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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Giev Up!!!11elf

Nein, Scherz, aber trotzdem will ich heute Mittag was sehen, das wär toll ;)
 
Nah, das hat jetzt leider mit Mittag nicht funktioniert. Ich war zwar da, aber...seht ihr gleich.

Nun, ich hatte gestern viel um die Ohren, und ein wenig Pech, also musste ich das Kapitel heute schreiben. Ich hatte sogar schon zwei Drittel einer DinA4-Seite Notizen! Das musste ja gut gehen. Fing auch nicht schlecht an...

...tja, dann gings weiter...

...nach 10 Seiten dachte ich mir "OK, Simon, reichts nicht langsam? Die Fans werden dir noch irre, wenn du ihnen immer größere Updates bringst, und lynchen dich, wenn die Kapitel wieder kleiner werden!". Aber...ich fand keinen Punkt zum Trennen des Anfangs und eines beliebigen Rests.

Also schrieb ich fertig. Endresultat: 16 Seiten. Oh.....fuck. Es ging einfach nicht kürzer.

Und jetzt hatte ich die Wahl. Entweder, ich teile das Ganze mit der Axt, obwohl Alles eine Handlung ist, und liefere euch einen blöden, weil nicht ursprünglich gewollten Cliffhanger...oder ich nehme das Risiko auf mich, euch später zu enttäuschen, wenn ihr mal was Kleineres als heute bekommt (aka jedes zukünftige Update, wenns nach mir geht - das waren jetzt fast 4 Stunden durchschreiben!).

Dann kam mir eine Idee. Ein wenig Ruhe über Weihnachten wäre nicht übel. Also, folgender Deal: Ihr bekommt heute dieses LOCKER doppelt so lange Update als normal - und ich nehm mir bald eine Woche Auszeit, in der dann Keiner weint deswegen. Ich hoffe, das können wir als Deal bezeichnen, ja ;)?

Ansonsten...gibts Veröffentlichung...doppelt bis dreifach, hm? Enjoy...

Simon
 
Kapitel 16 - Phönix aus der Asche

Sachte!

Schon klar.
In Ermangelung einer Tür klopfe ich an den Rahmen, in dem ein Binsenvorhang eine solche ersetzt. Sachte. Es knirscht dennoch.

"Ich will nicht gestört werden!"

Das Kreischen eines alten Mannes - und die Reaktion wie erwartet von diesem Einsiedler innerhalb einer Siedlung. Alkors Haus ist tatsächlich so weit weg von jedem anderen, wie es überhaupt möglich ist; am Ende eines langen Steges, die hinteren Pfähle schon tief im Grenzfluss zwischen Dschungel und Kurast. Die Hütte ist schäbig, heruntergekommener als der Rest der Docks ohnehin wirkt; wer ist dieser Alkor? Hätte ich mehr Informationen einholen sollen? Vielleicht vernünftiger...aber ich bin in fieberhafter Eile, frische Hoffnung und Vernunft sind wie Wasser und Öl in meinem Verstand.

Du und Verstand sind wie Wasser und Öl!

"Alkor, ich weiß, Ihr seid ein vielbeschäftigter Mann, aber hört mir nur kurz zu!"

"Wem? Wem soll ich zuhören? Ich kenne deine Stimme nicht! Ich kann dir nicht trauen! Verschwinde sofort, oder es geht dir schlecht!"

Das ist doch...was soll diese Drohung? Die Diskrepanz zwischen seinen paranoiden Worten und der schieren Lage eines einsamen, alten Mannes in einer kleinen Hütte, die nicht einmal eine Tür hat, ist fast lächerlich.

"Deckard Cain schickt mich - kennt Ihr ihn wenigstens?"

"Pah, mit den Namen falscher Auftraggeber kann jeder Schurke sich schmücken! Heb dich endlich hinweg von meinem Grund, ich habe dir Nichts mehr zu sagen."

Lächerlich, du hast Recht. Geh doch einfach rein, dann verschlägt es ihm sicher die Sprache.

Weil er dann auch sicher nicht schreiend wegrennt.

Halt ihn auf.

Wie stellst du dir das vor? Ihn auf Schwertlänge in die Ecke gedrängt, mit der anderen Hand den Vogel in sein Gesicht haltend, seine Meinung verlangend?

Ja! Du überraschst mich, so logische Schlüsse hätte ich dir nicht zugetraut.

Ach, vergiss es.

"Bitte, Alkor, es ist wichtig! Mein Meister ist krank, und ich..."

Der Türvorhang wird beiseite gefegt. Ein kleiner Mann, hagerer mit grauer Haut und Haaren, die nur noch die Seiten seines Kopfes bedecken, stürmt hindurch, eine Flasche, gefüllt mit schwarzer Flüssigkeit in der Hand.

"Verdammt, warum könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen? Weg hier, oder ich...aaaah!"

Nachdem er zunächst seine Aufmerksamkeit auf den Korken des Glasgefäßes gerichtet hatte, trifft sein Blick nun doch mich...und sofort ist er wieder zurück in seiner Hütte, erstaunlich behände. Die Flüssigkeit fließt aus, zu Boden gefallen; hastig stelle ich die Flasche aufrecht.

"Alkor, es tut mir Leid, aber seid unbesorgt, ich tue Euch Nichts..."

"Dämon! Verschwinde! Kommst du herein, ist es dein Tod!"

Ich schüttele den Kopf. Na herrlich. Der wohl Einzige, der mich bisher noch nicht gesehen hatte, und er ist gerade am wichtigsten für mich...

"Eisenjunge! Himmel, gut, dass ich dich hier noch treffe!"

Eisen...ich drehe mich um.

"Nat! Hallo...was ist denn los?"

Sie wirkt aufgelöster, als ich sie je gesehen habe - und das, obwohl ich sie zur Hälfte der Zeit im Kampf mit riesigen Monstern sah...sie spricht schnell weiter.

"Der General, er will dich sehen, schnell!"

Ich zögere kurz, einen Blick über meine Schulter werfend; Alkor scheint vorerst hoffnungslos zu sein...aber...was könnte...

"Warum, was ist los?"

Ach bitte, hör einfach auf sie, kannst du es dir nicht denken? Lauf gefälligst!

"...es geht ihm nicht besonders..."

Schock durchzuckt mich. Nein, das kann doch nicht...er war doch auf dem Weg der Besserung...aber das letzte Mal, als ich ihn besucht hatte...war er da nicht...

Du. Denkst. Zu. Viel.

Ich...verdammt, natürlich, was denke ich überhaupt?

"Alkor, ich verschwinde, keine Sorge, aber bitte, seht Euch an, was ich hier zurücklasse, es ist keine Falle! Nat, lauf vor, ich komme sofort nach!"

"Ich warte lieber. Beeil dich."

Hastig stelle ich den Vogel ab. So muss sie doch auf mich warten, ich bin doch weit schneller als sie...

Ach, echt?

Hm...nein, stimmt. Aber wird sie...
Schon nickt sie, und rennt los. Unglaublich schnell. In der Stadt! Ich dachte, sie wäre auf Geheimhaltung bedacht? Aber was solls...ich laufe hinterher in voller Geschwindigkeit, von Sorgen geplagt, während ihr Umhang vor mir rot flattert. Die Leute starren uns blöde hinterher.
Ich breche geradezu durch die Tür der Hütte, in der der Meister liegt. Ein Lichtstrahl fällt auf sein blasses Gesicht...dann wird es dunkler: Wolken ziehen auf.

"General..."

Er hebt schwach eine Hand. Ich trete näher heran. Er haucht etwas, flüstert, ich verstehe ihn nicht, und senke meinen Kopf dicht über seinen.

"Golem..ich..."

Seine Hand sinkt herab, und er keucht, schwer atmend, die Augen geschlossen. Die Wunde an seiner Kehle glüht in einem ungesunden Rot...ich halte meine Hand darauf...verdammt, die glüht ja wirklich! Nein, das darf doch nicht...

"Nat, was..."

Sie ist verschwunden. Ich fluche halblaut. Vorsichtig kühle ich mit meinem kalten Stahl den Hals des Meisters, fühle seine Stirn mit der Schwertklinge; auch sie ist fiebrig-heiß, grauenhaft!

Mist, die Wunde hat sich entzündet...haben die hier nicht aufgepasst, oder was? Womöglich nicht mal desinfiziert?

...was?

Ach, ich vergaß, du kennst dich ja so wenig aus wie der Rest dieser Primitivlinge! Womöglich kennt sich nicht mal der Meister selbst aus, ein Unding! Du brauchst Alkohol, kühles Wasser und Verbände, außerdem wären Blutegel nicht schlecht und etwas Glut.

Wofür denn das Alles...ich verstehe nicht...

Natürlich nicht, du Unfähigkeit! Jetzt schau zu, dass du das Zeug bekommst, oder er stirbt uns weg!

Aber...was soll das mehr bringen als ein Heiltrank...?

Magie, Magie, Magie! Ich dachte, du wärst der, der ihr nicht vertraut, und doch willst du alle Probleme damit lösen - auch dieses hier, das sich offenbar jeglicher Behandlung durch "konventionelle Medizin" widersetzt? Wenn die kostbaren Verzauberungen nicht helfen, muss eben Handarbeit herhalten, dass ich nicht gesehen habe, dass Jeder hier wohl der Meinung war, nicht zu sowas greifen zu müssen...ich könnte mich treten, wenn ich es könnte! Warum läufst du nicht?

