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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

O hai, frohes Neues :WD.

Zur Feier des Tages (und damit die Pause nicht zu lange ist), gibbet schon jetzt mehr Stoff :snow:.

Das nächste Update ereignet sich dann übernächsten Samstag...derweil: Enjoy...Exposition! (wie ich sie hasse).

Simon
 
Kapitel 18 - Stadtplan

Etwas verzweifelt blicke ich mich um - will mir Keiner einen Grund bieten, die überbordende Energie des Meisters etwas einzudämmen? Zu zügeln, bevor...ich habe doch noch so viel zu tun hier!

Man glaubt gar nicht, wie so ein wenig Lebenselixier Einen aufleben lässt, hm?

Na, ob das daran liegt...ganz nebenbei, wir haben keine Ahnung, was dieser Trank überhaupt bewirkt hat, oder?

Außer ihn komplett von Fieber, einer nahezu unheilbaren Wunde und einem riesigen Schlitz im Bauch zu kurieren? Finde ich auch schwach, die Informationslage.

Tut mir ja Leid, dass ein "Trank des ewigen Lebens" aus der uralten Asche eines irren Alchemisten ganz leicht suspekt erscheint.
Der voranstürmende Meister ist schon halb über den Leuchtturmplatz. Jetzt aber mal gut, er hat offenbar ein kleines Detail meiner Erzählung vergessen, nämlich meine Aktivierung des Wegpunktes...

"Junger Freund, so wartet doch kurz!"

Ha, Deckard ex machina! Was würde ich nur ohne ihn machen...nein, ich will diese rhetorische Frage ausnahmsweise nicht beantwortet haben.

Och, ich hatte so eine beißende.

"Deckard, ich habe doch schon viel zu lange gewartet! Was ist? Wir brennen darauf, zu handeln!"

Der Blick des Weisen trifft mich über die meisterliche Schulter hinweg; ich mache eine beschwichtigende Geste, er soll ihn erst mal ein wenig beruhigen. Dann mache ich mich schnell von Dannen, während Deckard ein Gespräch beginnt. Ich spüre den Meister richtiggehend schäumen und kichere luftlos in mich hinein. Nur die Ruhe...auf die paar Minuten kommt es auch nicht mehr an.

Nat scheint nicht zu Hause zu sein, aber auf ihrem üblichen Platz ist sie auch nicht - gut, jetzt muss sie nicht mehr Ormus beobachten. Schade. Na dann, verabschiede ich mich halt nicht...wo könnte nun Devak sein?

Ein paar schnelle Schritte später bin ich schon bei Meschifs Schiff; und da, an Deck, sitzt Devak - und angelt. So ein Glück, da wollte ich nur den Kapitän fragen, wo der Söldner sein könnte, und finde den stattdessen gleich. Ich trete neben ihn.

"Beißen die Fische?"

Er wirft mir einen Blick zu.

"Nicht, wenn du sie verscheuchst."

Gehorsam senke ich meine Stimme.

"Wir brechen jetzt auf in den Dschungel. Welt retten und so."

"Viel Glück."

Gesprächig heute.

Ja, und trocken wie das Meer feucht.

"Ich habe nachgedacht. Du bist ja Söldner und gerade arbeitslos...vielleicht könnten wir dich ja anheuern! Wir können recht gut zahlen. Du wärst aktiv dabei, wenn wir Kurast vom Bösen befreien, und deine Ortskenntnis könnte unglaublich nützlich sein!"

Er bleibt stumm und wirft in aller Ruhe die Schnur aus, bevor er zögerlich antwortet.

"Ich weiß ja nicht. Nur aus Barmherzigkeit will ich nicht, dass ihr mich anstellt, und wenn du sagst, ihr seid schon am Aufbrechen, klingt das doch sehr nach 'ach ja, den armen Devak könnten wir auch noch mitnehmen'. Nebenbei, da die ganze Sache ja nur ein Missverständnis ist, sehe ich mich immer noch als Eisenwolf - und wir können gerade Keinen entbehren. Du müsstest schon mit Aschara reden, ob sie einen Anteil annehmen würde, wenn ich ab sofort von euch besoldet würde."

Ich könnte mich schlagen, weil ich das baldige Aufbrechen erwähnt habe.

"Du meinst, ich müsste dafür einfach so tun, als wüsste ich nicht, dass sie dich gefeuert hat?"

Kein Fisch ist am Haken, als er ihn herauszieht; er hebt den Kopf zu mir.

"Sagen wirs mal so, ob sie Lust hat, die echten Verhältnisse aufzuklären, wenn Geld im Spiel ist, ist wenigstens fraglich. Aber wie gesagt, ich müsste mir das ohnehin genau überlegen - so, wie ich dich kennengelernt habe, verliert die Stadt eine Menge Kampfkraft auf einmal, wenn ihr in den Wald geht, und ich möchte doch im Zweifelsfall lieber zur Stelle sein, falls es zu einem Angriff kommt..."

Sein Blick schweift kurz über den Dschungel.

"...und das scheint immer wahrscheinlicher. Ich schwöre dir, das Gestrüpp kommt näher."

Paranoia auch noch? Jetzt wird er irrational.

Ach? Vergleiche doch mal die Baumlinie mit der von unserer Ankunft.

Verdammt. Da ist mindestens eine ganze Reihe Bäume näher am Fluss - gewachsen in zwei Wochen!
Und dazu sein Totschlagargument des Patriotismus...Moment Mal, das hilft aber nicht nur ihm - das hilft auch mir.

"Du hast Recht, Devak. Der Dschungel kommt näher. Umso wichtiger, dass wir das Übel an der Wurzel packen und ausreißen - so schnell als möglich! Wir brauchen einen Führer...der du sein könntest."

Wieder bleibt er kurz stumm. Dann zuckt der Söldner mit den Schultern.

"Na ja, eigentlich wäre es besser, als hier herumzusitzen..."

Ja! Somit hätten wir auch dieses Problem erst einmal...

"...gehst du gleich zu Aschara, oder erst nachdem..."

