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[Story] Weltenöffner

Ich glaube nicht, dass Stauken für Runenkaligraphie geübt hat. Und ich ahne fast, dass Lorin sich in Schwierigkeiten gebracht hat.
^^
Schwierigkeiten? Welche Schwierigkeiten? Und wie ist Lorin blos in dieser Gefängniszelle gelandet?
 
Entweder mein Blick ist getrübt, oder du hast tatsächlich nicht einen Rechtschreibfehler produziert. kein getrübter Blick - nur alte und neue Rechtsschreibung gemixt - was die meisten von uns machen.


Naja, wenn man in einer Gefängniszelle landet, dann muss man ja was angestellt haben. - oder auch nicht angestellt haben. ... Allerdings ist es oft einfacher oder besser hinterher um Entschuldigung zu bitten anstelle sich vorher die Erlaubnis zu holen - besonders wenn Vorgesetzte etwas nicht glauben wollen.
Werte DameVenusia, erzählt schnell weiter, bevor sich noch mehr gemeines Volk bei der Zelle einfindet um Lorin und Beril zuzuhören.
 
Entweder mein Blick ist getrübt, oder du hast tatsächlich nicht einen Rechtschreibfehler produziert.

Tippfehler können immer mal vorkommen. (Das mit den Magier[en] war eine Ausnahme. Lehnwörter folgen nicht immer meinem erlernten Schema :clown: )

Werte DameVenusia, erzählt schnell weiter, bevor sich noch mehr gemeines Volk bei der Zelle einfindet um Lorin und Beril zuzuhören.

Die dürfen ruhig alle zuhören :D
Kommt ihr Leserlein, kommet :D

:hy:
 
Hab mir jetzt erstmal den Prolog und das erste Kapitel durchgelesen. Das Problem ist meistens bei mir, ich lese überhaupt nicht gern Digital. Aber die Story gefällt mir bis jetzt
schon ganz gut, vielleicht werde ich mich dazu aufrappen noch weiterzulesen, notfalls wäre es mir sogar Wert die Geschichte hier auszudrucken.
 
Stark, wirklich schöne Story, dein Stil gefällt mir besonders! Bin gespannt wie die geschichte weitergeht. Was hat der titel genau zu bedeuten? :)

:top: :hy:
 
Ups,

danke für die Rückmeldungen. Morgen kommt ein Update.
 
Weltenöffner Kapitel 5

Kapitel 5


Ich ging im dem vom Schein der Spitze meines Stabs erhellten Gang weiter. Es wurde immer heißer und roch muffig. Nach einer Weile wurden die hölzernen Stützen durch behauenen Felsen ersetzt. Wenige Schritte auf dem hart gestampften Boden weiter kam ich in eine kleine Kammer. Uralte Stühle, ein Schrank und ein grober Tisch standen dort. Eine rostige und altertümlich aussehende Hellebarde lehnte an der Wand. Alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen. Dieser Raum musste seit Jahrhunderten nicht mehr genutzt worden sein. Jetzt waren deutlich ein paar Fußstapfen und reichlich Spuren von Hundepfoten in der Staubschicht zu sehen.
Am anderen Ende der Kammer stand eine Tür aus dicken Bohlen und mit rostigen Beschlägen versehen, halb offen. Von da kam der heiße Luftzug. Ich folgte den Spuren durch die Tür. Was ich dort sah, verschlug mir den Atem.

Eine steile Treppe aus gehauenem Stein führte in ein riesiges Rund. Es war so weit, dass die Grenzen des Raums kaum von meinem Stab erleuchtet wurden. Zwanzig Mannslängen konnte ich bisher erhellen und dies reichte nicht aus.

Als ich mich genauer umsah, überkam mich trotz der Hitze ein Frösteln. An den Rändern der Halle, direkt neben mir, waren die Wände mit Fratzen von Dämonen verziert, über und über mit ihren abscheulichen Gestalten und ihren ekelhaften Gesichtszügen. Ihre aufgedunsenen, geschuppten oder felligen Leiber vorgestreckt, reckten sie ihre Klauen oder Tatzen einem imaginären Gegner in der Mitte des Raumes entgegen, der durch eine Reihe von seltsamerweise unverzierten steinernen Spitzbögen von diesen Fratzen getrennt war.
Ich erkannte alle aus meinen Büchern wieder: Kobolde, Wendigos, Prügler, Ziegenmänner, die unheimlichen Geister verlorener Seelen, Schleimprinzen, die besonders gefährlichen Mondfürsten, Riesenechsen, Erdwürmer, Blitzkäfer und alle anderen. Sie sahen so wirklich aus, dass ich es mit der Angst bekam. Ich führte schnell den Damönenerkennungsspruch aus, doch die Fratzen begannen nicht zu leuchten. Erleichtert wandte ich mich der Mitte des Raumes zu, als ich dort ein grünliches Schimmern wahrnahm. Ein Dämon!
Ich zuckte unwilIkürlich zurück, fasste dann aber meinen Stab fester und begann mir meine Sprüche zu überlegen. Sollte ich mich zurückziehen und Hilfe herbeiholen? Als ich abermals genauer hinsah, bemerkte ich jedoch, dass dort ein Skelett lag. Daher kam das grünliche Leuchten.

