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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Wo bleibt das Update? Wie soll ich mich sonst vor dem lernen drücken, wenn du hier nichts reinschreibst? ... sau blöde Prüfungszeit...

lg, Gandalf
 
Als ob ich nicht auch bald Prüfungen hätte :p. Nur die Ruhe, ich hab nie versprochen, immer Punkt Samstag, 00:00 Uhr upzudaten, hm?

Dann lasse ich mal den Text für mich sprechen, enjoy ;).

Simon
 
Kapitel 20 - Schreie im Dunkeln

"Was war...he!"

Ich bin schon um die nächste Ecke verschwunden, als der Meister mir nachruft. Es ist vielleicht nicht besonders nett, ihn so ganz ohne Erklärung im Dunkel stehen zu lassen, aber den gerade ertönten Schrei kann ich nicht ignorieren, da ich die Quelle kenne. Vor mir tut sich eine Wand auf...rechts oder...ich hechte nach links, spontan entscheidend.

Nein! Rechts!

Als ich abrupt anhalte, gleite ich auf dem schleimigen Boden aus, fluchend und hinfallend, was zum Glück nicht weh tu. Sofort fahre ich wieder hoch, nicht ohne die verlorende Zeit jetzt schon zu bedauern. Ich hoffe, du hattest einen guten Grund, die eine Seite der gleichwertigen anderen vorzuziehen! Und wehe, du führst mich in die Irre...

Es ist nicht meine Schuld, dass du dir den Grundriss dieser Höhle nicht ohne meine Hilfe korrekt vorstellen kannst. Und glaub mir, unsere Motivationen decken sich hier vollkommen! Jetzt pass doch mal auf, und werd ein wenig langsamer, bevor du dich nochmal hinlegst!

Tatsächlich springe ich jetzt! Die Spinne, die ich beinahe übersehen hätte, lässt in einem Fanggriff ihre ersten beiden Beine überraschend schnell vorschießen, aber ich fliege darüber hinweg, das Vieh und seine Kollegen, die ich jetzt, wo das Licht weg ist, klar erkennen kann, hinter mir zurücklassend. Wieder eine Abzweigung vor mir - ich überschlage schnell die schon bekannten Gänge...wären wir vorher anders gegangen, wären wir von hier gekommen, oder?

Bravo, wie elementar. Könnte sogar bedeuten, dass der Gang voller toter Gegner - dieser hier - auch der Weg der Quelle unseres Schreis war, hm? Was mir klar war, weswegen meine vorgeschlagene Richtung richtig gerichtet war. Fakten, nicht Zufall sollten immer deine Entscheidung beeinflussen!

Das sparen wir uns für später auf, ja? Ah...eine Insektenzange schließt sich um mein Bein. Lenk mich nicht ab! Mein Schwert, dass ich zum Laufen eingezogen hatte, durchbohrt punktgenau ein kleines Gehirn, und in ihren Todeszuckungen gibt die Made mich frei. Ich renne weiter.
Verdammt, jetzt kommts mir erst. Du meinst also, wer die Monster getötet hat...

...ist, wer schrie? So lange hast du dafür gebraucht? Ich finde es ja schon erschreckend, dass du diese Riesenmuräne erledigt hast, ohne dich auch nur eine Sekunde lang zu wundern, warum du wusstest, wie sie am leichtesten stirbt, obwohl es die erste hier drin ist.

Ich...

Spar dir die Antwort. Sie sind auf die gleiche Weise zu Monstern mutiert, wie die Sandwürmer, darum kanntest du sie. Instinkt, keine Fakten! Das Resultat scheint so oder so eine tote Made, ob du darüber nachdenkst oder nicht - Trugschluss! Würdest du deinen Verstand nutzen, könntest du in diesem Moment schon überlegen, ob es mehr davon gibt, ob sie auch Eier legen können, sich auch blitzschnell eingraben - können sie beides, nebenbei - statt blind und blöd mit hier ja angebrachter, aber in so übertrieben schädlicher Eile voranzustürmen!

Danke, dass du mir das Alles sagst, oh genialer Lehrmeister! Besonders zu diesem Zeitpunkt, in dem mich das wunderbar beim Laufen stört, welches nebenbei der Grund ist, dass ich eben nicht in aller Ruhe nachdenken kann! Du hast es schon leicht als ungewollter Gast, ich mache die Arbeit und du kannst in aller Ruhe deine großen Gedankengänge führen, um mich dann gnadenlos zu kritisieren!

Pah, dein Geist kann rein theoretisch gar nicht geringere Kapazität besitzen als meiner, dennoch scheinst du unfähig, gleichzeitig zu denken und zu handeln, was mir ja nie...

Er und meine schon im Entstehen begriffene Antwort werden erstickt, als ich die Quelle des Schreis erreiche, mir wohl der zurückgelassenen und verfolgenden Monster bewusst...wenn der wohl auch nachkommende Meister sie nicht einholt.
Dieser Raum ist größer, und einstige Stufen führen auf gesenkten Boden herab, was die Decke höher scheinen lässt. In zwei Ecken stehen kleine Gebilde aus Holz und Seilen, brennend, aber nicht verbrennend, was meine Sicht entscheidend verschlechtert, da es zu hell ist. Die Schatten unzähliger Beine tanzen über alle unregelmäßigen Flächen verschiedener, von braun bis grün variierender Farbgebung, was einen unglaublich verwirrenden Effekt hat. Verstärkt wird das Ganze nur noch durch ständig aufblitzende weiße und rote Lichter, die tanzen, als eine schlanke Figur Fäuste und Fersen fliegen lässt, inmitten von mehreren Spinnen und unzähligen winzigen Maden - winzig im Vergleich zu den Elterntieren, versteht sich, die in zweiter Reihe Giftspucke abfeuern.

Wunderschön.

Ich bin Banause genug, um lieber die Erinnerung an dieses Bild zu bewundern, jetzt zerstöre ich es durch Hilfe!

"Nat!"

Ihr Kopf fährt herum, und kurz trifft sich unser Blick, bevor sie sich duckt, um einem Geschoß auszuweichen. Ich bin schon am Laufen, und die Muräne spritzt ihr Inneres in alle Richtungen, als meine Füße das Gewicht über ihnen recht deutlich vermitteln. Natalya rammt die Klinge ihrer rechten Hand zwischen die vielen Augen einer Spinne; eine leuchtend weiße Kugel beginnt, um ihren Torso zu rotieren. Noch bevor die Waffe die chitingepanzerte Leiche verlassen hat, schießt ihr Fuß nach hinten, zwischen schon zum Zustoßen erhobenen Beinen hindurch, und die Sphäre reiner Energie gleitet blitzschnell ihren Schenkel herab, um Sekundenbruchteile vor dem Kontakt zwischen ihre Sohle und das Spinnengesicht zu treten, wo sie explodiert. So schnell...doch was glitzerte da...?

"Über dir!"

Ohne einen Blick zu verschwenden, stößt die Assassine die freie Klinge nach oben, und der herabfallende Achtbeiner spießt sich selbst auf, um daraufhin in einen Kollegen getreten zu werden. Ich zerhacke beide noch lebenden und stehe neben ihr, woraufhin sie herumwirbelt, sich von meinem Rücken abstößt und wieder ein Knacken tote Gegner verrät.

"Danke, Eisenjunge! Und ich dachte, das passiert mir nicht noch mal, verdammte Biester, hm?"

Als ich mich umdrehe, blickt sie gerade in meine Richtung, grinsend. Moment Mal...oh, dafür darfst du mich jetzt schelten, dass mir das jetzt erst aufgefallen ist.

"Nat, wo ist dein Helm?"

Ich packe eine Spinne und zerreiße sie; als der Saft an mir vorbeigetropft ist, ist ihr Lächeln verschwunden...und durch eine Grimasse der Wut ersetzt, als sie Muränlinge abschüttelt, die versuchen, an weiches Fleisch über den Kettenstiefeln zu kommen.

"Eine dieser verdammten...weg mit euch!...Spinnen hat ihn geklaut, von oben wie gerade eben, und schon waren sie über mir."

"Hast du deswegen geschrieen?"

Ich schreie selbst gerade, da ich einen halben Raum entfernt bin, Zangen auseinanderreißend.

"Du hast das gehört und bist gleich gekommen? Wie süß von dir! Ja, ich war ein wenig wütend..."

Ein Gegner explodiert.

"...aber sag mal, was führt dich eigentlich hierher?"

"Wir suchen die Organe eines Toten...kein Witz..."

Sie hält über der frischesten Leiche inne.

