Selune
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Und da Akt 1 so kurz war, missbrauche ich mal meinen Spielbericht für ein künstlerisches Austoben .
Achtung:
Beim folgenden Text handelt es sich lediglich um eine Ausdehnung einer einfachen Entscheidung meinerseits.
Hiermit seid ihr vorgewarnt .
Es war früh am Morgen, als Griez die zwei Gestalten bemerkte. Mit leichtem Stirnrunzeln beobachtete er, wie sie langsam auf ihn zukamen. Wie seltsam. Normalerweise wurde der Hauptmann der Stadtwachen lediglich von Einzelpersonen aufgesucht. Zumal es in letzter Zeit in der Wüstenstadt recht ruhig zuging und somit nur wenige Besucher gab.
Dann standen die Gestalten vor ihm, und er blinzelte, als ihm das Gefühl des freudigen Wiedererkennens entgegenschlug.
"Neeraj?" fragte er ungläubig.
Der Angesprochene nickte leicht, sprach jedoch nicht. Rasch durchforstete Griez sein Gedächtnis, suchte nach der Person, die Neeraj angeheuert hatte. Schnell wurde er fündig, und wie um es zu bestätigen, blickte er auf das vertraute Gesicht der Zauberin.
Sie lächelte ihn an, und er rief sich das Bild ihrer ersten Begegnung vor sein geistiges Auge. An ihr gab es nur wenig Veränderungen. Sie trug jetzt einen Reif statt einer Kappe, und ihr Stab hatte eine andere Form, aber das lange braune Haar und die leuchtend grünen Augen, vor allem aber die freudige Ausstrahlung, waren geblieben.
Griez unterdrückte ein leichtes Grinsen, als er sich daran erinnerte, wie seine erste Begegnung mit der Zauberin verlief. Sie hatte darauf bestanden, ihn sogar hartnäckig bedrängt, dass er ihr gefälligst einen defensiven Söldner überlassen sollte. Nichts konnte sie von ihrem Entschluss abbringen. Am Ende hatte der Hauptmann entnervt nachgegeben, und sie hatte Neeraj aufgrund seiner praktischen, vernünftigen Art, die Dinge zu handhaben, zwei anderen vorgezogen.
Während er die Erinnerungen fließen ließ, studierte der Hauptmann diese beiden eingehend. Die Reise hatte Neeraj wohl gutgetan, denn er wirkte nun wesentlich reifer. Sein ernster, versonnener Blick ruhte meist auf der Zauberin, und die Art, wie er neben ihr stand und seine Pinne hielt, erinnerte den Hauptmann unweigerlich an die persönlichen Wächter des Herrschers.
Dann runzelte Griez wieder die Stirn. Irgendetwas an der Zauberin war anders. Irgendetwas lag in ihrer Haltung oder in ihrem Blick, etwas, das er nicht so recht definieren konnte. Es war kaum wahrnehmbar, aber es schien ihm fast, als wäre sie über dieses Treffen nicht gerade sehr glücklich.
"Wieder zurück? Ja, warum denn?" fragte er impulsiv, obwohl er gar nicht hatte laut sprechen wollen.
"Ich...", sie warf einen flüchtigen Blick um sich. "... brauche einen anderen Söldner."
Ob er dies geahnt hatte? Griez konnte es selbst nicht sagen. Gewiss waren die beiden nicht zu einer Stadtbesichtigung hier, und allein dieses Treffen hätte für ihn aussagekräftig genug sein müssen. Doch er konnte und wollte es einfach nicht wahrhaben. Die beiden waren doch ein gut eingespieltes Team, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte?! Nachdem, was er bisher gesehen hatte, würde dem nichts widersprechen. Er vermutete sogar, dass etwas mehr als nur das übliche Herrin-Diener-Verhältnis zwischen den beiden existierte.
Griez erkannte, dass er bis zu diesem Zeitpunkt inständig gehofft hatte, dass der Besuch, egal wozu er diente, einen anderen Grund haben mochte. Nun, dies war offensichtlich nicht der Fall. Und mit einer Mischung aus Verwunderung und Schock brach der Hauptamnn die Regel, als loyaler Diener des Herrschers seinen Gegenüber niemals Fragen nach dem Beweggrund zu stellen.
"Waren seine Leistungen unzureichend?"
"Nein", sie schüttelte den Kopf. "Ganz im Gegenteil."
Dies verwirrte ihn nur noch mehr.
"Hat er irgendetwas Blödes angestellt?"
"Nein. Das ist es nicht..."
"Warum also?"