Ich fasste wieder Mut. Dämonenerkennungssprüche erkannten auch die Materie von dem, was einmal ein Dämon gewesen war. Davon zehrten meine Lehrer, wenn sie gestreckten Dämonenstaub verwendeten um uns und sich die Wirksamkeit unserer Sprüche zu zeigen.

Dieser hier schien schon lange tot zu sein. Ich trat vorsichtig näher. Die Hitze, die von der Mitte ausging, war atemberaubend. Mein Mund dörrte augenblicklich aus. Ich nahm einen Schluck Wasser und schaukelte ihn wieder eine Weile in meinem Mund hin und her.
Das Skelett sah beinahe menschlich aus. Ein paar knochige Auswüchse am Kopf und ein überlanges Fingerskelett überzeugten mich jedoch, dass es sich um einen Geisterbeschwörer gehandelt haben mochte.
Eine seiner Hände berührte den großen steinernen Block, der zentral in der Mitte der Halle stand.
Dessen Seiten waren roh behauen, nur seine obere Fläche war spiegelglatt poliert. Sie sah irgendwie feucht aus. Auf ihr lag kein einziges Stäubchen und wieder in der Mitte befand sich eine konische, vielleicht handbreite Vertiefung. Hier mochte, ja musste, der seltsame Kristalldolch gesteckt haben. Ein winziger Riß ging durch den Stein. Als mein Blick diesem Riß folgte, erkannte ich ein haarfein gezeichnetes, geschlossenes Pentakrikos, so wie ich es fast fertig bei Staukan gesehen hatte. Mir wurde wieder unbehaglich zumute.

Staukan hatte einen Dämonenaltar gefunden. Was er da mitgenommen hatte, musste also damönischen Ursprungs gewesen sein. Er hätte es dort lassen oder gleich den Lehrern geben sollen. Mit Dingen dämonischen Ursprungs war nicht zu spaßen. Sie hatten oft Fähigkeiten ihren Trägern ein bestimmtes Verhalten aufzuzwingen. Dazu waren sie gemacht. Und Staukan hatte nichts Besseres zu tun, als selbst ein Pentakrikos zu machen. Wer weiß, was er sonst noch damit machen konnte.

Ich beschloß, schnell zurückzugehen und Staukan aufzufordern, den Kristalldolch an die Oberen herauszugeben.

Bei einem letzten Blick in das Rund sah ich jedoch, dass das noch etwas warten musste. In den Pfeilern und den Rundbögen, die sich um den Steinaltar zogen, befanden sich acht Vertiefungen. Ich trat näher und erkannte einen uralten, schwarz polierten Magierstab, einen Horadrimstab aus weißem Holz, ein Szepter, einen rotbraunen gedrehten Druidenstab, einen durchscheinenden Nekromantenstab mit einem Schrumpfschädel, einen Amazonenpfeil, eine meterlange Barbarenaxt mit Doppelschneide und ein paar metallisch glänzender , sehr gefährlich aussehender Klauenhände, wie sie die Assassinen benutzten. Diese Artefakte mussten unglaublich wertvoll sein, denn sie waren von einer so feinen Arbeit, wie ich sie noch nie gesehen hatte. An der extrem feinen, perfekten Maserung des Holzes des Magierstabs erkannte ich, dass sehr mächtige Sprüche in ihm ruhen mussten.
Ich sah, dass der Magierstab in seiner Vertiefung bewegt worden war, denn er stand nicht mehr gerade. Auch sah ich einen blauen Kristall und eine über handtellergroße, zertretene Gliederspinne zu seinen Füßen liegen. Alle andern Stäbe und Artefakte waren mit ähnlichen Kristallen versehen. Die Klauenhände waren so verschränkt, dass in ihrer Mulde ein solcher Kristall Platz fand, beim Amazonenpfeil stak der Kristall anstelle der Pfeilspitze auf dem Holz.

Was war geschehen? Warum hatte Staukan einen Stab bewegt? Warum lag der Kristall am Boden und stak nicht mehr am Magierstab? Ich überlegte und glaubte dann eine Lösung für dieses Rätsel gefunden zu haben.
Ich nahm den Kristall und steckte ihn wieder vorsichtig in die Öffnung des Magierstabs. Ich bemühte mich, nicht das Seelenauge des Stabes, die übliche Verdickung kurz unterhalb eines Endes, zu berühren. Der Kristall passte. Vorsichtig nahm ich den Stab jetzt in der Mitte und rückte ihn wieder grade. Plötzlich geblendet, trat ich zur Seite.

Ein Leuchten erfüllte den Raum und sein Mittelpunkt war die Vertiefung des Altars.

