Eigentlich wollte ich ein unhappy, ein wirklich fieses Ende dransetzten, das hätt auch nur noch einige wenige Zeile gebraucht. Aber ich hab schon aus Versehen (hab nicht auf die Zeit geachtet) anderthalb Stunden geschrieben, jetzt will ich fernsehen.
Falls Interesse besteht, füg ich das gedachte Ende noch hinzu.
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Vorsichtig schlich sich der Nekromant durch die brennenden Ruinen der Stadt der Verdammten. Er achtete sorgsam darauf, sich immer im Schatten zu halten, was beim Schein der vielen Feuer nicht einfach war. Die Wasserflasche des Totenbeschwörers war schon seit einiger Zeit leer, quälender Durst peinigte ihn und dicker schwarzer Rauch trocknete seine Zunge aus und erfüllte seinen Mund mit einem ekelhaften Geschmack.
Zum Glück wusste man von seinem Erscheinen und so blieb es ihm erspart sich durch schier endlose Monsterhorden kämpfen zu müssen, die vor ihm liegende Aufgabe würde seine Kraft, sein Können und seinen Willen auch so auf eine harte Probe stellen.
Nach einer Weile befand er sich weitab aller Ruinen, nur die Ebene erstreckte sich ringsumher, ein unendliches Meer aus Schmerz und Leid und Qual und Pein, manifestiert als schwarzer, verdorrter Grund auf dem nichts leben konnte das nicht ebenfalls diesen Gefühlen entstammte.
Endlich hatte er es geschafft. Ein Riss in der verbrannten, toten Erde war das Ziel des Mannes, der erschöpft davor auf den Boden sank. Aus der tiefen Wunde im Fleisch der Erde glomm es rötlich herauf und der Nekromant konnte die heiße Luft spüren, die um sein Gesicht strich.
Der Boden um den Spalt war mit seltsamen Zeichen bedeckt, die der dunkle Mann nicht lesen konnte. Es waren Runen aus einer Zeit, als die Erde noch jung, Menschen noch nicht gedacht und Engel und Dämonen noch ein Fleisch gewesen waren. Die Schriftzeichen bestanden aus ineinander verschlungenen Linien und Kreisen, die sich jedes mal, wenn der Knochenmagier blinzelte, neu anzuordnen schienen. Der Mann stutzte, sah es nicht so aus als würden die Schriftzeichen seinen Namen ergeben, in einer grässlichen Verballhornung? Er versuchte die Zeichen länger im Auge zu behalten und den Blick nicht abzuwenden, damit ihm seine Beobachtung nicht entglitt. Doch die Zeichen schienen seine Absicht
zu ahnen, sie veränderten sich unmerklich. Der Nekromant begann an seinem Verstand zu zweifeln als er sah das sich unter seinem starr auf den Boden gerichteten Blick nicht mehr das befand, was nur Augenblicke zuvor noch dagewesen war. Er hatte die Ebene die ganze Zeit betrachtet, und doch war es den Runen gelungen sich zu verschieben
ohne dass er es bemerkt hatte.
Keuchend riss er sich von dem beunruhigenden Phänomen los, dies musste eine Falle sein um Unbedachte in den Irrsinn zu treiben.
Dem Totenbeschwörer fuhr der Schreck bis ins Mark seiner Knochen, als hinter ihm eine Stimme ertönte, die mehr Donnergrollen als Mittel zur Kommmunikation zu sein schien. Eine eisige, reißende Kälte schien jede Faser seines Körpers erfasst zu haben, alle Muskeln im Körper des Mannes spannten sich krampfartig an und er konnte sich kaum mehr bewegen.
„Gut gemacht, aber das war von euch zu erwarten.“
Schweissperlen traten der Gestalt auf die Stirn, als sie sich steif umdrehte. Vor ihr ragte ein Wesen auf, das Kinder nachts schreiend aus ihren Träumen hochschrecken ließ und dessen Anblick gewöhnlichen Menschen die Augäpfel austrocknete.