Ich...bin unterwegs...
Auf dem Weg nach draußen renne ich fast Natalya um. Sie springt blitzschnell und behände zurück.

"Eisenjunge, warum so schnell wieder weg? Siehst du nicht, dass es ihm schlecht geht?"

"Keine Zeit, Nat, wo bekomme ich Alkohol, Wasser, Binden und Blutegel her?"

"Bist du wahnsinnig geworden...?"

"Nein, Adeptin der Viz-Jaq'taar, ich sehe, was er versucht, jedoch nicht, woher er dieses Wissen haben könnte..."

Nat verschlägt es nach dem Wort, das ich nicht verstanden habe, derart abrupt die Sprache, dass ich mich jetzt wirklich dafür interessieren würde, was es heißt, wenn ich nicht Wichtigeres zu tun hätte...Deckard Cain ist zu uns getreten. Er nickt mir zu.

"Dein Ansatz könnte der richtige sein, aber traust du dir zu, so etwas zu versuchen?"

Ja, ich kenne mich aus!

"Habe ich eine Wahl?"

"In der Tat nicht, Golem. Natalya, wärt Ihr so gut, die benötigten Mittel zu besorgen? Etwas glühende Kohle wäre vielleicht angebracht. Oh, und sagt bitte Ormus Bescheid, seine Präsenz wäre vonnöten."

"Ich...ja."

Beeindruckend, mit diesen einen Wort scheint Deckard diese wilde Frau eindrucksvoll gezähmt zu haben. Hoffentlich beeilt sie sich...nun gut, wir sehen sie schon nicht mehr, so schnell ist sie. Sofort bin ich wieder beim Meister. Er grinst!

"General..."

"Ja, meine Truppen...so ist es richtig...bringt uns mehr Kuchen..."

Verdammt, wie ging das so schnell? Er deliriert!

Könntest du bitte aufhören, Dinge zu sagen, die ich nicht verstehe?

Gah, dann pass eben mal kurz auf!

Ich stelle distanziert fest, wie mein Körper erzittert, als mein Geist von Information überflutet wird, ein Strom des Wissens, wie ich ihn schon öfter erlebt habe, von der selben Quelle natürlich, dem Zweiten. Fachbegriffe, technische Details: Erfahrungen und Kenntnisse über medizinische Verfahren, von denen ich noch nie etwas gehört habe...und von denen womöglich auch der Großteil der Leute, die ich bisher traf, auch nur eine entfernte Ahnung hat. Woher kommt das nur...woher diese detaillierte Vertrautheit mit dem menschlichen Körper, von außen bis tief ins Innerste?

Und wieder denkst du zu viel.

Ja, das ist ein Himmelsgeschenk! Eine wohl durch ein anderes Lebewesen übertragene Krankheit hat den Meister infiziert, die geschwächten..."Immungeister"...seines Körpers überwunden, die ihn normalerweise von bösen Einflüssen schützen würden, und die Entzündung ausgelöst, die nun sein Leben bedroht, besonders an dieser Stelle. Er muss unter Atemnot leiden, und das hohe Fieber verursacht Wahnvorstellungen, derweil sollte er gerade jetzt nicht reden.
Ich hebe seinen Oberkörper vorsichtig an und untersuche die betroffene Stelle an seinem Hals, die größte Wunde. Offenbar bedroht die Schwellung den normalen Fluss des Atems durch seine Luftröhre, so, wie es aussieht, könnte es schwierig für ihn sein, überhaupt etwas zu sich zu nehmen, seine Speiseröhre dürfte beinahe völlig blockiert sein. So könnte er jederzeit durch Luftmangel oder an seinem Speichel ersticken! Am besten, ich drehe ihn um, ja. Aber mir nur einer Hand.

"Deckard, könntet Ihr mir kurz helfen? Wir sollten ihn auf den Bauch legen, den Kopf in den Nacken...nein, wegen der Wunde nicht gut...auf jeden Fall auf die Seite, damit er nicht erstickt."

"Selbstverständlich."

Der Weise legt seinen Stab zur Seite und tritt an das Bett. Ich schiebe mein Schwert vorsichtig unter den schlaffen Körper des Meisters und halte mit meiner Hand auf seiner Schulter dagegen.

"Haltet bitte nur seinen Kopf gerade, wir dürfen ihn nicht verdrehen."

Wortlos gehorcht er mir; ja, das sollte er auch. Ich kenne mich jetzt aus. Das neugefundene Wissen umtanzt mich, und eine geradezu beängstigende Konzentration hat mich ergriffen, die Gewissheit, mit nur einem Fehler uns beide und die ganze Welt zum Untergang zu verdammen, macht mich nicht nervös, sondern schärft nur meine Sinne.

Jetzt das Kissen unter seinen Rücken, genau so...nein, höher...jawohl, damit bekommt er auch, wenn er länger so liegt, keine Druckstellen.

Und wieder, woher weißt du das Alles?

"Ich verspreche Euch, Ihr seid nicht umsonst gekommen!"

"Wenn das eine Falle sein sollte, Hexe...Ormus kann sehr ungehalten werden, in mir steckt mehr, als du denkst!"

"Nicht ungehaltener als meine Klaue, jetzt hinein!"

Natalya schiebt einen offenbar äußerst wütenden Taan-Magier vor sich in den Raum...eine Klinge an dessen Rücken pressend. Deckard starrt beide an. Sie zuckt mit den Schultern.

"Er wollte erst nicht."

Ormus erblickt Deckard und geht auf ihn los.

"Ihr! Was fällt Euch ein, mir dieses Weib auf den Hals zu hetzen? Ormus konnte es erst nicht glauben, aber Ihr steckt wirklich dahinter!"

"Ormus..."

Sein Blick fährt zu mir herum.

"Mein Meister...Ihr erinnert Euch? Bitte...er braucht Euch dringend."

Sofort ist Ormus neben dem Bett. Sein Stab erhebt sich über den Kopf des Meisters, und er murmelt ein paar leise Worte, als weißer Nebel daraus austritt. Ich sehe derweil Natalya an; sie hebt den Umhang; an ihrem Gürtel hängen zwei kleine Flaschen mit klaren Flüssigkeiten darin.

"Alles da. Alkohol...sauberes Wasser...nur die Blutegel konnte ich nicht finden."

"Vorerst egal! Her damit!"

Sie schnieft ob meiner Unfreundlichkeit, aber ich öffne schnell die Alkohol-Flasche...

Halt, deine Finger sind nicht sauber!

Ach, verdammt, natürlich!

"Haben wir hier etwas Feuer?"

Alle sehen sich etwas hilflos an; die Hütte würde lichterloh brennen, wenn irgendwo Kerzen oder Ähnliches stünden. Dann seufzt Natalya.

"Ich war nie besonders gut darin, aber das ist egal...und jetzt wohl auch, wenn es Jemand herausfindet."

Sie reißt schnell einen Ast aus der Decke, trennt ein Stück der Bettdecke des Meisters mit ihrer Klinge ab und bindet die zerbrochenen Stäbe zusammen. Dann greift sie sich den Alkoholflakon aus meiner Hand und schüttet ein wenig davon in eine kleine Schale, die sie zwischen den Stäben aufgehängt hat; wo hat sie die jetzt her? Dann sieht sie zu mir auf, als sie das Gebilde auf den Boden stellt.

"Halte die Hände da hin, und bereite dich darauf vor, sie schnell zurückzuziehen."

Hm? Ich kann nur eine Hand hinhalten und das Schwert, das sonst im Weg der anderen wäre, als ich das getan habe, nicke ich. Sie zählt auf drei, dann krümmt sie den Finger, als würde sie einen unsichtbaren Schalter umlegen. Plötzlich glühen die Stäbe auf, die eine kleine Pyramide formen, weißes, tanzendes Licht, nicht unähnlich Elektrizität, formen Dreiecksflächen...und eine Feuerwelle zischt knapp über den Boden auf meine Hände zu.
Sofort reiße ich sie weg und springe hoch...nicht zu hoch, zum Glück, sonst wäre ich noch durch die Decke gebrochen. Natalya streckt den Finger wieder aus.

"Reicht das?"

Ich starre auf den Ruß an meinen Fingern.

"...muss wohl. Geht das noch einmal?"

"Noch vier Mal."

"Dann koch das Wasser kurz auf!"

Während sie das tut - ich bemerke, dass die Flammen zu schnell über den Boden zischen, um Gelegenheit zu haben, etwas zu entzünden, wasche ich mit dem Alkohol den Ruß weg und tränke meine Finger darin, so gut das auf Metall möglich ist.

"Oh, Schnee...und ich dachte immer, du lügst mich an, Papa..."

Das Flüstern des Meisters jagt mir imaginäre Schauer über den Rücken. Ormus zieht seinen Stab zurück, und der weiße Nebel verschwindet. Der Meister beginnt zu weinen. Ein Kopfschütteln sagt mir zu viel.

"Ormus' Magie ist nutzlos gegen diese Krankheit. Eine Schande. Etwas muss sie blockieren."

