Bright Eyes - Fevers and Mirrors
Um gar eines vorweg zu nehmen :
Dieses Album ist genau jenes, das ich niemandem zum einfach so hören empfehlen würde. Ebenso Anfangs Bright Eyes Hörern würde ich eher zu den zwei neueren, beziehungsweise "Lifted..." raten, da jene mehr ins Richtung Pop gehen, was bedeutet, dass die Musik eventuell etwas gefälliger auf diesen Scheiben klingt.
Wobei "Anfänger" bei Fevers&Mirrors ganz bestimmt scheitern, ist die Stimme.
auf keinem Album penetriert Conor seine Stimmbänder so dermaßen, wie auf diesem, für mich sehr gefälligen Stück Kunststoff.
Bei einer Rezension mit einer Warnung zu beginnen, lässt schonmal schlechtes vermuten. Was ich jedoch gerne hinzufügen möchte, ist, dass bei intensiver Beschäftigung und eindringlichem Hören von "Fevers & Mirrors" etwas derart wunderschönes, melancholisch nur von Oberst selbst zu Übertroffenes, berührendes zu Tage kommt, das man es als passionierter Depri, beziehungsweise jemand, mit der Bevorzugten, in Depri gehenden Musikrichtung, jene Scheibe bestimmt mindestens unter den Top 10 haben wird. Mit den 6 andren Bright Eyes Platten und vier weiteren, hinterrangigen.
Den Anfang macht wiedermal ein eher unkonventionelles Intro, wie wir es von Oberst bereits gewöhnt sind. Ein kleines Mädchen erzählt eine Geschichte über Freundschaft und Liebe, Conor bessert sie immer wieder aufgrund falscher Aussprache aus. Nahtlos hängt sich ein akkustischer Leckerbissen "A Spindle, a Darkness, a Fever and a Necklace" dran, ähnlich wie bei "Lifted...". Natürlich traurig wie eh und je. "An there were girls bringing water, like a dream they came to cure the
FEVER of my brain."
Anschließend eine flotte Nummer.
Doch versteckt Conor hinter flotten Melodien gerne tiefdepressive Texte.
Irgendwie illusionorisch. Das Stück heißt "A Scale, A Mirror and those indifferent Clocks". "Here is a
SCALE. Weigh it out and you´ll find easily more that sufficient doubt that these colours you see were picked in advance by some carfeul hand with an absolute concept of beauty."
Der folgende Song schließt sich wieder nahtlos an, überhaupt ist das Outro des vorhergegangenen Liedes immer das Intro des nächsten. Ein wunderschönes, stimmiges Detail, das bei näherem Betrachten durchaus gefällt, vorallem weil das Konzept des Albums aufgrund der Zusammengehörigkeit der Lieder schön hervorgehoben wird.
"The Calender hung itself...." frägt ein Mädchen, ob ihr Freund ihr denn auch jeden Wunsch erfüllt und sie auf Armen durch die Welt trägt, sie wie eine Göttin behandelt. "Does he kiss your eyelids in the morning when you start to raise your head?" ............
"Does he walk around all day at school with his feet inside your shoes? Looking down every few steps to pretend he walks with you?"
Überaus rhytmisch ist diese Nummer, keine Atempause gegönnt.
Jedoch muss man hier bereits auf Obersts Stimme gewappnet sein, jene ramponiert und poltert bis die Stimmbänder glühen.
Nach dem hektischeren Anfangspart folgt der ruhige Mittelpart, der sich über drei Songs ertstreckt, welche sich dem Ende hinzu zu Schreiexzessen entwicklen.
Aufgepasst. Hervorzuheben ist "Something Vague" und "Arienette", welche in so einer Verzweiflung enden, dass man mit Conor fühlt, ihn umarmen und mit ihm weinen möchte.
Diese vorhin erwähnte Ariennette nimmt insgesamt eine recht zentrale Stelle in "Fevers & Mirrors" ein.
Nach einem sanften Anfang, überleitend zu einem polternden Anfangsteil, danach folgernd der ruhige Mittelpart, kommt nun das wieder sich langsam steigernde, mit einer wunderschönen Klaviernummer "When the curios girl realizes she´s under glas" sich einleitende, wilde dritte Viertel.
Wieder wunderbar anschließend folgt "Haligh, Haligh, a lie, Haligh".
Oberst lässt eine schmerzhafte Trennung revuepassieren, die Anfangszeit mit ihr. "There was once you said you hated ma suffering and you understood und you´d take care of me. You would always be there. Well where are you now ?"
Ja, wo ist sie denn jetzt ? tz.
Eine sehr meldodiöse Nummer, die mir Anfangs am meistens zusagte, da sie einfach popig und wahr ist. Die Hookline geht gleich ins Ohr, der Refrain ist im Grunde der beste auf dem Album.