Plötzlich packt mich etwas unvermittelt in etwa da, wo ein Mensch seinen Nabel hätte, und reißt an mir und mich davon, das Bild vor meinen Augen verändert sich im Bruchteil einer Sekunde. Was zur Hölle...
Dschungel umgibt mich, stellenweise von einer gewaltigen Menge Spinnweben überwachsen. Das ist doch...was ist passiert? Und da steht, grinsend und selbstzufrieden, der Meister. Auf dem Wegpunkt im selbstbenannten Spinnenwald, den ich bisher nur im Dunkeln gesehen habe. Oooch...

"Na bitte, dachte ich mir doch, dass du da mitkommst. Um genau zu sein wusste ich es sogar - was für Geheimnisse doch in der Kunst der Nekromantie schlummern - und es immer noch tun! Des anderen Generals Schrift ist grauenhaft zu entziffern, nur in Stunden der Anstrengung! Aber sag, wusstest du, dass uns mehr verbindet als ein Band des Blutes, wenn deine Form die andere ist? Die geistige Verbindung meiner zu jedem Diener, den ich beschwöre, einzigartig! Wohin auch immer ich mich teleportiere oder selbiges lasse, immer werden du und die Skelette mitkommen..."

Tatsächlich, da steht das Holzskelett, aber ich schneide ihm das Wort ab.

"Klar weiß ich das, ich wurde immerhin nicht das erste Mal mitgerissen, das du einen Wegpunkt benutzt hast. Und gegen meinen Willen. Musste das sein, hättest du nicht ein wenig warten können? Ich war kurz davor, uns einen Söldner anzuheuern, und auch sonst waren noch Sachen zu erledigen!"

Er war während meiner Tirade ein wenig zurückgewichen, jetzt hebt er abwehrend die Hände.

"Werd hier mal nicht giftig, du wirst doch verstehen, dass ich in Eile bin nach all der verschwendeten Zeit - wenn du mir natürlich gesagt hättest, dass du noch etwas vorhast, gut, ein paar Minuten Geduld wären machbar gewesen. Aber wenn du einfach so verschwindest, dann suche ich dich nicht irgendwo, sobald Deckard endlich mit Reden fertig ist - dann kommst du eben einfach mit, Ende der Geschichte."

Na super, jetzt ist er beleidigt, und hat nicht einmal ganz Unrecht - aber hat mir ja auch gar keine Gelegenheit gegeben, um etwas Aufschub zu bitten...

Müsst ihr euch jetzt streiten? Es peinigt mich, einen Meister mit derart laxer Hand einem Hallodri wie dir gegenüber zu sehen, Beweis doch einmal Standesbewusstsein und tu einfach so, als hätte der Erschaffer immer Recht, wie es sich gehört!

Gna...nein. Zu Allem, aber besonders deiner ersten Frage.

"Ist in Ordnung, General. Nächstes Mal sage ich dir, was ich noch machen will, und dann gibt es gar keine Probleme. Wirst du mir denn dann auch zuhören?"

Er blickt mürrisch drein.

"Natürlich werde ich dir zuhören. Warum sollte ich nicht? Du hast womöglich öfter Recht als ich. Jetzt mach nicht so ein Gesicht."

Ich...ein...was? Er starrt mich schief an - und bricht plötzlich in Gelächter aus.

"Ha, köstlich, 'mach nicht so ein Gesicht', und du glaubst, dass ich das ernst meine...dein Gesicht hättest du sehen sollen!"

Gut, dass meine Miene wirklich unverrückbar ist, sonst wäre mein Mund vor Empörung offen gestanden. Das...das war ein Schlag unter die Gürtellinie! Man lacht doch auch Niemanden aus, weil er nicht gehen kann...

Ja, was für ein Bastard, der Meister. Er muss doch wissen, wie sehr du diesen Körper hasst.



Ich zucke innerlich zusammen. In Ordnung, das war unter die Gürtellinie.

Als ob ich nicht Recht hätte, du verlogene Heulsuse.

Der Meister hat sich abgewandt und mir bedeutet, ihm zu folgen; jetzt eile ich hinterher, die geradige Konversation hastig in die Tiefen meiner Gedanken schiebend.

"Wo wollen wir eigentlich hin, General? Kann ich nicht nachholen, was ich gerade noch tun wollte?"

Er hält nicht an, während er mir antwortet.

"Wie lange wird das dauern, einen Söldner anzuheuern? Nein, besser, was wird das kosten? Können wir es uns leisten?"

Diese Energie...ganz mulmig wird mir dabei. Doch warum? Woran liegt das? Vielleicht...genau, vielleicht weil mich das zu sehr an dieses letzte Mal, als er vor Tatendrang überbordete, erinnert - nachdem er Kaelan tötete, und bevor Pratham an unserer Hast zugrunde ging.

"...ich weiß es nicht, als Antwort zu Allem."

Er wirft die Arme in die Höhe.

"Du weißt es nicht! Dann weiß ich, was wir tun - es auf später verschieben. Zeit ist nachher, jetzt ist Handeln angesagt, und das ohne Zögern. Sag mal, sind hier nicht noch die Überreste der anderen Drescher in der Nähe, die du erledigt hast?"

Jetzt wird es mir definitiv unheimlich.

"Ja, da hinten...nein, jetzt renn doch nicht gleich wieder los, warte bitte mal kurz! Was machen wir überhaupt? Auf nach Travincal, worunter ja Mephisto auf seine Brüder warten soll? Kennst du den Weg? Ich kenne ihn nicht. Hast du gerade Informationen von Deckard bekommen, die mich vielleicht auch interessieren könnten?"

Endlich bleibt er stehen - ach ja, weil wir den Ort meines nächtlichen Kampfes erreicht haben. Während er noch drei Holzskelette beschwört, spricht er schnell zu mir - so hastig, wie er schon die ganze Zeit war.

