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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

So, wird nochmal Zeit:

Blackfield - Blackfield II

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Blackfield, das ist ein Projekt zweier Ausnahmemusiker. Der eine heißt Aviv Geffen, kommt aus Israel, und ist dort einer der populärsten Rock- und Pop-Musiker. Der andere hört auf den Namen Steven Wilson, ist Frontmann von Porcupine Tree und Produzent, der unter anderem schon Opeth und Fish (Ex-Marillion Frontmann) abgemischt hat.
Mit II bringen die beiden, wie soll es auch anders sein, ihr zweites gemeinsames selbstbetiteltes Album raus (das Debut erschien 2004). Darauf spielen sie wieder...Popmusik. Anders kann man es nicht wirklich beschreiben. Der Begriff ist allerdings so negativ besetzt, dass es fast weh tut, Blackfield als Popband zu bezeichnen. Ein Vergleich mit dem, was sich so als Pop in den Charts tummelt, ist mehr als töricht. Blackfield stehen für wunderschöne Songs um die 4 Minuten Spielzeit, großartige Melodien, packende Mitsingrefrains, Ohrwurmriffs, Musik, die ohne große Umwege direkt ins Herz geht. Verantwortlich dafür ist vor allem Aviv Geffen, der fast alle Songs schreibt, Wilson ist "nur" für die Produktion, die Leadvocals und Leadgitarre verantwortlich.
II bietet alles, was ein herausragendes, herzergreifendes Popalbum braucht: einen knackigen Opener (Once), melancholische Balladen (My Gift of Silence, This Killer), Romantik, ohne in Kitsch abzugleiten (Miss U, Where is my Love?), überraschende Steigerung und Dramatik (Some Day) und weltklasse Refrains (Christenings, End of the World, Where is my love?).
Die Produktion ist perfekt, perfekte Abmischung, perfekter Klang, perfekte Streicherarrangements, aber was anderes würde Wilson auch nicht auf die Welt loslassen. Der nutzt Blackfield übrigens dafür, seine Leidenschaft für kurze, klare Songs auszuleben, damit er sich mit Porcupine Tree wieder epischeren, experimentelleren Dingen widmen kann. Mit II allerdings stehen Blackfield für mich schon auf einer Stufe mit Wilsons Hauptband.
Was Geffen angeht, bin ich noch nicht so ganz auf dem laufenden, werde mich aber jetzt mal nach dessen Solosachen umsehen.

10 Songs, 42 Minuten pure Schönheit, Weltklasse. Mehr gibts nicht zu sagen.

Hörproben: http://www.blackfield.org/media.cfm, http://www.myspace.com/blackfield

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Wilson (links), Geffen (rechts)
 
Huch, da klick ich zufällig nach Monaten mal wieder in diesen Thread rein, und prompt hat der Threadersteller Geburtstag. Glückwunsch, TE!

Eine Platte habe ich zwar gerade nicht zu besprechen, aber dafür war ich gestern bei THE POLICE in München. Letztlich doch ziemlich enttäuschen, wie ich fand... Sting ist zwar nach wie vor bestens bei Stimme und hat auch die hohen Lagen ohne Tricks wuchtig genommen, aber der Sound war schlecht. Mag sein, dass das Olympiastadion ziemlich hallt, aber ich fand, dass der Band gerade in den schnellen, lauten Passagen die Kontrolle über den Sound flöten ging. Da hab ich schon viel, viel besseres gehört. Andy Summers ist übrigens auch schon ganz schön alt geworden, und sein Spiel ist nicht mehr interessant, wie es mal war.

Naja, und das alles natürlich zu absolut hirnverbrannten Preisen. Das war auf jeden Fall mein allerallerletztes Stadionkonzert. Demnächst gehe ich wieder in meine geliebten Clubs, wie neulich ins Karlsruher Substage zu den aufregenden AMPLIFIER. Aber das ist eine andere Geschichte. ;)

*wink*
 
So, dann legen wir hier halt auch mal nen Halt ein :D

Erste Scheibe: Municipal Waste - -The Art Of Partying

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Es gibt sie doch noch, die versteckten Juwelen! Eigentlich war es ja Zufall, dass mir die CD von Municipal Waste in die Hände fiel, ich wollte einfach wissen, was da im Vorprogramm von "The Haunted" auf mich zukommt. Aber so was hätte ich nicht erwartet: Eine Mischung aus Thrash und Hardcore, wie ich ihn seit den seligen Zeiten von D.R.I. nicht mehr zu hören bekommen habe. Hier leben die 80er wieder auf, ohne altbacken oder gar verstaubt zu klingen. Gut, bei der Promo ist viel die Rede von "Party Thrash Kings" und dergleichen, aber Papier ist ja geduldig, das muss nix heißen.
Doch hier passt die Beschreibung wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge, vom ersten Ton an herrscht hier der partymäßige Ausnahmezustand. Wenn ich die CD mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es Dieses: GEIL! So viel Spaß hatte ich schon ewig nicht mehr bei einer Scheibe. Der Silberling wirkt auf mich auch deswegen so anregend, weil die ganze Geschichte so authentisch rüberkommt und nicht so aufgesetzt oder bemüht wie bei vielen anderen Spaßcombos. Die Zutaten der Scheibe lassen sich wie folgt beschreiben: Eine große Dosis D.R.I., ein guter Schuss Anthrax, eine Prise Gang Green (zu Budweiser Zeiten), etwas Tankard, ein wenig Nuclear Assault und vielleicht sogar eine Spur Suicidal Tendencies. Qualitätszutaten also, die vor allem eines versprechen: Gute Laune! Und das Versprechen wird problemlos gehalten. Die gute Laune ist ansteckend, wer dabei nicht unwillkürlich grinsen muss, ist entweder so humorvoll wie unser (Noch)Landesvater oder bereits tot (wobei die Unterschiede zwischen den beiden genannten Alternativen doch äußerst marginal sein dürften). Endlich wieder eine CD, die nicht bierernst gemeint ist, sondern mit mehr als einem Augenzwinkern auf die Menschheit losgelassen wird. Einzelne Stücke hervorzuheben ist sinnfrei, dazu sind sich alle Tracks in ihrer Belanglosigkeit (das meine ich durchaus positiv) einfach zu ähnlich. Die 15 Songs (auf der Special Edition sind es wohl 17) sind kurz, schnell und auf den Punkt, die Lyrics völlig überzogen und drehen sich um weltbewegende Themen wie Kämpfe um das Essen in der Schulkantine (wer verliert, muss essen??), schwere Verletzungen beim Stagediven und ähnliches, die Produktion richtig ins Gesicht. Die Jungs aus Richmond, Virginia beherrschen ihre Instrumente ausgezeichnet, aber was mir hier besonders gefällt ist der Vocalpart: Endlich mal wieder eine Thrashcombo, bei der der Mann am Mikro nicht kreischt wie zur Zeit üblich, sondern der mal ein heiseres Organ besitzt, dass auch perfekt zur sich meist um Alkohol drehenden Thematik der Songs passt.
Ja, ich bin immer noch völlig hin und weg von der Scheibe, zumal ich das Material auch live erleben durfte und es da noch mal so viel Spaß gemacht hat.
Da stört mich auch die arg kurze Spielzeit von 32 Minuten nicht, die Zeit vergeht zwar wie im Fluge, aber wozu gibt’s denn "repeat"? Und mehrmals hören kann man die Scheibe allemal! Wer auch nur ein klein wenig auf Mucke mit Gute-Laune-Garantie steht, kommt an dieser CD einfach nicht vorbei. Bleibt als Tipp einfach nur zu sagen: Saufen... äh... kaufen!
 
