Hab das Spiel jetzt länger gespielt (einmal verlängert mit Prepaid) und geb hier mal meinen letzten und Finalen und auch faireren Eindruck ab.
Höchster Char war jetzt Lvl 68 (von 1 gelevelt) und daneben noch ein druide mit lvl 4x und muss echt zugeben, das Game macht mir (!) keinen richtigen Spaß. Gibt vielerlei Gründe dafür, die ich hier mal kurz ansprechen werde (auch mit vergleichen zu D2).
1. Quests erledigen
Ich war verblüfft wie wenig zusammen gequestet wird, gerade wenn man mal in Kalimdor oder so unterwegs ist, ist die Spielwelt mehr oder weniger leer, man begegnet selten anderen Spielern (Vllt liegts am Server). Die Quests an sich sind einfach nur eins: bedeutungslos. Nachdem man sich am Anfang noch die Mühe macht den Begleittext zu lesen, fängt man so spätestens ab lvl 10 an die Fenster wegzuklicken, um die Quests möglichst bald starten zu können. Im Prinzip kann man es einfach vergessen, da es genau vier Arten von Quests gibt (OHNE nennenswerte Abwandlung):
a) Gehe von A nach B und Töte C (Meistens 10 C's oder so)
b) Gehe in Gebiet X und Sammle Z
c) Gehe von A nach B und Töte C und sammle den Drop
d) Gehe von A nach B und spreche mit B
e) Mit Gimmick-Item H auf X Gegner ballern. (s. Punkt a)
Das wars. Keine Entscheidungsmöglichkeiten, ab lvl 25 hat man so ziemlich alle Gegnerarten kennengelernt, die sich auch später nur durch farbe, größe und designdetails unterscheiden. Ein Schwierigkeitsgrad ist nicht vorhanden, einzig das auswendiglernen von skillreihenfolgen ist von belang. Gibt noch eine Reihe von Gimmicksskills, die in ihrer Funktion für das Gameplay keine Rolle spielen. Ansonsten heißt es Gegner umkloppen. Das schlimmste ist, dass die allerwenigsten Quests originell sind, und eine richtige Geschichte erzählen. Ich kann mich schon jetzt an fast keine Quests mehr erinnern, es kommt einfach keine Atmosphäre auf. Das vollkommene Weglassen einer Vertonung ist fatal (außer bei einigen wenigen "Hauptquests"), wohl aber ist eine mitreißende Handlung auch nicht das Ziel von WoW. Für sich genommen und als reines Single-Player-Spiel betrachtet ist das Questsystem in WoW eine Katastrophe, ein eintöniger Mist. Man hat das Gefühl das alle Leute nur möglichst schnell es hinter sich bringen möchten um ein höheres Level zu erreichen. Das ist auch das absurde: Man spielt die quests nicht, weil sie cool oder einfach unterhaltend sind, sondern weil sie viel Erfahrung geben. Das auch noch alleine weil es schneller geht. In einem MULTIPLAYER-Game. Willkommen in Absurdistan.
D2 hat wenige, dafür COOLE Quests, die alle ineinandergreifen und eine durchgängige spannende Story ergeben. Im Multiplayer skipped man das ganze durch rushen, und dann levelt man in den 90+ Bereich und danach wird mft für bessere items. Mit Rollenspiel-Perlen wie BG2 oder Planescape: Torment fang ich besser gar nicht erst an, das is sowieso in einer anderen Galaxie.
2. Instanzen.
Instanzen sind bis zu dem Level, das ich erreichte, abwechslungsreicher und stellenweise auch interessanter, da eine gewisse Art von Zusammenspiel gefordert ist. Leider ist bis auf die gängige Taktik ala Tank geht vor und tankt, healer healt alle, und Damage dealer dealen Damage nicht mehr drin. Die XP-Ausbeute ist akzeptabel, aber ersetzt nicht das questen. Die Itemdrops sind besser als beim Questen.
3. PvP
Das Schlachtfeld-PvP ist rel. lustig, ermüdet jedoch bald, da es sich meistens um stupides Gruppe trifft auf Gruppe handelt. Ein tumbes aufeinander eingekloppe ohne Skill, das auch noch durch den virtuellen Reichtum mitbestimmt wird, da Leute mit accountgebundenen Items tendenziell im Vorteil sind. Vielleicht ist auf höherer Stufe (85) anspruchsvoller, glaube es aber nicht.
