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Also jut, wird mal wieder Zeit, dass ich mal wieder etwas abliefere 
viel Freude damit
Kapitel 4 - Teil 1
Azrael lehnte sich zurück und faltete seine Hände über seiner braunen Robe, die sich über seinem Bauch spannte. Die Golems um ihn herum arbeiteten unermüdlich weiter, machten Rührkuchen, Torten, Stückchen und allerlei Gebäck. Gegenüber von ihm saß Tod, diesmal allein und schien mit unersättlichem Hunger weiter Kuchen zu essen. Plötzlich stoppte er und warf die Gabel klirrend auf den Porzellanteller. Sein Stuhl knarrte gefährlich als er nach hinten wippte und beinahe umfiel.
´Weißt du … warum bist eigentlich noch im Himmel? ´, fragte Azrael den Avatar und Golems räumten das Geschirr weg. ´Du hast gerade eigenhändig Westgrad geschliffen und einen der aufstrebenden Heerführer umgebracht. ´
Der andere Azrael zuckte mit seinen Schultern und setzte sich wieder normal hin. ´Familienahngelegenheiten, nichts gegen den Himmel. ´
Der gefallene Erzengel seufzte, erschauderte kurz bei dem Laut seiner entstellten Stimme und blickte wieder auf. ´Jeder tote Engel ist eine Tat gegen den Himmel, und du hast eine ganze Armee samt Festung zerstört. ´, warnte er den Tod und stand auf.
Der Avatar erhob sich ebenfalls und nahm seinen Speer auf.
´Noch eine Frage. ´, forderte Azrael.
´Ja? ´
´Wo ist deine Sense? ´
Tod zuckte mit seinen Schultern. ´Ich empfand den Speer als effektiver. ´
´Aber doch nichts gegen den symbolischen Wert einer Sense? ´, fragte der Erzengel weiter.
´Nicht zum Kämpfen. ´
Azrael seufzte wieder und verschwand kurz. Die Golems stoppten mit ihrer Arbeit und guckten den Avatar bedrohlich an. Einige ballten ihre Fäuste und stapften auf ihn zu. Tod blieb etwas irritiert stehen und drehte sich dann prüfend zur Tür um.
´Oh, hallo. ´, begrüßte er seine Schwester. ´Wie ich sehe geht es dir schon viel besser, für die paar Stunden ist das eine gewaltige Leistung. ´, meinte er freundlich und deute eine Verbeugung an.
´Ich bin schon im Gehen, lass dich nicht von mir aufhalten. ´
Fera fletschte ihre Zähne und eine Phalanx aus Engels schob sich um sie. ´Sehr unvorsichtig von dir, hier wieder aufzutauchen. ´
Tod hob seine Hände, hatte den Speer in seiner rechten Armbeuge. ´Na, na, na, ich bin nur zum Kuchenessen hergekommen, neutrale Zone, Schwesterherz. ´
´Oh scheiße, sie haben mich gefunden. ´, hauchte Azrael. ´Hat mich Michael verraten? ´
´Nein, aber Danke für die Information. ´
Tod seufzte. Sein Speer blitzte in der Luft und piekste den Erzengel etwas in den Bauch. ´Du kannst kämpfen nehme ich an? ´
´Nein, aber wenn du mich hier rausbringst steh ich dir zu Diensten. ´
´Als Koch, nichts mehr. ´, antwortete der Tod grinsend und drehte sich seitlich, so dass er seinen Speer mit der rechten ausgestreckt vor sich hielt. Er stieß sich mit dem rechten Bein ab, drehte sich in der Luft halb um sich selbst nach rechts und stach dem Engel in der Mitte der Phalanx ins rechte Auge. Die Klinge kreischte fürchterlich am Schildrand als sie ihren Weg durch den weichen Ball fand und nach unten gerissen wurden, um den Körper sauber auszuweiden. Die Gedärme plätscherten auf den Boden und der Tod trat einen kleinen Schritt zurück, berührte das Gesicht seiner Schwester mit der linken.
´Nur dumm, dass du nicht mehr Leute mitgebracht hast. ´, meinte er sprang zu Azrael zurück. Er prallte mit den Rücken gegen die Vorderseite, wurde erfreulich weiche abgefangen und fiel mit dem Engel nach hinten auf den Rücken. Dann klappten die Wände zusammen. Die Backöfen mit den Golems fielen schwindelerregend schnell der Raummitte zu und lösten sich zu rauchenden Fäden auf, die sich langsam selber verzerrten.
Azrael guckte sich irritiert in der farblosen Sphäre um und wurde vom Tod an der Schulter berührt.
´An die Arbeit. ´, meinte er und ging aus dem Turm, der sich neben der Farm befand, hinaus. Bandage tauchte neben ihm auf und ging hinter ihm her.
´Die beiden Trunkenbolde sind wieder da. ´
´Trunkenbolde? ´
´Bul und Charon. ´
´Ah, sehr gut. ´
Aus dem Kloster kam leises Grölen, dass immer lauter wurden je näher sich dem Abstellraum näherten. Die öffnete die Tür knirschend und ihnen fielen zwei Körper entgegen. Einer schwer gepanzert und riesig, der andere sehnig und groß. Zwei Holzkrüge mit Eisenringen rollten ihnen nach und blieben auf dem Boden liegen.
´Bul und Charon, ihr trinkt doch nicht etwa während ihr Dienst habt, oder? ´, fragte der Tod freundlich und verschränkte seine Arme.
´Nein, sssowasch fällt unsch doch nischt ein! ´, meinte Charon empört und stand wankend auf. ´Nochmal ssscho eine Anssschuldigung und isch- ´
Die Faust kam langsam und zitternd durch die Luft, verfehlte das Kinn des Todes um einen Meter und der Fährmann torkelte der Faust einige Schritte nach.
´Sturzbetrunken. ´, urteilte der Tod. ´Kriegst du sie wieder nüchtern? ´, fragte er den Schatten, der hinter ihm aufgetaucht war.
´Ich kanns versuchen. ´, meinte Bandage und gab beiden eine schellende Backpfeife. ´Und noch mal. ´ Bul stöhnte und rollte sich auf den Bauch. ´Und noch eine. ´ Charon fiel schlafend auf den Boden und schnarchte lautstark.
´Ich hab meine Bestes versucht. Sie werden in zwei Stunden aufwachen und einen mörderischen Kater haben.
´Gut, währenddessen hilfst du mir mit dem Fluss. ´
´Fluss? ´
´Charon würde sich selber ersaufen, wenn er keinen Fluss hätte, wo er auf und ab fahren kann. Ha! Charon ersäuft sich selber, ist doch eine lockende Vorstellung, hrr, hrr. ´, grinste der Tod und guckte in die Landschaft. Riesige, graue Berge erhoben sich wie ein Wall am Horizont, schlossen ihn vollkommen ein.
´Ich frage mich … wo sind wir eigentlich? ´
Bandage seufzte und kratzte sich am Kopf. ´Wir dürften in der nördlichen Hemisphäre seien. ´, meinte er spekulierend und guckte zu wie der Tod seine Illusionen formte.
Serenata zischte, warf ihr Schwert weg und riss sich die hohlen Kugeln vom Gürtel. Sie schwang die weihrauchgefüllten und rauchenden Behälter wie Bolas und schleuderte sie den Nephilim vor ihr entgegen. Das dreieckige Maul öffnete sich, die Membranen, die als Lippen diensten wurden von drei dürren, aber sehnigen Ärmchen gespannt, ihr kränkliches Grau mit hellroten Adern durchzogen. Die Kugeln schnürten sich um einen Arm und brachen ihn, das Geräusch pflanzte sich durch den fetten Körper des madenähnlichen Gottkrüppels und ließen ihn verschwimmen.
Einer ihrer Leibwachen reichte ihr das Schwert und stürmte mit ihr der Made entgegen. Sie schnitten sich durch die ledrige Haut, wurden von durchsichtiger Flüssigkeit und grauen Organen begrüßt, die Säure verspritzten und kleine Lebewesen freisetzten. Serenata watete knietief durch das Pseudoblut und schnitt das längliche Herz entlang des Rückens auf. Ihr spitzte noch mehr Flüssigkeit entgegen und etwas rammte sie von hinten.
Hörner drückten ihr in den Rücken und das Maul dahinter öffnete sich. Fingerlange Zähne berührten ihre Knöchel und eine raue Zunge zog sie halb in das Maul hinein. Ihr Leibwächter schrie etwas.
Cherub führte seine Garde ins Feld.
Sie folgten ihm in vollkommener Stille und hatten, wie er, nur ein Ziel vor Augen. Das Mädchen. Keine Loyalität für etwas anderes, Vil`Aeris hatte ihre unterschwellige Magie sogar unbewusst gewirkt.
Sie hing an den Hörnern eines bulligen Nephilim, die Ketten schnitten ihr tief in die Haut hinein und sie schrie unaufhörlich einen Namen. Der Nephilim stürzte sich gerade auf einen anderen und begann damit die graue Flüssigkeit aufzusaugen während einer von Serenatas Leibwächter verzweifelt am Maul rumhackte.
Sie kamen wie Pfeile herunter, bohrten sich teilweise sogar ganz in den Körper des behornten Nephilim hinein und schwangen ihre Schwert im Leib herum. Cherub schob seine Hand unter den Bauch von Vil und zog sich aus den Hörnern heraus, die sich über den Kopf des Ungetüms zogen und warf sie dem Leibwächter entgegen.
´Wenn ihr auch nur etwas passiert! ´, drohte er ihm brüllend und rammte sein eigenes Schwert zwischen die Augenreihen, drehte es und riss wieder heraus. Die halbe Schädeldecke löste sich beim Rausziehen und legte den Blick auf einen Nexus aus Materie und Licht frei. Cherub stieß seine Hand ins Hirn hinein und riss es samt Hirnstamm heraus. Der Körper unter ihm erschlaffte und eine weiße Hand schob sich aus den Kadavern. Der Leibwächter warf das Mädchen einem anderen Engel mit zugenähten Augen und Mund zu und schnitt die Feldherrin aus dem Mund heraus.