Weiter gehts: Trendkiller - Living in Hell

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Aua :(
Es gibt Dinge, die tun einfach weh, da hilft auch kein Schönreden. Und genau um so ein Ding handelt es sich leider bei dieser Scheibe...
Aber mal der Reihe nach: Nach Angaben ihres Labels machen Trendkiller eine Mischung aus 80er Metal "der alten Schule", Power Metal, NWoBHM und Rotzrock (was auch immer das genau sein soll, vielleicht spielt das ja auf die Tränen an, die ich beim "Genuss" dieses Machwerks vergossen habe), auf der Vorderseite des Flyers werden sie als Hardrockband angepriesen, auf der Rückseite des selben machen sie aber einen Mix aus Heavy Metal und Rock 'n Roll (nein, das ist kein Hardrock). Ja, was denn nun? Ein wenig ratlos war ich schon und irgendwie bin ich das noch immer, obwohl ich die Scheibe nun mindestens fünf Mal gehört habe. Na ja, schieben wir die ganze Sache der lieben Ordnung willen halt ins Fach "Heavy Rock" ein.
Aber wie klingt das nun? Technisch gesehen gar nicht mal soooo schlecht, die Produktion ist in Ordnung, und die Beherrschung der Instrumente ist zumindest ok, wenn auch nichts Weltbewegendes.
Aber die Songs! Absolute 08/15 Stücke, die überhaupt keinen Wiedererkennungswert haben (zumindest im positiven Sinn). Da bleibt von den unauffälligeren Stücken genauso viel hängen wie von der Beschallung während eines Einkaufs im Supermarkt. Im negativen Sinn aber bleibt dann doch das ein oder andere misslungene Break im Hinterkopf, genauso wie manchmal sehr schwer nachzuvollziehenden Songstrukturen (z. B. bei "War").
Aber ok, muss ja nicht alles supertoll sein (immerhin ist die CD ja das Debüt der Band), man kann ja auch mal ein Auge zudrücken, wenn wenigstens der Spaßfaktor gegeben ist. Aber hier ist völlig Fehlanzeige. Ganz im Gegenteil: Hier wirkt alles todernst und das bei pulitzerpreisverdächtigen Textperlen wie "The army of dicks is coming to town, their balls are loaded, in sperm you will drown" oder "Hunted by a nymphomaniac! My dick cries for salvation! She will fuck until you dick is dead! Sex is her destination!". Kann das sein, dass da jemand schon länger nicht mehr durfte? Bei Spaßcombos könnte ich mir da immer noch einen ablachen, aber hier wird das Ganze leider völlig ohne das nötige Augenzwinkern präsentiert. Nö, sorry, das geht einfach gar nicht, das ist einfach textlicher Sondermüll!
Und als wäre das noch nicht schlimm genug, werden diese Machwerke auch noch von einer Stimme vorgetragen, die klingt, als hätte der Besitzer selbiger vom letzten Schweinebraten-Wettessen noch zwei Knödel im Hals. Ich fühle mich immer versucht, ihm "Schluck, Du S**!" zuzurufen, aber im textlichen Zusammenhang mit den Lyrics des Albums spar ich mir das lieber. Wie steht's so schön auf der Labelhomepage: "Mit Robert Poetzsch hat man zudem einen Fronter in den eigenen Reihen, dessen raues Organ mitunter an Peavey von Rage oder Grave Digger’s Chris Boltendahl erinnert und authentisch die durch Bühnen, Bars, Bierkisten und Bumsorgien im Backstage inspirierten Rock’n’Roll-Binsenweisheiten in die bangende Zuhörerschaft feuert."
Ich bin ja wirklich kein besonderer Freund von Boltes "Sangeskunst", aber das hat der arme Chris nun wirklich nicht verdient!
Nein, tut mir leid, aber auch für ein Debütalbum ist mir das zu wenig, vor allem, wenn man bedenkt, dass es die Band laut Flyer nun schon 7 Jahre gibt. Jungs, kommt runter von Eurem Dicke-Eier-Trip und legt sangestechnisch noch zwei Schippen drauf, dann können wir weitersehen, so allerdings bleibt mir nix anderes als ein Verriss...
 
Joanna Newsom - The Milk-Eyed Mender (2004, Drag City Records)


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Es gibt Alben, die einfach was neues in der Welt der Musik bringen. So einer ist das hier. Joanna Newsom hat:
- eine klassische Ausbildung in Harfe
- eine unleugbare Begabung für Liederschreiben
- eine sehr eingenartige Gesangstechnik, unter anderem von Indianertraditionen inspiriert.

Das Ganze ist beim erstem Zuhören ein Schock. Die Harfe ist kein Instrument dem man in der Welt der Folk-Rock Musik gewohnt ist. Sie klingt hier wie ein Klavier, dort wie eine Gitarre ... Newsom verwendet unterschiedliche Techniken und es gibt immer eine neue Überraschung.
Dazu kommt ihr Gesangsstil, öfters klingt sie einfach wie eine zehnjährige, kreischt und quiekt... Sie spielt mit dem Tonfall, trennt jede einzelne Silbe, spielt mit den Wörtern und den Tönen generell. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, und selbst nach mehreren Durchgängen klingen das Gesang mancher Songs etwas ... "aggressiv" (da gehen manchen die Haare auf dem Rücken hoch ^^ )..
Aber.. ihre Lieder sind wunderschöne Kompositionen, eine kleine fabelhafte Welt wo jedes kleine Detail durchdacht wurde, und die Strukturen gehen weit über das klassische Verse-chorus-verse hinaus.. Dazu kommen sehr lange Texte, jedes Lied ist an sich wie ein Märchen den man eigentlich auch einfach so lesen kann (könnte).
Hörtipps zum entdecken sind die wunderschöne Ballade "This Side of the Blue" oder das mehr epische "Sprout and the Bean".

Joanna Newsom spielt alle Instrumente auf dem Album : Harfe, Klavier, Orgel, Cembalo ...

Fazit : definitiv nicht jedermanns Sache, Joanna Newsom Debutalbum ist verwirrend und eigenartig. Jedoch gewöhnt man sich schnell an ihr Stil. Ihre Lieder sind einfach bezaubernd.

Note : 8,5/10
 
Job For A Cowboy - Genesis

Interessant...
Da behaupte ich von mir, mich im Hartwurstsektor recht gut auszukennen, und dann entzog sich ein Juwel wie die hier besprochene Scheibe doch glatt völlig meiner Kenntnis! Aber nur bis jetzt.
Denn da sonst niemand hier diesen Brecher bearbeiten wollte, blieb's also an mir hängen und ich kann mich wirklich nicht beklagen.
Die Jungs aus Glendale, Arizona hatten ja über ihre myspace-Seite schon einen Kultstatus erworben (Schande über mich, das ging komplett an mir vorbei), umso gespannter war die Fangemeinde auf das Erstlingswerk (nein, die EP zählt nicht).
An einigen Stellen war bei "Job for a Cowboy" die Rede von Deathcore oder einer Mischung aus Grindcore und Death Metal, aber davon ist auf Genesis nichts zu hören, Nein, bei der Scheibe handelt es sich um eine reinrassige Death-Metal-Granate und wer was anderes behauptet, hat einfach keine Ahnung! Vom Stil her angelehnt an Szenegrößen wie Decapitated (recht deutlich herauszuhören), Nile (auch nicht zu verleugnen) und meiner Meinung nach auch ein wenig neuere Behemoth und vielleicht sogar eine Spur Panzerchrist, ist die Richtung, in die die CD geht, eigentlich völlig klar: brutaler Death Metal der technischen Sorte, leicht europäisch angehaucht. Exzellentes Drumming, wunderbar abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, schön tiefes, aber dabei trotzdem verständliches Growling, ne Menge Breaks, die organisch in die Songs passen und nicht aufgesetzt wirken, fette Produktion; Todesherz, was willst Du mehr?
Nun, vielleicht mehr Spielzeit als die nur gut 30 Minuten, das ist schon etwas arg dünn.
Dafür weiß das Songmaterial von vorn bis hinten zu überzeugen und wird an keiner Stelle langweilig. Ich habe mir den Silberling in letzter Zeit mindestens ein dutzend Mal komplett angehört und bin immer noch nicht übersättigt, das passiert mir nicht allzu oft. Sehr schnelle Stücke (z. B. Reduced to pure filth) wechseln sich ab mit eher stampfenden Song (The divine falsehood), die atmosphärischen Zwischenspiele "Upheaval" und „Blasphemy“ sorgen weiter für Auflockerung. Anspieltipp wäre für mich "Embedded", das gibt's zum Glück auch auf der myspace-Seite der Band zu hören.
Tja, bei so viel Lob stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage, warum der Rezensent hier nicht die volle Punktzahl zückt. Nun das liegt zum einen an der schon erwähnten arg kurzen Spielzeit, zum anderen auch daran, dass mir die CD hin und wieder etwas steril klingt, ein wenig mehr Leben und Schwung wäre meiner Meinung nach nicht das Falsche.
Unter dem Strich bleibt aber festzuhalten, dass es sich bei "Genesis" um eine ausgezeichnete Death-Metal-Scheibe handelt, die jedem Jünger der härteren Gangart nur empfohlen werden kann!
 