"Wie, wir? Bist du nicht allein?"

Eine Detonation ertönt, und Staub rieselt von der Decke. Der Meister hat die Verfolger wohl doch eingeholt.

"...nein."

Ihre Augen schießen gehetzt zum Eingang der Kammer, ihre Stimme wird zum Flüstern.

"Er ist tatsächlich schon wieder auf den Beinen?"

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie - unaufhaltsam, der Mensch."

Plötzlich springt sie von den Gegnern weg, die sie gerade bekämpft hatte, und auf mich zu. In der Luft hebt sie ihre Klaue senkrecht nach oben, und Alles wird...hell? Nein - es wird dunkel, sogar ihre Feuerfallen sind verloschen, und darum sehe ich wieder klar. Sie landet direkt vor mir, ihre Lippen an die Seite meines Kopfes führend.

"Verrate mich nicht..."

Ein Hauch, und sie ist an mir vorbei; schon flitzt sie die Erdrampe hoch...als der Meister um die Ecke stolpert, fluchend und die Hände ausgestreckt. Geschickt tänzelt die Assassine um ihn herum, gerade eine Berührung vermeidend - aber er spürt den Luftzug, zuckt zurück, schreiend, und fällt hin. Am Boden liegend reißt er das Jade-Tan-Do aus dem Gürtel - kaum von dem Fall gestört? Er ist bemerkenswert rüstiger durch die Heilung des Tranks - und wild zuckt der Dolch vor ihm herum. In Leere, zum Glück - sein Ziel ist längst entschwunden. Und jetzt? Es ist dunkel, Nat ist weg, und Alles voller Insekten...wobei Ersteres sich sicher bald behebt - was mache ich, wenn der Meister mich sieht? Ich bin in Erklärungsnot!

Nachdenken willst du? Bravo - aber jetzt schütze ihn erst einmal!

Kaum habe ich einen Fuß in die Richtung des Gestürzten gesetzt, gruppieren sich vier in die Sicht tretende Skelette um ihn herum, der zwar offenbar immer noch nicht die Hand vor Augen sieht, aber trotzdem seine Krieger kontrollieren kann, die wohl genausowenig Probleme wie ich haben.

Na schön. Also, er hat Nats Schrei auch gehört, demnach müssen wir zugeben, dass eine Frau hier war. Wir könnten sagen, dass wir gesehen haben, wie sie von einem Wesen mit riesigen Klauen aufgeschlitzt wurde, das dann mit der Leiche verschwunden ist, weil wir ihm sicher nicht geschmeckt hätten...

Was? Das ist doch völlig unglaubwürdig!

Du musst dir selbstverständlich überlegen, wie das Monster jetzt genau aussah, und ein Grund dafür, dass hier unten noch Jemand war, fällt mir auch gerade nicht ein, aber nutze deine "Kreativität" doch mal, auf die du so stolz bist!

Unfug! Wir können uns nicht in den nächsten Sekunden eine komplett erlogene Geschichte aus den Fingern saugen, was machen wir denn, selbst wenn er das glaubt? Dann läuft hier irgendwo ein Monster herum, das wir aber nicht sehen, muss ich dann ständig so tun, als hätte ich Angst?

Du bist einfach nicht erfahren im Lügen, verdammt! Normalerweise plant man so etwas im Voraus, du musst für jede Situation eine perfekte Erklärung bereit haben!

Die absolut Nichts mit dem zu tun hat, was wirklich passiert ist?

Selbstverständlich nicht! Die Fakten müssen so geschickt verdreht werden, dass jeder Beweis, der sie für eine Sache darstellen könnten, komplett ins Gegenteil umgedreht wird!

Was, wie Propaganda? Da mach ich nicht mit.
Meine Sicht wird schlechter, als die Magier herantreten; der Meister scheint immer noch blind und verzweifelt...bis sich der Schatten lichtet. Zu lange herumgestanden! Ich spüre Spinnenzähne im Genick, greife nach hinten und schmettere sie auf den Boden. Das wird wohl das erste sein, was der Meister sieht.

"Golem! Himmel, was war denn jetzt los? Du rennst einfach weg, ich hinterher, dann wird Alles dunkel? Werde ich wahnsinnig, oder doch du?"

Hör einfach auf mich, du musst ihn komplett verwirren, sonst kommt er zu sehr zum Nachdenken!

"Es tut mir Leid, dass ich so hastig weggerannt bin, General. Ich dachte, der Schrei käme von Jemand, den ich kennengelernt habe, als du krank warst; tatsächlich war in dieser Kammer eine Frau fast unter Spinnen begraben, aber bei Weitem nicht hilflos...sie hat die ganzen Monster bisher aufgeschlitzt, aber ohne mich hätte sie wohl nicht gegen diese Ansammlung hier bestanden. Also konnte ich leider nicht zurück, um dir Bescheid zu geben, was hier los war...auf jeden Fall haben wir fast alle Monster vernichtet, als du eine Leiche gesprengt hast; plötzlich hat sie gezaubert - es muss sie gewesen sein - und Alles wurde dunkel. Sie ist fast mit dir zusammengestoßen beim Herausrennen, aber war viel zu schnell für mich...und ich wollte dich nicht wieder alleine lassen, also ließ ich sie laufen."

Bist du irre?

Er hebt eine Augenbraue.

"Und, kanntest du sie jetzt?"

Ich lege den Kopf schief.

"Sie trug einen Helm. Dass es die gleiche Frau war, die ich kenne, kann man aber ausschließen; es würde schon sehr viel Fantasie brauchen, sich Natalya in einer Rüstung vorzustellen.."

Sein Kopf folgt meinem, was fast komisch ist. Verdammt, das ist mir jetzt herausgerutscht.

"Natalya? Die kenne ich doch auch - stimmt, sehr schwer vorstellbar. Und warum dachtest du, sie wäre es, die hier unten sein könnte, wenn das doch so schwer vorstellbar ist?"

Neiiin...warum musstest du den Namen erwähnen?

"Ich habe nicht gedacht, General, ich habe nur einen Schrei gehört, und viel andere Frauen als sie kenne ich hier nicht, wobei ich sie mag, da konnte ich nicht in aller Ruhe stehen bleiben und überlegen, ob wir helfen. Ist ja nicht so, als ob ich sie bisher je schreien gehört hätte, und es gäbe zig Möglichkeiten, die ich mir aus dem Bauch heraus überlegen könnte, weswegen hier unten eine hilflose Frau gefangen sein könnte."

Der Meister zuckt mit den Schultern, und etwas löst sich in meiner Brust: Anspannung.

"Nun gut, wir sind ja nicht bei einem Verhör. Seltsam, seltsam, auf jeden Fall...ob wir sie wieder treffen? Der Feind meines Feindes, was? Egal. Gehen wir weiter."

Du bist doch komplett...

Sei still, wenn wir deinem Plan gefolgt wären, hätte er uns nach dem zweiten Satz durchschaut. Diese Lüge zog genau aus einem Grund.

Aha, und der wäre?

Ich habe kein einziges Mal die Unwahrheit gesagt, das ist er.


Zwei Kammern weiter - beide unbevölkert, der Kampf hier scheint alle angezogen zu haben - steht eine Schatztruhe an der hinteren Wand. Der Meister hebt die Hand, die Skelette bleiben stehen, ich brauche etwas länger, da ich nicht durch seine Gedanken kontrolliert werde.

"So, versuchen wir es doch einmal mit Vorsicht. Schaust du mal, ob das Ding verschlossen ist?"

"Lass es kurz dunkel werden, dann sehe ich das von hier."

Die Magier schließen ihre Fäuste, die Farben verschwinden und ich sehe klar. Tatsächlich sieht die goldbeschlagene Holzkiste aus, als wäre sie gerade erst geöffnet worden.

"Sollte kein Problem sein für ein Skelett, sie zu öffnen."

"Ah, ich sehe, du weißt, wie ich denke."

Das letzte Holzskelett geht auf die Truhe zu, bückt sich und hebt den Deckel hoch. Gold blitz heraus, und oben auf dem Haufen liegt...ein Helm...?
Nein, nicht ein Helm - der Helm. Natalyas Helm.

"Oha, scheint ja sehr wertvoll zu sein, was diese Spinnen hier gelagert haben..."