Eine Säule aus unglaublich hellem Licht bildete sich dort. Ich meinte, direkt in die Sonne zu blicken. Als ich jedoch wegsah, konnte ich nichts mehr erkennen. Ich drehte mich weg von diesem Licht und schloß die Augen für eine Weile.
Als ich sie wieder öffnete, -nichts. Ich konnte immer noch nichts erkennen. Das war interessant. Eine doppelte Blendwirkung also. Was sollte dieses Licht verbergen? Das war mir nun klar. Die Stäbe, Szepter und anderen Artefakte und die Kristalle hatten die Aufgabe, diesen dämonischen Dolch an seiner Entdeckung zu hindern, möglicherweise sogar noch mehr. Ich tastete mich zu dem Altar und streckte meine Hand vorsichtig nach der Säule aus. Ich traf auf eine scheinbar harte Fläche.

Gut. Aber warum konnte Staukan dann... Da fiel mir die Gliederspinne wieder ein. Sie musste irgendwie in diesen Raum gefunden haben und den Stab bewegt haben. Dadurch wurde die Symmetrie gestört und das Licht und damit der Schutz, hörten auf zu wirken.

In diesem Zustand musste Staukan diese riesige Höhle vorgefunden haben. Da er Angst vor Spinnen hatte, musste die Gliederspinne wohl unter seinen Füssen ihr Leben lassen. Eine andere Erklärung war kaum denkbar. Seltsam nur, dachte ich, dass ausgerechnet dann, als Staukan seinem Hund hinterherging, diese Spinne den Jahrhunderte alten Schutz ausgeschaltet hatte.

Ich tastete mich wieder zu dem Magierstab zurück und drehte ihn ein wenig. Sofort erlosch das Leuchten.
Was sollte ich nun tun?
Die ganzen Artefakte unserer Altvorderen – und zwar von allen Völkern und Gruppierungen, die sich erfolgreich gegen die Übel gewehrt hatten – waren hier nunmehr unnütz. Das was sie bewachen sollten, war verschwunden.
Ich beschloß, diese Dinge mitzunehmen und meinen Oberen zu zeigen. Meinen Kurzstab nahm ich trotzdem in die linke Hand, denn ich traute diesem Ort nicht.

Ich löste den Gürtel meiner Wasserflasche, legte ihn auf den Boden und griff die Artefakte aus ihren Vertiefungen.
Eines nach dem anderen legte ich auf den Gürtel. Der Stab der Horadrim gab mir bereits beim in die Hand nehmen ein Gefühl der unbestimmten Macht. Ich fühlte seine Stärke, doch war die in ihn gelegte Magie so alt und archaisch, dass ich kaum mehr spürte als ein fernes Zupfen an den Rändern meines Geistes und auch das deutliche Verlangen, diesen Stab aus der Hand zu legen. Ich hütete mich davor in die Nähe seines Seelenauges zu kommen. Der Nekromantenstab fühlte sich eisig an, unergründlich und erzeugte Schwindel in mir. Ich rieb mir eine Weile die Hand, als ich ihn ablegte. Das Szepter der Paladine wog schwer. Festes, geschmiedetes Eisen verschaffte mir ein Gefühl des Vertrauens, seine Schwere beruhigte mich, doch spüren konnte ich nichts. Diese Macht war mir nicht zugänglich. Fast genauso erging es mir beim Amazonenpfeil. Eine Ahnung von Wind und Tod und von uralten Riten der Kraft. Die schwere Barbarenaxt dagegen war leicht zu erkennen. Sie war bestückt mit Magie. Eine furchtbare Waffe gegen Dämonen mit diversen Elementarfähigkeiten und einer Steigerung des Kampfeswillens,und viele andere Dinge mehr, die für Barbaren äußerst nützlich waren. Sie war perfekt ausbalanciert und leicht zu schwingen. Aber gerade diese scheinbare Leichtigkeit ließ mich zögern. Für Äxte war ich nicht gemacht. Vermutlich hätte ich mir eher selber ein Bein abgehackt als einem Dämonen den Kopf, denn die Leichtigkeit war verführerisch und ich konnte mich kaum zügeln, dieses Teil wild um mich zu schwingen. Vorsichtig legte ich ihn auf den Stapel.
Der Druidenstab überraschte mich jedoch. Als meine Hände ihn umfassten, sah und roch ich plötzlich besser, spürte die Bewegungen in der Erde unter und über mir, spürte die Linien des Wassers in diesem Hang und die Kraft, die in ihm steckte. Auch fühlte ich meinen Körper so intensiv wie noch nie. Ich hatte plötzlich den Drang mit der Schnauze am Boden große Strecken zurückzulegen oder aus der Luft auf ein dämonisches Ziel zu stoßen. Wie fremdartig und auch, wie schön. Die Assassinenkrallen ließ ich fast sofort wieder fallen. Kalte, tödliche Leere umfasste mich. Ein eisiges Versprechen meine Seele zu erlösen, sollte ich auf den falschen Pfaden wandeln. Mich schauderte. Endlich kam ich zum Stab der Magier. Als ich ihn zum ersten Mal richtig in die Hand nahm, überkam mich eine Woge der Vertrautheit und ich wurde schwach.
 