Nichts blockiert hier, wenn man jedes Problem durch Magie löst, übersieht man das Offensichtliche! Du kannst Niemand heilen, dessen Immungeister so geschwächt sind wie hier, Magie macht nichts Anderes, als diese zu stärken, wenn sie schon zusammengebrochen sind, ist da Nichts zu wollen!

"Ormus, sagt Euch der Begriff 'Immungeister' etwas?"

Er wird so bleich, wie das bei seiner Hautfarbe möglich ist.

"Blasphemie...verbotene Lehren schwärzester Heilkunst! Wo hast du das gehört?"

"Unwichtig, was wisst Ihr darüber?"

"Nichts! Gar Nichts! Nur über so etwas nachzudenken würde dir schon an manchen Orten den Tod bringen - vergiss so etwas schnell wieder! Ormus sei verdammt, als nächstes denkst du noch darüber nach, Menschen aufzuschneiden, um sie zu heilen, oder was?"

Hm...

Verblendeter Narr. Die beste Magie kann nicht ins Innerste des Menschen vordringen, nur durch eine Verbindung aus physischer und magischer Heilkunst können wirklich alle Verletzungen behandelt werden!

Schön und gut, dass wir das wissen, aber was hilft uns das jetzt?

"Es war nur so etwas, das ich einmal aufgeschnappt habe, Ormus. Es tut mir Leid. Ich bin verzweifelt, falls du das noch nicht gesehen hast."

"Nun ja, ich habe davon auch schon einmal...gehört."

Ormus zieht eine Grimasse in Richtung Natalya.

"Das wundert mich jetzt gar nicht, Hexe."

"Sei still, alter Mann. Golem, woher auch immer du das hast, das könnte die Lösung sein! Ich weiß, dass manche Priester von Rathma die Lehre der Chirurgie verfolgen...weißt du darüber Bescheid?"

Oh ja.

"Auch diesen Begriff habe ich...gehört...aber was sind Priester Rathmas?"

Natalyas - und Deckards! - Augen werden groß.

"Dein Meister ist einer, oder nicht?"

Deckard wendet sich an sie.

"Nein, ich verstehe schon. Er ist ein Totenbeschwörer, aber nie mit deren Kult in Berührung gekommen. Dass er nie davon gehört hat, verwundert mich eher, aber es liegt im Bereich des Möglichen."

Sie wischt den Einwand weg.

"Unwichtig. Auf jeden Fall, viele der Rathmaner, oder auch...Totenbeschwörer eben vertreten die Ansicht, dass Magie allein zur Heilung von Krankheiten nicht ausreichen könnte. Sie brauen ebenfalls Heiltränke, aber behaupten, dass diese ohne jegliche Verzauberungen auskommen und nur durch die Auswahl und Mischung ihrer Substanzen heilfähig sind. Und - sie könnten Recht haben. Ich...habe von einer Vielzahl von Giften gehört, die auch von Zauberunkundigen hergestellt werden können und dennoch vollste Wirkung entfalten."

Während wir uns unterhielten, habe ich vorsichtig die Wundränder mit Alkohol bestrichen, um mit Hilfe von dessen reinigenden Kräften eine Sperrzone für weitere Krankheitsgeister von außen zu schaffen; die feurig roten Stellen in der Mitte der Verletzung habe ich noch ausgespart, da ich nun weiß, dass dies vor Allem sehr schmerzhaft werden würde - Jemand sollte ihn festhalten, besonders den Kopf. Doch was ist das...?
Ein winziger roter Punkt am Hals des Meisters erregt meine Aufmerksamkeit. Sollte das...ein Einstich?

"Ormus, schaut bitte hierher!"

"Was ist denn...oh!"

"Genau, könnte hier Jemand etwas injiziert haben?"

"Mit was denn - einer Hohlnadel etwa?"

"...ja? Oder aber...ein Mückenstich?"

Der Heiler beugt sich tiefer über die Stelle.

"Nein. Zu groß."

Da hat er wohl Recht...

"Könnt ihr Wunden schnell heilen?"

"Wenn Ormus bereit ist..."

"Macht Euch bereit. Nat, könntest du seinen Kopf halten? Das könnte...unschön werden."

Während Ormus seinen Stab wieder Nebel aussenden lässt, die schlanke Frau sich grazil auf das Bett schwingt und den Meisterschädel in ihrem Schoß fixiert, tippt mir Deckard auf die Schulter.

"Golem, ich komme sofort zurück, mir ist während der sehr aufschlussreichen Unterhaltung gerade etwas eingefallen."

"Ja, ja...Ormus, fertig?"

"Noch nicht ganz."

"Sagt mir Bescheid. Ach ja, Nat, warum warst du überhaupt bei ihm?"

Sie starrt mir ins Gesicht, dann zuckt sie die Schultern.

"Du weißt, ich rede mit vielen Leuten hier, also dachte ich mir, siehst du dir diesen General an, von dem du so viel hältst. Er war nicht besonders kommunikativ, eine Schande...bis er mir sagte, dass er keine Luft mehr bekäme. Und mich 'Mami' zu nennen begann."

Der Meister gurrt leise los.

"Ja, ich bin ein braver Junge...mein kleiner Bruder soll zum Essen kommen..."

Himmel, der Meister hat einen Bruder?

Stell dich nicht blöd, er halluziniert - er hätte gerne einen...und noch beide Eltern.

Oh...

"Bereit. Was hast du vor?"

Ich sehe Ormus so ernst an, wie ich ohne Gesichtsausdruck kann.

"Blutegel ersetzen."

Vorsichtig schiebe ich die Spitze meines Schwertes an den Stich heran, von was auch immer er stammt. Mit winzigen Schnitten öffne ich ein kleines Kreuz darüber.

Tiefer! So bringt das Nichts!

Aber das...soll ich wirklich...

Siehs so, wenn du es nicht tust oder es falsch machst, das Resultat ist immer das Gleiche: Wir sind alle drei tot.

Verdammt. Mit einem kleinen Schwung aus dem Handgelenk öffne ich eine klaffende Wunde an seinem Hals. Der Meister zuckt, aber Natalya hat ihn zum Glück fest eingeklemmt. Heißes Blut spritzt auf weiße Laken.

"Was soll das? Ormus kann nicht so schnell..."

"Ihr habt gesagt, dass Ihr das könnt, also los! Heilt! Er musste dieses Blut verlieren, die Krankheitsgeister hinausspülen!"

"Du...du hast nicht nur davon gehört - du glaubst diese Blasphemie! Ihr seid wohl beide Jünger der verbotenen Lehre? Nein, ich heile ihn nicht! Fahrt beide zur Hö..."

Mein Schwert liegt an seiner Kehle.

"Tu es, verdammt noch mal!

Ich konzentriere mich mit aller Kraft darauf, meinen Arm still zu halten. Von den Rändern meines Sichtfeldes dringt Schwärze auf mich zu, und ich weiß, was das bedeutet: Der Meister stirbt...er ist unglaublich knapp davor, endgültig in eine andere Welt überzutreten. Ich verliere das Gefühl in den Fingern, die Klinge ist längst weg, und...
Der Blutfluss stoppt. Ormus' Gesicht ist eine Fratze der Wut. Natalya seufzt auf.

"Das wird Ormus dir nicht vergessen..."

"Keine Sorge, ich bin auch nicht besonders gut darin."

Wieder etwas erstarkend ziehe ich mein Schwert zurück. Der Meister ist nur noch in akuter Lebensgefahr durch die Entzündung, die Wunde ist geschlossen. Hoffentlich konnte das Böse ausbluten...ein notwendiger Aderlass...

"Das ist es."

Wir schauen zur Tür. Deckard steht darin, leise lächelnd.

"Der Vogel, er kann die Lösung sein. Golem! Alkor kann den General retten."

Überraschung mischt sich mit stetig aufstrebender Hoffnung und Freude, die fast zu schön ist, um wahr zu sein.

"Was ist es? Was hat er...?"

"Der goldene Vogel von Ku'Yleh! Wie ich vermutet hatte, aber nicht zu träumen wagte, ein unschätzbares Kleinod, das du da gefunden hast...und es liegt an Alkor, daraus einen Trank herzustellen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat."

"Langsam, langsam...was für ein Trank..."

Mir fällt der Flakon ein, den Alkor in den Händen hatte und mit dem er mich wohl bedrohen wollte, bevor ich ihn so erschreckte. Ist er...ein Alchemist?

Scheint wohl so zu sein. Wobei ich mich frage, warum er dich mit einem Gegengiftelixier vertreiben wollte.

Ein...du...egal, ich hätte es nicht gewusst. Doch...

