Kapitel 79 – Machtwechsel
Ich ziehe mir den Knochenhelm vom Kopf, nachdem ich Jerhyns dummen Gesichtsausdruck lange genug studiert habe. Der Meister tritt zu uns und nimmt ihn mir ab. Der Fürst stammelt Unzusammenhängendes, während ich die blöden Roben loswerde. Seine Augen schimmern gefährlich, als der Meister Jerhyn konfrontiert.
“Na, 'Fürst', lieft wohl Alles nicht so wie geplant? Pah, als ob es das je hätte. Nur diesmal bin ich in der Position, dir das unter die Nase zu reiben, und ich kann dir gar nicht sagen, wie befriedigend das ist.”
Genau davor trieft seine Stimme – vor Befriedigung – und Verachtung. Der Fürst sammelt einen letzten Rest Rückgrat.
“Wie kannst du es wagen...”
Der Meister rammt ihm den Helm in den Bauch, was Jerhyn zum Schweigen bringt, packt ihn am Kragen und schüttelt ihn.
“Ich kann eine ganze Menge mehr, und du hältst jetzt die Klappe, ich hab genug von dem Unsinn, der dir aus dem Gesicht sprudelt!”
Jerhyns Wachen stürmen heran, Speere erhoben – der Ausbruch des Meisters hat ihren Schock gebrochen. Ich hebe ruhig beide Hände – die linke offen, den Wachen entgegen: Stop. Die rechte landet, zur Faust geballt, sanft an des Fürsten Hals. Die Männer halten an. Zur Verdeutlichung balle ich die linke und lasse die Klauen kurz hervorschießen. Da sehe ich, dass Drognan ja immer noch seinen Stab hält...er senkt ihn, mir zunickend.
“Lasst den Fürsten ruhig in dem Loch, in das er sich selbst gegraben hat. Ich denke nicht, dass mehr als sein Stolz verletzt wird, wenn Niemand etwas Dummes tut.”
Jerhyn keucht – als ob es noch eine Überraschung wäre, dass Drognan auf unserer Seite ist. Der Meister nickt ihm knapp zu, wirft den Wachen einen zur Vorsicht mahnenden Blick und ein “ihr bleibt, wo ihr seid” zu und schubst Jerhyn dann in einen Sessel. Ich schnappe mir ein Kissen und lasse mich vor der Tür nieder; die beiden Wachen bleiben zwischen mir und Drognan völlig überfordert stehen, und dieser lehnt sich wieder zurück an die Wand. Der Meister selbst nimmt völlig entspannt Jerhyn gegenüber Platz - in dem Sessel, in dem vorher der Fürst saß. Er beginnt ohne Umschweife.
“Letztlich ging es dir doch immer nur um Eines, Jerhyn: Dich mit beiden Händen an die Macht zu klammern. Dass sie dann nicht frei waren, um die Dinge zu tun, die eigentlich deine Aufgaben waren, wie zum Beispiel sich um das Volk zu kümmern, war dir dabei stets egal. Unterbrich mich nicht! Ich muss es wissen, es ist mein Volk. Du verhätschelst die Karawanenführer, die dir Waren ins Land bringen, mit günstigen Pachtgebühren für Lagerhäuser, die aber dir gehören, und knöpfst ihnen dafür horrende Zölle ab. Darum steigen die Preise, und dass in Folge Kinder hungern, weil die Steuern so hoch sind, ist dir scheißegal. Noch schlimmer, deine eigenen Wachen töten diese Kinder als 'Straßenabschaum', und auch das ist dir egal! Hauptsache, ihr dreckiges Blut beschmutzt nicht den Marmor deines Palastes.
