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Läuterlodern [Ich denke, also bin ich: Teil 4]

määäänsch, und sowas nur wegen paar prüfungen :P
ne, ich kanns ja verstehn. die prüfungszeit nimmt mich auch immer ziemlich mit und zeit für was andres find ich kaum -.-
diese "ferien" sind wesentlich stressiger als die zeit während des semesters o_O
 
Hm...
darf man nachfragen, wann (und ob) ein Update in absehbarer Zeit folgt?
 
hm...letzte aktivität war am 27.1 ...es gibt ihn noch :D dann hat er vermutlcih einfach noch ziemlich viel um die ohren. müssen wir eben weiter warten :)
 
SO.

Ich bin wieder da.

Und es tut mir Leid.

Ich habe die überaus unangenehme Angewohnheit, nach erfolgten Versäumnissen den Kopf einzuziehen und sozusagen in Scham zu versinken, weil ich mir jedes Mal denke "für ne Entschuldigung ists jetzt auch zu spät", wobei ich genau weiß, dass Herauszögern auch Nix bringt und baaah.

Die Situation sieht prinzipiell nur so aus...ich habe euch ein definitives Update versprochen und nicht liefern können, weil ich mal wieder einfach irgendwie nicht zum Schreiben aufraffbar war, ohne bestimmten Grund. Ich hasse es, Versprechen zu brechen, und war genervt und siehe oben.

Dann kam eine frühzeitige Klausur, ich hab sie nicht bestanden, musste für die Nachklausur lernen, PEIN, dann kam die echte Klausurenzeit, und obwohl ich immer wieder dran gedacht hatte "he, du könntest jetzt aber schon mal nen Abend, wo du eh nur zockst, einfach mal schreiben", ist irgendwie Nix draus geworden. "Klausuren" sind ne gute Entschuldigung.

Die zog immerhin die letzten drei Wochen, da war wirklich high time, das davor hätt echt nicht sein müssen und ich hätt euch was sagen können, tut mir wirklich Leid.

Ich hoffe, ihr akzeptiert zunächst 10 Seiten als kleinen Ausgleich. Es folgt mehr. Ich hab jetzt Ferien und keine Entschuldigungen mehr, und zwar für ne ganze Weile; bis auf einen Urlaub ist auch Nix geplant, also denke ich mal...es ist Zeit, zu schreiben, viel zu schreiben, und es wird großartig!

tl;dr: Ich bin wieder da und es gibt wieder Updates und Alles ist gut.

Simon
 
Kapitel 11 – Steinharte Ordnung

Gerade noch war ich am Lächeln wegen Deckards Lob für meine Menschlichkeit, da drängt sich mir ein Gedanke auf, der es mir gleich wieder vergehen lässt – vorgestellt oder nicht. Es gab da ja noch ein Thema, das ich besprechen wollte.

„Wenn wir schon bei Gefühlen und Erfahrungen des Meisters sind...es gibt da noch eine andere Sache, die ich gerne mit Euch besprechen möchte.“

Ich erzähle ihm Alles, was mit den gefolterten Seelen passiert ist. Beziehungsweise nicht.
Deckard, wie es seine Art ist, bleibt nachdem ich verstummt bin, erst eine Weile still und reibt sich das Kinn. Eigentlich sollte ich gewohnt sein, auf Antworten von ihm zu warten, aber dass er sich hier genauso lange Zeit nimmt, sich die Worte zurechtzulegen, wie bei anderen wirklich nicht leicht zu beantwortenden Fragen, lässt mich etwas an meiner Überzeugung zweifeln. Ist die Sache doch nicht so eindeutig, wie ich mir denke?

Langsam aber sicher wird es schon Zeit, dass du deine Naivität ablegst. Die Dinge waren noch nie einfach und es wird auch nie so sein.

Endlich setzt der Horadrim-Weise zu sprechen an.

„Du hast dich bemüht, nur die Vorgänge selbst zu schildern, Golem, aber die Art und Weise, wie du es getan hast, legt natürlich nahe, dass du überhaupt nicht mit dem Handeln deines Meisters einverstanden bist, gehe ich in der Annahme richtig?“

„Ja, so ist es.“

Er legt die Fingerspitzen zusammen und richtet seinen Blick auf sie.

„Würdest du mir genau sagen, was dich daran stört und wie sehr?“

Was?

„Ist das nicht völlig offensichtlich?“

Deckard lächelt sanft.

„Ich kenne dich mittlerweile ganz gut, Golem, und ich kann mir sehr gut denken, was dein Problem ist; aber bevor ich dir sagen kann, ob oder wie sehr ich deine Bedenken teile, möchte ich doch ganz genau wissen, welche das sind. Damit wir auf gleicher Basis diskutieren können.“

Kurz zögere ich.

„In Ordnung.“

Wie ich mir wünschte, dass ich jetzt tief Luft holen könnte, um meinem Reden mehr Gewicht zu verleihen.

„Es gibt wirklich viel Böses auf dieser Welt und eine Menge Menschen, die es verüben. Viele von ihnen, das habe ich auch schon mitbekommen, werden zu Lebzeiten nie bestraft für was sie tun. Das ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit – aber dafür gibt es ja dann die Hölle. Leute, die Gutes tun, dürfen in den Himmel, was, davon gehe ich jetzt einfach mal aus, doch ein erstrebenswertes Ziel ist; wer auf dem Weg zum Guten aber versagt, der fällt in die Tiefen der Hölle und dort dem Vergessen anheim. Anscheinend gibt es aber solche, die derart verdorben sind, dass für sie eine spezielle Strafe angewandt wird, diese Seelen werden bei vollem Bewusstsein gehalten und für alle Ewigkeit gefoltert.
Auf den ersten Blick mag das nur eine Strafe sein, die sie verdient haben durch ihre Taten, aber ich finde, das übersieht einen konkreten Umstand: Egal, wie viel Leid diese Menschen zu Lebzeiten verursacht haben, dieses Leid ist endlich. Die Zeit, die sie aber dafür verbüßen müssen, ist unendlich. Das hat kein Verhältnis, und das geht an Allem vorbei, was ich für richtig halte: Ich kann nicht akzeptieren, dass Jemand vor meinen Augen aufs grausamste gefoltert wird, sagen 'tja, das hat er sich selbst eingebrockt', und weitergehen...nicht, wenn ich nicht mit Schuld daran sein will, dass er oder sie immer wieder und wieder grausamste Schmerzen erfahren muss. Ich würde niemals einen Menschen mit Folter bestrafen, wahrscheinlich noch nicht einmal mit dem Tod, wenn ich genauer darüber nachdenke...und das hier ist die Hölle. Unser Feind. Wenn wir diese Seelen leiden lassen, gestehen wir der Hölle doch zu, Recht zu haben, die richtigen Methoden zu benutzen, das...das macht mich krank, Deckard.“

Der Weise legt den Kopf leicht schief.

„Ich verstehe, Golem. Erlaube mir nur eine Frage: Du hast selbst gesagt, dass es sehr ungerecht ist, wenn Übeltäter nicht bestraft werden. Gleichzeitig stellst du die Strafen selbst in Frage. Wie stellst du dir denn vor, dass es funktionieren soll?“

Mit dieser Frage habe ich jetzt nicht gerechnet...

Ein eindeutiger Fehler. Wenn du schon kritisierst, dann sei auch bereit, sie konstruktiv zu machen.

Das...ist ein guter Punkt. Ich will schließlich nicht nörgeln. Ich...will etwas verändern an Dingen, die mich stören.

Was? Du? Dass du ein unverbesserlicher Idealist bist, habe ich ja schon irgendwie mitbekommen, aber nach unhaltbaren Prinzipien die Welt formen zu wollen ist schon sehr arrogant.

Die Welt formen...
Jetzt, wo du es sagst...mir ist noch gar nicht bewusst geworden, in was für einer Situation wir uns eigentlich befinden.

Der Volksmund würde sie als nahe dem Rektum befindlich bezeichnen.

Wenn man bedenkt, wie tief unten wir sind, ist das vielleicht gar nicht so falsch. Aber...Himmel, man muss sich doch immer wieder bewusst machen, dass wir hier nicht auf einem Wochenendausflug sind. Das Schicksal der Welt liegt ganz wörtlich in unseren Händen, wir sind hier, um den Herrscher der Hölle selbst herauszufordern und zu töten...das ist eine irrsinnig große Sache. Über andere weltverändernde Maßnahmen nachzudenken...ist doch nur in gleicher Linie.

„Das ist eine sehr gute Frage, Deckard. Ich gestehe ein, dass ich vielleicht ein wenig voreilig war mit meiner Kritik.“

„Es ist in Ordnung, einen Missstand zunächst anzusprechen. Wenn du aber wirklich willst, dass sich etwas ändert, dann musst du auch einen Verbesserungsvorschlag bringen. Willst du etwas ändern? Das ist, denke ich, die wichtigste Frage hier. Wenn du sie mit nein beantwortest, können wir zwar lange Argumente austauschen ob es jetzt in Ordnung oder verwerflich ist, was da unten geschieht, aber unser Fazit wird immer nutzlos sein, da wir die Situation akzeptieren.“

Meine Faust schlägt scheppernd auf die Fläche der anderen Hand.

„Ja, ich will. Was eigentlich selbstverständlich ist, aber mir nur so langsam klar wird: Viele wollen die Welt verändern, manche zu ihrem eigenen Vorteil, andere auch zum Guten. Aber nur ganz, ganz wenige sind in einer Position, das wirklich tun zu können. Aber wir, Deckard – Ihr, mein Meister, und meine eigene Dualität – wir sind hier in der Position, etwas zu tun. Es gibt zwei Orte, die unglaubliche Macht bedeuten: Himmel und Hölle. Beide werden quasi nie von Menschen besucht...aber hier sind wir, und nicht nur das, unsere Aufgabe ist es, den Führer selbst zu stürzen. Ich denke nicht, dass je ein lebendes Wesen in aktueller Erinnerung so direkt und bewusst an der Schwelle eines neuen Zeitalters stand. Wir werden Veränderungen gewaltiger Art herbeirufen – verdammt, das haben wir bereits, als wir, ein bloßer Mensch und sein treuer Diener, einen voll erstarkten Fürsten der Hölle fällten. Warum da aufhören?“

Etwas wie ein Rausch hat mich erfüllt. Meine linke Faust ist geballt. Das Gewicht unglaublicher Verantwortung ruht auf mir...aber ich fühle, wie dieses Gewicht mich stärker macht, statt mich niederzudrücken.

Endlich spürst du auch etwas, von dem ich schon dachte, dass es nie in dir erwachen würde.

Deckard blickt plötzlich besorgt. Was mich, zusammen mit den Worten des Zweiten, ebenfalls zögern lässt. Was...meinst du?

Macht. Wir haben Macht. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass wir dazu kommen werden, sie auszuüben, weil wir dafür erst einmal die Hölle besiegen müssen. Aber sollte es dazu kommen...wird der Meister der mächtigste Mensch zweier Welten sein.

Macht...ja...
Das Hochgefühl ist noch da. Aber jetzt erinnere ich mich...es ist definitiv nicht das erste Mal, dass ich so empfinde. Ganz früh in meinem Leben hatte ich sie schon gespürt, diese Macht, von der magischen Erde des Inifuss-Baumes gestärkt. Und an diesem Tag habe ich auch eine wichtige Lektion gelernt.
Macht korrumpiert. Und das dürfen wir uns, worauf ich auch die ganze Zeit schon zu achten versuche, nicht mal in Gedanken erlauben.
Ich entkrampfe meine Finger.

„Es tut mir Leid, Deckard. Das war übertrieben.“

Er runzelt die Stirn.

„Sei vorsichtig, Golem. Denn du hast völlig Recht mit dem, was du sagst. Euch beiden ist viel Verantwortung aufgebürdet worden, aber ich vertraue euch, damit umgehen zu können; nicht zuletzt, weil du immer eine verlässliche Stimme der Vernunft bist. Verlier dich nicht.“

Meine Knöchel klacken gegen meinen Kopf, als ich an meine Schläfe klopfe.

„Ich gebe mir Mühe. Also...kommen wir doch wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. Denkt Ihr denn, dass man überhaupt etwas an dem System ändern sollte? Euere Meinung vermisse ich noch.“

„Sie wird dir nicht gefallen, Golem, aber du hast ein Recht, sie zu hören. Ich denke auf keinen Fall, dass wie es ist ein Idealzustand ist; wie du richtig erkannt hast, ist die Hölle prinzipiell einmal böse und wir hassen sie uns ihre Vertreter aus gutem Grund. Nur...es übersteigt meine Vorstellungskraft, wie man etwas verbessern könnte. Wobei allein der Gedanke eigentlich schon ziemlich anmaßend ist. Außerdem denke ich, dass wir die Hölle schlicht brauchen.“

Das verschlägt mir kurz die Sprache, dann schüttle ich ungläubig den Kopf.

„Das müsst Ihr mir jetzt aber schon erklären.“

„Gerne. Es ist eine Frage der Balance, Golem. Die Metapher wird zwar sehr gerne herangezogen, aber es kann keinen Schatten ohne Licht, kein Licht ohne Schatten geben. Wenn es auf der Welt nur das Gute gäbe, könnten wir es nicht als solches erkennen; das Wissen, dass es etwas fundamental Falsches, Böses gibt, ist integraler Bestandteil unseres Selbstverständnisses als Menschen. Was wären wir ohne die Angst vor dem Tod, der Unwilligkeit, Schmerzen zu erfahren? Gleichzeitig, wie könnten wir wachsen, wenn wir nicht wüssten, dass man teilweise schlimme Situationen erleiden muss, um daraus gestärkt hervor zu gehen? Die Hölle verkörpert all das Negative, wie der Himmel all das Positive verkörpert.
Das heißt natürlich nicht, dass wir falsch daran liegen, wenn wir sie aufhalten wollen; nein, das ist unsere fundamentalste Grundpflicht. Der stetige Kampf gegen die Schatten unserer eigenen Seele ist es schließlich, der uns erst menschlich macht...es ist eine sehr gute Wortwahl, denn ein menschlicher Mensch ist ein guter Mensch.“

Ich hebe zwei Finger.