Na toll, wie gebe ich ihn ihr nur zurück, wenn seine Gier jetzt zuschlägt?
Da stößt etwas das Skelett nach hinten, welches sich noch in der Luft auflöst. An einem Faden gleiten eine Spinne von der Decke, greift in die Augenhöhlen des Schädelhelms, und rennt über die Wand davon, als hinge ihr Leben davon ab. Was es tut. Meister und ich schreien gleichzeitig enttäuscht auf, aber wieder handle ich, bevor er es tun kann. Schon bin ich dem Monster auf den Fersen, und diesmal melde ich mich ab.

"Überlass sie mir, die entwischt mir nicht! Du bist zu langsam, bleib hier und in Sicherheit!"

"Ich verlass mich auf dich! Mach sie fertig!"

Als die letzten Worte des Meisters verklingen, bin ich schon zwei Räume weiter, auf unbekanntem Gebiet. Ich komme dem Dieb näher, der kaum von seiner Last verlangsamt scheint. Sein strahlendes Cyan verblasst schnell zu einheitlichem Grau, als das Licht schwindet, aber schon hat mir das verraten, dass es ein Held ist, den ich jage. Ein besonders flinker Held. Aber das rettet ihn nicht, denn Insekten - und ja, auch Spinnen - tötet man...mit Steinen.
Im Laufen greife ich mir einen vom Boden und nutze den Schwung meiner Bewegung, um ihn auf meinen Gegner zu schleudern...

Halt, du wirfst von unten, die Kurve ist umgekehrt!

Hastig überdenke ich die Flugbahn, und lasse früher los, als ich geplant hatte. Als würde ein Pendel das Geschoß mit der Decke verbinden, treffe ich den Chitinpanzer perfekt, und das Vieh fällt zu Boden. Sofort ist es wieder auf den vielen Beinen, doch mittlerweile bin ich auch da - und das ist schlecht für ihn.
Ein Schwerthieb hackt nur ein Bein ab, als er davonrennt. Verdammt! Den erwische ich doch...

So sehr ich für das Töten von Gegnern bin, lass ihn doch laufen und tu so, als hätte er den Helm nicht fallen gelassen, hm?

Oh. In der Tat, da liegt in schwarz auf grau Natalyas Helm. Das eröffnet...Möglichkeiten, korrekt.
Ich trotte zurück, bewusst langsam und niedergeschlagen scheinend. Der Meister schaufelt Gold in den Horadrim-Würfel.

"Hast du sie?"

"Tut mir Leid...ich wäre schnell genug gewesen, aber ich kann leider nicht an der Decke laufen."

Das ist ja schon wieder nicht gelogen.

Du kommst langsam drauf, nicht übel.
Der Würfel schließt sich und Schultern zucken.

"Das hier entschädigt mich. Scheint aber Alles hier gewesen zu sein - kein Organ..."

"Nicht? Wofür dann der ganze Ärger?"

Er hebt eine Augenbraue.

"Du hast Jemand das Leben gerettet, und ich hab eine Menge Geld verdient, passt doch. Jetzt brauch ich erst mal Frischluft, auf gehts."

Und damit zieht er wieder los, ich hinterher, weil ja keine Gefahr mehr droht. Hinter meinem Rücken halte ich die wahre Beute des heutigen Tages; so ungern ich ja Menschen um Informationen erpresse, dafür ist mir Nat ein paar Antworten schuldig.
 
Solange du noch am coden (Schriftarten) bist, lese ich weiter (voller Genuss).

edit1: o, schon passiert.
edit2: ... und ich wollte dich nicht wieder alleine lassen, also ließ ich sie laufen."
fertig

Und gut! Was isses den für'ne Kopfbedeckung? Totenmaske? Lederkappe? Borsalino?
 
Tss, was so ein wenig Alleingang während der Meister flach liegt alles ausmacht. Schon wird der Golem richtig selbstständig und hat nun sogar schon eigene kleine Geheimnisse. ok, die hatte er auch als er noch nicht reden konnte aber das wird ja immer schlimmer ^^ ... sehr schön :clown:
 
TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 20 - Schreie im Dunkeln

Nach => Noch bevor die Waffe die chitingepanzerte Leiche verlassen hat, [...]

"...und ich wollte dich nicht wieder alleine lassen, also ließ ich sie laufen."
TomGrenn schrieb:
Und gut! Was isses den für'ne Kopfbedeckung? Totenmaske? Lederkappe? Borsalino?
...schwarzer Kampfhelm mit grünem Namen???
 
Hatte ich doch Recht mit Natalya :)
Ich finds irgendwie süß, wie die andere Persönlichkeit des Golems sie bewundert, er gibt noch nichtmal nen fiesen Kommentar ab, während sie da ist ;)

Der General bemerkt nicht, dass der Golem einen Helm hinter seinem Rücken versteckt? Müsste eigentlich auffallen, dass er einen Arm seltsam hält.


Natalya in eine Rüstung - einer

fliegen lässt,. - ein Punkt zu viel
 
Hey,

finde es nen lustigen Gedanken, dass ne Spinne über einem hängt um nen Helm zu klauen und dann wegrennt :) Auf Ideen kommst du... Ich habe schon befürchtet, dass Natalya dort stirbt - weil sie ja am Ende von Akt 3 auch nicht mehr da ist - ob sie ist bis Travincal offiziell dabei aber da kann man ja schon ein paar Dinge ändern :) - Ich bin mal gespannt, was der Golem da so wieder plant. Finde es sehr lustig, welche Rhetorikfertigkeit er da entwickelt - erinnert mich ein bisschen an meine Mum. Sage die Wahrheit aber formuliere sie so, dass sie das wohl unwahrscheinlichste überhaupt ist :) Mal schauen, ob er Natalya damit aufs Kreuz legt.

lg, Gandalf
 
Der General bemerkt nicht, dass der Golem einen Helm hinter seinem Rücken versteckt? Müsste eigentlich auffallen, dass er einen Arm seltsam hält.
Bei der Dunkelheit, und der Aufmerksamkeit komplett von einem Stapel Glitzer abgelenkt? Geht schon, nur nicht lange.

...schwarzer Kampfhelm mit grünem Namen???

Gut möglich ;). Hab ich den nicht schon vorher beschrieben, bei ihrem ersten Auftritt?

Die Fehler hab ich noch nicht korrigiert...war ne hektische Woche.

Also, attenshun. Ich hab nen Großteil des heutigen Kapitels in Handschrift da, war leider gestern und heute die ganze Zeit beschäftigt.

Ich fang JETZT an, zu tippen. Ihr könnt ja die Zeit stoppen, wie lang ich brauche :p.

Simon


EDIT: Ding Ding, eine Stunde, 20 Minuten!
 
Kapitel 21 – Nackte Geheimnisse

„Ist gerade schlecht!“

„Nicht zieren, wenn ich gerade gar keine Zeit habe, da werd ich unleidig, Nat.“

Ich klopfe erneut an die Tür der Assassine. Gottlob, sie ist da! Ich hatte schon befürchtet, die Tür aufbrechen zu müssen, und das war schon letztes Mal nicht lustig. Nur, um meine Last loszuwerden, der Bonus, mit ihr reden zu können, ist natürlich auch nicht übel.

„Aah, du...na schön, komm rein, es ist offen.“

Tatsächlich. Im Raum dahinter ist es gerade nicht düster genug, dass ich wenig sehe.

Hm...reicht doch.

Natalya nickt mir etwas gehetzt zu und springt in enge Hosen. Was meintest du?

Nichts, Nichts...Banause.

Du redest wirr. Ich nehme Platz auf dem niedrigen Bett, den Rücken zur Wand gerichtet und den einen Arm dahinter, die sich bekleidende Assassine im Blick. Eine Schale mit Wasser vor dem Spiegel, die Rüstungsgegenstände achtlos verteilt...

„Anstrengend, der Kampf, was?“

„Für dich nicht, das wette ich! Kannst du mir hierbei mal helfen?“

Sie hebt ein Stoffobjekt, das aus zwei grob halbkugelförmigen Schalen und verbindenden sowie herunterhängenden Schnüren besteht.

„Schwer zu sagen, was ist das?“

Sag ich doch, Banause.

Sie lacht.

„Wenn du in der Hinsicht nicht komplett unschuldig wärst, hätte ich dich gar nicht erst reingelassen, stimmt wohl. Mach ich es selbst, geht auch.

Also, es ist ein Büstenhalter. Ohne Verschluss, also einfach zubinden; hinter dem Rücken nicht ganz einfach, klar soweit?

Ach so. Hilfreiche Bilder fluten meinen Kopf; woher hast du bloß dieses ganze theoretische Wissen? Egal, Nat lenkt doch ab. Zeit, die Offensive zu ergreifen, so geht das nicht.

