Sooo, ich habe es endlich geschafft, einen Beitrag für die (aktuelle) Storychallenge zu schreiben. Ich konnte ja Tomgar nicht alleine die Aufgabe überlassen.
Es ist mehr Kampf und weniger Erklärung. Und ich muss vorwarnen – die Story ist ziemlich lang geworden (typisch für mich)…
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„Mann, ist das eklig!“ Hlathum zog seinen Stiefel genervt aus einer Schleimpfütze, die einer der Würmer bei seinem Ableben hinterlassen hatte. Der in eine schwere Plattenrüstung gekleidete Barbar schüttelte mehrere Male seinen Fuß, doch die Masse blieb hartnäckig kleben. Auch heftiges Auftreten half nicht. Nach kurzem Nachdenken verwendete er dann eines seiner Breitschwerter als übergroßen Schaber, und mit dieser Methode gelang es ihm tatsächlich, den größten Teil des Schleimes zu entfernen. „Ich bin froh, wenn wir hier wieder raus sind!“, brummelte er vor sich hin und drehte sich dann zu seinen Gefährten um. Godard und Scorcha hatten die Bemühungen des Barbaren mit Belustigung beobachtet und waren nun darauf bedacht, sich nichts von ihrer Erheiterung anmerken zu lassen. Hlathum war zwar bereits ein guter Kämpfer, doch manchmal stellte er sich etwas… ungeschickt an.
Sie standen in einer kleinen Höhle tief in einem unterirdischen Gängesystem, das die Einheimischen als ‚Wurmgruft’ bezeichneten. Der Name war ziemlich passend, wie Godard, der Paladin, fand. Die Gruppe hatte gerade einen heftigen Kampf gegen mehrere schleimspeiende Würmer und eine ganze Gruppe von Blitzkäfern hinter sich. Nur dank der Aura, die Godard in aller Eile beschworen hatte und die sie einigermaßen vor den Blitzen schützte, waren sie mit dem Schrecken und einigen kleineren Schrammen und Verbrennungen davon gekommen. Auch wenn es für einen Außenstehenden anders erscheinen mochte, so wusste doch Godard, dass sie als Gruppe noch nicht ganz aufeinander eingespielt waren. Hlathum stürmte gerne ohne großes Überlegen direkt auf die Feinde zu, und Scorcha, die Zauberin mit dem langen, reich verzierten Stab, schien ihm immer hier und nirgends zu sein. Und Godard hatte dann zu tun, den beiden anderen den Rücken freizuhalten. Der Paladin seufzte – vielleicht waren das ja auch nur die Eigenarten von Barbaren und Zauberinnen allgemein. Sich einen Ruck gebend, packte er seinen Morgenstern und sein Wappenschild fester und setzte dann seinen Fuß in den nächsten Gang. Scorcha und Hlathum folgten dem Paladin schweigend, wobei Hlathum die Nachhut bildete, noch immer mit den Schleimresten an seinem Fuß kämpfend.
Der Gang war, wie die anderen zuvor auch, beinahe kreisrund im Querschnitt, wie von einer überdimensionalen Bohrmaschine gegraben und gerade so hoch, dass Godard und Scorcha aufrecht laufen konnten. Der Barbar hatte hingegen seine liebe Not mit seiner Körpergröße. Ständig stieß er mit dem Kopf oder mit den Schultern irgendwo an, was er mit einem lauten Fluchen und die anderen mit einem Grinsen quittierten. Fahles Dämmerlicht tauchte die Umgebung in eine gespenstische Atmosphäre, und der allgegenwärtige Geruch von Verwesung lag in der Luft. „Hast du dir merken können, was der Alte gemeint hat, als er von diesem Stab gesprochen hat?“, fragte Scorcha den Paladin, der gerade an einer Wegkreuzung haltgemacht hatte und abwechselnd links und rechts in die Gänge blickte. Godard dreht sich zu ihr um und starrte sie an:„Ja, das habe ich. Und du solltest von Cain nicht so abwertend reden, schließlich ist er der letzte der Horadrim und wohl unsere beste Hilfe hier!“ „Jaja, ist ja schon gut. Was sollte das bedeuten?“ Scorcha hatte für die Verehrung Cains durch den Paladin nicht viel übrig. Der alte Knacker konnte ihr ruhig gestohlen bleiben, die paar Gegenstände konnte sie auch noch selber identifizieren. Godard schaute sie nochmals kurz an und sagte dann: „Wir brauchen den Stab der Könige, um das Grab von Tal Rasha zu öffnen. Nur mit diesem Gegenstand ist uns das letzte Stück des Weges dorthin möglich.“ Scorcha nickte, doch innerlich zuckte sie mit den Schultern. So fest konnte ein Grab doch gar nicht verschlossen sein, dass ein paar gut gezielte Explosionen oder ein, zwei kräftige Barbaren es nicht öffnen konnten.
