Kapitel 70 – Die Herrin der Schmerzen
Am Fuße der Treppe erwarten uns zuerst einmal Zombies. Eine Gruppe plus Held schlurft nach unserem Eintreten mit erhobenen Händen langsam auf uns zu, geistlos stöhnend.
Der Meister gähnt nur. Nach einem Fingerschnippen stürzen sich die Skelette auf die Untoten, sie lassen ihnen nicht den Hauch einer Chance. Ich muss nicht mal eingreifen.
„Na, da kannst auch du nur staunen, was, Golem? Ich bin einfach zu mächtig für diese Dämonen.“
Ach nein. Wenn Andariel auch nur einen Bruchteil so stark ist, wie ich befürchte, dann vergeht ihm dieses überhebliche Grinsen nur zu bald. Ich weiß nicht, ob das so schlecht ist...
Der Held spuckt noch einmal ein paar Blitze aus, die an den Knochen vorbeigleiten, und liegt dann still. Der Meister sammelt einen Regenerationstrank auf, den ein Untoter hat fallen lassen, schiebt ihn sich pfeifend in den Gürtel.
Eine Tür an der rechten Seite des langgezogenen Raumes führt weiter.
„Das ist das Tor zur Vorhalle der zentralen unterirdischen Kammer, dem größten Vorratslager...“
Kaschyas Stimme ist klar bedrückt. Würde ich sie nicht besser kennen, würde ich tippen, dass sie Angst hat...
Der Meister dagegen befiehlt mir, die Tür aufzumachen. Bitte...
Ich trete sie einfach auf, eine dunkle Kreatur fliegt schreiend nach hinten weg und landet mit einem Platschen.
Hm...?
Da fliegen Blitzkugeln durch die Tür. Ich springe schnell zurück.
„Golem, du bist ein Feigling, weißt du das? Lass das die Skelette machen, wenn du dir in die Hosen machst. Du hast zwar keine, aber...“
Der Meister kichert. Ich kann wieder nur den Kopf schütteln, und möchte mit nicht vorhandenen Zähnen knirschen. Vorsicht ist nicht das Gegenteil von Mut, sondern von Über – Mut. Und diesen hat er in Massen.
Als die fünf Skelette durch die Tür gegangen sind, ertönen Schreie aus vielen Dämonenkehlen, Gegenstände zerbrechen, und der Strom zuckender Entladungen hört auf.
Der Meister tritt an die Tür – spinnt er? Ich versuche ihn aufzuhalten, aber er stößt mich weg und lacht nur. Hilflos muss ich zusehen, wie er vor die Öffnung in der Wand tritt.
Vor seinem Stab erscheint das bekannte rote Licht, drei Mal knallt es, und dann ist Ruhe.
Er bedeutet uns, mitzukommen.
Vor uns eröffnet sich ein Schlachthaus.
Ein annähernd quadratischer Raum ist an vielen Stellen von Truhenstapeln zu einem mit Hindernissen gespickten Schlachtfeld gemacht worden – was den hier verschanzten Verteidigern wenig genützt hat. Kadaverexplosionen, Feuerbälle und fünf Skelette haben Zerstörung gebracht.
Überall liegen Holzsplitter, Knochensplitter, Leichenteile...nicht nur von Dämonen, aber die, die einmal Menschen waren (bevor sie gehäutet, verbrannt, auf verschiedenste grausame Weisen gefoltert wurden), sind schon länger tot.
Blut bedeckt die Wände, den Boden, die Decke...in Mengen, die unmöglich gerade eben entstanden sein können, obwohl vieles davon noch nicht getrocknet ist.
Nun gut, der riesige See davon, der sich in der Mitte des Raumes befindet (darin ein ertrunkener schwarzer Dämon, darum das Platschen) ist auch nicht getrocknet...in der Tat, der rote Lebenssaft blubbert an vielen Stellen vor sich hin, kochend...wie die überall brennenden Feuer zeigen, die direkt aus dem Boden zu kommen scheinen, sind wir hier großer Hitze nahe. Die Hölle liegt nur Zentimeter unter uns, dieser Welt nahe gebracht durch Diablos Wirken persönlich.
Und personifiziert von Andariel. Riesige Flügeltüren an der Wand rechts von uns müssen den Eingang in die Hauptlagerhalle darstellen, wo sie sicher wartet. Die Engelköpfe links und rechts davon sind geschändet worden, mit Obszönitäten beschmiert, zerbrochen, zerkratzt, die Reinheit beschmutzt.