„Ich kann es ja versuchen.“

Ihre Stimme wird spöttisch, als ich aufstehe, sie lässt den Halter über einen ausgestreckten Finger baumeln; ich nehme ihn, sie dreht sich um.

„Du wärst auch dämlich, dir so eine Gelegenheit entgehen zu lassen.“

Du verstehst wieder nicht? Schade, ich schon.

Ach?

Aber ich sage es dir nicht.

Dann halt den Mund. Während ich mich an dem Knoten versuche, ihr gerader Rücken vor meinen Augen, spreche ich fast beiläufig.

„Es war nicht der Kampf, weswegen du so außer Atem warst, dass du sogar die Tür vergessen hast zu schließen, oder? Du bist hierher gerannt, statt den Wegpunkt zu benutzen, damit dich Niemand in der Rüstung sieht. Halt still. Was soll ich von dir nur halten? Du stehst so sicher auf unserer Seite, und doch hast du so viele Geheimnisse um dich wie Kurast Bäume.“

Ihre Schultern senken sich etwas, als sie seufzt, und ich verliere kurz die Kontrolle über die Schnüre; mit einem schnellen Griff habe ich meine bisherige Arbeit gerettet – verdammt, ohne Gefühl in den Fingern könnte ich genauso gut Sand- und Salzkörner einzeln zu trennen versuchen – mit den Füßen. Sie flüstert.

„Hast du es ihm verraten?“

„Nein. Er denkt, ich hätte dich zwar gesehen, aber dich nicht erkannt, weil du deinen Helm getragen hast. Nebenbei hält er dich für eine sehr unwahrscheinliche Kandidatin unter der Maske. Aber ich bin nicht hier, um dich zu beruhigen.“

Sie zuckt zusammen. Ich lasse meinen Griff, wo er ist, weiterfummelnd.

„Oh, kalt? Bleib so, ich habs gleich. Schau, ich hab nicht viel Zeit. Der Meister wollte nur eben die Schatztruhe auffüllen mit dem, was wir gefunden haben; ich habe zehn Minuten Freizeit, bevor wir verschwinden, die ich jetzt für dich opfere statt für andere, eigentlich dringendere Dinge. Ich will doch nur ein paar Erklärungen, ist das zu viel verlangt? Sogar ein Geschenk habe ich dir mitgebracht, und Himmel, war es anstrengend, das zu verstecken. Zum Glück blendet Gold ihn immer.“

Sie fährt herum, und ihr Halter fällt zu Boden. Verdammt, fast geschafft! Ihre kräftigen Arme packen meinen Kopf, und ihr nackter Oberkörper ist direkt vor meinem Gesicht, weil ich kleiner bin.

„Du hast...“

Ich umschließe ihre Handgelenke und spreize sie sanft weg. Ihre Bauchmuskeln straffen sich – sie ist so nicht wehrlos! Aber ich habe die Ablenkungen satt.

„Ja, ich habe. Die Spinne lebt übrigens noch, falls du eine Rechnung begleichen willst. Was ist mit einer Erklärung?“

Als ich sie loslasse, verschränkt sie die Arme unter den Brüsten und sieht mich finster an.

„Weißt du nicht, dass eine Frau ihre Geheimnisse braucht?“

Anklagend richtet sich mein Finger auf den Stofffetzen am Boden.

„Bis gerade wusste ich nicht einmal, dass eine Frau das hier braucht. Bitte, Nat. Ich halte dich für eine Freundin, aber so weit ich weiß, gehört zu einer Freundschaft Vertrauen, und genau das kann ich dir im Moment einfach nicht.“

Sie seufzt und bückt sich langsam, um den Halter aufzuheben. Dann schüttelt sie den Kopf.

„Du weißt schon eine Menge, eigentlich zu viel. Ich wurde auf Geheimhaltung eingeschworen, und wenn ich einmal eine Sache ernst meine und ausspreche, dann halte ich mich auch daran. Verstehst du das? Erneut und wieder ganz ehrlich: Ich bin froh, dich zu kennen und dass du es bist, der gewisse Dinge herausgefunden hat, die Keiner entdecken sollte, statt Jemand anders, aber...es geht einfach nicht.“

Ich senke den Kopf. Was soll ich dazu sagen? Ich kann doch nur zu gut nachvollziehen, dass sie ein einmal gegebenes Wort nicht brechen will, aber ich kann doch gleichzeitig nicht hinnehmen, dass ich ohne den Grund dafür zu kennen dem Meister noch mehr vorenthalte, als ich eh schon tue...

Was für ein exquisites Dilemma. Die grausamen Bänder der Freundschaft ziehen dich in entgegengesetzte Richtungen, während sie dich gleichzeitig fesseln durch ihre Natur und die einfachsten Lösungen verhindern...

Während sie sich daran macht, selbst die Bänder hinter ihrem Rücken zu verknoten, beginne ich, auf- und abzugehen.

„Der Zweite schlägt schon vor, dich schlicht zu zwingen, mir etwas zu sagen, und ich muss gestehen, dass ich sogar vor ihm diese schamvolle Idee hatte. Aber ich weiß, dass ich das nicht kann, so gut wie er weiß, dass er mich mit dieser ‚Schwäche’ meiner verhöhnen kann. Was mich quält, ist vor Allem, dass ich so dem Meister immer mehr und mehr vorenthalten muss...fällt dir denn nicht wenigstens dazu eine Lösung ein, die nicht beinhaltet, dass du deine Geheimnisse verlierst?“

Eine Hand streicht über ihr Kinn, als sie überlegt. Dann sieht sie mich ernst an.

„Das größte Problem ist doch im Moment, dass er weiß, dass außer euch beiden noch Jemand im Dschungel unterwegs ist, maskiert und bewaffnet, oder?“

Ich denke kurz nach, dann nicke ich.

„Er wird sich ständig fragen, wer sie ist, und ich weiß es und muss das Gegenteil vortäuschen. Es wird ein Alptraum.“

Plötzlich blüht ein Lächeln auf ihrem Gesicht auf, und sie tritt heran, um mir die Hände auf die Schultern zu legen.

„Ich habe eine Lösung, Golem. Wir...“

Da spüre ich, wie etwas meine Mitte packt und reißt. Oh, Himmel, doch nicht...ich stoße sie weg, nicht einmal mehr die Überraschung darüber hat Zeit, auf ihrem Gesicht aufzutauchen, bevor sich die Szene ändert.
Eine Hand landet auf meiner Schulter.

„Na, Sportsfreund, Alles erledigt?“

Der Meister grinst mich an, und obwohl ich es besser weiß, wirkt das fast hämisch. Ich balle, hoffentlich ungesehen, meine Faust. Wenigstens habe ich den Helm zurückgebracht; er liegt auf Natalyas Bett. Weswegen ich wieder nicht lügen muss...mein erwartetes Hauptziel ist erfüllt. Oh, aber dieser gerade in Reichweite gewesene Bonus!

„Größtenteils.“

„Ausgezeichnet! Dann machen wir mal den Dschungel unsicher, was?“

„Ich bin dabei.“

Weil ich muss, nicht, weil ich will. Verdammt! Was war nur ihre Lösung, was wollte sie mir sagen?

Vielleicht war sie ja kurz davor, dich mit einer Assassinen-Spezialtechnik zu töten, um selbst den einfachsten Weg zu wählen, wenn du das schon nicht kannst?

Was, du traust ihr das zu?

Ich mag ihren Pragmatismus. Theoretisch also ja.

Und du meinst, sie hat schon vergessen, dass der Meister mich einfach neu erschaffen kann?

Bis er merkt, dass er das tun muss, hätte sie genug Zeit gewonnen, um einiges an Spuren zu verwischen, im Zweifelsfall in Form einer Totenbeschwörerleiche im Dschungel.

Das ist jetzt nur zynisch.

Das wäre logisch. Aber gut, selbst die vernünftigsten Menschen können teils zu Dummheit neigen. Die Diskussion ist ohnehin müßig, weil wir wohl nie herausfinden werden, warum genau sie dir die Hände auf die Schultern gelegt hat.

Mein fotographisches Gedächtnis holt das Bild vor meine Augen, kurz den immer gleichen Dschungel verdeckend, als ich die Prozession unserer Armee anführe, weil ich weiß, welcher Weg von Wegpunkt zu Stadt führt und damit der falsche ist.
Also bitte, aus dieser Position hätte sie doch Nichts tun können, um mir ernsthaft zu schaden, wenn sie nicht ihr Dekolleté genauso explodieren lassen kann wie ihre Fußsohlen!

