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Blutsbrüder [Ich denke, also bin ich: Teil 2]

Blog, der (fast) prompte

Die Menge schreit heiser nach mehr Blut, äh, Lesestoff, während seine durchlauchtigste Schreiberlichkeit das Spektakel genießt.
Da tritt der Hofnarr, lästig wie ein Schwarmbewußtsein oder nicht zu fassender Serienkiller in die Arena und versucht den Pöbel zu beruhigen. Doch jedermann merkt, wie es um ihn selber bestellt ist: auch er giert nach literarischer Zuwendung, auch er kann seine Sucht nach Neuem und Lesenswerten kaum zügeln.

Meister, gib uns armen Lesewürmern Nahrung!
 
Hm...

Hab echt unterschätzt, wie leicht es doch ist, ohne Internet auszukommen - erstaunlich! Und doch erfreulich. Also bin ich, in der Tat, seit letztem Mal nicht mehr daheim gewesen, und konnte deswegen auch Nichts an Text weitergeben.

Sorry dafür. Aber eigentlich...tuts mir nicht wirklich Leid :p.

Die Misere sollte dann übrigens auch bald enden.

Simon
 
Kapitel 46 – Für die Füße

Schon früh am Morgen ist Alles bereit, und wir machen uns auf den Weg zur Vergessenen Stadt. Geschlafen haben weder ich noch der Meister, was natürlich dumm ist: Es steht Viel bevor, wir müssen ausgeruht sein! Aber alle Vernunft hilft Nichts, wenn man mit einem Unvernünftigen verbunden ist, und so gern ich geschlafen hätte: Wenn der Meister munter ist, finde auch ich keine Ruhe.
Oder haben wir uns gegenseitig wach gehalten?
Ah, was für sinnlose Gedanken. Ich bin wohl müder, als es gut ist – schon wieder ein sinnloser! Natürlich bin ich das. Aber für Ruhe ist keine Zeit. Wir müssen leiden, um die Welt nicht länger leiden zu lassen. War es in meinem Leben je anders?

Meine Rüstung ist kaputt, die Stiefel...daran will ich gar nicht denken, und die Kappe musste ich durch ein Stück Stoff ersetzen. Wenn ich wenigstens Haare hätte! So brennt die Sonne direkt von oben, von unten durch den Sand, und das macht mich nur noch schläfriger. Wir sind seit drei Stunden, siebzehn Minuten und...Scheiß auf die Sekunden...unterwegs. Und der Meister? Der sitzt in seinem Wüstenschlitten, sagenhafte Konstruktion, und lässt sich ziehen. Fair ist was Anderes. Ich funkle ihn an, und er wendet sein verzogenes Gesicht tatsächlich von seinen Füßen hoch, um mich anzusehen.

„Hier oben ist noch Platz – willst du für eine Weile mitfahren?“

Ich hoffe, er bemerkt nicht, wie ich kurz überrascht stolpere. Jetzt auf einmal? Also bitte! Almosen brauche ich auch nicht. Ich zucke mit den Schultern in einer „es geht schon“-Geste.
Der Meister legt den Kopf schief.

„Wirklich nicht?“

Tu nicht so, als wärst du besorgt um mich! Ich winke ab.

„Verdammt, Golem, komm hoch, meine Füße bringen mich um!“

Während ich gezwungenermaßen zu ihm klettere, überlege ich mir, ob ich den Füßen nicht die Arbeit abnehmen sollte.
Wir sitzen eine Weile in Stille, während er seine Stiefel auszieht und leise seufzt. Dann legt er die Beine hoch, lehnt sich zurück, und sieht mich an.

„Golem, was ist in letzter Zeit bloß los mit dir?“

Mit mir? Nicht, was soll sein?

„Überrascht von der Frage? Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, was hier draußen sehr unwahrscheinlich ist, du schläfst nicht, willst es dir hier nicht mal bequem machen...es ist doch Alles in Ordnung, oder? Wir sind auf dem richtigen Weg, Diablo zu erwischen. Nicht mal über den Sieg hast du dich gefreut!“

Ich starre ihn an. Liegt ihm doch was an mir? Ich bin verwirrt... ich schlafe nicht? Es war doch seine Schuld! Und natürlich habe ich mich gefreut. Oder?
Ich bemerke, dass ich schon länger ohne Regung dasitze; gerade will ic hzu einer nonverbalen Erklärung ansetzen, als sich ein Stück Papier in mein Blickfeld schiebt. Es und ein Stift werden mir wortlos vom Meister angeboten.
Ich zögere nur kurz, bevor ich das Angebot annehme. Länger brauche ich für meinen ersten Satz. Ich will mir erst sicher sein, was des Meisters wahre Intention ist.

Es geht nicht um Euere Füße, oder?

Der Meister zieht die Augenbrauen hoch, nachdem er meine saubere Schrift gelesen hat.
Er setzt ein Lächeln auf und zu einem Satz an. Aber er gibt beides auf, wird erst und schüttelt einfach nur den Kopf. Er wartet. Ich warte. Aber diesmal breche ich nicht das Schweigen. Ich spüre, dass dies ein ganz wichtiges Gespräch wird – und es geht um mich. Das letzte sehr wichtige, als er mir von seiner Vergangenheit erzählt hat, habe ich eingeleitet, und es ging um ihn; jetzt ist er in Pflicht genommen, zu initiiren. Sein Blick zuckt zum Schreibwerkzeug in meiner Hand; als ich keine Regung zeige, seufzt er.

„Ja, Golem, es geht nicht um meine Füße. Wir haben lange keine Gelegenheit für so etwas gehabt, und ich muss gestehen, dass ich fast genausolange auch nach keiner gesucht habe. Aber es wird mir immer klarer, dass zwischen uns irgendeine Art von Klärungsbedarf besteht.“

Er lacht plötzlich.

„Hör dir mich an – man könnte fast meinen, ich rede mit einer Geliebten!“

Ich lache nicht, sondern schreibe.