Sie seufzte: "Es geht um die Aura."
"Aura?"
"Ich brauche jemanden mit einer Frost-Aura."
Griez nickte. Natürlich. Die Aura des Heiligen Frostes, die alle Gegner im Umkreis verlangsamte und ihnen in regelmäßigen Abständen Kälteschaden zufügte. Eine recht begehrte Aura. Obwohl die Macht-Aura immer noch als die Aura galt, war Heiliger Frost ihr ernsthaftester Konkurrent.
Doch der Hauptmann kam nicht umhin, zu Neeraj zu blicken, der sich ein paar Schritte entfernt hatte und jetzt scheinbar großes Interesse an der Palme vor der Kaserne zeigte.
"Ihr habt es aber mit ihm besprochen?" fragte er, aus einer inneren Regung heraus.
"Ja."
"Und... er war einverstanden?"
"Ja."
Viel zu schnell. Als hätte sie die Frage geahnt. Als wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen.
"Sicher?"
Eine winzige Verzögerung.
"Sicher."
Der Hauptmann wusste nicht, ob er sich einmischen sollte oder nicht. Gewiss, es war nicht seine Angelegenheit. Andererseits war Neeraj immer noch ein Wüstensohn, und somit würde ihn das ganze durchaus indirekt betreffen. Insgeheim fragte er sich, was Neeraj selbst wohl darüber dachte. War er mit diesem Entschluss wirklich einverstanden? Oder verbot ihm seine Loyalität der Zauberin gegenüber, sich dagegen zu äußern?
Allerdings hatte Griez durchaus Respekt vor der Zauberin. So unangenehm ihre Entscheidung auch war, er mochte sie gerne akzeptieren. Normalerweise wäre es ihm niemals in den Sinn gekommen, sie überhaupt in Frage zu stellen, doch die Zauberin selbst machte auch nicht gerade den Eindruck, als wäre sie glücklich darüber...
Mit einem Schulterzucken entschied sich Griez, den Dingen erstmal ihren Lauf zu lassen. Er führte die beiden zu seinen Männern, die anscheinend kaum noch warten konnten, wieder zum Einsatz zu kommen und sich eifrig in einer Reihe aufstellten.
Es geschah, was er erwartet hatte. Die Zauberin schritt langsam die Reihe auf und ab. Zweimal. Dreimal. Viermal. ... Ein paar Mal blieb sie stehen und er glaubte, sie hätte sich endlich entschieden, doch dann ging sie wieder weiter.
Einige der Wüstensöhne begannen, von einem Fuß auf den anderen zu wechseln. Leises Gemurmel ging durch die Reihe, doch die Zauberin schien nichts davon wahrzunehmen. Noch immer zögerte sie, während Neerajs Augen wie gebannt an ihr hingen.
Griez seufzte. Warum mussten diese jungen Leute es sich so schwer machen? Ein einfacher Satz würde doch genügen. Aber so? Nun, er konnte sich die Szene nicht länger mit ansehen. Also beschloss er, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
"Wisst Ihr, ich hätte da einen Vorschlag." sprach er die Zauberin an. "Ihr behaltet Neeraj, und ich sorge dafür, dass er sich die Kunst des Heiligen Frostes aneignet. Wie sähe es damit aus? - Natürlich nur, wenn Ihr ihn behalten wollt."
Ihre Augen weiteten sich: "Das... ist möglich?"
"Es kostet natürlich etwas Zeit, und danach wird er wohl einiges an seinen Kampfkünsten verlernt haben. Aber es ist möglich, ja."
"Das-- das wäre wundervoll!" Sie war sichtlich überrumpelt. "Was das Entgelt angeht--"
Griez winkte ab. "Ich schulde Euch noch was. Immerhin habt Ihr unsere Stadt gerettet."
"Oh, habt vielen, vielen Dank!!"
Schon lagen ihre Arme um seinen Hals, und nach anfänglicher Verwirrung genoss er ihre freudige Umarmung. Dann trat sie zurück und strahlte Neeraj an, der sie mit einem kleinen Lächeln bedachte und mit einem Blick, der noch viel mehr sagte.
Der Hauptmann nickte in sich hinein. Er hatte sich also nicht getäuscht.
Das Training nahm dreizehn volle Tage in Anspruch. Am darauffolgenden Morgen verließen die Zauberin und Neeraj die Stadt. Und während Griez den beiden vom Stadttor aus nachblickte, kam er nicht umhin, sich zu fragen, wie die Zukunft für die beiden wohl aussehen würde...