Hahaha, wenn du wüsstest, wie viele Frauen es hinbekommen würden, genau das zu tun, aber meist sprengen sie nur fast ihre jeweiligen Halter.

Aha...sicher hatte Andariel deswegen keinen...Moment mal! Sie hat ihn schon länger nicht mehr festgehalten! Sofort prüfe ich diesen Gedanken nach: tatsächlich, sie hat nur etwa fünf Sekunden benötigt, um das Kleidungsstück anzulegen! Aber wieso wollte sie dann meine Hilfe, wenn sie es kann – und viel schneller?

Diablo soll mich holen, sie hat doch echt versucht, dich so abzulenken, und ich habs auch nicht gemerkt. Was für ein Einsatz.

Womit denn ablenken? Mit dem Knoten? Hat sie erwartet, ich würde das in Stille tun?

Kleiner Hinweis: weibliche Anatomie wirkt auf männliche Menschen meist sehr ablenkend, was ich zwar biologisch nachvollziehen kann, aber nie wirklich verstanden habe. Obwohl sie sich recht sicher war, dass es uns nicht beeindruckt, war es ihr den Versuch wert, uns zu verführen!

Weibliche...dann hätte der Meister bei Andariel doch vor Ablenkung stundenlang kampfunfähig sein müssen.

Vielleicht hat ihn Kaschyas Tod dann doch in die andere Richtung gelenkt.

Hmja. Oder die Skorpionstacheln. Egal! Auf jeden Fall zeigt das erneut, wie verzweifelt sie verhindern will, dass wir mehr über sie herausfinden – und wie viel uns des Meisters Eile wieder gekostet hat!

Denk doch darüber nach, wenn nicht gerade jederzeit aus dem Dschungel ein Hinterhalt kommen könnte, du Träumer!

Mit einem Schlag fokussiert sich die Realität vor meinen Augen, die ich während unseres Gesprächs auf Erinnerungsbilder gerichtet hatte, wie mechanisch voranschreitend; die Sonne hat sich mittlerweile verdunkelt, als Wolken aufzogen, langsam, aber sicher unbemerkt unter dem beschattenden Blätterdach. Zwei Skelette flankieren mich, gelegentlich stolpernd, als feuchte Blätter Steine verbergen oder von ihnen wegrutschen, und die dünne Schicht verwesenden Pflanzenmaterials das Pflaster darunter offen legt: Wir befinden uns auf einer ehemals breiten Straße. Ein verdächtig gerader Fluss, noch vor Wochen ein Kanal, fließt links von uns, darüber ein Fleck grauer Himmel sichtbar. Zwischen den Schlanken Stämmen der Bäumen des Bösen bewegt sich Nichts, außer ein paar sanft schwankenden Lianen. Ein Blick zurück zeigt mir den Meister, der bedeutend nervöser als bisher zwischen zwei Magiern hinterher geht. Als er meinen Blick bemerkt, runzelt er die Stirn.

„Ist was?“

Ja, ist was?

Der Mensch ist ein Augentier, du bist keiner. Also lausche.

Träge fließt der Bach dahin, kein Plätschern dringt durch die schlammige Oberfläche. Keine Tierlaute dringen aus dem unnatürlichen Unterholz. Abgesehen von den gelegentlich noch herabfallenden Tropfen der allgemeinen Feuchtigkeit ist es still – zu still, aber das ist es immer, und genau deswegen sind wir auch nervös. Doch halt! Diese Einschätzung muss ein Trugschluss sein, sonst hättest du Nichts gesagt. Ich bleibe stehen, die Hand hebend – und lausche. Unsere saugenden Schritte auf dem getränkten Untergrund verstummen. Ich würde zu gerne meine Sicht ausblenden, kann ich aber nicht, also konzentriere ich mich auf den Boden zu meinen Füßen und rufe mir die perfekte Schwärze, die ich gesehen hatte, kurz bevor ich diese beiden Male „gestorben“ war, vor mein inneres Auge. Die dabei mit aufsteigenden unangenehmen Erinnerungen und Gefühle verdrängend, höre ich einfach.
Nichts.

Interessante Vorarbeit, aber ultimativ nutzlos. Ich sehe schon, ich muss deiner Unfähigkeit mal wieder auf die Sprünge helfen. Es reicht nicht, nur die visuellen Elemente deiner „Sinnes“eindrücke auszuschalten. Du musst konsequent dafür sorgen, dass jede Empfindungen, die du nicht brauchst, verschwindet, jedes einzelne Geräusch.

Wie soll das gehen?

Du musst es wollen. Das ist Alles. Sämtliche Möglichkeiten deines Körpers, die nicht normal erklärbar sind, sind magisch, und die Magie in dir hat gefälligst auf dem größten, seltsamsten und beängstigendstem ihrer Aspekte zu gehorchen: deinem Geist.

Das ist verrückt! Mein Geist ist nicht das Resultat von Magie, meine Intelligenz, meine Individualität, das ist...

Du stockst? Was wolltest du sagen? Deine seele? Ha! Da offenbart sich der Wahnsinn deiner Philosophie, dieser unbegründete Irrglaube: Du hättest eine Möglichkeit, sie zu verteidigen, für die ich zumindest keine Gegenbeweis finden kann – unabhängig davon, dass es Unsinn ist – aber noch im Keim scheiterst du daran, dass du selbst erkennst, dass es nicht sein kann.

Ich...

Spar dir das verzweifelte Greifen nach Strohhalmen und nimm dir lieber Zeit, erst einmal in Ruhe darüber nachzudenken, wie dumm du dich wirklich stellen willst. Nutze dein Verzweiflungspotential lieber, um dir schnell einen Grund zu überlegen, warum du den Meister jetzt eigentlich angehalten hast.

Oh, verdammt, das...ich...schüttele den Kopf, während meine Gedanken rasen. Ja...so, die Antwort, die am nächsten an der Wahrheit ist!

„Irgendetwas sagt mir, dass diese Ruhe trügerisch ist. Ich weiß nicht genau, warum...“

Er tritt neben mich.

„Schon gut, Golem. Diese Atmosphäre hier macht uns beide fertig. Es ist...so still! Du warst schon öfter in dieser grünen Hölle, gewöhnt man sich denn mit der Zeit daran?“

Meine Augen wandern über Blätter, Erde und nur halb verborgene Ruinen.

„Ich will das eigentlich gar nicht.“

Sein Lächeln ist bitter, als er darauf wartet, dass ich weitergehe, was ich tue. So, verdammt. Wenn unser Streit schon gerade unpassend ist, weil du Geister siehst, willst du mir wenigstens sagen, welche?

Oh, sicher. Vor Kurzem ist etwas in unserer Nähe explodiert. Ich glaube, du weißt, worauf ich hinaus will.

Ich stolpere, der Meister lacht.

„Willst du so die Stille vertreiben? Mach dir nur keine Dellen!“

Natalya folgt uns? Das gibt es doch...
Diesmal höre ich es. Laut und deutlich. Etwas explodiert hinter uns. Ich fahre herum. Der Meister schreit.
Hinter ihm steht eine halb durchscheinende Figur, das Gesicht komplett von einem schwarzen Schädelhelm verborgen, und hält eine Klaue an seine Kehle, der andere Arm, den ebenfalls eine ziert, auf seinen Unterleib gepresst. Noch nicht aller Staub eines zerstörten Skeletts hat sich gelegt. Dumpf und verzerrt dringt eine Stimme aus dem unwirklichen Schatten, den die Kopfbedeckung in sich erzeugt.

„Halt deine Diener von mir fern, oder du stirbst.“
 
Wow.... deine Kreativität ist echt der Hammer :) wie kommst du auf solch seltsame Gedanken? Natalya oben ohne? :D Find ich echt krass, was du da so zusammen schreibst.

lg, Gandalf
 
TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 21 – Nackte Geheimnisse

„Das größte Problem [im Moment] ist doch [im Moment], […]“
[] Nicht ganz korrekt, könnte man dir aber durchgehen lassen, weil es gesprochenes Wort ist.

Zwei Skelette flankieren mich, […]

Noch nicht aller Staub seiner zerstörten Skeletts => Skelette hat sich gelegt.

Kriegerin oben ohne - das habe ich schon gelernt - da muss man auf Zack sein, sonst kann das böse enden.
 
So, diesmal ohne Stress und mit Vorbereitung - das Kapitel hab ich schon Mittwochs geschrieben. Unter Koffeineinfluss, das kommt immer gut, da werd ich kreativ. In diesem Sinne: Enjoy ;).