´Wir müssen hier sofort weg! ´, befahl Cherub und seine Garde erhob sich in die Lüfte. ´Je mehr Nephilim wir töten, desto mehr kommen nach! ´
´Warum so passioniert? ´, fragte Serenata giftig als sie herausgezogen wurde und auf ihren linken Bein hinkte. ´Davor hast du ja einen Dreck auf uns gegeben! ´, zischte sie und breitete ihre Flügel aus.
Die anderen Engel lösten sich auch vom Boden und folgten Serenata. Einer ihrer Leibwächter trug den Stab auf den Rücken und schwang die Standarte in der Luft herum. Die letzten Reste der Expedition sammelten sich um ihn herum und guckten furchterfüllt auf das graue Meer aus Körper und Zähnen herunter.
Ihr Getuschel drang schmerzhaft klar an ihre Ohren und sie guckte die Gesichter verbittert an. Sie sah dort alles, was man an Engel nicht finden durfte. Angst, Zweifel, Machtlosigkeit. Leviathans Auge schoss ihr kurz durch den Sinn und sie seufzte.
´Ich sehe da etwas am Rande des Horizonts. ´, meinte sie und zeigte auf einen leuchtenden Punkt. Sie guckte die Engel an, die das Licht scheinbar aufsogen und ein klein wenig Hoffnung schöpften. ´Vielleicht ein Bote oder sogar einer der wandernden Engel. ´, bot sie an und flog mit ihrer Garde los. Die kleine Gruppe aus Engeln folgte ihnen zögernd.
´Wie viele? ´
Einer der Leibwächter löste sich und kam nach einer Stunde wieder.
´Einhundert. Davon achtzig der Stillen Garde und fünfzehn von uns. ´
Serenata bedeckte ihr Gesicht und atmete zischend aus. ´Wie viele sind gestorben? Achtzehntausendirgendwas? ´
´Ja. ´
Sie schüttelte ihren Kopf. ´Irgendwelche Nachrichten von anderen Armeen? ´
´Michael wurde rehabilitiert. Satan scheint aus dem Süden raus zu sein, dort ist irgendetwas passiert. Die Matriarchin wurde letztens auf hoher See gesichtet. Sie hat ihren Leibwächter dabei. ´
´Psh, Derillus, direktester Abkömmling von Vassago. ´, kommentierte sie. ´Was soll im Süden passiert sein? ´
´Die Bibliothek hat sich geöffnet und eine Magierin ist herausgekommen. ´, meinte der Leibwächter. Er guckte kurz leer in die Ferne, schein eine weitere Botschaft zu empfangen und sackte ab. Kurz danach fing er sich wieder und begab sich zu Serenatas Seite. ´Davor ist aber noch etwas mit dem Meer passiert. ´
´Was? ´
´Hatte irgendetwas mit dem Tod und Leviathan zu tun. ´
´Dort sollten noch ein paar Gräser hin, genau. Der Flussverlauf scheint ein wenig zu gerade zu sein, na ja, das überlassen wir Charon, wir geben schließlich nur Denkanstöße. ´, murmelte der Tod zu sich selber während Bandage die Umgebung betrachtete. Abgesehen vom Kloster, einem Bauernhof und dem Backofen vom anderen Azrael war die Landschaft eine leere Leinwand.
´An was denkst du gerade? ´, fragte der Tod und schien Bandage aus den Augenwinkeln her anzugucken, was natürlich nicht ging.
´Berge, Berge in der Ferne. ´, antwortete der Heiler und guckte kurz weg. Als er wieder den Horizont anguckte konnte er eine Gebirgskette ausmachen, die sich um sie herum erstreckte.
´Etwas fehlt noch. ´, meinte der Tod und wandte sich vom Fluss ab, wo jetzt auch ein Stocherkahn schwamm. ´Ein Garten wäre nett. ´
´Woher? ´, fragte der Spross und begutachtete den Fluss.
Azrael zuckte mit seinen Schultern, der Schatten unter ihm hüpfte, als ob er durch Fäden an die Robe gekettet war. ´Besuchen wir doch mal Leben, ich hab sie lang nicht mehr gesehen. ´, meinte er grinsend und zeichnete zwei Runen in die Luft. Ein eckig, die andere fließend.
´Wo ist sie denn? ´
´Höchstwahrscheinlich im Garten Eden, von dort will ich auch meinen Garten herbekommen. ´, antwortete er und riss ein Portal zwischen den Runen auf. ´Nach dir. ´
Die beiden schwarzen Gestalten gingen vorsichtig durch die Blumen, waren darauf bedachtet nichts zu zertreten und schienen mehr zu hüpfen und zu springen als wirklich zu gehen. Das Sonnenlicht war schmerzhaft hell für beide, da sie an eine ewige Dämmerung gewöhnt waren.
Glockehelles Lachen verhöhnte sie und ein Junge sprang vor sie. ´Ihr seht komisch aus! ´, stellte er fest und rannte weg.
Bandage und Tod guckten sich irritiert an. ´Hat er uns gerade verspottet? ´, fragte Tod.
´Ja, scheint mir so. ´
´Kein Respekt mehr. ´, meinte der Avatar und zog eine schartige Sense aus seinem Ärmel heraus.
´Woher hast du die? Ich dachte du bevorzugst Speere? ´, fragte Bandage überrascht.
Die Sense schwang mehrmals prüfend durch die Luft. ´Nostalgie, ich werde alt. ´, meinte der Tod und stapfte weiter, die Sense in beiden Händen.
Der Junge kam wieder, zog ein Mädchen hinter sich her. ´Guck, guck! Sind sie nicht zum Lachen? ´, fragte er mehrmals nachdem sie angekommen waren und hüpfte um Azrael und Bandage herum.
´Du hast kein Benehmen. ´, meinte das Mädchen.
´Mein ich auch. ´, stimmte der Tod Leben zu und nickte. Seine Sense wischte kurz durch die Luft und erwischte den Jungen am Kragen seines Hemdes. Er hob ihn hoch und zeigte auf den Boden.
Ein paar Beine, an der Hüfte abgetrennt, lagen zwischen den Blumen und färbten das Gras langsam rot.
´Du willst doch nicht, dass das auch noch deinen Ärmchen passiert, vielleicht sogar deinem lustigen Kopf? ´, fragte der Avatar im Plauderton und ließ den Jungen langsam hinunter. Er kam auf der Illusion auf und rannte schreiend weg. ´Hrr hrr. ´, lachte Azrael kehlig und Bandage zog sich in seinen Schatten zurück.
´Ähem, vielleicht war ich doch zu morbid. ´, meinte er gleichgültig und stellte sich etwas bequemer hin. ´Wie geht’s dir? ´
Leben guckte ihn an und zog ihm seine Kapuze vom Kopf. ´Na ja, du siehst aus, wie einer der Bösen. ´, meinte sie und betrachtete die langen Narben, die sich über seine Augen zogen. ´Ansonsten solltest du dich mal rasieren und dir die Haare schneiden. ´
´Was? Aber meine Haare sind doch noch ku- ´, sagte er überrascht und fuhr sich dann durch die Haare. Sie hingen ihm mindestens bis zu den Schulterblättern. ´Was zur? ´, fragte er abgehackt und zog an seinem Bart.
Leben lachte. ´In Eden wird Zeit nachgeholt. ´, meinte sie und Azrael zog Bandage wieder aus dem Schatten.
´Wärst du so nett, ich hantiere nicht gerne selber in meinem Gesicht rum. ´
Der Spross seufzte und wurde von Leben angegrinst. ´Und die Haare? ´
´Ich wollte schon immer mal lange Haare haben. ´, antwortete Azrael und zuckte kurz zurück, als Bandage in die Haut schnitt.
´Reden ist nicht, wenn ich an der Kehle bin, in Eden bist auch du sterblich. ´, sagte der Spross und wischte das Blut vom Messer. ´Wie hast du das Ding so scharf gekriegt? ´, fragte er dann ohne eine Antwort zu erwarten und schabte weiter Barthaare ab.
´Du hattest doch früher soviel Zeit, dir lange Haare wachsen zu lassen, ich war mir sicher, dass die Mädchen das gemocht hätten. ´, meinte sie beiläufig und verschwand kurz hinter den Bäumen.
Die beiden schwarzen Gestalten, einer starr wie eine Statue, der andere langsam, um nicht wieder auszurutschen standen alleine da und warteten.
´Da du immer noch nicht redest, mach ich weiter. ´, meinte Leben von hinten. Sie ging um sie herum und setzte sich vor ihnen hin. ´Du warst der ewige Asket. Schienst jeden Annäherungsversuch gefeilt zu sein. ´
Bandage nickte und gab das Messer zurück. Azrael fuhr sich über sein Kinn und steckte seinen Dolch weg. Er zuckte mit den Schultern.
´Du hast nie gefragt. ´
´Soll ich jetzt? ´
´Wie alt bist du, fünfzehn? ´
Sie blies ihre Backen auf und stand wieder auf. ´Na und, du bist auch keinen Tag älter geworden, eher jünger. ´
Er hob eine Augenbraue und zog die Kapuze wieder hoch. ´Um Wahnsinnig zu werden braucht man einen entwickelten Geist. ´
´Hah, und du denkst, dass du entwickelt bist? ´
´Scheiße, ich kling immer arrogant, wenn ich es nicht seien will. ´, entschuldigte er sich und verbeugte sich. ´Der eigentlich Grund, warum ich gekommen bin, ist um zu sehen wie es dir geht und um mir ein Stück Garten zu erbetteln. ´
Leben hob eine Augenbraue. ´Wozu der Garten? ´
´Ich dachte er würde meiner kleinen Schwester gefallen. ´, antwortete der Avatar.
´Du bist kranker als ich gedacht habe. ´
Azrael stand irritiert da und sein Auge fokussierte sich mehrmals. Es schien Augenzwinkern nachzuahmen. ´Was? ´
´Wie alt ist sie? ´
Bandage?
