@ TomGrenn:
Schön, dass du meinen Startpost per Link abrufen hinterfragst. Ich gehe mal davon aus, dass du auch Volkmar Weiss und Heimo Schwilk als weitere Beteiligte hinterfragt hast.
Der Satz scheint zu stimmen: Google ist dein Freund..
Ich bin der gleichen Meinung wie du, dass wenn diese Intelligenzvererbungslehre nach Volkmar Weiss stimmen würde, sich bereits vor mehreren tausend Jahren rein zufällig ein Superbrainvolk hätte bilden müssen. Man könnte das Ergebnis bereits in der Natur beobachten.
Was mich zutiefst entsetzt ist jedoch die Tatsache, dass dies mehr oder minder als Argumentationshilfe/Allgemeinwissen von Teilen der Gesellschaft akzeptiert ist.
Zum Thema Kultur/Geschichte/Interpretation:
Ich möchte noch ein paar Worte zu „Eloi und Morlocks“ verlieren.
H. G. Wells hat den Roman 1895 geschrieben. Das war eine andere Zeit. Wenn man die verschiedenen Verfilmungen betrachtet, dann kann man bestimmte Entwicklungen entdecken.
Von den blassen, lebensuntüchtigen, hilflosen, von Morlocks versorgungsabhängigen und dem Schicksal des Einzelnen gegenüber vollkommen gleichgültigen Wesen aus der Verfilmung aus dem Jahr 1960 (Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zeitmaschine_(1960)) (Ursache der Rassentrennung: Weltkriege und biologische Verseuchung) haben sich die Eloi zu elbenhaft schönen, kaffeebraunen, vor innerer Kraft strotzenden, intensiv mitfühlenden „edlen Wilden“ gemausert. Ihre Gesellschaftsform ist eine fast perfekte, selbstversorgende „idyllische Utopie“ – wenn da die Morlocks nicht wären, die folgerichtig vernichtet werden, weil sie nie gebraucht wurden und an der idealen Gesellschaft nur parasitieren. Die Ursache der Rassentrennung ist hier ständige Sprengungen auf dem Mond um den dort existierenden „lunaren Luxus-Vergnügungspark“ immer größeren Gruppen von Menschen zugänglich zu machen. Die Bruchstücke des Mondes regnen dann auf die Menschen nieder. (Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Time_Machine)
H. G. Wells wäre sicher entsetzt, wenn man seinen ursprünglichen Text nach heutigen Gegebenheiten interpretieren würde. Man würde seine Absichten vollkommen verkennen. Die Adeligen von damals waren so blutleer wie im Roman beschrieben. Unsere neue Gesellschaft besteht eben aus sonnengebräunten Gewinnertypen. Würde er heute leben, dann hätte er ganz sicher seinen Text nicht so geschrieben wie damals. Vermutlich wäre er - Nein, ganz sicher wäre er der Drehbuchautor der letzten Interpretation geworden. So hätte er es gewollt. Sein Vermächtnis wird also vollkommen in seinem Sinne gepflegt.
Es ist eigentlich überall so: Nur die letzte Interpretation kann die richtige sein. Sie ist am besten an die aktuelle Situation angepasst. Man beachte nur mal die neu angepassten Interpretationen von Volksmärchen:
Von z.T. blutrünstigen niedergeschriebenen altertümlichen Schauergeschichten der Gebr. Grimm, die z.T. grausame Lebensverhältnisse von Ärmsten der Gesellschaft unter dem Adel wiedergespiegelt haben, zum Mittel der Agitation und Erziehung der DEFA hin zu lustig-lächerlichen Karikaturen, die mit einem Augenzwinkern ein neues und aktuell sehr viel besser passendes Bild von Adligen und Bürger entwerfen.