"Es gibt diese Legende, Golem, dass Ku'Yleh, der als Erster die allgemeine Formel für Heiltränke entscheidend verbesserte und die Regenerationstränke schuf, gegen Ende seines Lebens erkannte, wie der Effekt dauerhaft werden könnte und somit ewige Gesundheit versprechen. Er forschte und forschte, doch erkannte bald, dass er sterben würde, bevor die Mischung vollendet werden würde. So braute er seinen letzten Trank, seine größte Erfindung, die Vorstufe zum Elixier der Unsterblichkeit. In dieser Form das potenteste Gift, das es je gab...und trank dieses mit schon versagenden Fingern.
Wie er es bestimmt hatte, verbrannten seine Schüler die Leiche und verteilten die Asche in goldene Vögel, innen hohl, die er ihnen vermachte. Jeder der fünf bekam einen, darin ein Teil ihres Meisters...und in seinen Überresten eingeschlossen, das noch unfertige Lebenswerk des großen Ku'Yleh, den der Tod besiegte, bevor er es anders herum schaffen konnte.
Niemand von ihnen brachte es fertig, auch mit Hilfe der aus der Asche isolierten Vorsubstanz, den Trank fertig zu brauen. Einer starb beim Kosten eines Fehlschlages, und ein Großteil der Überreste wurde bei den Versuchen der Anderen verbraucht. Der schlechteste der Schüler jedoch traute sich nicht zu, das große Werk auch nur zu versuchen, und verkaufte aus Scham seinen Vogel für den Materialwert, das Geheimnis, das darin schlummerte, vergessend.
So kam er über viele Hände und Jahre letztlich in deinen Besitz. Und auch seit vielen Jahren, wenngleich wohl nicht ganz so lange, forscht Alkor schon an seiner eigenen Version der Formel. Er ist besessen von der Idee, Ku'Yleh einst zu übertreffen, und lässt vor Allem darum keine Störungen zu...das hätte ich dir wohl sagen sollen, Golem. Wenn man ihn über seine Arbeit reden lässt, ist er ein äußerst angenehmer Gesprächspartner, und in den vielen Stunden, während der er meine Gegenwart tolerierte, erfuhr ich die gerade erzählte Geschichte von ihm. Und nun hat er, was ihm immer verwehrt blieb, das Dokument von Ku'Ylehs bisheriger Arbeit, seine Asche in dem Vogel - und ist zuversichtlich, den Trank fertig brauen zu können. Nie sah ich ihn derart aufgelöst."

Der Meister scheint zu schlafen, Deckards Worte waren sehr beruhigend...ich höre auf, seinen Kopf zu streicheln, und rücke noch einmal die kühlende Binde um seinen Hals zurecht.

"Das ist herrlich, Deckard. Heißt das, wir können bald damit rechnen, dass er dem Meister den Trank geben kann?"

Die Miene des Weisen der Horadrim verfinstert sich.

"Nun...das habe ich nicht gesagt."

Ich lege den Kopf schief. Grauen überfällt mich. Was meint er damit?

"Alkor sagte nicht, wann er fertig werden würde...es könnte noch Jahre dauern, bis der Trank bereit ist."

Natalya keucht.

"Cain, wir haben vielleicht noch Tage, womöglich Stunden!"

Er nickt.

"Ich weiß, aber mit unser Aller Hilfe könnte er es sicher lange genug machen..."

"Was redet Ihr da von uns Allen?"


Ormus tritt auf den anderen alten Mann zu und stößt ihm seinen Stab vor die Brust. Deckard keucht und weicht zurück, verfolgt von dem Taan-Magier. Ich springe auf. Ormus bleibt stehen als er mich sieht und Deckard hebt eine Hand in meine Richtung.

"Seit ich diese Metallabscheulichkeit das erste Mal gesehen habe, wurde Ormus' Leben immer schlimmer. Zuerst mein Schlaf, dann seine Tür, dann mein Hals wurden bedroht! Ormus wurde gezwungen, gegen Alles, was er je gelernt hatte, zu verstoßen, und ich musste das Alles unter den Augen einer Viz-Jaq'taar-Hexe tun, die Ormus wohl am liebsten bei nächster Gelegenheit hinterrücks ermorden möchte! Meine Hilfe? Ihr könnt sie vergessen, Ormus wäre es am liebsten, wenn Alle in diesem Raum demnächst an Dschungelfieber verrecken würden!"

Deckard breitet die Arme aus.

"Mein Freund, es ist klar, dass..."

"Nennt mich nicht so, das Alter scheint Euere Weisheit getrübt zu haben, wenn Ihr Euch mit solchen Kreaturen abgebt! Fahrt zur Hölle, Blasphemiker, Assassinen und Narren, Ormus seht ihr hier drin nie wieder!"

Assassine...was ist das denn schon wieder...

Ha! Das wenn du wüsstest, was? Aber so gibt wirklich Alles einen Sinn...und verdammt will ich sein, wenn er nicht Recht hat. Nach der Vorstellung sehen wir ihn wirklich höchstens am anderen Ende eines Dolches durch unser schwarzes Herz, wenn wir eines hätten.

Du mit deinen kryptischen...Viz-Jaq'taar, Assassinen...meint er etwa...das Gleiche...die Gleiche?

Oh, du kannst denken?

Aber natürlich gibt das dann einen Sinn!

"Ormus! Wartet. Bitte. Ich war unwissend, aber jetzt verstehe ich Einiges mehr."

"Ihr haltet mich nicht..."

"Oh doch, das tun wir."

Natalya hat sich endlich vom Meister gelöst und stellt sich dem Taan in den Weg.

"Wenn der Eisenjunge mit dir reden will, dann hörst du zu."

"Ormus wird sich nie lebend ergeben..."

Natalya zuckt mit den Schultern und hebt die Klinge auf Kehlenhöhe, eine Augenbraue dazu. Nein!

"Fordert auch Keiner, nur zuhören sollt Ihr, bitte! Ormus. Ihr wusstet die ganze Zeit, dass Euch Jemand beobachtet, dass Ihr ständig verfolgt werdet, nicht wahr? Nur nicht von wem. Erinnert Ihr Euch, dass ich Euch anbot, dafür zu sorgen, diese Beobachtung zu entfernen? Eigentlich hätte ich das gerne im Stillen erledigt, aber mein Angebot steht. Wollt Ihr weiterhören?"

"Was ist es noch nötig? Ormus weiß nun, vor wem er sich immer hüten hätte sollen!"

"Und immer noch hüten sollte? So, wie das jetzt aussieht, bleibt nur eine Lösung, und die endet mit Euerem Tod, was nicht das Ziel sein kann - ich lege es Euch dar.
Natalya, beginnen wir mit dir. Du bist die, die Ormus ständig beobachten sollte, unter dem Deckmantel einer diplomatischen Mission. Ständig hast du an der gleichen Stelle mit Leuten geredet, mit klarem Blick auf unseren orange gekleideten Magier hier - habe ich das richtig erkannt?"

Sie verzieht bewundernd die Lippen.

"Ausgezeichnet erkannt. Was war mein Fehler?"

"Deine Augen. So kurz sie auch immer wieder in eine Richtung zuckten, ich kann mich trotzdem an jede Bewegung erinnern, die sie gemacht haben - und auch daran, dass die Richtung immer gleich war, ungefähr zumindest. Und da ich mit den Augen etwas ansehen kann, ohne dass man von Außen etwas bemerkt, bin ich einmal deinem Blick gefolgt, als wir uns unterhalten haben dort auf den Dock gegenüber des Leuchtturms...Oranges erblickend. Noch habe ich mir Nichts dabei gedacht, aber deine Zurückhaltung, die Geheimniskrämerei, das Verschleiern des wirklichen Grundes, warum du hier bist, und letztlich Ormus' Bekenntnis, sich verfolgt zu fühlen, haben mich den richtigen Schluss ziehen lassen."

Sie und er sehen sich an, abschätzig-verachtend. Ich rede schnell weiter.

"Darum habe ich Ormus gesagt, ich könnte etwas gegen die Beobachtung tun, weil ich die Quelle wusste. Nat, ich halte dich für eine Freundin, sonst hätte ich das Angebot nicht gemacht - ich glaube nämlich nicht, dass es unmöglich sein soll, durch ein ernsthaftes Gespräch zwischen euch eine Lösung zu finden, was diese offensichtliche Feindschaft angeht, was auch immer die Hintergründe sind, die ich dabei nicht kenne!"

Deckard lächelt.

"Dein Optimimus ist unglaublich, Golem. Bewundernswert, wenn man deine Umstände bedenkt. Ich hoffe wirklich, dass man daraus eine Lösung ableiten kann."

Ormus dagegen wird noch wütender, wenn das möglich ist.

"Du hättest mir das Fell des Bären verkauft, ohne genau zu wissen, ob es ihn überhaupt gibt?"

Und Natalya? Sie wird...nachdenklich. Dann spricht sie leise weiter.

"Deckard, könntet Ihr uns bitte alleine lassen?"

Der Weise runzelt die Stirn - und nickt dann.

"Ich wünsche Euch das Beste. Gehabt Euch wohl. Golem - viel Glück hierbei. Ich glaube, das könnte eine schwierigere Aufgabe werden, als du es dir vorstellen kannst."

Wir sind alleine. Der Meister schläft weiter. Ich wechsle stumm das Wasser, während Natalya sich elegant auf das Bett niederlässt; Ormus bleibt äußerst skeptisch stehen.

"Eisenjunge, wie du mittlerweile schon gehört hast, und wie Ormus nunmehr erkannte, bin ich keine diplomatische Abgesandte aus dem Osten, die die Beziehungen zu den Überlebenden aufrecht erhalten soll, sondern in Wirklichkeit ein Mitglied des Ordens der Viz-Jaq'taar - besser bekannt als 'die Assassinen'. Wir enstanden zur Zeit der Magierkriege, als die großen Clans sich gegenseitig mit einer Menge unschuldiger Opfer vernichteten, und unser Credo besteht darin, eine solche Katastrophe nie wieder geschehen zu lassen. Siehst du, das Übel entstand doch durch zu viele Fraktionen von Zauberern...und darum jagen wir all jene, die die Vernichtung überlebten, um sicherzustellen, dass Niemand von ihnen auf die Idee kommt, seinen Orden neu zu begründen und sich alte Feindschaften mit desaströsem Ergebnis neu aufleben zu lassen."