4. Berufe
Kommen wir zum neutralen Teil, den Berufen: Wem es nichts ausmacht stundenlang durch Pixellandschaften zu laufen und zutaten für die Berufe zu farmen, ist hier genau richtig, denn das Berufe-System ist sicherlich gut gelöst und kann durchaus süchtig machen. Leider ist ein Beruf bis zum Endgame größtenteil spielerisch komplett sinnlos, da die relevanten items auch alle in Instanzen und beim Questen erlangt werden können. Das Zeug was man farmt und erstellt wandert im Anschluss nach dem craften also zum NPC, oder wenn man ganz hartgesotten ist auch ins Auktionshaus (wenn es etwas halbwegs brauchbares ist). Die meisten erstellten Gegenstände, dienen nur dazu das Beruflevel zu steigern. Erst ab einer hohen Stufe ändert sich das.
5. Itemdrops
Es ist praktisch unmöglich, durch einen Glücksdrop in WoW "reich" zu werden (ganz anders als in D2), alles orientiert sich strickt nach leveln und in high-lvl raids wird wohl ganz genau bestimmt wer welches item am ende behalten darf. Es gibt kein item, dass auf lvl 10 fällt und dann alle anderen haben wollen. Nur wer viel Zeit investier, wird am ende auch "gute" items haben. Ich bin damals als ich in D2 meinen ersten Soj gefunden hab total ausgeflippt und wahr voll happy. Eher kann man in WoW wohl nur Genugtuung für geleistete Arbeit empfinden, wenn man sich nach monatelangem Durchspielen ein legendäres Item erspielt hat.
6. Die Welt, die Grafik
Die Welt ist echt groß und es gibt sehr viel Content, der sich allerdings zu stark ähnelt. Es gibt viel zu krasse unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten, das ist einfach nur unrealistisch und stört die Atmosphäre. An die Grafik kann man sich gewöhnen, das Charakterdesign ist ok. Leider hoffnungslos veraltet und viel unterschied zu Neverwinter Nights ist leider nicht da, das bewegt sich trotz Breitbild und höherer Auflösung im selben Bereich.
Fazit
WoW ist langweilig, monoton und entsetzlich unoriginell. Einzig das bis zur Perfektion ausbalancierte Item und XP-System, das darauf ausgelegt ist, dass jeder spieler eine Unmenge an Zeit investieren muss um überhaupt den Endgame-Content sehen zu können. Der Suchtfaktor besteht 1. darin nach 85 zu kommen um überhaupt die höchsten Items nutzen zu können und 2. auf 85 noch bessere Items zu erfarmen (auch durch Berufe), in Raids zu erspielen. Man muss Blizzard Anerkennung zukommen lassen, dass es ihnen gelungen ist ein an sich sehr dröges Spiel durch ein geschicktes Dem-Esel-mit-einem-langen-stock-das-Zuckerstück-vors-Maul-halten-System den Spieler an das Spiel zu binden. Ist der Spieler einmal in ein Raid/Gilden-System fest eingebunden gibt es mehr oder weniger kein entkommen mehr, da hier auch noch eine starke soziale Komponente zum Zug kommt ("Mann du bist doch unser maintank, komm wir müssen heut noch zocken", etc. etc.)
Alles in WoW kostet gerade soviel Zeit, wie man es noch ertragen kann, das stellt sicher, dass der süchtig gemachte Spieler, trotz fehlendem Spielspaß immer noch am Spiel sitzenbleibt und zeit investiert und damit auch im nächsten Monat die Abogebühr begleicht. Dieses System, das WoW antreibt ist derart perfide und intelligent gelöst, das ist schon beeindruckend.
Es ist so ein Spiel, bei dem man sich denkt: Warum spiel ich es eigentlich, und dieses Gefühl bedeutet bei mir nix gutes.
Meine Beziehung zu D2 ist eine Hass-Liebe, die mich in der Vergangenheit immer wieder zurückkehren hat lassen. Einerseits schimpft man über das Game andererseits freut es einen doch wenn man ein cooles Item gefunden hat. Bei WoW hatte ich nie Glücksgefühle, nie irgendwie richtigen Spaß, einfach Freude am Spielen. WoW fühlt sich eher wie ein echter eintöniger Beruf (vllt wie Buchhalter oder so) an, man kommt am Abend nach Hause und frägt sich was man eigentlich grade getan hat. Und deswegen rühr ichs jetzt nimmer an ^^.