"Tatsächlich war das Gespräch sogar nützlich. Wie wir ja schon wussten, wurde Mephistos Seelenstein tief unter dem Tempelbezirk von Kurast eingeschlossen, mit dem ganzen Orden der Zakarum als Wächtern darüber. Natürlich hat das nicht ganz so geklappt, wie es geplant war, und er hat schon bald ihre Führungsriege, den 'Hohen Rat', irre gemacht, das hat nur den Anführer, der Titel war Khalim oder Que-Hegan, der Name das jeweils andere, ich vergaß, kalt gelassen. Darum haben die anderen ihn umgebracht und zerstückelt, sein Nachfolger, San...San...ach, egal, der heißt jetzt eh anders, wurde zu Mephistos Körper, wie der Wanderer ja jetzt Diablos ist. Der Hohe Rat hat dann eine Kugel gebaut, die den ganzen Rest der Priester und Gefolgsleute wahnsinnig gemacht hat, und darum sind sämtliche ehemals edlen Paladine von Kurast jetzt Mephistos treue Diener. Um den Fluch aufzuheben und weil das Ding nebenbei den Weg zu Mephisto vor unseren Augen verbirgt, müssen wir die hypnotische Kugel zerstören; das geht offenbar nur, wenn wir die Teile dieses Que-Khalims finden, die ein paar Bürger als Reliquien geklaut haben...nein, das habe ich auch nicht verstanden, aber Deckard ist sich sicher, so läuft das."

Nachdem er endlich still ist, bleibe ich es auch - was? Diese Geschichte ist doch von hinten bis vorne völlig wahnsinnig!

"Willst du mir sagen, dass Deckard das Alles wusste, und weil er schon ewig nicht mehr hier war, auch schon länger, aber es Keinen gestört hat, dass hier nach und nach alle geistigen Anführer Kurasts durchgedreht sind?"

Er zuckt mit den Schultern, sich umsehend.

"Was weiß ich, vielleicht waren die so vorsichtig, dass das Ausmaß der Katastrophe erst jetzt klar geworden ist? Der Dschungel hat erst zu wachsen begonnen, als Diablo hier vorbeikam. Nun...wo sollten wir jetzt hingehen? Reden wir auf dem Weg weiter."

Ich würde jetzt gerne seufzen.

"Was fragst du mich? Du hast gerade eine Erklärung unserer Aufgabe von dem Schlausten von uns erhalten. Wo sollen bitte diese...Teile...von...wie auch immer der Kerl heißt...sein?"

Da Que-Hegan ein Titel ist, wird er wohl Khalim geheißen haben. Verdammt.

Jetzt fängst du an, zu nerven. Und der Meister zuckt wieder mit den Schultern!

"'über das ganze Königreich verteilt', hat Deckard gesagt. Ich weiß, hilfreich. Ich dachte ja, wir gehen erst nach Travincal, holen den Flegel von dem Flegel, der ihn geklaut hat, und überlegen uns dann, wo wir suchen."

Kurast ein Königreich? Seit wann das denn bitte? Wenn ja, dann war wer auch immer diesen Titel angenommen hat, höchstens Herrscher der Stadt selbst, die ist auch immer groß genug gewesen dafür - schränkt das Gebiet immerhin ein wenig ein, wenngleich nicht besonders.

...mich interessiert da allerdings erst einmal etwas Anderes.

"Welcher Flegel denn bitte?"

"Wer den geklaut hat? Keine Ahnung."

"General!"

Er hält inne, da er schon wieder herumgelaufen ist, um die Ränder der Lichtung zu erkunden.

"Hm, was denn?"

"Könntest du dich bitte einmal ein wenig hinsetzen und mir in Ruhe sagen, was zu tun ist? Ich höre das erste Mal von einem Flegel, ob das jetzt ein Person ist oder ein Objekt!"

Seine Hand landet an seiner Stirn.

"Ach ja, ich vergaß...also, dieser...Que..."

"Er heißt Khalim."

"Woher willst du das wissen?"

"Äh...das ist kürzer?"

"Guter Punkt. Wir könnten ihn auch 'Hegan' nennen..."

Ich stampfe mit dem Fuß auf.

"In Ordnung, in Ordnung. Also - Khalim - hatte einen Kultflegel, irgendwas Religiöses, und den hat jetzt einer vom Hohen Rat, den brauchen wir. Wenn wir die Teile von ihm, die noch völlig erhalten sind (wie auch immer das gehen soll), nämlich ein Auge, das Gehirn und das Herz, und damit sein Wesen, das durch Mephistos Betrug sehen konnte und wohl immer noch kann, mit diesem Flegel vereinen, können wir die Kugel zerstören. Und weil wir wissen, wo der Flegel ist - beim Rat in Travincal - holen wir den zuerst."

Erneut muss ich mich fragen, wie ein Kopf ohne Nerven darin schmerzen kann, aber meiner schafft das offenbar problemlos. Du weißt doch sonst Alles, weiß du auch ungefähr, wie Kurast aussah, bevor der Dschungel kam?

Ein kleiner Überblick von vor einer ganzen Weile? Bitteschön.

Auf einmal habe ich den Grundriss einer riesigen Metropole im Kopf - und sehe ein kleines Problem am Horizont.

"General, ich habe...von Meschif...erfahren, wie Kurast aussah, als noch kein Gestrüpp darüber wucherte. Es reichte logischerweise bis zum Meer, direkt danach kamen eine Menge Wohnviertel, kilometerweit, das untere Kurast, und am weitesten vom Wasser entfernt zunächst der riesige Basar, dann die Villen und kleineren Tempel des oberen Kurast, bis über einen Fluss Travincal begann - und dahinter endete die Stadt."

Sein Gehirn arbeitet kurz, wie ich an seinem Gesicht sehe, dann hebt er eine Augenbraue.

"Die haben den Basar nicht ans Meer gebaut, aber die Tempel - das geistige Zentrum - direkt an die Stadtmauer? Außerhalb der natürlichen Schutzgrenze des Flusses?"

Ja, außerhalb der Stadt mit ihrem gemeinen Pöbel und den weltlichen Interessen. Eine Brücke führte zum heiligen Bezirk, und die wurde nur zu wirklich wichtigen Ereignissen geöffnet - am liebsten war es den Priestern, wenn sie das Volk nie zu Gesicht bekamen.

Ich schüttele den Kopf, weil mich so viel Wissen im Moment einfach nicht zu interessieren hat.

"Kurast ist sicher nicht am Reißbrett geplant worden, General. Wer weiß, was sie damit bezweckt haben. Worauf ich hinaus will, ist doch Folgendes: Wenn wir bis ganz nach Travincal vordringen, dann können wir da zwar den Flegel holen, aber die Organe sind irgendwo hinter uns, und wir können womöglich den ganzen Weg zurück laufen, um sie zu finden!"