Wuhu ein Update :go:

Es lechzt mich nach mehr :ugly: Spannung is genial!

Ein weiteres tolles Kapitel :)
 
:) mehr
Bitte!

Super geschrieben - geniale Spannung, wie Phoenix sagt.
 
*Seufz* :D
Ich bin mal wieder ein Update schuldig, folgt gleich.
 
Der Weltenöffner - Kapitel 6

Kapitel 6

Endlich kam ich zum Stab der Magier. Als ich ihn zum ersten Mal richtig in die Hand nahm, überkam mich eine Woge der Vertrautheit und ich wurde schwach.

Sanft legte ich das Seelenauge in meine Handfläche und augenblicklich explodierten in meinem Kopf Formeln, Sprüche und Kenntnisse, die ich mir nie zu träumen gewagt hätte. Alles was ich bisher gelernt hatte, war nur ein winziger Bruchteil dessen, was seine ehemaligen Meister gewusst und gekonnt haben mussten.

Die einfachsten Sprüche erkannte ich wieder, waren sie doch identisch mit den meinigen, doch wurden sie seinerzeit anders ausgesprochen und hatten dadurch eine größere Wirkung, wie ich sofort spürte. Ich erkannte steigende Komplexitätsmuster bis zu einer bestimmten Ebene, ab da aber versagte mein Verstand und erschauerte nur noch ehrfurchtsvoll vor den unbekannten Tiefen uralter, mächtiger und verstehender Magie.

In diesen Sekunden lernte ich viel, mehrfach so viel wie in den gesamten Jahren meiner Ausbildung. Verzückt gab ich mich diesem Ansturm hin, sog auf und genoß.
Nicht nur die Elemente wurden nutzbar gemacht, ich erkannte auch Sprüche, die Gegner schwächen und Freunde stärken konnten, Wahrheitssprüche, die den Beschworenen am Lügen hinderten und die Wahrheit ans Licht brachten und vieles mehr. Ich versank in diesem Wirbelsturm der Gedanken.

Als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, kniete ich auf dem Boden. Ich fasste den Magierstab in seiner Mitte und deponierte ihn vorsichtig auf dem kleinen Häufchen, welches vor mir lag.
Dann wechselte ich meinen Kurzstab in die rechte Hand um ihn zu verstauen. Ich erschrak. Er hatte sich verändert. Seine Maserung war nun viel feiner, sein Aussehen dunkler geworden. Ich fühlte mit meiner Handfläche und stellte fest, dass mein unbeschränkter Kontakt mit dem alten Magierstab alle von mir vollkommen verstandenen Sprüche direkt auf meinen Stab übertragen hatte. Sehr nützlich, dachte ich. Als ich meinen Stab jedoch in den Gürtel schob und los ließ, bemerkte ich, dass die neuen Spruchkenntnisse in meinem Kopf langsam zu verblassen begannen. Mir würde nichts anderes übrig bleiben, dachte ich, als sie von der Pike auf nochmals zu lernen, wenn ich sie auch ohne Stab einsetzen wollte.

Mit dem Bündel auf dem Rücken verließ ich die dunkle Halle. War da nicht ein Tropfen? Ich nahm wieder meinen Stab in die Hand und leuchtete, jetzt viel heller als vorher. 60 Mannslängen Leuchtweite schätzte ich jetzt, denn ich nahm jedes Detail der großen Halle wahr. Nichts. Oder? Ich sah von ferne den Altar, der glänzend und ruhig da stand, wo er seit Jahrhunderten stehen musste. Nichts. Es tropfte weiter. Regnete es draussen etwa? Ich blickte zur Decke. Nichts.

Als ich an den Dämonenfratzen vorbeikam, deren Anblick ich mied, wollte ich schon zur groben Tür hinausgehen, als ich eine Flüssigkeit zu meinen Füssen bemerkte. Lief doch Wasser von draussen hinein? Regnete es draussen? Ich bückte mich und tunkte einen Finger in die Flüssigkeit. Ich leckte den Finger ab und übergab mich augenblicklich. Zuckend vor Schmerz strahlte ich das letzte Mittagessen aus mir heraus. Fünf Minuten später hielt ich mich weiter würgend und gekrümmt an der Wand fest, an irgendwas, und keuchte mir die letzte Galle raus die ich noch hatte.
Was, bei Cain, war das gewesen?

