Was mich ehrlich gesagt aber wenig verwundert. Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich einfach mal sage, dass einem Großteil der deutschen Bevölkerung das detaillierte Treiben der Politik völlig egal ist, solange es nicht an das eigene Geld geht (zumindest nicht offensichtlich).
Das stimmt mit ziemlicher Sicherheit.
Und etwas ähnliches kann man wohl auf Umfragen / Wahlen übertargen. Es wird vermutlich sehr viel aus dem Bauch entschieden, im Sinne von gut oder schlecht. "Was, die Merkel? Tjoja, hat ihre Arbeit schon gut gemacht." - ohne sich auch nur irgendwie damit beschäftigt zu haben.
Umfragen sind meiner persönlichen Erfahrung nach ziemlicher Schwachsinn. Ich arbeite nebenher für meine Uni in einem Umfragetelefoncenter. Die Erfahrung, welche Menschen man überhaupt damit erreicht lässt für mich den Rückschluss zu, dass Umfragen oftmals maximal zur Erfassung plakativer Einstellungen taugen. Konstruktiv und detailliert wird da nichts erfasst bzw. wenn der Versuch dazu gemacht wird erreicht man keinen mehr. Wir hatten ein paar Monate eine Umfrage zu Demographie und politischer Einstellung, die im Schnitt etwa 45 Minuten dauerte. Ich war im oberen Drittel der Erfolgsskala bei abgeschlossenen Umfragen und zwar mit 3,3% Erfolgsrate... Das schließt Telefonate ein, bei denen gar keiner abhebt, Ablehnungen und erfolgreiche Umfragen. Das zeigt meiner Meinung nach, wie wenig aussagekräftig solche Umfragen sind und welche Bevölkerungsgruppen dabei unter- und überrepräsentiert sind.
Aus deiner Sicht gesehen, könnte das ein möglicher Grund sein.
Aber ich denke du gehst zu weit mit dieser Behauptung. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, dass eben die wenigsten Deutschen sich wirklich für Politik interessieren/das Tagesgeschehen verfolgen.
Ich unterstelle dir einfach mal, das du politisch sehr interessiert/aufgeschlossen/aktiv/wasauchimmer bist und daher die Politiker besser beurteilen kannst als der Durchschnitt.
An dieser Stelle möchte ich auf das erste Zitat in diesem Beitrag verweisen.
Ich finde nicht, dass ich damit wirklich zu weit gehe, denn über was wird denn da Tag für Tag entschieden im Bundes- oder Landtag? Doch nicht über die Farbe von Plastikeimern, sondern über die tägliche Realität der Menschen. Im Großen wie im Kleinen wird da das Leben der Menschen bestimmt und wer das nicht erkennt ist eben (politisch) kurzsichtig.
Ob man sich dafür interessiert oder nicht ist eben die eine Frage, ob es einen betrifft eine andere.
Mich kannst du zum Durchschnitt zählen. Ich schaue ab und zu mal die Tagesschau, die wichtigsten Nachrichten schaue ich mir im Internet an, aber dann auch nur die wichtigen. Ich kann die Gesichter benennen und auch Parteien zuordnen,mit den Ämtern wirds dann schon schwieriger ^^
Der Durchschnittsbürger schwimmt eben nur an der Wasseroberfläche, der Taucher hingegen schaut sich alles ganz genau an und entdeckt dabei auch ganz andere Welten. Das lässt dann auch wiederum ganz andere Schlüsse zu.
Das schlimme ist halt, dass sich in der Wasseroberfläche die Sonne spiegelt während darunter evtl. ein dunkler Abgrund schlummert. Wer aufgrund des gespiegelten Sonnenscheines ins Wasser springt erlebt eben unter Umständen böse Überraschungen.
Dieser Umstand, also die Kurzsichtigkeit/das Desinteresse der Menschen, hat doch das politische System fundamental geprägt. Gewählt wird, wer viel verspricht, danach kommt die Ernüchterung.