Wieder sein Schulterzucken.

"Gibt doch sicher noch mehr Wegpunkte als diesen hier."

Und wieder stampft mein Fuß auf.

"Ich sage doch nur, wenn wir es doch eilig haben, sollten wir lieber auf dem Weg nach den Dingern suchen, statt hin- und herzuflitzen wie gescheuchte Hasen - irgendeinen Anhaltspunkt muss es doch geben, wohin wir schauen sollten!"

Sein Zeigefinger hebt sich.

"Du hast da nen Punkt. Nun, ich hab mir natürlich tatsächlich schon Gedanken darüber gemacht. Und was du gerade gesagt hast, hilft. Da irgendwelche Fanatiker Khalims Teile mitgenommen haben, aber keiner von denen Priester war, sonst wären die Organe sicher vernichtet worden, sobald die kollektiv wahnsinnig wurden, müssen es normale Bürger gewesen sein, das heißt, wir suchen in ihren Wohnungen danach - und die lagen genau hier, unter den Wurzeln dieser Bäume! Ich hoffe natürlich, dass wir nicht das Roden anfangen müssen - und das ist auch so logisch: Die Reliquiendiebe werden ihre Beute sicher nicht öffentlich ausgestellt haben. Die Häuser hier waren einstöckig, ergo keine Dachböden, ergo suchen wir in Kellern, jetzt Höhlen."

Ja! Mit ein wenig Ermunterung verbringt sein analytischer Verstand eben doch Wunder, so muss es sein!

Blöd nur, dass kaum Häuser hier Keller hatten, wenn überhaupt.

...weil du auch weißt, wie Kurast sich entwickelt hat, während du von der Bildfläche warst, wie vorher festgestellt, hm? Wenn Jemand dreist genug war, womöglich unter den Augen des mörderischen Rates eine Leiche zu schänden, dann hatte der ein Versteck. Also...ich werfe einen Blick zurück...

"Also sollten wir zuerst zurück gehen."

Erneut habe ich den Meister in einer Bewegung gestoppt. Doch bevor er fragen kann, erkläre ich mich.

"Nach dem Zustand der Lichtung hinter uns gibt es hier eine Menge Spinnen, gesehen habe ich aber noch keine. Spinnen leben aber auch sehr gerne in Höhlen, und eben solche suchen wir doch, oder?"

"Stimmt! Also, kehrt Marsch - gute Idee, wir räumen da gleich auf, da wird nicht mal eine Sekunde gezögert!"

Schon ist er an mir vorbei, und ich habe das Nachlaufen - zusammen mit jetzt vier Holzskeletten.
Wo soll das denn nur enden?
 
Frohes neues Jahr!

Der General nervt. Ist schon beim Lesen unerträglich wenn einer so nen Stress macht, es wundert mich, dass der Golem das aushält.

Wenn man die Handlung von Diablo 2 so als Geschichte liest, merkt man erst mal wie bescheuert die Quests sind. Vor allem die Organe, warum hat man die auseinander genommen, warum sind die nicht vergammelt, und was ist mit dem Rest passiert?


so schnell als möglich - wie statt als

wie Kurast sich entwickelt hast - hat
 
"als" stimmt hier (beides möglich afaik), das andere ist ein Fehler...

Jo, der nervt, aber trink DU mal das Gebräu von Alkor, davon wirst du auch ganz kirre :p.

(tatsächlich habe ich ihn ein wenig hyperaktiv gemacht, damit die ganze Exposition schnell vonstatten geht).

Simon
 
Die hatten damals einfach noch keine Energie-Drings. Da mussten die dann irgendsoein Zeug aus der Asche eines Alchimisten mixen. Als Dekoration gabe es da zu dann mangels Oliven einen Augapfel.


TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 18 - Stadtplan


Nachdem er endlich still ich => ist, bleibe ich es auch

"Kurast ist sicher nicht am Reißbrett geplant worden, General."
So viel bewusste Undurchdachtheit traue ich den Mappern von Blizzard nicht zu.


...weil du auch weißt, wie Kurast sich entwickelt hast, während du von der Bildfläche warst, wie vorher festgestellt, hm?
 
Oh ein Neujahresupdate :) vielen Dank! Hat mich sehr gefreut.

lg, Gandalf
 
So viel bewusste Undurchdachtheit traue ich den Mappern von Blizzard nicht zu.
Aber du musst zugeben, dass der Stadtplan keinen Sinn ergibt :p.

Anyway, ist ja nicht so, als ob die Beiden wüssten, dass die Stadt nicht natürlich gewachsen, sondern im Hirn eines debilen Praktikanten erwachsen ist, während die echten Designer Urlaub hatten...

Simon


EDIT: Ach ja, Fehler sind korrigiert :).
 
Going for triple \o/!

Wartezeit vorbei, meine Damen und Herren! Heute keine wahnsinnige Überlänge (wtf, 6 Seiten sind KEINE ÜBERLÄNGE MEHR) - aber dafür hats umso mehr Spaß beim Schreiben gemacht und wirds euch hoffentlich beim Lesen ;). Ratet mal, warum ich glaube, dass die Hoffnung gerechtfertigt ist.

Simon
 
Kapitel 19 – Annahmen und ihr Falschsein

„Tatsächlich, eine Höhle! Ausgezeichnet, hervorragend! Dann bringen wir doch mal ein paar Leichen in den Keller!“

Jetzt reicht es aber. Mit einem jetzt dazu fähigem Finger packe ich blaues Leder und lasse den Meister würgen, als sich sein Kragen spannt.

„G...Golem, was soll...?“

Ich schüttele ihn, und er ist still.

„General, jetzt pass bitte genau auf, weil ich es nicht öfter sagen will: Be-Ru-Hi-Ge dich! Seit du wieder gesund bist, bist du völlig überdreht, und das nervt mich nicht nur tierisch, das ist auch gefährlich! Muss ich dich wirklich daran erinnern, was letztes Mal passiert ist?“

Mein Griff löst sich. Mehrere Emotionen tanzen in schneller Folge über sein Gesicht, dann seufzt er, sich schüttelnd.

