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[Story] Afterwards...

Danke =)
Wie es der Zufall so will, gibts heute sogar mal wieder ein Update:

Kapitel IX - Teil IX

„Bitte nicht!“, verzweifelt versuchte sie, dem Lichtstrahl zu entfliehen, der so gewaltsam und abrupt in ihren Raum eingedrungen war. Schwerfällig kroche sie in die Ecke des Raumes. Des Raumes, den sie in den ersten Tagen – Wochen? - gehasst hatte, weil er so stumm war, sie von allem abschirmte und alles von ihr abschirmte.
Doch dann, nach und nach, nachdem sie unentwegt jede Fingerbreit der Wände von ihrer Sohle bis Überkopf abgetastet und festgestellt hatte, dass er so vollkommen sicher war, dass nichts eindringen konnte, da begann sie, sich auf eine eigentümliche Art wohl zu fühlen.
Der Raum sperrte sie nicht ein, er beschützte sie, er nährte sie und gab ihr Wasser, denn beides stand in ausreichenden Mengen jeden Morgen nach dem Aufwachen vor ihr.
Doch heute war es anders. Die schützenden Mauern hatten nachgegeben und brachial drang grelles Licht herein, stach in ihren Augen und leckte nach ihren Füßen, so dass sie sich in die hinterste Ecke flüchten musste.
Dort fühlte sie sich, zwischen den warmen Steinwände, sicher, bis ein Schatten in den breiten Lichtstrahl trat.
„Zauberin!“
Das Geräusch wirkte so fremde auf sie, so unwirklich, dass sie sich unwillkürlich noch tiefer in die Ecke drückte.
„Zauberin, komm freiwillig oder wir holen dich!“
Nichts im Leben würde sie dazu bringen, ihre Ecke zu verlassen!
Am Ende waren es vier lange, dämonengleiche Arte, die sie mit unmenschlicher Stärke packten, so dass ihre Knochen knackten und ihre Muskeln schmerzten, sie hoch hoben und einfach aus ihrer Zufluchtsstätte trugen.

Sie konnte die Dämonen nicht erkennen, denn das Licht war zu grelle. Nur schemenhaft erkannte sie ihre Fratzen und die langen Klauen bohrten sich in ihre Arme.
Ihre Beine, zu müde, um ihren Dienst zu verrichten und nicht mächtig, dem überirdischen Tempo der Dämonenbeine nachzukommen, schliffen untätig auf dem Boden nach und holten sich tiefe Kratze auf dem kalten Boden des Vulkangesteins.
„Seltsam“, dachte sie, „ich dachte immer, in der Hölle wäre es unerträglich heiß und doch ist der Boden so kalt...“
Ihre Fantasie begann ihr Bilder zu zeigen, von den unerträglichen Höllenqualen, die sie nun erleiden musste.
Doch dann verschwand das grelle Licht.
In angenehm warmen Tageslicht verwandelten sich die Dämonenfratzen in menschliche, mit Masken bewehrte Gesichter und ihre Klauen wurden zu den scharfen Kanten der Handschuhe, die sie trugen.
Man hatte sie zu einem kleinen Raum gebracht, in dessen Mitte ein kleiner, unscheinbarer Stuhl stand.
Auf diesen wurde sie nun beinahe behutsam niedergelassen.
Dann lies man sie allein und schloss die Tür.
Solange, dass sie bereits darüber nachdachte, von dem kleinen Holzstuhl aufzustehen und ein paar Schritte zu dem vergitterten Fenster zu wagen.
Gerade, als sie diesem Impuls folgen wollte, öffnete sich die Tür wieder und hinein trat eine atemberaubend schöne Frau.
Sie war nicht sehr groß, sondern eher zierlich; mit schmalen Hüften und recht breitem Kreuz, so dass ihre Kraft und Gewandtheit mit jedem Schritt anzumerken war.
Sie hatte eine schöne, ebenmäßige Haut in einem gesunden Braunton und ihre aschblonden Haare bildeten einen angenehmen Kontrast dazu.
In leichten Locken fielen sie ihr über das Gesicht, dennoch sorgsam darauf bedacht, ihre großen, weit auseinanderstehenden goldfarbenen Topazaugen nicht zu verdecken, welche von einer kurzen, aber kräftigen Nase getrennt wurden.
Zwei schmale Lippen schlossen das Gesicht. Zwar waren sie symmetrisch und angenehm in Form, doch umspielte ein ständig mürrisch-trotziger Zug ständig den Mund.
Dieser zog sich gerade sich einem Lächeln noch und lies Blick eine Reihe recht weißer, gerader Zähne zu.
„Sadira Fiharakka, so nennt ihr euch doch?“
Die harte Stimme der Frau strafte ihre Schönheit lügen, passte aber vorzüglich zu dem trotzigen, verbissenen Ausdruck ihrer Lippen.

Die Angesprochene rührte sich nicht. Zu lange hatte niemand sie mit diesem Namen angesprochen, zu lange war sie nicht mehr in das Privileg eines Ausbilcks aus dem Fenster gekommen, als dass sie sich nun davon ablenken lassen würde.
Bis sie einen scharfen Schmerz im Gesicht verspürte.
Die Frau war blitzschnell auf sie zugetreten und hatte ihr eine Ohrfeige verpasst.
Sadira hob langsam dem Hand und berührte sanft ihre schmerzende Wange.
Wut erwachte in ihr und sie hob den Blick, um ihrer Peinigerin in die Augen zu schauen.
Was sie sah, erschreckte sie.
Die topasfarbenen Augen ihres Gegenübers glänzten zornig und wütend tanzten kleine Goldfunken um die Pupille. Die großen, mit Khol umrandeten Augen hatten verengten sich zu schmalen Schlitzen, während die so sanft geschwungen Augenbrauen drohend auf Sadira herabstürzten.
Die nun noch trotzigere Mund formte die Worte „Sadira Fiharakka“ und Sadira nickte nur.
Dies schien Augen und Mund zu besänftigen, denn fast sofort nahmen sie wieder unbedrohliche Formen an.
Sadira sah, wie sich die Lippen erneut bewegte und beschloss, dass es ab sofort besser wäre, zuzuhören.
„Sadira... weißt du, warum du hier bist?“
Sadira schüttelte verneinend den Kopf.
„Du hast gegen das Gesetz verstoßen. Du hast etwas gestohlen, etwas, das Ihm gehört und das Er wieder haben möchte. Wenn du es uns schnell herausgibst, wird Er vielleicht noch Mitleid mit dir haben und dich ziehen lassen.“
Sadira schüttelte langsam, aber bestimmt den Kopf. Sie hatte nichts gestohlen, so etwas würde sie nie tun!
Sicher, als Kind hatte sie mal einen Apfel aus der Küche der Magierschule stibizt, aber richtig gestohlen hatte sie noch nie und würde sie auch nie.
Die Ohrfeige kam schnell und traf sie seitlich im Gesicht und hinterließ Rötungen auf der Haut.
Ihre Wangenknochen schmerzten.
„Du sollst nicht lügen“, sagte die blonde Frau schlicht, trat an das Fenster und ergriff einen der Gitterstäbe.
„Ich habe nicht...“, erwiderte Sadira trotzig.
„Schweig!“
Die blonde Frau löste ihren Blick nach draußen und drehte sich wieder zu ihr um.
Ihre rechte Hand fuhr in eine Tasche ihres Gewandes, ergriff etwas und brachte es ans Tageslicht.
Der Gegenstand war sehr klein, den die Faust der Frau umschloss ihn gänzlich.
Sie kam langsam näher, streckte ihre zur Faust geballte Hand aus, bis sie kurz vor Sadiras Gesicht war.
Dann öffnete sie langsam die Faust.
Zwischen den Fingern schimmerte es sanft in einem blauen, aber unfreundlichen Licht.
Sadira unterdrückte den Impuls, sich an den Anhänger ihrer Kette zu fassen.
Auch er verströmte so ein Licht.
Als sie freie Sicht auf den Gegenstand hatte, bestätigte sich ihr Verdacht. Auch dies musste ein Splitter des Steines sein, den sie tief in den Katakomben des Tempels in Travincal gefunden hatte.
Der Stein, der in ihrer magisch verschlossenen Truhe ruhte.
Damals hatte sie neben dem großen Stein einen kleinen, schön geformten Splitter gefunden und beschlossen, aus ihm ein Amulett zu machen.
In einem kleinen Dorf hatte der dortige Schmied ihr schnell ein kleines Loch in eine Seite des Spiltters gebohrt, so dass sie einen dünnen Lederriemen durchziehen konnte.
Sadira erinnerte sich noch, wie gut sie sich gefühlt hatte, nachdem sie ihr neues Amulett angelegt hatte.
Sie hatte sich richtig fantastisch gefühlt; so stark wie nie zuvor.

