Kapitel 13 – Eid der Verdammnis
„...und darum denke ich nicht nur, dass wir die Seelen befreien sollten, sondern habe sogar den Auftrag bekommen, es zu tun.“
„Wenn man das so interpretieren will, zumindest.“
„Ist ja gut, Zweiter, ich kann mir schon eine Meinung bilden. Hm...“
Der Meister reibt sich das Kinn. Wir sind bald bei den Ruinen angekommen; die Erklärung meiner Bedenken und Deckards sowie Tyraels Ansichten dazu hat ein wenig gedauert.
„...ich weiß einfach nicht. Die sind aus gutem Grund hier unten. Es geht mir nicht in den Schädel, dass sie irgendwelche Erleichterung verdient hätten, und ich versuche krampfhaft nachzuvollziehen, warum du so denkst, aber ich schaffe es nicht. Du hast Mitleid mit irgendwelchen Leuten, die du nicht kennst, von denen du aber weißt, dass sie grauenhafte Dinge getan haben...hilf mir, Golem. Warum?“
Ich lasse die Schultern hängen.
„Wie ich wieder und wieder gesagt habe...es ist doch völlig egal, wie viel sie sich zu Schulden haben kommen lassen, ich verabscheue Folter dennoch, aus Prinzip, und ich will nicht tolerieren, dass die Hölle eine unendliche Strafe anwendet, die wir aufheben können – und wozu wir vollste Autorität haben.“
Der Meister seufzt.
„Golem...deine Prinzipien wirklich in Ehren...ach, weißt du was? Eigentlich ist es mir egal. Ich hege keinen persönlichen Hass auf diese Seelen. Wenn du willst, dann schicke sie halt in den Abgrund. Selber werde ich sicher keinen Finger mehr an sie legen, aber dein Körper sollte das ja mittlerweile locker aushalten. Und wenn sie nicht reden, umso besser, dann weiß ich wenigstens nicht, ob ich hier gerade einen Kinderserienmörder davonkommen lasse.“
Ich lächle innerlich.
„Danke, General.“
„Sind deine Finger, die du dir verbrennen wirst...“
Wir sind bei den Steinspitzen angekommen; sie formen ein Feld voller Hindernisse, dahinter liegt ein zerstörtes Gebäude, von dem nur noch die Grundmauern stehen. Wir müssen mitten hindurch, da die schwebende Ebene hier einen Engpass hat.
Nervös blicke ich nach oben. Nein, es warten keine Klippenspringer oben auf den Spitzen...
Wir winden unseren Weg durch die gezackten Obsidianfelsen. Es ist, als wären Finger eines Vulkantitanen aus der Erde geschossen und hier erstarrt. War das ein Rascheln, das ich hörte? Ich drehe mich schnell um, aber es ist Nichts zu sehen. Das diffuse Licht, welches ohne bestimmte Quelle zu sein scheint, wirft unnatürliche Schatten überall hin.
„Golem?“
„Nichts...die Gegend macht mich nur sprunghaft.“
„Kann ich gar nicht nachvollziehen...“
Die Wächter haben einen engen Ring um den Meister geschlossen. Er ist auch sehr vorsichtig. Ein Magier geht direkt neben ihm...
Bereit, als Rüstung zu dienen.
Das wird es sein. Ich blende nach und nach alle Fußstapfen aus, um vielleicht etwas Übriges zu hören...ein weiteres Rascheln? Aber es tut sich Nichts. Vielleicht werde ich nur paranoid. Ich denke, das kann man mir nicht verübeln.
Doch, kann man. Behalt deine Gedanken für dich.
…
Die Steinspitzen sind hinter uns...die vielleicht einen Meter hohen, halb abgerissenen Wände der Ruine erwarten uns. Es gibt eine türfreie Öffnung direkt vor uns, eine gegenüber.
Langsam gehe ich hinein. Es ist recht dunkel hier drin.
„Golem, ein wenig schneller. Ich will nicht den ganzen Tag hier drin verbringen.“
Dann beschleunige ich meine Schritte eben etwas, ist mir ganz Recht...
Aber ich halte sofort wieder an, als ein unüberhörbares Räuspern von der Seite kommt.
Ich fahre herum. Auf einem Stein sitzt mit überkreuzten Beinen ein Ritter der Verdammnis. Er ist im Schatten, aber...seine Rüstung ist doch nicht wirklich dunkelrot?
„Seid gegrüßt, General. Ich wusste doch, dass Ihr Euch von einer leichten Wegänderung nicht narren lässt.“
„Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder? Du willst mir nicht erzählen, dass du der Gleiche bist, den wir schon einmal zur Hölle...besser, zu einer tieferen Hölle geschickt haben?“
Das gerüstete Skelett hebt entschuldigend die Arme.
„Das muss ich nicht erzählen, das ist evident. Man war beeindruckt davon, dass ich Euch überhaupt Probleme bereiten konnte, also habe ich eine weitere Chance erhalten, Ähnliches zu versuchen. Ist das nicht nett von meinen Vorgesetzten?“
Der Meister tritt neben mich, zwei Wächter zwischen dem Ritter und ihm. Seine Stimme ist so trocken wie die Umgebung.