„Man benutzt das Wort allerdings auch, um Schwächen zu entschuldigen – die ja 'nur menschlich' sind.“

Deckard nickt.

„Eine weitere Anerkennung der Tatsache, dass wir ohne unsere Fehler auch nicht existieren könnten. Der Himmel ist weiß; die Hölle ist schwarz. Die Menschen sind alle Grautöne des Spektrums dazwischen. Wir müssen so sein, weil Sanktuario die Verkörperung der Balance zwischen den Mächten des Guten und denen des Bösen ist.“

„Ein Gleichgewicht, das die Hölle brechen will.“

Deckard richtet seinen Finger auf mich.

„Exakt. Darum ist der Kampf gegen die Invasion, die die Übel leiten wollen, ein richtiger. Sie haben beschlossen, das Gleichgewicht zu brechen, das darf nicht sein. Es würde Alles zerstören, auch, obwohl sie das nicht einsehen wollen, sie selbst.“

„Das erklärt, warum wir die Hölle brauchen...Ihr meint, dass ihre Existenz wichtig ist, aber sie soll sich eben nicht einmischen. Wie es der Himmel ja auch nicht tut.“

Deckard nickt.

„Exakt. Die drei Welten, Himmel, Sanktuario und Hölle, sie haben ihre Berührungspunkte. Aber meines Erachtens ist es stets eine Gefahr, wenn eine Welt versucht, etwas in einer anderen zu verändern. Dazu hat sie kein Recht. Es ist sehr gut, dass die Grenzen lange Zeit stark standen; ihr Erodieren ist etwas, gegen das wir seit Jahrzehnten kämpfen, mein ehemaliger Orden an vorderster Front.“

Ich senke meinen Blick, dann sehe ich ihm aber doch in die Augen.

„Und darum meint Ihr, dass wir die Situation ignorieren sollten und einfach unsere Mission erfüllen.“

„In einem Wort: Ja.“

Da hast du es.

Der große Weise der Horadrim ist nicht meiner Meinung...
Ich lasse mich in meinem Stuhl zurücksinken. Würde gerne für einen Moment die Augen schließen, aber...Wunschdenken. Kann ich so falsch liegen mit meinen Gefühlen? Wobei...Deckard hat nicht gesagt, dass es dumm ist von mir, so zu denken. Nur...gefährlich. Aber gleich gefährlich wie der Rausch der Macht?
Die seit Jahrhunderten gefolterten Seelen, deren Stöhnen wir hören, aber Nichts tun...
Ich schlage mit der Handfläche auf den Tisch. Das Holz splittert leicht.

„Nein, das will ich nicht akzeptieren. Das kann ich einfach nicht. Es widerspricht Allem, woran ich glaube. Egal, was diese Leute getan haben, sie sind immer noch Menschen. Niemand verliert je völlig seine Menschlichkeit, das weigere ich mich, zu denken. Und selbst, wenn dem so wäre: Es muss zumindest die Möglichkeit zur Reue geben. Gefolgt von Vergebung. Welche eines der grundlegensten Prinzipien des Guten ist. Wenn wir akzeptieren, dass Seelen für immer und ewig ohne Aussicht auf Rettung in der Hölle landen, verraten wir unseren Glauben an Alles, was richtig ist!“

Deckard seufzt.

„Ich bin mir bewusst, dass das nicht etwa leicht hinzunehmen ist. Aber Golem, es gibt einfach gewisse Ungerechtigkeiten, die sind vorhanden, die werden sich nicht ändern. Du wirst auch nicht ändern können, dass es immer Menschen geben wird, die zu ihrem eigenen Vorteil andere unterdrücken, dass viele wirklich böse Menschen eben keine ewige Strafe erhalten, weil sie dann doch nicht böse genug waren – ein für uns völlig willkürliches System, selbstverständlich. Die eigene Machtlosigkeit bei so etwas einzugestehen ist hart, aber notwendig.“

Ich packe die Stuhllehnen, als er das eine Wort benutzt.

„Aber Deckard, wir haben diese Macht!“

Er stutzt.

„Das heißt nicht, dass ihr sie...“

Mein Finger richtet sich anklagend auf ihn.

„Ihr sagt selbst, dass es willkürlich und ungerecht ist. Könnt Ihr es denn wirklich mit Euerer Moral vereinbaren, diese Folter?“

„Nein. Kann ich nicht. Aber meine Moral, die Moral der Welt zählt hier nicht. Sobald ein Mensch tot ist, geht seine Seele an die Gerichtsbarkeit der höheren Mächte über. Welcher wir uns fügen müssen.“

„Müssen wir nicht!“

Deckard zögert.

„Golem, du wirst trotzig.“

Und er hat wieder einmal völlig Recht.

Ich bin nicht...
...vielleicht bin ich es...
...streite ich gerade mit Deckard Cain? Wie komme ich überhaupt auf den Gedanken, dass ich mehr Recht haben könnte als er?
Ich lasse resignierend die Schultern hängen.

„Gut. Gut, das mag sein. Vielleicht hasse ich es einfach nur, so viel Macht in den Händen zu halten und sie für das Gute nutzen zu können, aber dennoch das Unrecht ansehen zu müssen.“

„Wer sagt dir denn, dass du sie für das Gute nutzen würdest? Schau, ich stimme dir ja völlig zu. Es ist eine Abscheulichkeit, was in der Hölle geschieht. Strafe muss sein, aber das ist keine Strafe, es ist irgendwann nur Folter um der Folter Willen. Nach meinem Verständnis wäre es wohl auch besser, wenn Seelen nicht mehr angekettet würden, sondern, wenn sie denn Entsprechendes verbrochen haben, direkt im Vergessen landeten. Das ist allein schon eine unglaubliche Strafe. Aber du musst einsehen, wie gewaltig die Gefahr ist, wenn man eine Ordnung durchbrechen will, die seit Bestehen der Welt existiert.
Abgesehen davon, dass wir nicht einmal wissen, wie man etwas ändern könnte, das so lange besteht. Wir spekulieren hier ja nur.“

Meine Finger trommeln auf die beschädigte Stelle im Tisch vor mir. Deckard nimmt bedächtig einen Schluck von seinem sicherlich kalten Tee.

Gib es auf, Kleiner. Du wirst die Welt nicht umwerfen können – und das ist gut so. Du bist und bleibst ja nur ein Golem.

Und doch bin ich menschlicher als die meisten Menschen. Es ist die Seele, die hier unten zählt, verdammt! Nicht mein Körper!

„Wenn die Ordnung so unverrückbar ist...dann wird sie sicher nicht einbrechen, nur, wenn ich ein paar Seelen von ewigem Leid erlöse, oder?“

„Das...sicher nicht.“

Er ist vorsichtig. Gut. Das heißt, ich könnte mir hier tatsächlich ein Zugeständnis herausschinden.

Und was soll das bringen? Du brauchst seine Erlaubnis doch für Nichts. Die des Meisters brauchst du.

Ich denke nicht, dass es weise ist, etwas zu tun, von dem der Weise abrät.

„Also ist die Sache doch ganz einfach. Wenn ich eine Seele stöhnen höre, vor mir gefoltert sehe, dann werde ich sie ins Vergessen schicken. Das bewahrt mich davor, wahnsinnig zu werden; ich könnte nicht mit mir leben, wenn ich wüsste, dass ich all diese zurückgelassen habe.“

Deckard blickt auf den Grund seiner Tasse.

„Und was ist mit Seelen, die deine Gnade nur mit Hohn bestrafen? Eine solche habt ihr schließlich auch getroffen.“

Diese Frage freut mich, denn auf die habe ich eine Antwort.

„Darüber habe ich eine Weile nachgedacht. Die ganze Geschichte stinkt nämlich. Es gibt meines Erachtens keinen Grund, warum sie nach einer Ewigkeit des Leidens ihren Rettern schaden wollen würde...noch dazu mit einer Vergötterung ihrer Folterer auf den Lippen. Das ergibt doch keinen Sinn.“

„Vielleicht ist sie einfach wahnsinnig geworden nach all der Zeit?“

„Möglich. Aber so klang sie nicht, als sie ihre Lebensgeschichte erzählt hat. Sie wollte, dass der Meister sie tötet – also gestehe ich zu, dass sie vorhatte, ihn mit ihrem Selbstentzünden zu schaden. Von Anfang an. Das heißt, sie sieht Jemanden kommen, der sie retten kann aus endlosem Leid, und ihr erster Gedanke ist 'hervorragend, wenn ich mich genug anstrenge, kann ich ihn dazu bringen, dass er mich tötet...und dann verbrenne ich ihn, haha!'? Könnte man mit Wahnsinn erklären, ja. Ich hingegen denke eher an eine Falle.“

„Eine Falle mit einer um Hilfe rufenden Person als Köder...nun, das wirkt nur auf gute Menschen. Kommt selten genug vor, dass sich ein solcher in die Hölle verirrt.“

„Aber man wusste, dass der Meister kommt.“

Deckard runzelt die Stirn. Ich rede weiter.

„Ich sehe das so...die Übel wollten schon länger, dass der Meister sich dem Bösen zuwendet. Mephisto hat das direkt zugegeben. Warum sollte Diablo den Plan aufgeben? Es kostet ihn Nichts, es weiter zu versuchen, nur mit anderen Mitteln. Überlegt Euch das: Wir beide haben uns bereits geeinigt, dass es moralisch nicht in Ordnung ist, diese Leute leiden zu lassen.“

„Ganz so habe ich das nicht gesagt...“

„Auf jeden Fall...ist es meiner Meinung nach kein gutes Zeichen, wenn der Meister erst überzeugt werden musste, einem Hilferuf zu folgen. Egal, von wem der Hilferuf kam. Ich sage, dass es definitiv nicht gut ist, wenn er seine Augen gegenüber diesem Leid verschließt; das Stöhnen, die Klagen, der ganze Anblick dieser geschundenen Körper, Deckard, wenn man einen Funken Anstand in der Seele hat, zerreißt es einen. Letztlich hat der Meister das ja auch gespürt, sonst hätte er sie nicht getötet. Aber...jetzt will er sein Herz dagegen verschließen, und das wird ihm schaden, davon bin ich überzeugt.“

Der Weise reibt sein Kinn.

„Du meinst also, sie ist von Diablo in eueren Weg platziert worden, um den General dazu zu bringen, ab sofort die Seelen zu ignorieren...was ihn in einer Weise härter werden lassen wird, die dir nicht gefällt.“

„Und Euch?“

Er seufzt.

„Mir auch nicht. Du könntest da etwas auf der Spur sein. Nur...beweisen können wir es nicht.“

„Indizien gibt es – warum konnte sie explodieren, wenn die andere Seele nur von normalem Feuer verzehrt wurde? Diese konnte auch gar nicht mehr reden, ihre Kehle war noch nicht geheilt. Oder nur unzureichend. Wie gesagt – die Sache stinkt.“

„Es ist zumindest beunruhigend...weißt du was? Ich schlage vor, du nutzt die Gelegenheit, die wir durch seine ständige Nähe haben, und fragst Tyrael, was er von deinen Gedanken hält. Er sollte sich da doch mehr auskennen als ich es tue.“

Da weiß ich jetzt nicht, was ich von halten soll...

Wirklich, ich bezweifle auch, ob unser gesichtsloser Freund da besonders kooperativ sein wird.

„...so still, Golem?“

„Tyrael redet nicht gerne mit mir...nicht wie mit einer Person, wenn Ihr versteht.“

Wieder ein Seufzer.

„Ja, das habe ich bereits mitbekommen. Es tut mir Leid, Golem, aber...es ist nicht wirklich so, als ob ich ihn da von etwas abbringen könnte. Viele andere Leute, aber nicht einen Erzengel. Wenn er beschließt, dich nur als Golem zu sehen, dann bist du eben einer für ihn. Es wird dir nicht gerecht, aber die Himmlischen denken anders, das weißt du ja mittlerweile.“

Zur Genüge. Aber es stimmt schon, wenn sich da Jemand auskennt, dann ist es Tyrael. Also...

„Einen Versuch ist es wert.“

Aber schön wird es sicher nicht.

„Dann reden wir später weiter, wenn wir mehr Antworten haben. Ich kann im Zweifelsfall auch noch einmal mit Tyrael reden. So oder so...es hat mich gefreut, dass du mir deine Sorgen und Gedanken mitgeteilt hast. Zumindest deine letzte Vermutung ist wirklich bedenkenswert.“

Ich nicke und erhebe mich.

„Am besten wäre es, das gleich hinter mich zu bringen...“

Als ich vor Deckards Abteil trete, stelle ich aber fest, dass die nahe Zukunft anders verlaufen wird. Der Meister unterhält sich gerade eindringlich mit Tyrael, beendet aber schnell seinen Satz und grüßt mich, als er mich kommen hört. Er wirkt recht normal, ein wenig zerknautscht vielleicht. Eine gewisse Melancholie hängt aber immer noch tief in seinen Augen.