Deine Herrschaft ist gebaut auf den Schultern der Armen, äußerer Pomp soll innere Fäulnis übertünchen. Du bist kein Fürst, du bist Tyrann! Deine Willkürurteile sprechen Bände! Noch schlimmer, du bist nicht nur uninteressiert und egomanisch, sondern schlicht unfähig! Wenn ich allein an dieses 'Krisenmanagement' denke, das du abgezogen hast, stehen mir die Haare zu Berge. Draußen wird es unruhig, und wem gewährst du Asyl, wie ich erfahren habe? Den Haremsgilden! Darum so viele Frauenleichen da unten! Ein toller Weg, um Allen zu zeigen, was für dicke Eier du hast, und wie viel wichtiger dir dein Ego ist als das Wohl des Volkes. Wie viele wichtige Entscheidungen hast du verschoben, weil die Arme einer Dirne warteten? Warum hast du eigentlich nicht dafür gesorgt, dass die Palastwachen, die ganze Stadtwache – warum eigentlich die Trennung – stark genug waren, um beim anschließenden Angriff den Dämonen standhalten zu können? Warum hast du dir Griez und seine Bande zu Hilfe holen müssen, nur, um ihn abzustoßen, sobald du ein Bauernopfer brauchtest? Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass in deine Privatarmee keine Leute aus dem gemeinen Volk kommen, sondern nur hochnäßige Gecken, Söhne von Adligen und reichen Bürgern, die auch nur ein wenig Unzucht und Unordnung kennen lernen sollen? Unfähige Idioten, die ihre Zeit damit verbringen, die Straßen von schmutzigen Kinder zu säubern?”
Der Meister schmettert den Helm auf den Boden, und Jerhyn schafft es, obwohl er ohnehin schon immer tiefer in seinen Sessel zurückgewichen ist, noch weiter zusammenzuzucken.
“Warum eigentlich diese Kampange gegen mich, um deine Unfähigkeiten mir in die Schuhe zu schieben, warum nicht wenigstens Jemand, der nicht gerade dabei war, dir und allen anderen Menschen auf dieser Welt die Zukunft zu retten? Wärst du kein so ein verdammtes Weichei ohne Rückgrat, hättest du absolut keine Probleme damit gehabt, meine Leistungen anzuerkennen. Aber so war ich ja eine Gefahr für deine Macht, weil du ohnehin nur mit den Fingernnägeln an diesem Thron hängst, und außerdem war ich ja auch nur einer vom gemeinen Volk!”
Der Meister lehnt sich zurück, glättet seine Züge mit sichtlicher Mühe, faltet die Hände und spricht emotionslos weiter.
“Aber genug von meinen persönlichen Gefühlen dir gegenüber. Es geht hier nicht um dich oder mich, nicht einmal um das Volk von Lut Gholein – es geht, wie gesagt, um meine Mission – um Sanktuario. Die Mission, die du beinahe unmöglich gemacht hättest. Ich könnte jetzt ja auftreten, zum Volk sprechen, ihnen das sagen, was ich dir gerade gesagt habe. Was meinst du, was passieren würde?”
Seine Stimme wird eisig.
“Revolution. Ich bin schon jetzt ein Volksheld trotz deiner Bemühungen. Ich habe immerhin Radament besiegt und die Sonne zurück gebracht. Die Leute würden dich in hohem Bogen aus dem Palast werfen. Vielleicht verlierst du ja keine Körperteile, bevor sie dich lynchen. Ich könnte dann Fürst von Lut Gholein werden, deine Klamotten tragen und wie ein Depp aussehen, deinen Weinkeller leertrinken und dann staatstragende Entscheidungen treffen, genau wie du! Wenn sie den Palast nicht vorher anzünden. Jetzt hör auf, dir in die Hose zu machen, und hör. Mir. Zu.”
Er lehnt sich nach vorne.
“Ich will das nicht. Das bedeutet doch nur Chaos. Tote. Meine Verantwortung. Ich muss den Scheißhaufen dann wegschaufeln, den du hinterlassen hast. Das kann ich mir nicht leisten! Das kostet Zeit! Die habe ich nicht. Ich brauche mehr davon. Jetzt kommst du ins Spiel, so gerne ich dich persönlich mit deinen Gauklerklamotten erwürgen würde.
Was ich jetzt vorschlage, ist kein Geschäft, das du annehmen oder ablehnen kannst, und wir verhandeln auch nicht. Du wirst tun, was ich sage, sonst stürze ich dich aus reiner Gehässigkeit.
Zunächst das Wichtigste für dich: Du bleibst offiziell an der Macht. Du kannst weiter deine Seidenhöschen tragen, deinen Wein mit Eis kühlen und herumhuren, soviel zu willst. Aber: Du wirst nicht mehr regieren. Das übernimmt ab sofort Drognan. Du tust so, als würdest du die Entscheidungen treffen. Halt den Schein des Status' Quo aufrecht. Die Menschen müssen unter starker Führung gegen die Dämonen vereint sein. Also nicht unter deiner, aber Chaos brauchen wir trotzdem nicht.