Unsere Beziehung ist ein gutes Stück intimer.

Das wischt das Grinsen aus seinem Gesicht, es war eh nur ein kläglicher Versuch, ein wenig Spannung zu lösen; da ich nicht in ihn verliebt bin, habe ich daran nicht das geringste Interesse.

„Nun...da hast du wohl Recht. Also, worauf ich hinaus will: Irgendetwas bedrückt dich, und ich merke das auch. Es ist demnach in meinem Interesse, das zu beseitigen, was dich stört.“

Gut, dann spring von einer Brücke und lös vorher die Verbindung zu mir. Er seufzt aber, ohne mir Zeit zu einer so gehässigen Antwort zu geben, und richtet den Blick in die Ferne.

„Außerdem glaube ich, das bin ich einem alten Freund schuldig.“

Hä? Aber jetzt sieht er mich wieder direkt an.

„Also, was mich als Erkenntnis vor einer Weile überrascht hat, was es aber eigentlich nicht sollte – heh – nur mal zur Sicherheit...du bist intelligent, und du hast auch freien Willen?“

Ich kann mir vorstellen, dass dich das überrascht hat – Wünsche sind schwer zu brechende Illusionen. Schreiben tue ich etwas Anderes.

Ich bin intelligent, aber mein freier Wille ist durch Euch eingeschränkt.

Ich zögere, wie schon einmal, bei seiner Anrede; irgendwie schaffe ich es nicht, ihn respektlos, wie ich gerne wäre, zu duzen. Na ja, solange es gedanklich noch geht...wie ich ja weiß, kommt Insubordination von innen.
Der Meister runzelt die Stirn.

„Ja, die Einschränkung...meine erste Reaktion auf die Erkenntnis. Vielleicht eine Überreaktion – aber kannst du es nicht verstehen, wenn ich auch Angst habe vor dir?“

Was? Angst, vor mir? Das ist so absurd...dass ich es glauben muss. Warum sollte er mich auch anlügen?
Insofern ist es aber bewundernswert, dass er diese Schwäche zugibt. Und Niemand soll sagen, ich wäre nicht fair. Also gebe ich auch eine zu.

Meister, ich könnte Euch niemals verletzen.

Er schnaubt kurz, als er es liest – belustigt? Verachtend? Ah – beides.

„Meister...hah! Dass man mich mal so nennt...aber natürlich tust du mir Nichts, weil dir das selber schaden würde. Insofern ist es eigentlich gut, dass du intelligent bist, weil du das weißt, nehme ich an.“

Ich seufze lautlos.

Ja, ich weiß. Das ist es nicht. Ich kann Euch Nichts tun.

Er zieht die Augenbrauen hoch.

„Ach so – Teil der Beherrschung?“

Nein, schon immer.

Er murmelt in seinen nicht vorhandenen Bart.

„Ich hätte mir dieses Golemkapitel doch genauer ansehen sollen...“

Ich warte geduldig.

„Nun, genug der Überraschungen. Hoffe ich. Schreib jetzt bitte genau, was dich stört.“

Oh...musst du das als Befehl formulieren, trotz der Höflichkeit? Dann bleibt mir wohl keine Wahl. Ich fasse mich kurz, aber ich bin nach fünf Minuten mit einem Blatt fertig und immer noch nicht am Ende. Der Meister schüttelt ungläubig der Kopf, wirft dann aber einen Blick in die Ferne...
Ein Kater tritt an den Schlitten, und ich schreibe kurz blind weiter, aufhören kann ich ja nicht, als ich aufblicke. Er neigt den Kopf vor dem Meister und beginnt zu sprechen.

„Wir haben bald die Vergessene Stadt erreicht.“

Der Meister nickt.

„Gut. Hoffen wir, dass Alles glatt geht.“

Ich setze den Stift ab. Fertig! Na, daran hat er eine Weile zu kauen...

Das Licht geht aus.

Moment, was zum...wir sind hier unter freiem Himmel in der verdammten Wüste?
Mehrere Katzen schreien auf, unsere Zugtiere spielen verrückt und rennen weg. Der Schlitten kippt, als die Verbindungen reißen, und wir landen darunter.
Ich werfe das schwere Ding um und helfe dem Meister auf; wo sind die Zettel? Das will ich bitte nicht Alles umsonst geschrieben haben!
Ah, ein Rascheln! Ich stecke sie ihm in die Tasche, er greift kurz danach, dann zieht er die Hand weg und nickt. Hm...es ist nicht ganz dunkel...
Alle sehen nach oben. Die Sonne ist noch da – aber ein schwarzer Kreis bedeckt die leuchtende Scheibe, nur ein kleiner Rand ist noch frei. Rufe werden laut.

„Die Sonne!“

„Ihr Götter!“

„Das Böse...“

“Ruhe!“

Des Meister Stimme zerschneidet die Luft. Alles wird still. Er sieht mehreren Katzen ins Gesicht, todernst.

„In Ordnung, ich will wissen, was hier los ist, und zwar sofort. Wer von euch hat eine Ahnung oder kennt Jemand, der eine hat?“
 
Schade, dass du gerade an dieser Stelle unterbrichst - wäre echt sehr cool, wenn man da noch mehr klärung geschehen wäre. Was mich daran stört ist, dass ich nicht immer unterscheiden konnte, was jetzt gesagt, gedacht oder geschrieben ist (beim Dialog der beiden).

lg, Gandalf
 
Besonders gefällt mir diesmal:

TwinYawgmoth schrieb:
„In Ordnung, ich will wissen, was hier los ist, und zwar sofort. Wer von euch hat eine Ahnung oder kennt Jemand, der eine hat?“

Das könnte man richtig gut zitieren...
Einfach schön, der Spruch!

By the Way, in dem Zusammenhanbg würde ich jemand klein schreiben...
 