´Neun, zehn, genau kann ich es nicht sagen.
´Zehn? ´
´Du bist wirklich krank. Vielleicht sollte ich mir mal wirklich deinen Verstand angucken? ´
´Von was redest du? ´
Leben legte ihren Kopf schief und guckte ihn scharf an. ´Du weißt wirklich nicht, auf was ich anspielen will? ´
´Nicht wirklich. ´
´Halluzinierst du? Du hasst deine kleine Schwester, und sie ist nicht zehn. ´
Tod guckte Leben an, sehr lange und drehte sich dann um, um das Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen. Seine Schultern bebten und er drehte sich dann mit einer verzerrten Miene um. ´Ähem, lassen wir das, ich würde gern ein wenig Garten mitnehmen. ´
´Wie viel? ´
Er guckte in die Luft, so gut es ging, und breitete dann seine Arme aus. ´So viel wie ich tragen kann? ´, meinte er und klappte seine Arme zusammen. Der Himmel verzerrte sich, versuchte das plötzliche Vakuum auszufüllen und glättete sich dann wieder.
Leben wankte kurz auf der Stelle, als ob ihr der Boden weggezogen wurde und fasste sich vor den Bauch. ´Also gut, da du das erledigt hast, noch weitere Wünsche? ´
Tod hob eine Augenbraue unter der nun hochgezogenen Kapuze und seufzte dann. ´Wo ist Vil, wo ist der vierte Reiter? ´
Die Gestalt ihm gegenüber grinste. ´Der Vierte steht hier vor mir, den du suchst ist der Dritte, nur er weiß es nicht. Und Vil, deine selbsternannte Schwester … sie ist über einem grauen Meer in den Händen eines Unentschlossenen. ´
Azrael zog seine Kapuze hoch und runzelte seine Stirn. ´Mehr kann ich nicht erfahren? ´
´Doch, doch, aber nur für einen Preis. ´
´Der wäre? ´
´Ich will hier raus. ´
Er legte seinen Kopf schief. ´Wohin? ´
´Paral. ´
Ein goldenes Portal riss die Luft entzwei und Azrael stellte sich wie ein Butler daneben. ´Nach dir. ´
´Der Dritte ist bei Leviathan. ´, antwortete die ehemalige Seelenführerin und hüpfte fast durch das Portal.
Azrael hielt sie fest und zog sie wieder raus. ´Eine Frage noch, bitte? ´
Leben betrachtete seine Hand, die sich leicht um ihren Ellbogen gelegt hatte und nickte stumm.
´Woher weißt du das? ´
Sie grinste und er ließ sie los. ´Ich weiß, wo alles lebt, auch wenn es Unleben ist, du weißt, wo und wie alles sterben wird. ´
´Wirklich? ´
´Natürlich. Wie sterbe ich? ´
Der Avatar zuckte zurück als ihm das förmlich einfiel und verzog seinen Mund. ´Wirklich? ´
´Ich hab mich doch klar genug ausgedrückt? ´, meinte sie weiter grinsend.
Er lächelte zurück. ´Fröhlich. ´
´Wo? ´
´Neben mir. ´
´Wann? ´
´Hat noch seine Zeit. ´
´Schön. ´, meinte sie und hüpfte dann durch das Portal. Der Avatar blieb noch eine Weile alleine stehen und lockerte dann seine verspannten Schultern.
´Da wir das erledigt haben … wollen wir Kuchen mitnehmen, oder mit leeren Händen vor Leviathan erscheinen? ´
Canis betrachtete sein geschundenes Bein und lehnte sich wieder gegen das wippende Boot. Die verbliebenen Matrosen saßen ihm gegenüber, Belau, der bullige Magier saß neben ihm und hielt einen Bogen in der Hand. Er drehte das Holz zwischen seinen Fingern hin und her und drückte einige Tränen weg. Pia war tot. War vor mehreren Tagen gestorben als nachts irgendetwas passiert ist.
Der Magier guckte die Matrosen an, die sich zwischen den Zähnen herumlangten und immer wieder einige Stücke Fleisch wegwarfen.
Skorbut … sie reißen sich regelrecht das Zahnfleisch von den Zähnen.
Plötzlich ruckelte das Boot stärker als sonst und Canis, der ernannte Retter der Welt, musste sich übergeben. Als er sich wieder ins Boot gezogen hatte stand der Magier in der Mitte und hämmerte einen der Matrosen die Nase ein. Das Geschrei drang kaum zu ihm durch und er konnte verschwommene Bewegungen erkennen. Etwas flog ihm entgegen und rammte ihn gegen das harte Holz. Sein Kopf knallte gegen die Kante und das Gewicht wurde weggezogen.
Belau zog sich wieder hoch und brach einen der Matrosen den Nacken, warf ihn über Bord und rutschte wieder aus. Ein Knie fand seine Nase und sein Nacken knackte gefährlich als sein Fall aufgehalten wurde. Knurrend schossen seine Hände um den Oberschenkel und er richtete sich wieder auf.
Er benutzte den Körper wie eine Keule und schleuderte gleich zwei der Matrosen über Bord. Der Letzte stand hinter ihm und hatte ein rostiges Stück Metall in der Hand. Als er versuchte es von hinten in den Rücken des Magiers hineinzurammen schnitt er größtenteils sich selber die Hand auf. Grollend wirbelte er herum und schlug dem Angreifer in den Bauch. Der Seemann faltete sich um die Faust und stieß seine Hacken gegen die Reling.
´Oh nein, du kommst mit. ´, lachte der Geschlagene kehlig und stieß sich ab. Seine Fingernägel schabten Streifen von ab und hielte sich endlich am Handgelenk fest. Belau versuchte sich nach hinten zu lehnen und rutschte wieder aus. Die Fingernägel lösten sich und der Matrose fiel ins Wasser.
Canis rutschte von der Bank runter und klatschte in das Wasser unter ihm. Der Magier drehte sich um und hob ihn auf.
´Das tut mir jetzt leid. ´
´Wirklich? ´, fragte ein Dritter und zog etwas aus Belau heraus. ´Hui, ich hätte etwas mehr erwartet, na ja. ´, meinte die schwarze Gestalt und warf die Seele in seinen Schatten.
Der bullige Magier fiel in sich zusammen und Canis’ Bein wurde unter dem Brustkorb eingeklemmt eingeklemmt.
Er konnte sich noch daran erinnern, wie seine Stimmbänder schmerzten und die Sehnen an seinem Hals hervortraten bevor er in Ohnmacht fiel.
Fremde Stimmen, die eine tief und gelassen, die andere undefinierbar weckten ihn auf.
´Ich hab gar nicht gedacht, dass es noch Menschen gibt. ´, meinte die gelassene Stimme und stupste ihn mit etwas Kaltem an. ´Sind sie nicht alle gestorben? ´
´Das hier ist der halb tote Beweis, Leviathan und Satan waren zwar gründlich, hatten aber andere Ziele. ´, meinte die andere und das Stupsen hörte auf.
´Hey, wachst du noch auf? ´, fragte die gelassene Stimme und setzte ihn aufrecht hin. Sein Knie pulsierte dumpf und seine Sicht klärte sich als sich der Schmerz bemerkbar machte.
´Siehst aus wien’ Toter. ´, meinte die schwarze Gestalt und stand auf. ´Du bist also der Mann, der meine Schwester geschwängert hat … daraus konnte ja nur eine Missgeburt entstehen, nicht bös’ gemeint. ´, meinte er beiläufig als er um ihn herumging. ´Oh scheiße. ´, zischte Tod als er ausrutschte und fast über die Rehling fiel.
Bandage lachte kehlig und half ihm wieder hoch. ´Nicht an Schiffe gewohnt? ´
´Ich wollte meine Würde wahren, als ich saß, fand es aber doch angenehmer zu stehen, das hab ich nun davon. ´
´Wa-was wollt ihr? ´
Beide Gestalten hörten mit ihrer Unterhaltung auf und guckten ihn an. ´Wir, gar nichts, wir sind nur auf der Durchreise zu Leviathan. ´
´Was macht ihr dann hier? ´
´Ich war überrascht, dass es überhaupt noch Menschen gibt, also wollte ich euch mal besuchen. ´, der Sprecher hüstelte gespielt. ´Aber ihr hattet ja einen kleinen Disput. ´
´Lüg ihn nicht an, du hast ihn angefackelt. ´, meinte Bandage trocken und Azrael wirbelte herum.
´Du kleiner - sag ich ihm das doch nicht! ´, zischte er und drehte sich wieder um. Canis versuchte aufzustehen und guckte ihn mit hasserfüllten Augen an.
´Pieks. ´, meinte der Tod und stieß ihm Zeige und Mittelfinger leicht in die Augen hinein. Canis fiel wieder in sich zusammen und blieb liegen. ´Schöne Augen ... ´, meinte der Tod und machte sich an dessen Kopf zu schaffen.
´Wozu? ´, fragte Bandage als er sah, dass Azrael keine Anstalten machte den Nacken zu brechen.
´Na, damit er gefunden wird. Larze scheint irgendwo ganz weit weg zu sein, Osten oder Westen, damit ist sie ausgeschlossen. Meine Schwester ist eine viel versprechende Kandidatin ihn zu finden, also werde ich ein paar Überraschungen einpacken, dann gibt vielleicht noch andere. Ich hab Gerüchte von einer Bibliothek gehört, die im Todesstreifen zwischen Satan und dem neuen Kriegsheeren des Himmel liegt, ´
´Ich versuch erst gar nicht deine Gedankengänge zu verfolgen. ´
´Welche Gedanken? ´
Bandage fasste sich vor sein Gesicht und schüttelte seinen Kopf. ´Also gut, gehen wir endlich runter. ´
´Wo? ´, fragte der Avatar und guckte sich um als er mit Canis fertig war. Er klopfte sich die Hände an seiner Hüfte ab und guckte über den Bootsrand, wo der Heiler hinzeigte. Das Meer hatte sich neben ihnen geteilt und eine Treppe aus Muscheln und Korallen führte zum Grund hinab.