„Sehr lieb von ihnen, ja. Ich gehe davon aus, dass das hier ein Hinterhalt ist?“
Knochenhände eignen sich auch behandschuht nicht zum Klatschen, aber der andere versucht es trotzdem.
„Ihr seid ein wirklich guter Gegner. Andere wären zumindest verärgert, in eine Falle getappt zu sein, Ihr hingegen...genervt. So viel Selbstvertrauen. Mal sehen, ob ich diesmal eine Delle hinein schlagen kann. In Eueren Golem werde ich das ja nicht mehr schaffen. Eine Schande, dieser neue Körper, wenngleich zugegebenermaßen unerwartet. Unser Duell letztes Mal war sehr...erfrischend.“
Der Kerl ist so unglaublich gefährlich...er weiß genau, was er tut. Der Meister täte gut daran, nicht ganz so entspannt aufzutreten.
Ja, das hier ist schließlich kein Kaffeekränz...
Das war ein Rascheln!
Ich fahre herum, reiße den Arm hoch und fange ein Schwert damit ab, das fast den Meister sauber geköpft hätte. Er zuckt zusammen, als Funken nicht weit von seinem Hals entfernt sprühen. Der Ritter, der sich angeschlichen hat, lässt fast sein Schwert fallen, so hart hat er auf meinen unnachgiebigen Stein geschlagen. Meine andere Hand schießt vor, packt ihn an der Kehle und bricht sie durch. Er verbrennt zwischen meinen Fingern.
Der Meister zittert leicht, bemüht sich aber nach Kräften, ruhig zu bleiben. Seine Stimme ist leider auch nicht ganz ruhig, was ihn verrät.
„Das war aber...nicht besonders höflich jetzt.“
Unser tückischer Gegner steht auf, schulterzuckend.
„Wir müssen hier keinen solchen Regeln gehorchen, oder? Ich bemühe mich ja, zivilisiert aufzutreten, aber gewinnen will ich doch. Um ehrlich zu sein, ich hätte es schade gefunden, wenn dieser bestimmte Plan aufgegangen wäre; sich im Rücken derart ungeschützt zu lassen...sträflich, General! Gut, dass Euer Golem gute Ohren zu haben scheint, wenngleich ich sie gerade nicht sehe. Na ja...“
Er zieht sein Schwert.
„...dann lasst uns doch etwas Spaß haben.“
Eine Steinsäule fällt donnernd vor dem Eingang nieder. Der Weg zumindest ist versperrt...da klettern meherere Gegner über die niedrigen Wände. Könnten wir vielleicht auch...aber nicht, wenn wir gleichzeitig von ihnen beharkt werden. Durch die andere Öffnung in der Ruine strömt ebenfalls ein Kontingent von Rittern. Wir sind umzingelt. Der Meister flucht halblaut. Doch nicht ganz so entspannt.
Nach der Aktion gerade nicht.
…
Gut gemacht, übrigens.
Ich würde mich mehr über das Lob wundern – verdient, wie es ist – aber es gibt ordentlich zu tun.
Eine Sache zunächst: Wirf doch die proto-Bombe in deinen Händen in die ungefähre Richtung der dichtesten Gegnermasse, dann gibt es gleich gar kein Problem mehr.
Das ist eine gute Idee, irgendwie. Schnell huscht mein Blick über die Reihen der Feinde, um herauszufinden...
Tragen die alle Armbrüste?
„General...!“
Dutzende Bolzen fliegen gleichzeitig los. Der Meister hat das auch kommen sehen, immerhin sind auch in seinem Sichtfeld Gegner...schnell greift er nach dem Magier neben sich. Aber zu spät. Die Wächter halten Einiges aber, aber ein Geschoss landet in seinem Bein, eines in seiner Schulter, und zwei prallen, dem Himmel sei Dank, an Helm und Rüstung ab. Er stolpert auf ein Knie.
Das ist nicht tödlich...verdammt, er hat Schlimmeres erlebt, bloß nicht irre machen lassen. Ich werfe die Leiche, jetzt sind die Gegner auch noch besonders exponiert!
„Du kannst eine ganze Gruppe sprengen!“
Er wendet mir hastig seinen Kopf zu. Seinen Kopf überzieht eine dicke Schweißschicht.
„Mein Mana...ist weg...“
Dieser Bastard!
Das ewige Grinsen auf dem Gesicht des Skelettritterhelden scheint hämisch zu werden. Die Hälfte der Gegner lässt ihre Armbrüste fallen und zieht ebenfalls Schwerter. Die Schlacht bricht aus.
Der Meister wird ständig von Bolzen beharkt. Er versucht, die Wächter so gut es geht blocken zu lassen, aber es sind zu viele Schüsse...er muss ständig selbst blocken, und das ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Gut, dass der Knochenhelm zu halten scheint. Einen hässlichen Kratzer an der Wange kann der aber nicht verhindern...und das ist nur der Anfang. Da die Wächter so beschäftigt sind...und wir ein Skelett weniger haben...könnte das sehr schnell sehr haarig werden.