„Bah. Ich schätze, du hast Recht. Irgendwie überborde ich vor Energie! Ich habe mich noch nie so...lebendig gefühlt! Das...das muss ich doch nutzen! Wer weiß, wann es abklingt, derweil kann ich Großes vollbringen, ja – ich könnte Bäume ausreißen!“

Ungläubig verfolge ich während seines Ausbruchs, wie er die geringste Betonung durch große Gesten unterstützt und auf und ab geht, als würde der Boden brennen. Ich senke mehrmals beschwichtigend die Hände, und sein Mund klappt auf.

„Oh, war ich schon wieder...? Es tut mir Leid! Ruhe, nur ein wenig! Hierher, ihr drei!“

Die Holzskelette treten hinter ihn, zwei verschränken die Hände über Kreuz und eines dreht dem Meister den Rücken zu; er setzt sich auf die Arme der ersteren und lehnt sich nach hinten. Ich glotze beständig. Das vierte scheint dies auch zu tun.

„So. Besser! Also, was meinst du? Was soll ich tun, um diesen Tatendrang zu befriedigen? Nichts tun klingt nach falschem Ansatz.“

Ich schüttele den Kopf.

„Du zappelst. Schau, natürlich sollten wir weitergehen und diese...Leichenteile...finden. Alles, was ich möchte, ist, dass du dir noch mal klar bewusst machst, dass ohne Vorsicht jeder Enthusiasmus wertlos ist und nicht Jeder hier denselben genauso intensiv teilt. Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken gemacht, was dir da überhaupt eingeflößt worden ist?“

Seine Augenbrauen schießen hoch, und er aus seinem „Stuhl“.

„Gedanken?“

Ohne seinen starren Blick von mir zu lösen, deutet er ausholend nach hinten auf die geduldig gebückten Gerippe.

„Meine Gedanken rasen wie mein Herz! Ständig fallen mir Dinge ein, schießen mir Ideen durch den Kopf, dieser Knochenthron, deine Finger, mehr, als ich spontan aufzählen kann, aber ich will sie testen! Dieses Elixier...es hat nicht nur die Krankheit entfernt, verstehst du es nicht? Ich bin gesund, so gesund, wie es nur gehen kann! Schau dir mein Bein an!“

Er krempelt seine Hose hoch. Die Narben, wo der Streitkolben des Ziegendämons einst Alles zertrümmerte – sie sind noch da...aber ich weiß genau, wie sie immer aussahen, ihre Struktur ist anders. Und da erinnere ich mich an mehr – wie er jetzt geht. Er läuft nicht, er springt – auf dem linken Bein...

„Es ist...darunter völlig in Ordnung?“

Das rechte Bein in die Höhe haltend, springt er auf dem vernarbten herum.

„Mehr als das, wie jeder andere Teil von mir. Die Narben sind reine Kosmetik, jede Bewegungsfreiheit, die sie mir genommen hatten, weil die Haut sich nicht so gut spannte, ist zurück! Auch die auf meiner Stirn ist nicht mehr so tief, vielleicht schließt sie sich sogar, wenn die Hornhaut nachwächst. Alle Spuren jeder Verletzung, die ich je hatte, weg!“

Mein Kopf legt sich schief.

„Famos. Und? Kannst du damit schneller einem Pfeil ausweichen, dich unter einem erneutem Keulenhieb wegrollen? Ich sage, ja, gehen wir jetzt rein. Aber du lässt mich vorgehen, wie du gerade offenbar nicht vorhattest, das ist eine sehr einfache Taktik und trotzdem sehr lebensverlängernd.“

Er verzieht das Gesicht.

„In Ordnung, in Ordnung. Dann los!“

Der Knochenthron löst sich auf und folgt mir, als ich vorantrete. Schon bald nachdem das dunkle, netzumwobene Loch durchschritten ist, schaltet sich meine Nachtsicht ein. In monochromem Grau bietet sich mir ein trostloses Bild: Wurzeln von Bäumen über uns wachsen schlammverkrustete Wände hinunter, die wirken wie die Gedärme eines schon lange verrotteten Tieres, in denen wir uns jetzt bewegen müssen. Eine kalte Feuchte legt sich auf meine Nichthaut, und kurz bleibt mein Fuß kleben, als er in eine Ansammlung von Spinnfäden tritt, wie sie hier gut die Hälfte aller Oberflächen überziehen. Wasser tropft von oben herab, das unregelmäßige Plätschern geht mir sofort auf die Nerven. Leises Klicken und Rascheln untermalt zwischen den Fallgeräuschen die Kulisse. Ich trete vom Eingang weg, unter dessen Krume noch halb die Stufen hervorstehen, die einst den Eingang dieses Kellers darstellten, den Meister vor der Stolpergefahr warnend; meine Finger fahren über den Erdputz der Wand neben mir, graben sich hinein, und in nur etwa fünf Zentimetern Tiefe treffen sie auf Widerstand: Ich reiße Wurzelwerk, Ranken und Seide hinunter – dahinter ist eine noch nicht besonders von der Fäule und Feuchtigkeit hier unten angegriffene Steinmauer, gefestigt sauber durch Mörtel, unverputzt. Ich schlage mit der Faust dagegen, als mich hilflose Wut einmal wieder überkommt.
Der Meister steht neben mir. Seine Finger legen sich neben meine und fahren über die Stelle, die ich getroffen habe, die Risse in der Substanz verfolgend.

„Dell dich nicht ein...“

Seine Stimme ist ein Flüstern. Die Stimmung dieser Gruft dringt auch zu ihm.

„...und vielleicht gehört das Haus ja Jemandem, der noch lebt – wir wollen doch Alles in gutem Zustand zurücklassen...“

Ich starre ihn an – das kann nicht...genau. Sein Gesicht kann ein Grinsen nicht mehr zurückhalten.

„Komm, lach doch mal ein wenig, wird man noch depressiv mit dir hier unten. Recht dunkel, hm?“

Ich zucke mit den Schultern...das heißt, ich versuche es, tatsächlich ist das unmöglich. Also spreche ich, irritiert.

„Wir haben nicht an Fackeln gedacht, wie auch, war ja keine Zeit.“

„Ts, immer diese Seitenhiebe. Aber es sind ja Leichen in der Nähe...in dieser Richtung.“

Mein Blick folgt seinem deutendem Finger. Das durch den Eingang einfallende Licht verhindert paradoxerweise, dass er die Dunkelheit dahinter durchdringen kann. Woher...