Simon


P.S.: Oh, und Danke für die Fehlerkorrekturen, hab ich noch gar nicht implementiert.

EDIT: Öh, hab ich doch schon ^^.
 
Kapitel 22 – Die Unterschätzten

Mit Entsetzen starre ich auf das Bild vor mir. Es ist ohne Zweifel Natalya, deren neblige Klinge gerade an der Kehle des Meisters liegt, aber was hat das zu bedeuten, was ist in sie gefahren? Das wird doch nicht...nein...

Doch. Offenbar hatte ich Recht. Das Risiko war ihr zu groß, dich und damit ihn leben zu lassen. Wir haben nur eine kleine Chance, also halte dich bereit, wenn er es schafft, dann müssen wir ihn womöglich blitzschnell vor ordentlichem Blutverlust retten. Wir pressen ihm die Kehle ab, holen das Stadtportalbuch aus dem Würfel, und hoffen, dass wir nicht zu weit von Lut Gholein weg sind.

Was meinst du mit...oh...des Meisters Finger wandern ganz langsam zum Jade-Tan-Do in seinem Gürtel, das er gerade so ziehen können wird, wenn er sich verbiegt...aber ob Natalya das nicht bemerken wird?

„Bleibt weg, gerade du, Golem. Mach keinen Unfug. Wer bist du, was willst du?“

Er verzieht keine Miene! Wie schafft er es, jetzt so ruhig zu bleiben?

Nun, es ist nicht das erste Mal, dass er in tödlicher Gefahr ist, oder? Er wird im Moment nicht einmal zu Tode gefoltert. Vielleicht wird aus ihm doch noch ein kaltblütiger, überlegter und genialer Anführer...wenn er das überlebt, natürlich.

Der behelmte Kopf schießt schnell nach hinten. Die Skelette haben sich nicht gerührt, und ich hebe vorsichtshalber die Hände in Sichtweite und trete einen halben Schritt zurück...was mich in Wirklichkeit nur bereit macht, umso schneller vorzuschießen, wenn es sein muss.

„Die Skelette dorthin, wo ich sie sehen kann!“

Schnell und präzise zischen die Worte unter dem schwarzen Schädel hervor. Ich kann es immer noch nicht verstehen, dass ich mich so in Nat getäuscht haben soll...

Du weißt, wie gut sie ist im Belügen von Menschen. Du bist noch nicht einmal besonders erfahren darin, zu existieren, ist doch logisch, dass du darauf hereinfällst.

Und was ist mit dir? Du bist ihr doch auch geradezu verfallen!
Der Meister räuspert sich, und bekommt dafür die Haut von einer scharfen Klinge eingedellt. Da sehe ich es: Seine Hand zittert...die, deren Arm von Natalyas gehalten wird. Die freie linke jedoch bewegt sich ohne Hast, ohne übermäßige Regung, weiter auf das Kris zu.

„Aaah...ruhig, ruhig. Müssen wir so bleiben? Es ist unangenehm. Ich bin gerne bereit, welche Probleme auch immer Ihr mit mir haben solltet, auszuräumen, unter zivilisierten Menschen, ja? Eine Geste meines guten Willens.“

Die Skelette, die mittlerweile alle zwischen mich und den Meister und damit in Natalyas Sichtlinie getreten sind, zerfallen zu Staub. Ich verliere meine sorgsam gespannte Position. Verdammt, was treibt ihn für ein Dämon?

Das ist schlau. Sie werden Nichts nützen, und er muss sie ablenken. Du könntest dazu beitragen.

Nun, jetzt hat sie sowieso verscherzt, ich betrachte einmal gegebene Versprechungen als null und nichtig.

„Nat...“

„Mein Name ist Tees Dete. Was hast du in diesem unheiligen Dschungel zu suchen mit deiner Höllenbrut?“

Ich ersticke meine Anklage. Das gibt keinen Sinn! Warum sollte sie einen falschen Namen angeben, wenn sie eh vorhat, ihn umzubringen? Warum nach einem Grund fragen, wenn sie ihn weiß?

„Einen Moment. Golem, du wolltest was sagen?“

Verdammt, er gibt mir sogar noch eine Gelegenheit...was mache ich nun...ich wollte etwas sagen...da trifft den Meister ein Tritt in die Kniekehle, und er keucht auf.

„Dein seelenloser Diener möge schweigen. Du hast zwei Sekunden, zu antworten, bevor dein schwarzes Blut den verfluchten Boden tränken wird. Eins.“

„Na schön, na schön. Ich nenne mich den General, und bin auf dem Weg nach Travincal, um zu versuchen, Kurast von Mephistos Einfluss zu befreien...bevorzugterweise, bevor ihn seine Brüder erreichen.“

Wieder ein Tritt, diesmal ein Schmerzensschrei. Ich hätte den Mund verzogen, wenn ich könnte, und fühle schuldige Erleichterung, kein Blutband mehr mit ihm zu teilen.

„Unfug! Für wie dumm hältst du mich? Was ist dein wahrer finsterer Plan? Die nächste Lüge ist deine letzte!“

Das Gesicht des Meisters verzieht sich zu einer Grimasse...der Wut.

„Glaub mir oder nicht, aber nimm in Kauf, durch deine Vorurteile die Welt zu verdammen. Ich bin nicht automatisch böse, nur, weil ich Totenbeschwörer bin. Wenn du ohnehin planst, mich zu töten, egal, was ich sage, dann tu das jetzt. Wenn du dagegen gewillt bist, deine Fragen ehrlich beantwortet zu bekommen, dann hör auf, mich zu schlagen, und nimm das Messer von meiner Kehle. Deine Wahl. Ich gebe dir drei Sekunden, das zu tun, dann versuche ich, mich zu befreien, und werde dabei wohl sterben. Du wirst zunächst nicht wissen, was meine wirkliche Motivation ist, hier zu sein, und innerhalb kurzer Zeit wirst du am eigenen Leib erfahren, dass ich nicht gelogen habe.“

Das ist...seine Finger umschließen den Griff des Jade-Tan-Dos. Himmel! Er kann nicht Alles auf eine Karte setzen...oder will er sie nur ablenken...?

Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass er so viel Rückgrat zeigen kann. Er stirbt als Mann, das ist besser, als wie ein Feigling zu leben.

“Nein!“

„Golem, sei still. Ich habe es satt, dass die Leute mich nicht ausstehen können, obwohl sie mich überhaupt nicht kennen. Du hast noch eine Sekunde.“

Einen Augenblick zögert Natalya, einen Augenblick, der Alles entscheiden könnte. Denn nun färben sich Knöchel um einen Griff weiß, den die Glieder schon lange als vertrauten Gefährten kennen...und reißen den Dolch aus seiner Gürtelschlaufe...gerade, als sich eine Klinge von dem Hals löst, den sie vormals küsste. Doch die Bewegung des Meisters hat die delikate Balance von Druck und Festigkeit seiner Haut zerstört...und eine feine rote Linie erscheint unter seinem Kinn. Ein Knie in den Rücken befördert ihn weg von der Assassine, er stolpert...und bleibt aufrecht, zu der Frau hinter ihm herumfahrend, die Kampfposition einnimmt.
Ein feiner Blutfaden läuft in seinen Kragen, staut sich oben auf der Haut des Vipernmagiers...färbt das dunkle Blau...ich stürze vor. Natalya macht sich bereit...
Er grinst, den Dolch hebend.

„Knapp.“

Sein Griff öffnet sich, und die Waffe klappert zu Boden.

„Halt, Golem.“

Ich schlittere zum Stillstand. Die schwarzgerüstete Figur hält inne. Der Meister setzt sich auf einen umgefallenen Baumstamm, die Hand auf die feine Wunde haltend.

„Ich stehe zu meinem Wort. Wir reden, und du kannst mich gerne weiter bedrohen, wenn dir ein unbewaffneter Mann immer noch zu gefährlich ist. Kann ich denn davon ausgehen, die nächsten Minuten zu überleben?“

Schnell tritt Natalya den Kris weit von Allen weg. Dann knurrt sie.

„Der Golem soll sich dorthin setzen. Und dann will ich deine ‚Wahrheit’ hören, wenn sie mir nicht gefällt, überlebst du genau so lange, wie deine Geschichte dauert.“

Während ich mich an die von ihr bedeutete Stelle begebe und mich hinsetze, zuckt der Meister mit den Schultern.

