Huhu!
Als erstes möchte ich ganz besonders ChaosTheRogue willkommen heissen, der/die mit einem wunderschönen Reply einen Platz ganz dicht am Feuer erworben hat. Solch poetischer Erguss wird mit meinem speziellen Gewürzwein belohnt *einschenk*. Ehrlich, das ist so schön geschrieben, dass ich Dich ganz dringend aufforden muss, selber eine Geschichte zu schreiben!!
Zu den Anmerkungen. Ja, ich halte mich zur Zeit SEHR dicht an dem Spielverlauf. Eigentlich war dies sogar mein vollständiger Plan. Dies ist das erste Mal, seit der Schulzeit, dass ich schreibe und ich wollte eigentlich "nur" in 1-2 Kapiteln die Handelnden vorstellen und dann das Spiel nacherzählen... naja, wie soll ich es sagen: Die beiden haben sich verselbstständigt und ich hab k.A., wo die mit mir hinwollen... zunächst wollen die beiden übrigens - aber lest doch selbst -
Kapitel 15: Zu den Waffen!
Am nächsten Morgen wurde Khalid durch das Geräusch beschlagener Stiefel, die in großer Eile durch das Lazarett polterten, geweckt. Noch ein wenig verschlafen blinzelte er dem Lärm hinterher und stellte fest, dass vier voll gerüstete und bewaffnete Jägerinnen hastig einiges an Verbandszeug zusammenrafften und in großen Jutebeuteln verstauten. Sogleich kam auch der oberste Heiler mit wehendem Haar an Khalids Pritsche vorbeigestürmt und legte behutsam einige Fläschchen mit verschiedenen Flüssigkeiten und getrockneten Kräutern in die Taschen. Eine der Kriegerinnen nickte ihm knapp zu und dann eilten sie alle so schnell und laut wieder aus dem Lazarett, wie sie es betreten hatten.
Ein Gefühl der Spannung und der zitternden Erwartung lag wie schwerer Nebel in der Luft. Khalid schwang sich aus dem Bett und begann hastig, sich anzukleiden und das schwere Kettenhemd anzulegen. Als der Medikus seinen Patienten auf den Beinen sah, kam er rasch auf diesen zu und drückte ihm die Rechte auf die Brust.
„Nein, nein. Ihr müsst Euch noch einen Tag lang schonen. Die Verbrennung kann immer noch zu eitern beginnen, und dann hätte ich eine ganze Flasche Labkraut-Sud umsonst an Euch verschwendet.“
„Was geht hier vor? Warum die ganze Aufregung?“
„Das ist sicherlich Sache der Amazonen und braucht Euch im Moment nicht zu interessieren.“
„Die Jägerinnen rüsten sich doch für einen Kampf. Entweder gehe ich auf meinen eigenen zwei Beinen da hinaus und sehe nach, was da vor sich geht, oder Ihr sagt es mir“, forderte der Paladin entschieden.
Einen Moment funkelten sich die beiden Männer an, dann seufzte der kleinere und hob die Hände, als wolle er sich dem Krieger ergeben. „Bitte, geht doch. Auf mich hört ja doch keiner...ich bin ja nur...“
Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit des Heiler abgelenkt, als zwei Jägerinnen das Zelt betraten. Sie stützten eine Dritte, die kaum noch bei Bewusstsein schien. Blut bedeckte ihren gesamten Wams und verklebte die rot-braunen Strähnen. Einen Lidschlag lang konnte Khalid ihr Gesicht erkennen: Es war Flavie. Eine Brandwunde an der Wange und unzählige Verletzungen am ganzen Leib zeugten von einem schweren Gefecht. Dass sie lebend das Lager erreicht hatte, grenzte an ein Wunder.
Als er spät am vergangenen Abend den Wegpunkt in der Kalten Ebene erreicht hatte, war dort alles ruhig gewesen. Er hatte allerdings wegen seiner Verletzung nur kurz ein paar Worte mit dessen Wächterin gewechselt und war dann schnell durch das magische Portal in die Stadt gereist, um sich im Lazarett versorgen zu lassen. Als er Flavie nun in diesem kritischen Zustand sehen musste, machte er sich die heftigsten Vorwürfe. Hätte er die Nacht an dem Wegpunkt verbracht, würde er die Angreifer vielleicht zurückgeschlagen haben, ohne dass die Jägerin so schwer verletzt worden wäre. Wiedereinmal hatte er eine falsche Entscheidung getroffen. Die Tatsache, dass er selber verwundet gewesen war und der Heilung bedurft hatte, verdrängte er weitestgehend.