Du gibst eine Erklärung heraus. Ich bin am Leben geblieben und habe den gefährlichen Geisterbeschwörer vernichtet, der die Macht in Lut Gholein übernehmen wollte. Ich hab deinen Arsch gerettet und du bist mir jetzt unglaublich dankbar. Alle im Volk sollen mich bejubeln, aber mich um Himmels Willen nicht in meiner Arbeit behindern, weil ich zu tun habe. Staatsauftrag. Baal finden. Wichtig. Niemand hat das zu interessieren, aber ich. Werde. Nicht. Gestört. Dabei. Du erlässt gleichzeitig einen Ruf zu den Waffen. Die Leute sollen sich wappnen, falls es zu einem Krieg kommt. Alle Leute, nicht nur die, die sich die glänzenden Uniformen leisten können. Kauf selber welche, aus deiner Tasche. Ich will, dass meine Heimat sich verteidigen kann! Um den Rest der alltäglichen Sachen kümmert sich dein 'Berater', und du hörst auf ihn. Sollte ihn ein 'Unglück' ereilen...ich schwöre dir, wenn ich davon höre, dann bist du so was von dran. Ich muss bald wieder los, raus aus der Stadt, aber solltest du auch nur daran denken, an meinen Anweisungen was zu ändern...ihr beide!”
Die Wachen zucken zusammen, als der Meister sie adressiert.
“Euch ist klar, dass was hier passiert ist auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen darf? Darf ich euch was fragen? Seid ihr stolz auf euere Heimat?”
Der hereingestürzte Bote stammelt als Erster los.
“Na-natürlich...Lut Gholein, die Perle der Wüste! Die größte und schönste Stadt der Welt!”
Der Meister nickt.
“Genau. So. Ihr habt gesehen, was dieser Kerl aus ihr gemacht hat, ja? Was er noch weiterhin tun wird, welche Entscheidungen er noch treffen wird, die uns letztlich von einer Perle zu einem schmutzigen Stein werden lassen?”
Sie sehen einander an. Der Meister steht auf und tritt zu ihnen, legt ihnen jeweils eine Hand auf die Schulter.
“Ihr habt die Chance, wirklich was für Lut Gholein zu tun, als aufrechte Bürger. Sorgt mit dafür, dass Jerhyn sich an die Regeln hält. Sorgt dafür, dass Lut Gholein eine bessere Stadt werden kann, weil kein Idiot an der Macht sitzt. Wacht nicht mehr über den Palast, sondern für mich über die neue Ordnung hier.”
Wieder redet der gleiche, aber beide salutieren vor dem Meister.
“General, wir werden die Wächter der Ordnung!”
Der Meister nickt.
“Ihr wurdet gerade zu Jerhyns persönlichen Leibwächtern befördert. Überwacht jeden seiner Schritte, ihm soll ja Nichts...zustoßen.”
Ich dachte bisher nicht, dass der Meister zu einem so fiesen Grinsen fähig wäre. Falsch gedacht. Er wendet sich wieder Jerhyn zu.
“Ich sehe dich nicht über den Text deiner baldigen Rede nachdenken. Mach los. Ach, übrigens. Griez hat nach der Radament-Geschichte ein Buch von mir gestohlen, und sicher zu dir gebracht. Ich will es. Lass es mir ins Zimmer bringen, in Atmas Taverne, nachdem hier kurz Ruhe eingekehrt ist. Vergiss es nicht.”
Es klopt an der Tür. Der Meister erstarrt. Dann rennt er zu Jerhyn und zieht den vollkommen fertigen Mann aus dem Sessel. Halblaut zischt er ihn an.
“Das ist die Gelegenheit, zu sehen, wie du deine neue Rolle verinnerlichst. Golem, die Roben, als wäre er gerade gestorben! Jerhyn, stell dich da hin, und tu so, als hättest du mich gerade gütigst mit Irgendwas beschenkt, so einem blöden Titel. Ihr Wachen, neben die Tür, tut normal! Ja, so ist es gut, bitte ihn herein!”
