Huntington hat schon vor 15 Jahren bemängelt, dass der Westen gegenüber anderen Kulturkreisen einen unglaublichen Überlegenheitskomplex hat. Es wird grundsätzlich angenommen, dass jeder Mensch auf der Welt tief in seinem Herzen so sein will, wie wir es sind. Wertvorstellungen anderer werden verachtet und nur deshalb geduldet, weil man überzeugt ist, dass der andere früher oder später seine eigene Barbarei erkennt und sich den zivilisierten Werten des Westens beugt.
Deshalb ist man hierzulande auch häufig überrascht, wenn in Russland und Iran demokratisch gewählt wird und am Schluss sind Putin, Medwedew und Ahmadinedschad die Gewinner (selbstverständlich nur durch Wahlbetrug...). Deshalb ist man überrascht, dass die regelmäßigen Belehrungen anderer Nationen in Sachen "Menschenrechte" bei der dortigen Bevölkerung häufig Entrüstung hervorruft (selbstverständlich nur wegen staatlicher Propaganda...). Deshalb ist man überrascht, wenn man erfährt, dass man im Iran alle unsere deutschen Philosophen und Aufklärer liest und dennoch seine Frauen verschleiert. Und deshalb, schließlich und endlich, erleuchtet uns die Presse mit der Fackel der Toleranz nicht dadurch, dass sie schöne Werte der islamischen Kultur hervorhebt (etwa Familie, Aufopferungsbereitschaft), sondern indem sie uns regelmäßig Beispiele für einen "guten Moslem" liefert. Also jene, die so sind oder so sein wollen wie wir.
Aber das ist eben nicht die Realität. Die kann man in jeder Integrationsstudie in Europa nachlesen. Nämlich dass jedes Land mit nennenswerter islamischer Minderheit, von Schweden bis nach Italien, massive Probleme mit der Integration dieser Einwanderer hat. Selbstverständlich redet man auf dieses Problem angesprochen von Ausgrenzung, von politischem Versagen, von mangelnder Bereitschaft beider Seiten aufeinander zu zu gehen. Man käme nie auf die Idee, dass ein Araber zwar in Europa lebt, aber vielleicht gar kein Deutscher, Schweizer oder Franzose sein will. Dass ihn westliche Traditionen und Werte nicht interessieren und er auch jedes Recht der Welt dazu hat.
Warum kann man nicht akzeptieren, dass Muslime anders als wir und schwerer integrierbar sind als etwa Osteuropäer? Weil man dann auch akzeptieren müsste, dass die eigene Lebensweise nicht Gott gewollt und für jeden erstrebenswert ist? Weil man dann so konsequent sein müsste, bei der Einwanderung Ungleiches ungleich zu behandeln und oben genannten Einwanderern den Vorzug zu geben? Weil man dann akzeptieren müsste, dass nicht SVP und andere rechtspopulistische Parteien mit ihrer dumpfen Polterei die Massen zu Antiislamismus manipulieren, sondern die Leute von sich aus sehen, dass es nicht funktioniert?