Haemorrhage - Haematology

Ah, endlich eine neue Schlachtplatte!
Irgendwie hatte ich in letzter Zeit "Unter-Eiter", da kommt mir der neue Silberling der spanischen Goregrinder von Haemorrhage gerade recht.
Leider handelt es sich bei dem Werk nicht um neues Liedgut, sondern "nur" um eine Neuauflage und Zusammenfassung ihrer Vinyl-Splits und -Maxis, immerhin remastered und remixed. Insofern ist auch der Untertitel der CD „the singles collection“ nicht ganz korrekt, da es sich dabei nicht um Singles handelt, sondern um EPs und da auch nur um den Anteil von Haemorrhage (es sind ja immerhin fast nur Splits dabei). Dazu gibt es im erfreulich umfangreichen Booklet auch noch Geschichten und Hintergründe zu den jeweiligen Scheiben.
Doch hier trifft mich auch schon das erste Ärgernis: Die Reihenfolge der CD und des Booklets unterscheiden sich leider gewaltig. Zwar sind die Tracks der einzelnen Splits schon zusammen auf den Silberling gepresst, aber während das Booklet sinnvollerweise chronologisch aufgebaut ist, was die jeweiligen Releasedaten angeht, folgt die Reihenfolge der CD den jeweiligen Aufnahmedaten (die sich von den Releasedaten gewaltig unterscheiden), das aber leider auch noch rückwärts! Da kann wirklich niemand lesenderweise folgen, das trübt die Freude am Schmökern doch nicht unbeträchtlich. Dazu kommt noch, dass es ein zwei Tracks doppelt auf der Scheibe gibt. Zwar in unterschiedlichen Versionen (es handelt sich dabei zwei Stücke von der „Do you believe in hell“-EP), aber das Studium des Booklets leidet darunter noch mal, weil man nicht so genau weiß, wo man denn jetzt gerade ist.
Das ist umso ärgerlicher, als sich die Stücke selbst in der Remaster-Version auf (zumindest für Grindcoreverhältnisse) recht hohem technischem Niveau bewegen, hier macht sich die Nachbearbeitung deutlich bemerkbar. Die 34 Tracks klingen durchweg gut, sowohl von der Produktion her als auch von den Songs selbst.
Also ein klarer Fall für fanatische Sammler? Ich weiß nicht, als solcher hätte ich gerne die kompletten Scheiben, also auch die anderen Tracks der Splits. Ein Fan der Combo, der deren Entwicklung anhand der hier vorhandenen Scheiben nachvollziehen will? Nun, der tut sich ob der eher unwillkürlichen Zusammenstellung des Werkes ziemlich schwer. Also doch eher etwas für den neugierigen Hörer, der sich einen Überblick über das Schaffen der Spanier verschaffen will? Schon eher, auch wenn dabei die doppelt vorhandenen Tracks ärgerlich sein dürften, ganz abgesehen davon, dass es eben „nur“ die Vinyls sind und nicht auch noch die Tapes und CDs..
Fazit: Nun, Abzüge in der B-Note gibt’s wegen mangelnder Originalität (Neuauflagen sind nun mal keine neuen Songs, so remastered und remixed können die gar nicht sein), den doppelten Titeln (ja, ich weiß, es handelt sich dabei um verschiedene Versionen von verschiedenen Scheiben; trotzdem muss mir das nicht gefallen) und der nicht wirklich nachvollziehbaren Anordnung der Stücke auf der CD. Auch die Diskrepanz zwischen der Anordnung auf der CD und im Booklet sind nicht unbedingt dazu geeignet, mich milde zu stimmen. Und so wirklich mag sich mir die Zielgruppe der CD immer noch nicht erschließen, aber das muss nicht meine Sorge sein. Positiv zu vermerken gibt es die sehr solide Produktion, die deutliche Soundverbesserung gegenüber den Originalvinyls, das schöne Booklet und die "Wiederveröffentlichung" der fehlenden EP. Ergibt einiges an Licht und etwas Schatten, sprich: Mir gefällt die CD, mehr aber auch nicht; macht im Endeffekt 4 verdiente Punkte von 6.
 
Crionics - Neuthrone

Huch, was ist denn das??
Seit wann singt Vaders Peter denn bei Behemoth??
So oder ähnlich dürfte es vielen unvorbereiteten Hören beim ersten Kontakt mit dieser Scheibe gehen, mir ging’s nicht anders.
Und das liefert auch schon einen ziemlich genauen Eindruck von der neuen Crionics-Scheibe: Neuere Behemoth mit Vader-Vocals!
Ist ja eigentlich auch kein Wunder, kommen die Jungs doch aus unserem östlichen Nachbarland (nein, damit meine ich nicht Thüringen!).
Diese Zutaten sind ja beileibe keine schlechten Voraussetzungen, um eine richtig gute CD zu ergeben und genau damit haben wir es hier zu tun: Einer richtig guten Scheibe mit elf Tracks vom Feinsten. Ok, eigentlich nur 10, das erste Stück namens "Inroduction" kann man nicht wirklich dazuzählen. Und der letzte Song "Black Warriors" (der sogenannte Bonustrack) ist eine Neuaufnahme eines Demosongs von 1998, wobei der qualitativ gegenüber den neuen Tracks überhaupt nicht abfällt, auch wenn hier der schwarzmetallische Anteil gerade bei der Gitarrenarbeit doch hörbar größer ist, was dem Stück aber keinerlei Abbruch tut.
Außerdem werden neben den vorher erwähnten Behemoth auch noch andere Einflüsse verarbeitet: "Outer Empire" könnte bis auf die Vocals auch von der letzten Panzerchrist stammen, "Frozen Hope" hat einen deutlichen God Dethroned-Einschlag.
Der Silberling ist intensiv, aggressiv, fett produziert, abwechslungsreich, auf hohem spieltechnischen Niveau und mit sehr gut gelungenem Songwriting. Die Keyboardeinlagen sind stimmig, aber unaufdringlich; Blastbeat- und Doublebass-Passagen (erinnert mich manchmal zumindest teilweise an Darays Spiel) wechseln sich mit etwas ruhigeren Parts ab, Langeweile sucht man hier also vergeblich. Dazu kommt noch, dass textlich nicht die übliche Satans- oder Gewaltschiene bedient wird, sondern eher eine Art SciFi-Endzeit-Stimmung herrscht, ein frischer Wind im Knüppelgenre.
Dabei sehen die Jungs auf einigen Bildern so blackish aus, dass ich schon schwere Bedenken hatte, ob die Scheibe für mich überhaupt etwas wäre; ist sie aber voll und ganz. Der Schwarzanteil ist zwar durchaus vorhanden, aber keinesfalls übermächtig oder gar störend.
Ganz feiner Stoff, der mit einem bisschen mehr Eigenständigkeit für mich bisher ein Anwärter aufs Death Metal Album des Jahres wäre, wenn, ja wenn ich da nicht noch eine andere Scheibe gerade in der Bearbeitung hätte...
So reicht's immerhin zu verdienten sechs von sechs Punkten.
 