„Du kennst es, nicht wahr?“
Die Worte der Frau rissen Sadira aus ihren Erinnerungen.
„Nein...“Selbst in Sadiras Ohren klang diese Lüge nicht sehr überzeugt.
Eine zweite Ohrfeige traf sie auf die andere Wange.
„Ich habe dir schon mal gesagt, dass du nicht lügen sollst. Wir wissen, dass du den Seelenstein hast. Er weiß es. Also, wo ist er?“
Ungeduldig tippte die Frau mit ihrer rechten Fußspitze auf den Boden und verschränkte die Arme vorm Körper.
„Ich.. ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich weiß nicht einmal, was das ist!“, erwiderte Sadira und versuchte, so viel Empörung wie möglich in ihre Worte zu legen. Glaubhaft klang es trotzdem nicht.
Einen Moment lang schien sich die Frau vor Wut zu vergessen, schnell trat sie auf Sadira zu. Diese wappnete sich bereits gegen den Schmerz, der kommen würde und schloss die Augen.
Doch er kam nicht.
Die Frau hatte sich wieder von ihr entfernt und klopfte nun energisch gegen die Holztür.
„Heda, Wache!“, rief sie in einem herrischen Ton.
Keine Minute später öffnete sich die Tür und der Kopf eine jungen Frau streckte sich hinein.
„Ja, Herrin Varla, ihr habt gerufen? Was kann ich für euch tun?“, fragte sie pflichtbewusst.
Varla drehte sich wieder zu Sadira um und grinste hämisch. Sie ließ Sadira keinen Moment aus den Augen, als sie ihre Anweisung an die Wächterin gab.
„Ihr habt doch die Besitztümer unseres Gastes in Lut Gholein abgeholt. Da muss eine große, schwere, magisch verschlossene Kiste dabei gewesen sein. Bitte, würdet Ihr diese Kiste unserem Gast bringen lassen? Sie benötigt einen Gegenstand, der dort drin ist.“
Sadira blinzelte vor Schreck mit den Wimpern – woher wusste sie all dies?
Varlas Lächeln bekam einen triumphierenden Ausdruck, während die Wache davon eilte, um die Anweisungen auszuführen.
Es dauerte nicht lange, da trugen zwei Wächterinnen Sadiras Truhe herein und stellten sie direkt vor Sadira ab.
Beide verbeugten sich kurz vor Varla und zogen sich dann wieder zurück.
Varla stolzierte um die Truhe und begutachtete sie interessiert von oben herab.
Sadira erkannte, dass man sich bereits an ihrer Truhe zuschaffen gemacht haben musste, denn die Verschlüsse der Schlüssellöcher wurden von mehreren kleinen Kratzern verunziert.
Mit Stolz dachte Sadira daran, dass sie manche Zauber ihren Prüfungen mehr schlecht als recht ausgeführt hatte – aber Verschluss- und Öffnungszauber konnte sie wirklich gut.
Nun tat es sehr gut zu sehen, dass ihre Künste nicht nur dafür taugten, neugierige Mitschülerinnen abzuhalten.
Varla forderte sie energisch auf, die Truhe zu öffnen, doch Sadira weigerte sich und erhielt dafür eine Ohrfeige.
Dieses Spielchen zog sich über die nächsten Stunden hin, bis Varla ihr wütend eröffnete, sie würde Sadira foltern lassen, wenn sie nicht sofort die Truhe öffnen würde.
Sadira hatte zwar große Angst, ihre Wangen brannten auch schon wie Feuer, doch absolut beherrscht entgegnete sie Varla, sie würde die komplizierten Handbewegungen zum öffnen ganz bestimmt nicht mehr nach einer Folterung so detailgetreu ausführen können, wie es nötig war.
Varla schäumte vor Wut, wusste aber, dass Sadira recht hatte.
Als sich Schatten zum vergitterten Fenster hineinstreckten und die Sonne hinter dem Horizont verschwand, ließ Varla Sadira in ihre Zelle zurückbringen.

Dort, als die schwere Tür hinter ihr geschlossen wurde, erlaubte sich Sadira ein letztes bisschen Schwäche und begann lautlos zu weinen.

Immerhin gingen die Reisevorbereitungen zur Masyaf schnell von statten.
Sie benötigten auch nicht besonders viel; etwas Nahrung, ihre Waffen, ein paar sandfarbene Decken und natürlich Wasser für Hin- und Rückweg in ausreichenden Mengen.
Ivon, der als Paladin wohl besonders vertrauenerweckend erschien, schaffte es fast mühelos, drei Reittiere und ein viertes Packkamel bei der Karawanserei zu erstehen.
Dies erschöpfte die Goldvorräte der Gruppe jedoch stark; ab sofort waren sie auf ihr Glück angewiesen.
An dem Morgen, an dem sie das Haus der Schlangenfrau verlassen wollten, fanden sie es bereits verlassen vor; von der zischelnden Bewohnerin war nichts zu sehen.
Als Naeemah einen letzten Blick durch den Wohnraum schweifen ließ, in der Hoffnung, noch etwas nützliches zu entdecken, fiel ihr Blick auf ein großes Stück Stoff in einer dunklen Ecke neben der Feuerstelle.
Naeemah ergriff den Stoff und identifizierte ihn als den Umhang, welcher von der Schlangenfrau getragen worden war.
Ihm haftete noch ein wenig der beißende Geruch sterbender Magie an.
Naeemah sprach es vor ihren neuen Kameraden nicht aus, aber sie schloss daraus, dass sich das magische Schlangenwesen vollends aufgelöst hatte.
Achtlos ließ sie das Gewand auf den Boden gleiten und verließ zum letzten Mal das Haus, um sich ihren neuen Weggefährten anzuschließen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwie können wir Leser uns fast schon mit Sadira identifizieren so wie du uns immer zappeln lässt :lol:

Nur eines kapier ich nicht.

