TomGrenn
Kolumnenkönig 2010
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Spielbericht – die Abenteuer eines Anfängers
Vorwort
Da bin ich nun. Jahrelang Diablo II treu geblieben und dieses ominöse neue Spiel, das so widersprüchliche Emotionen bei seiner Spielerschaft geweckt hatte, stets aufmerksam (und mit ein bisschen Misstrauen) beobachtet. Online-Zwang, ein Auktionshaus (und auch noch mit Echtgeld! ECHTGELD!!), ein Schwierigkeitsgrad für professionelle Nerds, all das wurde abgewogen und in seiner Summe vorerst als nicht erstrebenswert erachtet*.
Doch nach und nach änderte sich das Spiel. Die Neugier blieb. Der Leidensdruck nicht mitreden zu können wuchs und schließlich kam ein Angebot einer Elektronikhauskette, das mir als Schwabe entgegenschrie: kauf es! Billig! Und lass es dir dann zum Geburtstag schenken!
*Online-Zwang widerstrebt(e) mir aus mehreren Gründen: schlechtes Internet drohte den Spielspaß zu mindern, abhängig zu sein von einem amerikanischen Konzern war mir unangenehm (ich kann mir nicht aussuchen, welchen Patch ich spielen will und muss denen persönliche Daten anvertrauen) und was am schwersten wog – das ständige Gefühl, dass einem das Spiel gar nicht gehört. Ich will alleine auf einer Insel mit meinem Spiel sitzen können, es in Händen halten, meinen Schatz für mich – halt, so könnte der Schatzgoblin reden.
Und ich erwarb es.
Gefühlte Äonen, nachdem Blizzard das Auktionshaus und das Inferno geschlossen hatte.
Das Auktionshaus hatte mich mehr oder weniger abgeschreckt. Ich hätte damit leben können, es nur für Echtgeld-Verkäufe zu nutzen (ich erinnere: Schwabe!). Den Spielspaß, selbständig durch Können und Geduld (okay, nur durch Geduld) voranzukommen, wollte ich mir allerdings nicht durch käufliches Heldentum vermiesen. Und das gemeinsame Spielen mit Uber-Spielern dank Kaufhaus-Uber-Gear wollte ich mir eigentlich auch nicht antun. Der Schwierigkeitsgrad Inferno indes… Es war reizvoll an einem Spiel teilzunehmen, dessen höchsten Weihen nur wirklichen Könnern vorbehalten waren. Und nicht dahergelaufenen Neureichen. Dass man in diesen den Spiel-Göttern vorbehaltenen Bereich zumindest hineinschnuppern könnte, um dann ehrfurchtsvoll zu stammeln: „Boah ey. Aber ich habe vier Sekunden überlebt! VIER!“
Dann wurde generft, den Casual-Bubies der Honig altersgerecht auf dem Silberlöffel in den… Mund geschoben, die Dropraten erhöht und ach, einfach alles leichter gemacht. Easy to learn, but hard not to reach the end content.
Nicht, dass ich das in der nächsten Zeit einfach so erreichen würde. Ich spiele mit zu wenig Ehrgeiz, ich farme nicht und mich ziehen lassen, damit ich content überspringen und endcontent erreichen kann, kommt für mich auch nicht in Frage. Dass man nur mit Highend-Equipment ganz, ganz oben mitspielen kann und dies erst einmal erringen muss, bezweifle ich nicht – allerdings ist Ausrüstung, mit der man sich die ersten Qualstufen aussuchen kann, viel leichter zu erreichen und in seinen Ausprägungen auch viel ausgefeilter, mächtiger als bei der Veröffentlichung des Spiels. Wobei manche anscheinbar Schwierigkeiten haben mit „no more hard to master, but hard to accept the randomness of itemdrops“.
Womit wir bei dem Thema sind, worauf dieses Geschreibsel abzielt: ich spiele.
Ich bin nun da.