Und ich bin unerfahren im Kampf mit diesem Körper. Hilft Nichts.
Lass mich.
Sehr gerne. Ich konzentriere mich auf die Umgebung; hat unser viel zu schlauer Widersacher noch mehr Asse im Ärmel? Scheint nicht so, die Situation ist schlimm genug. Der Zweite stürzt vor, nimmt sich einen Ritter vor, ignoriert dessen Schlag und zerschmettert seinen Schädel. Ich muss dem Meister da Recht geben, richtig nützlich sind die Krallen da nicht...
Gegen Untote nicht, aber er hat ja zum Glück dafür gesorgt, dass unsere Faust sich trotzdem gut schließen lässt.
Und der haben sie nicht viel entgegen zu setzen. Schon der vierte Gegner fällt unter unseren Schlägen...
Da steht der Rote vor mir, und der Zweite weicht das erste Mal in diesem Gefecht einem Schlag aus.
Kein Grund, ein Risiko einzugehen.
Wahre Worte.
„Na, Golem, da schafft ihr es doch einmal wieder, mich zu überraschen. Mit einer neuen Form für dich hatte ich nicht gerechnet. Wird es doch wieder ein Duell!“
„Tut mir ja sehr Leid.“
Der Zweite setzt mächtige Schläge an, wohl wissend, dass ein schneller Konter von ihm, egal, wie sehr er seine Klinge aufheizt, uns nicht viel ausmachen dürfte; eine etwas andere Situation als beim letzten Mal...und im Gegenzug können wir ihm sicher ernsthaften Schaden machen, wenn wir denn mal treffen.
Aber er ist sehr geschickt darin, auch die Defensivrolle zu spielen...der Zweite leistet gute Arbeit darin, die Richtung und Art seiner Schläge zu variieren, aber unser Gegner blockt blitzschnell. Er steht wie eine Wand, und der Zweite wird frustriert, das merkt man. Wir sind einfach nicht agil genug als Steingolem, um etwas ausrichten zu können.
Verlier bloß nicht die Konzentration!
Gib mir...keine Ratschläge...
„Ach, und Golem?“
Ein mächtiger Hieb von uns gleitet, vom gekrümmten Schwert des Ritters abgelenkt, funkensprühend ab.
„Auch noch Zeit für eine Unterhaltung?“
„Nun...“
Sein Schwert zischt vor, trifft uns an der Flanke; eine gewohnte Taktik, auf die der Zweite nicht hätte hereinfallen sollen. Aber immerhin nehmen wir kaum Schaden...wobei tatsächlich ein gezacktes Stück Stein aus mir fällt. Wenn er so weitermacht...wir sind nicht besonders dick!
Ist mir bewusst!
„...ich hatte mich nur gewundert, als ich etwas Zeit zum Nachdenken hatte...warum hast du eigentlich deine Stimme gewechselt, als du mich letztes Mal vernichtet hast?“
Dem fallen Dinge auf...du hättest es nicht sagen sollen!
Wer soll denn ahnen, dass er sich so etwas merkt – und zurückkommt? Lass dir was einfallen, ich hab hier...gah...gut zu tun.
„Wie du ja auch eine Fassade der Höflichkeit aufsetzt, wenn du mit uns umgehst, mache ich das auch, wenn ich mit anderem umgehe, und gebe mir eine normale Stimme. Üblicherweise ist sie etwas...dunkler.“
„Soso.“
Wir tauschen stumm wieder ein paar Schläge aus.
„Dennoch...“
Finte!
Ja!
Der Zweite hält sich gerade noch davon ab, auf sie hereinzufallen, und blockt den Konter.
„...Golems haben zwar keine Seele, aber mir ist, als würde ich ein Echo spüren. Eines, das von zwei Quellen ausgeht.“
Der lügt doch wie gedruckt. Wo Nichts ist, kann nichts echoen.
Wenn ich da an Natalyas Lektionen denke...will er uns vielleicht nur aus der Reserve locken.
„Das ist doch völliger Humbug. Du saugst dir etwas aus den Fingern, und wie bei deren Zustand zu erwarten, hat es nicht viel Substanz.“
„Aha?“
Ein weiterer schneller Schlagabtausch, während dem er stumm bleibt, offensichtlich auf seine Hiebe konzentriert. Dann kommen er und der Zweite wieder in einen Rhythmus aus Attacke und Parade, wobei er nach jeder einen Satzfetzen anbringen kann.
„Ich bezweifle nur...dass du in der Lage bist...so gut zu kämpfen...und gleichzeitig ohne zu Stocken...mit mir zu reden.“
Ach, da soll mich doch...
Du hast dich zum Narren halten lassen!
Als ob du den Trick gemerkt hättest!
Ich bin nicht hier, um zu denken, sondern um zu kämpfen! Und jetzt bringen wir ihn einfach zum Schweigen!