-G4nd4lf- schrieb:
Schade, dass du gerade an dieser Stelle unterbrichst - wäre echt sehr cool, wenn man da noch mehr klärung geschehen wäre.

Schon mal was von "Cliffhanger" gehört :p?

Was mich daran stört ist, dass ich nicht immer unterscheiden konnte, was jetzt gesagt, gedacht oder geschrieben ist (beim Dialog der beiden).

lg, Gandalf

Hm, kursiv schreibt er, normal ist gedacht vom Golem, der General redet in Anführungszeichen...nicht klar genug? Ich weiß, normal ist in Büchern, dass kursiv Gedachtes ist, aber hier ist ja ALLES gedacht...

nerienna schrieb:
Besonders gefällt mir diesmal:

Das könnte man richtig gut zitieren...
Einfach schön, der Spruch!

:kiss:

By the Way, in dem Zusammenhanbg würde ich jemand klein schreiben...

So, würdest du das :p?

...und du hättest Recht. Recht übrigens hier auch klein. Ich mach das nur nicht, weil ichs besser finde, als Subjekte benutzte Wörter groß zu schreiben...find ich logischer. Scheißegal, obs falsch ist :flame:.

teleas schrieb:
Sehr fein, vor allem das Stilmittel:

ist der Hammer :top:

teleas ;)

Danke ;). Das liebe ich, aber ich weiß grad nicht, wie es heißt...Zeugma?

Anyway, ich bin mal wieder daheim-da-wo-es-Internet-gibt und kann euch ein neues Kapitel präsentieren!

Enjoy!

Simon
 
Kapitel 47 – Ort Sol

Die Tür schließt sich mit einem Klicken. Leise Schritte entfernen sich von ihr. Ein Knall – ein Fluch. Tastende Finger stoßen noch einen Gegenstand um, dann herrscht kurz Stille – ein Zischen, und Licht erhellt ein Gesicht, das sich auch von selbst aufhellt, als es die Öllampe funktionieren sieht, und das, obwohl es dunkel ist. Der rot-weiße Turban darüber beschattet es allerdings nicht, da das Licht ja noch von oben kommt. Doch nur allzuschnell entgleisen die Züge, als der Mann feststellt: Er ist nicht alleine.
Da greift eine Hand von hinten nach der Lampe, eine weitere bedeckt den Mund des Schwarzhäutigen, der ihn schon halb zum Schrei geöffnet hat. Der Zweite im Zimmer, in scharfem Kontrast weißhaarig und fast –häutig, hebt beschwichtigend eine Hand.

„Bitte, wir sind nicht hier, weil wir Ihnen etwas tun wollten, wir wollen im Gegenteil gar keinen Ärger. Es tut mir also Leid, dass wir Ihnen so auflauern mussten, aber wenn wir keinen Ärger wollen...äh, ja. Wollen wir eben nicht. Versprechen Sie, nicht zu schreien?“

Das zum Schweigen Gebrachte nickt.

„Dann hoffe ich, Ihr Wort ist so gut wie Ihr Ruf. Lass ihn los.“

Die Hand entfernt sich von dem Mund des älteren Schwarzen. Der helle Mann redet gleich weiter.

„Wir haben wohl hoffentlich das Vergnügen mit Drognan, dem Gelehrten?“

Endlich hat der Andere Gelegenheit, seine zur Hautfarbe passende, aber sehr angenehme Stimme ertönen zu lassen.

„Ich weiß nicht, wem und warum das Vergnügen bereiten sollte, aber ich bin es.“

„Um auf die erste Frage zu antworten: Man nennt mich – das heißt, ich nenne mich – den General. Eventuell habt Ihr schon von mir gehört.“

Dass der Meister jetzt die förmlichere Anrede verwendet, entgeht weder mir noch Drognan, der seine skeptische Haltung durch ein Schieflegen des Kopfes verstärkt; dass er dadurch mich das erste Mal sieht, erschüttert seine Gelassenheit allerdings ein wenig. Dennoch, er scheint geschmeichelt, dass der Eindringlich nach dem Ehre-wem-Ehre-gebührt-Prinzip vorgeht. Als ich dann noch in die Schatten einer Ecke zurücktrete, nachdem ich die Lampe auf einen perfekt zur Einrichtung passenden spartanischen Schreibtisch gestellt habe, entspannt er sich ein wenig und beginnt anzuworten.

„Ihr werdet in der ganzen Stadt als Mörder gesucht!“

Der Meister lacht.

„So weit ist es also schon gekommen? Na ja, keine Sorge, weil Griez nur Grütze erzählt, seid Ihr vor mir vollkommen sicher.“

Drognan entspannt sich weiter, aber nun wird der Meister ernst.

„Kommen wir also zum Warum meines Hierseins. Die verdunkelte Sonne wird Euch aufgefallen sein, ja?“

„Ich hatte soeben eine mehrstündige Unterredung mit Fürst Jerhyn zu dem Thema.“

Ach, darum haben wir hier so lange auf ihn warten müssen...der Meister ist am Schluss fast die Wände hochgelaufen. Jetzt grunzt er nur säuerlich.

„Die Dienste eines Experten sind wohl nicht nur von mir gefragt. Nun, das bringt mich wieder zum Thema. Ihr wurdet mir als die Kapazität empfohlen, was alte Legenden, mysteriöse Ereignisse und so weiter angeht...“

Ja, empfohlen von einem anderen Experten für so Manches – Deckard Cain. Die Katzen hatten keine Ahnung, also haben wir sie und Pratham zurückgelassen, um ein Stadtportal von der Wüstenseite aus zu bewachen, das sich, wie wir schwer gehofft hatten, unbemerkt öffnen würde. Irgendjemand hatte ein Fass Fische auf den Materialisationspunkt gestellt, womöglich auf Anweisung von Griez. Die Katzen waren von der stinkenden Flut begeistert, wir mussten das Zeug wegschaufeln, das Fass vorsichtig anheben, sicher gehen, dass wirklich Niemand in der Nähe war, und dann zu Deckard schleichen. Der hat uns zu Drognan geschickt, und der Meister beschloß, auf ihn zu warten, weil er nicht da war, als wir ihn besuchten.
Mittlerweile hat der Meister knapp erzählt, was er eigentlich macht, warum die Dunkelheit deswegen weg muss, und Drognan hat ihn kein einziges Mal unterbrochen. Jetzt streicht er um seinen Spitzbart.