Eilig schlüpfte Khalid in die schweren Stiefel, packte seine Waffen und stürmte aus dem Zelt ins Freie. Von der Helligkeit geblendet blieb er einen kurzen Moment stehen, um sich zu orientieren, dann lief er eilends in die Richtung, aus der er Kaschyas Stimme barsche Befehle rufen hörte.
Als die rothaarige Heerführerin ihn erblickte, winkte sie ihn zu sich heran.
„Khalid! Gut, dass Ihr hier seid. Ich befürchtete schon, auch Ihr wäret angegriffen worden.“
„Ich kam am späten Abend durch den Wegpunkt. Hätte ich doch nur geahnt, dass...“
„Wir haben keine Zeit für ´hätte´“ , unterbrach ihn die Amazone. „Unsere verderbten Schwestern sammeln sich zum Angriff auf unser Lager. Sie rechneten allerdings nicht damit, dass der Wegpunkt in der Kalten Ebene bewacht wurde und so konnte Flavie mit viel Glück ins Lager zurückkehren und uns warnen.
Sagt mir, wird Blutrabe unter den Angreifern sein?“
„Nein, Kaschya“, erwiderte der Paladin ruhig. „Sie ist nicht länger eine Bedrohung für Euch und die Gebeine Eurer Vorfahren. Mit ihrem Tod sind auch die Seelen ihrer beschworenen Kreaturen befreit.“
Kaschya nickte erleichtert. „Ich kann kaum glauben, dass Ihr Blutrabe besiegt habt. Obwohl sie einst meine beste Freundin war, bete ich, dass ihre gequälte Seele für immer verbannt bleiben mag. Mit dieser Tat habt Ihr Euch ewige Unterstützung durch die Jägerinnen verdient. Kann ich Euch nun bitten, Euch an der Verteidigung unseres Lagers zu beteiligen, oder seid Ihr verwundet?“
„Ich bin nicht die Art von Krieger, die im Lazarett darauf wartet, dass der Feind zur Tür hineinkommt“, entgegnete Khalid stolz.
Eine Ahnung eines Lächelns zeigte sich zum ersten Mal auf dem Gesicht der erfahrenen Kriegerin. „Natürlich nicht. Dann solltet Ihr Euch dem Trupp anschließen, der soeben...“
Unbemerkt war Akara zu den beiden getreten. „Warte, Kaschya, ich denke, wir können Khalids Fähigkeiten gezielter einsetzen. Solange Andariels Söldner unser Lager angreifen, mag Tristram nahezu unbewacht sein. Er könnte sich in die Stadt schleichen, und nach Hinweisen auf Cains Verbleib suchen.“
Die Heerführerin runzelte die Stirn und blickte finster auf die Hohepriesterin, die eilig fortfuhr: „Bitte glaube nicht, dass ich Dir in die Kriegsführung reinreden will; das ist und bleibt Dein Metier. Sagt Dir mein Vorschlag nicht zu, dann werden wir nicht weiter darüber reden.“
Kaschya schüttelte den Kopf. „Nein, das ist eine sehr gute Idee, aber ich fürchte, Khalid wird nicht unbemerkt nach Tristram kommen können. Ganz unbewacht wird die Stadt nicht sein, dazu ist sie zu wichtig. Wir könnten nur versuchen, mit einem großen Gegenangriff durchzubrechen, doch dann fehlen mir die Jägerinnen bei der Verteidigung.“
Akara lächelte geheimnisvoll. „Es gibt noch einen geheimen Zugang. Ein magisches Portal, das im Feld der Steine liegt. Ich weiß, wie man es öffnen kann.“
Kaschyas Augen begannen zu leuchten. „Eine kleine Gruppe könnte sich unter seiner Führung durchschleichen und sich in aller Ruhe umsehen. Und wir halten hier die Stellung.“
Khalid durchzuckte ein eiskalter Schlag. Unter seiner Führung? Er würde nicht für eine Gruppe Amazonen die Verantwortung übernehmen, zu schwer lastete noch sein vermeintliches Versagen Flavie gegenüber auf seinem Gewissen. „Nein“, sagte er barsch. „Eine Gruppe ist viel zu auffällig. Ich werde allein gehen. Ein einzelner kann sich leichter verbergen.“
Akaras wissende Augen huschten über sein Gesicht. In langen, dunklen Wintern hatte sie gelernt, genau auf Stimme und Tonfall zu lauschen, auf winzigste Regungen in scheinbar ungerührten Gesichtern zu achten, und hatte die Gabe erworben, Unausgesprochenes zu erahnen. Sie erriet schnell, dass der Grund seiner Ablehnung nicht darin zu finden war, dass er die Kampffähigkeiten der Jägerinnen gering schätzte. Eine alte Angst zeigte ihre hässliche Fratze in seinen Augen. Und wenngleich Akara den Grund nicht kannte, wusste sie doch bestimmt, dass ihr nicht mit einer Armee beizukommen war. Diese Schlacht musste der Paladin allein schlagen. Nun ja, vielleicht nicht ganz allein. Möglicherweise konnten sich zwei leidende Seelen gegenseitig stützen. Noch bevor Kaschya den Mund öffnen konnte, fuhr sie schnell dazwischen und berührte die rothaarigen Kriegerin sachte beruhigend am Handgelenk.