´Du zuerst. ´, meinte der Tod und warf Bandage die Treppen runter. ´Das hast du nun davon alles auszuquatschen. ´, sagte er dann als er auf die erste Treppe trat und auf den feuchten Chitinpanzern ausrutschte. ´Schlechtes Karma, oh wie ich dich liebe. ´, seufzte er noch als ihn das Meer verschluckte.
Er wirbelte Sedimentwolken aus Kot, Sand und ähnlichem auf als er auf dem Meeresboden ankam und langsam aufstand. Bandage klatschte ihm zwischen die Schulternblätter und seine Lunge leerte sich. Er atmete das Meerwasser ein, zuerst stach es, dann legte sich eine angenehme Kühle in seiner Lunge nieder.
´Danke? ´, sagte er unsicher und quälte sich durch das Wasser voran. Der Meeresgrund war mit Schiffswracks, toten Ungeheuern, aufgequollenen Menschenleichen, Waffen, Rüstungen und Korallen übersäht. Er stieß mehrere Male Schlote um, aus denen schwarzer Qualm trat und durchwatete immer wieder kleinere Seen im Meer. Sie hatten eine hellere Farbe, so fern er es beurteilen konnte und erstreckten sich Meilenweit.
Er konnte kaum einen Schritt weit sehen und musste sich auf die Fähigkeiten seines Auges verlassen, um sich langsam voranzutasten. Plötzlich tauchte in gewaltiges Kettenglied vor ihm auf. Es war mit Runen übersäht, die er nicht entziffern konnte. Er versuchte nach oben zu gucken, entdeckte aber, wie gewohnt, nichts. Schulterzuckend ging er weiter und entdeckte ein Licht in der Ferne, dass er selbst außerhalb seines Wahrnehmungsbereichs sehen konnte.
Zielstrebig ging er drauf zu und fand sich vor einem leeren Thron aus Knochen wieder. Auf der Sitzfläche lag ein einzelner Kristall, der grell leuchtete und er streckte seine Hand aus.
´Netter Trick, Leviathan, und jetzt zeig dich. Als ob ich mich einfangen ließe. ´, sagte er dann und stellte sich trotzig hin. Das Wasser schien seine stummen Worte aufzunehmen und weiter zu tragen.
´Rosinen in Eierkuchen? Was bist denn du für einer? Ich meine, ich ja krank, aber Rosinen in Eierkuchen?! Das ist doch hirnverbrannt … ´ Die Stimme drang leise an sein Ohr, war ein kehliges, feuchtes Gurgeln und wurde sofort abgeschnitten, als Leviathan vor ihn trat. Es war natürlich seine konventionelle Gestalt, groß, blaue Haut, ein paar Seitenflossen für den guten Geschmack, Fischrumpf anstatt von Beinen und Kiemen am Hals. So wie man sich einen Meermann vorstellen würde.
´Seid gegrüßt, Gevatter Tod, was bringt euch zu mir? ´, begrüßte er die schwarze Gestalt und schnippte den Kristall weg als er sich auf seinen Thron setzte.
Hinter Azrael tauchte ein Weidenstuhl auf. Er ließ sich auf ihn fallen und legte ein Bein über das andere. ´Ich bin auf der Suche nach jemandem. ´
´Wer könnte das sein? ´
´Er ist hager, von Krankheiten geplagt, konnte reiten, gut reiten und war sehr blass. ´, antwortete der Avatar und wartete auf eine Reaktion.
´Es kann sein, dass ich weiß, wo er ist… ´
´Aber? ´
´Aber für die Information will ich die Person haben, die meinen Sohn getötet hat. ´
Der Avatar hob abwehrend seine Hände. ´Hm … wie soll ich das wissen? ´
´Ihr wisst doch bescheid über alles, was kriecht und lebt. ´
Azrael schüttelte seinen Kopf. ´Nein, nur wann alles sterben wird. ´, antwortete und stand auf. Der Weidenstuhl verschwand und er schickte zum gehen an. ´Da ich euch weder Bul Miruk noch irgendetwas anderes anvertrauen möchte, gehe ich nun. Lebt wohl. ´, verabschiedete er sich und drehte Leviathan seinen Rücken zu.
´Das, war ein Fehler. ´
Ich weiß, ich weiß. Nur wird unser Fisch den Köder annehmen?
´Du hättest hier bleiben sollen, anstatt die Illusion vorzuschicken. ´
Vielleicht. Aber ist nun mal so weit gekommen.
Leviathan zerriss die Illusion vor ihm und rauschte weiter der Kette entgegen. Er hätte sich nicht solange von der Illusion aufhalten lassen sollen. Als er ankam war der Tod schon längst oben beim Dritten.
´Meine Fresse, der hat dich ja mal zugerichtet. ´
´Du bist auch nur einer zerdätschte Rosine. ´, entgegnete Hunger und befreite seine Arme. Langsam setzten sich die Knochen wieder zusammen und er zog eines seiner Beine heraus. ´Wie machst du das nur? ´, fragte er erstaunt, als die Kette immer lockerer wurde.
Tod fletschte seine Zähne. ´Ich füttere die Kette mit Seelen. ´
´Was für welche? ´
´Engel, Verwandte, Neffen. ´, antwortete er beiläufig und riss das andere Bein aus den Ketten heraus.
´Au, das tat weh. ´
´Warte nur, wenn Leviathan dich kriegt. Das wird kein Spaß. ´, antwortete der Tod und öffnete ein Portal auf die Ebene, wo Behemoth gestorben war. Das Wasser wurde mit dem Dritten und Teilen der Kette durchgezogen.
Etwas tauchte in seinem Wahrnehmungsbereich auf und packte ihm am Knöchel bevor er es richtig ausmachen konnte.
´So kommst du mir nicht davon, Tod. ´, grollte Leviathan und schleuderte ihn auf den Boden. Der Tentakel löste sich von seinem Knöchel und packte ihm am Hals, würgte ihn. Er holte den Speer aus seinem Ärmel heraus und schnitt sich los. Schwarzes Blut vernebelte seine Sicht und er schlurfte zurück. Der Aufschlag hatte ihn mehr zu schaffen gemacht als gedacht.
Weitere Tentakel zuckten durch den schwarzen Nebel und packten ihn, rissen an seinen Gliedern und zogen sie dann letztendlich mit sich. Ihm fehlte der Großteil seines Unterkörpers und seine Arme, er lag wehrlos am Boden und grinste vor sich hin.
´Das war kein fairer Kampf. ´, meinte er dann als sich die noch zurückhaltende Form von Leviathan durch das Wasser schob. Kraken war ja schon hässlich gewesen, aber Leviathan war eine Mischung aus Oktopus, Spinne und reinen Albträumen. Tentakel schoben ihn über den Meeresgrund bis er schließlich über den Avatar stand. Der Kristall in einen feinen Tentakel näherte sich der Brust des Avatars und drang sauber bis zum Herz durch.
´Nein, das war kein Kampf, Tod. ´, antwortete Leviathan. ´Ein letzter Wunsch? ´
´Wo befindet sich Vil`Aeris? ´
´Hier. ´, antwortete Leviathan und hob einen Spiegel hoch. Man konnte sehen wie die ehemals große Magierin jetzt in Kindgestalt in Ketten lag und einen Namen schrie. Wunden zogen sich quer über den Körper und die Handgelenke waren vollkommen abgeschürft.
Der Kristall wurde langsam dunkler als er sich vollzog.
Jetzt kommst du also doch zurück gekrochen.
´Ja, ja, Hass. Wir waren nie wirklich gute Freunde. ´
Was machst du hier vor mir, während Bandage den Kristall mit seinen Protosprossen füttert?
´Ich … weiß es selber nicht. ´
Lass mich dir Helfen.
´Wie? ´
Ein Hinweis. Warum verbrennst du nur Seelen? Warum nicht aus die reine Dunkelheit, oder sogar ein kleinen Teil von dir selber?
´Daran … hab ich nie gedacht. ´
Auf.
Der Kristall zerbrach und entließ die Flüssigkeit ins Meer hinein. Leviathan zuckte zurück und guckte erstaunt zu, wie sich die Gliedmaßen in seinen Tentakeln auflösten. Der Avatar stand wieder einmal vor ihm.
´Eine Frage noch, wie kam sie dort hin? ´
´Dafür musst du mich schon töten. ´
´Dann eine andere, warst du daran beteiligt? ´
´Nein. ´
´Wie ich Lügner hasse. ´, antwortete der Tod.
Bandage, wie viel ist von Apophs Legionen übrig geblieben?
´Dein Schatten dürfte immer noch einen Horizont ausfüllen, nur ist der Winkel minimal schmaler geworden. ´
Gib mir Acht Grad und brech’ endgültig die Siegel zu Hass.
´Gut, nur woher kommt es, dass ein Sinnbild in dir haust? ´
Hauptgewinn in der Hölle.
´Was genau ist mit dem Meer passiert? ´, fragte Serenata nochmals, diesmal drängender. Der Leibwächter fing sich.
´Es ist gesunken, zehn Meter. ´
Die beiden Engel flogen für eine Weile schweigend weiter. ´Wie ist das passiert? ´
´Der Tod war … brutal. Leviathan ist tot und Ziz wäre fast mit herunterzogen worden. ´
´Warum? Was hatte der Tod für einen Grund? ´
´Er ist wahnsinnig. ´, war die einzige Antwort, die ihr geboten wurde. ´Wahnsinnig und überraschend mächtig. ´
´Oder er hat überhaupt keinen Plan, vertraut auf den Zufall. ´, kam es von links.
´Bringen wir es hinter uns. Ich kann den Fuß des Berges sehen. ´, antwortete Serenata und guckte verstohlen zur stillen Garde. Sie waren immer weiter nach hinten gefallen und schienen beim Anblick des Berges zu zögern.
