Ok, wie versprochen ein paar Worte zum Hurricane Festival 2006.
Hat mir insg. sehr gut gefallen. Viele nette Leute getroffen und eine friedliche und entspannte Atmo erlebt. Nur ein paar vereinzelte Querolanten dabei, die mal wieder den dicken Max machen mussten. Dixies in die waagerechte befördert (mit Personen) und mitten in der Zuschauermenge mit Feuerwerkskörpern hantierten. Solch Pack wurde in der Regel aber recht schnell gecatcht und konnten direkt den Heimweg antreten. Überhaupt mal ein dickes Lob an die Securitys. Direkt freundlicher, wohl auch besser vorbereitet als im letzten Jahr, so kann ich dieses mal eigentlich nur gutes berichten.
Zu den Bands;
Voltaire haben wir leider verpasst, hätte ich mir sehr gerne angeschaut. Aber der Mensch muß ja auch irgendwann mal wat essen.
Die erste Band, die wir gesehen haben, war
Elbow, gegen 19 Uhr. Die haben dann auch gleich ihren Status als eine der besten Brit/Dream-Pop Combos unserer Zeit untermauert.
Arctic Monkeys haben wir aus der Ferne gesehen, nachdem es uns zwischen den ganzen kleinen Mädchen in der Mitte doch ein wenig, nun, sagen wir, zu "ungemütlich" wurde. Die schubsten und drängelten, als würde da gerade eine Reunion der Pilzköpfe anstehen. Und ey, ich hab Slamdancing bei Cursed, Converge und Hatebreed überlebt. Mit einem 13 Jährigen Mädel zum BritPunk Sound der Monkeys zu pogen, fand ich letzlich dann aber doch ein wenig ... will ja nix kaputt machen.
Ein überraschend straighter Auftritt der Jungs, macht die Mucke in meinen Ohren auch nicht unbedingt origineller, ging aber jut ins Tanzbein. Tolle Stimmung!
Tomte interessierten mich nur am Rande. Kenn ein paar Songs der "Hinter diesen Fenstern". Einige andere kannten entsprechend mehr, und taten dies auch lauthals kund. Ein Typ neben mir konnte jeden verdammten Song mitsin ... ähm nein, grölen passt wohl eher.
Davon ab, recht angenehmer Deutschrock. Hamburger Schule eben. Nicht mehr, nicht weniger. Das Highlight des Tages war tatsächlich der Headliner. Klingt überrascht, war ich in dem Fall auch ...
Mano Chao als Headliner zu setzen ist verdammt mutig, solch eine Fanbase wie beispielsweise in Spanien hat der Kerl hier nicht. Und manch einer mag sich da vielleicht mit gemischten Gefühlen an seinen "King of Bongo Bong" erinnern. Nun, alle Vorurteile zum Trotz, die Show war wirklich, wirklich, wirklich gut. Eine explosive Mischung aus Ska, Reggae, Flamenco und Folklore. Auf Platte ernüchternd, aber Live eine Macht! Zum gelungenen Abschluss dann noch
Maximo Park. An deren intensivem Auftritt hat man gleich gemerkt, wie gut "A Certain Trigger" immer noch funktioniert. Als Rausschmeißer fungierte mein Favorit "Going Missing". Yep, ein zufriedenes Lächeln in der Fresse, alles gut.
Nächsten Tag war der Großteil unserer Gruppe ob der ausgiebigen Feierei noch ziemlich angeschlagen. Entsprechend kamen wir auch erst gegen 16:30 und somit pünktlich zum gelungenen
Raconteurs Auftritt auf dem Festival-Gelände an. Whites neue Truppe hat mir schon auf Platte gut gefallen. Live kann ich dies nun unterstreichen. Ein paar Schwächen bei den getragenen Stücken (Together, Call in a Day), konnte man überhören. Ein sichtlich entspannter Jack White, der endlich mal abseits des Stripes Rummels rocken durfte und überhaupt ein sehr relaxter Auftritt mit schön viel rockigem 70ér Flair und Gitarrengewichse. I Love It!
Apropo Gitarrenlärm ... einer meiner persönlichen drei Höhepunkte auf dem Hurri.
Wolfmother! Heilige Scheisse, was war das eine schweisstreibende Performance, im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Wunder, im Zelt herrschte drückende Hitze (neben uns kippten noch zwei Mädels um) und die Jungs spielten sich, ja, tatsächlich, sie spielten sich nen Wolf.
