Dbettac betritt total fertig den Raum. Nach einer langen durchzechten Nacht hatten die anderen ihn doch glatt ohne Licht alleine im Versteck des R.i.n.g.s zurückgelassen. Viele, viele Beulen später hat er sich nun mühsam aus den dunklen Katakomben herausgetastet und will weiter nichts, als sich mit einem kühlen Bier an einen ruhigen Tisch zu setzen.
"Hi Leute, was habt ihr denn mit der Tür .rrrrgh..." Mitten im Satz fällt ihm die Kinnlade herunter und seine restlichen Worte sind daher ein wenig unverständlich. Mit großen Augen umkreist er einmal vorsichtig Damork und schaut die anderen dann fragend an. "Ist schon wieder Karneval?"
Von allen Seiten traurige Gesichter.
"Sollte es etwa wahr sein? Damork ist zum Feind übergelaufen?"
"Nein! Damork doch nicht!", ruft Sharon empört. "Der spioniert doch nur für uns beim Un-Im-Od."
"Glaub ihm kein Wort. Ich wußte es schon immer, dieser Damork ist ein ganz schlimmer", ruft ein altes, zahnloses Männlein im Hintergrund. Damork wirft ihm einen ironischen Blick zu und es verstummt.
"Damork?", fragt Dbettac in drohendem Tonfall. "Was hast Du zu sagen?"
"Ach weißt Du", erwidert Damork und bläst Dbettac eine volle Ladung echten Zigarettenqualm ins Gesicht, "eigentlich haben wir Un-Im-Od in der Vergangenheit imme rUnrecht getan. In Wirklichkeit ist der ganz lieb."
"Warum nur glaube ich Dir kein Wort", fragt Dbettac. "Du scheinst so... verändert."
Jetzt zieht Damork eine betont unschuldige Miene. "Verändert? Ich? Wie kommst Du denn darauf?"
Dbettac wendet sich wieder an die anderen.
"Weiß jemand einen zuverlässigen Test, ob das wirklich Damork ist?"
Betretenes Schweigen ringsum. Plötzlich hat Lazy_Nazgul eine Idee. "Laß ihn eine seiner berühmten witzigen Geschichten erzählen", ruft er und springt dabei auf. "Ein Scherge des Un-Im-Ods könnte das niemals."
"Ja, das könnte gehen." Dbettac schaut Damork an. "Bist Du bereit, Dich diesem Test zu unterziehen?"
"Aber natürlich." Der Angeklagte wirkt selbstbewußt und ruhig. "Ihr kennt mich doch, ich bin immer für eine lustige Geschichte gut. Aber rückt doch ein bißchen näher, damit ich nicht so schreien muß. Und zündet eine Kerze an, das sorgt für mehr Stimmung beim erzählen."
Eifrig rücken alle Anwesenden um Damork zusammen. Eine Kerze erscheint von irgendwo und wird vor ihm auf den Tisch gestellt. Damork zieht ein goldenes Feuerzeug aus der Tasche und entzündet sie. Niemandem fällt auf, daß er dabei ein dünnes Glasröhrchen zerbricht und dessen Inhalt, eine farblose Flüssigkeit, über die Kerze gießt.
Damork beginnt zu erzählen.
Ein Barbar wollte auf den Markt gehen.
Darum stand er von seinem Stuhl auf und zog seine Jacke an. Denn es war bitter kalt draußen. Auch schöne warme Schuhe zog er an. Dann trat er zur Tür, öffnete sie und ging hinaus. Natürlich verschloß er die Tür hinter sich wieder, damit es in seinem Haus nicht kalt würde.
Sein Nachbar schaute aus dem Fenster und sagte: "Guten Tag."
"Guten Tag", erwiderte der Barbar. "Schönes Wetter heute, nicht?"
Da er keine Zeit für ein Schwätzchen hatte, ging der Barbar los. Er ging, und ging, und ging. Es war ein ziemlich weiter Weg zum Markt, also ging er noch ein bißchen. Und er ging, und ging, und ging. Bald würde er da sein, er freute sich schon. Darum ging er wein bißchen schneller: Er ging und ging.
Er traf einen anderen Barbaren.
"Guten Tag", sagte der erste Barbar.
"Guten Tag", antwortete der zweite Barbar.
Da sie sich nicht besonders gut kannten, blieben sie nicht stehen, um ein Schwätzchen zu halten. Statt dessen gingen beide Barbaren weiter. Aber wohin der zweite Barbar ging, erzähle ich Euch ein andermal. Heute ist der erste Barbar an der Reihe, und der ging ja immer noch zum Markt.
Und er ging, und er ging, und er ging.
Schließlich erreichte er den Markt.
Dort gab es viele schöne Dinge zu kaufen. Es gab Ziegen, Kühe, Schweine, Hühner, Eier, Milch, Wein, Honig, Butter, Sahne, Blumenkohl, Rosenkohl, Rotkohl, Sauerkohl, Grünkohl, Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren, Stachelbeeren, Schokolade, Zucker, Salz, Mehl, Hirse, Weizen, Roggen, Bier, Schnaps, Zigaretten, Krüge, Vasen, Teller, Tassen, Löffel, Messer und sogar Gabeln. Es gab auch noch viel mehr schöne und spannende Dinge, doch davon erzähle ich Euch ein andermal.
Unser Barbar war nun auf dem Markt und suchte den Stand, an dem es Fisch gab. Dort kaufte er eine schöne, Frische Makrele. Die wurde ihm vom Fischhändler in Zeitungspapier eingewickelt und er ging damit nach hause.
Er ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging, und ging,und ging. Schließlich war er zu hause angekommen.
Damit ist die Geschichte beendet, wie der Barbar seine Makrele aß, daß erzähle ich Euch ein andermal.
Während Damork erzählt, verdampft die Flüssigkeit und die Zuhörer atmen die Dämpfe ein. Als er fertig ist, herrscht einen Moment lang herrscht andächtiges Schweigen, bevor stürmischer Applaus losbricht.
"Er ist es wirklich", "unser Damork", niemand könnte es besser", "ich wußte es" rufen alle.
Es dauert eine ganze Weile, bis die Wirkung der Dämpfe verflogen ist. Keiner der Anwesenden kann sich jetzt noch genau an die Geschichte erinnern, aber alle wissen, daß sie großartig war.