Die Auswirkungen des Bösen...die Quelle ist als Nächstes zu vernichten. Was die Jägerinnen dann mit den Auswirkungen machen werden, ich will es nicht wissen. Eine Lebensaufgabe scheint es, eine von mehreren Leben, dieses Kloster wieder bewohnbar zu machen, den Schmutzfleck des Bösen herauszuwaschen.
Wenn dies nicht gänzlich unmöglich ist, Das Werk von vielen hundert Generationen, in wenigen Wochen zerstört.
Nein, der Meister tut sicher nicht gut daran, Andariel zu unterschätzen.
Ich erhalte die Ehre, die Flügeltüren zu öffnen. Dahinter das gleiche traurige Bild wie in der Vorhalle: Blut dringt an Stellen aus dem Boden, Feuer brennen. Dennoch, der hintere Teil des Raumes liegt in tiefem Schatten, flackernde Fackeln scheinen keine Chance zu haben, die Dunkelheit zu durchdringen.
Jetzt kommen erst einmal Ghuls auf uns zu, wie vorhin auch. Und wieder sind sie kein Problem. Unterstützt werden sie zwar von dunklen Kreaturen, die aus zwei Seitengängen (die Sackgassen sind, wie ich feststelle) heranströmen; aber ich schleiche mich hinter einen Kistenstapel und töte ihren Schamanen aus dem Hinterhalt, den linken...Kaschyas Pfeil findet den rechten, und wir sind in einem Raum frei von Gegnern.
Die Dunkelheit alleine wartet auf uns. Und was verbirgt sich in ihr?
„Stirb...“
Ich erstarre bei diesem geflüsterten Wort, eine Frauenstimme, tief und dunkel aber, rasselnd, unmenschlich. Dämonisch. Echos erfüllen den Raum. Nervös sieht sich Kaschya um. Der Meister grinst. Er grinst!
„Andariel, ich weiß, dass du da drin bist. Zeig dich, deine Zeit ist abgelaufen!“
Da höre ich Schritte. Laut und hallend in der Stille nach des Meisters Hohnruf.
Grüne, schräggestellte Augen blitzen auf in schwarzem Schatten.
Zwei Meter unter der fünf Meter hohen Decke.
Das Grinsen des Meisters ist auf einmal wie weggewischt, als sein Blick nach oben wandert.
„Golem, stell dich vor mich...jetzt. Schnell!“
Zu spät.
Das bekannte giftgrüne Glühen, das Andariels Augen leuchten lässt wie geschlitzte Kugeln Knochenasches, erscheint als Wölkchen links vom Meister.
In schneller Folge entstehen neue Wölkchen, als die Kette von ihnen auf Höhe des Meisters ist, sehe ich durch ihr Glühen Andariel in voller Größe.
Nahezu Nichts am Leibe tragend, ist sie eine Frau mit perfekten Proportionen, makelloser Haut und bronzenem Teint. Ihre Füße sind delikat (wenn auch einen halben Meter lang), die Beine lang, sehr lang, der Bauch flach, die Brüste rund, der Hals gerade.
Ihr Gesicht hingegen...eine Maske des Zorns starrt uns entgegen, die grünen Augen noch das seltsam Schönste darin, der Rest verzerrt, eine Grimasse, Perfektion ruiniert durch die Hässlichkeit der Fratze.
Spitze Zähne in ihrem Mund, wie ein Raubtiergebiss, glänzen grünlich gemein.
Ein klarer Gegensatz zu der Giftfarbe der Augen sind die Haare, eine Mähne, steil emporstehend, im tiefsten Blutrot, das ich je gesehen habe. Beinahe einen Meter über ihrer Stirn endet ihre Frisur in ausgefransten Spitzen.
Zuletzt die Stacheln, vier an der Zahl, denen von Skorpionen gleich, die aus ihrem Rücken wachsen und langsam schwingend zwei rechts, zwei links, auch in ihrer Ruhe gefährlich wild wirken.
Ihre Hand, die Fingernägel Klauen an Spitze und Länge übertreffend, ist jetzt von der einen auf die andere Seite geschwenkt, dabei die grünen Wölkchen hinterlassend.