„Ihr habt sehr fundiertes Geschichtswissen – mehr, als ich von dem gewöhnlichen Lumpen, als der Ihr beschrieben wurdet, erwartet hätte. Darf ich fragen, warum?“

„Deckard Cain hat mir Einiges erzählt...“

Drognan nickt.

„Leicht überprüfbar, und wenn es stimmt, eine hervorragende Referenz. Schön. Ich helfe Euch. Ich gestehe, ich war ein wenig überrascht, als ihr einen ‚Tempel der Klauenvipern‘ als Reiseziel erwähntet. Diverse Quellen belegen die Existenz eines antiken Sonnenkultes, dessen Hauptort die Vergessene Stadt war. Der ist längst untergegangen, und andere Götter – Schlangengottheiten, in der Tat! – übernahmen die Örtlichkeiten, aber soweit ich weiß, ist das Sanktuarium des Tempels nie verändert worden. Das heißt, der Altar ist immer noch der Sonne geweiht – oder nicht mehr. Aus mindestens drei Quellen habe ich Prophezeiungen vorliegen, die besagen, dass ewiges Dunkel über die Welt kommt, sollte der Altar entweiht werden.“

Der Meister schluckt.

„Die haben in dem Tempel also angeblich Schlangen angebetet...“

„So ist es, das ist sogar garantiert der Fall; nur bei unserem Wissen über den Sonnenkult müssen wir auf ungenaue Überlieferungen und Funde zurückgreifen, der Tempel mit den Riesenstatuen steht als Beweis klar zur Verfügung. Jedoch, dort war schon ewig Niemand mehr, die Stadt heißt nicht umsonst Vergessen. Wir wissen, dass es sie gibt, aber nicht mehr, wo sie ist – die Wüste ist groß.“

„Ist ja toll, wenn es da nämlich so zugeht wie überall anders, sind die harmlosen kleinen Vipern wie die ganzen anderen Tiere zu bösen, großen Monstern geworden, und dass der Tempel jetzt der der Klauenvipern ist, gefällt mir ungefähr gar nicht!“
 
Bei so zeitiger Besänftigung (:kiss:) braucht's wohl keinen Blog :D.

Aber
Deine Vorliebe für dramatische Cliffhanger in allen Ehren (Kapitel 46) und die Anwendung alter Kniffe wie "Ich erzähl halt an ganz anderer Stelle die wichtige Story weiter" (Kapitel 47) mal ehrenhalber erwähnt - trotzdem müßte jetzt auf die vorangegangene Szene etwas eingegangen werden!
Und zwar nicht aus Barmherzigkeit gegenüber der neugierigen Leserschaft, sondern weil die Fortführung sonst einen kleinen logischen Knick erhält:
1. der General hat gesehen und gestaunt, wieviel der Golem auszusetzen hat / schreibt
2. der General muß lange warten, bis Drognan erscheint und
3. fragt nicht nach? Spricht das Thema nicht noch mal an? Nutzt die Zeit nicht für die Fortführung des Gesprächs?
Es muß zwar (leider) nicht der Inhalt oder gar die Zettel selber aufgeführt werden, aber ein kleiner Nebensatz, in dem das Thema beiseite gelegt wird, sollte schon da (oder dort, im nächsten Kapitel) sein.

Über die kleinen Fehler dürfen sich die anderen auslassen (Das zum Schweigen gebrachte; mehrfacher Wechsel in de Anrede Drognans zwischen "Sie" und "Ihr",...), ich freue mich über den Hinweis auf den nächsten Konflikt (Wanted for murder) :top: .
 
irgendwie zu kurz, dieses Kapitel :(
hätte man besser mit einem Anderen kombiniert...
btw, was hat die Überschrift mit dem Inhalt zu tun? oO
Ansonsten gibts nix auszusetzen außer einem kleinen Rechtschreibfehler:
"Diverse Quellen belegen die Existenz eines antiken Sonnenkultes, dessen Hautort die Vergessene Stadt war." Hautort? :clown:
 
Ort Sol: das Runenwort für "Überlieferung", passt schon zum alten Drognan.

Anm. d. Red.: bin am Wochenende wohl nicht online, es muß ja nicht immer einen Blog geben. Das heißt aber nicht, dass deswegen getrödelt werden darf :go: !
Und bei entsprechendem Geläster setze ich halt meinen Blog am Montag ab, aber so was von!


edit: hab' doch 'ne Verbindung [*muahaha oder so]

edit 2: ich drohe somit öffentlich einen Blog an - ab ~ 19:00 wird geschrieben! :ww:
 
Gnihi, das wär ja lustig gekommen, wenn du einen geschrieben hättest...

Ach...oder rettet dich nur das Vorschaufenster :flame:?

Ich muss sagen, schön, dass ihr drangedacht habt, dass da ja noch Zettel in des Meisters Tasche stecken. Ihr sitzt vor eueren PCs und lasst es euch womöglich gut gehen, während der gerade sich in einer Stadt versteckt, deren Wachen ihn am liebsten auf der Stelle umbringen würden, auf Jemand wartend, der ihn womöglich einfach lachend vor die Tür setzt, und außerdem ist die Welt gerade am Untergehen...wärs euch an seiner Stelle nicht scheißegal, ob der Golem gerade nen Aufsatz geschrieben hat, was für ein Arschloch du eigentlich bist?

Oder würdet ihr das wirklich in so einer Situation gerne lesen wollen? Insult to injury?

