Und noch ein Stück Vergangenheitsbewältigung
Vader & Co, 25.10.06 Musikkantine Augsburg
Eigentlich hatte ich das ja ganz anders geplant...
Mit Vader, God Dethroned und Severe Torture hatte ich mir ne Packung ausgesucht, von der ich annahm, dass meine Frau dankend ablehnt und ich ganz alleine die Sau rauslassen könnte. Aber weit gefehlt! Ihre Zusage kam ziemlich flott und voller Überzeugung :/
Nun ja, mach ich halt das Beste daraus...
Flugs hab ich in Augsburg ein Hotelzimmer genommen, die Kinder bei den Großeltern untergebracht und war mit der Holden im Gepäck unterwegs in die Schwabenmetropole.
Vor dem Konzert waren wir noch ein wenig bummeln in der Stadt, dann haben wir das Zimmer bezogen und uns "konzertfertig" gemacht. Auf dem Weg in die Musikkantine noch "schnell" beim Türken was gegessen (hat ewig gedauert, bis das Essen kam) und dann ging’s los Richtung ehemalige Reese-Kaserne, in der die Kantine zu finden sein sollte. Bis zum Kasernenzaun war’s ja nicht weit, aber irgendwie war da kein Tor zu finden
Der Fußmarsch entlang des Zaunes zog sich und zog sich... Irgendwo muss es doch da reingehen! Und endlich: Ein Tor ward gesichtet!! Und tatsächlich war das der Eingang zur Kaserne. Einen Hinweis auf die Musikkantine allerdings suchten wir vergebens. Und da auch sonst niemand anwesend war, konnten wir auch nicht der Masse hinterherlaufen. Egal, einfach mal einen der Wege genommen, der uns erfolgversprechend vorkam und wir hatten doch tatsächlich Glück, schon nach "wenigen hundert" Metern konnten wir ein Schild finden, dass uns zur Kantine leitete
Dort endlich angekommen, fanden wir einen kleinen, aber doch recht schnuckeligen Club vor, der mir vom Styling wirklich sehr zusagte (ich mag’s gerne dunkel und verraucht). Drei fuffzich für ne Halbe Augustiner fand ich allerdings für die Provinz ziemlich frech, hab mich dann doch lieber ans Schwarzbräu gehalten...
So, nach einem Aufwärmbierchen ging die Show dann auch schon los, die Österreicher von Goddamned X machten den Anfang. Nun ja, was soll ich zu diesem Auftritt sagen? Das dritte Stück begann mit einem recht netten Riff. Das war’s auch schon, mehr gibt’s dazu echt nicht zu sagen. Nö, sorry, ich fand die Band einfach sau mies.
Aber egal, zumindest konnte ich mich schon mal an die Lautstärke gewöhnen und mich davon überzeugen, dass die Akustik in der Kantine wirklich unglaublich fett ist!
Mittlerweile hatten sich so ca. 150 Leute eingefunden, die Kantine war damit nicht mal halb voll; mehr sollten es aber auch nicht werden.
Nach einer kurzen Umbauphase begann dann der Gig von Severe Torture. Von denen kannte ich schon einige Stücke, die mich allerdings nicht wirklich umgehauen haben, irgendwie fehlt’s da ziemlich an Wiedererkennungswert. Aber live könnten sie ja durchaus was taugen. Taten sie aber nicht
Auch hier sorry, aber ich fand’s einfach furchtbar. Nicht wirklich stümperhaft wie die erste Band, aber einfach unerträglich. Vor allem der Sänger ging mir so was von auf den Zeiger :angry: Ganz klar wurde mir das, als beim (zum Glück) letzten Stück der Sänger die Bühne verlies und der Rest der Band weitermachte; das war zumindest noch erträglich...
Na, bisher war’s also noch nicht so der Burner, aber es konnte ja nur noch besser werden.
Nun war God Dethroned an der Reihe. Und was soll ich sagen? DAS war mal ein Qualitätssprung! Habe ich mich vorher schon fast geärgert über dieses Konzert, war nun der Ärger mit einem Mal wie weggeblasen. Ja, so stelle ich mir nen Gig vor
Die Jungs brachten, Energie, Spielfreude, Professionalität und gute Songs auf die Bühne, gepaart mit einem richtig fetten Sound. Das aktuelle Album der Holländer gefiel mir eh schon recht gut, live haben die Stücke aber noch einiges gewonnen. Dabei spielten die vier Jungs aber nicht nur neue Stücke ("Typhoid Mary", "Hating Life", sondern natürlich auch genügend Klassiker (z. B. "Soul Sweeper", "Boiling Blood", "Arch Enemy Spain", "Warcult" und "Sigma Enigma", um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Jau, die Band hat mich mit diesem Auftritt definitiv als treuen Fan gewonnen, für mich der Gewinner des Abends!