Ich dagegen frage mich eher, warum dich das überraschen sollte.

Leichen...spüren? Wie soll das bitte gehen?

Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Totenbeschwörer. Deine Verwunderung verwundert mich nur deswegen, weil ich gerne wüsste, wie du dir erklärst, dass er diese drei Holzscheiben inmitten eines Dschungels eindeutig als die Überreste von Dornendreschern erkannt hat und auch aus der ersten gleich ein Skelett gemacht hat, sobald du ihm einmal den Rücken zugedreht hast.

Äh...da bin ich um eine Antwort verlegen. Aber du wusstest nicht, wie es möglich ist, dass man aus Holzscheiben Skelette macht!

Mich wundert das Material, das habe ich nur noch nicht gesehen. Wohl aber Chitinskelette und sogar schon welche, die zur Hälfte aus Asche bestanden. Das Wichtige scheint nur zu sein, dass der Grundstoff einmal lebte, ob beseelt von Dämonen oder nicht ist irrelevant.

Und warum kann er nicht einfach aus jedem toten Ast ein Skelett erschaffen?

Pflanzen leben doch nicht, du Vollidiot.

...das möchte ich doch stark anzweifeln.

Denkst du, Pflanzen haben eine Seele?

...definiere „Seele“.

Egal, auf jeden Fall haben sie keine, können darum keine Leichen haben, weil sie selbst nicht mehr als untot sind – seelenlos, aber trotzdem zu gewissen Daseinsformen in der Lage, die wir gemeinhin als „Leben“ bezeichnen. Logik ist einfach nicht deine Stärke, oder?

Lassen wir das.
Während meines inneren Austauschs bin ich in die Richtung der Deutung gegangen; tatsächlich liegt hier nicht nur eine Leiche, sondern drei tote Spinnen von enormer, wenngleich nicht überraschender, weil bekannter Größe.

„Du hattest Recht, General. Hier wäre Material.“

„Natürlich habe ich Recht! Alles hier ist voller Leichen, aber diese drei sind offensichtlich groß genug für...
Moment Mal. Wie kann ich das überhaupt wissen?“

Was zur Hölle.

Ha!

„Konntest du das nicht schon immer?“

Er schüttelt den Kopf, während er drei Feuermagier erschafft, die Fackeln gut ersetzen. Meine Sicht verschlechtert sich.

„Zumindest nicht bewusst, nein. Ich sah eine Leiche, deutete mit dem Stab darauf, willte ein Skelett ins Sein, und da stand es – dass die Leiche genau dort lag, war mir so nicht bewusst – nur meine Augen verrieten mir den Ort.“

Irgendwie gefällt mir das nicht – aber was soll die Paranoia – dieses Talent ist unglaublich nützlich. Ihm fallen sicher gerade zig Anwendungen ein, wenn ich ihn mir so ansehe.

„Vielleicht denkst du jetzt nur mehr darüber nach...ich gehe einfach voran, in Ordnung? Wir wissen ja nicht, wohin.“

„Ja, ja, geh nur...hm...Leichen um die Ecken könnten Monster bedeuten...ob ich um Ecken sprengen kann...“

Sein Gemurmel wird etwas leiser, als ich die nächste Ecke auf normale Weise auf Sicherheit überprüfe; sie ist es. Oder? Ist das...natürlich ist das ein Feind! Warten, oder...ach, egal, Spinnen habe ich schon oft genug getötet, und das mit Tonkörper. Ich renne nach vorne, Schwert ausfahrend...
Und stoppe, gerade, als der überraschte Ruf des Meisters hinter mir erklingt. Das war ein Feind, die Riesenspinne ist der Länge nach aufgeschlitzt, ihre Innereien am Boden verteilt, ihr Exoskelett nur so an der Wand gelandet, dass sie mir aufrecht erschien. Blödes Dämmerlicht. Na ja, besser so.

Sag mal, eine kleine Frage.

Seufz...frag halt.

Wie blöd bist du eigentlich?

Du musst schon deutlicher werden, die Frage kenne ich langsam, und bis jetzt konnte ich sie ja leider nie zu deiner Zufriedenheit beantworten.

Interessiert es dich überhaupt nicht, wer diese Spinnen getötet hat?

Als hinter mir das Geräusch eines sich zerteilenden Kadavers ertönt, bleibe ich stocksteif stehen, dann fahre ich herum, als die Schrecksekunde vergangen ist – Himmel, wie blöd bin ich eigentlich. Meine Dummheit bringt uns noch ins Grab.

„General, warum sind die Spinnen alle tot?“

Neben ihm und den sieben anderen Gerippen steht ein Chitin-Wächter in hübschem Grün, wie auch die Magier aussehen. Mit dem Daumen der Stabhand kratzt er sich am Kinn, dann zuckt er mit den Schultern.

„Ich würde sagen, das liegt daran, dass etwas sie aufgeschlitzt hat.“

Es gibt einen lauten Gongschlag, als ich meine Handfläche an die Stirn ramme.

„Und wer soll dieser Jemand sein? Wer tötet Dämonen außer uns in diesen Kreisen? Offenbar Jemand, der gefährlicher ist als drei von diesen Spinnen zusammen, bist du nicht beunruhigt oder so?“

Seine Augenbraue hebt sich.

„Du meinst, wer auch immer das getan hat, könnte nicht auf unserer Seite stehen?“

“Ja, genau das meine ich!“

Er winkt ab.

„Was soll die Paranoia? Ist nicht so, als ob wir jetzt groß etwas tun könnten. Der Feind meines Feindes ist erst einmal mein Freund, und wenn es ein böser und gefährlicher Freund ist, dann macht mein starker und noch gefährlicherer Freund hier ihn eben fertig, einfache Sache.“

Meine Schulter spürt seine Hand fast nicht, als er mir darauf klopf.

