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Trang-Ouls Triumph [Ich denke, also bin ich: Teil 5]

Das Ganze - Wow.

Eine Sache, auf die wir gewartet haben kommt endlich, dafür entstehen sofort wieder neue brennende Fragen:
Wie werden sich Dorelem und der Zweite auf Dauer in dem Körper arrangieren? (Ich glaub' ja nicht, dass der Zweite sich wirklich an die Vereinbarung halten will)
Erfahren wir endlich mehr über die versteckte Menschlichkeit des Zweiten?
Und natürlich: Was ist, wenn sie Natalya finden? Treffen sich Nat und Lixt? (sollte das passieren wird der General im Angesicht der geballten Weiblichen Macht all seine Großspurigkeit vergessen und sich wünschen, er würde gegen alle Übel gleichzeitig kämpfen :D)

Auf die Gespräche unter Golems freue ich mich auch schon :)
 
Die Verwandlung ist auf alle Fälle wirklich überaus detailgetreu von Statten gegangen, muss man dir lassen.

War auch nötig, da wir ja praktisch alle anderen Formen schon mehr oder weniger gekannt haben!

Auch von mir wieder mal ein Danke dafür dass du uns seit sage und schreibe acht Jahre mit dieser immer besser werdenden Wahnsinns-Story unterhälst und immer daranbleibst!

Ich bin riesig gespannt darauf wie das ganze enden wird, aber fürchte mich gleichzeitig vor der grossen Leere die danach kommt.

Zitronenfalter schrieb:
Treffen sich Nat und Lixt? (sollte das passieren wird der General im Angesicht der geballten Weiblichen Macht all seine Großspurigkeit vergessen und sich wünschen, er würde gegen alle Übel gleichzeitig kämpfen)

Meine Meinung dazu: Da der General für Lixt ja keine Gefühle hatte und sie sozusagen nur ausgenutzt hat wird da wohl kein allzugrosses Konfliktpotenzial dahinter stecken, vor allem da Natalya wohl die um einiges stärkere Kriegerin ist :) Aber wir werden sehen!

Hoffe auf ein baldiges Update!

:hy:
 
Freut mich, dass ich euch offenbar doch nicht zu viel versprochen hab :).

Während wir auf das nächste Kapitel warten (keine Sorge - es ist fast schon fertig!), könnt ihr euch ja kurz mit etwas beschäftigen, das ich in der Geschichte selbst nicht ansprechen werde, weil ja nicht jedes kleine Detail erklärt werden muss: Der Name von Dostrians Golem bedeutet etwas. Kommt ihr drauf, was?
 
Das ging fix, nicht schlecht! Du gewinnst die Bewunderung der anderen Leser ;).
 
Bedeutet seine Fähigkeit zu glauben, dass er:

a) An einen oder mehrere Götter glaubt und somit einer Religion oder einer Sekte angehört (In dem Fall naheliegend den Nekromanten, aber das wäre ja ohnehin ein wenig obligatorisch)

b) Er ist bestärkt im Denken, kann sich aus seiner Golemhaftigkeit hervorheben und ist sich bewusst, wie Dorelem, trotz Beschwörung eine Seele zu besitzen (Wie der Titel schon sagt - Ich denke, also bin ich)

c) Ojaled ist im Besitz einer Fanatismusaura, hat +1 - +2 zu allen Fähigkeiten und eine 10%ige Wahrscheinlichkeit, dass sich aus getöteten Individuen Skelette erheben -.-'^
 
Uh, sehr cool! Schönes Kapitel :) Aber fühlt sich hier noch jemand an Ghost-Rider erinnert? Brennender totenschädel und schwarzes Metal? *g* Mensch bin ich gespannt wie sich der neue Körper gegen die Scharen der Finsternis bewehert :flame:
 
Habt ihr ein Glück, dass die Bahn ein kolossales Stück Scheiße ist!

So, gleich zum Anfang: dieses Kapitel bräuchte ganz schwer noch dreimal Durchlesen und Überarbeiten, da bin ich mir ganz sicher. Die meisten kann ich ohne Nacheditieren glaub ich schon als passabel stehen lassen, denk ich (zumindest ist es eine Weile her, dass ihr euch beschwert habt, haha), aber bei diesem hier bin ich mir wirklich nicht sicher.
Das ist jetzt kein fishing for compliments, bitte - um genau zu sein, wäre das eine tolle Gelegenheit, meine Fähigkeiten ein wenig auf die Probe zu stellen und eben doch was Rundes draus zu machen, mit dem ich voll zufrieden bin. Nur leider hab ich im Moment dafür echt keine Zeit und ich komm lieber grob zum Ende als mich in solchen Details zu verlieren (mit garantierter Zwangspause je näher das Ende meiner Masterarbeit rückt, wie gesagt, ihr könnt euch eh bei überlangen Bahnfahrten bedanken, dass ich tatsächlich so schnell nach dem letzten liefern kann).
Was mich also in Ermangelung eigener Zeit für Selbstkritik sehr freuen würde, wäre Ehrlichkeit von euch, falls ihr es intolerabel findet oder eigentlich ganz gut, bis auf [x] - wenn ihr zufrieden seid, nehm ich das natürlich auch gerne hin :D. Ich bin mir bloß gar nicht sicher, ob ich nicht totalen Unfug fabriziert habe.

Das alles geb ich euch als Hausaufgabe NACHDEM ihr den Cliffhanger verdaut habt, im Übrigen. Viel Spaß!
 