Ich richtete mich auf und erkannte, dass meine Hand blutverschmiert war. Ich versuchte sie an meiner Tunika abzuwischen, aber es klappte nicht. Ich sah mir jetzt die Wand genauer an. Die Dämonenaugen glitzerten nun, aus den Augenlidern und ihren Mäulern tropfte die Flüssigkeit. Blut. Damönenblut. Ich bekam es jetzt wirklich mit der Angst zu tun. Als ich den Dämonenerkennungsspruch nochmals aufrief, leuchtete plötzlich die gesamte Halle in einem kranken Grün.

Vom Altar her hörte ich ein tiefes Knacken, ein Bersten von Stein, trocken und endgültig. Mein Blick ging sofort zur Mitte der Halle. Ich zog meinen Kurzstab heraus und ging schlotternd vor Angst und mit dem Geschmack von Erbrochenem im Mund vorsichtig die Stufen hinab.
Eine große haarige Klaue kam mitten aus einem jetzt großen Riss im Stein. Sie umfasste ein rostiges Messer mit gezackter Klinge. Schon schob sich eine Schulter nach und gleich musste der Kopf kommen. Der Riß im Altar dehnte sich weiter aus. Eine haarige Fratze kam stöhnend aus der Tiefe, stinkender Atem schlug mir entgegen. Rot glühende Augen brannten sich in meine Seele und ein Maul mit zugespitzten Zähnen öffnete sich.

Ich gebe es zu, bekam es etwas mit der Angst zu tun und wartete nicht länger, packte meinen Stab und warf ein Dutzend Feuerblitze auf das Wesen. Ein Kreischen zeigte mir, dass der Zauber wirkte. Aber der Körper schob sich nach und nach, trotz rauchendem Fell, immer noch aus dem Spalt. Ich sah schon die Hüften auftauchen und die muskulösen Beine. Was, Feuerblitze tun dem nichts an? Ich versuchte einen Blitzzauber, genauer gesagt, mehrere Blitzschläge, aber das Monsterwesen kam immer noch weiter aus dem Stein heraus. Schon ragte ein Bein aus dem Block, mit einem ekelerregenden Knirschen zog das Monster das zweite Bein nach und bewegte sich entschlossen auf mich zu.

Die Krallenhand hob das rostige Messer weit über die verzerrte Fratze und das Monster krächzte etwas Unverständliches. Ich dachte nach so schnell ich konnte und ließ einige Eisblitze auf den ungebetenen Gast los. Tatsächlich, es wurde langsamer, aber es zeigte keinen sichtbaren Schaden. Bevor ich es mit meinen Schwertkünsten versuchte, hüllte ich das Monster in eine Flammenwand zwölfter Stufe, vor der ich selbst einige Schritte zurückwich, Endlich sah ich eine Wirkung. Das Monster erstarrte, wurde schwarz und schrumpfte. Nach einer Weile wurde die Wand kleiner und zerfiel. Das Monster zerfiel vor meinen Augen zu Asche. Ich spürte einen heftigen Stich in meinem Kopf als mein Zauber endete. Verbrauchte der Spruch so viel Mana? Das war mir neu. Aber ich war der erste Zauberer seit Jahrhunderten, der einen lebenden Dämon gesehen und getötet hatte. Wer wusste heute schon was ein echter Kampf bedeutet. Jetzt stand ich vor der Asche des Wesens. Ich lauschte und ging um den Block herum. Der Riß war tief. Mit einer magischen Klammer umfasste ich den Altar und konnte den Riß etwas verkleinern. Sodann versiegelte ich den Altar mit einer magischen Wand. Ich wußte nicht, ob und wie lange es reichen würde. Ich mußte schnell zurück.

Ein Fauchen und Grummeln erhob sich rund um mich herum. Ich verwünschte meine Unbedachtheit und drehte mich schnell im Kreis. Die Geräusche kamen von den Wänden. Die Dämonenfratzen! Ich sah, dass die Fratzen immer lebendiger wurden. Augen begannen mir zu folgen und ich ahnte, dass irgendwas die schlafenden Wächter dieses Raums geweckt haben musste. Ich packte meinen Stab fester und lief Minuten lang die Ränder der großen Halle ab.
Dabei zog ich eine Spur der Flammen hinter mir her, Feuer und Verderben hinterlassend, wie ich hoffte. Dann war ich erschöpft. Ich hatte mein Mana verbraucht. Aber immerhin: Der Schmerz kam nicht wieder.


Ich stolperte zur Tür hinaus und schob sie hinter mir zu. Mit der Hellebarde verkeilte ich ihren Riegel. Ich musste so schnell es ging zum Lager zurück und die anderen benachrichtigen! Als ich aus dem Loch herauskam, sah ich jedoch, dass mir jemand diese Mühe abgenommen hatte.“
 
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Großarig - bin gespant auf den er trifft. Scheint fast so, als hätte Staukan etwas angefangen und unser Guter Lorin dies ungewollt beendet. :)

Kleiner Gramatikfehler: 'Bevor ich es mit meinen Schwertkünsten versuchte, hüllte ich das Monster endlich in eine Flammenwand zwölfter Stufe, vor der ich selbst einige Schritte zurückwich, Endlich sah ich eine Wirkung. '
zweimal endlich und ein Komma statt Punkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 5


Ich zuckte unwilIkürlich => unwillkürlich zurück, fasste dann aber meinen Stab fester und begann mir meine Sprüche zu überlegen.