Apropos Barbaren – wo war eigentlich Hlathum hin? Eben stand er noch neben ihnen, und jetzt fehlte von ihm jede Spur. Godard und Scorcha sahen sich an und riefen dann gleichzeitig, wie aus einem Munde, seinen Namen. Kurz darauf tönte aus dem rechten Gang seine leise Antwort: „Still, ich glaube, ich sehe da vorne etwas mehr Licht. Aber da scheinen auch ein paar mehr Viecher zu sein…“ Der Paladin und die Zauberin wechselten nochmals Blicke – wenn schon der Barbar anscheinend zögerte weiterzugehen, dann mussten es wirklich viele Monster sein. So leise es ging, eilten sie den Gang hinunter. Hlathum kauerte hinter einer Ecke und zeigte bei ihrer Ankunft nach vorne. In der Höhle am Ende des Ganges schien es nur so von Würmern zu wimmeln, und sie spürten die Anwesenheit von etwas Mächtigem.
Hlathum sah seine beiden Gefährten kurz an, rückte ein paar schiefsitzende Rüstungsteile zurecht und lief dann unbeeindruckt von der Anzahl Gegner auf die Höhle zu. Doch gerade als er den Eingang erreichte, sprang er zurück. Eine kopfgroße, dunkelgrüne Schleimkugel hatte den Barbaren nur um Haaresbreite verfehlt und ein tiefes Loch in die Gangwand gerissen. Die stinkende Masse lief zäh die Wand herunter und zischte, als sie mit Hlathum’s Stiefel in Berührung kam. Anscheinend war ihre Ankunft nicht unbemerkt geblieben.
Ein Ruf Godard’s hielt den Barbaren zurück, gerade als dieser in die Höhle stürmen wollte. „Lass mich vorbei, ich kann uns mit meinem Schild decken und die Lage erkunden.“ Der Paladin schob sich an Hlathum vorbei. Hinter seinem Schild hervorlugend, überblickte Godard die Höhle, während die beiden anderen dicht hinter ihm waren und versuchten, so viel wie möglich über seine Schultern zu sehen. Die Größe und Höhe des Raumes war von ihrem Ort aus nur zu erahnen. Unzählbar viele fette Würmer und Maden krochen über den sandigen Boden oder waren damit beschäftigt, für Nachwuchs zu sorgen. Unübersehbar war jedoch der alles beherrschende Dämon, ein übergroßer, grün und orange schimmernder Wurm, der mindestens mannshoch und dreimal so lang und breit war. Er starrte sie mit böse blickenden Augen an und spie dann unvermittelt eine weitere Schleimladung in die Richtung der Gruppe. Zum Glück prallte das Geschoss an dem Wappenschild ab, was einen seltsamen Klang erzeugte.
Godard hatte genug gesehen. „Wir gehen jetzt darein. Hlathum, du versuchst am besten, den Riesenwurm anzukratzen. Ich halte dir den Rücken frei. Scorcha, du sicherst unseren Rückzugsweg.“ Die zuletzt Angesprochene hob bei diesen Worten, die ihr ziemlich befehlend klangen, die Augenbrauen, nickte aber. Auf Godard’s Zeichen stürmte der Barbar los, über halbrunde Panzer hinweg springend und mit seinen Schwertern nach links und rechts schlagend. Der Paladin selbst schwang seine Waffe und machte sich ebenfalls auf in Richtung des Oberdämons, wenn auch etwas langsamer. Gleichzeitig zuckten die ersten Blitze von Scorcha ausgehend durch den Raum, brannten sich in die Körper der Gegner und pflanzten sich in angrenzte Monster fort. Die harten Chitinpanzer der Würmer waren nur mit mehreren Hieben zu durchschlagen, doch waren sie erst einmal penetriert, starben die Gegner einen raschen Tod, oft mit einem Knall auseinander platzend. Die magischen Entladungen waren nicht weniger effektiv, und rasch war die Luft von Rauch, stinkenden Dampfschwaden und einem durchdringenden Geruch von verbranntem Chitin erfüllt.