In ihrem Kummer fragte sie sich nicht, warum ihr Anhänger noch nicht entdeckt worden war.

Ihren Anhänger hat ihr Varla ja gerade unter die Nase gehalten, oder?
 
und das kommt davon, wenn man zu selten seine eigene Story schreibt :P

Ich glaub, ich geh mal ausbesser *schäm*

€: Nix schämen, stell ich gerade fest.. nein, den Splitter, den Varla da gerade in der Hand hält, ist ein anderer :)
 
Dann kommt mir das aber sehr nachlässig vor, wenn man sich schon sicher ist das die Person den ganzen Stein hat sie nicht zu durchsuchen ... was doch sowieso Standard sein sollte. :confused:

€: Aha :ugly: Da habe ich es ja auch schon, das Puzzleteil das mir quer im Kopf lag :lol:

Kapitel IX Teil I

Der ausbleibende Schlaf und die Schmerzen hatten sie mürbe gemacht und so hatte sie das letzte Mal von dem Kristall erzählt.
Unwillkürlich griff sie sich an den Hals, aber das kleine Stückchen bläulichen Steines fehlte.
Dies hatte man ihr zuerst abgenommen und sie wieder und wieder gefragt, woher sie es habe.

Das kommt davon wenn du mich deine Story zusammenfassen lässt :lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
:wand:

Oh man, ich hab echt zu lange nichts mehr geschrieben.. da stimmt mir hier garantiert jeder zu :lol:
 
Mhm ... es war etwas anstregend, aber man kann den Stil immer noch sehen.

lg
faxi
 
Der Hüter der Bibliothek lies seinen Blick über die Bücher schweifen, die ihn umgaben.
Wieder und immer wieder tauchte weiterer Text in ihnen auf, in manchen häufiger und mit größerer Regelmäßigkeit...

Sein Blick wanderte zurück zu dem Buch, was in seinen Händen lag.
Vorsichtig wendete er die letzte beschriebene Seite - doch es war nur weißes Papier zu erkennen.
Schatten von Buchstaben huschten über das leere Blatt, doch zu lesen war nichts.

"Zu kurz..." flüsterte er leise.​

Gerade hier hatte er so lange vergeblich gewartet, und als er die Spuren eines neuen Textes entdeckte, hatte er die Sätze gierig verschlungen.
Vorsichtig legte er das Buch zurück auf den Tisch.
Er würde warten - wie immer.
Und vielleicht dieses mal kürzer?


Anmerkung am Rande: Dies ist eine Figur aus einer meiner Geschichten, und er lebt in der Bibliothek, die alle Bücher enthält, die je geschrieben wurden...
 
surprise, surprise...


Kapitel X






Ihr Kopf war voll und sie hätte sich nur zu gerne ihren Gedanken hingegeben, sich sanft auf dem Strom treiben lassen – es gab so viel, worüber sie sich klar werden musst – doch leider brauchten Ivon und Skadhi ihr Führung und das nächtliche Reisen in der Wüste forderte Naeemahs ganze Konzentration.
Die Orientierung anhand der Sterne fiel ihr leicht, selbst von dem gemütlichen Schaukel des Kamelrückens aus, war sie doch schon ungezählte Male nach Masyaf geritten.
Gemächlich nahm sie einen winzigen Schluck aus ihrer Wasserflasche, nur einen kleinen, winzigen, wusste sie doch um die Kostbarkeit des Kühlen Nass – und auf dem Rückweg würden sie es, so ilah wollte, mit einer weiteren Person teilen müssen.
In größter Not konnte man auch den Urin der Kamele auffangen und trinken, aber das war etwas, was Naeemah um jeden Preis verhindern wollte.
Von Lut Gholein aus hatte Naeemah ihre Gruppe zuerst einige Tage nordwestlich geführt; sie folgt dem Weg, den sie selbst mit Mellilah einige Monate..? ..Jahre? zuvor in Richtung klösterliche Passstraße geführt hatte.
Auf halber Strecke änderte Naeemah die Richtung und schwenkte nach Norden ab, hielt sich dabei fast parallel zum großen Gebirge, dessen dunkle Schatten am Horizont trügerisch nah schienen.
Es wäre einfacher gewesen, sich an der klaren Linie des Gebirges zu orientieren, aber auch gefährlicher:
Naeemah wollte den Mitgliedern und Dienern des Clans um jeden Preis aus dem Weg gehen, so dass sie sich lieber eine abgelegene, aber aufgrund tückischen Bodens gefährliche Strecke als Reiseroute ausgesucht hatte.
Das Kamel schnaubte frustriert; es hatte seit Tagen kein Wasser bekommen, da es dies auch nicht unbedingt brauchte.
Naeemah wollte so viel der Flüssigkeit sparen, wie es ging, denn in allen ihr bekannten Oasen, Brunnen und Wasserquellen waren die Ohren ibn Sabbahs gespitzt.
Sie warf einen Blick zurück auf ihre Gefährten.
Diese hatten ihre Kamele an Naeemahs Tier angebunden, sich in Decken gekuschelt und versuchten, auf dem stetig schwankenden Kamelrücken etwas Schlaf zu finden.
Sobald erste Lichtstreifen am Horizont auftauchten, würde Naeemah nach einem Rastplatz Ausschau halten.
Ihre Augen begannen jetzt schon, obwohl die Dunkelheit noch mächtig war, suchend über den schwer zu erkennenden Horizont zu streifen, machten nur kleine Abstecher hoch hinauf zu den glühenden Funken am Firmament, um die Richtung zu prüfen.
Sie war dankbar für die Stille ob ihrer schlafenden Mitreisenden, obwohl sie sich fragte, wie diese das ständige Dösen aushielten.
Nur in den wenigen Stunden zwischen Tag- und Nachtwechsel waren sie wirklich wach; Ivon und Skadhi übten sich in Scheinkämpfen.
Ohne Waffen, denn Naeemah befürchtete, das Klirren von Metall auf Metall würde sirenenartig auf ungebetene Besucher wirken.
Hin und wieder, wenn sie guter Laune war, gab sie den beiden Tipps im waffenlosen Kampf bevor sie einschlief, doch die letzten Tage hatte sich die Erschöpfung der Kerkerhaft und ein seltsamer Schwermut über sie gelegt wie ein dunkles Tuch.
Sie hatte ihr Wort gegeben und würde es auch halten, dennoch zog ihr Wille sie in den Südosten, weit hinter Kurast, in Richtung Viz-Jun und dann zum östlichen Rand des großen Meeres...