„Ah, Golem. Ich wurde gerade genötigt, einen kleinen Lagebericht zu geben...immerhin hat mich das auf andere Gedanken gebracht. Was habt ihr so getrieben?“

Ich begrabe den Gedanken, die Diskussion zwischen Deckard und mit sofort anzubringen, schnell wieder; erst möchte ich mit Tyrael reden, bevor ich meine gerade etwas ins Wanken gebracht Meinung wieder vertreten kann.
Also verschweige ich diesen Teil und erzähle vom anderen.

„Wir haben spekuliert, wie wir etwas an meiner Form ändern könnten; offenbar war die Geheime Kunst zumindest ein wenig aufschlussreich.“

„In der Tat, denn...“

Deckard erzählt wortreich, was er mich schon gesagt hat, und fügt unsere Gedanken dazu noch drauf. Der Meister wirkt davon, im Gegensatz zu mir, kein bisschen gelangweilt. Sobald Deckard unsere Ideen fertig zusammengefasst hat, wird er geradezu begeistert, was so gar nicht zu seiner eigentlichen Stimmung passen sollte, aber wer bin ich, mich darüber zu beschweren.

„Na dann...sollten wir das doch einfach mal ausprobieren! Nur, was für ein Rohmaterial sollten wir dafür am besten nehmen...“

Was gibt es da denn groß nachzudenken...?

„Was ist mit Feuer?“

„Das kommt mir persönlich, ehrlich gesagt, etwas esoterisch vor. Ich habe sonst nur Erfahrung mit festen Materialien.“

„Und an was hattest du dann gedacht?“

„Stein ist eigentlich keine so schlechte Idee, das kann doch nicht so schwierig sein. Tyrael, wäre es möglich, eine solche Statue herzustellen, in etwa proportioniert wie der Golem jetzt ist? Vielleicht schon mit einem Gesicht, damit ich nicht so viel extra Hand anlegen muss?“

„Der Rohling wäre hinter Euch.“

Der Meister dreht sich um, und tatsächlich, da steht ein Golem aus Stein, mit glatt polierter Oberfläche, von meiner Größe und Statur. Wie habe ich den übersehen hinter dem Meister? Er ist doch dünner...

Denk bloß nicht drüber nach.

Der Meister wirkt auch kurz verwirrt, dann legt er die Hand auf die Stirn des Simulacrums.

„Dann versuchen wir das doch einfach...das geht klar mit dir, ja?“

Ich ziehe den Kopf ein, mein Äquivalent eines Schulterzuckens.

„Wie gesagt, ich bin gerne bereit, als Versuchsobjekt zu dienen.“

Der Meister nickt, schließt die Augen und wird steif. Ich trete neben ihn. Ob dieser Monolith wirklich einmal ein bewegbarer Körper werden kann? Da habe ich ja doch...

...ich stehe direkt vor dem Meister, der seine Hand auf meiner Stirn hat. Oh. Neben dem Menschen fällt ein Haufen dünner Metallschrott in sich zusammen.

„Du bist drin?“

Hm.
Sprache. Erm...Zweiter, irgendwelche Ideen?

Zweiter?
Es versetzt mir einen kurzen Schock – dann noch einen ob der Tatsache, dass es mich überhaupt schockt statt freut – als ich begreife, dass diese Form wohl so weit wie gerade möglich von der ursprünglichen des Zweiten entfernt ist. Und er damit schlicht zu schwach in mir ist, um überhaupt zu kommunizieren.
Also...ich bin mir sicher, dass du mich dennoch hören kannst...ich bemühe mich, das zu ändern, ja? Es wäre trotzdem schön, wenn du mir helfen könntest mit dem Reden...ich versuche, meinen Geist zu leeren, während der Meister anfängt, besorgt dreinzublicken und vor meinem unbewegten Gesicht herumwischt.

Stand er nicht gerade noch einen Schritt weiter links? Und...sollte es nicht komplett analog möglich sein, diesem Körper Sprache zu verleihen? Also...so, so und so?
Ah...ja, natürlich ist das nur eine Frage des Umdenkens...
...vielen Dank, Zweiter.

„...ja, bin ich.“

Der Meister lässt einen angehaltenen Atemzug fahren.

„Zum Glück. Das klingt allerdings noch etwas steif.“

Ich versuche, die Stimme etwas mehr zu modulieren.

„Ist kein neues Problem...so vielleicht? Ja, das ist besser.“

Er lächelt. Ernst gemeint scheint es auch; offenbar hat er Spaß daran, mit seiner Magie zu experimentieren und vergisst dabei seinen Kummer. Das freut mich.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt so schnell funktioniert. Seit ich dich regelmäßig neu beschwöre, ohne jedes Mal Angst haben zu müssen, dich dabei zu verlieren, bin ich richtig gut geübt darin.“

„Du hast auch gar nicht die Formel ausgesprochen.“

„Erkannt. Also...die große Frage, kannst du dich bewegen?“

Stimmt irgendwie. Das war ja wichtig. Hatte nicht daran gedacht, weil es irgendwie bequem so ist.
Ich hebe meinen rechten Arm...und spüre ein Knacken. Staub rieselt von meiner Schulter herab.
Dann fällt der Arm zu Boden.
Der Meister runzelt die Stirn.

„Halt mal still.“

Er hebt das Bruckstück wieder an die richtige Stelle – mit Mühe – und konzentriert sich.
Die Grenzflächen werden flüssig, greifen gierig nacheinander und vereinen sich wieder. Statt dann wieder fest zu werden, dehnt sich der geschmolzene Bereich aus, umschließt meine ganze Schulter. Dann hört die Veränderung auf...und ich spüre, wie ein gewisser Widerstand verschwunden ist. Mein Arm schwingt etwas.

„Ist das besser?“

Ich versuche erneut, den Arm zu heben – und habe Erfolg. Das Gelenk funktioniert.
In eine Richtung.

„Ich kann ihn nicht zur Seite bewegen...“

„Ah, Moment...“

Wieder konzentriert sich der Meister.

„Dann machen wir das doch einfach so ähnlich der Eisenform wie möglich...“

Als er diesmal fertig ist, kann ich den Arm tatsächlich bewegen, wie sich ein Arm zu bewegen hat. Er ist nur...träge. Und ich kann keinen anderen Körperteil bewegen.

„So weit, so gut...“

Der Meister widmet sich anderen Stellen, meiner Hüfte, den Fingern, dem Hals...er wird immer schneller damit. Bald kann ich mich komplett bewegen. Zögernd setze ich einen Fuß vor den anderen – es fühlt sich an, als würde ich unter Wasser laufen. Meine Schritte sind schwer wie mein ganzer Körper. Der Meister runzelt die Stirn.

„Nicht gut?“

Behäbig schüttele ich den Kopf.

„Ts...massiver Stein ist eben doch nicht wirklich leichtfüßig, eh...wobei Stahl durchaus auch sein Gewicht hat. Aber als Eisengolem bist du hohl...“

Er bückt sich herab.

„Erlaube mir?“

Ich hebe einen Fuß, mühsam balancierend. Der Stab klopft auf meine Sohle...und plötzlich spüre ich, wie etwas aus mir herausfließt. Und ich leichter werde. Es ist nicht wirklich angenehm...aber nach einem Moment der Panik begreife ich, was der Meister vorhat.
Ein Strom kaltflüssigen Steins tropft aus meiner Fußsohle und landet als Kiesel auf dem Boden; sobald das Material mich verlässt, wird es sofort fest. Nachdem der Meister die Prozedur noch beim anderen Fuß wiederholt hat, bin ich durch und durch hohl.
Ach, wie gerne du jetzt sicher sagen würdest, dass ich das doch schon immer war, Zweiter...
Wieder versuche ich Bewegung; das läuft doch schon viel besser! Ich bin immer noch nicht der Schnellste, aber dafür höchstwahrscheinlich viel haltbarer. Probehalber versuche ich ein paar ausladendere Bewegungen; Kampfstellung, dann ein schneller Haken...ein Block...

„Das ist gar nicht einmal so schlecht.“

Der Meister reibt sich das Kinn, dann wischt er sich über die Stirn; jetzt erst bemerke ich die Schweißschicht auf ihr.

„Aber schon schwerfälliger als die Eisenform, oder?“

„Ja, selbstverständlich.“

Deckard, der den ganzen Prozess mit augenscheinlicher Faszination verfolgt hat, meldet sich zu Wort.

„Was mich gerade wundert, junger Freund – warum war euer erster Versuch, einen Eisengolem zu erschaffen, bereits so erfolgreich, dass es überhaupt keine Probleme mit der Bewegung gab, aber hier musstet ihr die Gelenke erst mühsam einbauen?“

„Ich habe dieProzedur für die Eisengolembeschwörung eins zu eins aus dem Buch übernommen, es gibt sehr spezifische Anweisungen und einige Runenwörter mehr an. Hier musste ich mir das Alles neu erschließen. Ist aber gut übertragbar, ich habe auch schnell gemerkt, dass, was Golems angeht, Ton nicht so unterschiedlich von Metall ist, so wenig wie verschiedene Metalle voneinander.“

„Ah.“

Ich klopfe meine Finger aufeinander. Der Meister widmet sich wieder mir. Keine Sorge, ich habe dich nicht vergessen.

„Erm, jetzt habe ich natürlich keine Schwerter mehr; die wären aber auch nicht allzu praktisch, denke ich. Wie wäre es mit Krallenfingern wie in Tonform?“

Der Meister...versteht nicht, worauf ich hinauswill.

„Warum das? Denkst du nicht, du kannst so schon ganz gut zuschlagen? Deine Knöchel sollten Waffe genug sein, eine Faust zu ballen kann doch nur schwerer sein mit spitzen Fingern...“

Mein Blick flitzt intern zu Tyrael und wieder zurück. Wenn der nicht da wäre...
Also versuche ich es vorsichtig. Ich hebe zwei Finger der linken Hand.

„Ich würde es gerne versuchen, zumindest nur bei diesen?“

Er runzelt die Stirn; dann weiten sich seine Augen und er nickt fast unmerklich.

„Das ist in Ordnung. Aber...ich würde dich bitten, dass wir das Morgen erledigen. Es ist klar, dass es besser wäre, wenn du dich heute schon...daran gewöhnen könntest, aber...das ganze Herumspielen hat mich ziemlich ausgepumpt, um ganz ehrlich zu sein.“

In der Tat...er ist ziemlich außer Atem. Sein Mana muss für eine ganze Weile nahe Null gewesen sein, das ist sicher auch körperlich auf die Dauer zehrend.

„Ja...dann riskier Nichts. Wie lange wird es denn dauern, bis du wieder...?“

„Ganz ehrlich? Ich würde gerne diese Zeit als Nacht deklarieren und mich hinlegen. Wir haben viel getan heute. Und ich bin heilfroh, nicht mehr so viel Druck zu haben, dass ich einmal ausschlafen kann.“

„Ich nehme an, das hast du dir verdient, ja...“

Tut mir Leid.
Der Meister gähnt.

„Also...dann wünsche ich dir auch eine gute Nacht, Deckard. Oder wie auch immer.“

Der Horadrim-Weise schüttelt den Kopf.

„Ich schlief, als Ihr weg wart.“

Der Meister schneidet eine Grimasse.

„Das macht einen ja irre hier unten. Egal. Bis irgendwann.“

Er kriecht in sein Zelt. Ich warte ein paar Augenblicke, dann sehe ich zu Tyrael hoch.

„Wäre es möglich, dass wir uns für eine Weile unterhalten?“

Er sieht mich nicht an.

„Ich kann nicht ständig hier bleiben und auf Abruf bereit sein, Golem. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit.“

Und ohne ein Wort des Abschieds ist er verschwunden. Deckard will etwas sagen, aber ich winke ab. Was habe ich denn erwartet.
Ich suche mir eine freie Stelle und beginne, den neuen Körper zu testen. Nach kurzer Zeit fällt mir etwas auf.
Ich bin wieder allein in meinem Kopf, das erste Mal seit Langem.
Und es ist eigentlich verdammt einsam so.
 
SO.

Ich bin wieder da.

Und es tut mir Leid.

Ich habe die überaus unangenehme Angewohnheit, nach erfolgten Versäumnissen den Kopf einzuziehen und sozusagen in Scham zu versinken, weil ich mir jedes Mal denke "für ne Entschuldigung ists jetzt auch zu spät", wobei ich genau weiß, dass Herauszögern auch Nix bringt und baaah.

Die Situation sieht prinzipiell nur so aus...ich habe euch ein definitives Update versprochen und nicht liefern können, weil ich mal wieder einfach irgendwie nicht zum Schreiben aufraffbar war, ohne bestimmten Grund. Ich hasse es, Versprechen zu brechen, und war genervt und siehe oben.

Dann kam eine frühzeitige Klausur, ich hab sie nicht bestanden, musste für die Nachklausur lernen, PEIN, dann kam die echte Klausurenzeit, und obwohl ich immer wieder dran gedacht hatte "he, du könntest jetzt aber schon mal nen Abend, wo du eh nur zockst, einfach mal schreiben", ist irgendwie Nix draus geworden. "Klausuren" sind ne gute Entschuldigung.

Die zog immerhin die letzten drei Wochen, da war wirklich high time, das davor hätt echt nicht sein müssen und ich hätt euch was sagen können, tut mir wirklich Leid.

Ich hoffe, ihr akzeptiert zunächst 10 Seiten als kleinen Ausgleich. Es folgt mehr. Ich hab jetzt Ferien und keine Entschuldigungen mehr, und zwar für ne ganze Weile; bis auf einen Urlaub ist auch Nix geplant, also denke ich mal...es ist Zeit, zu schreiben, viel zu schreiben, und es wird großartig!

tl;dr: Ich bin wieder da und es gibt wieder Updates und Alles ist gut.