Der Barbar hatte inzwischen sein Ziel fast erreicht. Seinen Weg pflasterten halbtote Würmer, viele mit abgeschlagenen Greifern oder Löchern im Panzer. Er setzte gerade über einen kampfunfähigen Gegner, als die Riesenmade eine weitere Schleimladung losließ. Hlathum konnte seine Richtung nicht mehr ändern und sprang direkt in das Geschoss hinein. Das meiste blieb an seiner Rüstung hängen, doch ein Teil war auf seine unbedeckten Gliedmaßen gekommen. An diesen Stellen fing die Masse an zu zischen und Blasen zu werfen, und der Barbar fühlte eine plötzliche Schwäche in sich aufsteigen. Schwankend konnte er mit viel Mühe einen Angriff abwehren. Hlathum ließ sich hinter eine der Säulen fallen, die im Raum verteilt sich in Richtung Decke erhoben, und zog mit zitternder Hand ein schlankes Fläschchen aus dem Gürtel. Hastig entkorkte er das Gefäß und leerte es in einem Zug. Sofort merkte er, wie die Wirkung des Giftes nachließ und schließlich ganz aufhörte. Halb liegend musste der Barbar sich gegen einige kleine Würmer wehren. Ein Eisblitz stoppte die Angreifer kurzzeitig, was ihm die Zeit gab, einen weiteren Trank zu sich zu nehmen. Sofort fühlte Hlathum seine Kraft zurückkehren. Vorsichtig warf er einen Blick um seine Deckung und konnte seine Gefährten erkennen, die sich heftiger Attacken erwehrten und hin und wieder einen besorgten Blick in seine Richtung warfen. Bei seinem Erscheinen konnte Hlathum die Erleichterung in den Augen der beiden erkennen. Die Umgebung um Godard und Scorcha war bereits mit zerplatzten Kadavern übersät, doch es kamen immer noch Unmengen kleiner Würmer angekrochen. Die Zauberin verschaffte sich mit mehreren Novas Luft, und der Paladin ließ seinen Morgenstern in einem atemberaubenden Tempo auf die Maden niederprasseln. Hlathum fühlte sich inzwischen wieder stark genug zum Weiterkämpfen, und mit einem Aufschrei, der sich und seinen Mitstreitern Mut machen sollte, riss er seine Schwerter an sich und warf sich wieder ins Getümmel.
Mit einem Male stand Godard neben ihm. Während der Paladin rasche Schläge nach rechts und vorne austeilte, raunte er dem Barbaren in stoßweise hervorgebrachten Worten zu: „Den Wurm…müssen ihn…seitlich angreifen…Schwachstellen…finden und ihn so schwächen…“ Hlathum runzelte die Stirn, dann verstand er mit einem Male, was der Paladin meinte. Er wandte seine Kampfrichtung mehr nach links, und nach wenigen Schlägen und einigen geschickten Ausweichbewegungen befand er sich an der Seite des massigen Körpers. Auf dem Weg dorthin zuckten mehrere Blitze nur haarscharf an ihm vorbei, und seine Nackenhaare stellten sich jedes Mal auf. Godard indes sammelte kurz seine Kraft und stürmte dann auf die andere Seite zu, über größere Würmer hinweg springend und kleinere Gegner mit dem Schild einfach beiseite stoßend. Mit einem lauten Knall, den Schild voran, prallte Godard auf die Panzerung. Der Zusammenstoß setzte eine Kälteladung frei, ließ Chitinplatten brechen, und grüne Körpersäfte sickerten aus den entstandenen Rissen. Die Riesenmade ließ einen ohrenbetäubenden Schrei los und begann, sich wie von Sinnen umher zu werfen, um die beiden nahen Gegner unter sich zu begraben. Scorcha stieß eine Warnung aus, konzentrierte sich rasch und wechselte teleportierend ihren Standort. Sie erschien direkt neben dem Godard, der von dem Zusammenprall und der Kälteentladung zu Boden gestürzt war und sich kaum bewegen konnte. Mit aller Kraft zog die Zauberin den zitternden Paladin ein paar Schritte zur Seite. Hastig durchkramte sie ihre Habseligkeiten, bis sie den passenden Trank fand, und setzte ihn Godard an die Lippen. Rasch erholte sich der Paladin, und nachdem er flüsternd