Nile - Ithyphallic

Das Leben ist schön, so schön mit Jade...
Könnte es zumindest sein, wenn es da nicht die kleinen Ärgernisse des täglichen Lebens gäbe. Eines dieser Ärgernisse war die Promo der neuen Nile: Ungetagt und nicht aussagekräftig benannt kamen die Tracks bei mir an. So musste ich erst mal nen halben Tag investieren, um anhand der Lyrics die Songs zu identifizieren. Immerhin 8 von 10 konnte ich dann auch einwandfrei zuordnen, beim Opener und dem Titeltrack gelang mir das leider nicht zweifelsfrei. Ich bitte also, etwaige Unklarheiten diesbezüglich nachsichtig zu betrachten.
Das war aber auch schon das Einzige, was mich an der ganzen Sache genervt hat, soviel sei schon mal verraten. Und da es sich dabei auch um ein Problem der Promo handelt, fließt das natürlich nicht in die Endbewertung ein.
Nun, wie waren meine Erwartungen an die neue Scheibe? Gelinde gesagt gigantisch!
Nach solchen Vorgängern wie "In their darkened Shrines" und "Annihilation of the Wicked" durfte da meiner Meinung nach nichts durchschnittliches kommen, es musste schon einer der Knaller des Jahres werden.
Wie vielleicht weiter oben schon erwähnt wurde: Es gelang mir doch tatsächlich, einiges an Textpassagen ohne fremde Hilfe zu entziffern. Das weist schon mal ganz zart auf etwas hin, was man durchaus als Änderung gegenüber den Vorgängeralben bezeichnen könnte: Karl Sanders befleißigt sich doch glatt hin und wieder eines verständlichen Sangesstils! Nein, keine Angst: Seine Growls sind immer noch vorhanden und nicht zu wenig davon. Aber er schafft es auf "Ithyphallic" vom Grunzen in einen etwas schnarrenderen, dafür aber deutlich besser zu verstehenden Stil zu wechseln und auch wieder zum Grunzen zurück, ohne dass es aufgesetzt oder künstlich klingt. Für mich ganz klar eine Verbesserung zu den älteren Sachen, es bringt einfach mehr Abwechslung in die Stücke.
Aber Kalle ist nicht der Einzige, der sich entwickelt hat. Schwankte George Kollias' Spiel auf der letzten Scheibe für mich zwischen Weltklasse und "nur" gut, so hält er auf dem aktuellen Longplayer sein Spielniveau durchgehen auf dem Höchstlevel und hat sich damit meiner Meinung nach aus dem Schatten seiner nicht ganz unbedarften Vorgänger Derrek Roddy und Tony Laureano gelöst. Mit diesem Album ist er in die absolute Weltspitze aufgestiegen.
Die Gitarrenarbeit ist wie immer über jeden Zweifel erhaben, abwechslungsreich und immer sofort wiederzuerkennen.
Vom spieltechnischen her also hat der neue Rundling meine Erwartungen locker erfüllt.
Wie sieht’s klangtechnisch aus? Nun, Neil Kernon (Priest, Nevermore, etc) steht als Produzent für Qualität und das hört man auch deutlich. Glasklar, druckvoll, mächtig, so knallt "Ithyphallic" aus den Boxen. Also wieder nix zu meckern.
Songtechnisch? Mir kommt’s so vor, als wären die ägyptischen Anteile im Vergleich zu früher ein wenig angestiegen, dafür aber wesentlich organischer in die Songs eingearbeitet. Auch dafür gibt’s von mir Applaus. Und wie immer wechseln sich Hochgeschwindigkeitsgeschosse (The essential Salts, mein persönlicher Anspieltipp) mit getragenen Stampfern (Eat of the Dead) ab, ein sehr atmosphärisches Instrumental (The Infinity of Stone) lockert die CD zusätzlich auf. Höchstnoten also auch auf diesem Gebiet.
Die Songs, der Klang und die Instrumente kommen also alle auf allerhöchstem Niveau daher, gibt es denn wirklich nichts an dem Album auszusetzen? Das Cover vielleicht? Nö, auch das gefällt mir sehr gut, irgendwie sehr stimmungsvoll.
Mangelnde Überraschungen? Na ja, ich habe ehrlich gesagt keine Überraschungen erwartet. Ich wollte eine neue Nile-CD und genau das ist sie: 100% Nile von vorne bis hinten.
Die eh schon bärenstarken Vorgänger ließen da nicht viel Raum zur Verbesserung, so dass sich Karl Sanders & Co darauf beschränkten, sinnvolle Kleinigkeiten zu verbessern. Das macht Sinn, das hat Hand und Fuß.
Nein, um mein Urteil kurz zusammenzufassen: Bisher das Death Metal Album des Jahres, für alle anderen Combos wurde mit Ithyphallic die Messlatte ganz schön hoch gelegt, ich weiß nicht, ob da heuer noch jemand rankommt. Vielleicht Obituary oder evtl. Hate Eternal, aber auch die werden sich ganz schön strecken müssen, um nicht hiergegen abzustinken.
Höchstnote redlich verdient!
 
X-Dream - We Interface

http://www.lastfm.de/music/X-Dream/We+Interface

Tjo eigentlich wollte ich schon lange mal eine Rezession schreiben und zwar für alle dire straits alben nur da kam wir schon wer zuvor, ebenson war cadraz bei blackfield schneller wie ich^^. Deshalb gibts diesmal was ganz anderes

X-Dream ist eine psychedelic Trance/electro guppierung aus Hamburg.
Im jahre 2004 veröffentlicht die gruppe mit We interface ein eher experimentelles album das einflüsse aus progressive und minimal techno sowie Schranz, EBM und electroclash artige soundstruckturen aufweist.


The 1st ist wie der name schon sagt der erste song der platte und auch einer der besten. Spaceiger electrodance mit netter basslines und verzerrter stimme der sängerin ariel die zu dem song passt. 9/10 punkte

Nicht ganz so verzerrt ist der gesang auf dem Titeltrack WE-Interface. Der hier deutlich die symbiose aus techelectro und psytrance zeigt. Ein gutes altes 56k modem ist auf diesem song auch zu höhren, RetrÖ. 10/10

Superintellegence geht dann eher in richtung psytech, allerdings eher langweiliger track 5/10 punkte

Try to save your song: Irgendwie mag ich diesen song und erinnert mich bisschen an rave-partys meiner jugend. Allerdings werden viele den song nicht mögen daher nur 7/10

Mit dem eher mittelprächtigen progressive techno stück Ultratube 5/10 punkte geht es weiter mit Quantum Lab, bei der wieder sängering ariel vermehrt zum einsatz kommt. Der song kann aber nicht so überzeugen wie die beiden ersten tracks daher 6/10 punkte

Virus wieder rum wird wieder etwas psychedelischer ist aber auch gut tanzbar 6/10 punkte

Distressor dagegen ist wieder deutlich minimalistischer, besteht eigentlich fast nur aus bass und erinnert an schranz oder dem song one world one sky von covenant. 6/10 punkte

Ähnlich aufgebaut ist auch slim drum, erinnert allerdings eher an langweiligen standard techno 3/10 punkten

Zerhackte Bassläufe und düsterer electro sound setzen einen guten schlusspunkt der platte, die gegen mitte eher in die belanglosigkeit driftet
10/10 punkte


Schlussfazit: Die platte fängt gut an, lässt aber dann stark nach. The 1st, der titeltrack und x-ray eyes sind sehr gute songs. der rest kann nicht wirklich überzeugen, von daher sind 7 von 10 punkten noch recht gut bewertet.
 