´Holt Cherub und seiner Garde nach vorne, sie werden die Ehre haben Vil`Aeris endgültig hinzurichten. ´
Mööp.
lg
faxi

viel Freude damit
Kapitel 4 - Teil 1
Azrael lehnte sich zurück und faltete seine Hände über seiner braunen Robe, die sich über seinem Bauch spannte. Die Golems um ihn herum arbeiteten unermüdlich weiter, machten Rührkuchen, Torten, Stückchen und allerlei Gebäck. Gegenüber von ihm saß Tod, diesmal allein und schien mit unersättlichem Hunger weiter Kuchen zu essen. Plötzlich stoppte er und warf die Gabel klirrend auf den Porzellanteller. Sein Stuhl knarrte gefährlich als er nach hinten wippte und beinahe umfiel.
´Weißt du … warum bist eigentlich noch im Himmel? ´, fragte Azrael den Avatar und Golems räumten das Geschirr weg. ´Du hast gerade eigenhändig Westgrad geschliffen und einen der aufstrebenden Heerführer umgebracht. ´
Der andere Azrael zuckte mit seinen Schultern und setzte sich wieder normal hin. ´Familienahngelegenheiten, nichts gegen den Himmel. ´
Der gefallene Erzengel seufzte, erschauderte kurz bei dem Laut seiner entstellten Stimme und blickte wieder auf. ´Jeder tote Engel ist eine Tat gegen den Himmel, und du hast eine ganze Armee samt Festung zerstört. ´, warnte er den Tod und stand auf.
Der Avatar erhob sich ebenfalls und nahm seinen Speer auf.
´Noch eine Frage. ´, forderte Azrael.
´Ja? ´
´Wo ist deine Sense? ´
Tod zuckte mit seinen Schultern. ´Ich empfand den Speer als effektiver. ´
´Aber doch nichts gegen den symbolischen Wert einer Sense? ´, fragte der Erzengel weiter.
´Nicht zum Kämpfen. ´
Azrael seufzte wieder und verschwand kurz. Die Golems stoppten mit ihrer Arbeit und guckten den Avatar bedrohlich an. Einige ballten ihre Fäuste und stapften auf ihn zu. Tod blieb etwas irritiert stehen und drehte sich dann prüfend zur Tür um.
´Oh, hallo. ´, begrüßte er seine Schwester. ´Wie ich sehe geht es dir schon viel besser, für die paar Stunden ist das eine gewaltige Leistung. ´, meinte er freundlich und deute eine Verbeugung an.
´Ich bin schon im Gehen, lass dich nicht von mir aufhalten. ´
Fera fletschte ihre Zähne und eine Phalanx aus Engels schob sich um sie. ´Sehr unvorsichtig von dir, hier wieder aufzutauchen. ´
Tod hob seine Hände, hatte den Speer in seiner rechten Armbeuge. ´Na, na, na, ich bin nur zum Kuchenessen hergekommen, neutrale Zone, Schwesterherz. ´
´Oh scheiße, sie haben mich gefunden. ´, hauchte Azrael. ´Hat mich Michael verraten? ´
´Nein, aber Danke für die Information. ´
Tod seufzte. Sein Speer blitzte in der Luft und piekste den Erzengel etwas in den Bauch. ´Du kannst kämpfen nehme ich an? ´
´Nein, aber wenn du mich hier rausbringst steh ich dir zu Diensten. ´
´Als Koch, nichts mehr. ´, antwortete der Tod grinsend und drehte sich seitlich, so dass er seinen Speer mit der rechten ausgestreckt vor sich hielt. Er stieß sich mit dem rechten Bein ab, drehte sich in der Luft halb um sich selbst nach rechts und stach dem Engel in der Mitte der Phalanx ins rechte Auge. Die Klinge kreischte fürchterlich am Schildrand als sie ihren Weg durch den weichen Ball fand und nach unten gerissen wurden, um den Körper sauber auszuweiden. Die Gedärme plätscherten auf den Boden und der Tod trat einen kleinen Schritt zurück, berührte das Gesicht seiner Schwester mit der linken.
´Nur dumm, dass du nicht mehr Leute mitgebracht hast. ´, meinte er sprang zu Azrael zurück. Er prallte mit den Rücken gegen die Vorderseite, wurde erfreulich weiche abgefangen und fiel mit dem Engel nach hinten auf den Rücken. Dann klappten die Wände zusammen. Die Backöfen mit den Golems fielen schwindelerregend schnell der Raummitte zu und lösten sich zu rauchenden Fäden auf, die sich langsam selber verzerrten.
Azrael guckte sich irritiert in der farblosen Sphäre um und wurde vom Tod an der Schulter berührt.
´An die Arbeit. ´, meinte er und ging aus dem Turm, der sich neben der Farm befand, hinaus. Bandage tauchte neben ihm auf und ging hinter ihm her.
´Die beiden Trunkenbolde sind wieder da. ´
´Trunkenbolde? ´
´Bul und Charon. ´
´Ah, sehr gut. ´
Aus dem Kloster kam leises Grölen, dass immer lauter wurden je näher sich dem Abstellraum näherten. Die öffnete die Tür knirschend und ihnen fielen zwei Körper entgegen. Einer schwer gepanzert und riesig, der andere sehnig und groß. Zwei Holzkrüge mit Eisenringen rollten ihnen nach und blieben auf dem Boden liegen.
´Bul und Charon, ihr trinkt doch nicht etwa während ihr Dienst habt, oder? ´, fragte der Tod freundlich und verschränkte seine Arme.
´Nein, sssowasch fällt unsch doch nischt ein! ´, meinte Charon empört und stand wankend auf. ´Nochmal ssscho eine Anssschuldigung und isch- ´
Die Faust kam langsam und zitternd durch die Luft, verfehlte das Kinn des Todes um einen Meter und der Fährmann torkelte der Faust einige Schritte nach.
´Sturzbetrunken. ´, urteilte der Tod. ´Kriegst du sie wieder nüchtern? ´, fragte er den Schatten, der hinter ihm aufgetaucht war.
´Ich kanns versuchen. ´, meinte Bandage und gab beiden eine schellende Backpfeife. ´Und noch mal. ´ Bul stöhnte und rollte sich auf den Bauch. ´Und noch eine. ´ Charon fiel schlafend auf den Boden und schnarchte lautstark.
´Ich hab meine Bestes versucht. Sie werden in zwei Stunden aufwachen und einen mörderischen Kater haben.
´Gut, währenddessen hilfst du mir mit dem Fluss. ´
´Fluss? ´
´Charon würde sich selber ersaufen, wenn er keinen Fluss hätte, wo er auf und ab fahren kann. Ha! Charon ersäuft sich selber, ist doch eine lockende Vorstellung, hrr, hrr. ´, grinste der Tod und guckte in die Landschaft. Riesige, graue Berge erhoben sich wie ein Wall am Horizont, schlossen ihn vollkommen ein.
´Ich frage mich … wo sind wir eigentlich? ´
Bandage seufzte und kratzte sich am Kopf. ´Wir dürften in der nördlichen Hemisphäre seien. ´, meinte er spekulierend und guckte zu wie der Tod seine Illusionen formte.
Serenata zischte, warf ihr Schwert weg und riss sich die hohlen Kugeln vom Gürtel. Sie schwang die weihrauchgefüllten und rauchenden Behälter wie Bolas und schleuderte sie den Nephilim vor ihr entgegen. Das dreieckige Maul öffnete sich, die Membranen, die als Lippen diensten wurden von drei dürren, aber sehnigen Ärmchen gespannt, ihr kränkliches Grau mit hellroten Adern durchzogen. Die Kugeln schnürten sich um einen Arm und brachen ihn, das Geräusch pflanzte sich durch den fetten Körper des madenähnlichen Gottkrüppels und ließen ihn verschwimmen.
Einer ihrer Leibwachen reichte ihr das Schwert und stürmte mit ihr der Made entgegen. Sie schnitten sich durch die ledrige Haut, wurden von durchsichtiger Flüssigkeit und grauen Organen begrüßt, die Säure verspritzten und kleine Lebewesen freisetzten. Serenata watete knietief durch das Pseudoblut und schnitt das längliche Herz entlang des Rückens auf. Ihr spitzte noch mehr Flüssigkeit entgegen und etwas rammte sie von hinten.
Hörner drückten ihr in den Rücken und das Maul dahinter öffnete sich. Fingerlange Zähne berührten ihre Knöchel und eine raue Zunge zog sie halb in das Maul hinein. Ihr Leibwächter schrie etwas.
Cherub führte seine Garde ins Feld.
Sie folgten ihm in vollkommener Stille und hatten, wie er, nur ein Ziel vor Augen. Das Mädchen. Keine Loyalität für etwas anderes, Vil`Aeris hatte ihre unterschwellige Magie sogar unbewusst gewirkt.
Sie hing an den Hörnern eines bulligen Nephilim, die Ketten schnitten ihr tief in die Haut hinein und sie schrie unaufhörlich einen Namen. Der Nephilim stürzte sich gerade auf einen anderen und begann damit die graue Flüssigkeit aufzusaugen während einer von Serenatas Leibwächter verzweifelt am Maul rumhackte.
Sie kamen wie Pfeile herunter, bohrten sich teilweise sogar ganz in den Körper des behornten Nephilim hinein und schwangen ihre Schwert im Leib herum. Cherub schob seine Hand unter den Bauch von Vil und zog sich aus den Hörnern heraus, die sich über den Kopf des Ungetüms zogen und warf sie dem Leibwächter entgegen.
´Wenn ihr auch nur etwas passiert! ´, drohte er ihm brüllend und rammte sein eigenes Schwert zwischen die Augenreihen, drehte es und riss wieder heraus. Die halbe Schädeldecke löste sich beim Rausziehen und legte den Blick auf einen Nexus aus Materie und Licht frei. Cherub stieß seine Hand ins Hirn hinein und riss es samt Hirnstamm heraus. Der Körper unter ihm erschlaffte und eine weiße Hand schob sich aus den Kadavern. Der Leibwächter warf das Mädchen einem anderen Engel mit zugenähten Augen und Mund zu und schnitt die Feldherrin aus dem Mund heraus.