Der Ausruf des Meisters ist kaum verklungen, da fliegen die Wölkchen in einem Bogen los, auf unsere Gruppe zurasend. Mit offenem Mund steht er da, während die Skelette schon auf unsere Gegnerin zurennen.
Sie treffen die grünen Geschoße als erstes. Wie Luft fliegen sie durch sie hindurch.
Ha, Knochen eben!
Da zerfallen alle fünf Krieger beinahe zeitgleich zu Staub.
Der Meister wird von einer Wolke getroffen. Nein, nicht schon wieder! Es reißt ihn von den Füßen, diese Dinger haben eine Wucht! Ich werfe mich zu Boden, spüre, wie Kaschya neben mir landet, und nur Augenblicke später zischt grüner Tod über uns hinweg.
Sich windend liegt mein Meister am Boden, von Qualen geschüttelt. Andariel lacht, ein Laut, der an Grausamkeit wohl nicht zu überbieten ist. Ein Foltermeister findet sein Opfer.
Sie tritt näher zu ihm heran, streckt ihre Hand aus...
Da springt der Meister auf. Ihre Klauen verfehlen ihn um Millimeter. Die Handschuhe haben wieder gewirkt, das Gift ist abgeklungen!
Sofort rennt er davon. Kaschya starrt ihn an; sie weiß nicht, warum er plötzlich genesen ist. Aber er läuft. Und Andariel hinterher.
Jetzt verstehe ich es. Sein Kampfplan ist immer noch da, auch ohne die Skelette! Ist das nicht Wahnsinn?
Aber er will es wohl durchziehen, sonst würde er nicht so hektisch winken, während unsere Gegnerin ihm nachrennt.
Darum zerre ich Kaschya hinter den Türrahmen. Sie protestiert zuerst, dann scheint sie zu erkennen, was der Meister will; und sie gibt Ruhe.
Einmal rennt der Meister, gefolgt von der Dämonin, die immer wieder Giftwolken versprüht; er muss sich auf den Boden werfen, weiterrennen. Sie muss stehen bleiben, um zu schießen. Aber langsam nähert sich Andariel dem Meister, und er wird müde...
Jetzt aber rennen sie an der Tür vorbei, ihre Runde komplett.
Kaschya tritt aus der Tür heraus, ihr Bogen längst gespannt.
Der Pfeil löst sich brennend von der Sehne, zischt Andariel nach.
Ein Volltreffer, wie er im Buche steht! Die Explosion reißt der Dämonin ihre Skorpionstacheln glatt ab, zwei rechts, einen links halb. Sie stolpert, fällt fast auf den Meister, der immer noch um sein Leben rennt.
Kaschya hat gerade wieder einen Pfeil gezogen – sie ist schnell!
Da steht sie sich plötzlich Andariel Auge in Auge gegenüber.
Ein Blick puren Hasses schlägt der Bogenschützin entgegen.
Und dann fliegen zwei Geschoße los. Ein riesiger grüner Giftpfeil, wie ein vergrößerter von Knochenasche, und ein brennender Explosionspfeil.
Und das erste Mal sehe ich in Kaschyas Augen Angst, kurz bevor der Pfeil losfliegt.
Und das erste Mal sehe ich einen Schuss von ihr daneben gehen. Explodieren tut er zwar am Körper der Gegnerin, aber nicht im Gesicht, wohin er gezielt war, sondern am Bauch, worauf Blut in alle Richtungen spritzt, heißes Dämonenblut.
Kaschya trifft das grüne Geschoß voll in der Brust.
Einen stummen Schrei auf den Lippen, fliegt sie nach hinten. Andariel sinkt besiegt zu Boden.
Der Schrei des Meisters bleibt nicht stumm.
„Kaschya!“
Er rennt um Andariel herum, sie komplett vergessend, die Augen nur auf Kaschyas zu Boden gesunkenen Körper gerichtet.
„Nein. Nein! Bitte, nein!“
Kaschya sieht ihn an, ihr Blick getrübt. Aber ein Lächeln auf den Lippen.
„Ha, General, jetzt haben wir sie erwischt...was für ein schönes Ende, das Böse so besiegend, was?“
„Kaschya, nein! Du kannst nicht sterben, doch nicht jetzt! Wir haben es doch geschafft, das bedeutet doch ein glückliches Ende, oder nicht? Warum soll Andariels Tod auch deiner sein?“
„General...“
Sie hustet. Er fällt ihr ins Wort.