Nun, jeder Auftritt hat mal ein Ende, so auch der von God Dethroned.
Es begannen also die Umbauarbeiten zum Auftritt des Headliners. Gefühlte 20 Minuten lang wurde im Prinzip nur eines gemacht: Das Schlagzeug aufgebaut und getestet. Aber die Arbeit hat sich gelohnt, so viel sei an dieser Stelle schon mal gesagt
So, endlich ertönten die Klänge des Intros "Between Night And Day" und die Nebelmaschine kündigte den Einmarsch der polnischen Gladiatoren an. Und los ging’s mit "ShadowFear". Wow, hat das reingehauen! Von der ersten Note bis zur letzten (aber auch einzigen) Zugabe hat man hier gemerkt, dass absolute Profis am Werk sind. Nichts war hier zufällig, alles gewollt und geplant, unbarmherzig durchgezogen bis zum bitteren Ende. So einen professionellen Auftritt hab ich noch nicht gesehen (nicht mal bei Größen wie Maiden & Co), man merkte deutlichst, dass Vader unglaublich viel touren
Und das Material, dass die polnische Abrissbirne mitbrachte, machte es natürlich leicht, sich völlig zu verausgaben: "Wings", "Xeper", "Carnal" und natürlich Material von der neuen Scheibe "Warlords", "Predator" und als absolute Livegranate "Helleluja!!! (God Is Dead)". Und da aufgrund des nur halbvollen Ladens jede Menge Platz war, konnte ich auch mein Haupt völlig ungestört kreisen lassen. Ja, das hat entschädigt für den sehr zähen Beginn!
Aber auch dieser Auftritt war irgendwann zu Ende (viel zu früh für meinen Geschmack nach nur einer Zugabe) und es blieb noch ein bisschen Zeit, ein Abschlussbier zu zischen und den Merchandisingstand zu plündern (ein Vaderlongsleeve für meine Frau und ne "Toxic Touch"-CD mit Bonusdisk für den Papa).
Leider war die Zeit dafür recht schnell um, weil die Gäste doch bald mit Nachdruck zum Verlassen der Location aufgefordert wurden (die Bands wollten wohl ein wenig unter sich sein; Gruppenkuscheln?).
Also stürzte ich mein Bier noch schnell runter (bezahlt ist bezahlt) und wir machten uns auf den Weg zum Hotel.
Was gibt’s also abschließend zu sagen: Das Konzert litt etwas am recht zähen Beginn und vor allem an der geringen Zuschauerzahl. Zwar hatte ich noch nie so viel Platz zum Bangen (hab das auch leidlich ausgenutzt), aber wirkliches Konzertfeeling mit Moshpits und Stagedivern kam nicht rüber, einfach zu wenig Leute da
Dafür war es das Konzert mit dem absolut besten Sound, dem ich bisher beiwohnen durfte, das klang teilweise fast wie Studioqualität!
Des Weiteren ist festzustellen, dass die ersten beiden Bands einfach schlecht waren, da half auch die tolle Akustik in der Kantine nichts, Dafür riss God Dethroned das Ganze wieder rum und war mehr als ein Ausgleich
Vader war sehr gut und sehr professionell und sehr... professionell. Vielleicht ein wenig zu professionell...
Aber wahrscheinlich lag’s auch hauptsächlich an der dünnen Personaldecke im Publikum, ich will’s der Band mal nicht ankreiden.
Aber da ich denke, dass ich Vader noch nicht das letzte Mal gesehen habe, kann ich ja diesbezüglich irgendwann einmal zu einem endgültigen Urteil kommen
Und die Location gefällt mir außerordentlich gut, allerdings würde ein wenig mehr Info (Werbung, Wegweiser, etc) nicht schaden, dann würden auch mehr Leute in diesen Schuppen finden.
Und das Wichtigste: Seit diesem Konzert ist mir klar geworden, dass mir was fehlen würde, wenn ich alleine unterwegs wäre