´Wir müssen hier sofort weg! ´, befahl Cherub und seine Garde erhob sich in die Lüfte. ´Je mehr Nephilim wir töten, desto mehr kommen nach! ´
´Warum so passioniert? ´, fragte Serenata giftig als sie herausgezogen wurde und auf ihren linken Bein hinkte. ´Davor hast du ja einen Dreck auf uns gegeben! ´, zischte sie und breitete ihre Flügel aus.
Die anderen Engel lösten sich auch vom Boden und folgten Serenata. Einer ihrer Leibwächter trug den Stab auf den Rücken und schwang die Standarte in der Luft herum. Die letzten Reste der Expedition sammelten sich um ihn herum und guckten furchterfüllt auf das graue Meer aus Körper und Zähnen herunter.
Ihr Getuschel drang schmerzhaft klar an ihre Ohren und sie guckte die Gesichter verbittert an. Sie sah dort alles, was man an Engel nicht finden durfte. Angst, Zweifel, Machtlosigkeit. Leviathans Auge schoss ihr kurz durch den Sinn und sie seufzte.
´Ich sehe da etwas am Rande des Horizonts. ´, meinte sie und zeigte auf einen leuchtenden Punkt. Sie guckte die Engel an, die das Licht scheinbar aufsogen und ein klein wenig Hoffnung schöpften. ´Vielleicht ein Bote oder sogar einer der wandernden Engel. ´, bot sie an und flog mit ihrer Garde los. Die kleine Gruppe aus Engeln folgte ihnen zögernd.
´Wie viele? ´
Einer der Leibwächter löste sich und kam nach einer Stunde wieder.
´Einhundert. Davon achtzig der Stillen Garde und fünfzehn von uns. ´
Serenata bedeckte ihr Gesicht und atmete zischend aus. ´Wie viele sind gestorben? Achtzehntausendirgendwas? ´
´Ja. ´
Sie schüttelte ihren Kopf. ´Irgendwelche Nachrichten von anderen Armeen? ´
´Michael wurde rehabilitiert. Satan scheint aus dem Süden raus zu sein, dort ist irgendetwas passiert. Die Matriarchin wurde letztens auf hoher See gesichtet. Sie hat ihren Leibwächter dabei. ´
´Psh, Derillus, direktester Abkömmling von Vassago. ´, kommentierte sie. ´Was soll im Süden passiert sein? ´
´Die Bibliothek hat sich geöffnet und eine Magierin ist herausgekommen. ´, meinte der Leibwächter. Er guckte kurz leer in die Ferne, schein eine weitere Botschaft zu empfangen und sackte ab. Kurz danach fing er sich wieder und begab sich zu Serenatas Seite. ´Davor ist aber noch etwas mit dem Meer passiert. ´
´Was? ´
´Hatte irgendetwas mit dem Tod und Leviathan zu tun. ´
´Dort sollten noch ein paar Gräser hin, genau. Der Flussverlauf scheint ein wenig zu gerade zu sein, na ja, das überlassen wir Charon, wir geben schließlich nur Denkanstöße. ´, murmelte der Tod zu sich selber während Bandage die Umgebung betrachtete. Abgesehen vom Kloster, einem Bauernhof und dem Backofen vom anderen Azrael war die Landschaft eine leere Leinwand.
´An was denkst du gerade? ´, fragte der Tod und schien Bandage aus den Augenwinkeln her anzugucken, was natürlich nicht ging.
´Berge, Berge in der Ferne. ´, antwortete der Heiler und guckte kurz weg. Als er wieder den Horizont anguckte konnte er eine Gebirgskette ausmachen, die sich um sie herum erstreckte.
´Etwas fehlt noch. ´, meinte der Tod und wandte sich vom Fluss ab, wo jetzt auch ein Stocherkahn schwamm. ´Ein Garten wäre nett. ´
´Woher? ´, fragte der Spross und begutachtete den Fluss.
Azrael zuckte mit seinen Schultern, der Schatten unter ihm hüpfte, als ob er durch Fäden an die Robe gekettet war. ´Besuchen wir doch mal Leben, ich hab sie lang nicht mehr gesehen. ´, meinte er grinsend und zeichnete zwei Runen in die Luft. Ein eckig, die andere fließend.
´Wo ist sie denn? ´
´Höchstwahrscheinlich im Garten Eden, von dort will ich auch meinen Garten herbekommen. ´, antwortete er und riss ein Portal zwischen den Runen auf. ´Nach dir. ´
Die beiden schwarzen Gestalten gingen vorsichtig durch die Blumen, waren darauf bedachtet nichts zu zertreten und schienen mehr zu hüpfen und zu springen als wirklich zu gehen. Das Sonnenlicht war schmerzhaft hell für beide, da sie an eine ewige Dämmerung gewöhnt waren.
Glockehelles Lachen verhöhnte sie und ein Junge sprang vor sie. ´Ihr seht komisch aus! ´, stellte er fest und rannte weg.
Bandage und Tod guckten sich irritiert an. ´Hat er uns gerade verspottet? ´, fragte Tod.
´Ja, scheint mir so. ´
´Kein Respekt mehr. ´, meinte der Avatar und zog eine schartige Sense aus seinem Ärmel heraus.
´Woher hast du die? Ich dachte du bevorzugst Speere? ´, fragte Bandage überrascht.
Die Sense schwang mehrmals prüfend durch die Luft. ´Nostalgie, ich werde alt. ´, meinte der Tod und stapfte weiter, die Sense in beiden Händen.
Der Junge kam wieder, zog ein Mädchen hinter sich her. ´Guck, guck! Sind sie nicht zum Lachen? ´, fragte er mehrmals nachdem sie angekommen waren und hüpfte um Azrael und Bandage herum.
´Du hast kein Benehmen. ´, meinte das Mädchen.
´Mein ich auch. ´, stimmte der Tod Leben zu und nickte. Seine Sense wischte kurz durch die Luft und erwischte den Jungen am Kragen seines Hemdes. Er hob ihn hoch und zeigte auf den Boden.
Ein paar Beine, an der Hüfte abgetrennt, lagen zwischen den Blumen und färbten das Gras langsam rot.
´Du willst doch nicht, dass das auch noch deinen Ärmchen passiert, vielleicht sogar deinem lustigen Kopf? ´, fragte der Avatar im Plauderton und ließ den Jungen langsam hinunter. Er kam auf der Illusion auf und rannte schreiend weg. ´Hrr hrr. ´, lachte Azrael kehlig und Bandage zog sich in seinen Schatten zurück.
´Ähem, vielleicht war ich doch zu morbid. ´, meinte er gleichgültig und stellte sich etwas bequemer hin. ´Wie geht’s dir? ´
Leben guckte ihn an und zog ihm seine Kapuze vom Kopf. ´Na ja, du siehst aus, wie einer der Bösen. ´, meinte sie und betrachtete die langen Narben, die sich über seine Augen zogen. ´Ansonsten solltest du dich mal rasieren und dir die Haare schneiden. ´
´Was? Aber meine Haare sind doch noch ku- ´, sagte er überrascht und fuhr sich dann durch die Haare. Sie hingen ihm mindestens bis zu den Schulterblättern. ´Was zur? ´, fragte er abgehackt und zog an seinem Bart.
Leben lachte. ´In Eden wird Zeit nachgeholt. ´, meinte sie und Azrael zog Bandage wieder aus dem Schatten.
´Wärst du so nett, ich hantiere nicht gerne selber in meinem Gesicht rum. ´
Der Spross seufzte und wurde von Leben angegrinst. ´Und die Haare? ´
´Ich wollte schon immer mal lange Haare haben. ´, antwortete Azrael und zuckte kurz zurück, als Bandage in die Haut schnitt.
´Reden ist nicht, wenn ich an der Kehle bin, in Eden bist auch du sterblich. ´, sagte der Spross und wischte das Blut vom Messer. ´Wie hast du das Ding so scharf gekriegt? ´, fragte er dann ohne eine Antwort zu erwarten und schabte weiter Barthaare ab.
´Du hattest doch früher soviel Zeit, dir lange Haare wachsen zu lassen, ich war mir sicher, dass die Mädchen das gemocht hätten. ´, meinte sie beiläufig und verschwand kurz hinter den Bäumen.
Die beiden schwarzen Gestalten, einer starr wie eine Statue, der andere langsam, um nicht wieder auszurutschen standen alleine da und warteten.
´Da du immer noch nicht redest, mach ich weiter. ´, meinte Leben von hinten. Sie ging um sie herum und setzte sich vor ihnen hin. ´Du warst der ewige Asket. Schienst jeden Annäherungsversuch gefeilt zu sein. ´
Bandage nickte und gab das Messer zurück. Azrael fuhr sich über sein Kinn und steckte seinen Dolch weg. Er zuckte mit den Schultern.
´Du hast nie gefragt. ´
´Soll ich jetzt? ´
´Wie alt bist du, fünfzehn? ´
Sie blies ihre Backen auf und stand wieder auf. ´Na und, du bist auch keinen Tag älter geworden, eher jünger. ´
Er hob eine Augenbraue und zog die Kapuze wieder hoch. ´Um Wahnsinnig zu werden braucht man einen entwickelten Geist. ´
´Hah, und du denkst, dass du entwickelt bist? ´
´Scheiße, ich kling immer arrogant, wenn ich es nicht seien will. ´, entschuldigte er sich und verbeugte sich. ´Der eigentlich Grund, warum ich gekommen bin, ist um zu sehen wie es dir geht und um mir ein Stück Garten zu erbetteln. ´
Leben hob eine Augenbraue. ´Wozu der Garten? ´
´Ich dachte er würde meiner kleinen Schwester gefallen. ´, antwortete der Avatar.
´Du bist kranker als ich gedacht habe. ´
Azrael stand irritiert da und sein Auge fokussierte sich mehrmals. Es schien Augenzwinkern nachzuahmen. ´Was? ´
´Wie alt ist sie? ´
Bandage?