Es war der Herr der Hölle selbst, Diablo, der Herr des Schreckens. Die furchterregende Gestalt ragte drei Meter hoch auf, gestützt von zwei mächtigen, muskelbepackten Beinen, deren Füße in drei riesigen Krallen ausliefen, jede so lang wie der Zeigefinger des Nekromanten und so breit wie sein Handgelenk. Der ganze Körper war von feinen roten Schuppen überzogen, die im matten Licht der Hölle unheilverkündend schimmerten. Der Bauch aber war von einer Hornschicht bedeckt, die weiß war wie gebleichte Knochen. Die Arme schienen einen eigenen Willen zu haben, so viele verschiedene Muskelstränge bewegten sich unter der Haut, selbst wenn der Höllenfürst sie ruhig hielt. Die Hände des Ungetüms waren entfernt menschlich - und doch ganz anders. Klauen, an denen die Schreie unzähliger Opfer klebten, verhornte Schuppen, die von getrocknetem Blut überzogen waren und gigantische Pranken, die groß genug schienen um einen menschlichen Kopf mühelos zu zerdrücken waren alles was der Totenbeschwörer sah, bevor er rasch den Blick abwandte.
Und der Kopf... zwei nach vorne gewundene Hörner wuchsen seitlich daraus hervor, das Maul war ein Alptraum aus Zähnen, die Augen loderten von einer grausamen Intelligenz und in der Stirn schließlich... der Seelenstein.
Diablo genoss sichtlich den Eindruck, den er auf den Sterblichen vor ihm machte.
„Nun, Karasir, ich habe euer Geschenk erhalten. Ich muss sagen, bin sehr zufrieden damit.“ Ein im wahrsten Sinne des Wortes teuflisches Lächeln verzerrte die Fratze des Höllenfürsten. „Und nun kommt eure Entlohnung, der Augenblick den ihr euch in euren Träumen sicher schon tausendmal vorgestellt habt.“
Stumm und verbissen nickte der Mann.
„Und was wollt ihr nun als Gegenleistung von mir?“
Karasir sagte es ihm.
später...
„Also abgemacht?“ dröhnte die Stimme Diablos durch die Stadt der Verdammten. „Ja, Fürst Diablo. Und nun lasst uns beginnen.“
Der Herr der Hölle schien amüsiert darüber wie eilig der Nekromant es hatte aus seinem Reich zu verschwinden. Und er begann. Womit, war nicht genau zu erkennen. Er schritt murmelnd zu dem Erdspalt, griff in die Lava und zog einen weißglühenden Gegenstand daraus hervor. Er schüttelte beiläufig ein paar Tropfen geschmolzenen Gesteins ab, die sich noch auf seiner Haut befanden und die zischend kleine Löcher in den Boden brannten. Dann zog er mit seinen Fingerklauen einen Kreis in den staubigen Boden und zeichnete ein Pentagramm hinein, dessen Ecken perfekt auf der Kreislinie zu liegen kamen.
Der glühende Gegenstand, den Diablo aus dem Erdspalt gezogen hatte, entpuppte sich beim Abkühlen als gigantische Schale. Der Herr des Schreckens nahm nun einen riesigen Dolch, stieß ihn sich durch die Handfläche und fing das austretende Blut in der Schale auf, wo es sofort zu dampfen anfing.
Diablo riss sich den Dolch aus der Handfläche als die Schale ungefähr zur Hälfte gefüllt war und begann nun mit dem eigentlichen Zauber. Er trat in die Mitte des Pentagrammes, nahm die Schale in beide Hände und hielt sie vor sich als würde er sie unsichtbaren Mächten darbieten. Nun fing er an Sätze in einer Sprache zu rezitieren wie sie kein Mensch zuvor gehört hatte. Die Laute schienen ein Eigenleben zu haben, sie stiegen aus der Kehle des uralten Wesens und verflochten sich zu Silben, die Silben zu Worten und die Worte zu Sätzen, die im Kopf Karasirs fremdartige Bilder entstehen ließen. Er sah einen unendlichen Raum, erfüllt von nichts als Schwärze. Er sah einen Planeten aus Feuer und Lava, der ihm vage bekannt vorkam. Er sah Geschöpfe, nicht böse, aber so fremdartig, dass eine Kommunikation, ja selbst ein grobes Verstehen des Wesens des anderen niemals möglich sein würde. Und dann sah er, endlich, die Geburt des ersten Engels, des ersten Dämons. Doch die Beschwörung endete und die Visionen verblassten.
Erschöpft setzte der Herrscher der Hölle die Schale ab, sie war gänzlich leer. Schwankend drehte er sich um und bedeutete dem Menschen, zu ihm in die Mitte des Pentagrammes zu kommen. Als der Nekromant neben dem riesigen Monster stand erhob sich ein Sturm, der mit grausamer Wucht um den Schutzkreis herum wütete. Die entfesselten Winde wirbelten so viel Staub auf dass es im Kreis dunkel wurde, da kein Licht mehr von außen hereindrang.