Sie schüttelte den Kopf.
Dies war der falsche Platz und die falsche Zeit, sich den Lockrufen ihrer Gedanken hinzugeben.
Bald würde es soweit sein.

Es dauerte nicht mehr lange, da begann es zu dämmern.
Auf einmal, so, als hätte auch der aufmerksamste Beobachter es nicht kommen sehen, trennte sich das schwarzblaue Firmament wie nach einem Kuss zweier Liebenden mit einem dünnen Streifen Aquamarinblau von dem Schwarzbraun des Sandes.
Naeemah liebte diesen Moment; spiegelte die Welt doch genau in diesem Moment dieses herrliche Blau des Halbedelsteins wieder, welches auch in Mellilahs Augen vorherrschte.
Schmerzlich verzog sie den Mund, konzentrierte sich dann aber wieder auf den nahenden Sonnenaufgang.
Der dünne Streifen aus hellen Blau wurde breiter und breiter, bis er das dunkle Tuch des Himmels in ein sattes Kobaltblau verwandelte, auf dem langsam aber sicher die Lichter der Sterne erloschen.
Schließlich blitzte etwas gleißend Goldenes am Horizont auf und breitete einen Pfauenschweif aus kräftigem Blutrot, sattem Orange, mit Pupurtupfen und violette Endfedern über das Aquamarinblau aus.
Naeemah genoß diesen Augenblick nur einen Moment, denn seit Stunden befanden sie sich auf einer extraponierten Düne, die die restliche Landschaft überagte.
Sollten sie innerhalb der nächsten halben Stunde immer noch nicht von dieser Düne heruntergekommen sein, wäre sie gegenüber des erleuchteten Himmels leicht auszumachen.
„Heda, aufwachen jetzt!“, durchschnitt Naeemahs Ruf die Stille und trennte kämpfenden Nacht und Tag.
Naeemah, die im heranbrechenden Licht bemerkt hatte, dass diese Düne sich doch größer als geschätzt ausstreckte, wartete nicht ab, bis Ivon und Skadhi sich vollends aus der Umarmung des Schlafes gerissen hatten, sondern trieb ihr Kamel zu einem forschen Passgang an.
Unwillig blökend setzte sich das Tier in Bewegung, unwillig, weil es gegen Ende des Marschabschnitts noch einmal so gefordert wurde, wo die klamme Kälte der Nacht doch noch in den Knochen steckte und das gemächliche dahinschlurfen es in einen sanften Tran versetzt hatte.
Ivon und Skadhis Kamele folgten gezwungenermaßen im raschen Pass, dessen fast erschütterungsfreier Takt es den Reitern ermöglichte, aus dem Schlaf zu erwachen.

Nach etwa fünfundzwanzig Minuten raschen Passgangs konnte Naeemah eine Senke ausmachen.
Sie verließen das Plateau der Düne und ließen ihre Tier vorsichtig in ein Tal von Sand hinabsteigen.
Die Sonne hatte gerade begonnen, sich zur Hälfte über den Rand der Welt zu schieben; fast wäre es zu spät gewesen.

In der Senke angekommen stiegen die Reisenden von ihren Tieren ab.
Während Naeemah den Kamelen etwas vom mitgebrachten Heu hinwarf, luden Ivon und Skadhi das Gepäck an.
Naeemah musste unwillkürlich schmunzeln, wie schwer es Ivon gefallen war, das meiste seiner Besitztümer zurückzulassen.
Sie hatte bei ihm und Skadhi sehr radikal das Gepäck zusammengestrichen – nur von einem kleinen, aber doch recht schweren Päckchen hatte Ivon sich nicht trennen mögen.
Während Naeemah mit einer Bürste die erhitzten Tiere abrieb, baute Ivon den Sichtschutz auf.
Skadhi spannte ein sandfarbenes Tuch als Schattenspender über eine mit wenigen Decken ausgelegte Fläche.

Naeemah trank noch einen Schluck und ließ sich dann im Schatten hinter dem Sichtschutz, welcher die komplette Fläche der Decken umspann, nieder.
Sie war so müde, dass sie noch nicht einmal Lust hatte, Skadhi und Ivon beim morgendlichen Training zuzusehen.
Sie kuschelte sich auf eine der schmalen Decken und schloss die Augen, wohl weislich, dass sie bei Anbruch der Dämmerung oder beim Anblick von Gefahr geweckt werden würde.