´Neun, zehn, genau kann ich es nicht sagen.
´Zehn? ´
´Du bist wirklich krank. Vielleicht sollte ich mir mal wirklich deinen Verstand angucken? ´
´Von was redest du? ´
Leben legte ihren Kopf schief und guckte ihn scharf an. ´Du weißt wirklich nicht, auf was ich anspielen will? ´
´Nicht wirklich. ´
´Halluzinierst du? Du hasst deine kleine Schwester, und sie ist nicht zehn. ´
Tod guckte Leben an, sehr lange und drehte sich dann um, um das Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen. Seine Schultern bebten und er drehte sich dann mit einer verzerrten Miene um. ´Ähem, lassen wir das, ich würde gern ein wenig Garten mitnehmen. ´
´Wie viel? ´
Er guckte in die Luft, so gut es ging, und breitete dann seine Arme aus. ´So viel wie ich tragen kann? ´, meinte er und klappte seine Arme zusammen. Der Himmel verzerrte sich, versuchte das plötzliche Vakuum auszufüllen und glättete sich dann wieder.
Leben wankte kurz auf der Stelle, als ob ihr der Boden weggezogen wurde und fasste sich vor den Bauch. ´Also gut, da du das erledigt hast, noch weitere Wünsche? ´
Tod hob eine Augenbraue unter der nun hochgezogenen Kapuze und seufzte dann. ´Wo ist Vil, wo ist der vierte Reiter? ´
Die Gestalt ihm gegenüber grinste. ´Der Vierte steht hier vor mir, den du suchst ist der Dritte, nur er weiß es nicht. Und Vil, deine selbsternannte Schwester … sie ist über einem grauen Meer in den Händen eines Unentschlossenen. ´
Azrael zog seine Kapuze hoch und runzelte seine Stirn. ´Mehr kann ich nicht erfahren? ´
´Doch, doch, aber nur für einen Preis. ´
´Der wäre? ´
´Ich will hier raus. ´
Er legte seinen Kopf schief. ´Wohin? ´
´Paral. ´
Ein goldenes Portal riss die Luft entzwei und Azrael stellte sich wie ein Butler daneben. ´Nach dir. ´
´Der Dritte ist bei Leviathan. ´, antwortete die ehemalige Seelenführerin und hüpfte fast durch das Portal.
Azrael hielt sie fest und zog sie wieder raus. ´Eine Frage noch, bitte? ´
Leben betrachtete seine Hand, die sich leicht um ihren Ellbogen gelegt hatte und nickte stumm.
´Woher weißt du das? ´
Sie grinste und er ließ sie los. ´Ich weiß, wo alles lebt, auch wenn es Unleben ist, du weißt, wo und wie alles sterben wird. ´
´Wirklich? ´
´Natürlich. Wie sterbe ich? ´
Der Avatar zuckte zurück als ihm das förmlich einfiel und verzog seinen Mund. ´Wirklich? ´
´Ich hab mich doch klar genug ausgedrückt? ´, meinte sie weiter grinsend.
Er lächelte zurück. ´Fröhlich. ´
´Wo? ´
´Neben mir. ´
´Wann? ´
´Hat noch seine Zeit. ´
´Schön. ´, meinte sie und hüpfte dann durch das Portal. Der Avatar blieb noch eine Weile alleine stehen und lockerte dann seine verspannten Schultern.
´Da wir das erledigt haben … wollen wir Kuchen mitnehmen, oder mit leeren Händen vor Leviathan erscheinen? ´
Canis betrachtete sein geschundenes Bein und lehnte sich wieder gegen das wippende Boot. Die verbliebenen Matrosen saßen ihm gegenüber, Belau, der bullige Magier saß neben ihm und hielt einen Bogen in der Hand. Er drehte das Holz zwischen seinen Fingern hin und her und drückte einige Tränen weg. Pia war tot. War vor mehreren Tagen gestorben als nachts irgendetwas passiert ist.
Der Magier guckte die Matrosen an, die sich zwischen den Zähnen herumlangten und immer wieder einige Stücke Fleisch wegwarfen.
Skorbut … sie reißen sich regelrecht das Zahnfleisch von den Zähnen.
Plötzlich ruckelte das Boot stärker als sonst und Canis, der ernannte Retter der Welt, musste sich übergeben. Als er sich wieder ins Boot gezogen hatte stand der Magier in der Mitte und hämmerte einen der Matrosen die Nase ein. Das Geschrei drang kaum zu ihm durch und er konnte verschwommene Bewegungen erkennen. Etwas flog ihm entgegen und rammte ihn gegen das harte Holz. Sein Kopf knallte gegen die Kante und das Gewicht wurde weggezogen.
Belau zog sich wieder hoch und brach einen der Matrosen den Nacken, warf ihn über Bord und rutschte wieder aus. Ein Knie fand seine Nase und sein Nacken knackte gefährlich als sein Fall aufgehalten wurde. Knurrend schossen seine Hände um den Oberschenkel und er richtete sich wieder auf.
Er benutzte den Körper wie eine Keule und schleuderte gleich zwei der Matrosen über Bord. Der Letzte stand hinter ihm und hatte ein rostiges Stück Metall in der Hand. Als er versuchte es von hinten in den Rücken des Magiers hineinzurammen schnitt er größtenteils sich selber die Hand auf. Grollend wirbelte er herum und schlug dem Angreifer in den Bauch. Der Seemann faltete sich um die Faust und stieß seine Hacken gegen die Reling.
´Oh nein, du kommst mit. ´, lachte der Geschlagene kehlig und stieß sich ab. Seine Fingernägel schabten Streifen von ab und hielte sich endlich am Handgelenk fest. Belau versuchte sich nach hinten zu lehnen und rutschte wieder aus. Die Fingernägel lösten sich und der Matrose fiel ins Wasser.
Canis rutschte von der Bank runter und klatschte in das Wasser unter ihm. Der Magier drehte sich um und hob ihn auf.
´Das tut mir jetzt leid. ´
´Wirklich? ´, fragte ein Dritter und zog etwas aus Belau heraus. ´Hui, ich hätte etwas mehr erwartet, na ja. ´, meinte die schwarze Gestalt und warf die Seele in seinen Schatten.
Der bullige Magier fiel in sich zusammen und Canis’ Bein wurde unter dem Brustkorb eingeklemmt eingeklemmt.
Er konnte sich noch daran erinnern, wie seine Stimmbänder schmerzten und die Sehnen an seinem Hals hervortraten bevor er in Ohnmacht fiel.
Fremde Stimmen, die eine tief und gelassen, die andere undefinierbar weckten ihn auf.
´Ich hab gar nicht gedacht, dass es noch Menschen gibt. ´, meinte die gelassene Stimme und stupste ihn mit etwas Kaltem an. ´Sind sie nicht alle gestorben? ´
´Das hier ist der halb tote Beweis, Leviathan und Satan waren zwar gründlich, hatten aber andere Ziele. ´, meinte die andere und das Stupsen hörte auf.
´Hey, wachst du noch auf? ´, fragte die gelassene Stimme und setzte ihn aufrecht hin. Sein Knie pulsierte dumpf und seine Sicht klärte sich als sich der Schmerz bemerkbar machte.
´Siehst aus wien’ Toter. ´, meinte die schwarze Gestalt und stand auf. ´Du bist also der Mann, der meine Schwester geschwängert hat … daraus konnte ja nur eine Missgeburt entstehen, nicht bös’ gemeint. ´, meinte er beiläufig als er um ihn herumging. ´Oh scheiße. ´, zischte Tod als er ausrutschte und fast über die Rehling fiel.
Bandage lachte kehlig und half ihm wieder hoch. ´Nicht an Schiffe gewohnt? ´
´Ich wollte meine Würde wahren, als ich saß, fand es aber doch angenehmer zu stehen, das hab ich nun davon. ´
´Wa-was wollt ihr? ´
Beide Gestalten hörten mit ihrer Unterhaltung auf und guckten ihn an. ´Wir, gar nichts, wir sind nur auf der Durchreise zu Leviathan. ´
´Was macht ihr dann hier? ´
´Ich war überrascht, dass es überhaupt noch Menschen gibt, also wollte ich euch mal besuchen. ´, der Sprecher hüstelte gespielt. ´Aber ihr hattet ja einen kleinen Disput. ´
´Lüg ihn nicht an, du hast ihn angefackelt. ´, meinte Bandage trocken und Azrael wirbelte herum.
´Du kleiner - sag ich ihm das doch nicht! ´, zischte er und drehte sich wieder um. Canis versuchte aufzustehen und guckte ihn mit hasserfüllten Augen an.
´Pieks. ´, meinte der Tod und stieß ihm Zeige und Mittelfinger leicht in die Augen hinein. Canis fiel wieder in sich zusammen und blieb liegen. ´Schöne Augen ... ´, meinte der Tod und machte sich an dessen Kopf zu schaffen.
´Wozu? ´, fragte Bandage als er sah, dass Azrael keine Anstalten machte den Nacken zu brechen.
´Na, damit er gefunden wird. Larze scheint irgendwo ganz weit weg zu sein, Osten oder Westen, damit ist sie ausgeschlossen. Meine Schwester ist eine viel versprechende Kandidatin ihn zu finden, also werde ich ein paar Überraschungen einpacken, dann gibt vielleicht noch andere. Ich hab Gerüchte von einer Bibliothek gehört, die im Todesstreifen zwischen Satan und dem neuen Kriegsheeren des Himmel liegt, ´
´Ich versuch erst gar nicht deine Gedankengänge zu verfolgen. ´
´Welche Gedanken? ´
Bandage fasste sich vor sein Gesicht und schüttelte seinen Kopf. ´Also gut, gehen wir endlich runter. ´
´Wo? ´, fragte der Avatar und guckte sich um als er mit Canis fertig war. Er klopfte sich die Hände an seiner Hüfte ab und guckte über den Bootsrand, wo der Heiler hinzeigte. Das Meer hatte sich neben ihnen geteilt und eine Treppe aus Muscheln und Korallen führte zum Grund hinab.