Ne, das hat er ganz klar vergessen oder verdrängt. Es gibt für ihn wirklich wichtigere Dinge in diesem Moment. Kommt Alles noch - ist sogar schon geschrieben - aber...Geduld. Freu mich aber, dass ihr mitdenkt ;).

Kleinere Fehler...ja, die passieren. Ich hab in letzter Zeit ein wenig an Qualität nachgelassen, das muss ich ganz klar sagen. Es tut mir Leid, und ich werde versuchen, daran was zu ändern. Kann ja nicht angehen.

Und Tom hat dann auch ganz richtig erkannt: OrtSol ist Überlieferung, und auf die bezieht sich Drognan dauernd; außerdem...der Ort des Sonnenaltars...Ort Sol...das Wortspiel war wohl zu schlecht.

Nun denn - enjoy! Und noch was: Ich hab ab Morgen wieder regelmäßig Internet! Jaaaa! Das heißt, ich kann mir frühzeitig Kritik meiner Vorleser per Mail abholen, euere Kritik zeitnah beantworten...und natürlich mit guter Sicherheit rechtzeitig veröffentlichen (hoffentlich werden mir diese Worte nicht wieder zum Verhängnis...egal).

Simon
 
Kapitel 48 - Nachtmittagsangriff

Bald darauf verabschieden wir uns von Drognan – immerhin drängt die Zeit – und gehen wieder Richtung Stadtportal. Der Meister ist erfreut.

„Golem, so viele Fliegen mit einer Klappe zu schlagen geht eigentlich gar nicht. Wir retten die Welt sofort vor Dunkelheit, auf lange Sicht vor dem Bösen, ganz nebenbei unsere Freundin, und wenn Drognan uns weiterhin hilft, haben wir gleich einen wertvollen Verbündeten – wir müssen nur diesen entweihten Sonnenalter wieder, äh...weihen.“

Na, wenns weiter Nichts ist...aber er hat schon Recht. Zur Zeit führt uns Alles zum Vipern-, pardon, Klauenviperntempel.
Als wir an Atmas Taverne vorbeikommen, wandert mein Blick zum Schild über der Tür hinauf; ich sehe aus den Augenwinkeln, wie der des Meisters den gleichen Weg nimmt. Er grinst.

„Denkst du, was ich denke?“

Aus reiner Lust an der Verneinung stelle ich mir eine große Schüssel Kartoffelpüree vor und schüttle dann den Kopf. Sein Grinsen schwindet, aber jetzt erscheint eines auf meinem Gesicht. Er schüttelt den Kopf und hat somit unsere Rollen perfekt vertauscht.

„Und du willst mir intelligent sein. Ich brauche jetzt was zu trinken!“

Och ne...wir müssen hier weg, bevor uns noch Jemand sieht...

„General! Oh, wie gut, dass ich dich hier treffe!“

Wir zucken simultan zusammen, sehen uns kurz an und drängen Atma, die aus der Tür gestürmt ist, zurück in ihr Gasthaus.

„Bist du wohl still – die ganze Stadt sucht nach uns!“

Da muss ich dem Meister zustimmen – wie Atma, die nickt.

„Ich weiß. Aber kommt mit, kommt mit!“

Wir gehen in ein Hinterzimmer, das dem Meister wohl nur zu vertraut ist – darin stehen mehrere kleine Betten an den Wänden. Zwei sind zusammengeschoben, und darauf – liegt Pratham. Der Meister erschrickt. Zu Recht, denn der Söldner sieht wirklich schlecht aus – er ist ohnmächtig und atmet nur schwach, aber hörbar rasselnd.

„Was macht der denn hier?“

„Ich weiß es nicht! Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert, als gerade eben der hier reingestolpert kam, sich über Geglasch übergeben hat und dann zusammengebrochen ist...“

„War er betrunken, oder...?“

Ja, oder...? Für mich sieht das hier schwer nach etwas aus, das ich zur Genüge am eigenen Leib erfahren habe. Ich greife nach dem Gürtel des Meisters und klaue ihm das Jade-Tan-Do und einen Heiltrank.

„He!“

Er weicht vor mir zurück und stößt fast Atma um – nur keine Panik! Ich gehe schnell zu Pratham und drücke ihm den Dolch in die Hand. Sofort atmet er regelmäßiger. Ich nicke, gebe ihm ein paar sanfte Ohrfeigen, bis seine Lider flattern, und zwinge ihn dann, die rote Flüssigkeit zu trinken.
Er stößt das Fläschchen weg und setzt sich blitzschnell auf.

„He, das machst du nicht mit mir! Äh...wo bin ich?“

Wir drei Anderen starren ihn an. Er lässt sich zurückfallen.

„Ah, verdammt, was für ein Glück. Tut mir Leid, Golem, ein wenig überreagiert wegen gerade.“

Der Meister tritt ans Bett.

„Pratham, was zum Teufel ist passiert?“

Dieser seufzt.

„Wir haben uns also wie befohlen um das Stadtportal gruppiert, vorsichtig, ohne Feuer. Vielleicht hätten wir das machen sollen. Es heißt, dass Nachts alle Katzen grau sind, aber in dieser Nacht waren sie schwarz. Ich hab nicht viel von ihnen gesehen, ein wenig glänzende Waffen und Fell, vielleicht. Plötzlich waren überall grüne Wölkchen. Giftige natürlich. Es waren verdammt Viele. Ich bin gerannt, zum Stadtportal, durch die Giftschwaden. Waren mir egal. Ich habs bis hierher geschafft, und ich dachte mir dauernd, sie sind knapp hinter mir...Gott...“

Der Meister starrt ihn steinern an.

„Und die Anderen?“

„Ich hab die Aura angemacht, aber ich musste weg! Viele waren nicht in meiner Nähe. Überhaupt, ich glaube, ich halte einfach mehr aus als eine Katze. Die Meisten sind fast sofort umgefallen.“

„Scheiße!“

Der Meister schlägt die Faust in die Hand.