Killchain - One More Victim

Ne Band, die sich nach meinem Lieblingsstück der letzten Bolt Thrower benannt hat? Das macht mich aber so was von neugierig, zumal die Scheibe, um die es hier geht, auf dem Promo-Zettel vollmundig als eigentlich legitimen Nachfolger von Vaders "De Profundis" angekündigt wird.
Also rein in den Player und ab dafür!
Und das erste Stück "Those Marching To Perish" (ein instrumentales Intro) klingt schon mal sehr schick, recht atmosphärisch, könnte fast Teil eines Soundtracks sein. So weit, so gut, danach geht’s aber ans Eingemachte, sprich: die "echten" Songs.
Und da schallt dem Hörer solides, wenn auch nicht Überragendes aus den Boxen entgegen. Die Stücke bewegen sich durchweg im Midtempo-Bereich und können, ohne das Wort zu überstrapazieren, durchweg als "Old School Death Metal" bezeichnet werden. Referenzband wäre da z. B. Ribspreader.
Die Rhythmus-Gitarren sind recht tight, das Schlagzeug zweckdienlich, wenn auch manchmal etwas holprig, der Bass ist auch vorhanden; zusammen Mittelklasse würde ich mal sagen.
Doch was ist mit dem Sänger? Nun, da gehen die Probleme los: Der Mann namens Gabi (??) bedient sich einer Art schnarrenden Gurgelns, das auf Dauer doch recht eintönig klingt. Auf Dauer? Nein, eigentlich schon nach zwei Minuten. Und dadurch werden auch die Songs, die zwar solide geschrieben sind, denen aber irgendwie der Wiedererkennungswert fehlt, noch ein ganzes Stück mehr "gleichgemacht". So wirklich bleibt da leider kein Stück in den Hirnwindungen hängen.
Die Produktion ist auch einigermaßen solide, wenn auch das letzte bisschen Druck fehlt.
Hm, was bleibt abschließend zu sagen? Ein mittelprächtiges Debüt-Album, das aber noch einigen Spielraum nach oben hat, was Songwriting, Gesang und Produktion angeht.
Eine Frechheit allerdings finde ich die unterirdische Gesamtspielzeit von 24:29, von der man auch noch gut 2 Minuten für Intro und Outro abziehen muss; sorry, das gibt definitiv Punktabzug.
Und eines muss an dieser Stelle mal klargestellt werden: Mit Vader, Behemoth oder den anderen großen Ostblock-Combos aus dem Hartwurstbereich braucht man Killchain nun wirklich noch nicht vergleichen, hier fehlen noch zwei bis drölf Level. Von der „legitimen Nachfolge von "de Profundis" mal ganz zu schweigen....
Mehr als 3 Punkte sind da beim besten Willen nicht drin und die gibt’s auch nur, weil es das Debüt-Album der Band ist.
 
Bright Eyes - Cassadaga



"She said the best country singers die in the back of classic cars" - Hört man diese Textzeile aus dem auf dem neuen Album "Cassadaga" von Bright Eyes befindlichen Song "Classic Cars", wünscht man Conor Oberst keines von beidem: Weder den Tod am Rücksitz eines Autos - wobei er mit 27 Jahren ein heißer Kandidat für einen sexy Rockstar Tod wäre - noch das Label "Country Singer".
Doch dieses wird sich wohl oder übel weiterhin hartnäckig an ihn heften. Wobei - wenn das Country sein soll, dann liebe ich dieses Genre!

Da wird einem gleich im ersten Track "Clairaudients" - Intro-Pedant Oberst lässt grüßen - ein ganzes Orchester nachgeschmissen, atmosphärisch dicht und imposant. Inhaltlich wird man ein wenig in die Thematik, ja man möchte behaupten das Konzept (Konzeptplatte, anyone?) eingeführt: Religion, Kriege, Religionskriege, Sozialdarwinismus (kühne Behauptung! Aber lest selbst: "I thought you knew the drill/ It's kill or be killed"), und ja, auch ein wenig Klimakatastrophe ("Like the polar icecaps centrifuge/ First snowman built at the end of June").
In "Four Winds" begrüßt dich die Fidel mit fröhlichem Gezwitscher. Oberst macht seinen Standpunkt klar, wenn er singt: "The Bible's blind, the Torah's deaf, the Qur'an is mute/ If you burned them all together you'd be close to the truth"
Im schnulzig dahinschmachtenden "Make a plan to love me" tragen die Kitschgeigen ebenso dick auf, wie sie es im mystisch anmutenden "Middelman" nicht tun. Hier sieht er sich als Grauzonengänger, in dem er eben diese für sich beansprucht ("The gray areas are mine") und das "don't know" und "maybe so"
als "the only real reply", "the only true reply" erachtet.
Wenn Oberst dann in "Cleanse Song" mit Adam und Eva Metaphern antanzt, die Skyscrapers von Manhattan als neue Pyramiden tituliert, diese Stadt dem Untergang geweiht sieht, einen Song darauf ("No one would riot for less") schon die ganze Welt in sich zusammenbricht - ja dann wirkt das alles nur noch schön in Bezug auf das, was er eigentlich vom tiefsten Herzen aus wünscht: "So love me now/ Hell is coming/ Just kiss my mouth/ Hell is here". Die Liebe als rettendes Element.
Auf das famose "I must belong somewhere", eine Hymne an die Ordnung im universellen Chaos, folgt wohl das intimste Stück auf Cassadaga: "Lime Tree"
Oberst glaub sich in einem Fluss, kommt aber niemals im Ozean an, wird ein Haus von Freunden gebeten, fühlt sich aber stets gezwungen auf Reisen zu sein, so wandelt er, fühlt sich verloren und gefunden mit jedem Schritt, den er geht, schutzlos. "I took off my shoes and walked into the woods/ I felt lost and found with every step I took"
Mit großen Worten beendet er einen großen Song und damit ein fantastisches Album, das vor allem seiner Selbstfindung zu dienen scheint, in einer Welt, die chaotisch ist, in diesem Chaos aber doch Ordnung besitzt und vielleicht auch ein bisschen dabei untergeht. Oder auch nicht. Grauzone.
 
Opeth - Watershed

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Nach einer Woche Heavy Rotation glaube ich, dass ich das neue Werk der schwedischen Ausnahmeband Opeth so weit erfasst habe, dass eine Rezension Sinn macht. Soviel sei vorweg gesagt: diese Album ist kompliziert. Es ist wahrscheinlich das undurchschaubarste und komplexeste Opeth-Album bisher. Watershed erschließt sich nicht beim ersten Hören, auch nicht beim zweiten. Ich habe das Album jetzt vielleicht 20mal durchgehört, und ich verstehe immer noch nicht alle Songs. Alleine schon eine Genreklassifizierung anzugeben ist fast unmöglich. Früher konnte man Opeth noch mit halbwegs gutem Gewissen als Melodic Death Metal oder etwas in der Art einordnen, aber das greift schon lange nicht mehr. Death Metal mit Progressive Rock-, Jazz-, Krautrock- und Artrock-Elementen passt vielleicht halbwegs. Auf jeden Fall ist dies Progressive Metal, und zwar im positivsten Sinne des Wortes: musikalische Grenzenlosigkeit, technische Perfektion, Überraschungsmomente, komplexe Songstrukturen, Kreativität, all das sprudelt aus den Herren um Mastermind Mikael Akerfeldt nur so heraus. Ob das allen Fans gefällt wage ich zu bezweifeln, gerade Liebhaber der “alten Opeth” werden sich, wie schon mit dem Vorgänger Ghost Reveries, schwer tun. Aber auch für diese Aussage würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen, vielleicht gefällt es ja doch? Eins lässt sich jedoch sagen: dies ist ganz eindeutig Opeth. Es klingt wie Opeth, es fühlt sich an wie Opeth, und wenn man dran leckt schmeckt es sicher auch so. Aber genug der einleitenden Worte, gehen wir die Songs mal nach und nach durch.