´Du zuerst. ´, meinte der Tod und warf Bandage die Treppen runter. ´Das hast du nun davon alles auszuquatschen. ´, sagte er dann als er auf die erste Treppe trat und auf den feuchten Chitinpanzern ausrutschte. ´Schlechtes Karma, oh wie ich dich liebe. ´, seufzte er noch als ihn das Meer verschluckte.
Er wirbelte Sedimentwolken aus Kot, Sand und ähnlichem auf als er auf dem Meeresboden ankam und langsam aufstand. Bandage klatschte ihm zwischen die Schulternblätter und seine Lunge leerte sich. Er atmete das Meerwasser ein, zuerst stach es, dann legte sich eine angenehme Kühle in seiner Lunge nieder.
´Danke? ´, sagte er unsicher und quälte sich durch das Wasser voran. Der Meeresgrund war mit Schiffswracks, toten Ungeheuern, aufgequollenen Menschenleichen, Waffen, Rüstungen und Korallen übersäht. Er stieß mehrere Male Schlote um, aus denen schwarzer Qualm trat und durchwatete immer wieder kleinere Seen im Meer. Sie hatten eine hellere Farbe, so fern er es beurteilen konnte und erstreckten sich Meilenweit.
Er konnte kaum einen Schritt weit sehen und musste sich auf die Fähigkeiten seines Auges verlassen, um sich langsam voranzutasten. Plötzlich tauchte in gewaltiges Kettenglied vor ihm auf. Es war mit Runen übersäht, die er nicht entziffern konnte. Er versuchte nach oben zu gucken, entdeckte aber, wie gewohnt, nichts. Schulterzuckend ging er weiter und entdeckte ein Licht in der Ferne, dass er selbst außerhalb seines Wahrnehmungsbereichs sehen konnte.
Zielstrebig ging er drauf zu und fand sich vor einem leeren Thron aus Knochen wieder. Auf der Sitzfläche lag ein einzelner Kristall, der grell leuchtete und er streckte seine Hand aus.
´Netter Trick, Leviathan, und jetzt zeig dich. Als ob ich mich einfangen ließe. ´, sagte er dann und stellte sich trotzig hin. Das Wasser schien seine stummen Worte aufzunehmen und weiter zu tragen.
´Rosinen in Eierkuchen? Was bist denn du für einer? Ich meine, ich ja krank, aber Rosinen in Eierkuchen?! Das ist doch hirnverbrannt … ´ Die Stimme drang leise an sein Ohr, war ein kehliges, feuchtes Gurgeln und wurde sofort abgeschnitten, als Leviathan vor ihn trat. Es war natürlich seine konventionelle Gestalt, groß, blaue Haut, ein paar Seitenflossen für den guten Geschmack, Fischrumpf anstatt von Beinen und Kiemen am Hals. So wie man sich einen Meermann vorstellen würde.
´Seid gegrüßt, Gevatter Tod, was bringt euch zu mir? ´, begrüßte er die schwarze Gestalt und schnippte den Kristall weg als er sich auf seinen Thron setzte.
Hinter Azrael tauchte ein Weidenstuhl auf. Er ließ sich auf ihn fallen und legte ein Bein über das andere. ´Ich bin auf der Suche nach jemandem. ´
´Wer könnte das sein? ´
´Er ist hager, von Krankheiten geplagt, konnte reiten, gut reiten und war sehr blass. ´, antwortete der Avatar und wartete auf eine Reaktion.
´Es kann sein, dass ich weiß, wo er ist… ´
´Aber? ´
´Aber für die Information will ich die Person haben, die meinen Sohn getötet hat. ´
Der Avatar hob abwehrend seine Hände. ´Hm … wie soll ich das wissen? ´
´Ihr wisst doch bescheid über alles, was kriecht und lebt. ´
Azrael schüttelte seinen Kopf. ´Nein, nur wann alles sterben wird. ´, antwortete und stand auf. Der Weidenstuhl verschwand und er schickte zum gehen an. ´Da ich euch weder Bul Miruk noch irgendetwas anderes anvertrauen möchte, gehe ich nun. Lebt wohl. ´, verabschiedete er sich und drehte Leviathan seinen Rücken zu.
´Das, war ein Fehler. ´
Ich weiß, ich weiß. Nur wird unser Fisch den Köder annehmen?
´Du hättest hier bleiben sollen, anstatt die Illusion vorzuschicken. ´
Vielleicht. Aber ist nun mal so weit gekommen.
Leviathan zerriss die Illusion vor ihm und rauschte weiter der Kette entgegen. Er hätte sich nicht solange von der Illusion aufhalten lassen sollen. Als er ankam war der Tod schon längst oben beim Dritten.
´Meine Fresse, der hat dich ja mal zugerichtet. ´
´Du bist auch nur einer zerdätschte Rosine. ´, entgegnete Hunger und befreite seine Arme. Langsam setzten sich die Knochen wieder zusammen und er zog eines seiner Beine heraus. ´Wie machst du das nur? ´, fragte er erstaunt, als die Kette immer lockerer wurde.
Tod fletschte seine Zähne. ´Ich füttere die Kette mit Seelen. ´
´Was für welche? ´
´Engel, Verwandte, Neffen. ´, antwortete er beiläufig und riss das andere Bein aus den Ketten heraus.
´Au, das tat weh. ´
´Warte nur, wenn Leviathan dich kriegt. Das wird kein Spaß. ´, antwortete der Tod und öffnete ein Portal auf die Ebene, wo Behemoth gestorben war. Das Wasser wurde mit dem Dritten und Teilen der Kette durchgezogen.
Etwas tauchte in seinem Wahrnehmungsbereich auf und packte ihm am Knöchel bevor er es richtig ausmachen konnte.
´So kommst du mir nicht davon, Tod. ´, grollte Leviathan und schleuderte ihn auf den Boden. Der Tentakel löste sich von seinem Knöchel und packte ihm am Hals, würgte ihn. Er holte den Speer aus seinem Ärmel heraus und schnitt sich los. Schwarzes Blut vernebelte seine Sicht und er schlurfte zurück. Der Aufschlag hatte ihn mehr zu schaffen gemacht als gedacht.
Weitere Tentakel zuckten durch den schwarzen Nebel und packten ihn, rissen an seinen Gliedern und zogen sie dann letztendlich mit sich. Ihm fehlte der Großteil seines Unterkörpers und seine Arme, er lag wehrlos am Boden und grinste vor sich hin.
´Das war kein fairer Kampf. ´, meinte er dann als sich die noch zurückhaltende Form von Leviathan durch das Wasser schob. Kraken war ja schon hässlich gewesen, aber Leviathan war eine Mischung aus Oktopus, Spinne und reinen Albträumen. Tentakel schoben ihn über den Meeresgrund bis er schließlich über den Avatar stand. Der Kristall in einen feinen Tentakel näherte sich der Brust des Avatars und drang sauber bis zum Herz durch.
´Nein, das war kein Kampf, Tod. ´, antwortete Leviathan. ´Ein letzter Wunsch? ´
´Wo befindet sich Vil`Aeris? ´
´Hier. ´, antwortete Leviathan und hob einen Spiegel hoch. Man konnte sehen wie die ehemals große Magierin jetzt in Kindgestalt in Ketten lag und einen Namen schrie. Wunden zogen sich quer über den Körper und die Handgelenke waren vollkommen abgeschürft.
Der Kristall wurde langsam dunkler als er sich vollzog.
Jetzt kommst du also doch zurück gekrochen.
´Ja, ja, Hass. Wir waren nie wirklich gute Freunde. ´
Was machst du hier vor mir, während Bandage den Kristall mit seinen Protosprossen füttert?
´Ich … weiß es selber nicht. ´
Lass mich dir Helfen.
´Wie? ´
Ein Hinweis. Warum verbrennst du nur Seelen? Warum nicht aus die reine Dunkelheit, oder sogar ein kleinen Teil von dir selber?
´Daran … hab ich nie gedacht. ´
Auf.
Der Kristall zerbrach und entließ die Flüssigkeit ins Meer hinein. Leviathan zuckte zurück und guckte erstaunt zu, wie sich die Gliedmaßen in seinen Tentakeln auflösten. Der Avatar stand wieder einmal vor ihm.
´Eine Frage noch, wie kam sie dort hin? ´
´Dafür musst du mich schon töten. ´
´Dann eine andere, warst du daran beteiligt? ´
´Nein. ´
´Wie ich Lügner hasse. ´, antwortete der Tod.
Bandage, wie viel ist von Apophs Legionen übrig geblieben?
´Dein Schatten dürfte immer noch einen Horizont ausfüllen, nur ist der Winkel minimal schmaler geworden. ´
Gib mir Acht Grad und brech’ endgültig die Siegel zu Hass.
´Gut, nur woher kommt es, dass ein Sinnbild in dir haust? ´
Hauptgewinn in der Hölle.
´Was genau ist mit dem Meer passiert? ´, fragte Serenata nochmals, diesmal drängender. Der Leibwächter fing sich.
´Es ist gesunken, zehn Meter. ´
Die beiden Engel flogen für eine Weile schweigend weiter. ´Wie ist das passiert? ´
´Der Tod war … brutal. Leviathan ist tot und Ziz wäre fast mit herunterzogen worden. ´
´Warum? Was hatte der Tod für einen Grund? ´
´Er ist wahnsinnig. ´, war die einzige Antwort, die ihr geboten wurde. ´Wahnsinnig und überraschend mächtig. ´
´Oder er hat überhaupt keinen Plan, vertraut auf den Zufall. ´, kam es von links.
´Bringen wir es hinter uns. Ich kann den Fuß des Berges sehen. ´, antwortete Serenata und guckte verstohlen zur stillen Garde. Sie waren immer weiter nach hinten gefallen und schienen beim Anblick des Berges zu zögern.
´Holt Cherub und seiner Garde nach vorne, sie werden die Ehre haben Vil`Aeris endgültig hinzurichten. ´
Mööp.
lg
faxi