Kapitel 26 – Vermisste Freunde






"Hallo, Lixt", sage ich so neutral wie möglich, Rücken durchgedrückt und Hände dahinter verschränkt. Die Pose habe ich eingenommen, sobald mir klar wurde, dass sie als nächstes auftaucht.
Die Panik, die in ihre Augen dringt, als sie mich sieht, ohrfeigt mich. Doch dann zeichnet sich ein vorsichtiges Lächeln auf ihrem Gesicht ab.
"Dorelem?"
Ich grinse breit. "Willkommen in Harrogath!"
Dostrian hebt eine Hand. "Bevor wir zu Nettigkeiten übergehen, möchte ich gerne wissen, warum ihr drei mitgekommen seid. Golanthe sollte sogar in Nekropolis sein!"
"Ich...weiß auch nicht?", stammelt Lixts Golem in leichter Abwandlung der Stimme ihrer Meisterin. "Gerade war ich noch..."
"Ja, das passiert", mische ich mich ein. "Wenn der General sich teleportiert, werde ich auch mitgerissen. Ich nehme an, dass Meister Valtores euch geschickt hat – das musste er doch wissen?"
"Nun, für unsere Golems ist es nicht wichtig, also wird es im Rest der Vorbereitungen untergegangen sein", erklärt Dostrian. "Aber bei Golanthe...ich hab dir gesagt, dass es keine gute Idee ist!"
Das wird ja immer besser.
Was meinst du?
Lass mich kurz. Keine Sorge, ich beleidige sie schon nicht. So sehr es der dreckige kleine Verräter auch verdient hätte.
"Du solltest nicht hier sein, Lixt, oder?", fragt der Zweite.
Sie blickt unschuldig drein. "Nun ja...eigentlich nicht."
"Aber das hält sie natürlich nicht auf", seufzt Dostrian, aber seine Miene ist weicher als seine Worte. "Dennoch ist es jetzt vorbei mit dem Plan, Golanthe dich decken zu lassen."
Lixt wendet sich an ihren Golem. "Dann musst du mich wohl etwas später als geplant bei Meister Valtores entschuldigen – wenn er es nicht eh schon längst begriffen hat. Gehst du mit den anderen zurück?"
"Funktioniert das überhaupt?", wirft Hunradil ein mit vager Geste zum Wegpunkt.
Ich nicke. "Golems können ohne Probleme vom Meister wegteleportieren, der reißt sie nur mit."
"Na dann. Wir sind sicher angekommen und gut empfangen worden, dann wisst ihr das zumindest auch und es schadet nicht, wenn wir dann wieder den Wegpunkt zurück nehmen, könnt ihr uns sogar auf dem Rückweg begleiten. Auch nicht schlecht. Verabschiedet haben wir uns ja schon, also auf!", befiehlt Dostrian.
Die Golems nicken und intonieren nacheinander "Unter-Kurast" auf dem Wegpunkt. Oh, ist es schon so weit aufgebaut dort, dass man es als praktikablen Reiseabschnitt benutzen kann? Sehr schön!
"Nun, da das ja geklärt ist...", fährt der Novize ernst fort. "Einen schönen Abend wünsche ich. Empfangt Ihr eine Delegation aus Nekropolis an Euren Feuern? Ich entschuldige mich in aller Form für die Umstände unserer Ankunft."
Stimmt, die Barbaren sind ja auch noch da und haben den Austausch mit mildem Interesse verfolgt. Der Wachleiter kratzt sich am Kopf. "Ja, sicher – ihr seid ja auch angekündigt, und wenn Dorelem euch auch noch kennt...wartet bitte kurz, wir haben schon Bescheid geben lassen."
Da eilt Malah auch schon heran. "Seid gegrüßt und willkommen an unseren Feuern. Ich bin Malah..."
Nach Austausch von Vorstellungen regelt die Barbarin schnell die Unterkunft. Die Totenbeschwörer erhalten ein kleines leer stehendes Haus, von denen es seit Beginn der Belagerung viel zu viele gibt, das schon vorbereitet wurde. Hunradil und Lixt wechseln kurz Blicke, aber Malah macht keine Anstalten, darauf einzugehen, ob es wie bei den Novizenquartieren Geschlechtertrennung gibt; ich weiß natürlich, dass so etwas den Barbaren komplett fremd ist. Lixt beendet den wortlosen Austausch mit einem Schulterzucken. Malah bietet Essen an, aber Dostrian lehnt ab.
"Vielen Dank, aber ist es stattdessen möglich, so bald als möglich mit Eurem anderen Gast zu sprechen?"
Ich seufze so tief, dass mir eine kleine Flammenzunge entweicht. "Das halte ich für keine besonders gute Idee, zumindest nicht, bevor ich euch ein paar Dinge erzählt habe. Die hängen nicht zuletzt auch damit zusammen, was ich mir für einen fürchterlichen Körper stehen lassen muss."
Hunradil reibt sich das Kinn. "Na wenn das so ist – können wir dann nicht doch was essen?"
Dostrian gibt auf. "In Ordnung, in Ordnung. Wir unterhalten uns also zunächst mit Dorelem und würden uns doch über einen Happen freuen. Wäre es möglich, den gleich in unserer Unterkunft einzunehmen, während uns Dorelem seine wichtigen Erklärungen gibt?"
Ja, sein Zweihandstab im Rektum ist immer noch ein Schmerz in meinem.
Poetisch.
"Selbstverständlich", nickt Malah. "Erledigt das bitte – was ist jetzt eigentlich mit Nihlathak?"
Einer der Portalswächter meldet sich. "Tut mir Leid, Malah. Er hat auf Klopfen nicht geantwortet, und es wäre nicht richtig, einen Ältesten aus dem Schlaf zu reißen."
Sie runzelt die Stirn. "Dabei hat er das Spital vor gar nicht so langer Zeit verlassen...na gut, jetzt ist es ohnehin zu spät. Er soll morgen die Begrüßung offiziell machen. Schöner Ältester...", murmelt sie, der letzte Satz nur für mich hörbar. Lauter fährt sie fort: "Wir hätten Euch eine persönliche Wache abgestellt, falls Ihr des Nachts etwas benötigt. Aber Dorelem kennt sich mittlerweile auch gut aus. Wird er genügen?"
Dostrian stimmt hastig zu und die Novizen gehen mit mir zu ihrem Quartier. Nachdem er wirklich eine hervorragende Figur bei der Begrüßung abgegeben hat, lässt er seine offensichtliche Müdigkeit jetzt durchscheinen; es muss ein langer Weg für die drei aus dem Dschungel bis in die Zivilisation gewesen sein, und dann sofort hierher...
Sicher ist ihnen auch kalt. Soll ich Dostrian ein wenig Feuer unter dem Hintern machen?
Himmel, was hat dich denn gebissen?
Bei Leuten, die ihre Klappe den falschen Menschen gegenüber nicht halten komme, werde ich leider immer ein wenig...vorsichtig. Man nennt es Überlebensinstinkt. Besonders wenn sie dir danach ins Gesicht lügen.
Und wenn Valtores wirklich nur schlau genug war, um zu erraten, dass der Meister den anderen neue Fähigkeiten beigebracht hat?
