Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut, die Skilltrees und unnötigen Runendrops abzuschaffen und die Spielschwerpunkte anders zu verteilen. Die selbe Spieleschmiede, die damals Skilltrees perfektioniert, modernisiert und damit zum Standard erhoben hat, geht jetzt den nächsten Schritt und schafft diese wieder ab. Weg von dem starren Punkte-Gepumpe in verschiedenen Ebenen, hin zu mehr Individualität und Flexibilität.
Mir schwant, dass D3 genau so wegweisend werden könnte, wie es D2 damals gewesen ist. Wenn man sich den Markt von MMOs und Hack´n Slays der letzten zehn Jahre mal ansieht, dann findet man fast nur Stillstand, was das grundlegende Game Design angeht. Alle, die hier noch kritisieren und glauben, dass Spiel würde künstlich eingeschränkt, haben anscheinend noch nicht genau realisiert, WAS da auf uns zu kommt. Ich glaube, dass hier etwas ganz Großes auf uns zukommt, vielleicht sogar ein Meilenstein in Richtung eines neuen, moderneren Spieldesigns. Ich glaube, dass Ende des Jahres, wenn D3 ein paar Monate auf dem Markt ist, die Konkurrenz nur noch altbacken und statisch wirkt und dann wieder genau so hinterherläuft, wie sie es bei D2 damals getan hat.
Was gutes Game Design ausmacht, bedeutet auch, neue Wege zu gehen, Innovationen zu schaffen. Skilltrees sind ein sehr gutes Beispiel für veraltetes, starres und eingeschränktes Denken. In den letzten Jahren hat jeder Game Designer nur darüber nachgedacht, wie ein Skilltree aussehen muss. Teilweise gab es vorsichtige Innovationen, aber bis jetzt hat keiner daran gedacht , die Skilltrees selber mit ihren natürlichen Einschränkungen in Frage zu stellen. Die (funktionierende) Idee, wie ein levelbasiertes Spiel ohne Skilltrees aussehen kann, ist großartig und wird ziemlich sicher wegweisend sein.
Schaut euch doch die bisherigen skilltreebasierten MMOs an: Viele bieten inzwischen Dualspecc, meistens ist das noch nicht genug, und je nach PvP oder PvE wird der gesamte Skillbaum des Chars neu verteilt. Blizzard hat nichts anderes getan, als sich dieses Spielerverhalten genau anzuschauen und darauf mit der einzig richtigen Antwort zu reagieren. Ich glaube, dass, sobald man erstmal eine Woche seine Runden in D3 gedreht hat, jeder einzelne Spieler sich in skilltreebasierten Spielen eingeschränkt fühlen wird, wo er zum umspeccen erst zum Lehrer muss oder ähnliches.
Ich finde es ziemlich amüsant, dass auch andauernd gemosert wird (auch in anderen Foren), der Endgame-Content würde zugunsten der "Casual-Gamer" künstlich eingeschränkt, obwohl doch über das eigentliche Endgame noch so gut wie nichts bekannt ist. Im Gegensatz zu einem Lvl. 99 "Überchar" wird es einen Char geben, der mit seinem Maximallevel unter dem der Monster liegt (in Inferno), so dass eine stetige Herausforderung darin liegt, mit der richtigen Spielweise trotzdem dort zu bestehen.
Die Runen in D2 waren nichts anderes als Teil des Item-Systems. Sie als separaten Endcontent zu beschreiben, ist ziemlich engstirnig. Ebenso ist das Skillsystem rückwirkend betrachtet überflüssig, denn jeder Char hatte sowieso nur ein oder zwei funktionierende bzw. effektive Varianten, da ist der Umkehrschluss, dieses direkt wegzulassen und umzubauen, nur richtig.
Zu behaupten, es wäre weniger Content als in D2, stimmt generell auch nicht, es wird schließlich einen vollständig neuen Schwierigkeitsgrad geben. Allein dieser und das extrem umfangreiche neue Skillsystem bietet schon mehr, als es ganz D2 inklusive LOD jemals tat. Und das ist ja nur das, was wir bis jetzt wissen. Es wird bestimmt noch einiges mehr geben. Todsicher wird es in den höheren Schwierigkeitsgraden z.B. bestimmte Elite- oder Bossmobs geben, die gelegt werden wollen, etc. Ich gehe davon aus, dass jeder einzelne Spieler mit dem gebotenen Content nicht nur trotz, sondern gerade wegen des neuen Systems auf Monate beschäftigt sein wird. Und schließlich gibt es noch das Crafting, dass es in D2 auch nicht gab, und auch die Begleiter sind nicht länger nur nebensächliche Kosmetik.
Ich freue mich darüber, dass D3 einen neuen Ansatz probiert, weil es mir im Gegensatz zum Vorgänger und auch zur Konkurrenz endlich mal eine wirklich andere Spielerfahrung bieten wird, die sich trotzdem nach Diablo anfühlt. Und das ist großartig. Denn die Variante mit den Runen als Items wäre im Endeffekt nichts anderes als ein D2.5, gut, aber nicht weltbewegend.
Zusammenfassend bietet D3 bis zum Endgame bisher folgendes:
Level 60 erreichen, und dabei bei jedem einzelnen Level neue Skillvarianten zum ausprobieren bekommen, 4 Schwierigkeitsgrade durchspielen, Top-Gear erfarmen oder traden, Gems erfarmen, traden oder herstellen, Die Begleiter ausrüsten und leveln, Juwelier und Schmied leveln und entsprechend craften, den für sich perfekten Build ermitteln, PvP betreiben
Und das ist erst die Liste an Content, von der wir wissen. Und dann macht ihr euch Sorgen um ein paar zusätzliche Items, die anstelle im Inventar direkt auf den Eigenschaften liegen...