„Also, auf, Großer, du warst doch nie der zurückhaltende Typ.“

Mit äußerst ungutem Gefühl inmitten meiner inneren Leere schreite ich voran, seine Einstellung verfluchend. Aber was soll ich machen? Er hat insofern Recht, als dass wir wirklich Nichts tun können, wenn hier ein Monster unterwegs ist, das andere tötet – wir erwarten schon Monster, und tote Monster sind gute Monster.
Einige Ecken – und tote Spinnen – weiter, tut sich eine Kreuzung auf. Wie groß ist dieser Keller? Wer auch immer es sich leisten konnte, sein Haus zu untertunneln, hatte ganz offenbar eine Menge Gold auf der hohen Kante. Links sind mehr tote Gegner...und Rechts...hm...sehe ich Nichts.

„Könntest du die Magier kurz ein wenig zurückschicken, General? Es ist zu dunkel, wenn sie leuchten.“

Nichts passiert. Ich drehe mich um, zu einer drängenden Antwort ansetzend. Sein Gesichtsausdruck stoppt mich.

„Hast du dir gerade beim Reden zugehört? Das war das Unsinnigste, was ich je gehört habe...“

Erneut trifft Metall auf Metall, und ich bilde mir ein, dass meine Stirn sich eindellt dabei. Ja, das war wirklich nicht besonders logisch.

Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

Ich erkläre ihm meine Dunkelsicht. Nach kurzer Zeit hellt sich seine Miene auf und ein lautloses „Ah“ umfließt seine Lippen. Die Magier verziehen sich um die letzte Biegung, und ich sehe besser...
...wie eine Unzahl von Beinen auf mich zustürmen. Gah!

„Gegner!“

„Verdammt, wo? Ich seh Nichts!“

Argh, ohne Magier ist er blind! Keine Zeit für Ortsbeschreibungen, ich reiße gerade noch meinen Arm hoch und fege das erste Insekt...

Spinnen sind keine Insekten.

Was sonst...egal! Völlig egal! Ich fege die Spinne aus der Luft, mit einem Krachen, das für sie garantiert nichts Gutes bedeutet. Doch ich habe viel zu weit ausgeholt, und die Stärke des Schlages zu hoch angesetzt, als wirklich nötig war, was mir zu klar wird, als mich die zwei anderen von den Beinen werfen. Gut, dass sie meine Sicht nicht blockieren können, selbst wenn sie noch so viele Beine vor meinen „Augen“ hin- und herwedeln; meine linke Faust ist frei, ich beuge sie nach unten und lasse das Schwert aus dem Schlitz schießen. Beine werden abgetrennt, und ein Zischen erfüllt die Luft. Ein Torso fällt auf die Waffe, und da sehe ich über meinem Kopf gifttriefende Fänge herabsinken...keine Chance, auszuweichen...
Sie treffen mich, es gibt einen Glockenton, und plötzlich fließt mir Blut übers Gesicht. Spinnenblut, grünlich-beige. Sogar auf Metall fühlt sich das grauenhaft an, aber woher...

Die Dornenaura. Sein Kiefer ist verletzt, mach doch die Augen auf.

Ha! Schließen, wenn ich sie könnte! Aber natürlich ist das die Erklärung. Jetzt wenn mein linker Arm nicht blockiert wäre...und auf einmal sehe ich viel weniger. Was ist...

Ist doch egal, aber wie kommst du schon wieder darauf, dass dein linker Arm irgendwie behindert wäre?

Mach du die Augen auf! Eine Spinne liegt darauf!

Und?

Ist nicht so, als ob ich sie einfach...
Als Unterstützung meines nächstens Gedankens, versuche ich, meinen Arm zu heben.
Und sehe gerade noch, wie ein Spinnenkörper an mir vorbei fliegt. Was zum...
Oh. Spinnen sind leicht. Und ich bin stark.

Muss ich dir als nächstes sagen, wie man geht?

Ja, ja, ich stelle mich ziemlich an, egal. Was ist jetzt mit meiner Sicht? Ich springe auf, das Vieh auf mir abschüttelnd und den Schleim auf mir ignorierend. Da sehe ich, was passiert ist – über mehreren Insekten...Entschuldigung...schwebt das Feuersymbol des Verstärkten Schadens...und das heißt doch...

“Nimm das Ding von mir runter!“

Ich wirble herum. Da, schummrig erkennbar, liegt der Meister, mit dem Stab auf eine halbseitig beinlose Spinne einschlagend, die ihn mit ihrem Gewicht zu Boden drückt und ihre Mandibeln für einen Biss senkt...

Gut gezielt, wirklich gut gezielt.

Halt...den...
Meine Hand schießt vor und packt einen Stein vom Boden auf.
...Mund!
Der Stein zertrümmert Chitin, und die Spinne zuckt, Schleim auf den Menschen unter ihr vergießend; da tritt der Wächter heran und zieht sie herunter, danach setzt er ihrem Dasein mit dem Schildrand ein Ende.

Ich muss mich wiederholen.

Pf, Danke. Wie ich höre, wiederholt sich hinter mir das Geräusch splitternder Panzer; der Kampf sollte im Griff sein. Ich trete zum Meister heran, eine Hand ausstreckend.

„Alles in Ordnung?“

„Wenn ich ja sage, hörst du dann auf, mich mit Monstern zu bewerfen?“

„Tschuldigung...“

Hand weg!

Fast hatte der Meister meine Finger berührt, jetzt reiße ich sie zurück, und er fällt unsanft auf den Rücken, ein Fluch aus seinen Lippen zusammen mit der Luft entweichend.

„Was sollte...ah...das jetzt?“

Schau doch mal deine Finger an!

Ich hebe sie vor meine Augen. Im flackernden Licht der Magierfäuste glitzert darauf klare Flüssigkeit – kein Wasser, und auch nicht der Schleim des Spinnenblutes. Gift.

„Ich wollte deine Gesundheit nicht gleich wieder ruinieren. Tut mir Leid, dass ich eine Weile gebraucht habe, bis ich das Abschiedsgeschenk dieser Giftspritze bemerkt habe.“

„Ach so.“

Er hievt sich hoch.