„Sprich doch...mit meiner Faust!“
Der Zweite holt zu einem Haken aus, lässt den Arm mit voller Wucht hochsausen...und der Ritter weicht zur Seite aus. Aber er begnügt sich nicht damit, dreht sich weiter, bekommt Schwung, und...wir sind zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen...
Mit voller Wucht trifft uns sein Schwert in die Seite...und ein Krachen ertönt. Entsetzen erfüllt mich, als ich spüre, wie Teile aus mir herausbröckeln...er hat einfach ein Loch in mich geschlagen! So ein Hieb hätte nur eine Delle im Eisenkörper hinterlassen, aber der Stein...zerbricht einfach.
Und die Risse pflanzen sich fort...der Zweite blockt hastig den nächsten Angriff, was mehr Substanz herunterfallen lässt. Ich bemerke, wie Panik in mir aufsteigt, als die Ränder meines Sichtfeldes sich verdunkeln.
„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was du mir damit sagen wolltest, Golem...“
Seine freie Hand schießt vor, er packt ein vorstehendes Stück meiner selbst, und reißt...und ich zerfalle in zwei Teile. Mein Oberkörper kippt nach hinten, prallt auf dem Boden auf, und kurz darauf umfasst mich Schwärze. Nein...
Der Meister kniet vor mir, schweißgebadet.
„Dreh dich um, jetzt!“
Sofort tue ich wie geheißen...und ein Schwert zerschmettert meine rechte Schulter. Das heißt, sie würde zerschmettert werden...wäre sie nicht aus Metall.
„Doch noch genug Mana zusammengekratzt, General?“
Mein rechter Arm ist bewegungsunfähig...gut, dass ich den linken bevorzuge.
Du vielleicht, aber ich nicht! Das ist jetzt deine Aufgabe!
Oh, verdammt...
Gerade so fange ich einen Hieb ab, der mir fast den anderen Arm abgetrennt hätte...denn die Klinge ist wieder glühend heiß. Meine eigenen Schwerter sind jetzt gekrümmt, der Meister muss sie aus denen gefallener Feinde erschaffen haben.
Linker Fuß mehr vor – Winkel ändern, so bricht er deine Verteidigung! Tritt einen Schritt zurück, der Meister ist weit genug hinter dir dafür!
Hektisch setze ich die Ratschläge des Zweiten um, aber schnell stelle ich fest, dass das so Nichts wird. Ich reagiere zu langsam, weil ich eigene Ideen habe. Nein, sei still, das ist mein Kampf, den muss ich alleine gewinnen.
Wir sind verloren.
Verbissen stürze ich mich in das Duell. Der Ritter ist etwas zögerlich – er will Nichts riskieren, scheint es. Die Tatsache, dass der Meister noch lebt – und Zeit hatte, einen Trank zu trinken oder auf natürliche Regeneration zu warten, um mich zu beschwören – beweist, dass das Gefecht zwischen Skelettarmee und -rittern nicht zu unseren Ungunsten ausging. Wenn ich lange genug durchhalten, bekomme ich vielleicht sogar Unterstützung. Die gleich geschmiedeten Schwerter prallen wieder und wieder aufeinander, und schnell bemerke ich, wie viel besser sich mein gewohnter Körper anfühlt in einer derart haarigen Situation...es kommt mir fast so vor, als hätte ich eine Chance. Der Zweite ist definitiv ein besserer Schwertkämpfer als ich, aber so weit unterlegen bin ich ihm nicht. Was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass quasi mein ganzes Wissen über Kämpfe von ihm kommt.
Und, das muss ich auch bedenken, er hat eigentlich nicht viel mehr Erfahrung mit diesen Waffen als ich – immerhin sind seine bevorzugte die Krallen!
Werd nur nicht überheblich.
Ich brauche jetzt jedes bisschen Selbstvertrauen, das ich zusammenkratzen kann, verdammt!
„Du lässt nach, Golem...“
Ein fast schon höhnischer Schlag streift meinen Hals; meine Kopfbewegung wird eingeschränkt, als das Gelenk kurz anschmilzt.
„...aber weniger, als der Wechsel auf den anderen Arm verursachen sollte. Bist du zum Linkshänder mutiert?“
Ja, jetzt hat er genug Zeit, sich in ganzen Sätzen mit mir zu unterhalten! Ich hingegen bleibe einfach komplett stumm, meine volle Konzentration ist gefordert.
Wieder diese Finte...oder? Blitzschnell vergleiche ich die Muster in meinem Kopf...nein, das ist der Trick. Ich trete einen Schritt vor. Er ist darauf überhaupt nicht vorbereitet, stolpert leicht, und bevor er sich – immer noch sehr schnell – wieder fängt, lande ich einmal einen Treffer. Es kostet ihn nur zwei Skelettfinger an der freien Hand, aber jetzt gibt er sich nicht mehr überlegen.