Ich werde darüber berichten, wie es ist, wenn man als blutiger Anfänger jedes Gespräch anhört, alles aufhebt (nachdem man etwas zerstört oder getötet hat), unvoreingenommen Fertigkeiten ausprobiert und manche Erwartungen erfüllt oder enttäuscht sieht – auf einfachster Monsterstufe, in einem privaten Spiel. Kein Bericht über spektakuläre Funde jenseits Level 70, ausgefeilte Skillung und ihre durchschlagende Wirkung auf Elitegegner oder Mode-Ratschläge, wie man sein Skorn optisch dem Rest anpasst. Ich weiß nicht einmal, ob diese Waffe überhaupt noch zeitgemäß ist.
Von dem her probiere ich mal, einen Spielbericht mit Text zu schreiben. Vorerst. Wenn genügend Buchstaben drin stehen, sagen diese vielleicht wenigstens halb so viel wie ein Bild. Oder hat jemand schon vergessen, wie der Skelettkönig aussieht?
1 Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Zum Geburtstag geschenkt musste das Spiel noch zwei Tage warten, bis a) Sonntag war und b) mich eine Erkältung zum Nichtstun verdammte. Computerspielen gilt in unserer Familie als Nichtstun. Also erstmal das Spiel auspacken, den Silberling ins Laufwerk schieben, einen Battle Net Account anlegen und
Tee trinken. Wörtlich und übertragen. Das Addon Reaper of Souls hatte ich mir zwar praktischerweise auch gleich schenken lassen, doch wollte ich als Anfang einen Durchgang ohne, vanilla, quasi meinen persönlicher Start von Diablo III. Zusätzlich zu der geplanten Vorfreude auf einen zweiten Durchgang mit Erweiterung sprach noch die Installation mit einer erbarmungswürdigen Internetverbindung für einen gestaffelten Anfang: mit einer angezeigten Downloadgeschwindigkeit von rund 100 Kb pro Sekunde dauerte es 8 Stunden, bis der Bereich „spielbar“ erreicht wurde. Und dann saß ich davor und überlegte ungelogen 5 Minuten, wie denn mein brandneuer Diablo III Barbar denn heißen solle. Kam ja auch völlig unerwartet.
Dass es ein Barbar werden sollte, war relativ früh klar. Ein Nahkampfcharakter, der sich anfangs (hoffentlich) einfach durchschlagen sollte, ohne auf Mana oder verfügbare Zaubersprüche angewiesen zu sein. Wohl aus Nostalgie von früheren Diablo Teilen: in Diablo II ließ sich als erstes Barseptar (Barbar, im September angefangen, hm?) im Blutmoor von Stachelratten und Gefallenen überwältigen. Hey, der hatte nur vier kleine rote Fläschchen, die wollte ich nicht einfach so vergeuden. Und vorher, im Urgestein der Diablo Serie, hatte ein TomGrenn (Klasse: „Warrior“) als Erster erfahren müssen, dass so ein gruseliger Dicker („Aaah, fresh meat“) leichter mit einem Bogen als mit einem kleinen Schwertchen zu erledigen war.
Dass Diablo III ein anderes Skill- und Itemsystem aufweist, wurde geflissentlich ignoriert. Also ein Name…
Es wurde „Maleachi“ (Prophet im Alten Testamet, Bedeutung: „mein Bote“, passt irgendwie zu der Endzeitstimmung) und der Begutachtung des Spielmenüs stand nichts mehr im Wege. Irgendwo entdeckte ich „privat“, was sich schon mal gut anhörte. Dauernd von einsteigenden Mitspielern überholt oder mit gutmeinenden Ratschlägen (schlimmstenfalls gehässigen Kommentaren) zugemüllt zu werden, entsprach nicht meinen Vorstellungen. Wie gesagt, Quest für Quest, Gespräch für Gespräch und weißes Item für weißes Item…
Außerdem wurde die Möglichkeit der freien Skillzuweisung erst einmal bewusst links liegen gelassen – irgendwas muss Blizzard sich doch bei dem System gedacht haben. Erst in der zweiten Session passte ich übrigens die Auflösung und die Lautstärke der Gespräche an, das war anfangs irgendwie noch suboptimal.