Ormus spuckt auf den Boden.

"'Jagen', sagt sie - nenn es doch beim Namen, Hexe, ihr tötet jeden Magiebegabten, der eueren Weg kreuzt, sogar solche, die nur das Potential zeigen, einmal Zauberer werden zu können!"

Sie zischt.

"Sei still, wenn du nicht weißt, wovon zu redest, alter Mann. Seit Jahrzehnten ist kein Zauberer mehr durch eine Assassinenklinge gestorben, der es nicht verdient hätte durch seine Handlungen. Die Zeiten der großen Säuberung sind vorbei, und Viele der jüngeren Ordensmitglieder bereuen bereits im Stillen, was die Alten damals anordneten. Selbstverständlich nicht öffentlich...aber wenn diese einmal tot sind...ich schweife ab.
Seit dem Ende meiner Ausbildung, seit ich weiß, wie man die Schatten nutzt, um sich zu verbergen und Fallen zu schaffen, habe ich schon viele Aufträge erhalten, während derer ich stetig meine Kampffähigkeiten verbesserte und an meiner eigenen Ausrüstung feilte. Jedoch, vor zwei Jahren...versagte ich. Ich sollte Jemanden töten, der angeblich eine ganze Gruppe von Taan - ja, ich weiß, das ist Euer alter Orden, bitte lasst mich ausreden - darin unterstützen sollte, einen Anschlag auf die Vizjerei durchzuführen. Nach einiger Zeit der Beobachtung fand ich jedoch heraus, dass dem nicht so war - meinem Ziel war die ganze Geschichte nur angehängt worden, um ihn aus persönlichen Gründen zu entfernen. Korruption war auch im Spiel. Egal. Ich wartete ab, um mehr herauszufinden, aber...es gab Komplikationen..."

Sie setzt kurz aus; ist das Trauer, die sie schlucken lässt?

"Auf jeden Fall lag am Ende eine Leiche vor mir, die nicht hätte sterben sollen, und eine zweite hinter mir, die ich zwar hätte töten sollen, es aber nicht wollte. Kurz, ein Desaster, und meine Erklärungen stimmten die Ordensoberen nicht milde, also wurde ich metaphorisch in die Wüste geschickt...hierher, um diesen einen Taan-Magier zu bewachen, der einzige der 'aufsässigen Gruppe', die es angeblich geben sollte. Ich warte nur auf neue Anweisungen...da Ormus offenbar entweder der geduldigste Pläneschmieder und Täuscher aller Zeiten ist, oder wirklich einfach keinerlei Gedanken mehr an Aufstand in sich trägt."

"Ha!"

Ormus lacht laut auf, aber nur kurz; dann verdunkeln sich seine Züge, und ich bin beschäftigt damit, den Meister zu beruhigen, der wieder aufgewacht ist und mit seinen Eltern redet.

"Euer Orden hat gut dafür gesorgt, dass Ormus keine aufsässigen Gedanken mehr hegte, oh ja! Jede Nacht bezeugt erneut, was ihr mir angetan habt!
'Ist Ormus ein braver Junge? Wie heißt Ormus' alter Orden? Nein, Ormus, sprich mir nach: Ormus weiß Nichts über die Taan, Ormus ist ein braver Junge, Ormus hat keine Ahnung von Zauberei...Ormus kann seine Fingernägel behalten, wenn er gehorcht!'
Stundenlang, tagelang, wochenlang, ich weiß nicht, welche Zeit wirklich vergangen ist, während Ormus gefoltert wurde! Die Narben meines Körpers konnte ich heilen, aber meine Seele wird nie wieder die gleiche sein. Zu oft musste Ormus seinen Namen sagen, versteht ihr es nicht? Diese Hexen haben Ormus das angetan, er kann nicht mehr normal reden, so sehr...ich...mich bemühe, ich kann wohl nicht einmal mehr eine leichte Wunde heilen, ohne auf abscheuliche Praktiken zurückzugreifen...natürlich hegt Ormus keine Rebellion mehr! Ihr habt ihn gebrochen!"

Ich bin schockiert...welch furchtbare Dinge müssen sie ihm angetan haben? Doch halt...wenn ihr Ausdruck nicht lügt...ist Natalya so schockiert wie ich.

"Das sollen wir getan haben?"

Ihre Stimme ist nur ein Flüstern.

"Ich kann das nicht glauben. Du lügst."

"Ich lüge? Ormus? Weib, verkauf mich nicht für dumm! Als ob du nicht wüsstest, was euere wahren Praktiken sind! Zu oft seid ihr in den Schatten verborgen, euer steter Betrug durchzieht Alles, ihr wisst nicht einmal mehr, was Ehrlichkeit ist! Ormus weiß sehr wohl, dass du mich hier nicht lebend herausgehen lassen kannst, da ich Jedem verraten würde, dass die Assassinen ihre blutbefleckten Finger nach Kurasts Überresten ausgestreckt haben, also sei wenigstens in seinen letzten Stunden ehrlich zu einem todgeweihten Mann!"

Ich sehe sie an.

"Natalya, du wirst ihn nicht töten, aber ihm jetzt trotzdem die Wahrheit sagen. Was ist hier los? Ich glaube nicht, dass er lügt, also, tust du es?"

Sie schüttelt den Kopf, immer noch Unglauben im Gesicht.

"Nein, Eisenjunge, nein. Es kann aber nicht sein. Diese Praktiken sind verboten, seit Jahren schon...wir haben das Ende der Verfolgung erklärt...nur noch Beobachtung ist unser Ziel, und gezieltes und sauberes Entfernen bestimmter Elemente..."

"Ha! Wieder diese Verschleierung!"

"Ruhe, bitte, ihr beiden. Dass ich das richtig verstehe, Nat, du wurdest auf diese Mission mit falschen Informationen geschickt und bist gescheitert, weil du die Wahrheit aufgedeckt hast und zu lange gewartet. Und dafür verbannen dich deine Auftraggeber geradezu ins Nirgendwo, wo du auf Jemanden aufpassen sollst, der nach deren Wissen eigentlich wirklich keine Probleme mehr machen sollte?"

"Ja..."

"Ormus, sie haben dich letztlich ja gehen lassen, sonst wärst du nicht hier. Gibt dieses Verhalten für dich Sinn? Natalya ist eine außerordentlich fähige Frau, sie hier nur zur Beobachtung zu stationieren, ist Verschwendung höchsten Grades. Es hat keinen Sinn zu lügen, ist mehr an dir dran, als auf den ersten oder zweiten Blick offensichtlich ist?"

"Nein! Ormus lügt nicht, ich bin kein dreckiger Assassine, der so etwas nötig hat!"

"Dann sehe ich nur eine mögliche Lösung. Wer auch immer dir diesen Auftrag gegeben hat, war an dem Plan beteiligt, den Unschuldigen zu töten, ohne dass die wirklich verantwortliche Partei dabei herauskam; und weil du die Wahrheit erkannt hast, haben sie dich hierher geschickt, damit sie in aller Ruhe ihre Spuren verwischen können."

Sie keucht.

"Du beschuldigst einen Älteren direkt?"

"Ich habe keine Ahnung von euerer Organisation, aber kommt dir da nicht etwas ganz gewaltig komisch vor?"

Sie sieht Ormus an, er starrt aufsässig zurück. Dann runzelt Natalya die Stirn.

"Das würde so viel erklären...zu viel erklären. Ormus, Eisenjunge - ich muss nachdenken. Das heißt...ich brauche ein Versprechen, und bin bereit, im Gegenzug selbst eines zu liefern."

"Na, da bin ich ja gespannt..."

"Oh weiser Magier der Taan, ich schwöre Euch, dass die Beoabachtung durch mich von heute an aufhört und ich Alles tun werde, um diesen Skandal aufzuklären, falls Ihr wirklich Recht haben solltet mit Eueren Vorwürfen. Wenn diese stimmen, wird Jemand bluten müssen. Dafür versprecht Ihr mir bitte, ihr beide, um genau zu sein, meine Identität und wahren Gründe des Aufenthaltes absolut geheim zu halten, da ich jegliche Macht im Orden verlieren würde, wenn dieser Auftrag mit meiner Aufdeckung scheitern würde."

Ormus bleibt stumm, und ich auch, aber innerlich brodle ich. Das ist es, die Lösung, das Ende des Konfliktes der beiden - zum Greifen nahe! Wenn er nur...

"Rache ist kein Konzept, das mich antreibt, Assassine. Es geht mir nicht darum, dass die Verantwortlichen 'bluten', wie Ihr sagt.
Jedoch..."

Er hebt einen Finger, bevor sie etwas einwenden kann.

"...Gerechtigkeit ist ein durchaus interessantes Konzept. Viel wichtiger ist mir persönlich jedoch nur eines: Die Vergangenheit und mich selbst endlich ruhen zu lassen. In anderen Worten: Ormus akzeptiert. Lasst ihn in Ruhe, mehr verlangt er nicht, und ich bin bereit, Euch zu glauben, was Ihr vorgebt, nämlich unwissend zu sein über meine bisherigen...Kontakte...zu den Viz-Jaq'taar."