Kokolores. Er wusste zu viel. Dostrian ist ein typischer Speichellecker, natürlich hat er uns verraten.
Ist doch nebenbei völlig egal, oder? Hat dem Meister jetzt nicht wirklich geschadet.
Viel schwerer hat es alles gemacht. Wir hatten einen Plan, verdammt. Dass Valtores so schnell so misstrauisch wird war absolut nicht Teil des Ganzen!
Welcher Plan und warum weiß ich davon nichts?
Weil du bewusst nicht zuhörst, wenn ich mit dem Meister Erwachsenengespräche führe? Jetzt kümmer du dich mal um deine Altersgruppe.
Ich sitze den drei Novizen an einem groben Holztisch gegenüber, der vor kurzem noch der einer kleinen Familie war...aber das können sie ja nicht wissen, als sie nun doch dankbar eine Stärkung zu sich nehmen.
Derweil erzähle ich ihnen meine Sorgen.
"Dass ich erst selbst mit euch reden wollte, hat einen einfachen Grund: der General ist im Moment extrem schlecht darin, freundlich zuzuhören. Ihr kennt ihn ja ein wenig – sagen wir...schwierig war er schon immer, aber er ist eigentlich ein guter Mensch, und hat sich auch verdient, der Held zu sein, der uns retten kann. Seit relativ kurzer Zeit jedoch hat er sich schwer verändert, hat Vielen sehr weh getan..."
Mit Bedauern sehe ich Lixt an, die sich aber voll mit ihrer Suppe beschäftigt.
"...nicht zuletzt mir, und das hat ohne Zweifel mit etwas zu tun, das er in dem Buch des alten Generals gefunden hat."
Dostrian deutet mit dem Löffel auf mich. "Trang-Ouls Avatar."
Ich seufze. "Exakt das. Meister Valtores hat mir schwerstens ans Herz gelegt, ihn daran zu hindern, das Set zu vervollständigen..."
Meine Fingerspitzen sind für einen Moment extrem interessant.
"...aber ich habe beinahe komplett versagt."
"Das gibt’s doch nicht!", ruft Hunradil. "Es waren doch nur wenige Tage!"
"Wir hatten gehofft, dass der Ruf nach Harrogath ihn früh genug erreicht hatte, um ihn abzulenken...", murmelt Lixt.
Ich schüttle den Kopf. "Die Teile des Sets führen zueinander. Ich wurde leider komplett überrumpelt. Nur noch eines fehlt ihm – und das soll sich ganz in der Nähe befinden!"
"Dann kommen wir zumindest dafür noch rechtzeitig", erklärt Dostrian, nachdem er sich den Mund fein säuberlich abgewischt hat. "Ihm ans Herz zu legen, Trang-Ouls Avatar ruhen zu lassen, ist eines unserer Hauptanliegen."
Meine Hand gräbt sich so stark in mein Gesicht, dass ich durch die Feuerhülle Metall auf Metall spüre.
Ist es zu viel verlangt, wenn du dir einen Moment Pause gönnst in deinem konstanten Verraten aller kleinen Details unserer Mission, und erst einmal herausfindest, was die drei Komiker überhaupt wissen?
Meinetwegen.
"Was...was wisst ihr denn über das Set?"
"Es ist ein Seelenkäfig, der bewusst dafür erschaffen wurde, den Zyklus zu unterbrechen. Das auch nur zu versuchen, ist die allergrößte Blasphemie. Den Tod nicht nur nicht zu akzeptieren, sondern zu verhindern suchen...somit ist es nicht nur grundfalsch vom alten General gewesen, das Set so zu benennen, als würde es tatsächlich einen Teil von Rathmas Lehren repräsentieren, im Gegenteil: es ist geradezu unverschämt in seiner Perversion von allem, wofür unser Glaube steht!"
Dostrian hat sich ein wenig in Rage geredet.
Der glaubt das auch noch wirklich.
Natürlich tut er das. Ich sehe auch kein Problem darin. Es ist auf jeden Fall besser, als jede Religion, die den Himmel anbetet, wenn man bedenkt, was wir so Erfahrungen mit dessen Dienern gemacht haben.
"Das ist natürlich ziemlich ekelhaft, aber wohl nicht der einzige Grund, warum der General auch eurer Meinung nach die Finger von dem verfluchten Ding lassen sollte, oder?", versuche ich es vorsichtig.
"Nein, dass wir ihm damit nicht kommen brauchen, ist klar", knurrt Hunradil mit vollem Mund. "Dass seine Suche nach Glauben von Anfang an eine Farce war, ist uns jetzt auch klar geworden. Nicht die einzige Sache, die von Anfang an eine Farce war."
Lixt packt ihn schmerzhaft an der Schulter und widmet ihm einen Todesblick, den ich nie in meine Richtung geschickt haben möchte. Hunradil blickt von mehr als der physischen Pein betroffen drein und entschuldigt sich halblaut.
Himmel, die arme Lixt...der General hat sie nicht nur direkt tief verletzt, sondern die Beziehung zu ihren Freunden auch noch viel komplizierter gemacht.
Das wäre noch schlimmer gewesen, wenn er tatsächlich mit ihr zusammen geblieben wäre, ist dir schon klar? Dostrian ist so offensichtlich heimlich in sie verschossen, der Liter Wäschestärke, den er jeden Tag trinkt, ist das einzige was ihn davon abgehalten hat, überzuschäumen, als der Meister in wenigen Tagen bekommen hat, was er sicher seit Jahren haben möchte.
Das ist mir alles klar. Und wird ein mögliches Gespräch mit ihm noch mal deutlich erschweren.
Du bist komplett verwirrt, wenn du denkst, dass die drei mehr als eine halbe Minute von ihm bekommen.
"Tatsächlich wäre das kein Argument, das wir ihm gegenüber anbringen würden", zwingt Dostrian die Konversation wieder auf das Thema zurück. "Der Kontakt mit oder gar das Tragen der Setteile hat garantiert katastrophale Auswirkungen auf die Seele. Der Käfig aus Seelensteinen zerrt an ihr, um sie gefangen zu nehmen, in unnatürlichster Weise; das beeinflusst Gefühle, Denken und Handeln. Negativ, versteht sich – es verzerrt die Menschlichkeit selbst in ein verdrehtes Trugbild. Der alte General hat detailliert beschrieben, wie sein Prototyp, das Jade-Tan-Do, seinen Diener Kaa zu einem Monster gemacht hat, das Mord um Mord beging, nur um irgendwie zu versuchen, einen kurzen Moment der Erinnerung daran zu erhaschen, wie es war, eine normale Seele zu besitzen..."
"Kaa haben wir getroffen...und vernichtet", flüstere ich. "Von ihm war nicht mehr viel übrig, aber das ist vielleicht eine etwas zu lange Geschichte."
"Gut, nach allem, was wir wissen, war es eine Erlösung für ihn, auf die er viel zu lange Jahrhunderte warten musste."
Ich nicke enthusiastisch.