„Ihr habt natürlich Recht. Eine Schar Amazonen wäre viel zu auffällig. Doch Ihr benötigt jemanden, der Euch den Rücken schützt. Eine unserer Jägerinnen wird Euch begleiten. Rüstet Euch und esst etwas, wir treffen uns dann am Wegpunkt.“ Mit diesen entschiedenen Worten wandten sich die Ältere ab, zog die Heerführerin mit sich und ließ den Krieger überrumpelt zurück. Schulterzuckend fügte er sich, denn er hatte nicht das Gefühl, dass die Hohepriesterin sich auf eine Diskussion einlassen würde...
Doch als er kurze Zeit später an die magische Steinplatte herantrat, erwartete ihn nicht Akara.
Jaella stand, mit vor Aufregung geröteten Wangen, doch stolz und aufrecht, neben dem Wegpunkt. Das Licht brach sich in den Metallbeschlägen ihres Lederwamses und auf ihrem blonden Pferdeschwanz.
Mit mühsam ruhig gehaltener Stimme sprach sie den Paladin an: „Der Wegpunkt ist sicher, die Abtrünnigen sind bereits weiter gegen unser Lager gezogen, wir können also unbemerkt durchschlüpfen. Akara hat mir diese Schriftrolle gegeben. Wir müssen die Monolithen im Feld der Steine finden und sie in der hier angegebenen Reihenfolge aktivieren, dann öffnet sich der magischer Zugang nach Tristram.“
Khalid trat zögernd näher. Er wollte das Mädchen sicher nicht beleidigen, aber was hatte sich Akara nur dabei gedacht, ausgerechnet sie, statt einer erfahrenen Kriegerin, als seine Begleitung zu bestimmen?
„Danke, Jaella. Gib mir die Schriftrolle und beschreibe mir bitte den Weg. Dann kannst Du helfen, hier das Lager zu verteidigen.“
Ein Schatten legte sich über ihr zartes Gesicht und die hellen Augen bekamen einen störrischen Ausdruck. „Du wirst mich nicht daran hindern, Dich zu begleiten. Notfalls folge ich Dir einfach.“
Er hatte einfach keine Zeit zu streiten, daher nickte Khalid ergeben und betrat den Wegpunkt. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, freute ihn ihre Gegenwart doch ein wenig.
Nacheinander reisten sie in die Kalte Ebene, sicherten sich nach allen Seiten ab, damit sie nicht in einen Hinterhalt gerieten und marschierten dann mit schnellen Schritten nordwärts.
Im Lager hatten Akara und Kaschya die Abreise der beiden unbemerkt beobachtet.