Simon
das heißt also für die dauer deines urlaubs alle 2-3 tage eins? :angel: :D

jedenfalls schön mal wieder etwas zum lesen zu haben. Ich habe jetzt nicht mehr alles im kopf, aber Tyrael hat noch nicht von izual erzählt oder? Dann wäre diese seelenerlösungsdiskussion sicherlich der ideale übergang ihn dazu zu bringen die Seele von dem erlösen zu lassen^^

so viel spekulatius zu diesem thema :)
 
das heißt also für die dauer deines urlaubs alle 2-3 tage eins? :angel: :D

jedenfalls schön mal wieder etwas zum lesen zu haben. Ich habe jetzt nicht mehr alles im kopf, aber Tyrael hat noch nicht von izual erzählt oder? Dann wäre diese seelenerlösungsdiskussion sicherlich der ideale übergang ihn dazu zu bringen die Seele von dem erlösen zu lassen^^

so viel spekulatius zu diesem thema :)
Izual steht schon im Raum, doch. Musste selber noch mal nachlesen, aber doch.

Simon
 
schön das es was neues gibt ^^


und wieder mal wunderbar ...psychisch/poetisch/literarisch?


hmm ich denk ma alles drei und ja allein ist es sicher einsam in einem schädel hehe


sehe ich da andeutungen das der meister den 2. ausschließen will?
 
Izual steht schon im Raum, doch. Musste selber noch mal nachlesen, aber doch.

Simon

Damit es auch alle nachprüfen können: Kapitel 6: Der Sündenweg ;)

irgendwie schade das der Zweite "weg" ist, bin mal gespannt wie der General damit umgehen wird:D
 
Hallo,

schön, dass es weitergeht.

irgendwie schade das der Zweite "weg" ist
Möchte ich hiermit unterschreiben - wenn ich auch nicht glaube, dass dieser bedauerliche (und das ist nicht ironisch gemeint) Sachverhalt sehr lange anhalten wird.
Ich finde es im Übrigen schön zu sehen, dass das bisherige "Aktwechsel-Golemtod-Neuauflage" etwas abgeändert ist. Bei der inzwischen vorhandenen Golemroutine des Meisters bzw. seines gewachsenen Wissens wirkt das so schon glaubhafter. Auch wenn dem Meister diese 'esoterischen Feuergolems' nicht sofort das Herz erwärmen...

Was diese ganze Himmel-Hölle-Gut-Böse-Geschichte angeht: Ob jetzt "Gut" und "Böse" in absoluter Ausprägung Theoriekonstrukte sind oder wirklich existieren können (in irgendeiner greifbaren, weltlichen Form) möchte ich nicht beurteilen. Moralische Diskussion um das Verlieren von Menschlichkeit gut und schön, "Wir haben die Macht!!!" auch gut und schön (oder eher weniger schön, und täglich grüßt die dunkle Seite der Macht) - wesentlich praktischer und praxistauglicher scheint mir aber inzwischen der Ansatz zu sein, die Stiefel der Gerechtigkeit einfach in die verfügbaren Hintern des relativen Bösen zu versenken, Theorie ein wenig Theorie sein zu lassen, und dabei nicht zu vergessen, den Hamster zu füttern.

Vielleicht braucht der General einfach nur ein Haustier.

Seleya
 
[...]ist die Hölle prinzipiell einmal böse und wir hassen sie und ihre Vertreter aus gutem Grund[...]
[...]„Ich habe die_Prozedur für die Eisengolembeschwörung[...]
Ich hatte, glaube ich, noch einen Fehler bemerkt. Wird wohl nicht so wichtig sein, wenn ich ihn nicht noch mal finde.

Izual steht schon im Raum, doch.
Ha ha. Der steht doch auf der Ebene, nicht im Raum :clown: .

Ansonsten sehe ich das wie Seleya :kiss: : kann ich dem Bösen irgendwie ins Handwerk pfuschen, tue ich das :p .
Und ganz wichtig:
und dabei nicht zu vergessen, den Hamster zu füttern.
 
Oh nein ein rechtzeitiges Update WAS IST DAS

Tut mir Leid, dass hier nicht so viel passiert, nächstes Mal gibts Action, versprochen.

Simon
 
Kapitel 12 – Festung der Einsamkeit

Ich sitze auf der verdrehten Treppe, die hinunter zur Äußeren Steppe führt, mein Ellenbogen auf dem Knie aufgestützt und mein Kinn in meiner Handfläche. Es ist nicht nötig, dass ich so sitze – weil es keine Anstrengung darstellt, meinen Körper in gleich welcher Position zu halten – aber es kommt mir irgendwie...richtig vor. Die Pose hilft mir, meinen Geisteszustand zu unterstreichen: Ich denke nach, mit Blick über die weiten Felder der Hölle...die unnatürlichen Winde, schwefelgetränkt und mit der Hitze der Feuer darunter geschwängert blasen über meine Steinhaut. Es überrascht mich nicht wirklich, dass ich schnell gelernt habe, Temperaturunterschiede auch mit diesem Körper zu identifizieren, die bewegte Luft zu spüren, den Druck des Steines unter mir auf den Stein, aus dem ich bin.
Sanft reibe ich die Finger meiner freien Hand aneinander. Aus was bin ich genau? Granit, Sandstein? Marmor ist es nicht. Die Oberfläche ist poliert, es gibt wenig Reibung zwischen meinen Gliedern. Ich lasse die Spitzen auf die Treppenstufen trommeln; das Geräusch ist ein Klicken, das ich so deutlich hören kann, wie ich gerade will; ich fahre fort, ein regelmäßiges Trommeln zu erzeugen, versuche aber, statt diesem dem Rauschen des Windes zu lauschen, der über den braunen Boden fährt, stellenweise Staub aufwirbelt, kleine Kiesel klicken lässt.
Langsam blendet sich das selbsterzeugte Geräusch aus, und ich höre Nichts außer dem Wind. Eine Steinformation weit draußen, gerade am Ende meines Sichtfeldes erregt meine Aufmerksamkeit; ich hebe meine Hand halb vor mein Gesicht, verdecke die Stelle, wo mein linkes Auge wäre, wenn ich eines hätte, und fokussiere meinen Blick auf die Felsen in der Ferne.
Die Hand verschwindet aus meiner bewussten Wahrnehmung. Ich lasse den Fokus verschwinden, und sehe wieder Alles gleich klar.
Ja, meine Sinne funktionieren ganz normal, das heißt, genauso wie immer; ich habe volle Kontrolle, wenn ich diese ausüben will, da sie alle mir nur durch den Zauber gegeben wurden, der Alles ausmacht, was ich bin. Genauso wie meine Stimme jetzt funktioniert, nicht durch Stimmbänder, die der Meister mir als Blutgolem verlieh, nicht durch eine Verzauberung auf der Rüstung, aus der meine Eisenform das erste Mal entstand, sondern durch Resonanz aus meinem tiefsten Inneren, Schallwellen erzeugt durch mein ganzes Sein.
Danke für diese Information, übrigens.


Wie habe ich diese Nächte eigentlich je alleine überlebt? Ich springe auf, plötzlich rastlos, laufe die Treppenstufen zur Festung hoch...wie üblich trifft mich die völlige Neutralität aller Sinneseindrücke härter als eine Wand aus Feuer es könnte...und sehe mich um.
Jamella steht links von mir und zeichnet Runen in die Luft, die mir nicht bekannt vorkommen. Halbu schmiedet was wie Nieten scheint, methodisch, jeder Hammerschlag exakt gleich, er pfeift nicht bei der Arbeit, aber sein Gesicht ist von diesem leeren Lächeln erfüllt...
Ein definitiv unneutraler Schauer läuft mir über den Rücken. Diese beiden...gah, noch schlimmer als die komplett bewegungslose Luft, die nicht-Wärme, nicht-Kälte...
Das Dach ist hellgrün.
Ich drehe mich wieder um und sprinte die Stufen hinunter. Die heißen Winde der Hölle umfangen mich wie eine willkommene Umarmung. Am Fuße des Abstiegs falle ich auf die Knie, grabe meinen Finger in den harten, staubigen Boden und lasse die Erde zwischen ihnen hindurch rinnen.
Wie kann die Hölle nur so viel realer, so...willkommener sein als des Himmels Außenposten?

Ich zucke kurz zusammen, als plötzlich Buchstaben vor meinen Augen erscheinen, in den Boden geschrieben.
Dass das Böse näher an der Realität ist, sollte dir schon lange klar geworden sein.
Eine seltsame Wärme erfüllt mich. Der Zweite ist noch da, und er kann sich mit mir verständigen...und wenn er dafür meinen Körper kurz stehlen muss. Solange ich weiß, woher die Gedächtnislücken kommen...
Das hat sich früher aber schon mal ganz anders angehört.
Ja...ja, das stimmt wohl. Ich weiß nicht. Ein Teil von mir schreit, dass ich immer daran denken sollte, dass du ein wahnsinniger Mörder bist, aber ein anderer Teil erinnert mich daran, dass ich ohne dich schon ganz schön oft ziemlich arm dran gewesen wäre. Und der Meister auch.
Wenn er nicht wäre...fang mir hier nicht mit Sentimentalitäten an. Wir haben einen Pakt, keinen Bund fürs Leben.
Nein, heiraten will ich dich sicher nicht...
Dann sei still. Und sorg dafür, dass ich etwas aktiver werden kann als so.
Schon gut. Das ist beschlossene Sache.
Hm...
Ich sollte wirklich diesen Körper trainieren...
Wir machen kurz – was sicher mehrere Minuten dauert – aus, dass jeder von uns fünf Minuten lang die Kontrolle behalten wird. Dann übe ich. Schläge, Tritte, Sprünge: Alles etwas behäbiger, als ich es gewohnt bin, aber die Feuersicherheit ist es mir wert.

Irgendwann beschließen wir nahezu zeitgleich, dass wir gut zurecht kommen sollten, und gehen wieder in die Festung zurück. Nachdem ich die Schrift auf dem Boden verwischt habe, natürlich.
Ich sehe kurz bei Deckard vorbei; er hat sich in die Geheime Kunst vergraben und macht Notizen. Also besser nicht stören...was mache ich dann?
Schreibzeug, genau. Nach kurzem Suchen finde ich ein paar Blätter und einen Stift unter den Vorräten, die wir aus Kurast mitgenommen haben, setze mich auf die Treppe inmitten der Festung und starre in die Ferne.
Wenn der Plan des Meisters aufgeht, werden wir „Morgen“ in der Ebene der Verzweiflung ankommen. Was uns da wohl erwartet?
Ein gefallener Engel, und eine Menge Dämonen. Was soll schon sein?
Wie geplant ist Schrift auf dem Papier erschienen, von meiner Hand, aber von anderem Geist geführt.
Natürlich ist das zu erwarten. Ich dachte nur an die Art von Dämonen...die gleichen, denen wir bisher begegnet sind? Oder noch stärkere, größere?
Das werden wir dann ja sehen, oder? Dir ist doch nur langweilig.
So gesehen...ja. Ich wünschte, ich könnte schlafen wie die Menschen.
Übe doch lieber deine geistigen Kapazitäten. Die könnten es vertragen.
Und wie stellst du dir das vor?
Ich blicke eine Weile auf das leere Papier, und fange schon an zu glauben, dass er mich einfach ignoriert, bis plötzlich viel Text auf einmal erscheint.
Ich habe ein paar Übungen entwickelt...
Dann beginnt der Zweite mit einer Aufzählung verschiedener Spielchen, logischer Denkaufgaben, Zahlenreihen, Dinge, welche perfekt dafür sind, ein photographisches Gedächtnis wie unseres zu nutzen...und zu schulen. Fasziniert lese ich mich durch die Liste. Du spielst also Schach gegen dich selbst?
Schwieriger, als du denkst.
Hm...
Spiel doch gegen mich!
Du kannst doch gar nicht Schach spielen.
Äh...
Doch, kann ich.
Das...muss ich dir unwissentlich beigebracht haben?
Vermutlich. Also...ich bin Weiß...
Eine Stunde später zeigt sich, dass das Wissen um ein Spiel nicht viel mit dem Können darin zu tun hat, da der Zweite mich ziemlich deutlich wieder und wieder schlägt. Das ist frustrierend!
Übung, Übung, Übung, natürlich wird das Nichts oh...
Warum hat er aufgehört...was ist dieses Licht?
Ich zerknülle schnell den Zettel und stehe auf. Tyrael ist hinter mir erschienen!

„Grüße, Erzengel.“

„Gibt es denn etwas, von dem du nicht willst, dass ich es sehe, Golem?“

Ich hätte das Papier nicht so offensichtlich verschwinden lassen sollen.
Aber was solls.

„Das gibt es in der Tat. Jeder braucht seine Geheimnisse, habe ich mir von einer weisen Frau sagen lassen.“

„Du wolltest mit mir sprechen.“

„Ja, und ich verspreche, sofort zum Punkt zu kommen. In der Hölle werden viele Seelen seit ihrem Tod gefoltert, täglich verstümmelt und wieder geheilt, und das ewig lange. Es kommt mir nicht richtig vor. Egal, was sie im Leben getan haben, eine Schuld muss irgendwann abgegolten sein. Liege ich da falsch, sollte ich mich nicht einmischen in dem, was die Hölle tut?“

Tyrael legt den Kopf unter seiner Kapuze schief.