Endlich legte sich der Sturm, und Karasir sah, was er sich in seinen Träumen tausendfach vorgestellt hatte: Das Tor zu einer anderen Welt.
Ein waberndes grünes Loch im Gefüge der Wirklichkeit war erschienen, nicht unähnlich den Stadtportalen, die er selbst oft genug benutzt hatte.
„Geht nun, es bleibt nicht lange offen.“ hallte die Stimme Diablos seltsam hohl wider.
Und Karasir schritt durch das Portal.
Kurz bevor er endgültig in dem grünen Licht verschwand hörte der Totenbeschwörer das Lachen Diablos über die weite Ebene schallen, es klang als würden hunderte gemarterte Seelen ihre Qual herausschreien, doch durch die Magie des Höllenfürsten wurde der Klang zu einem grausamen Lachen pervertiert. Er wollte sich gerade umdrehen um den Dämonenherrscher zur Rede zu stellen, als ihn das Portal mit unwiderstehlicher Macht einsog, das Letzte was er hörte war das abgrundtief böse Gelächter.
Als sich das Portal hinter dem Menschen geschlossen hatte machte der Höllenfürst eine Geste mit der Hand, daraufhin begann die Luft zwischen den Linien des Pentagrammes zu schimmern und seine Vertrauten DeSeis und der Vergifter schälten sich aus ihrer magischen Unsichtbarkeit.
Die beiden ergingen sich in kriecherischen Lobesbezeugungen, doch Diablo schnitt ihnen nach einer Weile mit einer Handbewegung das Wort ab. Er sagte nur einen Satz: „Der Sterbliche wird wie Gott sein, ganz wie es seinem Wunsch entsprach.“
Daraufhin holte DeSeis ein in sanftem Licht leuchtende Kugel von der Größe eines Menschenkopfes hervor und reichte sie seinem Herren.
Diablo nahm sie in die krallenbewehrte Hand, hielt sie sich nahe ans Gesicht und betrachtete sie nachdenklich. „Mein alter Widersacher! Der Mensch hat dich mir ausgeliefert, um seine eigenen Machtwünsche wahr werden zu lassen. Du hättest es dieser Spezies niemals erlauben sollen, sich deiner Kontrolle zu entziehen. Dein sogenannter 'Freier Wille' hat sie hochnäsig gemacht, aufsässig gegen ihre Schöpfer. Das wird ihnen unter meiner Herrschaft nicht vergönnt sein.“ Und mit diesem Worten schleuderte er die Kugel auf den Boden, wo sie in tausend Stücke zerbarst.
Danach donnerte er: „Vergifter, befiehl deine Armeen zum Sturm auf die Menschenwelt. Ihr Beschützer ist tot!“ ...
Sehr weit entfernt...
Er glitt durch die Welt, die nun sein war. Er war körperlos, ein flüchtiger Schatten in Menschengestalt, und doch war er gottgleich. Karasir hatte den alten Gott verkauft um sich zum neuen aufschwingen zu können. Unbemerkt, unerkannt schwebte er durch eine Welt, die ihn mit Staunen erfüllte. Riesige Gebäude aus seltsamem grauem Stein, von Menschen gesteuerte Flugmaschinen, pferdelose Kutschen, das alles verwirrte und erfreute ihn zugleich. Er konnte sich frei bewegen, nicht behindert durch Wände oder ähnliche Hindernisse. Er hatte Diablo das Versprechen abgerungen, in der neuen Welt wie Gott zu sein.
Nun war es an der Zeit, seine Macht zu zeigen und sich zu offenbaren. Er sah sich nach einer geeigneten Gelegenheit um und fand zwei Menschen im Kampf. Er beschloss sie auszuradieren.
Er richtete seine Konzentration auf die beiden und konzentrierte die dunklen Energien um sich herum zwischen seinen Händen. Bälle aus schwarzem, hitzelosen Feuer erschienen darin und er ließ sie auf die beiden Narren zurasen, die noch nichts von dem nahenden Verhängnis ahnten.
Die Flammenbälle schossen auf die beiden zu, waren nur noch einen Atemzug entfernt und ... verschwanden. Fassungslos schwebte Karasir näher an die beiden Menschen heran, von denen einer nun am Boden lag und der andere ihn anbrüllte. Und da sah er es. Ein Flackern, fast unsichtbar, vor seinen Augen. Eine dünne Schicht aus unbezwingbarer Magie vor der Wirklichkeit.
Und schlagartig wurde ihm bewusst, was es hieß, „wie Gott“ zu sein.
Er begann zu schreien.