St. Pauli
okay, dann mal was ausführlicher

hab nen Bericht, den ich für meine Einrichtung geschrieben habe, hier rein kopiert und nochmal deutlich erweitert
Als Schüler der Liebfrauenschule Coesfeld war ich mit vier Schülerinnen, zwei Lehrern sowie einem Maurermeister, dessen Sohn, einem Elektriker und einer Schwester des Ordens unserer lieben Frau für dreieinhalb Wochen auf einem Schulgelände in der Nähe des Dorfes Loiborseret/Tansania stationiert, um dort weiterzumachen, wo die Projektgruppen der letzten Jahre aufgehört hatten:
2010 wurde vom Schwesternorden das 200*200 m² große Gelände in der Simanjiro-Ebene gekauft, welches etwa 4,5 Fahrstunden von der Touristenstadt Arusha (wo wir gelandet sind und uns die ersten und letzten eineinhalb Tage aufgehalten haben) entfernt liegt --> mit dem Jeep sind wir etwa 45 min. auf "asphaltierten" Straßen gefahren (waren mehr Schlaglöcher als sonstwas), dann hieß es irgendwann: links ab in die Pampa. Da wurde der Weg noch abenteuerlicher, aber wir sind angekommen

(hätte btw die Regenzeit angefangen, während wir auf dem Gelände gewesen wären, so wären wir nicht zurückgekommen: bei Regen werden die Straßen zurück in die "Zivilisation" unpassierbar!).
Auf dem Gelände war zu Projektbeginn 2010 nichts außer kargem Weideland, doch jedes Jahr fliegt eine Gruppe ähnlich wie unsere für drei bis vier Wochen dorthin, um mithilfe ortsansässiger Handwerker Klassen- und Verwaltungsräume zu errichten, um den Kindern ab 4 Jahren vor Ort eine schulische Bildung zu ermöglichen, welche ansonsten nicht möglich wäre.
Mit vielen Sach- und Geldspenden im Gepäck sind wir dieses Jahr am 15. Oktober losgeflogen, auf dem Plan stand der Rohbau eines Verwaltungstrakts (Büros für einen Schulleiter und dessen Sekretärin sowie ein Warteraum für Eltern) und eine Vielzahl weiterer Maßnahmen wie das Neustreichen eines bereits bestehenden Klassenzimmers, der Neuverlegung von Stromkabeln, Mauern eines Küchentisches usw.
Bei Temperaturen von bis zu 36° C wurde drinnen, meist jedoch draußen gearbeitet, doch auch die Schulkinder (je eine Gruppe Kindergarten, Vorschule und 1. Klasse gehen bereits zur Schule) kamen nicht zu kurz: zwei Kinderfeste, drei Video-Abende mit Beamer und viele gemeinsam verbrachte Schulpausen gaben uns Teilnehmern die Möglichkeit, die Kinder kennen zu lernen.
Und das trotz aller sprachlichen Hürden – es handelt sich um Massai-Kinder, welche von Haus aus Kimassai sprechen und in der Schule Kiswaheli sowie Englisch lernen (dazu stehen Fächer wie Mathe auf dem Stundenplan).
Näheres zur Arbeit auf der Baustelle - wir mussten:
-die benötigten Steine (etwa 5 kg schwer) auf die bereits vor unserer Ankunft fertig gestellte Betonplatte schleppen,
- die Steine nach Bedarf nässen (bessere Verbindung mit dem Mörtel),
-Mörtel anrühren (manuell, wir hatten nur Schaufeln, keine Mischmaschinen), also auch:
-Sand sieben,
-Zementsäcke schleppen,
-Wasser schleppen
------------> so entstand aus 50 kg Zement, 120 kg Sand und ca. 80 Liter Wasser je ein Mörtelhaufen.

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Natürlich mussten dann auch (mit Wasserwaage, Schnur und Co.) die Mauern dementsprechend hochgezogen werden^^
Insgesamt haben wir rund 15 Tonnen Mörtel angefertigt und genau 3691 Steine verwendet (ich hab nachgerechnet

), alles per Hand, bei hohen Temperaturen und ohne weitere Hilfsmittel. War auch meist sehr anstrengend, aber niemand von uns hat schlapp gemacht.
Zudem erhielten wir von einigen Massais die Einladung, sie zuhause in ihren Bomas (Häusern) zu besuchen; so bekamen wir einen Einblick in das Leben der stolzen Massai, welcher noch so reichen Touristen in dieser Form verwehrt bleibt.
So wurde uns jeden Tag vor Augen geführt, wie grundlegend wichtig, aber auch knapp Wasser in einer so trockenen Gegend ist, die erschreckende Armut der Massai und Tansanier im Allgemeinen, aber auch welch positive Lebenseinstellung Menschen an den Tag legen, die im wahrsten Sinne nichts besitzen außer einem Dach über dem Kopf.
Nebenbei hatten wir oft die Möglichkeit, die örtliche Vegetation und vor allem die tansanische Tierwelt zu bewundern, nicht zuletzt während einer Safari durch den Tarangire-Nationalpark, welche zum Abschluss als Geschenk für unsere geleistete Arbeit diente – unbeschreiblich!

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Eine der vielen Elefantenherden, die wir, teils aus nächster Nähe, gesehen haben. Bis auf die Großkatzen und Nashörner konnten wir alle Tiere entdecken (Elefanten, Giraffen, Zebras, Gnus, Wasserbüffel, Gazellen, Impalas, Erdmännchen, Warzenscheine, Füchse, Schildkröten, Affen, diverse Vogelarten).
Es sind wirklich viele Erfahrungen und völlig neue Eindrücke, die ich nun habe.
Ich wusste natürlich vorher schon, dass man in Deutschland auf hohem Niveau jammert, aber zu sehen, wie einfach bzw ärmlich die Verhältnisse doch sein können und wie gleichzeitig positiv trotzdem die Lebenseinstellung der Leute, das ist schon Wahnsinn.
Alles in allem bleibt mir noch zu sagen, dass diese Reise das absolute Highlight in meinem bisherigen Leben darstellt.
Und erfreulicherweise besteht die Überlegung in ein paar Jahren mit allen interessierten Projektteilnehmern nochmals dahin zu reisen, um sich anzuschauen, wie sich das Schulgelände und die Schüler entwickelt haben.
Da bin ich auf jeden Fall dabei, komme was wolle!
...und ich könnte noch viel mehr schreiben, über einzelne Schulkinder, über solche, die nicht zur Schule gehen dürfen (von Haus aus verboten), über die teils heftigen Traditionen der Massai (Beschneidung etc.), die Rolle der Frau dort (sehr schlecht!), die tolle Arbeit, welche die Schwestern vor Ort leisten... auch über die wirklich tolle Reisegruppe habe ich bisher kein Wort verloren, schonmal soviel: alle waren/sind schwer in Ordnung!
Aber dieser kurze Bericht zeigt hoffentlich schon einmal in aller Kürze, was ich so erlebt habe

Ansonsten: ruhig fragen, ich antworte gern
Noch ne kleine Collage (ich bin der Fotograf, also nicht mit drauf):

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