Was schlecht ist für mich – je mehr Mühe er in seine Angriffe steckt, desto schwerer tue ich mir. Und ja, jetzt bin definitiv ich wieder in der Defensive. Ganz gelegentlich kann ich einen Angriff versuchen, und bemühe mich, so unberechenbar wie möglich zu sein – weil nur das ihn davon abhält, die sich dabei definitiv ergebenden Gelegenheiten erbarmungslos auszunutzen.
Sein Schwert zischt herab...ich hebe meines gerade rechtzeitig...und er nimmt seine zweite Hand zu Hilfe, um meinen Widerstand zu brechen. Mit aller Kraft halte ich dagegen, aber ich spüre, wie ich den Halt verliere, weil er kurz davor ist, mich einfach umzuschubsen. Womöglich auch noch auf den Meister, wenn der nicht mittlerweile weggekrabbelt ist.
Nicht mehr lange, und...
Da lässt der Druck etwas nach. Sein Kopf zuckt kurz, überrascht, da intensiviert er seine Bemühungen. Aber ich halte wieder stand.
Über ihm sind gelbe Fäden aufgetaucht. Oh, Danke, Meister! Wie er selbst gesagt hat, der Fluch kostet nicht viel Mana...
„Gut gedacht, General, aber ihr hättet Euer Mana lieber sparen sollen. Ich weiß zufällig, dass der Schwächen-Fluch nicht allzu lange anhält.“
Er bemüht sich, meinen Arm weiter unter Kontrolle zu halten, offensichtlich darauf wartend, dass der Fluch abklingt. Ich kann ihn im Geiste die Sekunden zählen sehen...
Jetzt!
Mit voller Wucht wirft er sich gegen mich...um festzustellen, dass seine Kraft tatsächlich nicht zurückgekehrt ist, wie er erwartet hat.
Ich reiße den Arm zu Seite und werfe ihn zu Boden, seinen ohnmächtigen Schwung ausnutzend. Er purzelt in den Staub. Schnell setze ich nach...
Nein, nicht so...!
Sein Schwert schießt hoch, immer noch geschwächt, aber es dringt durch meine Hülle wie ein heißes Messer durch Butter. Es fährt mir von unten zwischen die Beine, schräg in meine Lenden, und ich breche zusammen.
Ach zur Hölle, du hattest ihn schon, warum...gah, du hast Alles ruiniert!
Es...oh Gott, es tut mir so Leid...
Der Rote springt auf. Der Fluch ist verschwunden, und der Meister hat offensichtlich keine Reserven mehr. Langsam tritt unser Gegner auf ihn zu.
„Wären unsere Truppen nicht derart ersetzlich, könnte man das fast als extrem kostenträchtigen Sieg sehen. So...ist es nur ein absoluter Sieg. Ihr habt Euch teuer verkauft, aber es endet hier, General.“
Der Meister steht wieder. Er hat es offenbar geschafft, einen Heiltrank zu trinken; noch ist er nicht geschlagen. Aber der Manamangel erschöpft ihn sichtlich, und was soll er mit seinem Dolch und Schild gegen einen nahezu ungeschwächten Ritter der Verdammnis, Held noch dazu, ausrichten...
„Ganz so leicht bekommst du mich nicht.“
Ein Magier tritt neben den Meister. Er ist das letzte Skelett, das noch übrig ist; ja, das war ein sehr knappes Gefecht zwischen unseren Truppen. Der Meister legt ihm eine Hand auf die Schulter, und es zerfließt, seinen Arm hoch, umgibt seinen Oberkörper, die Hüften und hinunter bis zu den Knien. Die Knochenrüstung bildet kleine Dornen aus.
„Ihr hättet das Skelett lieber behalten sollen, General. Ich bezweifle, dass diese Rüstung viel ausrichten wird.“
„Etwas mehr als einen einzigen Schlag wird sie schon abfangen...was genau das ist, was ein Skelett bewirkt hätte. Gehe ich nicht Recht in der Annahme?“
„Das könnte fast stimmen.“
Plötzlich schießt der Gegner vor, packt schlicht den Schild des Meisters, zieht ihn etwas zur Seite und stößt das Schwert vor. Schock packt mich, als ich sehe, was passiert.
Der Meister stolpert zurück, die Knochenrüstung zersplittert und löst sich in Staub auf, der zu Boden bröselt. Er ist mit dem Rücken zur Wand.
Ich versuche verzweifelt, mich aufzurichten. Der Ritter deutet mit seinem Säbel auf mich, und ich erstarre.
„Keine Späßchen, Golem. Du warst ein guter Gegner, darum darfst du das Ende deines Meisters mit ansehen, aber wenn du irgendetwas versuchst, dann ist er sofort Geschichte. Das gilt auch für Euch, General. Ich werde spüren, falls Ihr ein Skelett hinter mir beschwört. Und ich stehe bewusst von jeder Leiche weit genug weg.“
Der Meister reibt sich die Brust, eine Grimasse schneidend.