Wer die Band nicht kennt, hier treffen Led Zepp Riffs auf Sabbath Flair, deftiger Classic Hardrock wie er geiler und authentischer kaum sein kann. *Woohoooo* Eigentlich wollten wir uns danach noch
Blackmail anschaun, ebenfalls im Zelt, aber der Körper verlangte nach Sauerstoff. Selbst draußen bei über 30 grad schien es mir in dem Moment angenehmer. Mal so am Rande, warum manche Vollpfosten selbst im Zelt nicht auf ihre Fluppen verzichten können und somit die eh schon unerträgliche stehende Luft noch viel unerträglicher machen ... aber lassen wir dat.
Als Entspannung dienten dann die vorzüglichen
Death Cab for Cutie. Hat mich sehr gefreut, dass sie gleich ganze 4 Songs von der "Transatlanticism" gespielt haben (The New Year, Transatlanticism, Passenger Seat und We Looked like Giants), immerhin schmücken nun auch schon 5 Longplayer deren Discographie. Etwa gleichwertig wurde die letzte Veröffentlichung "Plans" bedacht (für mich ja eine kleine Enttäuschung des letzten Jahres). Und etwa 2-3 weitere Songs von den anderen Alben, die kenn ich kaum. Wie das bei Konzerten, besonders aber bei Festivals oft der Fall ist, kamen auch, bzw. gerade bei vielen eher ruhigen Vertretern der Indie-Zunft, wie zb. Death Cab for Cutie, die Stücke wesentlich druck- und kraftvoller rüber. Ganz besonders ist mir dies im Anschluss bei den
Shout Out Louds aufgefallen. Das war fast schon ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Schweden sind ja eher neben solchen Acts wie Arcade Fire einzuordnen, gingen aber nun wesentlich direkter ans Werk und rockten ordenlich das Zelt. Gute Show.
Danach erstmal ne wohlverdiente Grillpause eingelegt um pünktlich zum Strokes Auftritt wieder auf der Matte zu stehen.
Tja, die
Strokes. Wenn man die Platten kennt, sollte man eigentlich schon erahnen können, was einen da erwartet. Ein blitzeblanker Auftritt ohne Ecken und Kanten (von der rüden Aktion seitens Casablanca gegen die MTV Kamera mal abgesehen, wobei das wohl eher ein Versehen war). Gut und gleichzeitig enttäuschend, irgendwie. Es bleibt der fade Beigeschmack einer 1:1 Konvertierung von Platte auf die Bühne. Oftmals wünschte ich mir hier und da mehr Dynamik, dass die Band mal aus dem Schema F springt und mich überrascht. Aber No Way! Die Band blieb während des gesamten Auftritts über distanziert und leider auch völlig diszipliniert in ihrer Performance. Letzlich lebt diese Show also nur von den Songs, und wären die nicht so fantastisch ... aber nee, garnicht erst zuende denken.
Es war ok und es war gut, sie mal live gesehen zu haben.
Aber zum Glück gab es da ja auch noch etwas zwischen 0:30 und 2:00 Uhr. Ja Celor, etwas großes. Etwas GEWALTIGES. Jungs und Mädels, wir sprechen hier von
Sigur Rós. DAS Highlight des Hurricane Festivals! Allein die Bühnendeko muß da schon erwähnt werden; ein riesiger Vorhang im hinteren Teil der Bühne, auf welcher man verschiedene Lichtspiele und Projektionen bestaunen konnte. Auf der Videoleinwand liefen surreale Kurzfilme, und die Ausleuchtung komplett in einem Blaustich gehalten ... so, und jetzt stellt euch diese unglaublich majestätischen Klänge dazu vor. Es war ein Erlebnis sondersgleichen. Alles dabei, vom minimalistischen Klaviergeklimper bis zu den ganz großen Ausbrüchen incl. Miniorchester. Ich kann mich auch kaum mehr an die Set-List erinnern, tut mir leid. War so erschlagen von diesem Bühnenzauber. Auf jeden Fall Svefn-G-Englar und Ný Batterí von der "Ágætis Byrjun". Glósóli von der "Takk". Und noch einige mehr ... Aber die Dauergänsehaut gab es dann beim letzten Stück, Untitled#8/The Pop-Song von der "()". Das Stück mündete in einem Sound-Noise-Inferno, welches mir jetzt noch die Tränen in die Augen treibt, wenn ich nur daran denke. Ein ganz ganz großer Moment. Wir wurden erst wieder aus der Trance befreit, als die letzten Töne verstummten und die Band sich feiern ließ. Das war kein normales Konzert mehr. Verdammt nein, das war eine Demonstration! Kunst in höchster Vollendung! Ach, Worte. Worte sind in dem Fall einfach sinnlos, muss man erleben ... nun, beantwortet das eure Frage?