„Warum musste es ausgerechnet Jaella sein?“, forschte die Heerführerin nach. „Sie ist eine recht gute Schützin und hätte auf den Wällen Dienst tun können, aber sie ist eine lausige Nahkämpferin. Sie wird ihm keine große Hilfe sein.“
„Sie werden schon zurecht kommen. Der Paladin ist ein mächtiger Kämpfer, auch wenn er es selber nicht weiß, und ich glaube nicht, dass sie auf viel Widerstand stoßen werden. Doch ist es für ihn wichtig, nicht durch die Gegenwart einer fremden Person abgelenkt zu werden. Die beiden kennen sich, und sie haben bereits gemeinsam gefochten. Außerdem“, ein scharfer Blick flog zu der Anderen. “ist es gut, sie einen Weile aus Deinem Zugriff zu halten. Dann kannst Du Dir selber darüber bewusst werden, WER sie ist.“
Zornesrot wandte sich die Gescholtene ab, für Predigten war später immer noch Zeit. Nun galt es, das Lager auf den bevorstehenden Angriff vorzubereiten. Ein schnelles Prüfen des Sonnenstandes. Der Wegpunkt war ungefähr einen halben Tagesmarsch vom Lager entfernt. Flavie hatte kurz nach Sonnenaufgang Alarm geschlagen. Noch blieb etwas Zeit. Kaschya eilte zu den Palisaden und beaufsichtige die letzten Vorbereitungen. Sie war überall, trieb an, bellte Befehle und legte selber Hand an. Emsige Handwerker verstärkten das große Tor und reparierten kleinere Schäden an den Palisaden.
Die letzten Klingen wurden schnell noch geschärft, Bolzen und Pfeile bereit gelegt, Sehnen gefettet. Eilige Hände halfen bei den Verschnürungen und Schnallen der stärker gepanzerten Lanzenkämpferinnen, zarte Lippen bewegten sich rastlos in Gebeten nach Stärke und Mut.
Die Männer standen sorgenvoll im Hintergrund. Sie waren für den Moment zur Untätigkeit verdammt. Verbandszeug lag geordnet in den Kisten, große Schüsseln mit Wasser warteten darauf, durch Bandpfeile entflammte Zelte zu löschen. Alles war bereit.
Die Kinder waren in der Obhut den Alten im Langhaus. So manches von ihnen würde am Abend seine Mutter nicht wiedersehen.
Eine seltsame Ruhe legte sich über das Lager, selbst das stetig gackernde Federvieh hatte sich still in eine dunkle Ecke verkrochen. Ein langgezogener Klagelaut eines in der Eile versehentlich getretenen Hundes wirkte seltsam deplaziert.
Auch das Licht erschien gedämpfter als noch einen Moment zuvor.
Der Augenblick war nahe.
Während sich die Jägerinnen auf den bevorstehenden Kampf vorbereiteten, trafen Jaella und Khalid auf die ersten Schwierigkeiten. Eben hatten sich noch mit zaghaften Wortwechseln versucht, sich wieder an die Nähe des anderen zu gewöhnen und auszutauschen, was ihnen in der Zwischenzeit widerfahren war, als plötzlich eine Gruppe dunkler Jägerinnen mit erhobenen Lanzen aus einem Dickicht gestürmt kam.
Khalid riss sein Langschwert hervor, hob seinen Schild und stellte sich den Angreiferrinnen mit brennenden Augen entgegen. Jaella fiel ein paar Schritte zurück, griff zu ihrem Köcher und spannte den alten Bogen ihrer Mutter. Trotz ihres wild pochenden Herzens blieben ihre Hände völlig ruhig. Hoch konzentriert dachte sie an das, was Kaschya ihr beigebracht hatte. Nichts zählte, außer dem Pfeil an der Sehne und seinem Ziel. Ein feines Zischen begleitete das Geschoss auf seinem Weg, die Jägerin an der Spitze des Trupps fasste sich mit schmerzerfülltem Gesicht an die Schulter, ein schneller Streich mit Khalids Langschwert beendete ihre Pein. Dann waren die anderen bei dem Paladin angekommen. Keine Zeit, das Ergebnis des Schusses zu betrachten, nur einen Lidschlag später surrte der nächste Pfeil in die Menge.
Khalid hatte zunächst einige Mühe, sich gegen die Amazonen zu behaupten. Wild hieb er mit Schwert und Schild in die Menge, doch er merkte rasch, dass seine Fähigkeiten hier nicht ausreichen würden. Fünf gegen einen war ein Ungleichgewicht, dass auch seine hervorragende Ausbildung nicht auszugleichen vermochte. Er konnte sie eine Weile abwehren, doch wollte es ihm nicht gelingen, selber einen tödlichen Streich anzubringen und seine Kräfte würden bald nachlassen. Dann wäre nicht nur sein Schwur gebrochen, sondern er würde die ihm anvertraute Jaella verraten. Jaella!