Der Meister kniet nun scheinbar unterwürfig vor dem Fürsten, der jede Anweisung befolgt hat und die Hände über den Kopf der Meister erhoben hat. Er schluckt kurz, ordnet seine Roben ein wenig, aber als der Meister ihn auf den Fuß haut, brüllt er fast ein “Herein!”.
Eine Palastwache tritt ein, und ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf, als er die Szenerie sieht; er ist fast schon dabei, wieder zu verschwinden, als Jerhyn die Hand hebt.
“Warte. Warte! Was ist? Was ist los?”
Die Wache schüttelt ungläubig den Kopf, aber eins muss man ihm lassen: Er schafft es, die Szene schnell zu verdauen und seine Nachricht zu überbringen.
“Es sind Katzen, mein Fürst. Eine ganze Menge Katzen. Vor den Toren.”
Der Fürst runzelt die Stirn.
“Na und? Jagt doch die Hunde auf sie oder lasst sie alle in der Wüste verdursten...was interessieren mich Katzen?”
Die Wache bleibt standhaft.
“Es sind Katzen mit Peitschen, Herr. Menschenkatzen. Dämonenkatzen. Es ist eine wahre Armee.”
Der Fürst wird schlagartig bleich. Er starrt auf den Meister, auf den Boten, wieder auf den Meister. Ich deute eine durchgeschnittene Kehle an und mit dem Daumen die Tür hinaus. Der Bote achtet nicht auf scheinbar willenlose Diener; des Fürsten Augen zuckten genug in Panik herum, um mich zu sehen. Er scheucht ihn nach draußen.
“Ich komme sofort. Sofort! Geh. Ich muss...unseren Helden...fertig ehren.”
Sobald die Wache reichlich verwirrt verschwunden ist, springt der Meister auf.
“Gut. Gut! Braves Fürstchen. So wird das doch was mit uns. Nur den blöden Gesichtsausdruck solltest du dir abgewöhnen.”
Jerhyn steht stocksteif da, die Nase in die Luft erhoben, und stößt den Meister vor sich weg.
“Dieser Angriff ist dein Todesurteil, Totenbeschwörer. Die Wachen und Griez' Söldner hören nur auf mich. Nur ich kann die Verteidigung leiten, und sobald ich diese Tür durchschreite, hast du keine Macht mehr über mich. Töte mich, und Lut Gholein wird fallen. Lass mich gehen, und wenigstens die Stadt wird bewahrt, aber dein Kopf gehört mir!”
Ich sehe nur den Hinterkopf des Meisters, aber Jerhyns Miene spricht Bände: Von verzweifeltem Triumph wechselt sie zu Verwirrung...und dann triumphiert die Verzweiflung, als der Meister den Kopf in den Nacken wirft und lacht.
“Du denkst ernsthaft, deine Idiotentruppe hat eine Chance gegen eine Armee von Katzen? Ich hab gegen die gekämpft, ich weiß, wovon ich spreche. Sie reißen euch den Arsch auf. Jetzt sag ich dir mal was. Lut Gholeins Chance in diesem Fall bin genau ich, und Niemand anders. Du gehst jetzt da raus und verkündest in Kurzform, dass ich gerade dich gerettet habe und jetzt auch noch unsere Stadt retten werde, und du hältst dich dabei genau an unsere Abmachung. Und ich gehe da raus – alleine! - und rette meine Stadt. Wenn ich sterbe, dann kannst du mich als Held feiern und versuchen, die Sache selbst mit voller Unterstützung der Bevölkerung durchzuziehen – wenn ich es schaffe, können wir immer noch meinen Plan durchführen, und du kannst immer noch deine Höschen tragen. Also mach, was ich sage, und du kannst nur gewinnen.”
Jerhyn gibt auf, sein Aufbegehren gerade hat seine letzte Kraft gekostet. Er geht nach draußen, und wir folgen ihm. Vor dem Palast warten bereits mehrere Dutzend Soldaten, ohne sein Zutun gesammelt; so viel zu seiner absoluten Kontrolle über die Armee. Alles wird still, als er vor die Versammlung tritt. Er hebt die Hände.
“Männer, ich habe euch frohe Kunde zu verkünden. Gerade eben wurde ein feiger Anschlag auf mein Leben, auf ganz Lut Gholein verhindert, von einem Mann, der immer unsere Hoffnung war, der immer noch unsere Hoffnung ist! Er lebt! Der General!”