Coil heißt der Opener, und anfangs war das Ganze für mich nicht mehr als ein mit 3 Minuten recht langes Intro. Akustikgitarren, sanfter, melancholischer Gesang, ein wenig Dramatik und vor allem eine Frau (die Freundin von Drummer Martin Axenrot, klingt meiner Meinung nach ein wenig wie eine der Damen bei Ayreons The Human Equation), die eine kurze Passage singt, als vollwertigen Opeth-Song habe ich das nicht angesehen. Aber je öfter ich den Song höre, desto schöner finde ich ihn. Ein echtes Kleinod, ein überraschender Einstieg in ein Opeth-Album, ein Song, der es verdient hat, als mehr als nur als Intro wahrgenommen zu werden. Weiter geht es mit dem ersten “richtigen” Song, Heir Apparent. Schepperndes Drumming, schwere Gitarrenriffs, so muss das klingen. Kurz wird unterbrochen, Pianoklänge, dann kann’s losgehen. Und das tut es, das Tempo wird angezogen und Akerfeldts unvergleichlich genialer Growlgesang setzt ein. Auffallend ist hier direkt mal der weiter verstärkte Einsatz von Per Wibergs Synthesizer. Mir gefällt das sehr gut, eine sinnvolle Verstärkung des Opeth-Arsenals. Weiter fällt auf, wie synchron und aufeinander eingespielt Akerfeldt und der neue Gitarrist Fredrik Akesson (vormals Arch Enemy) agieren. Der Song wechselt öfter das Tempo, einige ruhige Passagen sind unter für Opeth-Verhältnisse äußerst flotte Abschnitte gemischt, so macht das Spaß. Eine Besonderheit: Akerfeldt singt bei diesem Song kein einziges Mal clean, es wird ausschließlich gegrunzt, trotz ruhiger Passagen. Mir fällt kein Opeth-Song ein, wo das sonst der Fall ist. Nächster Song, jetzt wird es abgefahren. The Lotus Eater ist beim ersten Hören ein kaum fassbares Chaos, aber richtig genial wenn man sich einmal reingehört hat. Nach kurzem, gesummten Intro wird losgerast und ja, Axenrot darf Blastbeats spielen, ein weiteres Novum bei Opeth. Während der Blastbeatpassagen singt Akerfeldt überraschenderweise clean, beim “normalen” Drumming wird gegrowlt. Klasse. Erneut nehmen die Synthies eine mächtige Rolle ein, psychedelisch wabbern die Klänge teils ganz für sich alleine bevor wieder losgerast wird. Etwa bei Minute 3 wird es dann abgefahren, merkwürdige, gameboyartige Töne werden untergemischt, aber das wird im Laufe des Songs noch mehr. Erstmal kommt eine ruhige Passage mit sanften Klängen, fast meditativ. Ab Minute 5 klingt’s etwas bedrohlicher, eine disharmonische Gitarre leitet den wohl verrücktesten Opeth-Part ever ein. Jazz fast in Reinkultur ist da zu hören, aber wieder mit diesen Gameboy-Tönen. Gewöhnungsbedürftig, aber gut. Dann geht’s zurück in die normale Songstruktur, wenn man bei Opeth überhaupt von sowas sprechen kann, nach gut 9 Minuten ist der Spuk dann plötzlich vorbei. Weiter geht’s mit der Ballade Burden. Anfangs dachte ich: “Mein Gott, wie kitschig!” 70er Schmalzrock/-prog vom feinster, aber fast schon zuviel Schmalz und Pathos. Aber auch diese Einschätzung hat sich etwas geändert, der Song hat einfach unheimlich viel Power und Emotionen (”Drama Baby!”). Was Mikael Akerfeldt hier präsentiert, das konnten seine Heroen von Camel oder den Scorpions (ich konnte es kaum fassen, aber das sagt er in der beiliegenden Doku wirklich) auch nicht besser. Scheiß auf Wind of Change, hier kommt Burden. Teilweise erinnert der Song mich auch an Epitaph von King Crimson. Ein herausragendes Synthiesolo gibt es in der Mitte und am Ende ein fantastisches Gitarrensolo im Stile von Pink Floyd, beziehungsweise vier kurze Soli, Akerfeldt und Akesson wechseln sich ab um dann gemeinsam zweistimmig den Schluss zu spielen. Das erinnert stark an Floyds Comfortably Numb und ist wirklich klasse umgesetzt. Respekt, sowas hätte ich nicht erwartet. Der Song sei jedem Progrock-Fan, der nichts mit Metal anfangen kann, wärmstens empfohlen. Nervöses, disharmonisches Gitarrengeklimper und merkwürdiges Lachen leitet zum doomigen, düsteren Porcelain Heart über, der ersten Singleauskopplung. Die längere Albumversion ist deutlich stärker als die gekürzte Singleversion, trotzdem ist dies der Song, mit dem ich bisher am wenigsten warm geworden bin. Es wird ausschließlich clean gesungen, ruhige Passagen wechseln sehr gleichmäßig mit flotteren, aber auch die bleiben eher harmlos. Atmosphärisch ist der Song sehr dicht, wirklich begeistern kann er mich aber (noch) nicht. Das folgende, mit 11 Minuten längste Stück Hessian Peel dafür umso mehr. Den Song habe ich erst gar nicht verstanden, aber irgendwann hat es “Klick” gemacht und momentan ist er eindeutig mein Favorit auf dem Album. Ein sehr ruhiger Einstieg, wunderschön, eine fantastische Gitarrenmelodie und wundervoller Gesang von Akerfeldt, der Typ hat auch im cleanen Bereich eine unglaubliche Stimme. Ab Minute 2 wird’s dann verstörend, nervöse Gitarren, rückwärts abgespulter Gesang (altes Rockklischee, ja, aber hier passt es einfach) und plötzlich setzt bei Minute 4 eine unglaublich wuchtige und bombastische Passage ein, die aber schnell einem “Ruhe vor dem Sturm”-Abschnitt weicht. Einzelne Pianotöne, dann ein zittriger Synthie, ein Basslauf und dann bricht auf einmal ein Sturm los. Wahnsinn, wo kam das jetzt her? Akerfeldts Guturalgesang ist ein Schlag ins Gesicht nach diesem Anfang. Am meisten begeistern mich hier jedoch die Gitarrenläufe, die so unheimlich synchron verlaufen. In der Rehearsal-Doku ist das auch echt toll anzusehen wie sich die Hände von Akerfeldt und Akesson absolut identisch auf den Gittarenhälsen entlang bewegen. So plötzlich wie er begann ist der Sturm auch wieder vorbei, nur um am Ende des Songs nochmal loszubrechen. Hier tauchen dann auch die verstörenden Töne aus The Lotus Eater im Hintergrund wieder auf. Der letzte Song, Hex Omega, beginnt druckvoll, aber so ganz erfasst habe ich den bisher noch nicht. Aber das geht mir mit den letzten Titeln auf Opeth-Alben immer so, Blackwater Park z.B. hat auch lange gebraucht bis es zündete. Auf den druckvollen Anfang folgt eine ruhige Unterbrechung, dann wird’s wieder etwas bombastischer, immer im Wechsel. Den Ausklang des Albums verursacht dann eine sehr düstere, schleppende Passage, wie der Anfang von Heir Apparent. Und das war’s dann. Puh, ein ganz schöner Brocken, so sitzt man nach konzentriertem Hören erstmal da.

Eine ganze Menge Text, aber kommen wir nun mal zum Fazit. Wenn nicht viel passiert wird Watershed wohl mein persönliches Album des Jahres. Ja, es ist schwer verdaulich. Aber gerade das macht es so großartig. Ich schätze, ich werde noch eine Menge Spaß mit diesem Album haben, es gibt da noch viel zu entdecken, und das ist es, was ein gutes Album ausmachen sollte. Es muss nicht beim ersten Hören “Klick” machen. Wenn das nach und nach passiert ist es auch gut. Opeth beweisen jedenfalls mal wieder, dass sie eine wahrhaft progressive Band sind. Sie sind nicht selbstreferentiell und repetativ wie große Teile der Progressive Metal-Szene, sie sind wirklich innovativ und mutig, und das ist einfach großartig.

Die Special Edition gibt es mit DVD inklusive Doku über die Rehearsal-Sitzungen, Interviews mit der Band, dem kompletten Album als 5.1-Mix und drei Bonustracks, die ich allerdings noch nicht oft gehört habe, um mir eine Meinung drüber bilden zu können.