seinen Dank übermittelt hatte, erhob er sich wieder. Scorcha bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick, irgendwie wurde er ihr immer sympathischer. Sie wurde sich aus ihren Gedanken gerissen, als ein zweites Aufbrüllen durch die Höhle schallte – anscheinend hatte Hlathum wieder eine schmerzhafte Wunde gerissen. Rasch suchte die Zauberin sich einen sicheren Platz und ließ mehrere Blitze in einige Würmer fahren, die sich gefährlich genähert hatte. Langsam fühlte Scorcha, wie sich die Erschöpfung breit machte, doch mit der Konzentration, die zum Sprüchewirken nötig war, verschwanden die überflüssigen Gedanken, und die Kampfroutine stellte wieder sich ein.
Hlathum hatte inzwischen mehrere tiefe Löcher in die Panzerung geschlagen, die den Wurm stets zu wütenden Angriffen mit den Schleimbällen und seinen Greifscheren getrieben hatten. Doch war es ihm gelungen, den Attacken auszuweichen, und er hatte mehrere erfolgreiche Treffer auf der Kopfpartie des Gegners landen können. Schweiß lief dem Barbaren in Strömen den Körper hinunter, und seine Wunden brannten. Verbissen wehrte er sich und stach immer wieder mit den Schwertern zwischen die Panzerplatten. Diese schimmerten nun nicht mehr, sondern waren bereits über und über mit den Sekreten des Wurmes besudelt. Ein heftiger Angriff von der anderen Seite verschaffte Hlathum eine kurze Verschnaufpause, und er bewegte sich hinten um den Wurm herum, um nach den anderen zu sehen. Der Barbar konnte auch an den anderen deutliche Anzeichen von Ermüdung erkennen, besonders Godard bewegte sich nicht so schnell wie gewohnt. Hlathum wechselte kurze Blicke mit seinen Gefährten. Sie schienen ihm zu sagen: ‚Wir müssen den Kampf so rasch wie möglich beenden. Setzen wir alles auf eine Karte!’ Er näherte sich ihnen weiter, die Gegner nicht aus den Augen lassend. Godard rief ihm zu: „Ich werde noch mal einen Ansturm ausführen. Darauf muss ich mich aber kurz vorbereiten. Kannst du das Riesenviech solange beschäftigen?“ Hlathum nickte und schaute sich nach Scorcha um. Auch sie hatte verstanden.
Der Barbar holten tief Luft und stürmte dann auf das Monstrum zu. Geschickt wich er dessen Angriffen aus und ließ einen wahren Trommelwirbel auf die Panzerung los. Immer schneller führte Hlathum seine Waffen, tiefe Stiche vergrößerten die bereits vorhandenen Wunden, und Panzerplatten brachen und wuchtigen Schlägen. Gleichzeitig fuhren Blitze und Eisnadeln an ihm vorbei, ließen ihn manchmal zusammenfahren, doch er ließ nicht von seinem Gegner ab. Mit einem Male konnte er die schweren Schritte des Paladins hinter sich hören. Aus den Augenwinkeln konnte er noch den magisch verstärkten Schild seines Gefährten blitzen sehen, dann krachte Godard mit voller Wucht in die Flanke des Riesenwurms. Der Aufprall war heftiger als alles, was Hlathum und Scorcha bisher erlebt hatten. Beinahe die gesamte Seite des Gegners wurde eingedrückt, die Panzerplatten zu kleinen Bruchstücken zerschlagen, und literweise übelriechende Körperflüssigkeit spritzte hervor. Von dem Knall des Zusammenstoßes halb betäubt, nahmen die drei Kämpfer das Todesgebrüll des Dämons nur teilweise wahr. Es steigerte sich in ein ohrenbetäubendes Kreischen, und in einer heftigen Explosion zerplatzte der massige Körper, Unmengen grüner Masse ausstoßend. Eine Nova aus Schleim und frostiger Luft fegte durch den Raum und riss die beiden Nahkämpfer einfach um. Hlathum wurde mehrere Meter weggeschleudert, und auch Godard, der in Erwartung des Ereignisses hinter seinem Schild in Deckung gegangen war, konnte sich nicht auf seinen Beinen halten. Selbst Scorcha hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben.