"Kaa kann man nur als armes Opfer sehen – der wahre Schuldige ist der, der mit kindlicher Freude, getarnt als wissenschaftliche Hingabe, den schnellen Verfall seines Dieners akribisch verfolgt hat."
"Habt ihr das alles selbst in der Geheimen Kunst gelesen?", werfe ich ein.
"Nein – dabei hat uns jemand geholfen, mit dem wir so gar nicht gerechnet hatten", gibt Hunradil zu. "Meister Ingkrias und sein Golem hatten schon vor dieser wahnsinnigen Nacht große Teile der Passagen über den Kris behandelt. Der Golem war letztlich auch essentiell, um seinen Meister dazu zu bringen, mit Meister Valtores Informationen zu teilen."
Ich hebe eine Augenbraue. Ja, mit Hilfe von dieser Seite hätte ich auch überhaupt nicht gerechnet.
Natürlich für eine großzügige Auslegen des Wortes "Hilfe".
"Nun, unabhängig davon", reißt Dostrian wieder die Zügel an sich, "das Set soll angeblich diese Probleme beheben, aber Meister Valtores bezweifelt das stark. Nach dem, was du uns schon gesagt hast, kannst du diese Theorie unterstützen, Dorelem?"
"Ich habe die gleiche Theorie", gebe ich zu. "Je mehr Teile er trägt, desto mehr verändert sich seine Persönlichkeit und er wird zu einem gefühllosen Monster. Anders kann ich es nicht umschreiben. Aber eine Hoffnung habe ich für ihn: zieht er es einmal aus, wird er wieder normal und weiß sogar, was die dreimal verdammten Dinger mit ihm machen."
"Aber warum zieht er es dann jemals wieder an?", entfährt es Lixt.
"Er glaubt, er hat keine Wahl", seufze ich. "Es gibt ihm die Sicherheit, die er meint, gegen Baal zu brauchen."
Ach, die Sache mit Belial möchtest du dann doch nicht verraten?
Eigentlich wissen sie das Meiste davon schon – das war ja von vorneherein sein Vorwand, warum er angeblich ein Rathma-Jünger werden wollte.
"Er hätte bei uns bleiben sollen und Baal jemand anderem überlassen sollen. Dem Himmel vielleicht?", ätzt Hunradil.
Ich runzle die Stirn. "Na ja, ich denke schon, dass wir prädestiniert sind, uns um dieses Problem zu kümmern. Besonders, wenn man bedenkt, wie sehr die Zeit drängt."
"Was meinst du damit?"
Ich erkläre die Gefahr, in der der Weltstein schwebt.
Dostrian reibt sich die Augen. "Das ist so ein Chaos."
"Wenn wir nur mit ihm reden können...!", wirft Lixt ein.
"Darf ich mal etwas unverschämt sein?", unterbreche ich den Moment der leichten Verzweiflung. "Warum hat Meister Valtores euch geschickt? Versteht mich nicht falsch, ich mag euch alle sehr gerne und bin unglaublich froh, euch wiederzusehen. Aber jeder von euch hat gute Gründe, den General zu verabscheuen. Ist es so weise, diese Gefühle auf eine diplomatische Mission mitzubringen?"
Lixt legt ihre Hand auf meine, was mich mit mehr schockt als Überraschung. "Dorelem, ich verstehe deine Bedenken, und die hatten wir auch. Aber wir können damit umgehen, auch wenn Meister Valtores in meinem Fall da seine Zweifel hatte. Wir sind hier, weil es sonst keinen gibt, der mit dem General nicht nur bekannt, sondern nominell sogar befreundet war. Es hat mir sehr weh getan, dass er diese...Freundschaft...so mit Füßen getreten hat. Trotzdem sind wir alle bereit, ihm zu verzeihen, und möchten das sozusagen als Begrüßungsgeschenk anbieten. Dann, glaube ich, haben wir die größten Chancen, überhaupt zu ihm durchzudringen."
Sie reibt gedankenverloren meinen Handrücken.
"Abgesehen davon halte ich dich für einen echten Freund, und das ist natürlich auch viel wert."
Ich lächle breit. "Das...gibt mir viel. Danke."
"Abgesehen davon sind wir nicht nur für Neflum hier, wobei das leider untrennbar ist", räuspert sich Dostrian. "Nekropolis ist immer noch in Aufruhr, und wir wissen absolut nicht, welcher Weg zurück in die Ordnung führt, und wie diese aussehen soll. Und das sagen wir, die wir zumindest eine Vorstellung davon haben, was wir überhaupt sind. Ich wage gar keine Aussage zu treffen, wie es den Golems geht."
Die Schuld an diesem Schlamassel zu haben, trifft mich hart. Gerade deswegen muss ich aber mehr wissen.
"Kannst du es denn versuchen?"
Dostrian verschränkt die Arme. "Das Problem ist vor allem, dass wir uns kein klares Bild machen können. Es gibt Golems wie Alphon, die schon seit Jahren um ihre Autonomie wissen und von ihren Meistern ein großes Maß an Freiheit erhalten haben. Es gibt auch solche wie Golanthe oder mein Ojaled, die noch recht jung sind und jetzt schon eine Ahnung davon haben, wie es sein kann, als Individuum betrachtet zu werden, wobei wir da natürlich lange auch grobe, unentschuldbare Fehler gemacht haben.
Unzählige Golems aber wurden seit Jahrzehnten wie hirnlose Werkzeuge behandelt, und das hat ihren...nennen wir es Seelen nicht gut getan."
"Ist es denn nicht sicher, dass Golems Seelen haben?", frage ich unschuldig.
"Ich glaube fest daran", antwortet mir Lixt. "Meister Valtores zumindest gibt jedoch zu bedenken, dass Seelen nicht einfach so erschaffen werden können, das wäre komplett absurd. Also wo kommen Golem-Seelen her, sind Totenbeschwörer wirklich so stark, dass sie in den Zyklus eingreifen können und sich ungeformte Seelen für ihre Golems nehmen? Und wäre das dann nicht wiederum Blasphemie höchsten Grades? Das ist eine kritische philosophische Frage!"
Solange du daran glaubst...
"Ich verstehe natürlich. Sogar, was eine solche Unterdrückung mit einer Golemseele anstellen kann, weiß ich aus erster Hand."
"Aber...du bist doch ein junger Golem, der recht bald Freiheit bekommen hat?", fragt Hunradil.
"Sagen wir es so...dass der junge General mich mit dem Zauberspruch des alten Generals erschaffen hat, hat dazu geführt, dass gewisse...Spuren in mir zurückgeblieben sind. Alles Weitere würde, glaube ich, ein wenig zu weit führen."
"Dann weißt du also, wie verwirrt viele der so lange unterdrückten Golems sind. Wir verstehen es nicht, aber eine große Menge von ihnen stemmt sich mit Zähnen und Klauen – teils wörtlich – gegen die Idee, mehr zu sein als nur Diener ohne freien Willen. Wenn du das nachvollziehen kannst, bestätigt das nur, wovon wir schon lange überzeugt sind: sie brauchen dich, Dorelem."
