TUDUMM-
TUDUMM-
TUDUMM-
Mit pochenden Schmerzen in ihrem Kopf kam Nasha langsam wieder zu sich. Wo war sie? Was zum Teufel war geschehen? Und woher kamen diese elenden Schmerzen? Langsam, Stueck fuer Stueck, kamen ihre Erinngerungen zurueck. Die Leiche, die gruenen Monster, ihre Flucht – sie musste gestolpert sein, und sich dabei den Kopf irgendwo angeschlagen haben. Das wuerde die Schmerzen erklaeren... Verdammte Habgier, sie hatte immer gewusst, dass diese sie noch irgendwann in Schwierigkeiten bringen wuerde - die Monster... wo sind sie, sind sie hier, sie sind hier, ich muss weg, sie werden mich kriegen, mich toeten...!! Ploetzliche Panik durchfuhr die kleine Suedlaenderin, worauf ihr erschoepfter Geist erneut in unendliche Schwaerze herabtauchte.
Kurz darauf kam sie erneut zu sich. Zuerst stelle sie fest, dass sie nun nicht mehr auf dem harten Boden lag, sondern sie aufgerichtet an einer Wand lehnte, offenbar hatte sie irgendjemand aufgerichtet. Darauf spuerte spuerte sie etwas Kuehles, Feuchtes an ihrer linken Stirnseite. Dort, wo der Schmerz vorhin noch so stark gewesen war, hatte er mittlerweile durch die Abkuehlung schon nachgelassen und war somit ertraeglicher geworden. Noch immer mit geschlossenen Augen, erfreute sie sich weiter an dieser schmerzlindernden und sehr sanften Behandlung... Autsch!, gerade als es am schoensten war, zuckte Nasha durch fuer eine Sekunde zurueckkehrende stechende Schmerzen ein wenig zusammen.
Das weckte sie vollstaendig auf, und brachte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurueck – sie war noch immer in Gefahr, die gruenen Viecher... Sie oeffnete die Augen und blickte sich hastig nach allen Seiten um, "Die Daemonen, wo... ". Sie wurde durch eine sanfte, beruhigende Beruehrung an ihrem Arm unterbrochen. "Sie werden Euch nichts mehr an..." Sie blickte nach vorne und erkannte erst jetzt die vor ihr stehende Person. Es war der junge Mann, unter dessen Kommando sie gerade noch die Haeuser der Dorfbewohner geloescht hatte, der ihr durch sein selbstbewusstes Handeln und sein ueberaus attraktives Aussehen aufgefallen war, aber vor allem durch seine Augen - die gleichen Augen, in denen sie genau in diesem Moment beinahe zu versinken drohte... wunderschoene, starke Augen, die Besorgnis ausstrahlten, Besorgnis, und etwas, was Nasha noch nie in den Augen eines Mannes gesehen hatte, etwas, das sie mit einer riesigen Wucht traf, und sie in absoluter Behaglichkeit versinken liess... Dieses Gefuehl war absolut neu fuer sie. Maenner, die ihr nicht mit einem abschaetzigen Blick klarzumachen versuchten, dass sie fuer sie weniger Bedeutung hatte als der Dreck der Strasse, beglotzten sie normalerweise nur luestern mit heraushaengender Zunge, und wollten sie besser noch heute als morgen auf die Art und Weise benuzen, durch die sie sich seit Jahren ihr Ueberleben sicherte. Doch im Blick dieses Mannes verbargen sich so viele Dinge, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, seine Augen waren so tiefgruendig, sein Blick so intensiv, so mitfuehlend und besorgt, gleichzeitig aber konnten Mitgefuehl und Besorgnis ein Gefuehl nicht verbergen, naemlich eine riesige Lebensfreude. Was sie noch dazu in seinen Augen und seinen eleganten Gesichtszuegen erkennen konnte, waren Respekt ...und Verstaendnis. Respekt und Verstaendnis fuer eine Hure, als die sie durch ihre Aufmachung zweifellos zu erkennen war. Fuer einen langen Moment sass sie einfach da, angelehnt an irgendeine Hausmauer, und blickte in die Augen dieses Mannes, den sie auf einmal so sehr begehrte, sie wollte mehr ueber ihn wissen, sie wollte ALLES ueber ihn wissen...
Doch halt - wer war dieser Mann eigentlich? Was hatte er mit ihr angestellt? Hatte er vielleicht irgendeinen Zauber ueber sie geworfen? Nunja, er sah zwar aus wie ein Zauberer, durch Geschichten wusste Nasha aber, dass die Zauberei eine hohe Kunst war, die lange Jahre intensivsten Studiums erforderten, und dafuer war der Junge definitiv noch zu jung. Wenn er ueberhaupt ein Zauberer war, dann wohl eher einer der unerfahrenen Sorte, dachte sie, und musste innerlich leicht schmunzeln...