„Nein, rede nicht weiter. Ich weiß, was du jetzt sagen willst. Ich bin schuld, und du hast Recht.
Wie konnte ich so blöd sein? Andariel ist ein großes Übel der Hölle, natürlich wird der Kampf nicht leicht!
In meiner Überheblichkeit dachte ich, dass wir nur gewinnen können, und was ist jetzt?
Meine Skelette hatten nicht den Hauch einer Chance, und so musstest du dich opfern, du, die ich durch einen miesen Trick gezwungen habe, mit mir mitzukämpfen...ich hätte sterben sollen. Nicht du.“
Oh je, der Meister hat sogar Recht. Er hat einen gewaltigen Berg an Schuld aufgebaut, und jetzt bricht dieser Berg auf einmal über ihm zusammen. Das wird schwierig, sehr schwierig, ihn nach dem hier wieder aufzubauen. Wie soll ich das schaffen, ohne Stimme? Das Schlimmste ist, dass er Recht hat.
Da hebt Kaschya schwach eine Hand.
„Es war eine Zeit voller Konflikte, aber ich will, dass unter uns Frieden herrscht. Du warst kompetent im Kampfe, das hier konntest du nicht ahnen. Ich bin freiwillig hineingegangen, bin dir freiwillig gefolgt, und habe es genossen, meine Schwestern zu rächen.
Im Übrigen: Danke für dein Mitleid wegen meines baldigen ‚Todes‘...und jetzt gib mir doch bitte einfach einen Schluck des Regenerationstrankes.“
Des Meisters Gesicht hellt sich auf.
„Natürlich! Oh, wie kann ich nur so blöd sein...ich bin doch der größte Vollidiot in ganz Sanktuario. Es tut mir Leid. Hier.“
Oh verdammte...
Kaschya trinkt. Dann wendet sie sich Andariel zu.
„Verdammt noch eins! Die Hure hält viel aus. Schau, sie ist nur betäubt! Beenden wir das Ganze. Diesmal schieße ich nicht aus verdammter Angst daneben.“
Sie steht auf, richtet ihren Pfeil auf Andariel, die leise stöhnt, und sich bewegt.
„Fahr zur Hölle...“
Da wird Kaschya plötzlich bleich. Sie wankt. Die Hand, die die Bogensehne hält, wird kraftlos.
Der Bogen fällt ihr zu Boden.
„Was ist los?“
Der Meister hat echte Sorge in seiner Stimme. Und ich teile sie, schon lange.
Verdammt, um Kaschya zu zitieren. Der Regenerationstrank hat das Gift eben nicht geheilt, weil er das nicht kann. Er kann nur die Auswirkungen verzögern, und weil Kaschya keine Handschuhe hat, die die Dauer des Giftes verringern, trifft sie es jetzt wieder mit voller Wucht...
Kaschya bricht zusammen, als der Meister sie stützen will, ist er zu schwach, ihre Rüstung ist zu schwer. Sie sinkt zu Boden.
Mit einem Ausdruck der Verzweiflung starrt er sie an.
„Kaschya! Kaschya, was ist los? Sag doch was! Kaschya!“
Aber ihre Augen haben ihren Glanz verloren. Kaschya, militärische Befehlshaberin der Schwestern vom verborgenen Auge, ist tot.
Der Junge heult auf. Ein Schrei jenseits jeder Hoffnung entweicht seiner Kehle, dann wird der Schrei erstickt von Tränen. Sie benetzen Kaschyas blasses Gesicht.
Leises Schluchzen dringt noch an mein Ohr, und ich bin genauso am Boden zerstört wie der Meister. Seine Überheblichkeit hat tatsächlich einem Mitglied unserer Gruppe das Leben gekostet...aber keine Zeit für Anschuldigungen, es bleibt die Trauer...
Da durchdringt mich eisiger Schmerz. Ich starre auf meine Brust.
Ein großer grüner Fleck breitet sich von dort langsam auf.
Ich renne zum Meister, reiße ihn von Kaschya weg. Sein tränenüberströmtes Gesicht wird zu einer Maske der Wut, die er gegen mich richtet, dann zur Verwunderung, als er mich genauer ansieht.
Dann zu Hass.
Wir beide starren Andariel an, die sich wieder aufgerichtet hat und uns, schwach auf den Beinen, aber immer noch tödlich, überschattet. Im Hass auf diese Dämonin vereint, stehen Golem und Meister auf, hinter uns die Leiche der Bogenschützin.
