Meinetwegen kann Blizzard gerne "Optik" verkaufen - auch wenn der Drang zur Individualisierung nur anfangs bedient wird und später sogar in das Gegenteil, sprich einen Einheitslook mündet. Wer eine besonders coole Farbe für seine Rüstung will (schwarz?

) oder einen Helm, der schön aussieht (normaler Helm, d.h. nicht verzaubert / einzigartig / gesockelt / ..., dafür mit Flammen oder anderem Schnickschnack), soll von mir aus die Möglichkeit haben, dafür Geld auszugeben - spätestens ein halbes Jahr später sehen dann die Modefetischisten eh fast identisch aus...
Aber Verkauf von Gegenständen, welche von anderen Mitspieler erst nach längerer Suche gefunden werden können und die dadurch einen Vorteil (mindestens zeitmäßig, vielleicht sogar aber auch bezüglich der "Durchschlagskraft" des gespielten Chars) versprechen, finde ich ausgesprochen negativ. Als Singleplayer fallen solche Aktionen (fast hätte ich geschrieben "anerkannte Cheats") unter die Kategorie "Schön blöd, dass man sich bei einem Spiel, das auf der Sammelleidenschaft fußt, selber betrügt" - wer für sich privat "cheatet", stört keinen anderen dabei
, auch wenn er diese Verhaltensweise wohl für das Battlenet schleichend akzeptiert....
Spätestens im Multiplayer ist das aber wohl der Beginn vom Untergang des Spiels:
gibt es bisher im Spiel für alles eine Ersatzwährung (ja, die NPCs kaufen und verkaufen wohl wieder items
für Gold - auch wenn es keine Bestelllisten für uniques oder gar rares gibt) und, was noch viel wichtiger und förderlicher für die Spielbalance ist, wurden items bisher direkt gegeneinander abgewogen und beurteilt (woraus der Tauschhandel resultierte und eine recht genaue Rangliste bezgl. der Nützlichkeit der items lieferte), so kommt mit offiziellen itemshops eine weitere marktwirtschaftliche Komponente (real cash) hinzu, welche zwangsläufig eine Schieflage verursachen muss.
Egal ob mit real cash eine spielinterne Währung (Gold) gekauft werden kann, ob nur einzelne, ausgesuchte items angeboten werden oder ob tatsächlich alles und jedes käuflich ist, über kurz oder lang wird die Spielbalance, welche ursprünglich über die dropraten bestimmt wurde, gekippt.
Die Gegenstände, welche "rulen", werden überproportional gekauft und jene Spieler, welche durch Glück eben so einen (ehemals) wertvollen Gegenstand gefunden haben, können sich sonst wohin beißen, denn niemand respektiert die Leistung, die erbracht wurde (Ausdauer bei der Suche oder Geschick bei der Bezwingung der Aufgabe / Monster /...). Ein fairer Tauschhandel wird dadurch unmöglich. Und wer will ein D3 online spielen ohne Tauschhandel?
Gibt es jedoch keinen Tauschhandel (oh, wie ich die Massen schon aufschreien höre) als Möglichkeit des itemerwerbs, sondern nur den persönlichen Fund zuzüglich den käuflich erworbenen Gegenständen, so ergibt sich als Konsequenz eine Zweiklassengesellschaft, die letzen Endes ebenfalls die Spieler aus dem Spiel drängt, welche keine Zusatzkosten eingehen möchten. Einfach aus dem Grund, dass das Zusatzangebot, welches evtl. von Blizzard in hauseigenen itemshops auf den Markt gebracht wird, einen Vorteil (s.o.) bieten
muss. Eine einfache, normale Lederkappe wird wohl niemand für seinen geplanten Mörder-giga-Schlachtbarbar kaufen wollen. Bei einer - wenn auch unscheinbaren - grünen magischen Kopfbedeckung, welche die Stärke vervielfacht und sonst noch einiges zu bieten hat, sieht das schon anders aus.... Will man nun den allgemein anerkannten besten Ausrüstungspool für seinen Char, wird man um den Kauf nicht herum kommen. Höchstens man verweigert sich dieser Kaufmentalität - kann dann aber nie an die Spitze vordringen (und wer will schon gerne in der zweiten Reihe stehen, wenn er
weiß, dass er nie weiter nach vorne kommt?). Ergo verlassen die Kaufverweigerer nach einer gewissen Zeit gefrustet das Spiel und die "Käufer" können fröhlich und ungestört ihre itemgestärkten Chars untereinander konkurrieren lassen.
Jetzt mag man den Einwand bringen, dass Blizzard vielleicht nur mittelmäßige items verscherbeln will, damit eben o.g. nicht eintritt.
Und warum sollte ich dann sowas kaufen, wenn ich die Hoffnung hegen kann, dass ich in sinnvoller Zeit etwas Besseres finde? Warum sollte ich einen Tarnhelm kaufen, wenn ich weiß, dass mein ärmerer Nebenan schon mal eine Harle gefunden hat? Selbst blau angestrichen mit rosa Punkten und Glitzereffekt wird ein Tarnhelm nie den Vorteil einer Harle aufwiegen können...
Es wurde erwähnt, dass der Preis der in itemshops angebotenen Gegenständen sich nicht aus dem (spielinternen) Wert, sondern aus dem Aufwand, den Gegenstand im Spiel zu finden, resultiert.
Zum Einen: ha ha. Aber vielleicht hat ja irgendjemand irgendwo schon mal eine Preisliste gesehen, welche tatsächlich nur durch die Droprate bestimmt ist. Was mich sehr wundern würde...
Zum Anderen: wenn Blizzard einen itemshop o.ä. für D3 einrichtet, dann - ja, was dann? Der Aufwand wäre für Blizzard äußerst gering (es wurde schon der Wert von 0,1 Cent erwähnt oder so - bloß noch nicht, ob Euro oder Dollar

), sollte also wohl nicht Bemessensgrundlage sein. Ansonsten müssten die items nämlich alle gleich viel kosten, was alleine schon balancemäßig sehr erstaunlich wäre.
Würde Blizzard aber tatsächlich nach dem spielinternen Wert für die Kostenkalkulation gehen (einen Zusammenhang zwischen Nutzen und Droprate ließe sich wohl irgendwie konstruieren), so wäre diese Monopolstellung ein Anlass dafür, dass auch andere Anbieter auftauchen. Zur Erklärung: kostet alles gleich viel, kann sich keiner beschweren, kein itemshop kann konkurrenzfähig diese Preispolitik verfolgen - wer items anbietet, müsste eben auf die Dumpingpreise eingehen (so lange er die fadenscheinige Begründung des Zeitaufwandes nutzt), die Argumentation, dass man nur den Aufwand verkauft und nicht das item selbst, wäre bestätigt. Wird aber nach spielinternem Nutzen der Preis erstellt, widerlegt Blizzard selbst die Argumentation. Warum sollte Blizzard etwas (virtuelle Gegenstände) verkaufen können, was andere nicht dürfen? Ansonsten müsste eine ganz neue Definition her, was Blizzard da zu verkaufen beabsichtigt! Dieser Gesichtspunkt dürfte noch einigen Zündstoff bergen...
In den obigen Abschnitten habe ich sicher einiges dramatischer dargestellt, als es kommen muss. Vergleicht man aber die heutige Situation im BNet (dupes, gebottete items,... und gefrustete Communitiy sowie langsame Abwanderung ins SP-Exil), so kann man meines Erachtens die Tendenz erkennen, welche durch die Vermischung von echtem Geld und virtuellen Gegenständen verursacht werden würde.