"Das weiß ich doch auch!", rufe ich, und meine Faust lässt den Tisch splittern. Ich erstarre für einen Moment, als mir klar wird, dass das nicht nur an Kontrollverlust durch Frustration war, sondern auch bisher ungeahnte Stärke in meinem neuen Körper.
"Tut mir Leid", murmle ich und streiche hilflos über das Loch in der Platte. "Ich wollte die Golems nie im Stich lassen. Trotzdem muss ich ehrlich sein: obwohl der General mir die Entscheidung nicht gelassen hat, ich verstehe das Argument, dass erst einmal die Welt zu retten wichtiger ist als sich um das Seelenheil egal wie vieler unschuldiger Sklaven zu kümmern.
Auch wenn es mir das Herz zerreißt, das sagen zu müssen."
"Denkst du nicht, du könntest alleine mit uns mitkommen, um zu vermitteln?", bittet mich Lixt mit einem Blick, dem ich jeden Wunsch erfüllen möchte.
Und darum zerreißt mein Herz erneut.
"Ich kann nicht. So sehr ich will – mein Weg ist vorgezeichnet. Schaut, dieser verfluchte Körper, den ich trage, ist der gleiche, den ein Teil von mir einst in Diensten des alten Generals bewohnte, um für ihn zu morden. Das Blut zu vieler Unschuldiger klebt an diesen Klauen, es ekelt mich an. Und wieder konnte ich nicht protestieren, muss diese Schande hinnehmen. Was mir bleibt, ist pragmatisch zu sein, so gern ich stattdessen Prinzipien herrschen lassen würde; wenigstens ist diese Form so stark, wie ich nie war, wenigstens kann ich damit jetzt Dämonen schlachten statt Kinder. Diese Waffe jetzt nicht zu benutzen, um sie Baal in die Eingeweide zu rammen...das würde meinen Schmerz komplett umsonst machen."
Dostrian wirkt äußerlich ungerührt.
Hunradil tut sich schwer, die Fassung zu bewahren – er sagt nicht viel und wenn er es tut, ist er aufbrausend und laut, aber ich erkenne den sensiblen, guten Menschen hinter seiner Fassade.
Lixt hingegen vergießt offen Tränen – der Wut. "Dorelem, dass er dir so etwas angetan hat..."
Ich balle meine Hand zur Faust. "Es ist in Ordnung, bitte. Wein nicht wegen mir. Eigentlich geht es mir noch gut – immerhin musste ich nicht Jahre unter einem Meister dienen, der sich überhaupt nicht um meine Gefühle geschert hat. Und es kann nur temporär sein, daran muss ich einfach glauben."
Jahrzehnte, übrigens.
Ja...und was für ein Meister...
"Bis Baal gefallen ist?", schlägt Hunradil vor.
Ich nicke. "Der General hat gesagt, dass er Trang-Ouls Avatar absetzt, wenn er diese Aufgabe erledigt hat."
Lixt hat sich beruhigt, ihre Hände landen auf einer von mir. "Und vorher gibt es keine Möglichkeit, dass du seinem Griff entkommst?"
Dostrian runzelt die Stirn, legt ihr dann eine Hand auf die Schulter.
"Wir werden es versuchen. Sonst hätten wir ja gleich warten können, bis wir Nachricht bekommen, dass das letzte Große Übel auch gefallen ist. Wenn es überhaupt nicht möglich ist, mit ihm zu reden, trösten wir uns eben mit dem Wissen, dass Dorelem gerne bereit ist, mit uns zusammenzuarbeiten, und unterstützen den Kampf gegen Baal, so gut wir können. Es ist jetzt ja auch nicht unbedingt schlecht."
"Das ist aber nicht wirklich Teil unserer Mission", protestiert Hunradil.
"Jetzt ist es das", erklärt Dostrian, und für einen Moment erscheint so etwas wie ein rebellisches Funkeln in seinen Augen. "Oder haltet ihr es nicht für das Richtige zu tun?"
Blicke werden gewechselt. Nicken geht durch die Runde.
Der drahtige Anführer gähnt demonstrativ. "Dann sollten wir uns jetzt vielleicht schlafen legen, morgen kommt zu früh, und wir wollen Neflum möglichst bald erwischen. Dorelem, kannst du uns Bescheid geben, bevor ihr loszieht?"
Nein, kannst du nicht. Sag ihnen, dass der Meister es dir anders befohlen hat.
"Selbstverständlich. Aber macht euch bitte keine großen Hoffnungen. Er ist hochgradig asozial im Moment."
"Wir werden sehen."
Hunradil lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. "Wie machen wir das jetzt mit den Betten?"
"Entscheidet ihr das auf eine Weise, die euch richtig vorkommt", sagt Lixt hastig. "Ich möchte gerne noch ein wenig Zeit alleine mit Dorelem verbringen. Bin ohnehin viel zu aufgedreht, um zu schlafen."
"Wirklich?", fragt Dostrian mit erhobenen Augenbrauen. "Du hast dich während der Reise am meisten beschwert, wie müde du bist. Denkst du nicht, du hast später noch genug Gelegenheit, dich mit dem Golem zu unterhalten?"
Was zur...
Hahaha, er ist eifersüchtig! Auf dich! So muss sich ein Lachkrampf anfühlen!
"Nein, das denke ich nicht", erklärt Lixt fest. Aus unerfindlichen Gründen erfüllt mich ein flaues Gefühl.
"Zieht euch also in Ruhe um, Jungs, wartet nicht auf mich mit dem Bettgeflüster."
Dostrian zischt missbilligend und dreht sich auf dem Absatz um. Lixt drängelt mich fast nach draußen.
"Du wirst mich wärmen, oder?", fragt sie mit Blick auf die schneebedeckte Straße.
"Das Mindeste", stoße ich hervor und weiß nicht, wo ich hinsehen soll. Dann kommt mir ein rettender Einfall.
"Möchtest du die Stadt von oben sehen? Seit wir die Belagerung beendet haben, sollten die Wachtürme sicher sein."
"Oh, das klingt fantastisch! Führ mich hin!"
In einer halben Stunde ist Wachablösung, also biete ich einem Krieger schnell an, den Rest seiner Schicht zu übernehmen und wir finden ein ruhiges Plätzchen mit wunderschöner Aussicht auch über das geschundene Vorgebirge.
Für lange Moment weiß keiner von uns, wie wir anfangen sollen. Mit was eigentlich?
Wobei es natürlich klar ist, was ich sagen will. Also reiße ich mich zusammen und tu es einfach.
"Ich hab dich vermisst, Lixt."
"Ich dich auch."
Und wieder diese Stille.
Ich möchte euch beide diese Mauer hinunter werfen.
"Und ich würde wirklich zu gerne mit euch zurückgehen", versuche ich es erneut.
"Ich weiß, ich weiß! Dass es nicht deine Entscheidung ist, ist mir doch klar! Aber helfen tut das nicht viel!"
Ich verziehe das Gesicht. "Aber...ich bilde mir ein, dass es eben schon meine Entscheidung ist. Du weißt, dass ich einen Teil von mir abspalten kann und den könnte ich nach Nekropolis schicken. Reden sollte genügen als Hilfe erst einmal, oder nicht? Das würde aber bedeuten, den General im Stich zu lassen, alleine mit sich selbst...und der Versuchung, böse zu werden."