Auf einmal wurde ihr klar, dass sie schon sehr lange in die Augen ihres Gegenueber gestarrt hatte, ohne irgendetwas zu sagen. Sie schloss beschaemt die Augen und jauchzte innerlich vor Freude auf, als sie sich sofort wieder dieses wohlige, unuebertreffliche Gefuehl in Erinnerung rief, das der lange Blickwechsel in ihr ausgeloest hatte. War das Liebe? fragte sie sich in diesem Moment. Liebe, ein Wort, von dem Nasha schon so viel gehoert und gelesen hatte, ein Wort, das bisher halt eben nur fuenf Buchstaben waren, hinter denen sich nicht allzuviel zu verbergen schien. Mit einem Mal war Nasha aufgeregt, ihr Herz schlug schneller, und ihre Haende wurden feucht. Sie spuerte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Was auch immer dieses Gefuehl war, das sie in Anwesenheit dieses Mannes – von dem sie nicht einmal den Namen kannte - durchflutete, es macht sie einfach nur gluecklich. War sie etwa verlie... "Könnt ihr Laufen?", wurde sie von seiner Stimme ploetzlich aus ihren Gedanken gerissen. "Ich denke es wird gehen.", antwortete sie belaeufig, sich innerlich ueber ihren ploetzlichen Wandel wundernd – bisher konnte sie ihre Gefuehle stets unter Kontrolle halten, vor allem Maennern gegenueber... Der junge Mann half ihr aufzustehen, hmmm, hoeflich war er also auch noch, und Nasha bemerkte, dass er ihre Hand laenger als noetig festhielt. Sie erlaubte es sich nicht, das als irgendein Zeichen zu ueberbewerten, auch wenn sie das sehr gerne getan haette, und strich ihr Kleid glatt, noch immer recht verwirrt von der Lawine an Gefuehlen, die sie gerade eben durchlebt hatte. Ach, wahrscheinlich ist der Typ nur hoeflich und hilft mal eben einer huebschen Lady in Not, vielleicht denkt er sich ja gar nichts dabei... redete sie sich ein, wobei sie sich selber aber nicht so richtig glauben konnte. "Gut, hier entlang. Ich denke, das ist der kürzeste Weg zur Kirche. Die anderen müßten inzwischen schon da sein. Dort werden wir in Sicherheit sein und Ihr könnt Euch etwas ausruhen". Hmm – ausruhen, bei diesem Wort wurde ihr mit einem Schlag wieder ihre noch immer anweilende Muedigkeit durch ihren kleinen Unfall bewusst. Sie gingen sofort los. Nasha war noch immer verlegen durch ihren so offensichtlichen Blickwechsel, also suchte sie verzweifelt nach einem Gespraechsthema:
"Wie heißt du?" fragte sie ihn.
"Tim, Tim Wanderlich. Und Ihr?"
"Mein Name ist Nasha."
Fuer eine Weile sprachen sie gar nichts mehr. Tim Wanderlich, Tihiiiiim, Timtimtim... sie sprach innerlich seinen Namen mehrmals aus, um zu sehen, wie er ihr gefiel. Sie fand seinen Namen eigentlich recht langweilig, doch sie brauchte sich nur daran zu erinnern, wie sie sich angeschaut hatten, wie er sie gepflegtt und von den Monstern beschuetzt hatte, um das ganz schnell ganz anders zu sehen. Wie es wohl waere, diesen starken Beschuetzer zu kuessen? - erst jetzt wurde ihr klar, dass sie bloede verliebte traeumende Kuh sich noch gar nicht bei ihrem tapferen Retter bedankt hatte. Gleich noch mehr verlegen, auch wenn das schon fast unmoeglich war, brachte sie es dann endlich zustande, sich zu bedanken. Was hatte Tim eigentlich mit den Daemonen angestellt? Sie warf einen Blick zurueck, und erkannte dort ein gruenes, sich bewegendes und kreischendes Buendel. Sie sah genauer hin. Alles in allem sahen die Viecher in diesem Zustand mehr aus wie tolpatschige Koboeldchen, als wie furchterregende auf Morden getrimmte Hoellendaemonen. Die beiden waren an beiden Armen und Beinen sowie an einer weiteren Extremitaet aneinander gefesselt, zankten sich wie wild und beschimpften sich gegenseitig auf irgendeine haessliche Sprache, sich nur immer weiter in die Seile verheddernd und dabei schmerzhaft aufkreischend.
"Naja, jeder auf seine Art." Murmelte Nasha grinsend, dann kamen die beiden auch schon vor der Kirche an, und da sie alleine waren, nutzte Nasha die Gelegenheit, um Tim kurz zu umarmen und an sich zu druecken, um sich nocheinmal bei ihm zu bedanken. Fuehlend, dass dieser Mann eine besondere Person war, drueckte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, fluesterte ihm ein suesses "Vielen Dank, Tim" in sein Ohr, und, ihn leicht beruehrend, fuegte sie noch leiser verfuehrerisch hinzu "Vielleicht kann ich mich irgendwann einmal bei dir revanchieren...".
Und damit drehte sie sich um und ging neckisch laechelnd in die Kirche hinein, den armen Jungen verdutzt stehen lassend...