Doch das war nicht nötig.
Als die Lebensspanne des Tages kürzer zu werden drohte, erwachte Naeemah von selbst aus ihrem Dämmerschlaf; mehr war ihr aufgrund der großen Hitze des Tages auch im Schatten nicht vergönnt gewesen.
Neben ihr streckten sich auch Ivon und Skadhi auf den Matten und setzten sich auf.
So musste sie doch eine Weile tief geschlafen haben, stellte Naeemah fest, denn sie hatte das Annähern der beiden nicht bemerkt.
Für einen kurzen Moment war sie verwirrt; sie versuchte sich zu erinnern, wann sie zum letzten Mal so tief geschlafen hatte, dass sie um sich herum alles vergessen hatte; und in sekundenschnelle stellte sie mit Präzision fest, dass es vor Mellialhs Tod gewesen sein musste, doch sie stieß diesen Gedanken von sich, um sich von ihrer Lagerstatt zu erheben.
Automatisch nahm sie einen kleinen Schluck aus ihrer Flasche und bemerkte, dass sie dieses wohl den ganzen Tag über genauso automatisch getan hatte.
Sie lächelte kurz, dann trat sie unter dem Sonnenschutz hervor und streckte sich gen Himmel, der sich langsam wieder dunkel färbte.
Als sie nicht nur ihre Arme, sondern auch den Blick gen Himmel hob, sah sie etwas, was ihr gar nicht gefiel.
Das schwarze Himmelstuch, welches sich sonst faltenlos von Horizont zu Horizont spann, wirkte an diesem Abend glanzlos und knittrig, so, als hätte man ein graues Baumwollhemd nach dem Waschen achtlos in die Ecke geworfen, als es sorgfältig durch eine Mangel zu drehen.
Strinrunzelnd drehte Naeemah sich zu Skadhi und Ivon um und teilte ihnen unzufrieden mit:
„Wir haben ein Problem. Es ist wolkig heute Nacht. Ich kann die Sterne nicht sehen; was bedeutet, dass wir heute früher oder später zum rasten gezwungen sind.“
Skadhi und Ivon schauten Naeemah überrascht an.
Ivon fasste sich als erster.
„Wolkig? Mitten in der Aranoch?“
Naeemahs rechter Mundwinkel zuckte kurz abschätzig, dann stützte sie die Hände auf ihren Hüften ab und legte den Kopf in den Nacken.
„Ja“, antwortete sie dann langsam, „das ist in der Tat mehr als ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit.“
„Aber“, hub Skadhi an, „ist es möglich, dass die, die Sadira festhalten, die Wolken schicken? Vielleicht haben sie unser Kommen bemerkt und wir sollten unsere Waffen lieber stetig griffbereit halten!“
„Bei allen Tempeln von Kurast – kann ein Mensch das Wetter befehligen?“, fragte Ivon erstaunt.
„Hm...,“ brummte Naeemah nachdenklich,„Ich hätte so eine Wetterlage nicht so früh erwartet. Nicht hier. Nicht jetzt.Und ich habe schon sehr, sehr mächtige Zauberinnen … getroffen, die ein kleines Gewitter herbeirufen konnten.“
Ivon keuchte überrascht.
„Wirklich wahr?“, rief Skadhi erstaunt, „wie erstaunlich!“
„Ja“, erwiderte Naeemah ruhig, „aber, den ganzen Himmel verdunkeln, nein. Die Mächte der Natur sind Ihm nicht zu Diensten. Gifte und Drogen, ja, das Wetter.. nein, sicher nicht!“
Sie trat einige Schritte vom Lager weg und schüttelte sich nachdenklich die vom Schweiß verklebten Haare im Nacken aus.
„Nun, es hilft nichts“, erklärte Naeemah dann, „wir beladen jetzt erstmal die Tiere und sehen zu, dass wir aus der Senke hier herauskommen. Einige Zeit kann ich mich auch noch an der verschwindenden Sonne orientieren“
Sie atmete geräuschvoll aus.
„Mit etwas Pech sind wir in einem wadi, einem ausgetrocknetem Flußtal, gelandet. Wenn weiter westlich Regen einsetzt, kann sich dieser natürliche Sichtschutz in eine Todesfalle aus tosenden Fluten verwandeln.Wir sollten uns beeilen, damit wir höher gelegenes Terrain erreichen.. und dann rasten wir, bis es aufklart.“
Sie drehte sich zu den anderen um, die ihr mit eilige, Nicken ihre Zustimmung signalisierten.
Rasch und ohne Worte packten sie ihr Zelt zusammen und beluden die Tiere.
Die Dämmerung war schon weit vorangeschritten, ehe sie aufsaßen und die Senke verlassen konnten.
Sie ritten etwa eine halbe Stunde in einem gemächlichen Tempo in westlicher die Dünen hinauf, ehe Naeemah ihren Kurs korrigierte und sie weiter auf Norden zu hielten.
Als die Nacht am tiefsten und der Himmel immer noch wolkenschwer auf sie hinunterdrückte, ließ Naeemah den kleinen Zug anhalten.
Sie hatten dennoch ein gutes Stück des Weges in einem sehr schnellen Tempo zurückgelegt, so dass die Tiere ohnehin eine Pause benötigten.
„Wir rasten hier“, erklärte Naeemah kurz.
Wie ein eingespieltes Team wurden die Tiere abgeladen, versorgt und das Lager aufgebaut.
Skadhi hatte einige Scheite ausgedörrten Feuerholzes im Arm, welches sie auf dem Packtier mit sich führten.
Sie legte es neben den Bodenbelag aus Decken und fragte in die Runde:
„Meint ihr, wir können heute nacht etwas Feuer machen? Wir könnten einen Tee trinken und unser Dörrfleisch wenigstens aufwärmen...“, sie seufzte sehnsuchtsvoll.
Wie gerne hätte sie jetzt etwas frisches Gemüse gehabt... obwohl sie auch schon mit einem Tässchen Tee vollkommen zufrieden wäre.
„Oh Gott, ja, einen Tee... Ich könnte töten für einen Tee!“, rief Ivon, „das schale Wasser Tag und Nacht... Dieser Geschmack! Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich nur noch eine Reise durch die Wüste machen müsste – und das dies meine Heimreise wäre!“
Naeemah lachte unwillkürlich.
„Es ist windstill“, entgegnete sie, „die Nacht ist mondlos und so finster wie Ivons Socken und wir sind noch weit genug von der Masyaf weg. Also meinetwegen, verschwenden wir heute nacht ein wenig Wasser, indem wir es als Dampf in die Luft schicken!“
„Genau!“, pflichtete Ivon Naeemah jubelnd bei, „vielleicht ist dies das Quäntchen Wasserdampf, welches für einen zünftigen Regen noch notwendig ist. Dann könnten wir auf ganz natürliche Art unseren Wasservorrat auffrischen!
„Ich glaube nicht, dass wir so viel Glück haben“, lachte auch Skadhi, die bereits ein kleines, fast rauchfreies Feuer entzündet hatte.
Dann stellte sie einen metallenen Topf direkt in die Flammen und goß sparsam Wasser hinein.
Die drei nahmen um das Feuer herum platz; jeder saß auf einem Stück Decke, um die verschwitzte Kleidung nicht auch noch zu sehr mit Sand zu berühren.
Dies war im Grunde sinnlos, denn der Sand war sowieso schon überall auf ihrer Haut, aber dennoch bestand jeder der drei auf dieses letzte bisschen Zivilisation.
Als das Wasser packte Ivon schnell den Topf und befüllte drei Becher, auf deren Boden bereits einige gut duftende Teeblätter ungeduldig warteten, mit dem kochenden Inhalt.
Er wollte den Topf danach wieder neben dem Feuer abstellen, doch Naeemah bedeutete ihm, ihn wieder in die Flammen zu stellen.
Dann goß sie rasch noch etwas Wasser nach und warf großzügig zwei handvoll gewürfeltes Trockenfleisch und zwei Hände Getreide und hinterher.
Nach etwa fünf Minuten, während der Tee noch zog, hatten sich die Getreidekörner am Wasser satt getrunken und schwammen dick und saftig in der Fleischbrühe.
Naeemah teilte die schlichte Suppe in Holzschalen aus, zögerte kurz und zuckte dann mit den Achseln.
„Ich fürchte, wir haben keine Löffel mitgenommen. Also werden wir wohl aus der Schale schlürfen müssen, wie es die Barbaren im Hochland tun!“
Ivon und Skadhi grinsten, pusteten sanft auf ihre Suppe und führten dann die Schale zum Mund.
Doch ehe die nahrhafte Brühe Ivons Lippen berührte, fuhr er hoch und stellte die Schale ab.
Er drehte sich nach einem Gepäckstück um und kramte eine Pide hervor.
Diese zerteilte er in drei gleichgroße Stücke, wovon er zwei den Frauen reichte.
„Wenn ihr beide heute schon verschwenderisch seid, dann will ich euch in nichts nachstehen!“, erklärte Ivon mit breitem Grinsen und tauchte sein Stück Pide in die Brühe.
„Manchmal muss das einfach sein“, pflichtete Skadhi schmatzende bei, denn sie hatte sich bereits ein Stück getränktes Pide in den Mund geschoben.
Naeemah musste erneut unwillkürlich lächeln und schob ihre Füße näher an das kleine Feuer, dessen Flammen langsam erloschen.
Eine Weile saßen sie schweigen um die Glut, aßen die Suppe und das Brot und nippten hin und wieder an ihrem Tee.