Ein winziger Riß => Riss ging durch den Stein. Als mein Blick diesem [Riß] folgte, erkannte ich ein haarfein gezeichnetes, geschlossenes Pentakrikos, so wie ich es fast fertig bei Staukan gesehen hatte.
[] Die Riß ist ein Fluss. Seit neulich schreibt man es ausschließlich mit Doppel-S. Das zweite Riss würde ich weglassen und stattdessen nur 'Als mein Blick diesem folgte, ...' schreiben.

Die Klauenhände waren so verschränkt, dass in ihrer Mulde ein solcher Kristall Platz fand, beim Amazonenpfeil [stak] der Kristall anstelle der Pfeilspitze auf dem Holz.
[] Das Verb kenne ich gar nicht. Müsste eine Form von 'stecken' sein, oda?
Sehr schön, wie du die Magien in den Arbeitsgeräten der Helden beschreibst.

Ein wunderschönes - geradezu magisches - Kapitel!


Kapitel 6

Der Riß => Riss im Altar dehnte sich weiter aus.

Ich[, ]gebe es zu, bekam es etwas mit der Angst zu tun und wartete nicht länger, packte meinen Stab und warf ein Dutzend Feuerblitze auf das Wesen.
[] Entweder ein Komma zu viel, oder ein 'ich' zu wenig.

Der Riß => Riss war tief. Mit einer magischen Klammer umfasste ich den Altar und konnte den Riß => Spalt etwas verkleinern.

Als ich aus dem Loch herauskam, sah ich jedoch, dass mir jemand diese Mühe abgenommen hatte.
 
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Fenix is damn right! Wahnsinn :)

d3 be ta
 
Erstmal danke für das Lob :)

Ich finde das Kapitel insgesamt auch recht gut gelungen :D

@ Fenix: "stak" ist die unregelmäßige Präteritum-Form von "stecken", soweit richtig. Mittlerweile, wie bei so vielen Verben, wird auch das anhand einer gewissen Regel , nämlich dem dem Stamm folgenden Suffix "-te" gebeugt. (stecken, steckte)

Steven Pinker behauptet und belegt in seinem unbedingt lesenswerten Buch "Wörter und Regeln", dass insbesondere seltener gebrauchte Wörter (Verben) anhand einer Regel gebeugt werden. Sehr häufig benutzte (Hilfs-)Verben hingegen behalten ihre erworbenen Beugungen ( haben, sein...), die nicht immer einer Regel folgen müssen. (Das soll mal einer den Franzosen sagen, wo die Ausnahme die Regel zu sein scheint....)

Wer was übers Sprachverständnis lernen will, ist bei diesem unterhaltsamen Buch mit Anspruch sehr gut aufgehoben. Aber vielleicht habe ich auch nur einen merkwürdigen Geschmack :D

:hy: @ all

Mal gucken wanns Update kommt. Muss das nächste Kapitel auch noch überarbeiten... ein bisschen feilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
huhu update, wo bleibst du?^^ draußen ist ein sauwetter, das kann man zum schreiben nutzen :P
 
Ich denke, dass es morgen ein Update gibt. Heute ist leider keine Zeit mehr. Also: Morgen am späten Abend reinschauen :)
 
Weltenöffner Kapitel 7

Kapitel 7



Als ich aus dem Loch herauskam, sah ich jedoch, dass mir jemand diese Mühe abgenommen hatte.“

Ich tauchte aus meiner Erinnerung wieder auf. Beril stand jetzt nahe den Gitterstäben. Ich schwieg, noch mitgerissen vom Durchleben dieser Minuten. Noch anderthalb Stunden zu leben.
Beril, Sohn des Gelden, beugte sich mir zu. „Hast Du wirklich einen Dämon gesehen und getötet? Was meinst Du mit deinem letzten Satz? Wer hat Dir die Mühe abgenommen?“
Ich hob meine Schüssel auf.
„Gib mir bitte noch mal etwas Wasser.“
Beril schlug noch etwas Wasser hinein.
„Was hast Du jetzt falsch gemacht?“
„Warte noch.“ Ich trank die Schüssel wieder in einem tiefen Zug leer.
„Wieviel Zeit haben wir noch?“
Beril schaute zu einer der Luken in der Decke und maß die Schatten an der Wand.
„Noch zwei Stunden bis zur Wachablösung, für Dich also noch eine Stunde.“
Ich sackte zusammen. Noch weniger. Nur eine Stunde. Ich wollte nicht sterben. Mit jeder Sekunde wuchs in mir der Lebenswille. Unauffällig sah ich mich um.
„Komm schon“ wollte Beril mich trösten, „die werden Dir schon nicht den Kopf abreissen, schließlich hast du ja nichts Schlimmes gemacht. Und wenn Du recht hast, hast Du sogar einen Dämonen getötet. Das ist doch was Gutes, denke ich.“ Als er merkte, dass der Trost verfehlt war, frug er weiter nach:
„Was war es denn jetzt? Bis jetzt hast Du wirklich nichts Verbotenes gemacht, ausser das mit dem Stab da. Aber da hast Du ja nicht einmal einen Spruch unerlaubt genutzt, wenn Du mich nicht angelogen hast.“