„Dann solls gut sein. Bah, ekelhaftes Zeug. Alles in Ordnung, wie es scheint.“

Die Mannschaft tritt an, während er sich abwischt. Ich halte nicht zurück, bevor etwas spritzt. Ich werfe einen Blick nach hinten, Spinnenkadaver, alle giftgrün, blockieren den Weg, der bisher gegnerfrei schien.
Als ich wieder nach vorne sehe, bekomme ich gerade mit, wie ein Holzskelett zu Staub zerfällt. Kurz sind wir totenstill...bis ein zweites zusammenbricht, und noch bevor es den Boden erreicht, verwehbar wird.
Ich renne zu der Reihe der Knochenkrieger. Tatsache: über und über sind sie mit Spinnengift überzogen, und dieses frisst sich in die Substanz, aus der sie bestehen.

„Dieses Zeug wirkt wie eine Säure!“

„Schüttelt es ab!“

Die Krieger wedeln mit den Armen, der Meister denkt zum Glück daran, den Wächter – der unbehelligt blieb – vor ihn das Schild heben zu lassen. Klare Todessubstanz sprüht herum. Einem Skelett fällt der Arm ab, aber bald darauf scheint der Fortschritt des Zerfalls aufgehalten. Das Wächterschild senkt sich wieder. Der Meister schnaubt.

„Wird ekelhafter, als ich dachte. Na, wie auch immer. Gut, dass Schäden nicht permanent sind.“

Hm? Während er neue Frontopfer schafft, begutachte ich ein tiefes Loch in einem Skelettbein.
Es schließt sich, als langsam neues Chitin darüber wächst.

Das können sie aber sicher schon immer.

Und ich wundere mich immer im Stillen, wie die so viel aushalten...

“AAAAAH!“
 
Schönes Kapitel, gefällt mir gut. Wird Eisen nicht auch von Säure angegriffen? Finde es seltsam, dass der Golem davon überhaupt nicht betroffen ist, gerade wenn er nur aus so ner dünnen Schicht Metall besteht.

Du hast in deinem Kapitel noch nen Code nicht beendet - [font copperplate gothic bold] ist ohne Endung.

lg, Gandalf
 
Oh, das war doppelt, Danke.

Eisengolem ist giftimmun ;).

Simon
 
Dass Eisen nicht von Säure zersetzt wird finde ich auch unlogisch, oder ist das der Golem der am Ende schreit?

Bei aufgeschlitzten Spinnen fällt mir spontan Natalya ein. Die kann sich ja auch mal ein bisschen Spaß zu gönnen.

willte ein Skelett ins Sein - "wollte" oder ist das ne Wortneuschöpfung?
 
Jaa - mit Monstern werfen!
war nur eine der Stellen, die mal wieder herrlich waren.
 
Esme schrieb:
Dass Eisen nicht von Säure zersetzt wird finde ich auch unlogisch, oder ist das der Golem der am Ende schreit?

Bei aufgeschlitzten Spinnen fällt mir spontan Natalya ein. Die kann sich ja auch mal ein bisschen Spaß zu gönnen.

n/c - zu allem.

willte ein Skelett ins Sein - "wollte" oder ist das ne Wortneuschöpfung?
Das ist ein Neologismus, ja.

Und Danke ;).

Simon
 
„Dieses Zeug wirkt wie eine Säure!“
Sorry Jungs, aber lasst unsere "innere Stimme" des Golems nicht auch noch die Unterschiede zwischen Chemie (Säure) und Biologie (Gift) erklären müssen. Außerdem will hier doch keiner noch einen Ausflug in Metallurgie um die Legierung des Golems und die verschiedenen chemischen Resistenzen zu diskutieren... Gift ist eben Gift. Auch wenn's höllisch brennt und manchmal echt ätzend ist :D

Schönes Kapitel, hoffentlich löst sich das mit der Hyperaktivität demnächst auf (ähm, also kausal oder überhaupt oder sonstwie...).
 
Wenn der General schon bei einem Trank der nur 20 Lebenspunkte bringt schon so abgeht, was soll dann erst passieren, wenn Alcor ihm als Bezahlung der Bergung des schimmligen Folianten 5 Statuspunkte in die Hand drückt. Der müsste dann ja geradezu explodieren.

TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 19 – Annahmen und ihr Falschsein

Be-Ru-Hig dich!
'beruhige dich' würde besser klingen

Ich trete vom Eingang weg, unter dessen [Krume] noch halb die Stufen hervorstehen, die einst den Eingang dieses Kellers darstellten, den Meister vor der Stolpergefahr warnend;
[] Das Wort verstehe ich nicht.

Deine Verwunderung verwundert mich nur deswegen, weil ich gerne wüsste, wie du dir erklärst, dass er diese drei Holzscheiben inmitten eines Dschungels eindeutig als die Überreste von Dornendreschern erkannt hat und auch aus der ersten gleich ein Skelett gemacht hat, sobald du ihm einmal den Rücken zugedrückt => zugedreht hast.
 
Krume = Erde.

20 Lebenspunkte > 5 Statuspunkte, ist doch klar :p.

Stimmt, mit einer Silbe mehr klingts besser...Danke! Und für die anderen Korrekturen auch.

Simon
 
Juhu, ich habs endlich geschafft euch einzuholen.

Also diese Hyperaktivität nervt ja schon beim mitlesen, nicht auszudenken wenn man sowas auch noch _ertragen_ muss :)

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Dann will ich mich aber auch mal nützlich machen :p
dass ohne Vorsicht jeder Enthusiasmus wertlos ist und nicht Jeder hier denselben genauso intensiv teilt.

netzumwobene Loch durchschritten ist, schaltet sich meine Nachtsicht sein.

In monochromen (m<->n) Grau bietet

was mir zu klar wird, als mich die zwei anderen von den Beinen werfen


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20 Lebenspunkte > 5 Statuspunkte, ist doch klar

Na, dann warten wir mal bis Akt 4 und den 2 Skills die es von Tyrael gibt - damit rennt er dann ja total "high" durch den Flammenfluss, an sämtlichen Gegnern vorbei und direkt zum Dicken :D
 
Willkommen, Jyro :). Einen Dank an der Stelle für dein Lob des zweiten Teils, das war mir um ehrlich zu sein den Post im entsprechenden Thread zu schade ;). Ich hoffe, deine Erwartungen aufgrund meiner Einschätzung wurden erfüllt.

Habe ich doch eine Menge mehr Fehler gemacht, als gut sind Ô.o. Gleich beheben.

Simon
 
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