Die Songs bei Youtube:
Coil
Heir Apparent
The Lotus Eater
Burden
Porcelain Heart, Musikvideo
Hessian Peel 1/2, 2/2
Hex Omega
 
Hail Of Bullets - ... Of Frost And War
VÖ: 16. Mai 2008
Zeit: 52:49
Label: Metal Blade
Homepage: www.hailofbullets.com


Lange hat man nichts mehr gehört von Martin Van Drunen, einen der Musiker, die den Begriff "Old School" geradezu herausfordern, zumindest, was den europäischen Death Metal betrifft. Wenn sich dann jemand wie Herr Van Drunen mit Musikern wie Ed Warby (Gorefest), Theo van Eekelen, Stephan Gebedi und Paul Baayens (alle Thanatos) zusammentut, kann dabei ja nur ein Produkt herauskommen, das ebenfalls den Begriff Old School in die Welt hinaus schreit.
Nun, wie nicht anders zu erwarten, ist "... Of Frost And War" ein Death Metal-Album alter Schule geworden, ganz alter Schule sogar. Martins Vocals klingen immer noch so kaputt wie zu besten Pestilence-Zeiten, Eds Schießbude erinnert mich mehr als einmal an selige Death-Alben der frühen Periode und die Saitenzupfer lassen regelmäßig Gedanken an Bands wie Hypocrisy oder gar Bolt Thrower aufkommen. Das Ganze klingt aber nicht schal oder gar altbacken, sondern entführt den geneigten Hörer auf eine Reise in längst vergangen geglaubte Zeiten, in denen eh alles besser war. Ja, schon lange habe ich keinen Retro-Trip mehr so genossen wie diese CD hier. Alle Aspekte, die der Death Metal in den frühen 90ern zu bieten hatte, erstrahlen hier in hellstem Licht, nicht zuletzt auch ein Verdienst der bombigen Produktion von Dan Swanö, der auch noch den Opener "Ordered Eastward" mit einer gesanglichen Gastperformance veredelt. Auf dem Rundling klingt alles so, wie es klingen muss, klar und transparent, ohne auf die Wucht der tiefen Töne zu verzichten. Selten habe ich so ein passendes Klagbild gehört. Das ganze Album wirkt organisch gewachsen, vielleicht auch, weil mit dem Rundling eine Geschichte erzählt wird, nämlich die des Ostfeldzuges. So nimmt es auch nicht Wunder, dass sich die Stimmung, die das Werk erzeugt, langsam, aber unausweichlich im Laufe der Spielzeit ändert: Herrschen Anfangs noch etwas schnellere, aggressivere Stücke vor, die den Vormarsch der deutschen Truppen klanglich untermalen, werden die Tracks zum Ende der CD ein ganzes Stück düsterer, melancholischer, ja sogar verzweifelt. Da wurde ganz großes Kino vertont, dazu gehört eine gewaltige Portion Können und Gefühl. So ist auf dem ganzen Output auch keine Spur von Langeweile zu entdecken, man könnte fast von einem Konzeptalbum sprechen.
Ob man "... Of Frost And War" jetzt als Debüt-Album von Hail Of Bullets oder als Comeback-Scheibe von Herrn Van Drunen betrachten sollte, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass mit diesem Mörderteil die Messlatte für die heuer noch folgenden Death Metal-Werke gaaaaanz weit hochgelegt wurde, da traue ich höchstens noch Bolt Thrower zu, Paroli bieten zu können. Für mich der bisherige Höhepunkt des Jahres...
 
In Extremo - Sängerkrieg
VÖ: 09. Mai 2008
Zeit: 55:30
Label: Universal Records
Homepage: www.inextremo.de


Was habe ich nicht alles für persönliche Opfer für euch gebracht! Habe ich mich doch glatt dazu gezwungen, auf der Listening-Session der neuen In Extremo-CD kostenloses Bier zu trinken und auch für den angebotenen Burger durfte ich leider nichts zahlen. Das hat ganz schön weh getan, aber was tut man nicht alles für den Leser! So viel musste mal gesagt sein, um euch einen Eindruck zu vermitteln, was ich alles auf mich genommen habe, nur um eine Scheibe rezensieren zu können, deren Inhalt eigentlich gar nicht meinen "normalen" Hörgewohnheiten entspricht...
Wenn man die ersten beiden Akustik-Alben mitzählt, handelt es sich bei Saengerkrieg um das neunte Album der Mittelalter-Rocker und man unbestritten kann wieder von einer Weiterentwicklung sprechen. Rockiger als die bisherigen Werke kommt die CD daher, zwar immer noch als Mittelalterrock zu bezeichnen, aber mit einer Betonung auf dem Wörtchen "Rock". Das fällt schon beim Opener "Sieben Köche" auf, der schmissig und schwingvoll aus den Boxen schallt, leicht zugänglich und immer nachvollziehbar. Auch das dann folgende Titelstück legt einen ordentlichen Groove an den Tag, ohne sich wirklich an irgendwelche Modeerscheinungen anzubiedern. Aber keine Angst, auch ruhigere Momente kommen auf Saengerkrieg nicht zu kurz, wie man z.B. an Tracks wie "Mein Sehnen" oder dem sehr stimmungsvollen Rauswerfer "Auf's Leben" hören kann. Genauso gibt es wieder die augenzwinkernden Momente mit "Flaschenpost" oder "Frei Zu Sein" und auch traditionelles Liedgut wird mit "Requiem" verarbeitet. Sehr abwechslungsreich ist das Album also geworden, hier sollte sich niemand langweilen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Mischung aus modernem Rock und mittelalterlichen Klängen im Vergleich zu den Vorgängeralben noch ein ganzes Stück an Homogenität gewonnen hat. So wirken die traditionellen Instrumente an keiner Stelle aufgesetzt oder gar unpassend, sondern fügen sich völlig harmonisch ins Gesamtkonzept der Stücke ein. Es scheint so, als hätten die Berliner beim Songwriting einen großen Schritt nach vorn gemacht, und das bei der unbestrittenen Klasse der älteren Arbeiten. Über die Künste der Band an ihren jeweiligen Instrumenten werde ich mich hier nicht auslassen, das hieße nichts anderes, als Eulen nach Athen zu tragen. Genauso ist die Produktion der Scheibe über jeden Zweifel erhaben, was ich auch nicht anders erwartet habe.
In Extremo schaffen es auf ihrem aktuellen Output, ihren Sound zu verfeinern und auch zu erweitern, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Mit dieser CD dürften sie viele neue Fans gewinnen, ohne ihr altes Publikum mit unpassenden "Entwicklungen" zu vergraulen. Ein sehr unterhaltsames Werk, das jedes meiner Eingangs erwähnten Opfer wert ist, oder, um es mit dem Titel des Openers zu sagen: Hier haben die vielen Köche den Brei keineswegs verdorben...
 
[müll] sry bin im falschen fred gelanded
 
4 Jahre? Ernsthaft? -.-

Ich schieb den mal ins Musikforum.
 
Atlantean Kodex-The Golden Bough
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Waren AK schon mit ihrem Pnakotic Demos eine von mir doch mit großen Erwartungen durchtränkte Band, haben sie eben jene auch mit ihrem Album vollkommen erfüllt - sogar übertroffen.

Vorweg möchte ich vor allem erstmal die Produktion des Albums loben. Selten etwas so passendes gehört. Super aus differenzierte Instrumente, jedes Instrument kommt genau so laut daher, wie ich es als perfekt beschreiben würde. Dazu noch diese wahnsinnige Drumproduktion sowie das unfassbare Drum-SPIEL. Kein Drum-PC, das hört man an jeder Ecke und jedem Ende raus. Wahnsinn!

Nun zu den Songs:
Fountain Of Nephente ist für mich ein perfekter Einstieg und ich finde die kleine Parallele zu dem auf dem Demo enthaltenen "From Shores Forsaken" schlicht und ergreifend passend und perfekt. Das Album mit einem Wellen-Geräusch starten zu lassen und dann so einen Knaller vor dem Herren zu bringen, ist einfach untopbar. Dazu kommt noch, dass an den Gitarren so unfassbar viel passiert, dass ich beim ersten Durchgang der Scheibe gedacht habe, sie haben alle ihre Ideen und Riffs bereis hier verbraten.

Pilgrim allerdings toppt diesen Song noch. Es ist eventuell - neben der Bandhymne - der beste Track auf dem Album für mich derzeit. Unfassbares Songwriting was hier an den Tag gelegt wird und die Chöre am Ende des Stückes, die einige an Child Of time erinnern, ist so unfassbar stark, das ist einfach purer epischer Heavy Metal auf Top-Niveau. Wäre das Album ab hier ein gnadenloser Reinfall, es hätte sich allein schon wegen der ersten 2 Tracks gelohnt zu kaufen. Aber es soll ja noch besser werden...