Ja!

Unglaublich, wie in Diablos Namen hast du das geschafft?

Hast du es immer noch nicht begriffen? Manchmal muss man das Manipulieren eben lassen...und die Leute dazu zwingen, ehrlich zu sein.

Oder es war nur Glück.

Glaub, was du willst.

"Es freut mich ungemein, dass ihr beide zu einer Einigung gekommen seid. Ormus, ich schulde Euch noch eine Tür, ich hoffe, Ihr würdet Euch dadurch nicht allzu gestört fühlen?"

Er lacht, diesmal echt.

"Solange du mich nie wieder zwingst, Zeuge solch lächerlicher Praktiken zu werden, ist Ormus dankbar, dass du es wirklich geschafft hast, dein Angebot zu erfüllen."

"Das ist gut...dann werde ich weiter hier wachenundwasistjetzt..."

Ich falle zu Boden, laut krachend. Meine Augen starren an die Decke, und wie ein Strudel schwimmt von den Ecken des Raumes Düsternis heran, auf einen zentralen Punkt zu, der irgendwie sehr hell erscheint...

Nein, das kann nicht sein, nicht jetzt!

"Golem!"

"Was ist?"

"Der General atmet nicht mehr!"

Wie aus weiter Ferne dringen ihre Stimmen an meine nicht vorhandenen Ohren, und eine Art...Ruhe erfüllt mich. Sollte ich nicht verzweifelt sein, wütend, irgendwas? Nein...wie das Gefühl aus meinen Händen schwindet, sich die dumpfe Starre über die Arme bis zu meiner Mitte und hoch zum Kopf vorarbeitet, so kann ich auch nicht mehr empfinden als...Zufriedenheit? Warum das...oh...kann es sein, dass es gut ist, was ich bisher vollbracht habe? Meschif hat seine Figur wieder, zwischen Natalya und Ormus herrscht eine Art Friede, und...und was ist mit Devak...? Was ist mit...Sanktuario? Nein...ich muss...kämpfen...die Schwärze...

Komm schon, gib nicht auf, konzentrier dich! So schwer kann es nicht sein! Steck Alles hinein, was geht!

Ich ziehe mich zusammen, der helle Punkt in der Mitte meines Blickfeldes wird strahlender.

"Lauft zu Alkor, Ormus tut, was er kann!"

Nein du entkommst mir nicht du Bastard...werd nicht unscharf ich seh dich doch vor mir genau da ja!
Ganz langsam gewinnt die Welt an Fokus...zittert...verliert ihn wieder...wo ist die Helligkeit? Was ist Schwärze, die des Todes, was ist eine...andere? Bist...du das?

Ja...ich bin es...zu schade, dass du wirklich Alles in den Kampf gegen die Bewusstlosigkeit stecktest...auch meine...Fesseln!

Ich spüre, wie der Zweite, frei, die Kontrolle übernimmt...über das Wenige, das ich davon noch habe. Nein...wenn ich...gegen ihn kämpfe...dann verliere ich...Alles...aber auch so wird es unglaublich knapp - zu knapp!

"Ormus, Alkor meint, er kann den Trank herstellen, aber er braucht dafür ein Probe des Giftes, das die Entzündung ausgelöst hat! Vielleicht, nur vielleicht reicht das Blut des Generals aus, geb mir das Laken!"

Nein, wenn du mich jetzt übernimmst, kannst du den Kampf nicht weiterführen! Die Anstrengung des Kontrollierversuches schwächt deinen Geist zu sehr, und die Schwärze wird siegen! Wir dürfen nicht...in Streit...fallen...wo ist das...Licht...

Du...sollst verdammt sein...weil du...Recht hast...nimm meine Kraft!

Die Schwärze des Zweiten hört auf, an mir zu nagen, und wir...verdrehen uns ineinander...umarmen uns wie Brüder...und da, da ist das Licht! Die Helligkeit! Du bleibst...im Fokus...der Spirale der beiden Seelen im sterbenden Körper...wir müssen...den Meister...am Leben halten...

"Es reicht nicht, es ist nicht genug! Er versucht, es irgendwie anders hinzubekommen, aber das könnte...zu lange dauern..."

Schwache Finger zucken, als wir Gefühl in sie zurücktreiben, mit Gewalt den Druck des Lebens in die Enden zwingen. Ein sattes Grau erfüllt meine Sicht, der Zweite und ich, vereint in unserem Drang nach Überleben...wir müssen es schaffen! Der Tod...ist keine...Option!
Wie betrunken schwankt unser schwerer Körper, als unsere Ellbogen irgendwie, fast intuitiv, den tauben Oberkörper heben, die Bauchgelenke biegen sich ohne eigenes Zutun, und wir sitzen! Wir sitzen! Klar strahlt das Licht vor Augen, die Schwärze jedoch wartet...nicht auf uns, sondern auf den Meister...er ist kurz vor...dem Übertreten...

"Ormus..."

Wir sehen ihn nun, und wirklich, er tut, was wir befürchteten, unsere Gedanken sind nicht mehr zu trennen. Sein Stab schwebt bewegungslos über dem leblosen Leib des Generals, der weiße Nebel ist ohne Effekt...so kann es Nichts werden...er starrt uns an.

"...blas ihm Luft ein...durch den Mund...halte die Nase zu..."

"Was? Golem, das ist Wahnsinn! Das wäre...ich kann in seinen Heilungsprozess nicht eingreifen, wenn die Magie schon nicht wirkt, würde das nur noch mehr..."

"Bitte...glaub mir das...ich bin...ehrlich..."

Ormus erstarrt.

"Blasphemie..."

Und er beugt sich über den Meister. Ja!

Kann der alte Narr...doch...dazulernen...

Ganz langsam schwindet die Schwärze. So kann der Meister wenigstens ein wenig länger durchhalten...und wir gewinnen an Kraft...unser Körper schafft es auf die Knie.
Ein Schatten löst sich aus der Richtung des Fensters. So lange lagen wir hier? Es ist Nacht! Aber halt...wir sehen darin...und was wir sehen...
Ein Insekt surrt durch den Raum, mit unglaublich schnell schwirrenden Flügeln, ein schlanker Körper und ein aufgerollter Rüssel...eine Mücke, aber von Armlänge!

Sie hat den Meister vergiftet!

Sie hat...etwas vergessen.
Wir legen alle Kraft in unseren linken Arm. Der Körper fällt in sich zusammen, aber er schießt hoch, von ihm gezielt, von mir geführt, und das Schwert spießt das Insekt auf. Lautes Klapper ertönt, als wir zusammenbrechen, und Ormus erscheint über uns.

"Ist das...die Giftquelle?"

"...ja..."

Die letzte Anstrengung unserer schwindenden Kraft lag in diesem gehauchten Wort, und als der Taan-Magier die tote Riesenmücke von unserem Schwert entfernt, hat die Schwärze längst die Oberhand gewonnen. Der helle Punkt wird schwächer...dunkler...

...verdammt...jetzt hast du deinen Wunsch...und stirbst nicht...alleine...

Es ist gut...und doch...so schade...

"Öffnet ihm den Mund! Massiert seine Kehle! Er muss es trinken, schnell, egal, wie heiß es noch ist!"

"Verdammt, die Hälfte geht ja daneben!"

"Es ist unglaublich potent, wirkt auch in kleinsten Dosen, aber es muss in seinen Magen!"

"Dann auf dem direkten Weg! Ormus! Könnt Ihr ihn heilen?"

"Ormus...ich werde es versuchen, Natalya."

"Ich schneide...jetzt! Schüttet es hinein, Alkor! Oh Himmel, so viel Blut...heilt ihn, schnell!"

"Es ist zu viel...der Schnitt zu tief..."

"Es musste sein, ich musste den Magen öffnen..."

"Aber so...verlieren wir ihn...was ist das?"

Die Stimmen schwinden, und Schwärze steigt auf.


Oh, zur Hölle noch mal...wenn ich nicht genauso fertig wäre wie du...könntest du dich von deinem Körper verabschieden...

Wie...was...wo...warum? Ich höre, ich sehe, ich...setze mich auf.
Alkor, Natalya, Ormus, Deckard Cain - sie stehen um mich herum, und alle lächeln.

"Was...ist passiert?"

Natalya grinst am breitesten, als sie eine noch saubere Ecke des völlig ruinierten Betttuches benutzt, und diese an ihrer Klaue auch noch rot färbt.

"Wir haben es geschafft, Eisenjunge."

Alkor hebt eine Flasche, an deren Wänden noch grüner Schleim klebt.

"Ein voller Erfolg, würde ich sagen! Oh, ich kann dir nicht genug danken, dass du das ermöglicht hast! Es tut mir so Leid, dass ich vorher so grantig war!"

Ormus nickt mir zu.

"Scheinbar sind...alternative...Methoden manchmal doch erfolgsbringend."

Deckard freut sich still und zurückhaltend, wie es seine Art ist.

Ich stehe auf, etwas schwach auf den Beinen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass mich dabei unglaubliche Kopfschmerzen durchzucken.

Nicht nur dich. Wer hätte gedacht, dass man von geistiger Anstrengung "Muskel"schmerzen bekommt?