„Und diese Frage war dir so wichtig? Wenn sie doch längst beantwortet ist?“

Verwunderung trifft mich.

„Aber...“

„Sowohl dir selbst hast du die Antwort geliefert, als auch sie von mir bekommen. Ich weiß von Deckard Cains Bedenken. Teile sie nicht. Ein alter Streitpunkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Und damit ist er verschwunden. Das, äh...verdammt, kann er sich nicht einfach mal dazu herablassen, wenigstens eine Minute wie ein vernünftiger Mensch mit mir zu reden?
Aber nein...das kann er nicht. Er ist schließlich kein Mensch. Und ich bin es auch nicht.
Doch was meint er damit? Ich bin mir doch unsicher, woher soll ich die Antwort dann schon wissen?
Nein...dass ich mir die Antwort schon einmal geliefert habe, heißt nicht, dass ich immer noch an sie glauben muss, oder? Also bestärkt er mich in meinem Gedankengang!
Ich halte den zerknitterten Zettel, jetzt wieder entfaltet, in der Hand.
Das legst du dir aber jetzt zurecht.
Und was meinst du dann, meinte er damit, dass er auch die Antwort schon erbracht hat?
Ach ja. Dafür kann man so ein Gedächtnis natürlich auch verwenden. Schnell gehe ich alle Sätze durch, die Tyrael je zu mir gesprochen hat...es sind ja nicht viele.
Was meint er...was hat er schon über Seelen gesagt...
Dann stolpere ich über einen.
„Izual ist zu gefährlich als Dämon und er könnte wertvolle Informationen diesmal für die richtige Seite preisgeben. Abgesehen davon würde ich sagen, dass er seinen Fehler erkannt haben sollte. Der Himmel ist immer bereit, zweite Chancen zuzugestehen.“
Und was hat er gleich darauf gesagt?
„Ihr habt deswegen die Erlaubnis, wenn Ihr Izual findet, seinen Dämonenkörper zu zerstören und seine Seele so zu erlösen.“
Ja! Warum sollte das nur für Engel gelten?
Für die zählen aber schon andere Regeln als für Menschen.
Siehst du eine andere Antwort in seinen Aussagen?
...nein.
Dann...hatte ich Recht.
Innere Wärme erfüllt mich. Ha. Ich hatte Recht.
Bauer auf d4.
Das brauchst du jetzt, oder was? Na schön...

Der Zweite schlägt mich fünf Spiele in Folge. Beim vierten schaffe ich es immerhin, seine imaginäre Dame zu werfen...das heißt, ich werde besser, oder?
Nein.
Du bist immer noch sauer, weil du Unrecht hattest, oder?
Weil du nicht aufhören kannst, deswegen unglaublich stolz zu sein...und es ist noch nicht einmal sicher, dass Tyrael das damit ausdrücken wollte.
Ist ja gut, ich hör ja auf.
Muss ohnehin noch den Meister überzeugen.

„Morgen, Golem. Alles klar?“

Wenn man vom Teufel spricht...

„Hallo, General. Gut geschlafen? Ich bin in Ordnung.“

„Überraschend gut, ja. Du kommst also zurecht mit dem neuen Körper?“

„Er bewegt sich deutlich zäher als der letzte, aber das war zu erwarten. Ist aber erträglich. Denke immer noch, dass er Klauen vertragen könnte...“

Er verdreht die Augen.

„Bist du dir wirklich sicher, dass...“

Schnell sieht er sich um.

„...du den Zweiten wieder in deinem Kopf haben willst? Das ist es doch, oder?“

„Das ist es und ja.“

Er blickt mir lange ins Gesicht.

„Deine Sache. Ich vertraue dir, dass er nicht wieder plötzlich Amok läuft.“

Damit greift er sich meine Hand, überlegt kurz, dann umfasst er den Ringfinger, lässt seine Finger an der Spitze entlanggleiten, dreht sie etwas, und während es etwas kitzelt formt sich eine spitze Kralle.

„Mach eine Faust.“

Ich tue wie geheißen und stoße klickend auf meine Handfläche.

„Kürzer...ist er noch gut biegsam?“

Ich bejahe. Nach ein paar Minuten des Herumprobierens ist der Finger perfekt.

„Den Daumen lasse ich weg, in Ordnung? Du willst ja sicher noch etwas greifen können, ohne es aufzuspießen. Zumindest hoffe ich, dass die Dinger scharf genug dafür wären.“

„Ist gut.“

„Hände falten.“

Er legt seine darüber...und der Rest meiner Finger formt sich nach dem Vorbild des einen auf einmal.

Oh hallo.

„Es hat funktioniert...vielen Dank!“

Seine Augenbraue hebt sich.

„Ob ich aus der Beziehung zwischen euch beiden noch einmal schlau werde...wo sind die eineinhalb Leute hier, mit denen man noch reden kann?“

Ich sehe ihm über die Schulter.

„Deckard kommt gerade. Der halb Gesprächsfähige hat sich etwas rar gemacht in letzter Zeit.“

„Hm. Mir Recht. Morgen, Deckard!“

„Guten Morgen, mein Freund.“

Sie tauschen kurz Belanglosigkeiten aus. Dann kommt der Meister zum Punkt.

„Wir machen uns wieder auf in die Ferne. Gibt es etwas, das ihr über Nacht herausgefunden habt, das ich wissen sollte?“

Der Weise sieht mich an.

„Ein paar Gedanken haben wir uns gemacht, aber konkrete Ergebnisse sind dabei nicht herausgekommen...“

„Für mich schon, aber ich denke, das besprechen wir auf dem Weg. Haben ja sonst Nichts zu tun.“

Der Meister nickt.

„Dann wird uns nicht langweilig. Ha! Also...wünsch uns Glück. Wenn Alles gut läuft, können wir Tyrael heute seinen Freund nach oben schicken.“

„Ein Freund war er einst, wir werden sehen, was aus ihm wurde.“

„Gah! Wo kommst du denn jetzt her?“

Der Erzengel, welchen ich eigentlich schon längst hinter dem Meister hätte bemerken sollen, würdigt ihn keiner Antwort.

„Ihr solltet noch kurz Halbu und Jamella aufsuchen. Sie dürften etwas für Euch haben.“

„Das ist, äh...Danke. Werde ich machen. Noch irgendwelche Anmerkungen von dir selbst?“

„Der Golem wollte etwas von mir wissen. Er darf es an Euch weitergeben. Ich wünsche Euch viel Erfolg.“

Und damit ist er wieder verschwunden. Der Meister seufzt, dann dreht er sich zu mir.

„Ist es das, was du vorher schon erwähnt hast?“

Ich nicke. Deckard blickt derweil neugierig drein, aber da wir nicht länger Zeit haben werden, uns zu beraten, muss er eben warten, bis ich wieder zurück bin, um das Verdikt des Engels zu erfahren.

Wenn man es so nennen kann.

Ich höre auf, mich über meine Bestätigung auszulassen, du hörst auf, über sie zu nörgeln, in Ordnung?

So es denn sein muss...

Es sollte.
Der Meister ruft Halbu und Jamella zu sich. Ersterer beginnt zu sprechen.

„Ich konnte einen der geforderten Gegenstände herstellen. Dieses Paar Schuhe hat extraordinär hohe Resistenzen gegen Feuerangriffe. Die verlangten Handschuhe werden noch etwas dauern.“

Er hält dem Meister ein paar Lederstiefel hin. Dieser blickt spektisch.

„Die sollen mehr Schutz bieten als meine Kettenstiefel?“

„Sie sind gegen Feuerangriffe besonders resistent.“

„Das hast du gerade...ja, ist gut. Ich probiere sie aus.“

Er setzt sich auf den Boden, um die Schuhe zu wechseln. Während er die alten auszieht, spricht er mit Jamella.

„Und was hast du zu bieten?“

„Zwei Stäbe konnte ich fertig stellen. Ihr könnt den wählen, der Euch mehr zusagt!“

„He, die sind eigentlich ziemlich bequem! Ähm, die sehen genau gleich aus...“

Ich werfe einen Blick zu Deckard. Dieser tritt näher und nimmt die Stäbe in jeweils eine Hand.

„Nein, General, sie sind unterschiedlich verzaubert. Hm, wenn ich mir das näher ansehe...
Ach, es tut mir Leid. Nekromantie ist einfach eine Magierichtung, mit der ich Nichts anfangen kann. Ich kann nur sagen, dass einer dieser Stäbe zwei verschiedene Zauber in ihrer Wirkung verstärken dürfte, der andere einen, aber diesen mehr.“

Der Meister steht wieder auf, in neues Schuhwerk gekleidet; das alte Paar lässt er im Würfel verschwinden. Mit einer Geste verlangt er nach den Stäben.

„Vielleicht kann ich da ja etwas herauslesen. Welcher hat nur einen Zauber? Gut, der hier...hm...ich würde sagen, der verstärkt einen Fluch...aber welchen? Golem, darf ich?“

„Natürlich.“

In schneller Folge landet erst Verstärkter Schaden, dann Schwächen auf mir. Der Meister grinst.

„Ja! Der zweite fühlt sich definitiv anders an. Aber was genau ist anders?“

Drei...zwei...eins...sieh hoch.

Ich wende meinen Blick gen...“Himmel“. Die gelben Fäden tanzen noch immer über meinem Kopf...da verschwinden sie.

Alles klar. Wie erwartet.

Oh.

„Die Dauer, General?“

Er runzelt die Stirn, dann flucht er noch einmal, zählt flüsternd die Sekunden, legt den Stab weg, zählt sie erneut.

„Du hast Recht. Das ist...nicht wirklich nützlich. Es ist überhaupt kein Aufwand, den Fluch erneut anzubringen.“

Damit lässt er den Stab achtlos fallen. Ich zucke innerlich zusammen...aber ohrfeige ich gleich wieder. Es ist nicht unhöflich gegenüber Jamella, sie versteht dieses Konzept nicht einmal. Der zweite Stab wird getestet.

„Dieser...eine passive Beschwörungsfertigkeit...und ein aktiver Zauber. Hm.“

„Du kennst nur einen aktiven Zauber, General.“

„Das stimmt. Wenn er die Explosion stärkt, wäre das...ach, ich teste ihn einfach. Woher kommen die eigentlich?“

„Ich bat Jamella, so viele Stäbe herzustellen, wie sie kann; die Verzauberungen werden immer zufällig sein, weil sie auch keine Kontrolle über die Nekromantie hat, aber vielleicht ist ja irgendwann ein guter dabei.“

Der Meister lacht.

„Reines Glücksspiel? Na rosig. Egal. Lass uns gehen.“

Wir schreiten vorsichtig die Treppe hinab zur Äußeren Steppe. Die Skelette, wie ich feststelle, folgen exakt den Schritten des Meisters; so besteht wohl keine Gefahr, dass sie fallen...
Unten starrt der Meister eine Weile in die Ferne, dreht sich etwas auf der Stelle, dann wieder in die andere Richtung...

„Da entlang.“

Ich konsultiere die Karte in meinem Kopf.

„Wenn die Ebene sich immer noch weiter von der Festung weg als in die Breite erstreckt, und so sieht es aus, dann ist die Treppe...ziemlich nahe, eigentlich.“

„Wenn wir allerdings keine Ahnung hätten, wo wir hingehen sollten, und es auf die gleiche Weise wie gestern gemacht hätten, müssten wir diesmal fast das ganze Areal umrunden, bevor wir auf die Treppe stoßen würden.“

Der Meister grinst.

„Ich liebe es, diese verdammten Bastarde bei ihren eigenen Spielchen zu schlagen. Wir gehen Luftlinie, würde ich sagen, gibt hier ja keine wirklichen Hindernisse.“

Mit etwas Anstrengung bekomme ich meinen Blick so fokussiert, dass er noch weiter in die Ferne geht, als er das normal ohnehin schon tut; wie ich erfahren habe, ist das deutlich weiter, als ein Mensch sehen kann.

„Hm...in dieser Richtung aber schon. Eine Menge Steinspitzen, die aus dem Boden kommen, und ein veritables Labyrinth an Ruinen.“

„Rückversicherung, dass wir wirklich nicht in diese Richtung als erstes gehen würden?“

„Davon gehe ich auch aus, ja.“

„So oder so gibt es nur einen richtigen Weg, und der ist auf das Ziel zu. Also...bis wir das Hindernisfeld erreichen, was wolltest du mir denn sagen, Golem?“

Ich hole innerlich Luft. Das will jetzt richtig formuliert werden.
 
hmm da is der 2. wieder...welcome back

nen übergangskapitel...und tyrael war von jeh her ein freund der menschen XD natürlich will er sie erlösen ...ich würde sagen er darf nicht oder er kann nicht :confused:
 
So viel Ansturm gleich...hoffe, es tut nicht zu weh, wenn ich sage, dass ich heute leider nicht zum Updaten komme. Ich hab das neuste Kapitel zu 97% fertig, war auch gerade noch am Schreiben, aber ich muss JETZT weg, hilft Nix. Der restliche Abend ist verplant.

Kapitel gibts also Morgen...sorry.

Simon
 
So viel Ansturm gleich...hoffe, es tut nicht zu weh, wenn ich sage, dass ich heute leider nicht zum Updaten komme. Ich hab das neuste Kapitel zu 97% fertig, war auch gerade noch am Schreiben, aber ich muss JETZT weg, hilft Nix. Der restliche Abend ist verplant.

Kapitel gibts also Morgen...sorry.