Man muss die Gesamtsituation einfach sehr viel entkrampfter sehen. Der Staat kann sich (normalerweise) nicht irren (Ausnahmen bestätigen die Regel). Mittlerweile gibt es zum Beispiel Schulen, die zum staatlichen Höchstsatz von 7000€ im Monat pro teilnehmenden Langzeitarbeitslose zu Kammerdiener, Zofen u.ä. für Herrschaftshäuser ausbilden. Die Ausgebildeten, die sehr einfach neue Arbeitsplätze bekommen, sind bei ihren neuen Herrschaften sehr glücklich. Man behebt damit einen dringenden Fachkräftemangel: Man muss (im Gegensatz zu Ingenieuren) hochklassige Butler für die neue Gesellschaft nicht mehr importieren. ...und der Bedarf ist auf Grund unseres zunehmenden Reichtums immer weiter am Steigen.
Zum Thema:
Intelligenz = sich durchschlagen/überleben/tricksen/anpassen anstatt wie in einer lehrreichen Spielshow täglich von einer handvoll Reis zu leben
Es ist außerordentlich hilfreich der neuen robusten, selbstverschuldet wissensbefreiten Unterschicht das neue Wertesystem von Überlebenskünstler zu vermitteln. Sie leisten an neuen und aktuelleren Denkrichtungen sehr viel weniger unsinnigen Widerstand (Das befriedigende Glück sich spielerisch im Überlebenskampf zu verwirklichen und das systemimmanente Anpassen an die neue Gesellschaft und deren auf tolerierte Weise zu brechenden Spielregeln)
Hochbegabte Kinder haben ohne „korrektive“ Maßnahmen ein anderes Wertesystem.
„Das Kind ist hochgradig sensibel und verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein.“
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbegabung
Hier gilt es möglichst früh einzugreifen damit es immer noch den richtigen, aber nicht in falschen „naiven“ Kontext gestellten Idealen nachjagt. Perfekt wären Kinderkrippen oder Kindergärten. Auch in der Schule ist es noch nicht zu spät. Die Erziehung bzw. Das Lehren durch Eltern sollte durch entsprechend speziell auf neuen Erkenntnissen beruhenden geschulte Fachkräfte ersetzt werden.
Es ist wichtig, dass sie von sich aus alles dafür tun um das Wertesystem der Überlebenskünstler zu verlassen und zu den „Lichtbringer“ der Gesellschaft, der oft missverstandenen und fehlinterpretierten Oberschicht wechseln wollen. Dann muss man Hochbegabte nicht mehr aktiv aus den unteren beiden Schichten suchen und in die Oberschicht integrieren. Sie kommen von selbst und werden produktive Mitglieder der Gesellschaft.
Mit anderen Worten: Aus einem Volk von Überlebenskünstler (und damit trickreiche Einkommenskonkurrenten) erwächst zwangsweise (wegen ihrer Sozialisation und zunehmender kritischer Distanz zu ihren Eltern) hinterher genau das Gegenteil: die größten altruistischen Philanthropen zu Gunsten der neuen Gesellschaft. Das ist auch gut so.
Wer es nicht glaubt, ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte:
(Aus der Broschüre „20 Jahre Grüne im hessischen Landtag“)
„Wir sind fast jedes Wochenende auf einer Landesmitgliederversammlung in einer anderen Stadt oder in einem Städtchen gewesen, haben in überfüllten Bürgerhäusern, Mehrzweckhallen und Turnhallen unsere Wochenenden verbracht. Da waren Kinder, die krabbelten auf dem Boden rum, mit spielenden Hunden zusammen.
Also, es war wunderbar und manche von uns haben damals schon gedacht: Wenn diese Kinder groß werden, gehen die alle in die Junge Union. (Gelächter)“
Quelle:
http://www.gruene-fraktion-hessen.d...306.materialien20_jahre_gruene_broschuere.pdf (Seite 22)
Die Geschichte gab ihnen Recht. Ob sie immer noch lachen, weiß ich nicht.
Das bekannte Problem mit den schwierigen Super-High-Q’s könnte man rechtzeitigen korrektive Maßnahmen umgehen.