„Klingt doch schon viel besser. Also...“

Die nächsten Minuten liefert er einen kurzen Abriss unserer bisherigen Reise. Ich behalte die Schwärze unter den Augenhöhlen des Schädelhelmes genau im Auge, aber kein Signal dringt durch sie, nur die Blätter des Baumes dahinter sehe ich vage durch die halb transparenten Konturen des Kopfes. Ohne Regung verharrt dieser, während sich der Meister warm redet, bald mit Gesten und fast reißerisch unsere Abenteuer beschreibt, weit besser, als ich das je könnte. All das hat die Assassine doch schon von mir gehört; es wird sie aber definitiv nicht langweilen, diese neue Version, alleine deswegen, weil der Meister an genau den Stellen übertreibt, an denen ich eher bescheiden geblieben bin. Interessanterweise und völlig unpassend fühle ich mich geschmeichelt, weil er auch meine Leistungen in den Himmel hebt. Er endet mit unserer jetzigen Mission, und lässt nicht einmal die Suche nach Khalims Organen aus. Kurz bleibt Natalya still, dann schüttelt sie den Kopf.

„Außerordentlich schön ausgedacht, fast könntest du Geschichtenerzähler werden. Aber wie alle Geschichten ist diese auch nur erfunden! Du willst zwei geringere Übel getötet haben? Du, ganz allein?“

„Ich hatte kompetente Hilfe...“

Er deutet auf mich, und ich nicke ihm zu. Nat hebt die Arme.

„Was soll ich mit einem notorischen Lügner wie dir tun? Du tischst mir wilde Erzählungen auf, aber du scheinst so geradezu krankhaft naiv zu sein, so grauenhaft unschuldig, dass ich fast glauben könnte, du hättest wirklich eine weiße Weste. Wenn da nicht eines wäre...die schwarze Kunst, die du praktizierst. Nichts könnte dich besser verdammen, als mit den Überresten Toter umzugehen.“

Wieder tritt diese Wut auf sein Gesicht.

„Ich kann dir vergeben, wenn du mir nicht glaubst, weil ich es an deiner Stelle auch nicht tun würde, jedoch habe ich die Wahrheit geschworen zu sagen, und das tat ich. Unverzeihlich dagegen ist dein Verdammen meiner Kunst, ohne auch nur einen Moment die Fakten im Auge zu haben. Das waren keine Menschenknochen, die gerade zu Staub zerfallen sind, nicht einmal Knochen. Ich habe Monster getötet und ihre Kadaver verwendet. Du hast gesehen, was wir getan haben. Mein Golem hat dir geholfen, als wir dich in der Spinnenhöhle überrascht haben. Hat ein Totenbeschwörer deine Eltern getötet? Wurdest du von einem vergewaltigt? Wenn nein, dann gibt es keinen Grund für dich, mich wegen meiner Kunst zu verabscheuen. Wenn ja, dann ist mir das völlig egal, du ignorante, engstirnige Fanatikerin!“

Oh, verdammt, gar nicht gut. Was muss er jetzt austicken? Als ob er es nicht gewohnt wäre, ständig verachtet zu werden...das war dann wohl der berühmte Tropfen...jetzt fließt gleich Blut, und es wird seines sein...
Noch hat Natalya sich nicht gerührt, aber in Kürze wird sie...Moment.
Das war jetzt aber nicht sie...

„Runter...“

Nicht Nat! Sie heißt Tees!

„...Tees!“

Sofort reagiert sie auf meinen Schrei mit den Reflexen einer Tigerin. Und drei winzige Bolzen schießen durch die Stelle, an der gerade noch ihr Kopf war, um kurz vor dem Meister einzuschlagen. Ohne zu zögern springe ich auf. Argh, warum habe ich das gerade getan? Wenn die Fetische, die ich durch ihren transparenten Brustkorb vage sah, ihr die Blasrohrschüsse in den Kopf gejagt hätten, wären wir unser Problem durch sie gleich los gewesen.

Scheinbar hat deine Neugierde gesiegt; du willst auch wissen, was zur Hölle in sie gefahren ist.

Nein...nein, es ist etwas Anderes. Ich kann nicht glauben, dass sie verrückt geworden ist oder so. Sie hat einen bestimmten Grund, so zu handeln, und egal, welcher es ist – sie will uns nicht schaden. Sie ist immer noch auf unserer Seite.

Was, wie kommst du darauf?

Sie hat ohne zu zögern auf mich gehört. Wenn sie mir nicht immer noch vertrauen würde, hätte sie das nicht getan.

Oder sie lacht jetzt über deine Dummheit.

Völlig egal. Ich stürze mich in den Kampf, an ihrer Seite gegen die Dämonen. Schon fliegen erneut winzige Pfeile, die sicherlich vergiftet sind, aber die Assassine ist längst zu den Angreifern herumgewirbelt und blockt mit den Klauen Schüsse auf ihr Gesicht ab, während andere einfach von ihrer Rüstung abprallen. Genauso wie von mir. Als ich den ersten erreiche und mit nur einer Hand packe, ihn zerquetschend, rennen die anderen davon...um ersetzt zu werden durch die Nahkämpfer mit den riesigen Messern, die mit unglaublicher Geschwindigkeit heranflitzen, wie aus dem Nichts erscheinend.
Was mir egal ist. Und ihr offenbar auch. Wie ein wütender Sturm fahren wir unter die Fetische, die uns gleich einem Meer aus scharfen Klingen umspülen, doch die Wogen brechen. Rücken an Rücken stehen wir, erneut in gewohnter Pose – es ist eindeutig: Sie vertraut mir, Nichts zu tun, was sie gefährden könnte. Und gerade, als der Kampf am wildesten tobt, erreicht ein Flüstern meine Sinne.

„Es tut mir Leid, Eisenjunge...Teil des Plans, spiel mit, bitte...“

Wieder weg. Doch jetzt dämmert es mir...das wollte sie mir noch sagen, bevor mich der Wegpunkt mit sich riss, die Idee, die sie hatte, bestand offenbar genau darin, das zu tun, was sie gerade tat! Das ist doch...

...großartig. Ich hätte es nur zu schade gefunden, die letzte Gelegenheit, ihren Kampfstil zu studieren, als Gegner zu haben.

Du bist wahnsinnig, und du weißt das.
Gerade ramme ich die Köpfe zweier Fetische zusammen, da wächst vor mir eine Masse von dreien von ihnen in die Höhe, verliert Hautstücke und die strähnigen schwarzen Haare, und ein Skelett formt sich.
Da höre ich ein Fauchen, und weiß, das kann nichts Gutes bedeuten. Als mich die Wärme erreicht, bevor ich den vollen Effekt des Flammenstrahls spüren kann, ducke ich mich unter dem...Inferno heißt der Zauber?...des Schamanen hinweg. Er steht hinter und über mir, was schlecht ist, da die Feuerzunge nicht aufhört, aus seiner Maske hervorzuspringen, und sich auf mich senkt...gerade rolle ich noch zu Seite, da explodiert auch schon sein oberer Teil. Nat im Rücken zu vergessen ist eine sehr schlechte Idee. Den Tragenden ereilt ein schnelles Ende.

„Aaaaah!“

Oh, verdammt, den Schrei kenne ich nur zu gut. Was ist...
Natalya liegt am Boden, eine Hand auf das linke Auge gepresst. Hat sie...verdammt, da steht er, der kleine Fetisch mit den Blasrohr, der gerade einen Glückstreffer genau ins Schwarze erwischt hat. In hilfloser Wut stürze ich mich auf ihn zu...er rennt einfach weg. Ich krieg...
Da hebt ihn die Explosion eines toten Kameraden, über dessen Leiche er in seiner Flucht fast stolperte, hoch in die Luft, und ich sehe sofort, das hat er nicht überlebt.

Bist du wahnsinnig? Du kannst nicht, um sinnlose Rache an diesem unwichtigen Gegner zu nehmen, Nat einfach so liegen lassen!

Verdammt, dass...ich drehe mich um, und da hackt ein Paar von ihnen mit ihren überlangen Messern auf ihre Beine ein, diesmal schreit sie nicht, sie zischt nur, und schüttelt sie ab. Doch während einer hinfällt, kann der andere sich halten...und rennt über ihren Bauch blitzschnell nach oben...schneller, als ich heranstürzen kann. Den gestolperten durchbohre ich, aber der andere steht auf den Erhebungen der Brustsektion ihrer Rüstung, sein Messer für einen Stich direkt in die freie Augenhöhle hochreißend...nein! Verdammt!
Da fällt ein Schatten auf die Puppe, der sofort verschwindet, als Licht von ihr auszugehen beginnt, oranges Licht, um genau zu sein. Und bevor sein Stich trifft, fegt ihn ein zweihändig geführter Ast von der gefallenen Assassine, mit einem äußerst befriedigendem begleitenden Knirschen.
Der Meister lässt seine improvisierte Waffe fallen. Hinter mir räumen zwei Skelette und ein Magier auf. Er kniet sich neben Natalya.