„Andariel...“
Die Stimme des Meisters ist kaum mehr als ein Flüstern.
„Du bist TOT!“
Wild stürzt er sich auf sie. Nein! Das ist Selbstmord! Ich renne ihm nach.
Und falle hin. Keine Kraft mehr in meinen Gliedern. Das Gift hat mich ganz und gar durchdrungen. Ich spüre, wie meine Wahrnehmung entgleitet. Nur noch passiv kann ich auf dem Boden liegen und zusehen, wie der Meister in seinen Tod rennt.
Lachend erwartet ihn Andariel, mit offenen Armen wie zu einer Begrüßung. Die Umarmung des Todes.
Doch unter dem plötzlich vorzuckenden Skorpionstachel wirft sich der Meister. Er rollt zwischen ihren Beinen hindurch, springt auf und rennt. Wieder um den Blutteich herum.
Fluchend dreht sich Andariel um, ihn wieder verfolgend.
Einmal ganz herum sind sie gekommen, als der Meister über mich hinwegspringt. Ich habe kaum noch genug Energie, um den Kopf zu drehen...eigentlich ist sie es nicht wert, verschwendet zu werden. Ich will mit meinem Meister sterben. im Tode vereint wie wir es im Leben auch waren.
Alleine zu sterben ist kein schönes Schicksal, unverstanden, ungeliebt...
Du siehst, letztlich ist das Leben nur eines der Schmerzen.
Nicht du. Bitte, nicht du.
Halt. Mit dir bin ich nicht alleine. Lass uns den Tod willkommen heißen.
Ich will dich nach dem Tod los sein. Bitte.
Beruht auf Gegenseitigkeit...
Vor uns landet Andariels Fuß auf einer Leiche eines Ghuls, sie zerquetschend. Sie geht über Leichen, um den Meister zu ermorden, der hinter mir sein muss.
Da knallt es wieder, der Laut mir bekannt. Andariel hebt es von ihren Füßen, die Unterseite dessen, der auf dem jetzt gesprengten Kadaver stand, verbrannt, zerfetzt.
Sie landet auf dem Rücken, ihr gesunder Fuß vor uns. So nah...
Hast du gesehen, worauf sie gelandet ist?
Natürlich! Eines der Feuer, die aus der Unterwelt zu stammen scheinen! Es befindet sich unter ihrem Rücken.
Und Andariel hat ein Problem mit Feuer...
Ich mobilisiere meine letzten Energiereserven, während mein Sichtfeld schon schwarz wird.
Meinen Ton dehnend, packe ich ihren Fuß. Fessle ihn mit steinharter Eigensubstanz an die Bodenplatten.
Oh, sie zuckt, sie windet sich. Aber sie kann nicht entkommen.
Ein Flämmchen, orange, erscheint über ihrem Kopf.
Der Meister landet auf ihrer Brust.
„Jetzt sieh, wie dir das schmeckt!“
Und wild beginnt er, auf sie einzuprügeln, seinen Stab schwingend wie eine Keule. Er kümmert sich nicht um ihre Klauen, die hilflos versuchen, ihn abzuschütteln. Mit der Kraft der Verzweiflung hält er sie fest, die Beine um ihren Hals geschlungen. Ihr Gesicht wird zu einer blutigen Masse.
Meine Kraft hingegen schwindet, obwohl ich Verzweiflung genug habe...
Andariel ist erledigt. Das Feuer oder der Meister werden sie letztlich töten, wohl eher das Feuer, schon beginnt ihre Brust zu qualmen, sie wehrt sich weniger gegen die Schläge hilfloser Wut mit dem kleinen Stab.
Aber ich bin auch am Ende. Das Gift tötet mich, ich spüre längst nicht mehr meinen Griff um ihr Bein.
Ich sterbe alleine, ganz alleine...
Nein, du...
Ruhe. Ich lasse die Klauen verschwinden, ein Akt des Aufgebens, des Loslassens.
Schwärze kriecht heran. Es war keine schöne Zeit, ein Leben für den Meister...
Schwärze kriecht. Es war eine sinnvolle Zeit. Andariel ist tot. Ein letztes Aufzucken, dann schlagen Flammen aus dem Boden, sie verzehrend.
Schwärze. Es ist schade, dass ich gehen muss...
Tontränen tropfen.
Ich muss gehen.
Schwarz.