„Ach, willst du etwa noch ein Pläuschchen mit mir halten? Lass mich raten...schließ dich uns an, und du musst nicht sterben oder ähnlich vergiftete Verlockungen?“
„Nein, nein, so banal nicht – ich erwarte von Euch gar nicht, dass Ihr freiwillig auf unsere Seite tretet. Das als Möglichkeit in Betracht zu ziehen war dumm von Mephisto, und ist dumm von meinem Rivalen.“
Was? Welcher Rivale?
Ich...weiß nicht, was...
„Tatsächlich werde ich Euch schlicht töten, denn als lebender Mensch in der Hölle seid ihr einfach zu gefährlich. Als Seele hingegen...und ich bin mir ganz sicher, dass diese Seele bei uns landen wird...haben wir vollste Kontrolle. Besser, habe ich vollste Kontrolle, immerhin werde ich es gewesen sein, der Euch gefällt hat. Seid unbesorgt; ich weiß, was ein Diener wie Ihr wert sein kann.“
Der Meister wirft einen Blick auf das Jade-Tan-Do in seiner Hand, dann auf das Schwert in den Skelettfingern seines Gegners.
„Meine Seele gehört dir, wenn du mich tötest, hm?“
Schnell hebt er den Kris an seine Kehle.
„Wenn ich mich aber selbst töte, hast du keinen Anspruch. Keinen Schritt weiter, das schaffe ich schon noch, bevor dein Schwert mich durchbohrt.“
Der Andere zögert...dann senkt er die Waffe und nickt.
„Bravo. Mir wurde immer gesagt, dass ich zu viel rede, und Ihr habt es ausgenutzt; das...versetzt uns natürlich in eine unangenehme Lage. Ein Patt, sozusagen. Wie sollen wir diesen denn auflösen, sagt es mir?“
Der Meister grinst.
„Nun, da du ja so gewieft bist...wirst du es sicher noch einmal schaffen, mich zu überlisten. Also lass mich jetzt gehen, und versuch es erneut; sogar mit dem gleichen Körper, den du jetzt hast, dann brauchst du keinen neuen erbetteln wie letztes Mal. Das erhält dir deine Chance.“
Es geht doch Nichts über Respekt auch zwischen Feinden.
Du hast Respekt vor dem?
Er hat wohl mehr Gedanken an einen Sieg über uns verschwendet als jeder andere Gegner bisher.
„Kein so schlechtes Angebot, wie ihr vielleicht denkt, General, aber das Problem ist, dass Ihr nun wisst, welches Druckmittel Ihr gegen meine persönlichen Karrierepläne in der Hand habt; bei unserem nächsten Treffen, sofern ich Euch nicht töte, ohne Euch eine Chance zu reagieren gebe, könntet Ihr das einfach wiederholen.“
Der Meister zuckt mit den Schultern.
„Tja, mehr Optionen habe ich nicht zu bieten.“
„Denkt nach, mein werter Gegner; denn ich bin mir sicher, dass Euere Gedanken ohnehin genug am Rasen sind mit Ideen, wie Ihr aus dieser unangenehmen Situation entkommen könnt. Und ich bin nicht bereit, länger das Risiko einzugehen, dass Euch etwas einfällt. Zehn Sekunden, dann seid ihr tot, ob durch meine Hand oder nicht, ist dann egal.“
Die Sekunden ticken. Der Meister knirscht mit den Zähnen.
Lass mich etwas sagen. Aber versprich mir hoch und heilig, mich nicht zu unterbrechen.
Das...kann nicht gesund sein...
Fünf...vier...
Tu es! Es ist ohnehin egal!
„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.“
Beide sehen mich an.
„Du willst, dass der Meister Euch zu Diensten ist; der Meister will sein Leben nicht aushauchen. Ich sehe da eine einfache Möglichkeit, Meister: Schwört ihm Treue. Die Hölle hat sicher Möglichkeiten, einen solchen Eid bindend zu machen. Somit hast du einen Diener, und der Meister kann überleben.“
Bist du des Wahnsinns?
Es gibt keine andere Möglichkeit.
Aber...die Hölle...nein!
Der Meister...überlegt.
„Das ist nicht wirklich, was ich als günstiges Ende sehe für diesen Patt. Immerhin bin ich der größte Gegner der Hölle...ich will ihr garantiert nicht helfen.“
„Eine gute Idee ist es trotzdem. Sehr schön, Golem...oder wer auch immer gerade spricht. General, ich kann Euch diese Möglichkeit etwas versüßen. Ihr seid ganz offenbar der Idee nicht völlig abgeneigt; sonst hättet Ihr Eueren Golem dafür verlacht, sie vorgebracht zu haben, und deutlicher widersprochen. Stellt Euch also einmal nur vor, Ihr würdet mir Treue schwören; ich verspreche, dass es Euer Schaden nicht sein wird. Ich werde Euch viele Freiheiten lassen. Und ich bin nicht dumm. Sicher, wenn man Euere bisherige Geschichte bedenkt, werdet Ihr nicht plötzlich zum treuesten Diener der Unterwelt werden. Ihr werdet Pläne schmieden, wie Ihr den Eid loswerden könnt. Im Geheimen versuchen, die Vorgänge der Hölle zu sabotieren. Da werdet Ihr sicher zustimmen?“
Der Meister runzelt die Stirn.