Temple Of Katholic Magick (The White Godess lass ich mal raus) schlägt dann in die gleiche Kerbe wie die ersten beiden Tracks und hier gefällt mir gerade die Art wie der Sänger den Text singt. Es ist auf der einen Seite sehr einprägsam und ergreifend, auf der anderen Seite aber auch vielseitig und toll gemacht. Ich finde es immer wieder spannend, dem Sänger zuzuhören. Seine Stimme ist zwar nicht technisch hopchwertig wie die eines Bruce Dickinson oder eines Eric Adams, aber das ist wurscht, denn schlecht ist sie nicht. Dazu kommt noch, dass manchmal die Stimme im Hintergrund und dann mal wieder im Vordergrund steht, was perfekt arrangiert wurde und keinesdalls negativ auffällt.

Mit dem schnellen Rocker "Disciples Of The Iron Crown" werden manche ihre Probleme haben, weil er anfänglich so gar nicht ins Konzept reinpasst. Wenn man erstmal die 3 Epen gehört hat, will man eigentlich genau so weiter machen. Allerdings finde ich den Bruch mit diesem Song, der das Album praktisch in 2 Hälften spaltet passend und genau zur Rechten Zeit. Ein wenig Abwechslung steht gerade dieser Musikrichtung gut ins Gesicht. Jetzt werden viele denken "schön udn guit, aber der Song an sich ist halt nicht toll" und hier muss ich halt vehement widersprechen. Ich finde den Song grandios und von der hintergedanklichen Punktzahl mittlerweile genauso gut wie die ersten 3 Songs. Dass der Chorus etwas... arm geraten ist, ist nun wirklich der einzige Knackpunkt. Ansonsten ist es gut, auch mal die Band richtig rocken zu sehen.

Vesper All Hymn ist dann wohl der abwechslungsreichste Song, der durch einen grandiosen aufbau im Albumkontext besticht. Wäre der Track von Anfang an sehr balladesk ausgefallen und würde er sich nicht erst dazu hinentwickeln, würde das den Album nach Disciples Of The Iron Crown wohl etwas seltsam klingen und es wäre schlicht unpassend. So aber hat man sich die Gedanken gemacht, was ich sehr toll finde. Der Track hier ist auch wieder mehr auf den Gesang ausgelegt wie ich finde und zeigt, dass der Sänger gut was drauf hat, Emotionen rüber zu bringen. Technik ist nicht alles, Gefühl ist mir wichtiger und hier kommt eine gute Technik mit viel Gefühl rüber. Einfach nur toll!

"The Atlantean Kodex", die Bandhymne ist dann mein absolutes Highlight der Scheibe. Was hier abgeht, ist der Wahnsinn in Tüten. Es ist packend, ergreifend, fortreißend und einfach nur Adrenalinausschüttent. Obwohl das Tempo nicht so hoch wie bei Disciples Of The Iron Crown ist, finde ich, passiert hier noch mehr. Es reißt einen mit fort, treibt einen durch den ganzen Song und lässt einen erst los, wenn der Song beendet wird. Wenn das nicht ein absoluter Oberhit ist, weiß ich auch nicht.

A Prophet In The Forest kannte ich ja teilweise schon von den Pnakotic Demos. Aber was die Band letztendlich in der Zeit seit den Demos hier draus gemacht hat, ist einfach so unfassbar viel mehr, dass ich ein Dauergrinsen habe, wenn ich den Song wöre. War er auf den Demos schon sehr gut, ist er jetzt ein absoluter Meilenstein des Epic Heavy Metals. Als letzten Song so ein unfassbares Brett zu bringen, ist schon sehr geil. Und mit dem Track (plus dem Titeltrack was aber nur ein Outro ist) das Album zu beenden und den Zuhörer nach 65 Minuten fassungslos ob dessen was er da gerade gehört hat, zurück zu lassen ist sehr geil - weil man will am liebsten gleich noch mal das Album hören. Denn diese 65 Minuten gehen eifnach so schnell um, als würde ich Slayers Reign In Blood hören, die gerade mal halb so lang geht.

Atlantean Kodex haben geschafft für mich persönlich jedes, aber wirklich jedes Manowar-Album im Vorbeigehen zu schlagen - aber vor allem, weil es auch als Vergleich passend ist, "Into Glory Ride" ganz alt aussehen zu lassen. Sie schaffen es, teilweise das Tempo anzuziehen und dennoch episch zu sein. Sie schaffen es, Songs zu schreiben die ich zum einen als zeitgemäß empfinde, was wahrscheinlich an der Produktion liegt, aber auch als zeitlos ansehe, denn in 10 Jahren wird dieses Album immer noch ein Meilenstein sein. Ein Fels in der Brandung dafür, dass man wischen 1990 und 2011 immer noch wahnsinnig guten Epic Metal spielen kann. Für mich reiht sich damit Atlantean Kodex jetzt schon ohne große Probleme in die Riege der wahnsinnig guten Epic Bands wie Manilla Road, Bathory oder Manowar ein. Ein absolutes Meisterwerk und eine Dekade mit diesem Album zu beginnen zieht entweder weitere wahnsinnig gute Alben von der gleichen oder anderen Bands nach sich - oder 2010 bleibt als einziges Jahr in den folgenden 10 Jahren ein wahnsinnig gutes Metal-Jahr.

*verneig* Ganz klar mit unfassbar großem Abstand die Platte des Jahres.

Punkte: 10 / 10
 
Fuel Of Hate - Between Darkness And Light (EP)

Fuel Of Hate - Between Darkness And Light (EP)
Stil: Melodeath
VÖ: 22. Oktober 2011
Zeit: 20:46
Label: Eigenproduktion
Homepage: Fuel of Hate
MySpace: Fuel of Hate


Es gibt Selbstbeschreibungen, die nicht vollkommen glücklich gewählt sind. So geben die 2008 gegründeten Fuel Of Hate auf ihrer Gesichtsbuchseite als Genrebeschreibung Metal/Deathcore an, was den flüchtigen Besucher zu glauben verleiten könnte, man habe es hier primär mit einer Metalcore-Band zu tun, die hin und wieder in todeslastigere Gefilde abdriftet. Und hier irrt dann der Besucher...

Denn die Basis des Sounds der Oberösterreicher ist ganz klar im Melodeath zu sehen. Dieses Grundgerüst wird dann garniert mit deutlichen Thrash-Spuren und nur ganz wenig Anleihen aus dem Core-Bereich. Das Ganze ergibt dann eine moderne Mischung, die zwar nicht vor Originalität strotzt, in die aber genug gute Ideen eingeflossen sind, um nicht völlig gesichtslos daher zu kommen. Gerade die eingewobenen Melodiebögen können durchaus überzeugen, während die härteren Passagen eher unspektakulär, wenn auch recht solide ausgefallen sind. Vier Songs sind jetzt nicht die Welt, um sich ein Bild davon zu machen, ob genug Abwechslung im Sound von Fuel Of Hate zu finden ist, aber zumindest unterscheiden sich diese vier Tracks doch einigermaßen voneinander, so dass zumindest während dieser 20 Minuten genug Unterhaltung geboten wird, um den Hörer bei Laune zu halten.

Umgesetzt haben die fünf Österreicher ihr Material recht ansprechend, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Jungs den Rundling komplett in Eigenregie erschaffen haben. Da klingt nichts nach Proberaum, sondern richtig knackig und druckvoll abgemischt, vielleicht mit ein wenig zu viel Betonung auf die Schießbude, wobei das wirklich nicht schlimm ist. Instrumental klingt die Sache auch sehr ordentlich und sowohl das Growlen als auch das Keifen genügt genretypischen Anforderungen. Nur die Klargesangspassagen sind wie so oft nicht immer das Gelbe vom Ei und schwanken zwischen "einigermaßen erträglich" und "ziemlich grenzwertig". Aber mit diesem Problem steht das Quintett nicht alleine da im modernen Metal.

Between Darkness And Light ist alles andere als schlecht geworden. Eigenständigkeit ist noch nicht das Ding der jungen Truppe, aber in ihrem Genrekontext machen sie eine durchaus passable Figur. Mal sehen, wohin die musikalische Reise führt, der Anfang ist schon mal gemacht.
 
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