Bekir schrieb:
[...]
Also meiner Meinung verpflichtet sowas, also sollte Emanzipation auch irgendwo eine Pflicht der Frau sein, wenn wir sie schon haben.
Und genau da fängt unsere Diskussion an. Wir Männer sehen neben der Bedrohung(?) unserer gewohnten Freiheiten durch die Emanzipation der Frau auch immer wieder die anderen Aspekte:
wenn schon Emanzipation der Frau, dann bitte schön auch die Nachteile, die es mit sich bringt, Mann zu sein. Dienst bei den Wehrkräften oder ggf. Ersatzdienst ist nur das bekannteste Beispiel.
Wenn schon Emanzipation der Frau, dann bitte für alle gleichmäßig, will heißen, dass ein Heimchen am Herd nicht akzeptiert werden kann, wenn es gleichzeitig Frauen gibt, die bezgl. Karriere, Macht, Verantwortung, Ansehen,... sogar weiter als ihre männlichen Kollegen gebracht haben.
Dies ist aber die falsche Sichtweise.
Emanzipation bedeutet nicht Gleichmacherei von Mann und Frau (wobei nur die Frauen sich der männlichen Lebensweise anpassen dürfen, müssen, können), sondern Befreiung der Frauen von Unterdrückung durch Männer / Benachteiligung gegenüber Männern. Inzwischen sind wir gesetzesmäßig sicher nicht auf dem Stand, dass Frauen und Männer gleichbehandelt werden. Aber gesetzliche Unterdrückung oder Benachteiligung der Frauen ist nicht mehr erkennbar (oder wird zumindest nicht mehr beklagt).
Was uns Männer derzeit an der Emanzipation stört, ist doch, dass die Frauen durch die Emanzipation größere Freiheit gewonnen haben, als wir sie für uns selber sehen: die Frauen haben die (meist) freie Wahl, ob sie die früher den Männern vorbehaltenen "Freiheiten" und "Vorzüge" (Bsp.: passives + aktives Wahlrecht, Zugang zu (Hoch)Schulen, Unabhängigkeit durch eigenen Beruf,...) nutzen und genießen, oder ob sie die Sicherheit des althergebrachten Rollenbildes (Heimchen am Herd, Mann versorgt Familie) wählen. Diese Wahlfreiheit gibt es für Männder nur bedingt (Hausmänner sind gesellschaftlich bei weitem nicht so akzeptiert wie Karrierefrauen) und somit kommt sowas wie Neid ins Spiel. Die meisten Männer würden diese Freiheit nicht ausnutzen wollen, aber
haben wollten sie sie schon.
Außerdem birgt diese neue Freiheit der Frauen einen Unsicherheitsfaktor, der uns Männer erst recht skeptisch werden lässt:
findet ein Mann eine Frau fürs Leben, so kann die Frau alle Mischformen von unterwürfiger Hausfrau bis höchst selbstbewußter Karrierefrau als Lebensentwurf für sich beanspruchen. Der Mann ist dagegen auf seine Rolle als Familienversorger relativ festgeschrieben. Wie die gemeinsame Zukunft aussieht, hängt also stärker von den Vorstellung der Frau ab - auch wenn in den präemanzipatorischen Zeiten dies vom Mann festgelegt wurde.
Beim nochmaligen Lesen des obigen Quotes ist mir noch folgendes eingefallen:
beim Stichwort Emanzipation wird immer schnell der Ruf nach den Pflichten laut, die eine größere Freiheit mit sich bringt. Die Festlegung oder Definition derselben, bzw. das Selbstverständnis dafür wurden jedoch versäumt zu etablieren - wessen Versäumnis das war, tut hier nichts zur Sache.
Wird die Emanzipation als Befreiung verstanden, so kann man sie mit dem alten Rom und Spartacus' Revolution oder anderen Sklavenbefreiungen (siehe USA) vergleichen: der Ruf nach Freiheit war das Vordergründigste, die Pflichten (Selbstversorgung, Verantwortung in der Gesellschaft,...) waren nicht das Thema - die mussten hart aus Fehlern gelernt werden.
Die heutige Diskussion bezüglich der Kindererziehung und deren Auswirkungen (Finanzierung und Verfügbarkeit von Ganztagsbetreuung, Krippenplätzen und anderes) ist sicher eines der Anzeichen dafür, dass wir schon mitten im Lernprozess sind.
Noch was zum Thema Antipathiebekundungen gegenüber Randgruppen (eigentlich gegenüber Gruppen die keine Lobby haben), deutlich zu sehen auch an Witzen über dieselben:
wird ein Hausfrauen- oder Blondinenwitz erzählt, gilt man (dumpfe Männerstammtische mal außen vor) als frauenfeindlich oder chauvinistisch. Erzählt eine Frau einen männerfeindlichen Witz, so darf man gequält lächeln - alles andere gilt als humorlos oder revanchistisch. Wieder ein Anzeichen, dass die Emanzipation bei manchen falsch verstanden wurde.