„Wenn der Eid mich wirklich bindet...“
„Gebt es zu.“
„In diesem hypothetischem Fall...ja.“
„Fein! Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, weil man davon nicht viel erfährt in meiner Position. Wie gesagt...es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass Ihr versuchen werdet, mich zu verraten. Das ist ganz nebenbei auch völlig üblich hier unten. Solange Ihr Euch auch klar seid, dass ich jeden Versuch schwer bestrafen werde, können wir dennoch hervorragend zusammen arbeiten, so läuft es eben. Normalerweise ist das eine unausgesprochene Vereinbarung, aber ich will mit Euch offen sein. Wir werden gut miteinander auskommen, wenn wir ehrlich zueinander sind.“
Der Meister hebt die freie Hand.
„Du tust gerade so, als hätte ich bereits zugestimmt.“
„Das werdet Ihr aber, oder?“
Der Meister beißt sich auf die Unterlippe.
Na komm schon.
Du...nein. Ich hätte dich niemals reden lassen sollen.
Ich habe nur eine möglichkeit aufgezeigt. Das ist nun seine Entscheidung. Aber es gibt eben eine richtige...und eine falsche.
„General, du willst doch nicht wirklich auch nur darüber nachdenken!“
Der Blick des Roten schießt zu mir.
„Schau an, Golem. Ich hatte eigentlich nur ins Blaue geschossen, als ich meinte, in deinem Körper würden zwei Seelen wohnen...das war Unfug, du hast keine Seele. Aber ich scheine mich erneut nicht geirrt zu haben; das musst du mir sehr genau erklären, sobald dein Meister sich mir angeschlossen hat...“
Dieser sieht mich traurig an.
„Golem, natürlich denke ich darüber nach. Der Zweite hat nämlich Recht. Und, so Leid es mir tut, dieser Mistkerl auch. Ich könnte einfach Alles wegwerfen...oder mir eine Chance erhalten, noch irgendwie auszubrechen. Das mache ich jetzt wirklich nicht gerne...aber ich nehme an.“
„Nein!“
„Ich gratuliere zu dieser Entscheidung.“
„Sag nicht zu viel, Zweiter, sonst überlege ich es mir doch noch einmal anders. Also...was soll ich tun.“
Er kann doch nicht...was die Hölle mit ihm an ihrer Seite an Schaden anrichten könnte!
„General! Denk doch nach! Wenn dieser Kerl dich benutzt...was du tun müsstest für ihn...“
Er beißt die Zähne zusammen und sieht mich finster an.
„Dessen bin ich mir bewusst. Dass es leicht wird, denke ich auch nicht. Und...ich würde dir das gerne ersparen. Der Zweite hat sicher kein Problem mit dieser Aufgabe. Wenn du willst, werde ich in Zukunft versuchen, nur den Zweiten zu erschaffen. Das heißt nicht, dass du für immer verschwunden wärst...nur so lange, bis ich mich entscheide, dich wieder zurückzuholen. Wenn ich aus dieser Sache entkommen bin. Das würde dir eine Menge ersparen.“
„Und wenn du es nie schaffst? Nein! Ich...“
„Willst du dir nicht auch die Chance erhalten, weiterzuleben? Du hängst doch an deinem Leben...“
Der Ritter unterbricht uns.
„Ihr könnt gerne noch weiter diskutieren, es amüsiert mich. Aber kniet Euch doch schon einmal hin und legt den Dolch weg, General. Wir müssen hier etwas Vertrauen schaffen. Ihr wisst, dass Ihr für mich lebend weitaus mehr wert seid als tot. Ich werde Euch Nichts tun, solange Ihr den Eid nicht geschworen habt, und danach natürlich auch nicht. Entledigt Euch auch Euerer Rüstung.“
Stumm beginnt der Meister, den Anweisungen Folge zu leisten. Er...gah!
„General, ich will auch nicht sterben, aber es gibt doch Schicksale, die schlimmer sind als der Tod!“
„Ich weiß, ich sehe genug davon um mich herum. Deswegen würde ich dir diese auch ersparen wollen.“
„Was, wenn du dir deine Menschlichkeit nicht behalten kannst? Wenn du zum treuen Diener der Hölle wirst, weil sie dich auf die Dauer verdirbt?“
„Hast du Angst, dass das passieren wird? Ich glaube an meine Willensstärke...“
Der Ritter tritt ein Schwert eines gefallenen Dieners zum Meister.
„Ritzt Euch ein Pentagramm auf die Brust. Es muss nicht tief sein.“
Der Meister schluckt und setzt die Spitze auf seine Haut. Meine Stimme beginnt sich zu überschlagen – ich verliere die Kontrolle über meine Panik, aber ich habe schlimmere Sorgen.
„Du hast diese Willensstärke doch erst vor Kurzem gefunden – durch mich! Wie oft hast du gesagt, dass du mich als Stütze brauchst?“
Er beginnt zu schneiden, die Augen geschlossen und der Kiefer verkrampft.