Und dann ging’s los.
Vorwort
Da bin ich nun. Jahrelang Diablo II treu geblieben und dieses ominöse neue Spiel, das so widersprüchliche Emotionen bei seiner Spielerschaft geweckt hatte, stets aufmerksam (und mit ein bisschen Misstrauen) beobachtet. Online-Zwang, ein Auktionshaus (und auch noch mit Echtgeld! ECHTGELD!!), ein Schwierigkeitsgrad für professionelle Nerds, all das wurde abgewogen und in seiner Summe vorerst als nicht erstrebenswert erachtet*.
Doch nach und nach änderte sich das Spiel. Die Neugier blieb. Der Leidensdruck nicht mitreden zu können wuchs und schließlich kam ein Angebot einer Elektronikhauskette, das mir als Schwabe entgegenschrie: kauf es! Billig! Und lass es dir dann zum Geburtstag schenken!
*Online-Zwang widerstrebt(e) mir aus mehreren Gründen: schlechtes Internet drohte den Spielspaß zu mindern, abhängig zu sein von einem amerikanischen Konzern war mir unangenehm (ich kann mir nicht aussuchen, welchen Patch ich spielen will und muss denen persönliche Daten anvertrauen) und was am schwersten wog – das ständige Gefühl, dass einem das Spiel gar nicht gehört. Ich will alleine auf einer Insel mit meinem Spiel sitzen können, es in Händen halten, meinen Schatz für mich – halt, so könnte der Schatzgoblin reden.
Und ich erwarb es.
Gefühlte Äonen, nachdem Blizzard das Auktionshaus und das Inferno geschlossen hatte.
Das Auktionshaus hatte mich mehr oder weniger abgeschreckt. Ich hätte damit leben können, es nur für Echtgeld-Verkäufe zu nutzen (ich erinnere: Schwabe!). Den Spielspaß, selbständig durch Können und Geduld (okay, nur durch Geduld) voranzukommen, wollte ich mir allerdings nicht durch käufliches Heldentum vermiesen. Und das gemeinsame Spielen mit Uber-Spielern dank Kaufhaus-Uber-Gear wollte ich mir eigentlich auch nicht antun. Der Schwierigkeitsgrad Inferno indes… Es war reizvoll an einem Spiel teilzunehmen, dessen höchsten Weihen nur wirklichen Könnern vorbehalten waren. Und nicht dahergelaufenen Neureichen. Dass man in diesen den Spiel-Göttern vorbehaltenen Bereich zumindest hineinschnuppern könnte, um dann ehrfurchtsvoll zu stammeln: „Boah ey. Aber ich habe vier Sekunden überlebt! VIER!“
Dann wurde generft, den Casual-Bubies der Honig altersgerecht auf dem Silberlöffel in den… Mund geschoben, die Dropraten erhöht und ach, einfach alles leichter gemacht. Easy to learn, but hard not to reach the end content.
Nicht, dass ich das in der nächsten Zeit einfach so erreichen würde. Ich spiele mit zu wenig Ehrgeiz, ich farme nicht und mich ziehen lassen, damit ich content überspringen und endcontent erreichen kann, kommt für mich auch nicht in Frage. Dass man nur mit Highend-Equipment ganz, ganz oben mitspielen kann und dies erst einmal erringen muss, bezweifle ich nicht – allerdings ist Ausrüstung, mit der man sich die ersten Qualstufen aussuchen kann, viel leichter zu erreichen und in seinen Ausprägungen auch viel ausgefeilter, mächtiger als bei der Veröffentlichung des Spiels. Wobei manche anscheinbar Schwierigkeiten haben mit „no more hard to master, but hard to accept the randomness of itemdrops“.
Womit wir bei dem Thema sind, worauf dieses Geschreibsel abzielt: ich spiele.
Ich bin nun da.