Sie packt meine Schulter, die Stimme voller Hoffnung. "Daran habe ich noch gar nicht gedacht...aber das ist doch kein Problem! Du kannst dich ja voll auf deinen Hauptkörper konzentrieren, wenn du willst – ich verlange doch nicht viel...nur, dass du nicht irgendwo ganz anders bist und ich nicht weiß, ob du lebst oder in schrecklicher Gefahr bist, oder..."
Sie...macht sich fast mehr Sorgen um mich als ich das tue...
Das gefällt mir überhaupt nicht.
Ich presse die Hand gegen die Stirn. "Ich...weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Dass ich ich jemandem so wichtig bin, ist neu für mich."
"Sogar dem General?"
"Solange er lebt, kann er mich immer wieder erschaffen, also war sein Wohlergehen auch für mich immer entscheidender als mein eigenes."
"Und ich dachte, ihr wärt Freunde gewesen..."
"Wir sind noch Freunde! Zumindest ich und der Mensch, der er eigentlich sein sollte! Dass unsere Beziehung etwas komplizierter ist, sollte eigentlich nichts ausmachen...aber Trang-Ouls Avatar steht zwischen uns, und mit dem will ich mich wirklich nicht anfreunden."
"Ja. Dorelem?"
Sie sieht mich ernst an, und ich blicke fragend zurück.
"Können wir aufhören, über den General zu reden?"
Verdammt, ich Klotz! "Ja...natürlich. Tut mir Leid, es ist nur..."
Sie legt mir einen Finger auf die Feuerlippen. "Ich verstehe. Es ist kein Problem. Ist ja nicht so, als ob ich nicht auch oft an ihn denken würde, wenn ich überhaupt keine Lust darauf habe. Aber...nicht jetzt."
Ihre Pose erstarrt für einen Moment, während ich mich wundere, wie sich die Flammen meines Gesichtes aktiv warm anfühlen können.
"Es ist recht kühl, Dorelem. Kann ich etwas näher rücken?"
"Ich kann auch...", beginne ich, aber schon sitzt sie an mich gelehnt.
Wenn du jetzt deinen Arm um sie legst, muss ich leider die Klauen ausfahren.
Warum sollte ich das tun? Und lass die Späßchen, darauf habe ich gerade gar keine Lust.
"Schau uns an...", flüstert sie. "Als wir in Nekropolis waren, hatten wir kaum Zeit miteinander, aber die wir hatten haben wir genutzt, um so viel Spaß zu haben. Und so viel nützliche Dinge zu tun! Du hast Golanthes Freiheit geweckt und auch die so vieler anderer Golems, wir haben einen Namen für dich gefunden...und du hast mir diese wunderschönen Briefe geschrieben, auch, wenn ich nicht wusste, dass sie von dir waren..."
Die Schuld packt mich wieder. "Ich wollte das wirklich nicht tun..."
Sie blickt zu mir auf. Sogar mein gedrungener Körper ist im Sitzen größer als sie. "Du wolltest mir keine so tollen Komplimente machen?"
"Ich...wollte dich nicht belügen."
Lass es. Nein. Aufhören. Klauen!
Die bleiben drin.
Ich nähere meine Hand langsam ihrem Kopf, aber sie scheint es nicht zu stören, also berühre ich sie. Kein Zucken. Ich streichle langsam von oben nach unten.
"Deine Haare sind wirklich sehr schön, und ich hätte mich gefreut, sie länger zu sehen."
Sie lächelt und lehnt den Kopf gegen mich. "Ich bin keine Novizin mehr. Du wirst sie wachsen sehen, bis ich mit der Länge zufrieden bin.
Nicht aufhören."
Meine Hand hält trotzdem inne, denn mir ist plötzlich aufgegangen, wohin das führen könnte. Weil ich auf einmal verstehe, warum ich eigentlich schon den Arm um sie legen wollte.
Von all den Situationen, die du viel zu früh begreifst, warum diese? Du bist vollkommen wahnsinnig, wenn du auch nur an die Möglichkeit...
Ich weiß, ich weiß!
Ich weiß.
Verdammt.
"Lixt...ich weiß nicht, ob das richtig ist."
Sie runzelt die Stirn, mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. "Was soll nicht richtig sein?"
"Dass ich..."
Du hast schon richtig geschlussfolgert, aber das heißt nicht, dass du es aussprechen musst!
"...ich glaube, du...bedeutest mir mehr, als gut ist."
Ihr Blick schweift in weite Ferne.
"Hast du Angst, dass es mir nicht ähnlich geht?"
Ich glaube es ja nicht.
Wie sie das gesagt hat...
Das ist eine der schwersten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe.
Ich setze mich von ihr weg.
"Nein, das Gegenteil."
Ihre Stimme ist voller Zorn, als sie zu mir herumfährt. "Dorelem, du von allen Menschen...!"
Ich hebe beide Hände. "Bitte, Lixt! Du verstehst mich falsch! Ich...ich bin nicht der, der du denkst. Da gibt es etwas, tief in mir, das...nicht gut wäre...für uns."
Sie ist kurz davor, zu weinen. Oder nein, dafür ist sie nicht der Typ. Sie wird eher noch zorniger werden...und vielleicht auch weinen...
Es wäre wohl besser, sie mich anschreien zu lassen. Es auszuhalten, bis nur noch die Tränen bleiben, kalt zu sein und sie, übermüdet und verzweifelt, ins Bett zu schicken. Morgen verschwinden der Meister und ich im Licht der Dämmerung, und wir sehen einander nie wieder.
Aber für das bin ich jetzt wirklich zu schwach.
"Nein, ich habe keine Lust mehr, dich anzulügen", erkläre ich fest. "Ich werde dir erklären, was ich meine."
Sie verschränkt die Arme. "Das ist hoffentlich eine gute Erklärung."
Ich seufze. "Und eine lange Geschichte. Die kennt bisher nur einer..."
Ich bin kurz davor, die Kontrolle an mich zu reißen und sie vor deinen Augen abzuschlachten.
Nein, das bist du nicht. Erstens, wenn du so etwas noch einmal sagst, werde ich alles daran setzen, den Meister dazu zu bringen, uns beide für immer zu vernichten, und wenn ich dafür so tun muss, als würde ich ihn töten wollen. Zweitens, du spürst, was ich spüre. Du verstehst. Du kannst das nicht tun.
Und jetzt lass mich in Ruhe...deine Geschichte erzählen.