„Du traust mir das nicht zu? Zurecht, vielleicht. Aber das Risiko...muss eingegangen werden. Ich warte noch auf deine Entscheidung.“
Ich...ich kann das nicht...
...ich muss aber.
„Egal, was du tust, ich bleibe an deiner Seite!“
Na super.
Der Meister lächelt.
„Danke, Golem. Das gibt mir viel. Ich bin unglaublich froh, dass du auch in einem solchen Moment zu mir stehst. Und das lautstark preisgibst.“
„Was meinst du mit...“
Ein Schwert klappert zu Boden. Kurz darauf ein zweites.
Der rote Ritter der Verdammnis hat sich in Flammen aufgelöst, ein Skelett steht hinter der Stelle, wo er gerade noch stand, die Waffe noch so gehalten, wie es ihn gerade geköpft hat.
„...Himmel...wie?“
Der Meister presst die Hand auf die Brust, den Schnitt darauf bedeckend, lehnt seinen nackten Oberkörper an die Wand und atmet heftig durch. Die unglaubliche Erleichterung, die ich spüre, zeigt er jetzt auch.
„Oh, Golem...ich konnte kein neues Skelett erschaffen, ohne dass er es merkt...aber eines hatte ich noch übrig...“
Ich bringe keinen Ton heraus, also übernimmt das der Zweite.
„Es ist das Skelett, mit dem Ihr die Treppe markiert habt.“
„Du sagtest ja, die ist nicht mehr weit weg...und du könntest dich bemühen, etwas weniger enttäuscht zu klingen. Himmel, du gibst dir wirklich viel Mühe, mich immer wieder daran zu erinnern, was für eine Schlange mein Freund hier eigentlich beherbergt.“
„Stets zu Diensten...Meister.“
Langsam finde ich zu klaren Gedanken.
„Das...war unglaublich knapp...und es tut mir Leid, dass ich das fragen muss, aber...wenn du das Skelett nicht gehabt hättest, hättest du es wirklich getan?“
Der Meister betrachtet kurz seine blutverschmierte Hand, dann zieht er bedächtig seine Rüstung wieder an, ohne den Schnitt zu heilen.
„Weißt du, Golem, ich war mir bis zum Schluss nicht sicher, ob mein Krieger es rechtzeitig schafft, ob wir ihn lange genug hinhalten können.“
Ein dunkles Gefühl erfüllt mich.
„Du meinst...“
„Sagen wir so...ich wäre bereit gewesen, mir die Kehle durchzuschneiden, wenn der Zweite ihn nicht mit seiner Idee zum Nachdenken gebracht hätte. Das hätte ich danach nicht mehr gekonnt, weil ich ihm ja gehorchen und den Dolch weglegen musste. Spätestens da hatte ich keine Wahl mehr und habe Alles darauf gesetzt, dass du laut genug protestierst, damit er nicht hört, wie das Skelett über die Mauer klettert.“
Warum frage ich weiter?
„...und davor?“
Er seufzt.
„Du gibst also nicht auf? Lass es mich so formulieren: Du hast unverrückbare Prinzipien, und ich bewundere dich dafür. Ich habe ebenfalls welche, und ich bin bereit zu sterben, wenn ich keinen Ausweg sehe, der sie nicht völlig zerstört. Andererseits hänge ich so an meinem Leben, dass ich einen Ausweg dann gerne ergreife, wenn er zumindest eine Möglichkeit bietet, dass diese Prinzipien nicht zerstört werden. Klar?“
„Das ist ein gefährlicher Gedanke, General...“
„Ich weiß, aber wir gehen einen gefährlichen Pfad. Mir wäre es lieber, wenn wir so schnell hier heraus kommen, dass sich solche Fragen nie wieder stellen – auch, wenn das sicher nicht das letzte Mal war, dass wir diesen Kerl gesehen haben...“
Die rote Rüstung liegt wie eine Warnung da.
„Ich fürchte auch fast...“
„Warum hast du eigentlich diesmal gegen ihn verloren?“
„Stein bricht. Metall verbiegt sich. Ich glaube, letztlich ist das Experiment gescheitert. Die Form ist zu langsam.“
Er nickt.
„Dann...bleiben wir bei Metall, vorerst. Nicht, dass ich im Moment groß anderes Material zur Verfügung hatte. Ist das in Ordnung?“
Sein Finger deutet auf die Rüstung. Ich nicke. Kurz darauf stehe ich, wieder völlig in Ordnung, ein paar Schritte weiter vorne. Mein Material ist karmesin.
Die Leiche unseres wiederkehrenden Widersachers wird zu einem Skelett. Der Meister trinkt einen Trank und erschafft weitere Diener. Wir sind wieder unterwegs.
Aber, so Leid mir das tut, es kehrt nicht wieder Routine ein. Ich sehe den Meister mit anderen Augen, einem Blick, der einen Teil Angst enthält, die vorher nicht da war. Um ihn.
Und...vor ihm.