Simon

anscheinend gibt es nur eine meinung --meine XDD

naja einen tag zu warten wird uns nicht umbringen (zumindest mich nicht) und ich wette drauf das du uns die psychologie morgen wieder schön spannend verpackst ;D
 
Entstehungsgeschichte dieses Kapitels: Am Samstag habe ich den Nachmittag über in aller Ruhe 6 Seiten geschrieben, war zufrieden mit dem Fortschritt, hab für den Abend Schluss gemacht und mit ein paar Kumpeln gezockt.

Gestern war ein recht hektischer Tag, aber eine Stunde hatte ich mal frei, in der wollte ich das Ding zuende bringen; dachte mir, das ist in einer Seite erledigt.

HM. Wenn ich mir denke, dass ein Dialog schnell erledigt ist, sollte ich eigentlich vorsichtig werden. Aus der einen Seite sind 4 geworden. Besser für euch, abgesehen davon, dass ich eben einfach nicht fertig geworden bin gestern, bevor ich auf einen Geburtstag musste.

Also, das Kapitel. Es ist meines Erachtens sehr gut geworden, urteilt selbst. Viel besser als das lahme Gelaber der letzten beiden, was mir auch Leid tut, aber meh. Wichtig für CHARAKTUR DEFELOPMANT oder so.

Simon
 
Kapitel 13 – Eid der Verdammnis

„...und darum denke ich nicht nur, dass wir die Seelen befreien sollten, sondern habe sogar den Auftrag bekommen, es zu tun.“

„Wenn man das so interpretieren will, zumindest.“

„Ist ja gut, Zweiter, ich kann mir schon eine Meinung bilden. Hm...“

Der Meister reibt sich das Kinn. Wir sind bald bei den Ruinen angekommen; die Erklärung meiner Bedenken und Deckards sowie Tyraels Ansichten dazu hat ein wenig gedauert.

„...ich weiß einfach nicht. Die sind aus gutem Grund hier unten. Es geht mir nicht in den Schädel, dass sie irgendwelche Erleichterung verdient hätten, und ich versuche krampfhaft nachzuvollziehen, warum du so denkst, aber ich schaffe es nicht. Du hast Mitleid mit irgendwelchen Leuten, die du nicht kennst, von denen du aber weißt, dass sie grauenhafte Dinge getan haben...hilf mir, Golem. Warum?“

Ich lasse die Schultern hängen.

„Wie ich wieder und wieder gesagt habe...es ist doch völlig egal, wie viel sie sich zu Schulden haben kommen lassen, ich verabscheue Folter dennoch, aus Prinzip, und ich will nicht tolerieren, dass die Hölle eine unendliche Strafe anwendet, die wir aufheben können – und wozu wir vollste Autorität haben.“

Der Meister seufzt.

„Golem...deine Prinzipien wirklich in Ehren...ach, weißt du was? Eigentlich ist es mir egal. Ich hege keinen persönlichen Hass auf diese Seelen. Wenn du willst, dann schicke sie halt in den Abgrund. Selber werde ich sicher keinen Finger mehr an sie legen, aber dein Körper sollte das ja mittlerweile locker aushalten. Und wenn sie nicht reden, umso besser, dann weiß ich wenigstens nicht, ob ich hier gerade einen Kinderserienmörder davonkommen lasse.“

Ich lächle innerlich.

„Danke, General.“

„Sind deine Finger, die du dir verbrennen wirst...“

Wir sind bei den Steinspitzen angekommen; sie formen ein Feld voller Hindernisse, dahinter liegt ein zerstörtes Gebäude, von dem nur noch die Grundmauern stehen. Wir müssen mitten hindurch, da die schwebende Ebene hier einen Engpass hat.
Nervös blicke ich nach oben. Nein, es warten keine Klippenspringer oben auf den Spitzen...
Wir winden unseren Weg durch die gezackten Obsidianfelsen. Es ist, als wären Finger eines Vulkantitanen aus der Erde geschossen und hier erstarrt. War das ein Rascheln, das ich hörte? Ich drehe mich schnell um, aber es ist Nichts zu sehen. Das diffuse Licht, welches ohne bestimmte Quelle zu sein scheint, wirft unnatürliche Schatten überall hin.

„Golem?“

„Nichts...die Gegend macht mich nur sprunghaft.“

„Kann ich gar nicht nachvollziehen...“

Die Wächter haben einen engen Ring um den Meister geschlossen. Er ist auch sehr vorsichtig. Ein Magier geht direkt neben ihm...

Bereit, als Rüstung zu dienen.

Das wird es sein. Ich blende nach und nach alle Fußstapfen aus, um vielleicht etwas Übriges zu hören...ein weiteres Rascheln? Aber es tut sich Nichts. Vielleicht werde ich nur paranoid. Ich denke, das kann man mir nicht verübeln.

Doch, kann man. Behalt deine Gedanken für dich.


Die Steinspitzen sind hinter uns...die vielleicht einen Meter hohen, halb abgerissenen Wände der Ruine erwarten uns. Es gibt eine türfreie Öffnung direkt vor uns, eine gegenüber.
Langsam gehe ich hinein. Es ist recht dunkel hier drin.

„Golem, ein wenig schneller. Ich will nicht den ganzen Tag hier drin verbringen.“

Dann beschleunige ich meine Schritte eben etwas, ist mir ganz Recht...
Aber ich halte sofort wieder an, als ein unüberhörbares Räuspern von der Seite kommt.
Ich fahre herum. Auf einem Stein sitzt mit überkreuzten Beinen ein Ritter der Verdammnis. Er ist im Schatten, aber...seine Rüstung ist doch nicht wirklich dunkelrot?

„Seid gegrüßt, General. Ich wusste doch, dass Ihr Euch von einer leichten Wegänderung nicht narren lässt.“

„Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder? Du willst mir nicht erzählen, dass du der Gleiche bist, den wir schon einmal zur Hölle...besser, zu einer tieferen Hölle geschickt haben?“

Das gerüstete Skelett hebt entschuldigend die Arme.

„Das muss ich nicht erzählen, das ist evident. Man war beeindruckt davon, dass ich Euch überhaupt Probleme bereiten konnte, also habe ich eine weitere Chance erhalten, Ähnliches zu versuchen. Ist das nicht nett von meinen Vorgesetzten?“

Der Meister tritt neben mich, zwei Wächter zwischen dem Ritter und ihm. Seine Stimme ist so trocken wie die Umgebung.

„Sehr lieb von ihnen, ja. Ich gehe davon aus, dass das hier ein Hinterhalt ist?“

Knochenhände eignen sich auch behandschuht nicht zum Klatschen, aber der andere versucht es trotzdem.

„Ihr seid ein wirklich guter Gegner. Andere wären zumindest verärgert, in eine Falle getappt zu sein, Ihr hingegen...genervt. So viel Selbstvertrauen. Mal sehen, ob ich diesmal eine Delle hinein schlagen kann. In Eueren Golem werde ich das ja nicht mehr schaffen. Eine Schande, dieser neue Körper, wenngleich zugegebenermaßen unerwartet. Unser Duell letztes Mal war sehr...erfrischend.“

Der Kerl ist so unglaublich gefährlich...er weiß genau, was er tut. Der Meister täte gut daran, nicht ganz so entspannt aufzutreten.

Ja, das hier ist schließlich kein Kaffeekränz...
Das war ein Rascheln!
Ich fahre herum, reiße den Arm hoch und fange ein Schwert damit ab, das fast den Meister sauber geköpft hätte. Er zuckt zusammen, als Funken nicht weit von seinem Hals entfernt sprühen. Der Ritter, der sich angeschlichen hat, lässt fast sein Schwert fallen, so hart hat er auf meinen unnachgiebigen Stein geschlagen. Meine andere Hand schießt vor, packt ihn an der Kehle und bricht sie durch. Er verbrennt zwischen meinen Fingern.
Der Meister zittert leicht, bemüht sich aber nach Kräften, ruhig zu bleiben. Seine Stimme ist leider auch nicht ganz ruhig, was ihn verrät.

„Das war aber...nicht besonders höflich jetzt.“

Unser tückischer Gegner steht auf, schulterzuckend.

„Wir müssen hier keinen solchen Regeln gehorchen, oder? Ich bemühe mich ja, zivilisiert aufzutreten, aber gewinnen will ich doch. Um ehrlich zu sein, ich hätte es schade gefunden, wenn dieser bestimmte Plan aufgegangen wäre; sich im Rücken derart ungeschützt zu lassen...sträflich, General! Gut, dass Euer Golem gute Ohren zu haben scheint, wenngleich ich sie gerade nicht sehe. Na ja...“

Er zieht sein Schwert.

„...dann lasst uns doch etwas Spaß haben.“

Eine Steinsäule fällt donnernd vor dem Eingang nieder. Der Weg zumindest ist versperrt...da klettern meherere Gegner über die niedrigen Wände. Könnten wir vielleicht auch...aber nicht, wenn wir gleichzeitig von ihnen beharkt werden. Durch die andere Öffnung in der Ruine strömt ebenfalls ein Kontingent von Rittern. Wir sind umzingelt. Der Meister flucht halblaut. Doch nicht ganz so entspannt.

Nach der Aktion gerade nicht.

Gut gemacht, übrigens.


Ich würde mich mehr über das Lob wundern – verdient, wie es ist – aber es gibt ordentlich zu tun.

Eine Sache zunächst: Wirf doch die proto-Bombe in deinen Händen in die ungefähre Richtung der dichtesten Gegnermasse, dann gibt es gleich gar kein Problem mehr.

Das ist eine gute Idee, irgendwie. Schnell huscht mein Blick über die Reihen der Feinde, um herauszufinden...
Tragen die alle Armbrüste?

„General...!“

Dutzende Bolzen fliegen gleichzeitig los. Der Meister hat das auch kommen sehen, immerhin sind auch in seinem Sichtfeld Gegner...schnell greift er nach dem Magier neben sich. Aber zu spät. Die Wächter halten Einiges aber, aber ein Geschoss landet in seinem Bein, eines in seiner Schulter, und zwei prallen, dem Himmel sei Dank, an Helm und Rüstung ab. Er stolpert auf ein Knie.
Das ist nicht tödlich...verdammt, er hat Schlimmeres erlebt, bloß nicht irre machen lassen. Ich werfe die Leiche, jetzt sind die Gegner auch noch besonders exponiert!

„Du kannst eine ganze Gruppe sprengen!“

Er wendet mir hastig seinen Kopf zu. Seinen Kopf überzieht eine dicke Schweißschicht.

„Mein Mana...ist weg...“

Dieser Bastard!

Das ewige Grinsen auf dem Gesicht des Skelettritterhelden scheint hämisch zu werden. Die Hälfte der Gegner lässt ihre Armbrüste fallen und zieht ebenfalls Schwerter. Die Schlacht bricht aus.
Der Meister wird ständig von Bolzen beharkt. Er versucht, die Wächter so gut es geht blocken zu lassen, aber es sind zu viele Schüsse...er muss ständig selbst blocken, und das ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Gut, dass der Knochenhelm zu halten scheint. Einen hässlichen Kratzer an der Wange kann der aber nicht verhindern...und das ist nur der Anfang. Da die Wächter so beschäftigt sind...und wir ein Skelett weniger haben...könnte das sehr schnell sehr haarig werden.
Und ich bin unerfahren im Kampf mit diesem Körper. Hilft Nichts.

Lass mich.

Sehr gerne. Ich konzentriere mich auf die Umgebung; hat unser viel zu schlauer Widersacher noch mehr Asse im Ärmel? Scheint nicht so, die Situation ist schlimm genug. Der Zweite stürzt vor, nimmt sich einen Ritter vor, ignoriert dessen Schlag und zerschmettert seinen Schädel. Ich muss dem Meister da Recht geben, richtig nützlich sind die Krallen da nicht...

Gegen Untote nicht, aber er hat ja zum Glück dafür gesorgt, dass unsere Faust sich trotzdem gut schließen lässt.

Und der haben sie nicht viel entgegen zu setzen. Schon der vierte Gegner fällt unter unseren Schlägen...
Da steht der Rote vor mir, und der Zweite weicht das erste Mal in diesem Gefecht einem Schlag aus.

Kein Grund, ein Risiko einzugehen.

Wahre Worte.

„Na, Golem, da schafft ihr es doch einmal wieder, mich zu überraschen. Mit einer neuen Form für dich hatte ich nicht gerechnet. Wird es doch wieder ein Duell!“

„Tut mir ja sehr Leid.“

Der Zweite setzt mächtige Schläge an, wohl wissend, dass ein schneller Konter von ihm, egal, wie sehr er seine Klinge aufheizt, uns nicht viel ausmachen dürfte; eine etwas andere Situation als beim letzten Mal...und im Gegenzug können wir ihm sicher ernsthaften Schaden machen, wenn wir denn mal treffen.
Aber er ist sehr geschickt darin, auch die Defensivrolle zu spielen...der Zweite leistet gute Arbeit darin, die Richtung und Art seiner Schläge zu variieren, aber unser Gegner blockt blitzschnell. Er steht wie eine Wand, und der Zweite wird frustriert, das merkt man. Wir sind einfach nicht agil genug als Steingolem, um etwas ausrichten zu können.
Verlier bloß nicht die Konzentration!

Gib mir...keine Ratschläge...

„Ach, und Golem?“

Ein mächtiger Hieb von uns gleitet, vom gekrümmten Schwert des Ritters abgelenkt, funkensprühend ab.

„Auch noch Zeit für eine Unterhaltung?“

„Nun...“

Sein Schwert zischt vor, trifft uns an der Flanke; eine gewohnte Taktik, auf die der Zweite nicht hätte hereinfallen sollen. Aber immerhin nehmen wir kaum Schaden...wobei tatsächlich ein gezacktes Stück Stein aus mir fällt. Wenn er so weitermacht...wir sind nicht besonders dick!