Ich begann zu kichern. Dann lachte ich laut auf. Es war verrückt. „Nein,“ rief ich dann, „ich habe nichts Unrechtes getan, aber alle glauben dran.“
„Warum denn das?“ rief Beril empört, „du hattest alles getan, was du tun konntest. Dafür kann dich doch keiner verurteilen!“ Er beugte sich vor. Seine kräftigen Hände umklammerten die Schöpfkelle wie ein Schwert.
Wieder sah ich ihn an. Vor ein paar Tagen hätte ich genauso dahergeredet, frisch von der Leber weg, frei von Erkenntnissen, die jenseits gewöhnlicher Pfade gewonnen wurden. Würde er den Gitterstäben nahe genug kommen? Ich fing wieder an zu reden.
„Höre weiter.

Als ich meinen Kopf zum Loch heraussteckte, wurde ich plötzlich von ein paar Armen gepackt, die mich schnell und grob nach oben zogen.
Ich sah in eine Reihe ernster, aber bekannter Gesichter und wollte schon erleichtert grüssen, als ich einen Tritt gegen meine Kniekehlen empfing und mir meine Hände auf den Rücken gebunden wurden.
Ich war so überrascht, dass ich mich nicht wehrte. Mein Mund wurde mit einem kleinen Knebel verstopft und ein Tuch über mein Gesicht gezogen. Ich wollte etwas rufen, bekam aber nur den Geschmack des noch verbliebenen Dämonenblutes zu spüren und wurde ohnmächtig. Bevor ich jedoch wegdämmerte, hörte ich eine Stimme immer wieder rufen: „Hab ich’s nicht gesagt? Hab ich’s nicht gesagt? Da habt ihr die Beweise.“

Nach einer Weile erwachte ich wieder. Ich war an einem Pfahl in der Mitte des Lagers angebunden.
Das Tuch über den Kopf hatte jemand entfernt. Ein paar meiner Mitschüler standen in einiger Entfernung um mich herum und musterten mich. Ich wollte was sagen, aber der Knebel in meinem Mund hinderte mich daran. Über ein stumpfes Stöhnen kam ich nicht hinaus. Das reichte aber. Sie wurden aufmerksam und einer von ihnen, ich glaube es war Lerioc, ging zum Zelt der Oberen.
Nach einer Weile kamen sie hinaus.

Ich erkannte Quenlin, unseren Ordensführer, Ko’malla, meinen Mentor, mit seinem typischen schweren Gang und mit gezücktem Stab an seiner Seite und den hochgewachsenen Randot, den Meister der Tränke, an der anderen, ebenfalls mit gezücktem Stab.
Was, bei Cains ewigen Gedanken, war passiert? Ich konnte mir keinen Reim drauf machen und hoffte, alles sei ein einziges großes Missverständnis. Als sie näher kamen, studierte ich ihre Gesichter. Sie waren nicht zu deuten. Allenfalls, ja, Überraschung sah ich. Also hatte sich alles aufgeklärt, oder?

Ko’malla band mir den Knebel ab.
„Cain sei Dank, verehrter Meister Ko’malla…“
Eine bedächtig geführte Hand schlug mir die restlichen Worte aus dem Mund.
Ich spürte, wie sich Blut zwischen meinen Zähnen sammelte.
Ko’malla sah mich mit hellen Augen unter seinen dicken Augenbrauen an. Seine Augen flogen zwischen meinen Augen hin und her als könnten sie nicht fassen, was sie da zu sehen bekamen. Plötzlich wurden sie ruhig und die Pupillen verkleinerten sich. Er grollte: „Du schweigst jetzt. Was du getan hast, ist unverzeihlich. Niemals, niemals,“ Ko’malla schloß kurz die Augen, als er sie wieder aufmachte, waren sie feucht., „hätte ich mir träumen lassen, welcher Verkommenheit du fähig bist.“

Eine Hand zog Ko’malla zurück und unser Ordensführer beugte sich zu mir. Im ungewissen Licht der Dämmerung sah ich zum ersten Mal tausende von kleinen Furchen, jede, so schien es mir, für ein einzelnes Erlebnis stehend.