„Alles in Ordnung?“

Sie stößt ihn weg, sich aufsetzend.

„Blöde Frage.“

Ihr Handschuh ist rotüberflossen, und aus der Schwärze hinter der linken Öffnung des Helms läuft die Quelle der Farbe. Ich trete heran, die Hände an ihre Schläfen legend...

„Lass mich!“

Meine Bewegung hält sich zurück. Ich wollte doch nur...da greift sie an den Gürtel, von dem ich gar nicht gemerkt hatte, dass sie ihn trägt, und holt daraus ein Fläschchen mit purpurner Flüssigkeit hervor. Oh! Ihre rechte Klaue hebt sich senkrecht, und Alles wird klar...beziehungsweise dunkel. Der Meister zuckt zurück, blind.

„He, das ist doch...“

Schnell nimmt sie den Schädelhelm ab. Ihr linkes Auge ist eine blutende Ruine, die kurzen Haare kleben verschwitzt an ihrem Kopf. Hastig stürzt sie den Regenerationstrank herunter, mit der anderen Hand den Meister umschubsend, der fluchend hinfällt, immer noch Nichts sehend. Sie verzieht das Gesicht, als sie die Flasche absetzt...und zwinkert mir mit dem linken Auge zu. Einen Handschuh abnehmend, wischt sie das Blut weg, kurz lächelnd und dann wieder alle Gesichtszüge mit der Kopfbedeckung verbergend. Gerade, als die kurz entblößten Finger auch wieder verschwinden, lichtet sich die Dunkelheit. Der Meister blinzelt, wieder auf den Beinen.

„Was sollte das jetzt?“

„Mein Gesicht ist meine Sache.“

Seine Miene verfinstert sich.

„Kein Grund, mich umzuschubsen.“

„Ein sehr guter sogar.“

Sie stößt ihm einen Finger vor die Brust. Er bleibt stocksteif stehen.

„Warum hast du mich gerettet, warum hat dein Golem mich überhaupt gewarnt?“

„Ich sehe keinen Sinn darin, ein Menschenleben an die Dämonen zu verlieren, egal, wie fehlgeleitet dieser Mensch ist.“

Die Menschen sehen mich an. Ich verschränke die Arme. Der Meister nickt.

„Dito. Also, was jetzt? Zurück zur Fragestunde? Oder bekomme ich ein ‚Danke, dass du mir das Leben gerettet hast, dafür verschwinde ich und lasse mich nicht mehr blicken’?“

Natalya legt den Kopf schief, und kurz schweigt sie. Dann schüttelt sie ihn.

„Im Gegenteil. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Erlaubt mir, euch zu begleiten.“

„Was? Hab ich das gerade richtig gehört?“

Der Meister hebt eine Augenbraue...ich bleibe stumm. Hätte ich überraschter reagieren sollen, schockierter? Zu spät dafür, zu spät. Und zu groß meine...ja, was?

Freude.

Verdammt, ja. Das muss es sein. Freude, dass sie überlebt hat. Dass diese ganze verrückte Situation glimpflich ausgegangen ist.

„Ich schätze, ich muss mich erklären. Ich gehöre dem Orden der Viz-Jaq'taar an, besser bekannt als ‚Assassinen’, und wir haben uns der Aufgabe verschrieben, abtrünnige Zauberer, besonders diejenigen, die schwarze Magie benutzen, zu finden und zu töten. Kurast schien mir ein verlockender Ort für diesen Abschaum zu sein, also verbarg ich mich in der Nähe, nur darauf wartend, dass einer sich zeigen würde, gleichzeitig daran arbeitend, die Brutstätten von Dämonen auszurotten. Als ihr mich überraschtet, wusste ich nicht, mit was ich es zu tun hatte, aber nahm Hilfe gerne an. Doch ich folgte euch, und sah, was ihr wart: ein Nutzer der schwärzesten aller Künste überhaupt, der Nekromantie!“

Der Meister schnaubt, aber Natalya redet weiter.

„Eine Andere von uns hätte dich sofort getötet, aber ich bevorzuge es, Antworten vor Leichen zu stellen. Nun ist es so, dass ich in ein Dilemma geraten bin: Deine Handlungen sagen mir, dass du trotz Allem, was dagegen spricht, ein anständiger Mensch sein könntest, aber deine Lügen stellen mich wiederum vor die Frage, warum du mir verschweigst, was du wirklich vorhast hier. Ich kann dich nicht einfach laufen lassen, und ich habe keine Lust, dich im Verborgenen zu beobachten, auch, wenn das im Rahmen meiner Möglichkeiten läge. Nun denn, wenn deine Geschichte stimmt, überrasche mich und führe mich zu diesen Organen, die ihr sucht. Ich werde euch nach Kräften unterstützen, da tote Dämonen immer gute Dämonen sind.“

Ihr Gegenüber verzieht sein Gesicht.

„Wir brauchen Niemand, der uns ständig über die Schulter sieht, ob ich auch wirklich nur politisch korrekte Dinge tue, oder nicht doch heimlich Dämonen küsse, wenn gerade Niemand zusieht.“

Eine Klaue stoppt Zentimeter vor seinem Gesicht.

„Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast.“

Ich packe ihren Arm.

„Ich glaube doch.“

„Arm runter. Beide.“

Mein Griff lockert sich, bereit, wieder zuzugreifen, wobei ich hoffe, nicht weiter mitspielen zu müssen; immerhin will ich ja, dass sie mitkommt. Zum Glück senkt sie den ihren. Der Meister dreht ihr den Rücken zu.

Mensch, der hat ein Vertrauen in dich – oder sie, je nachdem.

„Kein Grund, wieder deine Muskeln spielen zu lassen. Im Klartext: Lass das, oder du wirst gegangen, mir völlig egal, wie oft du mit diesen Brotmessern wedelst, dann kannst du vergessen, bei uns zu bleiben. Wenn du auf den Unfug verzichten kannst, dann komm meinetwegen mit. Ich habe Nichts gegen ein wenig freiwillige Unterstützung, nicht, dass wir die brauchen würden.“

Ja! Doch Natalya scheint ihr unsympathisches Bild noch tiefer hämmern zu wollen...

„Du überschätzt dich zu sehr, kleiner Totenbeschwörer. Und unterschätzt mich.“

Er winkt über seine Schulter ab, sie nicht einmal ansehend, während er zum auf dem Boden liegenden Jade-Tan-Do geht.

„Dreh dich mal um, Tees.“

Sie tut es – und verliert tatsächlich für einen Augenblick die Selbstbeherrschung, als sie merkt, dass zwei Skelette ihre Knochensäbel nur knapp von ihrem Hals entfernt halten, die Hände bereit, ihre Schultern zu packen. Langsam schlendert der Meister zurück, den Dolch im Gürtel.

„Also, lassen wir den Unfug, wie schon gesagt. Wir sind doch keine kleinen Kinder. Keiner unterschätzt hier den Anderen, und wir können zusammenarbeiten, ohne uns ständig im Auge behalten zu müssen.“

Er streckt seine Hand aus. Sie braucht keine Pause, um sie zu schütteln.

„Abgemacht.“

Das war deutlich.

Ja, er macht mir fast ein wenig Angst so.
 
Wunderschönes Kapitel...
ich mag solche Szenen, wo sich alle gegenseitig bedrohen...
 
Finde das auch sehr toll - schönes Update. Bin gespannt, wann er merkt, wer sie wirklich ist.

lg, Gandalf
 
Da stimme ich den anderen zu, das Kapitel gefällt mir auch gut.
Ich hoffe mal, dass sich der General und Nat noch ein bisschen weiter streiten :D

In Kapitel 20 sind die Fehler noch nicht korrigiert.
 
TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 22 – Die Unterschätzten
Ich behalte die Schwärze unter den Augenhöhlen des Schädelhelmes genau im Auge, []aber kein Signal durch sie, nur die Blätter des Baumes dahinter sehe ich vage durch die halb durchscheinenden Konturen des Kopfes.
[] 'erhalte', oder 'bekomme'; Auf jeden Fall fehlt dort ein Verb, denn 'Ich behalte kein Signal durch sie' mach dort keinen Sinn.





War ziemlich offensichtlich, aber du hast das mal wieder so spannen und anschaulich wie gewohnt verpackt.
 
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