Dann ergriff Skadhi das Wort, während sie die Suppenschalen einsammelte, die so sorgsam von allen mit Pide ausgewischt worden waren, dass sie schon wieder sauber schienen.

„Sag mal“, sprach sie Ivon direkt an, „ nun kennen wir uns ja schon eine Weile, aber wieso du hier bist, so fern von deinem Orden, dass hast du uns noch nie verraten! Nun sind wir ja quasi gezwungen, hier auf das sprichwörtliche bessere Wetter zu warten... hast du nicht Lust, deine Geschichte zu erzählen?“

„Nun, ja..,“ überrascht schnappte Ivon nach Luft, rang mit seiner Fassung und strich sich verlegen über seinen Kopf, wo die Tonsur allmählich durch die nachwachsenden schwarzen Haare verschwand.
Naeemah drehte sich interessiert zu Ivon um und stützte das Kinn der rechten Hand ab, während der rechte Ellenbogen auf ihrem rechten Knie halt fand. Ihre Fersen waren leicht in den nachgiebigen Sandboden gebohrt und die Knie angewinkelt.
„Nun“, fuhr Ivon fort, der sich vom ersten Schreck erholt hatte, „ ich komme aus einem relativ kleinen Kloster des Ordens. Es heißt Sankt Alain und es wurde äußerst abseits des angestammten Gebietes der Paladine gegründet.
Es liegt etwa vier handvoll Tagesreisen südwestlich vom Klosterklosterpass.
Ich wurde erst vor kurzem zum vollwertigen Mitglied geschlagen“, Ivon errötete kurz und sah zu Boden, „und ich habe mich noch nicht für eines der Unterhäuser entschieden.“
„Entschuldige“, unterbrach ihn Skadhi, „aber was sind Unterhäuser und wieso musst du dich dafür entscheiden?“
Gespannt sah sie ihn an, während ihre Hände geschäftig die Schalen mit Sand ausrieben.
„Also“, begann Ivon seine Erklärung, „das hat etwas mit der hierarchischen Ordnung im Kloster zu tun. Ganz ob steht der Abt, er hat den Vorsitz über alles und sein Wort wiegt am schwersten. Dann ist dieser Gesamtbereich des Klosters in verschiedene Unterbereiche, die Unterhäuser, unterteilt, denen jeweils die Ältesten vorstehen.
Da wären beispielsweise das Unterhaus des Kampfes, der Heilung, der Spiritualität, aber auch das der Elemente wie Feuer, Blitz und Wasser. Wird ein Novize zum Ritter geschlagen, wird er ein vollwertiges Mitglied und sollte sich für ein Unterhaus, dem er angehören und dessen Fertigkeiten er fortan besonders studieren möchte, aussuchen. Und bei mir... ich weiß auch nicht...“
„Du hattest die Qual der Wahl?“, neckte Skadhi ihn.
„Ja, so ähnlich“, erwiderte Ivon gequält.
„Ich habe leider so viele Interessen. Zum Beispiel die Heilkunst – auf als sehr gut ausgebildeter Kämpfer kann es nur von Vorteil sein etwas über Heilen zu wissen. Mir erschließt sich der Sinn nicht ganz, warum man sich direkt einem Haus zu ordnen muss. Denn als Heiler sollte man auch Spiritualität, um mit Hilfe Gottes die Heilkunst zu vervollkommnen.“
Er zuckte mit den Achsel.
„Der Ältestenrat hat also beschlossen, dass ich in die Welt ziehen und.. und gegen das Böse kämpfen soll, damit ich mich selber finde“, druckste er hervor.
„Ach, komm schon“, entgegnete Naeemah ungläubig, „in die Welt hinausziehen und „das Böse“ bekämpfen? Deutlich konnten deine Ältesten nicht werden? Und wie stellen die sich das denn im Detail vor?“
Ivon schaute Naeemah irritiert an.
„Na“, sagte Naeemah, „sollst du einfach die Straßendiebe bekämpfen oder Räuberbanden oder doch niedere Dämonen, von denen es seit Ba'als ja nun nicht mehr so viel auf Sanktuario gibt...“
„Ähm“, Ivon kratzte sich verlegen am Kopf, „also, so genau habe ich noch nicht darüber nachgedacht...“
„Wie lange bist du schon unterwegs?“, fragte Skadhi, „und du bist dir noch nicht darüber im Klaren, wie du deinen Selbstfindungsauftrag ausführen sollst... Also Ivon, das klingt aber schon etwas... unglaubwürdig.“
Ivon sah verlegen zu Boden.
Es stimmte, sein eigentlicher Auftrag war ja, die Bezwinger von Ba'al zu finden. Und eigentlich hatten die Ältesten nicht erwähnt, dass seine Mission geheim wäre.
Er druckste und gab dann verlegen zu:
„Ja, Skadhi, es stimmt. Eigentlich war mein Auftrag ein anderer. Aber er war so sonderbar... Aber wenn ich euch nicht vertrauen kann, wem dann?“
„Sonderbar?“, fragte Naeemah.
„Hm“, sagte Skadhi etwas enttäuscht, „ich finde es schade, dass du nicht von Anfang an ehrlich warst, Ivon, vor allem nicht, wenn man darüber nachdenkt, was gerade wir zwei miteinander schon durchgemacht habe.“
Ivon zuckte hilflos mit den Achseln.
„Du hast recht Skadhi, es tut mir leid. Eigentlich wurde ich ausgesandt, um diejenigen Kämpfer zu finden und zum Kloster zu bringen, die Ba'al vernichtet habe, aber ich weiß nicht, wo ich mit meiner Suche anfangen soll!“
„Was will dein Kloster von den Kriegern?“; fragte Naeemah forsch und lehnte sich gespannt nach vorne.
Ivon zuckte erneut mit den Achseln.
„Ich weiß es nicht genau. Aber Laurant, der Abt, sagte etwas von sterbender Magie. Sie vermuten wohl einen Zusammenhang von Ba'als Tod mit dem Schwinden der Magie und hoffen, dass ihnen die Bezwinger Details zum Ableben des großen Übels liefern können.“
„Wie spannend!“, warf Skadhi ein.
Naeemah nahm wieder eine entspanntere Sitzposition ein, sagte aber kein weiteres Wort.
„Ja, spannend“, seufzte Ivon, „die Ältesten hoffen, dass doch eine Erkläung für das Sterben oder Schwinden der Magie finden. Einige unserer ältesten und wertvollsten Waffen und Rüstungen sind innerhalb weniger Wochen zu Rost und Staub zerfallen. Sie waren alle ausnahmslos magisch. Wenn das so weiter geht, haben wir im Fall des Angriffs von Dämonen nichts entgegenzusetzen. Unsere Macht schwindet. Und ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich diesen wichtigen Auftrag ausführen soll!“
Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, so, als ob er die Sorgen wegwischen wollte.
Skadhi kroch zu ihm herüber und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.
Dann sah sie im tief in die Augen und versprach:
„Hey... keine Angst, ich helfe dir. Zusammen schaffen wir das schon!“
„Danke“, Ivon erwiderte nur kurz ihren Blick.
Als sie sich wieder auf ihren Platz setzte, lehnte sich Ivon zurück und sagte:
„Also, so viel zu mir. Wie sieht es mit dir aus Skadhi?“
„Ach“, Skadhi winkte ab, „zu mir gibt es nicht viel zu sagen.“
Naeemah musste verächtlich lachen.
„Sicher, Skadhi?“, fragte sie, „du hast doch hier anscheinend auch etwas zu verbergen!“