"Leute, Leute, Leute..."

Fünf Köpfe wenden sich in die gleiche Richtung.
Der Meister sitzt aufrecht in seinem Bett. Seinen Hals ziert eine gezackte Narbe, das tiefrote Laken verdeckt die Fortsetzung eines zehn Zentimeter über seinem Nabel beginnenden senkrechten Schlitzes, der auch verheilt ist.
Seine Hautfarbe ist so rosig und gesund, wie ich sie noch nie an ihm gesehen habe. Seine weit offenen Augen leuchten. Die vollen Lippen teilen sich zu einem Lächeln und zeigen Zähne ohne jeden Anflug von Abnutzung, den ich bisher an ihnen feststellen konnte.

"Ich finde es unglaublich nett, dass ihr mich Alle besucht. Wisst ihr was? Ich fühle mich aufgrund dessen sogar hervorragend. Bis auf zwei Dinge!"

Er hebt einen Zeigefinger.

"Erstens, ich habe furchtbaren Hunger. Wer von euch hat an Essen gedacht? Niemand? Unglaublich! Zweitens..."

Er hebt den Mittelfinger dazu.

"Bin ich hier drunter etwa nackt? Seid ihr wahnsinnig, mit einer Dame anwesend? Schafft die Arme nach draußen, sonst wird sie noch ohnmächtig!"

Natalya lacht schallend.

"Oh, du bist herrlich zuvorkommend. Keine Sorge, ich entferne mich, ich bringe sogar etwas zu essen mit - obwohl ich so ganz gegen typische Rollenverteilung bin..."

"Ach, das kann doch Golem machen...oder...he, spinnst du?"

Während Natalya schon davon geht, bin ich auf den Meister zugestürmt und habe ihn gepackt. Aus meiner Umarmung gibt es kein Entkommen.

"He, Großer...ist schön...dass du mich magst...aber jetzt führ dich nicht so auf...als wäre ich von den Toten zurück oder so..."
 
Simon, du bist irre.

16 Seiten. Das kann doch kein Mensch alles lesen - geschweige denn schreiben innerhalb von 4h. Gut mit Notzin...

icon_gott.gif




Planung für heute:
  1. Abendessen zu bereiten
  2. Kapitel 16 lesen
    [/list=1]
 
FenixBlack_FXB schrieb:
Gut mit Notzin...
Die dauern länger, weil ich besser im blind tippen bin als im Abtippen.

Dein Smiley funzt nicht :p.

Ach ja, und ich BIN irre, jo.

Simon


EDIT: Mir fällt grad auf, Kapitel 16 => 16 Seiten, lol...wer glaubt, dass das so weiter geht, glaubt...FALSCH!
 
Feines Kapitel...
Die Bemerkungen des Generals am Ende sind herrlich.
Aber das ganze Kapitel ist wunderbar geschrieben...
 
Hallo,

mir gefällt das Kapitel auch sehr gut :) Na ja über die Pause lässt sich streiten... Aber na gut - schweren Herzens.

Danke für das Update.

lg, Gandalf
 
Schade dass Pause ist, ich würde auch gerne jede Woche ein 16 Seiten-Kapitel lesen ;)
Und jetzt ist der General ja wieder gesund, dann kann es endlich weiter gehen. Ich freu mich schon darauf, wenn es mal wieder Action außerhalb vom Hafen gibt.

Tippfehler:

die größe Wunde - größte

Du hättest mirdas Fell - mir das
 
Hm... toll, mehr sag ich nicht :p

Gefällt mir, allerdings hab ich jetzt wirklich "Hunger" auf Kapitel 17 ;)
 
Ich weiß nicht, ob ich nächste Woche schon Pause brauche, kann auch übernächste oder so sein. Da schauen wir einfach mal. Wenns gut läuft, mach ich irgendwann eine.

Dann danke ich erneut Allen ;).

Simon
 
TwinYawgmoth schrieb:
Dann kam mir eine Idee. Ein wenig Ruhe über Weihnachten wäre nicht übel. Also, folgender Deal: Ihr bekommt heute dieses LOCKER doppelt so lange Update als normal - und ich nehm mir bald eine Woche Auszeit, in der dann Keiner weint deswegen. Ich hoffe, das können wir als Deal bezeichnen, ja ;)?

Ansonsten...gibts Veröffentlichung...doppelt bis dreifach, hm? Enjoy...

Simon
kk, aber wehe übernächste Woche kommt dann wieder so ne ausrede :p :D

Anyway, mal fehler suchen...

naja, außer schon angesprochene Fehler nix...

jedenfalls war das nun wieder extra fesselnd, ich hab da ganz meine Umgebung vergessen :ugly:
ja, du wirst immer besser Oo
 
schickes Kapitel, auf jeden Fall diese Länge beibehalten!
s008.gif


2 kleine Fehlerchen: (ich müsste nochmal drüberlesen, irgendwo in der Mitte war noch einer, hab ich am Ende aber wieder vergessen :/)
Seid dem Ende meiner Ausbildung, seid ich weiß, wie man die Schatten nutzt, um sich zu verbergen und Fallen zu schaffen, habe ich schon viele Aufträge erhalten, während derer ich stetig meine Kampffähigkeiten verbesserte und an meiner eigenen Ausrüstung feilte.
seidseit.de mal andersrum ;)

Wenn diese stimmen, wird Jemand bluten müssen.
 
Simon,

das war das mit Abstand beste Kapitel Überhaupt will ich meinen!

vllt lag es daran weil es so lang war oder weil soviel passiert ist aber so genial wars echt noch nie.

ich hör jetzt auf sonst lob ich jeden einzelnen satz aber HAMMER update !!!111!11einseinselfausrufezeichen

danke

samy
 
Oh, Danke, Danke...ich glaube, das liegt sicher NUR an der Länge, ihr wollt mir hier bloß schmeicheln, damit ich weiter so lange schreibe, hm :ugly:?

By the way, ich hab jetzt nicht groß im Spiel recherchiert, bevor ich Teil 3 angefangen hab zu schreiben, also ist es ewig her gewesen, dass ich mir die Questbeschreibungen und sonstigen Texte für Quest 1 durchgelesen hatte. Hab halb befürchtet, dass ich hier großen Unfug schreibe, über Ku Y'leh, über Alkor und so weiter und so fort - aber es hat halt Alles super gepasst, und ich bin mittlerweile überzeugt, dass selbst wenn meine Version des Ganzen nicht mit der von Blizzard übereinstimmt, meine schlicht BESSER ist.

Jetzt habe ich doch mal nachgeholt, was ich verpasst hatte, und mir den Questtext angehört.

Alkor: "Ah, der goldene Vogel von Ku Y'leh! Ich werde ein wenig mit der Asche experimentieren."

...

"Aus der Asche von Ku Y'leh habe ich euch einen Trank gebraut."

What the fuck.

Und ich dachte, ich hätte hier wirklich die großartige Erklärung verpasst. Was HABEN sie sich dabei gedacht? Ernsthaft? Dieser Quest ist eine reine Farce, von Anfang bis Ende, von der Prämisse, GENAU die richtige Figur für Meschif vom ERSTEN Boss im Dschungel zu finden, über seinen Tausch von Jade gegen Gold bis hin zu Alkors Dialog, der so DUMM ist, dass es weh tut. Wer zum Geier ist Ku Y'leh? Warum ist seine verdammte ASCHE in dem Vogel? Was ist in diesem Trank überhaupt drin?

Später sagt Alkor doch "...ich habe nie gesagt, dass der Trank ewiges Leben verspricht...". Stimmt. HAT ER NICHT. Er hat nicht mal was von Leben erwähnt. Er hat gesagt "da, ein Trank". Der hätte da Wasser oder Unangenehmeres reinfüllen können, oder es hätte auch einfach nur Asche mit Schokoladensoße sein können, ich meine, was hat er überhaupt für eine Motivation, dir für lau einen irren Trank in die Hand zu drücken? Weil du ihm die Materialien dafür gebracht hast? Von denen er bereits wusste, und auf die er womöglich jahrelang wartete? Ein Belohnung in Goldform, Heiltränke umsonst für den Rest des Heldenlebens, ja. Aber das ERGEBNIS DER EXPERIMENTE? Einfach so?

...tja, und jetzt bin ich endgültig davon überzeugt, dass ich besser schreibe als Blizzard :p.

Beweis folgt.

Simon
 
Kapitel 17 – Ende des Wartens

„Du willst mir also sagen...Moment...“

Ich warte geduldig, während der Meister einen weiteren Bissen von der Frucht nimmt, die seinen Nachtisch darstellt...schon die dritte. Dass in diesen dünnen Körper so viel Essen passt...

„...mf, sagen, dass du an zwei Tagen zwei unversöhnliche Feinde versöhnt, dir alleine eine neuen Arm gebastelt, Marius’ Diebesgut zurück gebracht, einen Lebenstraum erfüllt und mich geheilt hast? Da fehlt doch noch was, hast du vielleicht auch noch Hratli in den Sumpf geworfen oder so?“

„Hehe, nein. Aber unsere Reisekasse konnte ich aufbessern.“

„Du bist wahnsinnig. Komplett wahnsinnig. Wie soll ich das je übertreffen? Bald bin ich nur noch der unwichtige Kerl, der zufällig mit dem Golem abhängt, der die Welt alleine gerettet hat...“

Mit einem breiten Grinsen und Ironie in der Stimme lehnt er sich zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkend, nachdem er den Kern der Frucht in eine Ecke geworfen hat – wieder eine andere als die ersten beiden, die er mit diesem Geschenk beglückte.

