Es fehlen schlichtweg die Erfolgserlebnisse, und für mich persönlich, der das AH am liebsten komplett meiden will, ist Inferno tatsächlich zu schwer/frustrierend, obwohl es mit dem Patch besser wurde. Weil erstens meine Ausrüstung nicht ausreicht, um mich einfach durchschnetzeln zu können, ich zweitens keine Lust aufs Durchsterben habe, und sich drittens kaum mal eine Verbesserungen im Spiel selbst ergibt.
Dazu sei gesagt, dass ich D2 LOD sehr lange gespielt habe. Weil es mir Spaß machte, am Abend nach der Arbeit mit Freunden durch die Welt zu ziehen, gemütlich Monster zu schnetzeln und bei den Endgegnern etc. auf die Suche nach guten Uniques, Set-Items, Runen und Rohlingen zu gehen. Wir hatten eine Menge Mules, weil wir es uns zum Ziel setzten, die Sets komplett zu finden - das haben wir natürlich bei den High-End-Teilen nie geschafft, selbst zu sechst über Monate nicht, aber das war kein Hinderungsgrund für die Motivation. Auch nicht, dass wir selbst als Gruppe kaum mal eine der sehr seltenen Runen (Jah, Cham, Zod haben wir meiner Erinnerung nach nie gesehen) fanden, aber es gab genug Alternativen, so dass jeder von uns (zumindest gefühlt) gute Ausrüstung hatte, die wir eben letztlich selbst gefunden hatten - entweder wirklich persönlich oder im Freundeskreis.
Jetzt spielen wir immer noch meistens als Gruppe, und es kommen so etliche Stunden zusammen. Resultat? Weniger als 30 Legendaries (von brauchbaren ganz zu schweigen, ich habe bisher 6 gefunden, von denen ich gar keins trage. 3 konnte ich für weniger als zusammen 30.000 Spielgold verkaufen, die anderen landeten beim Schmied), 3 Setgegenstände (bei mir null), sonst nix. Zwei haben Diablo auf Inferno gelegt, die anderen hängen nach mehr als 2 Monaten noch in Inferno Akt 2 (darunter ich) und 3 herum. Nur einer spielt hartnäckig komplett ohne AH, benutzt aber natürlich Gear, das ihm von anderen von uns gegeben wurde (womit klar ist, dass er alleine für seine Ausrüstung, die nicht mal für Belial auf Inferno reicht, deutlich mehr als seine 140 Stunden hätte spielen müssen).
Mit dem Neph-Buff kam es wenigstens dazu, dass man jetzt bessere Chancen auf Rares hat. Allerdings nützt das nichts, wenn diese so gut wie nie umwerfend gut sind. Erst recht nützt dieser nichts, wenn man weitere Chars hochzieht und bei diesen wieder bei Azmodan auf Alptraum nur unnütze blaue Items fallen - das gestaltet sich sehr langwierig.
Das war bei D2 definitiv anders, denn hier fand man zwischendurch ständig Gegenstände, die man brauchen konnte. Durchaus auch mal Uniques, aber auf jeden Fall Runen und Rohlinge für (billige) Runenwörter. Zudem nervt es weiterhin bei den lilanen Gegnern, auf die der Neph-Buff keine Auswirkung hat. Die sind sowas von überflüssig...
Auch das gesamte Erfolgssystem, das ich tatsächlich verfolge, ist letztlich für die Katz, denn außer einer Zahl (Punkteanzahl) hat man davon absolut gar nichts. Es sei denn, dass man sich stundenlang für Bannerdesigns begeistern kann.
Eine offene Welt wie bei D2 LOD fehlt auch. Man kann sich natürlich einen späten Questpunkt nehmen und hat dadurch die Möglichkeit, Gebiete nach Wahl zu farmen - wenn auch nur innerhalb eines Aktes. Aber schon wenn man z.B. sowohl Skelettkönig und Schlächter farmen möchte, muss man entsprechend die ganzen Quests komplett durchlaufen. Will man das ständig? Ich nicht. OK, es läuft sowieso darauf hinaus, dass nicht die Endgegner, sondern die Champs und Bosse die eigentlichen Monster zum Farmen sind. Blöde Idee, denn wozu gibt es dann überhaupt die besonderen Endgegner?