Achtung:
Beim folgenden Text handelt es sich lediglich um eine Ausdehnung einer einfachen Entscheidung meinerseits.
Hiermit seid ihr vorgewarnt .
~~ Intermezzo ~~
Kein Abschied in Lut Gholein
oder
Wie Neeraj zu einer anderen Aura kam
Kein Abschied in Lut Gholein
oder
Wie Neeraj zu einer anderen Aura kam
Es war früh am Morgen, als Griez die zwei Gestalten bemerkte. Mit leichtem Stirnrunzeln beobachtete er, wie sie langsam auf ihn zukamen. Wie seltsam. Normalerweise wurde der Hauptmann der Stadtwachen lediglich von Einzelpersonen aufgesucht. Zumal es in letzter Zeit in der Wüstenstadt recht ruhig zuging und somit nur wenige Besucher gab.
Dann standen die Gestalten vor ihm, und er blinzelte, als ihm das Gefühl des freudigen Wiedererkennens entgegenschlug.
"Neeraj?" fragte er ungläubig.
Der Angesprochene nickte leicht, sprach jedoch nicht. Rasch durchforstete Griez sein Gedächtnis, suchte nach der Person, die Neeraj angeheuert hatte. Schnell wurde er fündig, und wie um es zu bestätigen, blickte er auf das vertraute Gesicht der Zauberin.
Sie lächelte ihn an, und er rief sich das Bild ihrer ersten Begegnung vor sein geistiges Auge. An ihr gab es nur wenig Veränderungen. Sie trug jetzt einen Reif statt einer Kappe, und ihr Stab hatte eine andere Form, aber das lange braune Haar und die leuchtend grünen Augen, vor allem aber die freudige Ausstrahlung, waren geblieben.
Griez unterdrückte ein leichtes Grinsen, als er sich daran erinnerte, wie seine erste Begegnung mit der Zauberin verlief. Sie hatte darauf bestanden, ihn sogar hartnäckig bedrängt, dass er ihr gefälligst einen defensiven Söldner überlassen sollte. Nichts konnte sie von ihrem Entschluss abbringen. Am Ende hatte der Hauptmann entnervt nachgegeben, und sie hatte Neeraj aufgrund seiner praktischen, vernünftigen Art, die Dinge zu handhaben, zwei anderen vorgezogen.
Während er die Erinnerungen fließen ließ, studierte der Hauptmann diese beiden eingehend. Die Reise hatte Neeraj wohl gutgetan, denn er wirkte nun wesentlich reifer. Sein ernster, versonnener Blick ruhte meist auf der Zauberin, und die Art, wie er neben ihr stand und seine Pinne hielt, erinnerte den Hauptmann unweigerlich an die persönlichen Wächter des Herrschers.
Dann runzelte Griez wieder die Stirn. Irgendetwas an der Zauberin war anders. Irgendetwas lag in ihrer Haltung oder in ihrem Blick, etwas, das er nicht so recht definieren konnte. Es war kaum wahrnehmbar, aber es schien ihm fast, als wäre sie über dieses Treffen nicht gerade sehr glücklich.
"Wieder zurück? Ja, warum denn?" fragte er impulsiv, obwohl er gar nicht hatte laut sprechen wollen.
"Ich...", sie warf einen flüchtigen Blick um sich. "... brauche einen anderen Söldner."
Ob er dies geahnt hatte? Griez konnte es selbst nicht sagen. Gewiss waren die beiden nicht zu einer Stadtbesichtigung hier, und allein dieses Treffen hätte für ihn aussagekräftig genug sein müssen. Doch er konnte und wollte es einfach nicht wahrhaben. Die beiden waren doch ein gut eingespieltes Team, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte?! Nachdem, was er bisher gesehen hatte, würde dem nichts widersprechen. Er vermutete sogar, dass etwas mehr als nur das übliche Herrin-Diener-Verhältnis zwischen den beiden existierte.
Griez erkannte, dass er bis zu diesem Zeitpunkt inständig gehofft hatte, dass der Besuch, egal wozu er diente, einen anderen Grund haben mochte. Nun, dies war offensichtlich nicht der Fall. Und mit einer Mischung aus Verwunderung und Schock brach der Hauptamnn die Regel, als loyaler Diener des Herrschers seinen Gegenüber niemals Fragen nach dem Beweggrund zu stellen.
"Waren seine Leistungen unzureichend?"
"Nein", sie schüttelte den Kopf. "Ganz im Gegenteil."
Dies verwirrte ihn nur noch mehr.
"Hat er irgendetwas Blödes angestellt?"
"Nein. Das ist es nicht..."