Ist mir bewusst!

„...ich hatte mich nur gewundert, als ich etwas Zeit zum Nachdenken hatte...warum hast du eigentlich deine Stimme gewechselt, als du mich letztes Mal vernichtet hast?“

Dem fallen Dinge auf...du hättest es nicht sagen sollen!

Wer soll denn ahnen, dass er sich so etwas merkt – und zurückkommt? Lass dir was einfallen, ich hab hier...gah...gut zu tun.

„Wie du ja auch eine Fassade der Höflichkeit aufsetzt, wenn du mit uns umgehst, mache ich das auch, wenn ich mit anderem umgehe, und gebe mir eine normale Stimme. Üblicherweise ist sie etwas...dunkler.“

„Soso.“

Wir tauschen stumm wieder ein paar Schläge aus.

„Dennoch...“

Finte!

Ja!

Der Zweite hält sich gerade noch davon ab, auf sie hereinzufallen, und blockt den Konter.

„...Golems haben zwar keine Seele, aber mir ist, als würde ich ein Echo spüren. Eines, das von zwei Quellen ausgeht.“

Der lügt doch wie gedruckt. Wo Nichts ist, kann nichts echoen.

Wenn ich da an Natalyas Lektionen denke...will er uns vielleicht nur aus der Reserve locken.

„Das ist doch völliger Humbug. Du saugst dir etwas aus den Fingern, und wie bei deren Zustand zu erwarten, hat es nicht viel Substanz.“

„Aha?“

Ein weiterer schneller Schlagabtausch, während dem er stumm bleibt, offensichtlich auf seine Hiebe konzentriert. Dann kommen er und der Zweite wieder in einen Rhythmus aus Attacke und Parade, wobei er nach jeder einen Satzfetzen anbringen kann.

„Ich bezweifle nur...dass du in der Lage bist...so gut zu kämpfen...und gleichzeitig ohne zu Stocken...mit mir zu reden.“

Ach, da soll mich doch...

Du hast dich zum Narren halten lassen!

Als ob du den Trick gemerkt hättest!

Ich bin nicht hier, um zu denken, sondern um zu kämpfen! Und jetzt bringen wir ihn einfach zum Schweigen!

„Sprich doch...mit meiner Faust!“


Der Zweite holt zu einem Haken aus, lässt den Arm mit voller Wucht hochsausen...und der Ritter weicht zur Seite aus. Aber er begnügt sich nicht damit, dreht sich weiter, bekommt Schwung, und...wir sind zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen...
Mit voller Wucht trifft uns sein Schwert in die Seite...und ein Krachen ertönt. Entsetzen erfüllt mich, als ich spüre, wie Teile aus mir herausbröckeln...er hat einfach ein Loch in mich geschlagen! So ein Hieb hätte nur eine Delle im Eisenkörper hinterlassen, aber der Stein...zerbricht einfach.
Und die Risse pflanzen sich fort...der Zweite blockt hastig den nächsten Angriff, was mehr Substanz herunterfallen lässt. Ich bemerke, wie Panik in mir aufsteigt, als die Ränder meines Sichtfeldes sich verdunkeln.

„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was du mir damit sagen wolltest, Golem...“

Seine freie Hand schießt vor, er packt ein vorstehendes Stück meiner selbst, und reißt...und ich zerfalle in zwei Teile. Mein Oberkörper kippt nach hinten, prallt auf dem Boden auf, und kurz darauf umfasst mich Schwärze. Nein...

Der Meister kniet vor mir, schweißgebadet.

„Dreh dich um, jetzt!“

Sofort tue ich wie geheißen...und ein Schwert zerschmettert meine rechte Schulter. Das heißt, sie würde zerschmettert werden...wäre sie nicht aus Metall.

„Doch noch genug Mana zusammengekratzt, General?“

Mein rechter Arm ist bewegungsunfähig...gut, dass ich den linken bevorzuge.

Du vielleicht, aber ich nicht! Das ist jetzt deine Aufgabe!

Oh, verdammt...
Gerade so fange ich einen Hieb ab, der mir fast den anderen Arm abgetrennt hätte...denn die Klinge ist wieder glühend heiß. Meine eigenen Schwerter sind jetzt gekrümmt, der Meister muss sie aus denen gefallener Feinde erschaffen haben.

Linker Fuß mehr vor – Winkel ändern, so bricht er deine Verteidigung! Tritt einen Schritt zurück, der Meister ist weit genug hinter dir dafür!

Hektisch setze ich die Ratschläge des Zweiten um, aber schnell stelle ich fest, dass das so Nichts wird. Ich reagiere zu langsam, weil ich eigene Ideen habe. Nein, sei still, das ist mein Kampf, den muss ich alleine gewinnen.

Wir sind verloren.

Verbissen stürze ich mich in das Duell. Der Ritter ist etwas zögerlich – er will Nichts riskieren, scheint es. Die Tatsache, dass der Meister noch lebt – und Zeit hatte, einen Trank zu trinken oder auf natürliche Regeneration zu warten, um mich zu beschwören – beweist, dass das Gefecht zwischen Skelettarmee und -rittern nicht zu unseren Ungunsten ausging. Wenn ich lange genug durchhalten, bekomme ich vielleicht sogar Unterstützung. Die gleich geschmiedeten Schwerter prallen wieder und wieder aufeinander, und schnell bemerke ich, wie viel besser sich mein gewohnter Körper anfühlt in einer derart haarigen Situation...es kommt mir fast so vor, als hätte ich eine Chance. Der Zweite ist definitiv ein besserer Schwertkämpfer als ich, aber so weit unterlegen bin ich ihm nicht. Was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass quasi mein ganzes Wissen über Kämpfe von ihm kommt.
Und, das muss ich auch bedenken, er hat eigentlich nicht viel mehr Erfahrung mit diesen Waffen als ich – immerhin sind seine bevorzugte die Krallen!

Werd nur nicht überheblich.

Ich brauche jetzt jedes bisschen Selbstvertrauen, das ich zusammenkratzen kann, verdammt!

„Du lässt nach, Golem...“

Ein fast schon höhnischer Schlag streift meinen Hals; meine Kopfbewegung wird eingeschränkt, als das Gelenk kurz anschmilzt.

„...aber weniger, als der Wechsel auf den anderen Arm verursachen sollte. Bist du zum Linkshänder mutiert?“

Ja, jetzt hat er genug Zeit, sich in ganzen Sätzen mit mir zu unterhalten! Ich hingegen bleibe einfach komplett stumm, meine volle Konzentration ist gefordert.
Wieder diese Finte...oder? Blitzschnell vergleiche ich die Muster in meinem Kopf...nein, das ist der Trick. Ich trete einen Schritt vor. Er ist darauf überhaupt nicht vorbereitet, stolpert leicht, und bevor er sich – immer noch sehr schnell – wieder fängt, lande ich einmal einen Treffer. Es kostet ihn nur zwei Skelettfinger an der freien Hand, aber jetzt gibt er sich nicht mehr überlegen.
Was schlecht ist für mich – je mehr Mühe er in seine Angriffe steckt, desto schwerer tue ich mir. Und ja, jetzt bin definitiv ich wieder in der Defensive. Ganz gelegentlich kann ich einen Angriff versuchen, und bemühe mich, so unberechenbar wie möglich zu sein – weil nur das ihn davon abhält, die sich dabei definitiv ergebenden Gelegenheiten erbarmungslos auszunutzen.
Sein Schwert zischt herab...ich hebe meines gerade rechtzeitig...und er nimmt seine zweite Hand zu Hilfe, um meinen Widerstand zu brechen. Mit aller Kraft halte ich dagegen, aber ich spüre, wie ich den Halt verliere, weil er kurz davor ist, mich einfach umzuschubsen. Womöglich auch noch auf den Meister, wenn der nicht mittlerweile weggekrabbelt ist.
Nicht mehr lange, und...
Da lässt der Druck etwas nach. Sein Kopf zuckt kurz, überrascht, da intensiviert er seine Bemühungen. Aber ich halte wieder stand.
Über ihm sind gelbe Fäden aufgetaucht. Oh, Danke, Meister! Wie er selbst gesagt hat, der Fluch kostet nicht viel Mana...

„Gut gedacht, General, aber ihr hättet Euer Mana lieber sparen sollen. Ich weiß zufällig, dass der Schwächen-Fluch nicht allzu lange anhält.“

Er bemüht sich, meinen Arm weiter unter Kontrolle zu halten, offensichtlich darauf wartend, dass der Fluch abklingt. Ich kann ihn im Geiste die Sekunden zählen sehen...

Jetzt!

Mit voller Wucht wirft er sich gegen mich...um festzustellen, dass seine Kraft tatsächlich nicht zurückgekehrt ist, wie er erwartet hat.
Ich reiße den Arm zu Seite und werfe ihn zu Boden, seinen ohnmächtigen Schwung ausnutzend. Er purzelt in den Staub. Schnell setze ich nach...

Nein, nicht so...!

Sein Schwert schießt hoch, immer noch geschwächt, aber es dringt durch meine Hülle wie ein heißes Messer durch Butter. Es fährt mir von unten zwischen die Beine, schräg in meine Lenden, und ich breche zusammen.

Ach zur Hölle, du hattest ihn schon, warum...gah, du hast Alles ruiniert!

Es...oh Gott, es tut mir so Leid...
Der Rote springt auf. Der Fluch ist verschwunden, und der Meister hat offensichtlich keine Reserven mehr. Langsam tritt unser Gegner auf ihn zu.

„Wären unsere Truppen nicht derart ersetzlich, könnte man das fast als extrem kostenträchtigen Sieg sehen. So...ist es nur ein absoluter Sieg. Ihr habt Euch teuer verkauft, aber es endet hier, General.“

Der Meister steht wieder. Er hat es offenbar geschafft, einen Heiltrank zu trinken; noch ist er nicht geschlagen. Aber der Manamangel erschöpft ihn sichtlich, und was soll er mit seinem Dolch und Schild gegen einen nahezu ungeschwächten Ritter der Verdammnis, Held noch dazu, ausrichten...

„Ganz so leicht bekommst du mich nicht.“

Ein Magier tritt neben den Meister. Er ist das letzte Skelett, das noch übrig ist; ja, das war ein sehr knappes Gefecht zwischen unseren Truppen. Der Meister legt ihm eine Hand auf die Schulter, und es zerfließt, seinen Arm hoch, umgibt seinen Oberkörper, die Hüften und hinunter bis zu den Knien. Die Knochenrüstung bildet kleine Dornen aus.

„Ihr hättet das Skelett lieber behalten sollen, General. Ich bezweifle, dass diese Rüstung viel ausrichten wird.“

„Etwas mehr als einen einzigen Schlag wird sie schon abfangen...was genau das ist, was ein Skelett bewirkt hätte. Gehe ich nicht Recht in der Annahme?“

„Das könnte fast stimmen.“

Plötzlich schießt der Gegner vor, packt schlicht den Schild des Meisters, zieht ihn etwas zur Seite und stößt das Schwert vor. Schock packt mich, als ich sehe, was passiert.
Der Meister stolpert zurück, die Knochenrüstung zersplittert und löst sich in Staub auf, der zu Boden bröselt. Er ist mit dem Rücken zur Wand.
Ich versuche verzweifelt, mich aufzurichten. Der Ritter deutet mit seinem Säbel auf mich, und ich erstarre.

„Keine Späßchen, Golem. Du warst ein guter Gegner, darum darfst du das Ende deines Meisters mit ansehen, aber wenn du irgendetwas versuchst, dann ist er sofort Geschichte. Das gilt auch für Euch, General. Ich werde spüren, falls Ihr ein Skelett hinter mir beschwört. Und ich stehe bewusst von jeder Leiche weit genug weg.“

Der Meister reibt sich die Brust, eine Grimasse schneidend.

„Ach, willst du etwa noch ein Pläuschchen mit mir halten? Lass mich raten...schließ dich uns an, und du musst nicht sterben oder ähnlich vergiftete Verlockungen?“

„Nein, nein, so banal nicht – ich erwarte von Euch gar nicht, dass Ihr freiwillig auf unsere Seite tretet. Das als Möglichkeit in Betracht zu ziehen war dumm von Mephisto, und ist dumm von meinem Rivalen.“

Was? Welcher Rivale?

Ich...weiß nicht, was...

„Tatsächlich werde ich Euch schlicht töten, denn als lebender Mensch in der Hölle seid ihr einfach zu gefährlich. Als Seele hingegen...und ich bin mir ganz sicher, dass diese Seele bei uns landen wird...haben wir vollste Kontrolle. Besser, habe ich vollste Kontrolle, immerhin werde ich es gewesen sein, der Euch gefällt hat. Seid unbesorgt; ich weiß, was ein Diener wie Ihr wert sein kann.“

Der Meister wirft einen Blick auf das Jade-Tan-Do in seiner Hand, dann auf das Schwert in den Skelettfingern seines Gegners.

„Meine Seele gehört dir, wenn du mich tötest, hm?“

Schnell hebt er den Kris an seine Kehle.

„Wenn ich mich aber selbst töte, hast du keinen Anspruch. Keinen Schritt weiter, das schaffe ich schon noch, bevor dein Schwert mich durchbohrt.“

Der Andere zögert...dann senkt er die Waffe und nickt.

„Bravo. Mir wurde immer gesagt, dass ich zu viel rede, und Ihr habt es ausgenutzt; das...versetzt uns natürlich in eine unangenehme Lage. Ein Patt, sozusagen. Wie sollen wir diesen denn auflösen, sagt es mir?“

Der Meister grinst.