Nun zu einem auch sehr wichtigen Punkt: Bei D2 machte es sehr viel Spaß, unterschiedliche Builds auszuprobieren. Mit entsprechenden Guides hatte man kein Risiko, sich zu verskillen. Nun aber fehlt die Motivation, einen zweiten Char der gleichen Klasse zu spielen. Warum auch, wenn man Char #1 einfach umskillen kann und zusätzliche Erfahrung samt Skills eh nur marginal wichtig sind, weil es viel mehr auf die Ausrüstung ankommt?
Damit kommt man wieder aufs AH zurück: Bei D2 kam ich nie auf die Idee, bei eBay oder sonstwo nach Items zu gucken. Ich fand sie ja selbst. Jetzt wird man als Spieler, der nicht jeden Tag Zeit und Lust für 10stündiges Farmen hat, quasi gezwungen, das spielinterne AH zu nutzen, weil man sonst eine lange frustrierende Zeit herumläuft, in der man sich überhaupt nicht verbessert. Auch die Paragonlevel ändern daran reichlich wenig. Es ist ja nett, wenn das AH eine zusätzliche Option ist für Spieler, die gerne mit Items handeln (meinetwegen gar für Echtgeld, was ich niemals machen würde) und tauschen. Natürlich soll ruhig Blizzard dann auch seinen Anteil daran verdienen (warum soll man eBay den Markt überlassen?). Aber wieso sollen Spieler wie ich die Leidtragenden dieses Systems sein? Wir wollen das AH nicht nutzen, aber weil andere es nutzen und es nicht mit tausenden Imba-Items geflutet werden soll, laufen wir herum und finden durch magere Dropquoten quasi nichts. Bzw. kaum etwas, das für Akt 3 + 4 Inferno taugt. Hölle ist alles andere als ein Endgame, sondern nur Durchgangsstation. Dadurch landet man eben früher oder später doch im AH, weil man es leid wird, auf der Stelle zu treten / gegen Wände zu laufen, und macht das, was ich nicht als Spaß und ebenfalls nicht als nötigen Content eines Hack-and-Slay-Spiels verstehe: Shoppen. Na toll!
Wenn man sich mal umguckt, hat die Implementierung ja nicht mal einen mäßigenden Einfluss auf Botter gehabt. Die Kontrollmechanismen haben offensichtlich auf voller Linie versagt - da soll mir niemand erzählen, dass hunderte Millionen Gold tatsächlich von so vielen Spielern durch normales Gameplay und effektives Handeln zustandegekommen sind. Ich vermute gar, dass gerade der Umstand noch reizvoller für Botter wurde, dass es jetzt spielintern ist, denn so liegt es für noch mehr Spieler nahe, sich schnell per Kauf mit Items oder dem nötigen Spielgold für den Kauf im Spielgold-AH zu versorgen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Spiel eigentlich sehr viel Potenzial hätte. Die Mechanik funktioniert ja. Der Onlinezwang stört mich auch nicht besonders, denn bei LOD haben wir auch online gespielt (nicht mit dem Ziel, in der Ladder weit oben zu stehen - dafür reichte die Spielzeit eh nie, sondern weil wir nicht mehr alle im gleichen Ort wohnen und somit das Internet die Lösung war, wie man noch zusammen spielen konnte). Aber es fehlt noch so einiges, um es zu einem Kracher wie D2 LOD mit dessen Spielspaß zu machen, und an dem muss sich ein offizieller Nachfolger natürlich messen lassen. Dabei hoffe ich doch sehr, dass sich Blizzard die nötigen "Reparaturen" nicht bezahlen lassen will, sondern weiterhin per kostenlosen Patches bewerkstelligt. Ansonsten war es das für mich mit dieser Firma.