Der Meister tritt ins Licht, bescheiden lächelnd. Einen kurzen Moment hält die Stille, dann badet er im Jubel – sich schüchtern verbeugend. Jerhyn spricht weiter.
“Gerade wurde mir die Nachricht dieser neuesten Bedrohung überbracht, und dieser Mann wird nicht müde, sein, unser Vaterland zu verteidigen – er wird sich den Dämonen stellen – alleine!”
Sofort senkt sich wieder Stille über den Platz. Skeptische Blicke wandern zu Jerhyn.
Drognan tritt nahe zu ihm und murmelt, für mich hörbar, dem Fürsten ins Ohr.
“Sie fragen sich, warum Ihr ihn alleine losschickt, wenn sie ihm genausogut helfen könnten.”
Der Fürst schaut verzweifelt, weil er natürlich genau diese Reaktion nicht vorhergesehen hat. Der Meister sieht mich an, schüttelt sachte den Kopf, und tritt vor.
“Mitbürgerinnen und Mitbürger! Mit Schrecken erfuhr ich soeben von dem bevorstehenden Angriff, womöglich von einer langen Belagerung. Umso mehr erfüllt dies mein Herz mit Sorge, als ich gerade erst die Ehre hatte, unseren geliebten Herrscher vor dem zu retten, der mich scheinbar überwunden hatte, der mich, in tiefste Starre gezaubert, als Schlüssel zur Macht nutzen wollte. Sein Plan ist gescheitert, und auch dieser Plan des Bösen wird scheitern! Hört mich an! Kein Bürger von Lut Gholein wird heute sein Blut im heißen Wüstensand vergießen. Ich nutze alle Macht, die mir zur Verfügung steht, um dieses Übel abzuwenden!”
Er schreitet die Treppen hinunter, und die Soldaten jubeln – aus Erleichterung. Ich folge, ungläubig den Rücken des schreitenden Meisters anstarrend. Ich hätte nie gedacht, dass er so fähig sein könnte, eine Rede zu halten, mit einfachen und wenigen Worten diese Massen von Menschen zu begeistern...
Aber was hat er vor? Das ist Wahnsinn! Wir haben schon einmal gegen eine Armee gekämpft, aber wir hatten selbst eine, Massen von Skeletten, Prathams Aura, aber so...wie sollen wir das schaffen? Und der Meister...grinst! Warum grinst er? Warum kann er mir das nicht verraten?
Bald erreichen wir, nur er und ich, das wüstenseitige Stadttor. Es stimmt: Viele Katzen stehen in der Wüste in sauberen Rängen – aber ist das wirklich eine Armee...?
Viele Bürger sind aus ihren Häusern gekommen, auf Dächer geklettert, auf die Mauer selbst, und Angst liegt im unterdrückten Flüstern, das überall ertönt, Angst vor diesen Katzen, vor den befellten, bewaffneten Dämonen...ich schüttele bei dem Gedanken den Kopf. Nicht mehr Dämonen als wir.
Wir durchschreiten das Stadttor, und Niemand flüstert mehr. Aller Augen sind auf uns, und ich fühle mich unwohl, hinter dem Meister gehend. Er blickt stur geradeaus, und es kümmert ihn nicht.
Aus der Masse der Katzen löst sich ein Knäuel. Als wir näher kommen, sehe ich, dass es drei von ihnen sind, die sich abgesondert haben und uns entgegenkommen. Wollen sie etwa verhandeln...?
Dann sehe ich, warum der Meister die ganze Zeit so selbstsicher war. Und grinse selbst. Ich werfe einen Blick zurück; Jerhyns blau-weiße Roben zeichnen sich neben Drognans orangen ab. Die Wachen der Ordnung flankieren das Paar. So kommt der Fürst nicht aus.
Die Delegation der Katzen ist vor uns stehen geblieben, als ich mich umwende. Der Meister und die offensichtliche Anführerin sehen sich lange an.
Dann umarmt er sie, und als wir uns umwenden, um in die Stadt zurück zu gehen, die friedliche Verhandlungsführerin mit schon ziemlich gut nachgewachsenem Fell von ihrer Eskorte wegbegleitend, die sich respektvoll zurückhält, sehe ich gerade noch Jerhyn zu Boden sinken, der in Ohnmacht gefallen ist.