„Wie kommst du denn darauf?“, empörte sich Skadhi, „ich war immer ehrlich, und..“
„So?“, unterbrach Naeemah sie, „immer ehrlich? Ach, komm schon... bei unserem ersten Treffen meintest du, du kämst aus einem kleinen Dorf aus den nördlichen Wäldern. Dazu hattest du einen dermaßen... unglaubwürdigen Akzent... der im übrigen seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist...“
Skadhi erblasste.
„Aber dafür“, fügte Naeemah grinsend hinzu, „sprichst du ja jetzt eher mit der Zunge der Philioniken, Amazone!“
Das letzte Wort spie sie fast verächtlich aus.
Dabei meinte sie es nicht mal böse, aber es erregte sie, ihren Verstand mal wieder wetzen zu können.
Skadhi schluckte schwer. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Täuschung so schlecht war.
Dann zuckte sie mit den Achseln.
„Schön, ich war also nicht die Einzige hier, die unehrlich war“, gab sie mit einem Seitenblick auf Ivon zu.
„Und ja, Naeemah, du hast Recht. Ich bin eine Amazone. Ich stamme aus einem kleinen Dorf an der Südspitze Philios. Ich bin ein Findelkind.
Meine Zieheltern waren einfach Fischer und sparten sich das Geld für meine Ausbildung vom Munde ab.“
Skadhi schluckte wieder schwer.
„Außerdem“, erklärte sie, „außerdem ist mein Name Cassandra..“
Ivon nickte langsam. Auch ihm gefiel es nun nicht, dass Skadhi, nein, Cassandra, ihn angelogen hatte.
Doch richten konnte und wollte er nicht; er war selbst nicht ehrlicher gewesen.
Naeemah begann, sich köstlich zu amüsieren. Das war noch viel besser, als sie erwartet hatte.
„Und warum bist du hier, Cassandra?“, fragte Naeemah mit wirklichem Interesse.
Cassandra schenkte Naeemah einen klaren Blick.
„Aus demselben Grund wie Ivon“, sagte sie kurz, aber bestimmt, „meine Prinzessin und ihre Ratgeber sandten mich aus, die Bezwinger Ba'als zu finden und zu ihnen zu bringen, in der Hoffnung, dass wir etwas gegen das Sterben der Magie unternehmen können.“
Cassandra schmunzelte.
„ich bin zwar auch erst kurz ein vollwertiges Mitglied der Amazonenkriegerinnen, aber im Unterschied zu Ivon habe ich mich bereits für meine präferierte Waffe entschieden. Ich führe den Speer; einhändig mit Schild oder zweihändig beherrsche ich gleichermaßen gut.“
Es entstand eine kurze Gesprächspause.
Jeder der drei am Feuer brauchte einige Minuten, um über das Gesagte nachzudenken und es zu verarbeiten.
Dann räuseperte sich Ivon.
„Nun... wie ich sehe, ist der Himmel immer noch bedeckt...“, er machte eine kurze Pause und atmete geräuschvoll ein, „und nur eine Person in dieser Runde hat noch nicht viel gesprochen.“
Eine weitere Pause folgte.
„Naeemah, hast du uns in irgendeiner Form was deine Person angeht, belogen?“, wandte er sich direkt an Naeemah.
Da Naeemah stumm blieb und teilnahmslos in die Glut starrte, begann auch Cassandra zu sprechen.
„Genau“, pflichtete sie ivon bei, „Naeemah, welche Ziele verfolgst du?“
Naeemah lachte kurz hell auf; aber es war kein echtes Lachen.
„Ich?“, antwortete sie erstaunt, „ich? Ich habe euch nicht angelogen. Nie. Ich habe euch ja nichts über mich erzählt! Und das, was ihr wisst, soll euch reichen!“
Dann begann sie laut zu lachen, erhob sich und verließ den Schein der Glut.
Ivon und Cassandra sahen ihr hinterher, folgten ihr aber nicht, tauschten unsichere Blicke.
„Wir waren wenigstens offen!“, rief Ivon ihr zu.
„Das Gelingen von Aufgaben, die wir zusammen lösen müssen, beruht auf Vertrauen, Naeemah!“, fügte Cassandra hinzu, „wir zwei haben keine Geheimnisse mehr. Aber du nimmst dich aus und das ist nicht gut! Du riskierst unser aller Leben!“
Naeemah stöhnte und entfernte sich noch schneller von den unliebsamen Reisegefährten.
Sie hatte überhaupt keine Lust, diesen Gestalten mehr über sich preis zu geben, als diese selbst über sie herausfanden.
Wozu auch? Sie würde ihr Versprechen halten und ihnen helfen, die Hexe zu befreien.
Sollte sie dann noch am Leben sein, würde sie sowieso zuerst zu den al Shama reisen, um Mellilahs letzten Wunsch zu erfüllen und dieses schreckliche Kapitel ihres Lebens endgültig abzuschließen.
Dennoch... Zweifel keimten in ihr auf.
Cassandra hat recht, nagte es an ihr.
Wollte sie auch nur eine kleine Chance haben, aus ibn Sabbahs Feste heil herauszukommen, um Mellilahs Wunsch erfüllen zu können, so würde sie mit Ivon und Cassandra ein echtes Team bilden müssen.
Dazu gehörte ein gewisses Maß an Vertrauen.
Hatten dies die beiden nicht in sie und befolgten eine ihrer Anweisungen in der Masyaf nicht, so konnten sie binnen Sekunden tot sein.
Sie überlegte krampfhaft, aber ihr viel keine andere Lösung ein, als wenigstens unbedeutende Informationen über sich preiszugeben, um ihren guten Willen zu zeigen und Vertrauen zu vermitteln.
Sie strich sich mit beiden Händen langsam über die Haare, dann drehte sie sich langsam um und ging entschlossen zum Lichtschein zurück.
Ohne die beiden direkt anzusehen, setzte sie sich wieder auf ihre Decke und starrte auf die nur noch schwach glimmende Glut.
„Mein Eltern“, begann Naeemah ihr Erzählung, „kenne ich nicht. Ich wuchs in Lut Gholeins Straßen auf, in einer Gruppe von Straßenkindern, solchen, welche euch auch am Tag eurer Ankunft bereits in Empfang genommen haben.
Ich stahl alles wertvolles, was mir in die Finger kam. Nicht selten stahl ich direkt aus Jacken, Taschen, auch, wenn nur etwas Stoff zwischen Beute und der Haut des Besitzer lag.
Ich war klein und hatte äußerst geschickte Finger. Trotzdem hatte ich oft tagelange nichts zu essen, denn die größeren Kinder der Gruppe nahmen sich oft, was die jüngeren erbeutet hatten.“
Naeemah stoppte kurz und nahm einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche.
„Um es kurz zu machen: Eines Tages steckten meine Finger in des falschen Mannes Tasche. Zu diesem Mann sind wir unterwegs; es ist seine Burg, die wir stürmen müssen um Sadira zu befreien. Ich kann euch jetzt noch nicht mehr sagen...bitte...“, ihr Stimme knickt kurz bei dem ihr ungewohnten Wort ein, fand dann aber ihre Festigkeit wieder, „Bitte vertraut mir einfach. Wenn wir dort lebendig wieder hinauskommen wollen, ist es unabdingbar, dass ihr tut, was ich euch sage.
So viel für heute.“
Sie starrte auf die verloschenen Kohlestückchen, dann wandte sich ihr Blick gen Himmel.
„Es klart auf“, erklärte sie, „keine Zeit für Müßigkeit. Wir müssen los – packt zusammen!“
 