Der Begriff "Mirror" nimmt abermals im Endpart des Liedes eine gewichtige Rolle ein.
"I know not who I am but i talk in the
MIRROR to the stranger that appears." Conor spricht mit dem Fremden, der im Spiegel vor ihm steht. Die Diskussion scheint im Kreis zu gehen, immer wird nur eine Seite dargelegt. Nichts ist klar.
Überhaupt ist Selbstidentifikation ein bedeutender Aspekt in diesem mit Symbolismus vollgestopften Album.
Nach "Center of the World", einem unheimlich warmen, dem Ende hinzu wieder exzessiven Stück, voller Obsession und Melancholie, hört man "Sunrise, Sunset".
Der Alltag steht hier im Mittelpunkt, "Sunrise, Sunset, you wake up then you undress, it always is the same". Allerdings behauptet Conor, dass morgens der Tag schöner beginnt, als er abends aufhört. Deutlich zu erkennen in "Sunrise, Sunset, you´re hopeful and you regret" / "Sunrise, Sunset, you´re manic or you´re depressed, will you ever feel okay ?".
Meines Erachtens stellt er hier zwei Aussagen im Schema A-B-A-B zueinander.
Also "Sunrise - you´re hopeful" und "Sunset - you regret". Anfangs geht man voller Hoffnung aus dem Haus, die Morgenröte wärmt dich, gleichzeitig siehst du deinen Atem. Abends gehst du ins Bett und bedauerst deine Fehler, du hast einiges an Scheiße heute gebaut. Im Outro flüstert Conor "Where are you Arienette? Where are you Arienette?".
How about this Arienette? How does she fit into all this?
Well I would prefer not to talk about that in case she is listening
Oh... I'm sorry... I didn't realize she was a real person
She's not... I made her up
Oh so she's not real
Just as real as you or I
I don't think I understand
Either do I but I will after I grow up. I mean a lot of things are really unclear for me right now
Ein wunderschön ruhiges Lied, gewidmet der Erfüllung der Wünsche eines jeden, führt in eine Art Interview, über das Album "Fevers & Mirrors" auf dem gleichnamigen Album. Wer scharf nachdenkt, wird wohl bemerken, das man hier etwas nicht ganz ernst nimmt.
Trotzdem lichtet sich Obersts Persönlichkeit ein wenig.
Aussagen, die paradoxer nicht klingen können, sowie Eingeständnisse, wie sie selbstergründender garnicht seien können werden einem hier an den Kopf geworfen. Ganz ernst ist hier schätzomative nicht wirklich viel gemeint, einiges klint einfach total überzogen, man weiß nicht, was man Oberst nun glauben kann und was nicht.
"How long do you work at this station?"
"Oh, just a few minutes." Muss der Interviewer eingestehen, nachdem Conor sich über dessen Unverfrorenheit aufregt.
Vorher wird Oberst noch um den im Album vorhanden Symbolismus befragt, ja was bedeutet denn nun diese ständige Wiederholung der Wörter "Scales, Mirrors, Fevers"; welche ob ihrer Quantität nun wirklich so kaum an nur einer Hand abzuzählen sind?
----A Well the
fever is basically whatever ails you or opposes you. It could be anything... in my case its my neurosis, my depression, but I don't want it to be limited to that. It is certainly different for different people. Whatever
keeps you up at night.
----A And the
mirror is just as you might guess... self examination or reflection in whatever form, this could be vanity or self loathing. I know I'm guilty of both.
----The
scale is essentially our
attempts to solve our problems quantitively... Through logic or rationalisation. In my opinion this is often fruitless... but not always...
Soviel dazu.
Ein gewichtiger Grund dafür, warum ich dieses Album liebe, ist dieser verdammte Symbolismus, der wiederrum Illusion bedeutet.
Illsuionen stellen auch die tiefst traurigen Texte mit fröhlicher Melodie unterlegt dar.
Die Einheit, das Konzept, die Verschlungenheit der Thematik der Songs, sowie das Outro das ins Intro übergeht.
Soviele Parallelen.
Selfexamination, Depression, Self Loathing.
Ich könnte tatsächlich noch Seitenlang über dieses Album erzählen, den Symbolismus erläuterm, mit Interpretationen durch die Gegend werfen, es wäre immer noch ein Ding der Unmöglichkeit, meine tatsächlichen Emotionen gegenüber dieses Albums zu offenbaren.
Letztendes, und damit abschließend für diese Rezension und das Album mit dem Song "A song to pass the time", dessen Titel übrigens schön ist,
(das Lied natürlich auch, Anm. d. Red.)möchte ich ohne einen weiteren Kommentar die maximale Wertung abgeben.