Der Sonntag. Wenn es um die Musik geht, würde ich ihn den Tag des Zeltes nennen, weil dort ab 16 Uhr ein Highlight das nächste jagte. Tja, und geht es ums Wetter ... aber dazu später. Zuerst mal
dEUS, auf die hatte ich mich wirklich gefreut. Aber warum wird solch eine tolle Band, die schon jahrelang im Geschäft ist und damals wegweisende Alben veröffentlicht hat, einfach in einen Nachmittags-Slot gequetscht und mit gerade mal 35 minuten Spielzeit abgefertigt. Das ist einfach mal unter aller Kanone. Aber die Band tat ihr bestes und spielte ein wirklich tolles Set ... allein "Suds and Soda", wundervoll. Leider nur ein Song von der "Ideal Crash", aber die schnellen, rockigen Nummern der Vorgänger sind halt einfach besser für ein Festival geeignet. Dann folgte gegen 16 Uhr die Highlightstrecke.
Two Gallants, wow, was eine intensive Show. Man nehme Folk, Garage, Ska und eine Prise Punk ... fertig. Dass diese zwei Menschen soviel schroffen Krach machen können, man glaubt es kaum, wenn man es nicht mit den eigenen Augen, pardon, den eigenen Ohren gehört hat. Die Gitarre völlig überdreht, und der Schlagzeuger so gnadenlos wild wie Animal aus der Muppet Show. Bei "Las Cruces Jail" bebte die Hütte. Danach die
"Cooper Temple Clause", welche ich in der Kombination, also mit den Two Gallants (und den Shout Out Louds) schon vor einigen Wochen in Hamburg bei der Haldern Zelt-Tour gesehen habe. Hat mir auch beim Hurri sehr gut gefallen. Die böse Seite des Brit-Rock mit experimenteller Note, vielen ElectroFrickeleien und zeitweise sehr mächtigen Noisemonstern. Im Anschluss
Archive dagegen eher zurückhaltend, oft im Trip Hop wildernd mit nur gelegentlichen Noise-Eruptionen. Passte nach dem sehr hektischen Treiben der Coopers wie die Faust aufs Auge. Wichtig war mir eigentlich nur, dass sie "Again", "Noise" & "Fuck U" spielen ... und Tatsache, sie haben alle drei gespielt. Ich war glücklich ...
Und dann gings los ... gegen 22 Uhr
http://www.youtube.com/watch?v=QoBERYCv0HQ
http://www.youtube.com/watch?v=FiiGQ7QGF-Q
http://www.youtube.com/watch?v=Rp28VhVWKC0
http://www.youtube.com/watch?v=ofjoUbr2GzI
http://www.stern.de/unterhaltung/musik/:Schee%DFel-Unwetter-Hurricane/564081.html
Wir sind die Nacht noch einigermassen gut weggekommen (jedenfalls im Vergleich zu so manch anderer armen Sau, besonders die Zugreisenden hats ganz hart getroffen), da unser Zeugs schon komplett in den Autos verstaut war. Muse fiel natürlich aufgrund des Sturms flach. Sehr schade, aber in dem Fall völlig korrekt. Bei solch einer Ausnahmesituation, sollte man nun wirklich keinen Künstler mehr auftreten lassen. Man könnte vielleicht noch am Veranstalter rummäkeln. Dieser hatte bestimmt schon einige Zeit vor Sturmanfang ungefähre Wetterangaben und hätte da schon reagieren, zumindest die Besucher auf ein etwaiges Gewitter vorbereiten können. Anyway ...
Es war ein grandioses Festival. Nette Menschen, tolle Bands ... und die Jubiläumsüberraschung hatte es wirklich in sich.
Achja, stimmt ... und dann war noch das hier;
http://www.youtube.com/watch?v=0GQRCXjVN8E
Bohren und der Club of Gore Bericht folgt die Tage ...