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Strinrunzelnd drehte Naeemah sich zu Skadhi und Iron um und teilte ihnen undzufrieden mit:
sollte wohl eigentlich Ivon sein, oder?

Interessanter Nabe der Amazon - immerhin ist Kassandra ein Teil der Griechischen Mythologie.
Die Frau, die die Wahrheit vor den anderen sieht, davor warnt, und doch niemals gehört wird...

Bin sehr gespannt wie es weitergeht.
 
sollte wohl eigentlich Ivon sein, oder?
:kiss: Ein Satz, zwei Fehler... ausgemerzt.
Ich brauch mal wieder einen Betaleser...

Interessanter Nabe der Amazon - immerhin ist Kassandra ein Teil der Griechischen Mythologie.
Die Frau, die die Wahrheit vor den anderen sieht, davor warnt, und doch niemals gehört wird...
Ja, die griechische Kassandra ist schon ein sehr tragische Gestalt.

Bin sehr gespannt wie es weitergeht.
*hihi* ich auch! :D

€: Immerhin mal keine Beschwerde, dass es zu kurz war. Waren auch 10 Seiten in word *g*
 
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Huch, ich habe ja noch gar nichts zum neuen Kapitel geschrieben :eek:

Was man wieder sehr gut merkt ist Naeemahs Sehnsucht nach Melilah :top:

Alle Welt ist auf der Suche nach ihr wo sie doch am liebsten einfach in Ruhe gelassen werden möchte.
 
Schön dass Du wieder Zeit zum Schreiben findest.

Die Spannung steigt - die unmöglichen Aufgaben auch :)
 
Interessant.
Aber iwie nicht spannend :(
Ich kann zwar nichts Anderes sagen, aber es war toll :D

lg
faxi
 
Doppelpost, werde mir verziehen?

Kommst vllt in nächster Zeit etwas?

Ich versprech dir auch dir endlich die Mod Kolumnen zu schicken :kiss:

lg
faxi
 
Na ja.. Weihnachten ist ja die Zeit des Feierns und Schenkens ... :)
 
Hurra einer der Meister schreibt wieder :WD

Diese Sehnsucht...wahnsinn man fühlt sich da richtig reinversetzt :)
Lässt sich gut lesen und dein Stil ist auch sehr gut ;)
Go On Meister Engel :WD
 
So... also.. mein wirklich, wirklich, wirklich dickes Storyupdate ging gerade zu meinem genialen Betaleser.. hoffen wir, dass er Zeit findet, sich durch ziemliche viele Seiten Word zu lesen...

€: ist aber gut möglich, dass das dieses Jahr nichts mehr wird. Wie gesagt, war ein dickes Update und das korrigieren braucht seine Zeit :angel:
 
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Tolle Geschichte, die auf der zweiten Seite definitv nichts verloren hat. :)

Was mir an deiner Geschichte neben dem ausgezeichneten Schreibstil besonders gut gefällt, ist die doch recht düstere Atmosphäre und sowie der große Detailreichtum und die vielen realen beziehungsweise historischen Tatsachen die du mit einfließen lässt.

Das einzige was mich stört, (ist allerdings bei sehr vielen Geschichten im FAS so) ist, das die Menschen im Vergleich zur Hölle individuell teilweise viel zu stark wirken. Immerhin hat die in sehr kurzer Zeit zwei Städte zerstört, eine nahezu völlig isoliert, eine weitere belagert und ein Riesenkloster von Kriegerinnen bis auf ein Dutzend Überlebende komplett ausgelöscht. Zum Beispiel wird ja geschrieben das Naeemah und Mellilah die drei Übel relativ problemlos erledigt haben, aber sie im Kampf gegen Ibn Sabbah oder Varla wenig Chancen hätte.
Vielleicht liegts auch nur an mir aber ich habe für diese "Machtinflation" in Fortsetzungen wenig übrig, egal ob in Büchern, Filmen, Spielen oder sonstwo.

Puh, warum kann man Kritik immer so lange ausschreiben und Lob nicht :(
Ich poste ja schließlich nicht um zu meckern sondern um für die wundervolle und spannende Geschichte zu danken.
Und um zu fragen wie weit denn dein Betaleser ist? :angel:
 
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Na ja, die Stärke von Menschen gegen Hölle ist aus der Sicht eines der Helden gesehen, klar ist die Balance etwas unbalanciert. Imho ist es ja eher eine Geschichte, die Mensch vs Mensch ist etc...

Lange (kurze) Rede kurzer Sinn,

Möp, Kapitel plz?

lg
faxi
 
Beschwerden gehen an Dubel :p

Na.. also.. ich hab ihm ja wirklich einen sehr dicken Packen vor Weihnachten geschickt. Nun darf man ja nicht erwarten, dass der arme Kerl das über die Feiertage / Neujahr erledigt, der Mensch braucht ja auch mal Urlaub.

Außerdem - gut Ding will Weile haben.
Das warten wird sich definitiv lohnen - vllt. hab ich auch so viel Mist verzapft, dass der arme Kerl schon einen Duden gefrühstückt hat...

So ein großes Update hat es wirklich noch nie gegeben..
 
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