Damit beginne ich mit der Stimme in meinem Kopf, die zunächst, verwirrt, dachte, dass ich ihren Körper gestohlen hätte. Die sich als Wahnsinniger entpuppte, der Spaß am Morden hatte – und die Kontrolle über mein Handeln übernahm, ohne, dass ich davon etwas mitbekam. Wie ich begriff, dass der Zustand meines Körpers etwas mit der Kontrolle zu tun hatte, und wie ich es schaffte, einen mühsamen Kompromiss zu schmieden. Wie dieser wieder und wieder auf die Probe gestellt oder gebrochen wurde, und wie der General dies auch mit- und zu spüren bekam. Wie ich herausfand, dass der Zweite in Wirklichkeit der Golem des alten Generals war. Wie wir uns schließlich vorsichtig arrangierten und lernten, im Kampf zusammenzuarbeiten. Wie er mich manchmal unter Zwang, manchmal freiwillig so viele Dinge lehrte. Und wie ich teils gezwungen, teils durch Bemerkungen und Reaktionen mitbekam, was der alte General seinem Diener angetan hatte, um ihn zu dem zu machen, der er ist: überzeugt, nur ein Werkzeug zu sein, weil die Alternative, ein denkendes, fühlendes Wesen ohne Weg aus ständiger Unterdrückung und Folter, zu schrecklich ist.
Am Ende meiner Geschichte ist Lixt sichtlich betroffen. "Und er ist ständig bei dir und hört jetzt all das, was wir sagen?"
Ich nicke. "Allein war ich eigentlich nur, als wir verschiedene Körper gesteuert haben. Das ist der eigentliche Grund, warum ich nicht gespalten mit dir mitkommen möchte – weil ich ihn dann mit dem Meister alleine lassen würde, und er ist ohnehin schon dafür verantwortlich, dass er das Trang-Oul Set überhaupt gesammelt hat!"
Sie schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht, ob er mir Leid tun soll oder ich ihn hassen."
"Das geht mir doch genauso!", entfährt es mir, dann fange ich mich. "Tut mir Leid. Ich bin...angespannt heute."
"Kann ich...mit ihm reden?"
Nein.
"Er will nicht."
Lixts Ausdruck wird vorsichtig. "Du bist dir sicher...dass du ihn dir nicht einbildest?"
Ach zur Hölle, damit fangen wir aber auch nicht an.
Zwei Finger meiner rechten Hand heben sich. "Nein, mein fehlgeleiteter Mitbewohner hat schon Recht. Ich bin nur zu real, wünschte, Dorelem wäre es nicht."
Lixt blinzelt. "Das ist so verdammt seltsam. Und du hast dich die ganze Zeit still gehalten, während wir geredet haben?"
"Ich halte mich immer still. Welchen Sinn hat Reden? Sicherlich nicht, einen solchen Unsinn zu verzapfen, wie ihr beide gerade."
Sie hebt eine Augenbraue. "Dorelem, ist er immer so?"
Die Finger senken sich. "Nach außen drückt er sich normal gewählter aus, aber ja."
"Beeindruckend, dass du das aushältst...", lächelt sie mich aufmunternd an, ich grinse zurück.
"Jetzt lasst den Unfug, ihr macht euch vollkommen lächerlich, ist euch das nicht klar?", fährt der Zweite dazwischen.
Lixt wird wieder böse. "Wer hat dich denn gefragt?"
"Mein Sinn für Anstand und guten Geschmack hat mich gebeten, eine Intervention zu leiten. Seid ihr euch etwa nicht bewusst, was ihr gerade macht?"
"Erleuchte uns", ätzt Lixt. Ich schüttle heftig den Kopf, weil sie nicht wissen kann, was für eine schlechte Idee es ist, den Zweiten um seine Meinung zu fragen, aber er beginnt schon zu reden.
"Ihr seid drauf und dran, euch ineinander zu verlieben. Und ich weiß nicht, ob mich das mehr verwirrt oder anekelt."
Stille senkt sich über den Wachturm.
Eine lange Stille.
Da platzt ein Barbar hinein, der die Leiter hochkommt. "Hallo Dorelem, ich bin hier, um dich abzulösen!"
Meine ihm entgegengestreckte Handfläche bringt ihn zum Schweigen. "Nicht jetzt. Ich übernehme deine Schicht auch. Gute Nacht."
Er ist verwirrt, sieht Lixt, hebt beide Augenbrauen, zuckt mit den Schultern und trollt sich.
"Danke", sagt Lixt. Dann sieht sich mich an, oder den Zweiten?
"So...sind wir das?"
Ich verschränke die Arme. "Ja, das sind wir, schätze ich."
Sie tut es mir gleich. "Und?"
Ich setze mir einen Daumen auf die Brust. "Solange er hier ist, kann ich das nicht verantworten."
"Und ich am wenigsten!", meldet sich der Zweite. "Mädchen, du bist vielleicht noch nicht darüber hinweg, dass der Meister wollte, dass du ihm verfällst. Aber das heißt nicht, dass du dir das deiner Meinung nach Nächstbeste such solltest, weil es in diesem Fall eine seelenlose Mordmaschine ist, deren einziger Anflug einer Scheinpersönlichkeit ein kruder Nachbau aus aufgeschnappten Fetzen ist, die sie hier und da zufällig mitbekommt! Ich habe von Frauen gehört, denen ein Spielzeug als Partner genügt, aber das ist Wahnwitz!"
"Himmel, bist du gemein – zu dir selbst!", ruft Lixt.
"Ich bin keine Maschine!", rufe ich.
"Du bist keine Maschine", ruft sie, packt und umarmt mich. "Welche Maschine würde denken, dass sie keine ist?"
"Eine kaputte!", ruft der Zweite.
Immer noch mit dem Gesicht in meiner Schulter begraben murmelt Lixt: "Ich verstehe, warum du Bedenken hattest mit diesem Querkopf in dir."
Sie löst sich und schubst mich leicht. "Aber dass du dich davon aufhalten lässt!"
"Tu ich nicht, sonst hätte ich geschwiegen und dich gehen lassen", gebe ich düster zurück. Aber ich bin auch stolz auf mich.
Sie lächelt. "Du wirst dieses Problem auch noch los, genauso wie deinen Meister."
"Dann nimm doch einen Golem in Spielzeuggröße mit, Mädchen!", ätzt der Zweite. "Darin kannst du Dorelem ganz für dich alleine haben!"
"Ich will den ganzen Dorelem", sagt sie trotzig.
"Und ich will, dass er verschwindet, euch drei Idioten gleich mitnimmt, damit der Meister und ich ungestört nach dem letzten Setteil suchen können, dann tötet er Baal und übernimmt die Weltherrschaft. Ha! Überlegt mal, nur der letzte Schritt ist ein wenig unrealistisch. Weil das ein Plan ist, und kein Traum. Euer Wunschdenken beruht auf geschätzt unendlich Dingen, die nun einmal leider nicht sein können, und die alle kann man relativ einfach zusammenfassen: er ist ein Golem! Gib es auf!"
"Das hast du auch über meinen freien Willen gesagt, und nun schau, wohin er mich gebracht hat", schlage ich zurück.
"Das ist ja das Problem, das ich habe!"
"Ich werd wahnsinnig mit euch beiden!", meldet sich Lixt wieder. "Dorelem, wie hältst du das aus?"
"Wir spielen Schach", erkläre ich müde. Sie schüttelt den Kopf und möchte etwas sagen...da kommt schon wieder der Barbar daher!
"Dorelem..."
"Was ist jetzt?", fahre ich ihn an. "Ich passe schon auf!"
"Dorelem, es ist nicht die Wache! Emund ist tot!"
 