"Warum also?"
Sie seufzte: "Es geht um die Aura."
"Aura?"
"Ich brauche jemanden mit einer Frost-Aura."
Griez nickte. Natürlich. Die Aura des Heiligen Frostes, die alle Gegner im Umkreis verlangsamte und ihnen in regelmäßigen Abständen Kälteschaden zufügte. Eine recht begehrte Aura. Obwohl die Macht-Aura immer noch als die Aura galt, war Heiliger Frost ihr ernsthaftester Konkurrent.
Doch der Hauptmann kam nicht umhin, zu Neeraj zu blicken, der sich ein paar Schritte entfernt hatte und jetzt scheinbar großes Interesse an der Palme vor der Kaserne zeigte.
"Ihr habt es aber mit ihm besprochen?" fragte er, aus einer inneren Regung heraus.
"Ja."
"Und... er war einverstanden?"
"Ja."
Viel zu schnell. Als hätte sie die Frage geahnt. Als wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen.
"Sicher?"
Eine winzige Verzögerung.
"Sicher."
Der Hauptmann wusste nicht, ob er sich einmischen sollte oder nicht. Gewiss, es war nicht seine Angelegenheit. Andererseits war Neeraj immer noch ein Wüstensohn, und somit würde ihn das ganze durchaus indirekt betreffen. Insgeheim fragte er sich, was Neeraj selbst wohl darüber dachte. War er mit diesem Entschluss wirklich einverstanden? Oder verbot ihm seine Loyalität der Zauberin gegenüber, sich dagegen zu äußern?
Allerdings hatte Griez durchaus Respekt vor der Zauberin. So unangenehm ihre Entscheidung auch war, er mochte sie gerne akzeptieren. Normalerweise wäre es ihm niemals in den Sinn gekommen, sie überhaupt in Frage zu stellen, doch die Zauberin selbst machte auch nicht gerade den Eindruck, als wäre sie glücklich darüber...
Mit einem Schulterzucken entschied sich Griez, den Dingen erstmal ihren Lauf zu lassen. Er führte die beiden zu seinen Männern, die anscheinend kaum noch warten konnten, wieder zum Einsatz zu kommen und sich eifrig in einer Reihe aufstellten.
Es geschah, was er erwartet hatte. Die Zauberin schritt langsam die Reihe auf und ab. Zweimal. Dreimal. Viermal. ... Ein paar Mal blieb sie stehen und er glaubte, sie hätte sich endlich entschieden, doch dann ging sie wieder weiter.
Einige der Wüstensöhne begannen, von einem Fuß auf den anderen zu wechseln. Leises Gemurmel ging durch die Reihe, doch die Zauberin schien nichts davon wahrzunehmen. Noch immer zögerte sie, während Neerajs Augen wie gebannt an ihr hingen.
Griez seufzte. Warum mussten diese jungen Leute es sich so schwer machen? Ein einfacher Satz würde doch genügen. Aber so? Nun, er konnte sich die Szene nicht länger mit ansehen. Also beschloss er, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
"Wisst Ihr, ich hätte da einen Vorschlag." sprach er die Zauberin an. "Ihr behaltet Neeraj, und ich sorge dafür, dass er sich die Kunst des Heiligen Frostes aneignet. Wie sähe es damit aus? - Natürlich nur, wenn Ihr ihn behalten wollt."
Ihre Augen weiteten sich: "Das... ist möglich?"
"Es kostet natürlich etwas Zeit, und danach wird er wohl einiges an seinen Kampfkünsten verlernt haben. Aber es ist möglich, ja."
"Das-- das wäre wundervoll!" Sie war sichtlich überrumpelt. "Was das Entgelt angeht--"
Griez winkte ab. "Ich schulde Euch noch was. Immerhin habt Ihr unsere Stadt gerettet."
"Oh, habt vielen, vielen Dank!!"
Schon lagen ihre Arme um seinen Hals, und nach anfänglicher Verwirrung genoss er ihre freudige Umarmung. Dann trat sie zurück und strahlte Neeraj an, der sie mit einem kleinen Lächeln bedachte und mit einem Blick, der noch viel mehr sagte.
Der Hauptmann nickte in sich hinein. Er hatte sich also nicht getäuscht.
Das Training nahm dreizehn volle Tage in Anspruch. Am darauffolgenden Morgen verließen die Zauberin und Neeraj die Stadt. Und während Griez den beiden vom Stadttor aus nachblickte, kam er nicht umhin, sich zu fragen, wie die Zukunft für die beiden wohl aussehen würde...
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