„Lorin, was um alles in der Welt hat dich bewogen, dieses Artefakt zu benutzen?“
Ich dachte, er meinte den Stab der alten Magier und fing an: „Als ich ihn zum ersten Mal in die Hand nahm, war diese Vertrautheit da.
So, also ob wir beide schon immer zusammengehörten. Gut, ich legte das Seelenauge auch in die Handfläche und spürte seine Macht, aber das war es auch schon.“
„Warum lügst Du, Lorin“, meinte Quenlin verdächtig sanft, „wir haben dein Zelt gesehen und das was darin geschehen ist. Du kannst nichts vor uns verbergen.“
Ich schaute ihm von unten ins Gesicht und konnte hinter all seinen Falten einen unerbittlichen Willen feststellen. Zelt? Was hatte ich nun verbrochen? Da war doch nichts mehr!
„Ich weiß nicht was Ihr meint, Meister“ entgegnete ich. Aus dem Nichts kam ein weiterer harter Schlag. Quenlin winkte kurz zu Ko’malla. „Laß vorerst“.
Er wandte sich wieder mir zu.
„Du hast Drakh Rudnam benutzt um das Heer der Dämonen wieder nach Sanktuario zu holen.“
Ich war entsetzt „Wen? Was? Aber nein, ich nahm bloß den Stab in die Hand..“
Diesmal schlug Quenlin selber zu.
„Bei Dir ist jede weitere Diskussion sinnlos.“ Zu den anderen gewandt, rief er: „Bindet ihn wieder, lasst aber den Knebel weg. Wir brechen das Lager ab. Die Kuriere sollen zu mir kommen.“
Kurz darauf sah ich sieben meiner Mitschüler wegteleportieren. Ich spürte ihre vertrauten Emanationen und schloß die Augen. Am liebsten würde ich selbst teleportieren, aber es ging nicht. Zwar hatte ich keinen Knebel mehr im Mund, aber das Tuch teilte dennoch meine Lippen und ich hätte niemals ausreichend deutlich sprechen können um diesen Spruch anzuwenden. Und ohne Stab musste ein Zauberspruch ausgesprochen werden. Die tief stehende Sonne erreichte mein Gesicht. Meine Augen tränten nicht nur wegen ihrer Strahlen .

Ein paar meiner Mitschüler , mit denen mich die üblichen Beziehungen verbanden, kamen später vorbei und begutachteten mich aus sicherem Abstand. Sie gingen jedoch schnell wieder. Offensichtlich durfte sich niemand mir nähern oder mit mir sprechen. Dann kam Staukan in Begleitung einiger Freunde und zog vom Leder. Er hatte das von gestern offenbar nicht überwunden. Da fiel es mir wieder ein: Die Stimme bevor ich bewusstlos wurde, der Dolch, alles passte. Wütend zerrte ich an meinen Fesseln und kämpfte gegen das Tuch in meinem Mund an. Staukan lachte und spuckte vor mir aus.
Fast zum Schluß kamen meine Freunde. Stippan, Rakkan und Mellin. Ernst blieben sie in diesem Zehn-Meter-Abstand stehen. Ich wollte ihnen wieder etwas durch den Knebel zurufen, aber nichts Brauchbares drang durch diese Barriere. Schließlich riß ich die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf. Stippan, mein Freund bereits aus Kindertagen und Nachbar, verstand als Erster. Er hob ruckartig seine sehnigen Arme und drückte mir demonstrativ die Daumen. Rakkan und Mellin kapierten erst dann und Rakkan rief mir zu: „Halt durch, Lorin, alles wird sich weisen.“ „Ja genau“, rief Mellin, von einem Fuß auf den anderen tretend, „ du machst so einen Quatsch nicht. Das Tribunal wird die Wahrheit herausfinden. “ Tribunal? Welches Tribunal? Ich kannte nur eines. Und das war meist mit dem Tod des Angeklagten verbunden. Mir wurde wieder schlecht. Stippan blieb zunächst still, aber er sah mir tief in die Augen. „Denke nach“ sagte er, „das ist deine einzige Chance.“

Ein paar Mädchen näherten sich. Ich erkannte Avala und Tuinna unter ihnen. Stippan, Rakkan und Mellin machten sich vom Acker, nicht ohne weiter beschwörende Gesten zu machen.

Schweigend standen Avala und Tuinna eine Minute lang vor mir. Meine lieben guten Freundinnen. Oder auch etwas mehr, wenn ich den Mut bei der einen oder anderen fassen würde. Avalas Augen schienen mir feucht und Tuinna schien mir sehr blass zu sein. Auch hier schüttelte ich langsam den Kopf, aber eine ähnliche Reaktion wie bei den anderen rief ich nicht hervor. Mitgefühl las ich in ihren Augen, aber keine Hoffnung. So, als wäre bereits die Schwere des Vorwurfs gegen mich eine Bestätigung meiner Schuld. Sie wandten sich ab, ohne ein Wort zu sagen. Die Sonne ging unter. Ich schloß die Augen.

Das Murmeln des nahen Gromm drängte sich in meine Gedanken. Verlorene Seelen im ewigen, ziellosen Geschwätz. Die Nacht war kalt und einsam.
 
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