Eine Angreiferin taumelte zurück und ließ die Lanze fallen, ein Pfeil hatte ihren Arm durchbohrt. Mit einem wütenden Aufschrei packte sie ihre Waffe mit den Linken und stürmte wieder gegen den Lichtkrieger. Ein weiteres Geschoss beendete ihren Angriff für immer. Mit einem Ausdruck höchsten Erstaunens im Gesicht brach die Jägerin zusammen und lag still im Gras.
Da erkannte Khalid den Fehler in seinen Überlegungen. Es war nicht notwendig, die Lanzenkämpferinnen auszuschalten. Er musste sie nur lange genug abwehren, bis die Geschosse seiner Begleiterin genügend Lücken in die angreifende Horde gesprengt hatten. Er stellte seine Bemühungen auf einen vernichtenden Streich ein, und konzentrierte sich darauf, die feindlichen Jägerinnen von der Bogenschützin in seinem Rücken fern zu halten.
Weitere Pfeile zischten heran. Nicht alle trafen ihr Ziel, doch eine genügende Anzahl von ihnen schlug Wunden, bremste die Angreifer und verschaffte dem Kämpfer Luft.
Schließlich wurden die Attacken langsamer und ungenauer, und Khalid stellte das passive Abblocken ein und begann offensiv mit dem Gegenschlag. Die erste Jägerin blockte den Streich von oben mit der quer gehaltenen Lanze, doch unter der gewaltigen Attacke sank sie in die Knie. Ein Schlag mit dem Schild von der Linken, warf sie zur Seite. Ungebremst traf die blanke Klinge nun ihr Ziel.
Unterdessen näherte sich eine weitere Abtrünnige von links, die Lanze vor gestreckt, legte sie ihre ganze Kraft und Geschwindigkeit in den Stoß. Gerade noch rechtzeitig rollte sich der Krieger zur Seite, die Attacke ging ins Leere. Auf dem Boden liegend schlug er sein Schwert in ihre Kniekehle. Sie fiel und ein Pfeil Jaellas beendete ihr ruchloses Dasein. Schnell sprang Khalid wieder auf die Beine und wandte sich dem nächsten Gegner zu.
Plötzlich wurde es brenzlig für die junge Amazone. Eine der feindlichen Jägerinnen hatte nach einem Durchschuss ihres Beines die Gefahr erkannt, die von der blonden Frau ausging, und humpelte mit erhobener Waffe auf sie zu. Ein zu hastig abgefeuerter Pfeil verfehlte sein Ziel. Khalid war in ein Gefecht mit den letzten beiden Aggressoren verwickelt und zu weit entfernt, um zu helfen. Jaellas rechte Hand zuckte wieder über ihre Schulter, doch diesmal griff sie an dem Köcher vorbei und packte ihren Dolch, der daneben befestigt war. Eine lächerlich kurze Waffe gegen die mannslange Lanze. Die Beine gespreizt und die Muskeln gespannt stand sie da und wartete auf die erste Attacke. Blitzgleich fuhr die dunkle Jägerin auf sie zu. So schnell war sie, dass Jaella kaum die Lanze sich bewegen sah. Sie sprang zur Seite, doch nur pures Glück und nicht erlerntes Geschick bewahrte sie vor einem Treffer. Doch so ungeübt Jaella im Nahkampf war, die Angreiferin war durch ihre Verletzung behindert und verlangsamt. Ein paar schnelle Schritte brachten die junge Amazone aus der Reichweite der Lanze und wieder bereitete sie sich auf einen Ausfall vor. Dieses Mal sah Jaella das Zucken der scharfen Spitze, bevor sich ihre Besitzerin in Bewegung setzte und so konnte sie sich mit einer schnellen Drehung nach rechts in Sicherheit bringen. Aus der Bewegung heraus stieß sie ihrer Widersacherin den kurzen Dolch tief in die Seite und durchbohrte die Milz. Noch im Todeskampf fuhr die dunkle Jägerin herum und hieb der Siegerin dieses Zweikampfes die Lanze ins Gesicht. Mit einem hässlichen Knirschen brach Jaellas Nase und der scharfe Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Zwar griff sie sofort wieder nach ihrem Bogen und wandte sich ihrem Begleiter zu, doch ihre Sicht war zu sehr getrübt. Schoss sie, würde sie ihn nur gefährden. Also lief sie schreiend auf seine Angreiferinnen zu, um ihre Aufmerksamkeit für einen Moment abzulenken. Dies genügte Khalid. Mit zwei entschiedenen Schwerthieben beendete der Paladin den Kampf.