„Nun, da du ja so gewieft bist...wirst du es sicher noch einmal schaffen, mich zu überlisten. Also lass mich jetzt gehen, und versuch es erneut; sogar mit dem gleichen Körper, den du jetzt hast, dann brauchst du keinen neuen erbetteln wie letztes Mal. Das erhält dir deine Chance.“

Es geht doch Nichts über Respekt auch zwischen Feinden.

Du hast Respekt vor dem?

Er hat wohl mehr Gedanken an einen Sieg über uns verschwendet als jeder andere Gegner bisher.

„Kein so schlechtes Angebot, wie ihr vielleicht denkt, General, aber das Problem ist, dass Ihr nun wisst, welches Druckmittel Ihr gegen meine persönlichen Karrierepläne in der Hand habt; bei unserem nächsten Treffen, sofern ich Euch nicht töte, ohne Euch eine Chance zu reagieren gebe, könntet Ihr das einfach wiederholen.“

Der Meister zuckt mit den Schultern.

„Tja, mehr Optionen habe ich nicht zu bieten.“

„Denkt nach, mein werter Gegner; denn ich bin mir sicher, dass Euere Gedanken ohnehin genug am Rasen sind mit Ideen, wie Ihr aus dieser unangenehmen Situation entkommen könnt. Und ich bin nicht bereit, länger das Risiko einzugehen, dass Euch etwas einfällt. Zehn Sekunden, dann seid ihr tot, ob durch meine Hand oder nicht, ist dann egal.“

Die Sekunden ticken. Der Meister knirscht mit den Zähnen.

Lass mich etwas sagen. Aber versprich mir hoch und heilig, mich nicht zu unterbrechen.

Das...kann nicht gesund sein...

Fünf...vier...

Tu es! Es ist ohnehin egal!

„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.“

Beide sehen mich an.

„Du willst, dass der Meister Euch zu Diensten ist; der Meister will sein Leben nicht aushauchen. Ich sehe da eine einfache Möglichkeit, Meister: Schwört ihm Treue. Die Hölle hat sicher Möglichkeiten, einen solchen Eid bindend zu machen. Somit hast du einen Diener, und der Meister kann überleben.“

Bist du des Wahnsinns?

Es gibt keine andere Möglichkeit.

Aber...die Hölle...nein!
Der Meister...überlegt.

„Das ist nicht wirklich, was ich als günstiges Ende sehe für diesen Patt. Immerhin bin ich der größte Gegner der Hölle...ich will ihr garantiert nicht helfen.“

„Eine gute Idee ist es trotzdem. Sehr schön, Golem...oder wer auch immer gerade spricht. General, ich kann Euch diese Möglichkeit etwas versüßen. Ihr seid ganz offenbar der Idee nicht völlig abgeneigt; sonst hättet Ihr Eueren Golem dafür verlacht, sie vorgebracht zu haben, und deutlicher widersprochen. Stellt Euch also einmal nur vor, Ihr würdet mir Treue schwören; ich verspreche, dass es Euer Schaden nicht sein wird. Ich werde Euch viele Freiheiten lassen. Und ich bin nicht dumm. Sicher, wenn man Euere bisherige Geschichte bedenkt, werdet Ihr nicht plötzlich zum treuesten Diener der Unterwelt werden. Ihr werdet Pläne schmieden, wie Ihr den Eid loswerden könnt. Im Geheimen versuchen, die Vorgänge der Hölle zu sabotieren. Da werdet Ihr sicher zustimmen?“

Der Meister runzelt die Stirn.

„Wenn der Eid mich wirklich bindet...“

„Gebt es zu.“

„In diesem hypothetischem Fall...ja.“

„Fein! Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, weil man davon nicht viel erfährt in meiner Position. Wie gesagt...es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass Ihr versuchen werdet, mich zu verraten. Das ist ganz nebenbei auch völlig üblich hier unten. Solange Ihr Euch auch klar seid, dass ich jeden Versuch schwer bestrafen werde, können wir dennoch hervorragend zusammen arbeiten, so läuft es eben. Normalerweise ist das eine unausgesprochene Vereinbarung, aber ich will mit Euch offen sein. Wir werden gut miteinander auskommen, wenn wir ehrlich zueinander sind.“

Der Meister hebt die freie Hand.

„Du tust gerade so, als hätte ich bereits zugestimmt.“

„Das werdet Ihr aber, oder?“

Der Meister beißt sich auf die Unterlippe.

Na komm schon.

Du...nein. Ich hätte dich niemals reden lassen sollen.

Ich habe nur eine möglichkeit aufgezeigt. Das ist nun seine Entscheidung. Aber es gibt eben eine richtige...und eine falsche.

„General, du willst doch nicht wirklich auch nur darüber nachdenken!“

Der Blick des Roten schießt zu mir.

„Schau an, Golem. Ich hatte eigentlich nur ins Blaue geschossen, als ich meinte, in deinem Körper würden zwei Seelen wohnen...das war Unfug, du hast keine Seele. Aber ich scheine mich erneut nicht geirrt zu haben; das musst du mir sehr genau erklären, sobald dein Meister sich mir angeschlossen hat...“

Dieser sieht mich traurig an.

„Golem, natürlich denke ich darüber nach. Der Zweite hat nämlich Recht. Und, so Leid es mir tut, dieser Mistkerl auch. Ich könnte einfach Alles wegwerfen...oder mir eine Chance erhalten, noch irgendwie auszubrechen. Das mache ich jetzt wirklich nicht gerne...aber ich nehme an.“

„Nein!“

„Ich gratuliere zu dieser Entscheidung.“

„Sag nicht zu viel, Zweiter, sonst überlege ich es mir doch noch einmal anders. Also...was soll ich tun.“

Er kann doch nicht...was die Hölle mit ihm an ihrer Seite an Schaden anrichten könnte!

„General! Denk doch nach! Wenn dieser Kerl dich benutzt...was du tun müsstest für ihn...“

Er beißt die Zähne zusammen und sieht mich finster an.

„Dessen bin ich mir bewusst. Dass es leicht wird, denke ich auch nicht. Und...ich würde dir das gerne ersparen. Der Zweite hat sicher kein Problem mit dieser Aufgabe. Wenn du willst, werde ich in Zukunft versuchen, nur den Zweiten zu erschaffen. Das heißt nicht, dass du für immer verschwunden wärst...nur so lange, bis ich mich entscheide, dich wieder zurückzuholen. Wenn ich aus dieser Sache entkommen bin. Das würde dir eine Menge ersparen.“

„Und wenn du es nie schaffst? Nein! Ich...“

„Willst du dir nicht auch die Chance erhalten, weiterzuleben? Du hängst doch an deinem Leben...“

Der Ritter unterbricht uns.

„Ihr könnt gerne noch weiter diskutieren, es amüsiert mich. Aber kniet Euch doch schon einmal hin und legt den Dolch weg, General. Wir müssen hier etwas Vertrauen schaffen. Ihr wisst, dass Ihr für mich lebend weitaus mehr wert seid als tot. Ich werde Euch Nichts tun, solange Ihr den Eid nicht geschworen habt, und danach natürlich auch nicht. Entledigt Euch auch Euerer Rüstung.“

Stumm beginnt der Meister, den Anweisungen Folge zu leisten. Er...gah!

„General, ich will auch nicht sterben, aber es gibt doch Schicksale, die schlimmer sind als der Tod!“

„Ich weiß, ich sehe genug davon um mich herum. Deswegen würde ich dir diese auch ersparen wollen.“

„Was, wenn du dir deine Menschlichkeit nicht behalten kannst? Wenn du zum treuen Diener der Hölle wirst, weil sie dich auf die Dauer verdirbt?“

„Hast du Angst, dass das passieren wird? Ich glaube an meine Willensstärke...“

Der Ritter tritt ein Schwert eines gefallenen Dieners zum Meister.

„Ritzt Euch ein Pentagramm auf die Brust. Es muss nicht tief sein.“

Der Meister schluckt und setzt die Spitze auf seine Haut. Meine Stimme beginnt sich zu überschlagen – ich verliere die Kontrolle über meine Panik, aber ich habe schlimmere Sorgen.

„Du hast diese Willensstärke doch erst vor Kurzem gefunden – durch mich! Wie oft hast du gesagt, dass du mich als Stütze brauchst?“

Er beginnt zu schneiden, die Augen geschlossen und der Kiefer verkrampft.

„Du traust mir das nicht zu? Zurecht, vielleicht. Aber das Risiko...muss eingegangen werden. Ich warte noch auf deine Entscheidung.“

Ich...ich kann das nicht...
...ich muss aber.

„Egal, was du tust, ich bleibe an deiner Seite!“

Na super.

Der Meister lächelt.

„Danke, Golem. Das gibt mir viel. Ich bin unglaublich froh, dass du auch in einem solchen Moment zu mir stehst. Und das lautstark preisgibst.“

„Was meinst du mit...“

Ein Schwert klappert zu Boden. Kurz darauf ein zweites.
Der rote Ritter der Verdammnis hat sich in Flammen aufgelöst, ein Skelett steht hinter der Stelle, wo er gerade noch stand, die Waffe noch so gehalten, wie es ihn gerade geköpft hat.

„...Himmel...wie?“

Der Meister presst die Hand auf die Brust, den Schnitt darauf bedeckend, lehnt seinen nackten Oberkörper an die Wand und atmet heftig durch. Die unglaubliche Erleichterung, die ich spüre, zeigt er jetzt auch.

„Oh, Golem...ich konnte kein neues Skelett erschaffen, ohne dass er es merkt...aber eines hatte ich noch übrig...“

Ich bringe keinen Ton heraus, also übernimmt das der Zweite.

„Es ist das Skelett, mit dem Ihr die Treppe markiert habt.“

„Du sagtest ja, die ist nicht mehr weit weg...und du könntest dich bemühen, etwas weniger enttäuscht zu klingen. Himmel, du gibst dir wirklich viel Mühe, mich immer wieder daran zu erinnern, was für eine Schlange mein Freund hier eigentlich beherbergt.“

„Stets zu Diensten...Meister.“

Langsam finde ich zu klaren Gedanken.

„Das...war unglaublich knapp...und es tut mir Leid, dass ich das fragen muss, aber...wenn du das Skelett nicht gehabt hättest, hättest du es wirklich getan?“

Der Meister betrachtet kurz seine blutverschmierte Hand, dann zieht er bedächtig seine Rüstung wieder an, ohne den Schnitt zu heilen.

„Weißt du, Golem, ich war mir bis zum Schluss nicht sicher, ob mein Krieger es rechtzeitig schafft, ob wir ihn lange genug hinhalten können.“

Ein dunkles Gefühl erfüllt mich.

„Du meinst...“

„Sagen wir so...ich wäre bereit gewesen, mir die Kehle durchzuschneiden, wenn der Zweite ihn nicht mit seiner Idee zum Nachdenken gebracht hätte. Das hätte ich danach nicht mehr gekonnt, weil ich ihm ja gehorchen und den Dolch weglegen musste. Spätestens da hatte ich keine Wahl mehr und habe Alles darauf gesetzt, dass du laut genug protestierst, damit er nicht hört, wie das Skelett über die Mauer klettert.“

Warum frage ich weiter?

„...und davor?“

Er seufzt.

„Du gibst also nicht auf? Lass es mich so formulieren: Du hast unverrückbare Prinzipien, und ich bewundere dich dafür. Ich habe ebenfalls welche, und ich bin bereit zu sterben, wenn ich keinen Ausweg sehe, der sie nicht völlig zerstört. Andererseits hänge ich so an meinem Leben, dass ich einen Ausweg dann gerne ergreife, wenn er zumindest eine Möglichkeit bietet, dass diese Prinzipien nicht zerstört werden. Klar?“

„Das ist ein gefährlicher Gedanke, General...“

„Ich weiß, aber wir gehen einen gefährlichen Pfad. Mir wäre es lieber, wenn wir so schnell hier heraus kommen, dass sich solche Fragen nie wieder stellen – auch, wenn das sicher nicht das letzte Mal war, dass wir diesen Kerl gesehen haben...“

Die rote Rüstung liegt wie eine Warnung da.

„Ich fürchte auch fast...“

„Warum hast du eigentlich diesmal gegen ihn verloren?“

„Stein bricht. Metall verbiegt sich. Ich glaube, letztlich ist das Experiment gescheitert. Die Form ist zu langsam.“

Er nickt.

„Dann...bleiben wir bei Metall, vorerst. Nicht, dass ich im Moment groß anderes Material zur Verfügung hatte. Ist das in Ordnung?“

Sein Finger deutet auf die Rüstung. Ich nicke. Kurz darauf stehe ich, wieder völlig in Ordnung, ein paar Schritte weiter vorne. Mein Material ist karmesin.
Die Leiche unseres wiederkehrenden Widersachers wird zu einem Skelett. Der Meister trinkt einen Trank und erschafft weitere Diener. Wir sind wieder unterwegs.
Aber, so Leid mir das tut, es kehrt nicht wieder Routine ein. Ich sehe den Meister mit anderen Augen, einem Blick, der einen Teil Angst enthält, die vorher nicht da war. Um ihn.

Und...vor ihm.
 
Wow, eine echt prickelnde Geschichte. Daumen hoch. Eine überraschende Wendung, hab schon wirklich Bange gehabt das er sich anschließt, das mit dem Skelett war eine gute Idee.
Hat dich was inspiriert oder kommt alles von dir?

Ich :kiss: dich ^^
 
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