos eben jenes tollen worldbuildings durch die Bücher, die man im Dungeon fand. Hat alles in allem gepasst.
Diablo 2: Der Held aus Teil 1 übernimmt sich und zieht mit zunächst unbekanntem Ziel Richtung Osten. Ein neuer Held taucht im Lager der Jägerinnen auf, um deren Probleme anzugehen und stößt im Verlauf der Quest auf ein großes Übel, das bezwungen werden will - noch einmal. Im Zuge dessen folgt er der Spur der Vernichtung, deckt die Machenschaften auf und besiegt am Ende die großen bösen Jungs. Wirkliches storytelling gibt es auch hier wieder nicht, abgesehen von den Monologen, die sich aber in der Regel nur auf akute Quests und nicht auf das gesammte beziehen. Auch hier sind Cain und Izual die rühmlichen Ausnahmen. Gerade letzterer verrät einem ja, was es eigentlich mit den Seelensteinen auf sich hat, aber ich wette das ging an 95% der Spieler vorbei
Die komplette Sache mit dem Worldstone wird völlig unzureichend erklärt und im Vergleich zu Teil 1 mangelt es an Atmosphäre.
Diablo 3: Ein neuer Held kommt um den Fallen Star zu untersuchen und stößt im Laufe dessen auf eine große Bedrohung - schon wieder, die er nach und nach beseitigt. An sich das selbe in grün, nur dass es diesesmal deutlich mehr storytelling Ansätze gibt. Leider sind diese größtenteils nicht besonders gut gelöst und stellenweise schlicht und ergreifend dämlich. Löblich finde ich den Ansatz, die FIguren generell besser mit in die Geschichte einzubeziehen. Dazu muss man sie mehr zu Wort kommen lassen, nur leider tun sie das stellenweise auf absolut absurde Weise:
Lea redet von Spukgeschichten, obwohl die permanent von Zombiehorden udn Dämonen angefallen wird.
Magdah hilft einem quasi dabei das Schwert zusammenzubasteln. Klar, am Ende will sie es stehlen, aber wieso bedrängt sie einen dann überhaupt, und hilft einem nicht wirklich "in disguise"? Würde ohnehin besser zu einer Dienerin Belials passen. Davon abgesehen: Warum will Belial überhaupt dieses Schwert? Und woher weiß er davon? Bleibt alles offen.
Belials und Azmodans Intention zumindest ist logisch: Sie wollen herrschen. Simpel, aber OK. Belial als großer Meister der Lügen hätte man sehr viel cleverer inszenieren können denn als schizophrenen Kinderkaiser. Warum nicht eine Figur nehmen, die deutlich mehr mit dem Spieler zu schaffen hat und nicht so unglaublich auffällig ist? Azmodan hingegen ist sehr "straight forward". Ist OK. Er ist arrogant und maßlos. Das passt, davon abgesehen dass sein ego nervt, ist es zumindest angemessen. Was nicht dazu passt ist sein Ruf als großer Feldherr, denn all seine Charaktereigenschaften sprechen eigentlich gegen rationeles Taktieren.
Adria: die einzige gelungene Figur. Bestimmt, fanatisch, grießgrämig und ihr Verrat am Ende war das einzige Puzzlestück das ich nicht von vornherein vorhergesehen habe.
Diablo: Wie kommt er in den Himmel? Konnte er das schon immer? Was hat es jetzt damit auf sich, dass alle 7 Seelen in ihm vereint sind? Hat er nun all deren Kräfte? Wirken die irgendwie auf ihn? Hätte man durchaus etwas besser ausbauen können. Das gilt für den kompletten 4. Akt (wieder keine Zeit gehabt?), v.a. auch die Engel. Möglicherweise kommt hier ja aber noch so manches in Add ons.
Und zu Guter letzt: Was hat die Zerstörung des Weltsteins bewirkt? Nichts? Das unendliche, mächtige Artefakt das Baal um jeden Preis wollte wurde von einem (!) Engel mal eben zerstört und dadurch ist genau gar nichts passiert? Evtl. wird heirauf auch in add ons Bezug genommen (ich hoffe es) ansonsten stellt sich doch die Frage, was das alles eigentlich sollte...
Fazit: Die story ist im Kern von der Stange. Das ist an sich nicht so schlimm. Schlimmer ist, dass sie mäßig bis schlecht erzählt wird und dass der große Fundus an Hintergrund nicht wirklich ausgeschöpft wird.
Zum Vergleich: Dragon Age: Origins. Auch hier ist die story im Grunde belangloses Klischee: Ein böser Oberdämon überfällt mit seinen Horden die Welt und will besiegt werden. Die INSZENIERUNG hingegen ist famos, und das gibt dem Spiel storytechnisch Tiefe (auch wenn es gameplamäßig große Schwächen hat, aber das gehört nicht heir hin
). Andererseits ist DA eben ein RPG, das sich den Freiraum für Charakterentwicklung und Dialoge nimmt. Diablo tut das nicht, das erwarte ich auch nicht.
Wenn aber groß angekündigt wird, dass man sich bei story und Inszenierung Mühe gab, dann enttäuscht das Resultat leider doch, auch wenn mir das Spiel in Sachen gameplay größtenteils sehr gut gefällt. Hier hätte man mehr draus machen können.