„Atma, wann kam er hier an?“

„Vor fünf Minuten...?“

„Golem, schnell zum Stadtportal!“

Pratham stemmt sich hoch.

„Du bleibst liegen!“

„Aber ich...“

„Nichts aber. Du bist schwach, selber schuld, wenn du nicht austrinkst. Du bleibst hier und kurierst dich aus. Wir müssen schnell machen.
Ach ja...warum hast du eigentlich Geglasch angekotzt?“

„Hab ich getroffen? Gut. Er ist ein Arschloch.“

Der Meister grinst, hebt die Hand zum Gruß, und wir rennen.

Der Meister hebt die Hand, ich bleibe stehen, und gemeinsam lugen wir um die Ecke. Das Stadtportal glüht blau und offen, daneben liegt das einst bedeckende Fass. Der Meister flucht halblaut.
Da bewegt sich ein Schemen an dem wabernden Plasma vorbei, schlank, agil – katzengleich, und zwar im Wortsinn. Ein zweiter tritt hinzu, aus dem Portal kommend. Beide verschlucken schwarz das Licht. Der Meister winkt auf den Platz.

„Los, los!“

Still rennen wir los, aber nicht still genug; wir werden gesehen. Einer stellt sich zum Kampf, der andere rennt.
Der Meister fackelt nicht lange. Er zieht den Dolch – hat er ihn mitgenommen? Offensichtlich – und wirft ihn mir zu. Ich fange ihn, aber sehr knapp war das. Was soll ich damit?

„Wirf!“

Ach so! Ich packe ihn – verdammt vorsichtig – an der Spitze, hole aus, und lasse fliegen.
Der Fliehende weicht aus. Verdammt! Aber aus Reflex zuckt seine Hand abwehrend hoch...das Jade-Tan-Do klappert zu Boden. Leicht abgelenkt. Ausgezeichnet.
vor mir hat der Meister einen Peitschenhieb hingenommen – was ich gespürt habe – und damit den Gegner überrascht, deswegen hat dieser die Pelta Lunata mitten ins Gesicht geschmettert bekommen, die eben nicht zur Verteidigung benutzt wurde. Ein grässlicher Schrei ertönt – vom Gegner des Meisters? Nein. Der liegt niedergestreckt am Boden, das Schild trieft von seinem Blut: Der Meister hat den Schaden verstärkt, und das tat der Gesichtsarchitektur des Anderen nicht gut. Aber der Erste...
Ich sprinte zur Quelle des Schreis. Da liegt das Jade-Tan-Do, und nur fünf Schritte weiter...oh. Ein Kratzer am Arm, und solche Folgen? Ich wende mich angewidert ab und wische den Kris blind an seinem Fell ab.
Der Meister wartet schon, als ich zurückkomme. Ein Skelett verteidigt das Portal, wogegen immer wieder Gegner anbranden. Aber einzeln sind sie chancenlos. Der Meister sieht sich zu mir um.

„Ah, hast du ihn erwischt?“

Ich hebe den Dolch. Er nimmt ihn sich wieder.

„Gefährliches Ding. Gut. Der Schrei hat wohl Alle aufgeweckt, Zeit für einen Abgang.“

Aufgeweckt? Es ist erst später Nachmittag! Na gut, aber stockdunkel wie bei mondloser Mitternacht.
Zwischen den Angreifern stehen plötzlich mehrere Skelette, aus den Leichen ihrer Kameraden geschaffen, aber der Meister sprengt ihnen die Überraschung sofort weg. Einen Schritt später stehen wir in einer shcon erstaunlich kühl gewordenen Wüste, und das Portal verschwindet. Ein Heulen ertönt in den Dünen, aber als die Skelette anfangen, auszuschwärmen, wird Frust zu Angst, und bald erfüllt heillose Flucht die Abendluft.
 
TwinYawgmoth schrieb:
Nun denn - enjoy! Und noch was: Ich hab ab Morgen wieder regelmäßig Internet! Jaaaa! Das heißt, ich kann mir frühzeitig Kritik meiner Vorleser per Mail abholen, euere Kritik zeitnah beantworten...und natürlich mit guter Sicherheit rechtzeitig veröffentlichen (hoffentlich werden mir diese Worte nicht wieder zum Verhängnis...egal).

Simon

Deine persönlichen Probleme interessieren uns nicht - her mit dem samstäglichen Kapitel! :angry:








Sonst hetze ich den hier auf dich:

Der tanzt dich dann in Grund und Boden :flame:

€: Na also, es geht doch! Braver Simon!
 
tolles Kapitel :top:
musste mal gesagt werden ;)
auf dem Nivea bleiben, und ich wundere mich nicht mehr über irgendwelche Wortspiele, die ich nicht verstehe :clown:
btw: Nachmittagsangriff, das ist ein Titel den ich verstehe :D (wobei ich grad nochmal diesen Satz des Golems zitieren muss: "Aufgeweckt? Es ist erst später Nachmittag! Na gut, aber stockdunkel wie bei mondloser Mitternacht." :lol:
 
Blog, der hilflos zornige

Nur wochenendlich versagende Internetverbindung rettet TwinYawgmoth.
Warten auf Montag, warten auf Verbindung?
Neu(artig)es Warten und neu(artig)es Leiden.
Daraus folgt:

27 Minuten, 27 Worte


P.S.: damit ist die eigene Verbindung gemeint :rolleyes: (hatte mich wohl zu früh gefreut - konnte mich jetzt aber (zu spät) freuen :D).
Schönes Kapitel - und Griez darf jetzt der Müllabfuhr erklären, warum in der von ihm ach so gut bewachten Stadt Kadaverreste (die er nicht verursacht hat) den Boden verunreinigen.
 
Ich danke euch :D.