Waaaaaah :eek:

Jetzt weiss ich was du mit dem Cliffhanger gemeint hast...

Aber mal im Ernst, das Gefasel von wegen schlechter Qualität kannst du dir sparen ;) Das einzige was mir aufgefallen ist sind 2-3 Schreibfehler. Aber die Idee von Lixt und Dorelem ist ja wohl sowas von genial, und schafft viel Potenzial für ein spannendes Ende der Geschichte!

Weiter so!

:hy:
 
Wir hassen dich alle...es wird spannend, eine bombe platzt und dann machst du schluss?! unglaublich...^^

Und lordwigham kann ich mich nur voll und ganz anschließen, paar schreibfehler und glaub irgendwo hast ein "soll" vergessen...Mit das beste Kapitel der letzen paar veröffentlichten:top:

Edit:
Mit kam gerade ein Gedanke...:
Trang-Oul's Avatar bindet die Seele an den tragenden Körper, egal in welchem Zustand sich dieser befindet...oder so ähnlich. Angenommen unser werter Golem würde sich des Sets ermächtigen, wäre seine "Seele" (bezeichnung mangels besseren Wortes für das Gegenstück einer Golem-Seele gewählt) weiterhin an seinen Meister gebunden? Bezogen auf Befehlsgewalt, Beschwörungsmöglichkeite und / oder auch den Tod von General? Es entstünden einige interessante Widersprüche, wenn man die Golem-Meister-Bezhiehung betrachtet, Dorelem hätte einen "Weg in die Freiheit" (womöglich aber unter Verlust seiner "Menschlichkeit"), etc. Und die Frage ob ein Golem ein Seele oder etwas dazu vergleichbares hat, könnte auch beantwortet werden--> Der Avatar funktioniert am Golem oder nicht --> Seele da oder nicht^^

Ajo, sry falls ich jetzt DEN Story-spoiler erbracht habe.. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
der cliffhänger ist verdammt rekordverdächtig - darauf sollte ne starfe stehn... 2 wochen dauerschreiben oder so...
an fehlern hab ich auch nur ein paar wortdreher und tippfehler gefunden, die geschichte an sich wird immer nur besser/schlimmer/spannender... sagen wir einfach fesselnder.

ich wette nilathak hat das mit emund zu verantworten!
 
Hallo Leute, wollt euch nur mal kurz Meldung geben, wie es so aussieht. Bin gerade in jedem wachen Moment dabei, meine Masterarbeit fertig zu schreiben, die Deadline ist Ende dieses Monats. Krieg ich hin, aber es ist völlig unmöglich, euch Kapitel zu liefern. Weiß nicht, wie es aussieht, sobald ich umgezogen bin (werd in Zukunft hauptsächlich in Österreich sein und da meinen Doktor machen :cool: ) - weniger langweilige Busfahrten, vielleicht weniger Schreiben? Wir werden sehen.

Zum letzten Kapitel noch mal, weswegen ich vor allem um Kritik gebeten habe: ich war sehr unsicher, ob ich den Ton zwischen Dorelem, Lixt und dem Zweiten richtig getroffen habe. Ob die romantische Szene nicht zu oft in Witz abgleitet, ob die Gefühle von Frau und Golem richtig rüberkommen, ob der Dialogfortschritt logisch ist und so weiter. Wenn ihr es nicht ganz ekelhaft findet (zu zuckersüß, zu lächerlich, zu trocken...) ist das natürlich prima. Trotzdem wäre das hier eine der ersten Passagen, wo ich falls das hier was Professionelles wäre noch mal haarklein drüber gehen würde und dringend jemand bräuchte, der mir unvoreingenommen sagt "jo das hier ist totaler Mist, schreib alles noch mal neu" :D.
 
Danke für's Melden!

Wäre natürlich schön wenn du trotzdem noch zum Schreiben kommst. Wenn du die Masterarbeit hast gibt's ja hoffentlich ein wenig Entspannung von solchen Sachen ;)

Nochmal, das letzte Kapitel ist sehr gut geschrieben, ich denke schon dass du den Ton getroffen hast, sofern ich es denn so verstanden habe wie du es rüberbringen wolltest. Besonders gefallen hat mir einer der letzten Sätze, "Wie hälst du das bloss aus, Dorelem?"

"Wir spielen Schach." :lol:

Viel Erfolg bei deinem Master und anschliessend beim Umzug. Und danach, auf zu neuen Kapiteln!
 
Wie liefs mit deiner Masterarbeit?

Und können wir mit einem weiteren Update rechnen? :kiss:
 
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Lief ganz gut :D.

Ich schreib gerade - nach einem Monat Rumorgansieren, Wohnung einrichten, ankommen und Einrichten hab ich denk ich jetzt langsam Ruhe und Routine. Fühlt sich gut an, jetzt kann ich auch andere kleine Nebenprojekte so langsam dem Ende zukommen lassen ;).
 
Gratulation zu der guten Abschlussnote :top: :D
Jetzt gibts aber erstmal keine Ausreden mehr, und du hast hier einiges nachzuholen :p mindestens 2 Kapitel pro Woche bitte :go:
 
Congratulations! Wow, 1.7, ist wirklich nicht schlecht :top: chapeau!

Ansonsten, was Zitronenfalter sagt ;)
 
Es naht das Wochenende - naht sonst noch was?

Zum einen natürlich noch herzliche Gratulation nachträglich :top:
Zum anderen - das letzte Kapitel wurde uns am 10. August zum Lesen verabreicht. Im August.
 
Oh, so lang schon? Ist mir nicht aufgefallen :D.

Unrelated: update woooo
 
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