„Zum einen wird ein leicht umgekehrt u-förmiger Zusammenhang angenommen, nach dem Minderbegabte (ungefähr IQ < 90) eher unbeliebt, Normalbegabte relativ beliebt (90< IQ <130), Hochbegabte (130< IQ <150) sehr beliebt und Höchstbegabte (IQ >150) eher unbeliebt seien. Dies könne man sich so erklären, dass begabtere Menschen sehr empathisch sind, sich in andere hinein versetzen können und sich so im sozialen Gefüge besonders gut zurecht finden. Da die Höchstbegabten besonders durch ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre oft einzelkämpferische Art auffallen, werden sie oft ausgegrenzt und könnten sich durch viele Zurückweisungen durch Gleichaltrige zu schwierigen Außenseitern verändern. Allerdings ist das nur eine Vermutung, empirische Studien, die das belegen, existieren nicht.“
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbegabung
Die einzigste, vorläufige Möglichkeit wirtschaftlich abgehängte (Sozialkompetenzinkompatible) überkritische, übersensible und überselbständig denkende Höchstbegabte ein Zufriedenheitsgefühl und ein Gefühl von Zugehörigkeit zu vermitteln, scheinen techno-idyllische Sendungen vom Stile „Nackenbeißer“ wie „Dr. House“, „Monk“, „Numb3rs“, „Bones“, „Stargate: Atlantis“ die unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte dieser Menschen kanalisieren.
(Ohne zu wissen, dass es solche Jobs mit hochtoleranten Arbeitgeber/Arbeitskollegen gar nicht gibt, geben sie sich oft selbst die Schuld für ihr vergleichsweise schlechtes Abschneiden in der neuen Gesellschaft)
Die Protagonisten dieser Sendungen sind i.d.R. in Arbeitsteams voll integrierte Persönlichkeiten. (Fast)Alle menschliche (Grund)Typen scheinen vertreten. Die Macken der Höchstbegabten werden größtenteils mit einem gutmütigen Seufzen toleriert.
Es wäre außerordentlich schädlich, wenn solcherart Menschen überstarken falsch verstandenen Sozialempfinden und ebenso falsch verstandenen Gerechtigkeitsempfinden tatsächlich auch nur eine rudimentäre Einflussmöglichkeiten auf unsere zukünftige Expertensystem-Gesellschaft bekommen würden. Sie könnten andere Menschen am Arbeitsplatz mit ihren seltsamen Ideen negativ beeinflussen, die wiederum die Möglichkeit haben publikumswirksamer ihre Meinung kund zu tun. Deshalb ist es wichtig a) die „wahre“ Erscheinung von gesunder und gesellschaftsförderlicher Intelligenz zu definieren und b) bei Einstellungen höchsten Wert auf die richtige„soziale Kompetenz“ zu legen.
Niemand will eine für die normalbegabten Bürger eine schlecht oder nur komplex widerlegbare populistische und gesellschaftsdiffamierende Meinungsdiktatur einer mehr oder minderverdeckten verhaltensgestörten geistigen Minderheit.
Eine Möglichkeit um diese Gruppe von Menschen mit ihrer geistigen Behinderung trotzdem zu rehabilitieren wäre möglicherweise entweder eine „Frühverrentung“, die hoch genug ist um sie in eigenbrödlerische Miniprojekte zu verstricken oder deren kritisches Wissen per Internetaktivität abzuschöpfen um die neue Gesellschaft besser zu immunisieren. Integration des potenziellen irrtümlichen Widerstands als weiteres Kontrollsystem, sozusagen, ganz ohne Orakel.
Ich schreibe mal später weiter...
@~Casandra~
Ich denke, du wirst diesen Text richtig interpretieren. Insbesondere wenn ich ihn in einem späteren Post um die Begriffe Schule/Expertensysteme/KI/Wissensautomatisierung – ausgelagertes/persönlich erweitertes Wissen/Intelligenz und deren gesellschaftsnotwendigen Aktualisierung erweitert habe.