Es funzt :D. (Internet)

Kann das Grinsen nicht mehr aufhören, obwohl ich gerade mal wieder den "was für Spasten es auf dieser Welt gibt"-Moment der Stunde hatte...

Simon
 
...Blogs? Heulen? Zähneknirschen?

Gut. Ihr glaubt mir. Und das zu Recht, ich kann pünktlich veröffentlichen!

Nun, dieses Kapitel ist...wichtig. Sehr sogar. Ohne dicke Kämpfe, ohne Tode...aber mit Drama! Spannung! Gefühlen!

Genießt es, mir gefällts :D.

Simon
 
Kapitel 49 – Illusionen

Ich wische meine Klauen an dem Fell meines letzten Gegners ab und kehre wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, wo das Lager war, das diese hier überfielen. Ich hoffe schwer, dass Niemand von ihnen entkommen ist, um zu verraten, wo der Meister und ich sind, aber diese Hoffnung ist leer. Wir müssen uns darauf einstellen, verfolgt zu werden - oder erwartet.
Er bewegt sich nicht, darum brauchen meine Augen im Zwielicht einige von spontaner Panik erfüllte Sekunden, um den Meister zu finden. Mit verschränkten Armen steht er da, den Blick nach unten gerichtet. Ich trete neben ihn; zu unseren Füßen liegt der Katzenführer, der uns über die Nähe der Vergessenen Stadt berichtet hat. Seine Augen sind weit aufgerissen, und ganz sanft reflektiert die verdunkelte Sonne in ihnen, was fast die Illusion erzeugt, hinter ihnen wäre noch Leben versteckt. Lange stehen wir so da; geradezu überraschend ist endlich eine Bewegung des Meisters, ein Kopfschütteln.

„Ich wusste nicht einmal, wie er heißt.“

Abrupt dreht er sich um und geht ein paar Schritte. Er hebt die verkrümmten Hände halb – und lässt sie wieder sinken. Erneut schüttelt er den Kopf.

„Verdammt, ich weiß noch nicht einmal, wie die heißt, die wir retten wollen. Und ich weiß nicht, wie er heißt, wie er, wie sie...“

Sein zwischen den Leichen unserer Gruppe umherzuckender Finger hält inne, auf den Körper einer weiblichen Katze gerichtet; einer schwarzen. Einer Feinden. Er schreitet zu ihr.

„Himmel, sieh sie dir an. Kein Dämon, kein Monster. Ein ganz normales Leben, zerstört durch diesen Krieg, und genommen – von mir!“

Er kniet neben ihrer Leiche nieder. Es dauert eine Weile, bis er weiterspricht.

„Kann es das sein, Golem? Die Bösen töten die Guten, und wir töten die Bösen dafür – aber wir sind denn die Bösen“? Die „Guten“? Wir? Sicher nicht – oder doch beides...gleichzeitig? Wir töten uns gegenseitig, Golem. Wir sind genauso böse wie die. Und genauso gut. Und der einzig wahre Böse lacht. Lacht, während ich, der strahlende Held, den Tod von gleich zweier Gruppen lebender, denkender, fühlender Wesen zu verantworten habe! Die einen verantwortungslos zurückgelassen, die anderen von meinen Skeletten gemetzelt...“

Ich trete näher, obwohl ich nicht wirklich weiß, was ich sagen sollte, wenn ich könnte...da erstarre ich, als sich schwaches Licht in noch nicht getrocknetem Blut spiegelt. In drei kleinen Rinnsalen...Himmel...nicht die Skelette haben diese hier getötet. Ich war es. Und ich wusste es nicht mehr?
Mir wird schwindlig, als ich meine perfekten Erinnerungen durchforste: Da ist die, die ich suche. Der Meister schreit seinen Angriffsbefehl...ein paar Katzen fangen gleich an zu rennen – da, die ist sicher entkommen – und manche sind überrascht. So überrascht, dass sie nicht rennen, als ich auf sie zustürme – bis ich kurz davor bin – drei von ihnen drehen sich um – und ich erwische eine, die, die vor mir liegt, sauber durchstoßen die Klauen ihren Rücken. Ich stoße sie um und springe über ihre Leiche. An einem ihrer Freunde habe ich mir vor Kurzem die Klauen abgewischt.
Mir wird übel. Was mache ich hier eigentlich? Es gab eine Zeit, da habe ich versucht, eigentlich unschuldiges Leben wie dieses hier zu schützen. Es hat nicht funktioniert, damals, als ich die Jägerinnen in Ton einspann – aber ich habe es versucht. Und es tat mir unendlich Leid, dass ich sie töten musste.
Und jetzt? Keinen Gedanken habe ich an sie verschwendet, die ich niederstach. Und ich sprang über ihre Leiche...
Ich muss mich hinsetzen. Was ist los mit mir? Werde ich so ein gefühlloses Monster wie die Stimme in meinem Kopf? Was macht dieser Krieg mit mir? Oder...ist es...meine Kampfpersönlichkeit selbst?
Verdammt, bist du hier irgendwo drin und hältst nur Funkstelle?
...
...keine Reaktion. Spielst du mit mir? Ich passe auf in Zukunft! Ich lasse mich nicht abstumpfen!
Der Meister für seinen Teil scheint da nicht in Gefahr zu sein; im Gegenteil. Während ich abstumpfe, wird er zerrieben. Das ist genauso schlecht. Was soll das werden, ein Team aus einem Neurotiker und einem Monster?
Ich lege ihm die Hand auf die Schulter – aber er stößt sie weg. Nicht schnell genug jedoch, dass ich das leichte Zusammenzucken nicht bemerke.