Schwer atmend standen sich die beiden gegenüber. Tiefe Sorgenfalten bildetet sich auf Khalids Stirn, als er das blutüberströmte Gesicht Jaellas betrachtete, doch bevor er fragen konnte, hob sie nur abwehrend die Hand. „Ist schon gut. Ich glaube, sie hat mir die Nase gebrochen. Das Bluten sollte bald aufhören.“
Sie setzte sich auf einen Felsbrocken, beugte sich weit vor und drückte ihre Nasenflügel fest mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Sie spürte, wie Khalid ihr ein nasses, kaltes Tuch sanft in den Nacken drückte, zwei, dreimal spie sie Blut aus.
Ihre Sicht war immer noch getrübt, aber sie merkte wie Khalid sich vor sie kniete und behutsam ihren Kopf in beide Hände nahm. Seine Hände waren warm, sehr warm, und ein merkwürdiges Prickeln durchzog ihre Schläfen. Etwas drang massiv in sie ein, eine Art Energie, nicht wirklich unangenehm, aber unvertraut und ungewollt. Ihre Sicht klärte sich auf, dennoch wollte sie sich losreißen, konnte sich aber nicht rühren. Ihre Muskeln gehorchten ihren Befehlen nicht, ihr gesamter Körper war für einen Moment wie gelähmt.
Khalid spürte Panik in Jaella aufsteigen und lies sie langsam los. Schaudernd sprang sie auf, wich vor ihm zurück und starrte ihn mit großen Augen abwehrend an. Dann bemerkte sie, dass ihre Nase aufgehört hatte zu bluten, sie tat nicht einmal mehr so sehr weh. Ihr Blick fiel auf ihre blutverschmierten Hände, um sich davon zu überzeugen, dass sie wirklich verletzt gewesen war. Als sie entgeistert wieder aufschaute, bemerkte sie eine wächserne Blässe in Khalids Antlitz. Er schwankte ein wenig und wirkte vollkommen entkräftet.
Er lächelte entschuldigend. „Ich hab es wohl ein wenig übertrieben. Akara lehrte mich die Fähigkeit, leichtere Verwundungen bei mir selbst und anderen zu heilen. Allerdings hatte ich es noch nie bei einer anderen Person versucht, daher wusste ich meine Energie nicht zu kontrollieren.“
„Es war... unheimlich“, bekannte Jaella leise. „Wärest nicht Du es gewesen, hätte ich es kaum ertragen.“
Entfremdet standen sie sich gegenüber.
Jaella kannte bislang lediglich die Liebkosungen eines Vaters, oder die wenigen Augenblicke des Trostes in brüderlicher Umarmung, die sie und Khalid geteilt hatten.
Kein Mann hatte sie je mit solcher Inbrunst berührt und wenn sie auch keinerlei lüsterne Hintergedanken bemerkt hatte, kam es ihr einer Vergewaltigung gleich. Sie spürte die Schamesröte auf ihrem Gesicht brennen und mied angestrengt seinen Blick.
Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit Mühe fort.
„Ich hab mich gar nicht bedankt, das tut mir leid.“
Khalid schüttelte den Kopf. „Ich habe mich zu entschuldigen. Ungefragt habe ich mich aufgedrängt. Du hast einen Teil meiner Energie aufgenommen, das muss verwirrend sein. Wir sollten eine Weile rasten, und uns erholen.“
Unausgesprochen kehrten sie zu der alten Aufgabenteilung der gemeinsamen Reise zurück. Während Khalid seinen Zunderbeutel hervorholte und etwas dürres, trockenes Gras und ein paar Holzspäne entzündete, sammelte Jaella Reisig und Tannenzapfen zusammen.
Doch ein Gespräch über mehr als Belanglosigkeiten brachten sie nicht zustande.
Kurze Zeit später brodelte Teewasser über dem behaglich warmen Lagerfeuer.
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Insidias