Wo vorher Kampfeslärm war, so erfüllte jetzt die Stille die Höhle. Einzig das mühsame Atmen von Godard und Hlathum war zu hören. Niemand rührte sich für den Augenblick, alle waren vom Kampf vollkommen erschöpft. Zum Glück waren die anderen Würmer entweder tot, verletzt oder von der Explosion betäubt. Außerdem schienen sie den Großteil ihrer Kraft mit dem Ableben ihres Anführers verloren zu haben. Scorcha bewegte sich als erste und schwankte in Richtung Godard’s, der unter seinem Schild begraben schien. Sie kniete sich nieder und rüttelte an seiner linken Schulter, die unter dem Schild hervorlugte. Als Antwort erhielt sie ein unwilliges, von Schmerz geprägtes Stöhnen. „Gut, wenigstens lebt er noch“, meinte die Zauberin zu sich selbst und wandte sich dann dem Barbaren zu. Dieser schlug gerade seine Augen auf und bewegte seinen Arm zum Kopf: „Boahh, hab’ ich Kopfschmerzen… Das ist ja schlimmer als nach meiner letzten Sauftour…“ Hlathum starrte ein paar Augenblicke gedankenverloren an die Höhlendecke, die sich weit über ihm wölbte, und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf Scorcha, die in seinem Blickfeld aufgetaucht war.
Sekundenlang schauten sie sich in die Augen, die Zeit dehnte sich für beide zu einer kleinen Ewigkeit. Der Schmerz und die Erschöpfung waren für einen Moment vergessen. Ein zufälliges Geräusch holte sie wieder in die Gegenwart zurück, und Hlathum sprach den ersten Gedanken aus, der ihm in Verbindung mit der Zauberin in den Sinn kam: „Das war ziemlich knapp.“ Scorcha blickte ihn verwundert an und erwiderte nach kurzem Nachdenken: “Ja, da hast du recht. Der Kampf war ziemlich hart. Das hätte auch anders ausgehen können.“ Nun war es Hlathum, der erstaunt sein Gegenüber ansah: „Hmm? Ja, das auch. Aber ich meinte gerade deine Blitze. So knapp, wie die manchmal an mir vorbei geschossen sind… Da musste ich mich hin und wieder zusammenreißen, nicht zur Seite zu springen. Wieso hast du mich nie getroffen?“ Die Zauberin bedachte ihn mit einem langen Blick und meinte dann leise: „Ich hätte dich nicht treffen können.“ Hlathum schaute sie verwundert, mit klopfendem Herzen an, als sie weiter sprach: „Nun, ich hätte dich, oder auch Godard, theoretisch schon treffen können. Aber wenn ich konzentriere, wenn ich mit meiner Magie kämpfe, dann ist es, als wenn ich zum Teil auf einer anderen Ebene weile. Es ist dann, als wenn ihr in all der Dunkelheit, die um mich herrscht, wie helle Lichtgestalten erscheint. Daher weiß ich immer, wo ihr euch relativ zu mir befindet, und in der Konzentration, wenn ich meine Zauber wirke, schaffe ich es, die Entladungen der Magie so zu lenken, dass sie euch nicht treffen. Das lernt man als Zauberin als erstes – sich der Konzentration hinzugeben und die Magie um sich zu spüren. Mit der Zeit geht das einem in Fleisch und Blut über, und es ist nahezu ausgeschlossen, jemanden freundlich Gesinnten zu treffen.