„Lass mich, Golem. Lass mich ganz einfach. Ich weiß es ganz genau. Sie sind Opfer des Bösen – nicht meine! Ich bin nicht schuld! Ich kann nicht schuld sein, sonst müsste ich vergehen, zerbrechen an ihr – und bin ich im Moment nicht auch nur gekittet? Habe ich nicht Narben an den Armen, die das beweisen?
Und doch! Ich bin auch an dem nicht schuld, weswegen ich sie mir zugefügt habe. Kaschya ist nicht tot, weil ich einen Fehler gemacht habe. Du hast mir das gezeigt. Und ich bin schuld, dass es dich gibt! Du hast es gut – du hast keine Zweifel an deiner Unschuld! Ich darf mir solche auch nicht erlauben...habe ich das damals schon gewusst? Dass ich nicht an der Schuld zerbrechen darf? Habe ich dich erschaffen, weil ich wusste, dass ich nicht sterben darf?
Von wegen! Was rede ich? Ich bin ein Feigling, Golem. Der Dolch öffnete meine Adern, und der Mut verließ mich mit meinem Blut. Deswegen, und nur deswegen, kam die Formel über meine Lippen. HelKoThulEthFal, Golem!“

Er redet völlig wirr – ist es passiert? Ist er schon zerbrochen? Wir sind hier auf ganz gefährlichem Territorium...wieder einmal muss ich sein Schiff, segellos, um die Klippen des Wahnsinns lenken. Und bin ich dafür geeignet? Überhaupt – warum das Runenwort? Warum Gehorsam?

„Gehorsam! Das gleiche Runenwort, das Golems jedem Befehl folgen lässt und nebenbei ihre Ausdauer verbessert, erschafft sie auch! Ironisch, nicht wahr? Und ich muss gestehen, wieder habe ich nicht die Wahrheit gesagt, eine Illusion erschaffen, die ich gerne als Wirklichkeit hätte. Aber jetzt ist die Zeit der Desillusion.
Die Formel...ich habe sie die ganze Zeit gemurmelt. Während des ganzen Aktes des Selbstmordes. Mein letztes Wort als Erinnerung an den zweiten Tod, den ich damals verantworten zu müssen glaubte – wusstest du, dass du nicht mein erster Golem bist?“

Die ganzen Themenwechsel machen mich langsam so irre wie ihn – wie soll ich eine Reaktion zwischen seine Lamentierungen quetschen? Wie ihm helfen, zum Kern seiner Schuld vorzudringen – und diese, wenn nicht zu vergessen, zumindest zu lindern?
Andererseits...was er bisher sagte, war gehetzt, teilweise unwahr – aber anschließend korrigiert – und trotzdem immer logisch. Er hat seine Gefühlswelt so genau beschrieben, wie es möglich ist: Die Mauer von Selbstbetrug, die er aufgebaut hat, ist Lüge für Lüge eingerissen worden. Und dabei ist sein jetziger Zustand perfekt herausgekommen: Kurz vor dem Kollaps. Also: Was ist dieses Gerede von einem zweiten Golem? Er hat mir doch gesagt, ich sei sein erster, damals auf der Kalten Ebene – war dies die erste Lüge von vielen?

„Ja, Golem, er war nicht wie du, aus Fleisch und Blut. Er war aus Ton, aus kalter Erde, und doch – bei jeder Erinnerung wird es mir klarer – er war wie du, er hatte sicher...kein Herz...aus Stein.“

Während er in Tränen ausbricht, trifft mich die Erkenntnis, wie ähnliche vor ihr, wie ein Donnerschlag. Natürlich! Er weiß es nicht, er wusste es nie! Er weiß nicht, dass ich der Gleiche bin!

„Ich habe nicht einen, sondern zwei Freunde an Andariel verloren, das wurde mir immer klarer in der Zeit danach...und als die Schuld und die Trauer zu groß geworden waren, als mein Leben auf den Boden floss, da sprach ich das Wort, das schon diesen Freund aus dem Boden schuf. Nur diesmal war es mein Blut, das verwandelt wurde, Form annahm – deine. Ist es nicht ironisch, abermals, dass mir mein Freund so noch nach seinem Tod noch das Leben retten konnte?“

In der Tat. Himmel. Und ich weiß endlich, wie ich seine Schuld lindern kann – wenn auch meine noch bestehen muss, da mir Niemand helfen kann außer mir selbst...da ich gegen eben jenes Selbst kämpfen muss...er lacht plötzlich auf, das tränenüberströmte Gesicht zum Himmel gekehrt.

„Da rede ich über meine Unschuld, und die Schuld lässt mich doch nicht los...die Trauer sowieso nicht...manchmal denke ich immer noch, es wäre besser, den ganzen Müll hier einfach zu lassen...“

Sanft schließt er der Toten die Augen. Als er dann wieder zusammensinkt, energielos, berühre ich ihn wieder an der Schulter – und ziehe ihn ebenso sanft auf die Beine.

„Was ist denn...willst du mir wieder aus meiner Schuld helfen? Es wird nicht funktionieren, mein Freund. Es war schon damals...nur Illusion...“

Ich lächle ihn an. Nicht bitter, sondern ernsthaft glücklich. Er ist genau auf dem richtigen Weg – und ich habe, was ihn ans Ziel bringen wird.
Es ist oval, und ich hebe es vorsichtig. Seine Tränen, zu Boden gefallen, und eine Flasche Lebenselexiers, deren Fehlen er nicht bemerkt hat, haben Sand zu einem klebrigen Brei gemacht. Ich halte mein Werk vor mein Gesicht. Durch zwei Löcher sehen meine Augen in die des Meisters, über denen sich die Brauen heben.

„Eine Maske...?“

Ja! Und als ich sie langsam wieder abnehme, ziehen sich die Brauen zusammen...

„Eine Maske...“

Und die Augen weiten sich.

„Eine Maske – aus Ton! Du legst sie ab...wie...damals...Golem! Du warst einst aus Ton!“

Ja! Ja, war ich!
Ich habe lange genug Zeit, um erneute Tränen in den Augen des Meisters losschimmern zu sehen, aber diesmal unterstrichen von einem selig aufblühendem Grinsen, bevor er mir in einer wilden Umarmung die Sicht auf sich nimmt.
 
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