Ich werde darüber berichten, wie es ist, wenn man als blutiger Anfänger jedes Gespräch anhört, alles aufhebt (nachdem man etwas zerstört oder getötet hat), unvoreingenommen Fertigkeiten ausprobiert und manche Erwartungen erfüllt oder enttäuscht sieht – auf einfachster Monsterstufe, in einem privaten Spiel. Kein Bericht über spektakuläre Funde jenseits Level 70, ausgefeilte Skillung und ihre durchschlagende Wirkung auf Elitegegner oder Mode-Ratschläge, wie man sein Skorn optisch dem Rest anpasst. Ich weiß nicht einmal, ob diese Waffe überhaupt noch zeitgemäß ist.
Von dem her probiere ich mal, einen Spielbericht mit Text zu schreiben. Vorerst. Wenn genügend Buchstaben drin stehen, sagen diese vielleicht wenigstens halb so viel wie ein Bild. Oder hat jemand schon vergessen, wie der Skelettkönig aussieht?
1 Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Zum Geburtstag geschenkt musste das Spiel noch zwei Tage warten, bis a) Sonntag war und b) mich eine Erkältung zum Nichtstun verdammte. Computerspielen gilt in unserer Familie als Nichtstun. Also erstmal das Spiel auspacken, den Silberling ins Laufwerk schieben, einen Battle Net Account anlegen und
Tee trinken. Wörtlich und übertragen. Das Addon Reaper of Souls hatte ich mir zwar praktischerweise auch gleich schenken lassen, doch wollte ich als Anfang einen Durchgang ohne, vanilla, quasi meinen persönlicher Start von Diablo III. Zusätzlich zu der geplanten Vorfreude auf einen zweiten Durchgang mit Erweiterung sprach noch die Installation mit einer erbarmungswürdigen Internetverbindung für einen gestaffelten Anfang: mit einer angezeigten Downloadgeschwindigkeit von rund 100 Kb pro Sekunde dauerte es 8 Stunden, bis der Bereich „spielbar“ erreicht wurde. Und dann saß ich davor und überlegte ungelogen 5 Minuten, wie denn mein brandneuer Diablo III Barbar denn heißen solle. Kam ja auch völlig unerwartet.
Dass es ein Barbar werden sollte, war relativ früh klar. Ein Nahkampfcharakter, der sich anfangs (hoffentlich) einfach durchschlagen sollte, ohne auf Mana oder verfügbare Zaubersprüche angewiesen zu sein. Wohl aus Nostalgie von früheren Diablo Teilen: in Diablo II ließ sich als erstes Barseptar (Barbar, im September angefangen, hm?) im Blutmoor von Stachelratten und Gefallenen überwältigen. Hey, der hatte nur vier kleine rote Fläschchen, die wollte ich nicht einfach so vergeuden. Und vorher, im Urgestein der Diablo Serie, hatte ein TomGrenn (Klasse: „Warrior“) als Erster erfahren müssen, dass so ein gruseliger Dicker („Aaah, fresh meat“) leichter mit einem Bogen als mit einem kleinen Schwertchen zu erledigen war.
Dass Diablo III ein anderes Skill- und Itemsystem aufweist, wurde geflissentlich ignoriert. Also ein Name…
Es wurde „Maleachi“ (Prophet im Alten Testamet, Bedeutung: „mein Bote“, passt irgendwie zu der Endzeitstimmung) und der Begutachtung des Spielmenüs stand nichts mehr im Wege. Irgendwo entdeckte ich „privat“, was sich schon mal gut anhörte. Dauernd von einsteigenden Mitspielern überholt oder mit gutmeinenden Ratschlägen (schlimmstenfalls gehässigen Kommentaren) zugemüllt zu werden, entsprach nicht meinen Vorstellungen. Wie gesagt, Quest für Quest, Gespräch für Gespräch und weißes Item für weißes Item…
Außerdem wurde die Möglichkeit der freien Skillzuweisung erst einmal bewusst links liegen gelassen – irgendwas muss Blizzard sich doch bei dem System gedacht haben. Erst in der zweiten Session passte ich übrigens die Auflösung und die Lautstärke der Gespräche an, das war anfangs irgendwie noch suboptimal.
Und dann ging’s los.
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