“ Bei den letzten Worten hatten Scorchas Gesichtszüge einen beinahe verklärten Ausdruck angenommen, der sich bei den nächsten Sätzen hin zur Nachdenklichkeit änderte. „Ich glaube, daraus baut sich auch die größte Angst der magisch Begabten auf. Wenn man mit seinen Zaubern einen Freund oder Mitkämpfer verletzt, dann kommt man der bösen, dunklen Seite der Magie ein großes Stück näher. Das muss nicht bedeuten, dass man gleich ein dunkler Magier wird, aber es baut sich eine Art Teufelskreis, im wahrsten Sinne des Wortes, auf. Ist man der bösen Seite erstmal näher gekommen, so sagt man, dann ist auch die Hemmschwelle, die Barriere, jemanden anzugreifen oder zu verletzen, viel geringer. Und hat man dann noch mehr Verletzte oder gar Tote auf dem Gewissen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man nicht lange zögert, um seine Wünsche und Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen.“ Scorcha durchlief ein Schauer. „Das Schlimme ist, dass man selbst es nicht weiß, wo bei einem diese Grenze verläuft. Und deshalb ist es wichtig, nie in seiner Konzentration nachzulassen, so dass es auf keinen Fall passiert, einen Mitkämpfer zu verletzen.“
Scorcha endete erschöpft mit ihren Erklärungen. Sie suchte auf den Gesichtern von Hlathum und Godard, der sich inzwischen erhoben hatte, scharf nach Anzeichen eines abwertenden Ausdrucks oder von Unglauben. Doch der Barbar hatte seine Augen wieder Richtung Höhlendecke gerichtet, und sie konnte nichts außer tiefer Nachdenklichkeit in seinen Zügen erkennen. Der Paladin sah sie ernst an und meinte dann: „Ich selbst habe nie eine derartige Ausbildung durchlaufen. Doch habe ich in meinem Kloster von Freunden, die magische Angriffe erlernten, ähnliche Gedanken aussprechen hören. Ich bin tief beeindruckt von deiner Offenheit.“ Hlathum hatte sich inzwischen ebenfalls langsam erhoben. „Das alles wusste ich nicht. Wir Barbaren sind nicht sehr magiebegabt, wohl deshalb habe ich noch nie etwas davon gehört. Ich habe jetzt vollstes Vertrauen zu dir.“ Er wechselte noch einen langen Blick mit Scorcha und schnappte sich dann seine Schwerter. Mit einem befreiten Aufschrei stürzte er sich auf die übriggebliebenen Monster. Godard schaute ihm hinterher und wandte sich dann um, um die Höhle zu durchzusuchen. Nach einem kurzen Zögern schloss sich die Zauberin ihm an. Mühsam und schweigend bahnten sie sich ihren Weg über die leichenübersäte Fläche. Hinten, in einer Ecke, konnten sie etwas blinken sehen. Es stellte sich als das Schloss einer alten, verwitterten Holzkiste heraus. Godard schlug mehrmals mit seinem Morgenstern darauf, und mit einem Knacken brach der Verschluss. Innen befanden sich ein langer, fein verzierter Stab sowie einige Schriftrollen und ein paar Goldstücke. „Das muss der Stab der Könige sein“, meinte Godard erfreut, die magischen Zeichen und Runen untersuchend. Scorcha sammelte unterdessen die anderen Gegenstände ein, behielt aber eine der Stadtportal-Rollen in der Hand. Nach einigen wenigen weiteren Augenblicken hatte Hlathum die letzten Würmer getötet und kehrte mit schnellen Schritten zu den andern zurück. Zusammen traten sie durch das Stadtportal, hinaus aus dieser düsteren Höhle, in der nur noch Wurmleichen und grüner Schleim an seine früheren Bewohner und das Massaker erinnerte, hinauf in die glühende Wüstenhitze eines hellen Sommertages.
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Das war mein bescheidener Beitrag. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich durch Reeba’s Story beeinflusst wurde. Zwar hatte ich schon vorher eine Ahnung, wie ich die Geschichte schreiben sollte, aber was Hadan in Kapitel 20 von sich gab, hat mich erst so richtig weitergebracht. Sorry für die ‚Benutzung geistigen Eigentums’!