„Ts. Nun, wir dürfen nicht vergessen, dass ich Ormus eine Tür schulde, Devak einen Beruf und Aschara eine gute Erklärung...“

Er wischt meine Einwände weg.

„Völlig unwichtig! Das ist schnell geschehen. Glaube ich. Hoffe ich. So egoistisch das jetzt klingt, mir ist erst einmal wichtig, dass du mein Leben gerettet hast und ich endlich wieder aufstehen kann – wichtiger als alles Andere, was du getan hast.“

Einmal bin ich froh darüber, dass ich meinen Gesichtsausdruck nicht verändern kann, sonst hätte ich jetzt wohl unwillkürlich eine Grimasse geschnitten. Ja, da gibt es eben doch noch Dinge, die ich getan habe...und ihm nicht gesagt. Und nie sagen werde, wenn es nach mir geht.

Haha, als ob du nicht so gut wüsstest wie ich, dass diese Hoffnung eine leere ist...

„Ist ja nicht so, als ob ich das nicht gern getan hätte – und immerhin war es auch mein eigenes Leben, dass ich damit gerettet habe.“

Er kichert.

„Zu wahr, zu wahr. Wir sind schon zwei Egoisten. Sag mal...du hast zwar sicher eine Menge Grips und Mut bewiesen, als du dir dieses Ding angeschmiedet hast, aber als Schmied bist du nicht ‚geboren’, oder?“

„’Ich brauche dich vor allem als mobile Mauer gegen Massen von Feinden. Mit einzelnen
werden die Skelette schon fertig. Du musst die Viecher ablenken und von mir fernhalten. Ich bin hier der Wichtigste!’ – das war die Stellenbeschreibung, so ungefähr, ne?“

Kurz starrt er mich mit offenem Mund an, dann bricht er zusammen, mit der Faust auf seinen Schenkel schlagend.

„Himmel, das ist ja grausam! Habe ich das wirklich gesagt? Genau so?“

„Vom Wortlaut her...aber weniger sarkastisch als gerade, sicherlich.“

„Hach, das waren noch Zeiten...praktische Zeiten, da musste ich mir keinen Gedanken darüber machen, ob etwas, was ich sage, deine Gefühle verletzt. Moment, tu ich immer noch nicht! Krise vermieden. Na, lass mich mal diese Pfuscharbeit genauer ansehen.“

Vorsichtig packt er meine Schwerthand, die Klinge ignorierend; sanft streichen seine Finger über die raue Verbindung der Schneidenbasis mit meinem Handrücken.

„Das geht doch nicht...kannst du die Finger so überhaupt bewegen?“

Ich wackle mit dem Daumen.

„Mehr geht nicht.“

„Untragbar! Stab her, ich bin jetzt faul, ich darf das!“

Seine Euphorie ist ansteckend! Schnell habe ich ihm das silberknochengekrönte Stück Holz gebracht, das schon eine ganze Weile unbenutzt mit seiner anderen Kampfausrüstung auf einem kleinen Tischchen lag.

„Na, dann wollen wir doch mal sehen...die Verbesserung an sich ist schon eine gute Idee...aber genau die lässt sich...noch weiter...so vielleicht?“

Mit Faszination blicke ich auf meine Hand, als ein Schimmern von der Spitze des Stabes auf sie übergeht und das stumpfe, grob geschlagene Metall glättet...nein, verflüssigt: Es wirft sogar Blasen! Und...meine Finger – sie sind frei! Was für ein tolles Gefühl!

„Ups...“

Mit einer gewissen Taubheit in meinem Kopf und einer genauso vorhandenen wie nachvollziehbaren in den Fingern sehe ich zu, wie fast zu langsam dafür das Material meiner Hand zu Boden tropft wie zäher Schleim.

„...das war zu flüssig...na komm...“

Die magisch viskosierten Metallfäden verlangsamen ihre Fallgeschwindigkeit noch mehr – und stoppen. Die wohl längste Hand der Welt!

„Berühr das, was schon am Boden ist, sonst bekommen wir das nicht mehr zurück!“

Nur fünf Zentimeter muss ich meinen Arm nach unten bewegen, bis die Fäden an den Boden stoßen. Jetzt, wo sie fest sind, spüre ich sie auch wieder. Und der Meister, den Stab erneut auf meinen Handrücken legend, sorgt dafür, dass ich nun auch das bereits vergossene Material wieder spüre...

„Blöde Schwerkraft...dreh doch mal das ganze Zeug nach oben, ja?“

Ich hebe das ganze Gebilde, packe es mit der freien Hand und neige Handgelenk und Ellenbogen, bis die festen Fäden an die Decke zeigen.

„So...“

Es hat etwas von Vorsicht, als sie beginnen, von oben herab in sich zusammenzufallen, langsam wieder Finger formend.

„Ach, General, könntest du mir vielleicht etwas filigranere Finger verpassen? Diese eingelenkigen Würste sind so unpraktisch.“

Er zieht die Augenbrauen zusammen.

„Ach komm, da war ich mir einmal mit Hratli einig, rein theoretisch zumindest müssten sie eine perfekte Faust formen, mit den Stacheln nach vorne!“

„Tun sie – aber trotzdem kann man damit nur schwer Schultern klopfen, Türen zimmern und Hände schütteln.“

Noch kurz steht ein gewisser Ärger auf seinem Gesicht; nicht gut...wenn er jetzt merkt, dass ich ihn angelogen habe, als ich sagte, dass ich mit dem Körper zufrieden bin? Aber schon zerfließt seine Grimasse, und er deutet mit dem Zeigefinger auf mich.

„Du hast da nen Punkt. Gib mir mal die andere Hand als Modell...“

Fünf Minuten später habe ich zwei Gelenke an den Gliedern meiner Schwerthand. Ja!

„Vielen Dank!“

„Bitte, bitte. Gib mir die andere und überleg dir derweil, was du noch nicht bemerkt hast.“

Sein schelmisches Grinsen ist mir nur zu gut bekannt; er ist gerade verdammt stolz auf sich. Hm, was hat er denn Großartiges vollbracht? Ich bewege die Finger, überglücklich; ob es zu viel verlangt wäre, nach der Möglichkeit, zu grinsen, zu fragen? Vermutlich – wie soll das funktionieren?

Der Mensch braucht über 20 Muskeln dafür, das kannst du vergessen.

Was, über 20? Man lächelt doch nicht mit Bauch und Beinen, wo sollen die bloß alle sein?

Häute mal Jemandes Gesicht, dann siehst du, was ich meine. Nicht jeder Muskel ist so groß wie ein Bizeps.

...ich bin geneigt, deine Aussage nicht weiter anzuzweifeln. Zurück zu meiner Hand. Was, außer den Fingern...?

Der Schlitz an der Schwertbasis war vorher nicht da.

Stimmt. Aber was...

„Fertig! Und, hast du herausbekommen, was ich meine?“

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, sags mir.“

Plötzlich hebt er seine Handfläche direkt vor die Klingenspitze. Ich zucke zurück, aber er winkt „nein“ mit der anderen Hand.

„Halt, wenn das nicht funktioniert, hab ich den Kratzer verdient. Du willst mich nicht verletzen? Dann zieh das Schwert zurück – aber nicht den ganzen Arm, das wäre zu einfach!“

Damit drückt er auf die scharfe Spitze. Was soll das...ich spüre, wie er mehr Kraft dahinter steckt. Gleich schneidet er sich! Und ich soll den Arm nicht zurücknehmen...dann halt...das...Schwert?
Metall auf Metall ertönt, als blitzschnell die Klinge von seiner Hand verschwindet; gleichzeitig strahlt ein Grinsen auf seinem Gesicht auf. Was zur Hölle...
Meine Hand ist schwertfrei! Wo ist...

Ganz blöder Tip? Schau mal in den Schlitz?

Der...oh. Wenn ich darüber nachdenke – ja, ich spüre die Klinge noch! Nur...sie ist in mir! In meinem Arm verschwunden! Und wenn ich sie wiederhaben will...ich richte die linke Faust auf freie Fläche.
Wieder das schleifende Geräusch, und das mittlerweile vertraute Gewicht ist zurück. Ha!

„Na, ist das was?“

Das ist herrlich!

„Ja! Phänomenal! Vielen, vielen Dank, jetzt laufe ich nicht mehr Gefahr, ständig den Leuten ungewollt Glieder abzuhacken!“

„Eine kleine Rückzahlung...huh...anstrengend...und nicht nur das. Macht es dir was aus, wenn ich mich eine Weile hinlege?“

“Ha! Ich würde sagen, wir haben bald noch genug Gelegenheit, einander auf die Nerven zu gehen. Ruh dich aus, hast du dir auch verdient.“

Er verzieht das Gesicht.

„Hättest du dir auch, blöd, dass du es nicht kannst. Na ja...wärst du noch so gut, die Kiste herzubringen? Ich will selbst mal sehen, was wir noch und wieder haben. Und lass den Schlüssel da – schicker Gürtel übrigens...auch gefunden?“

„Ja – in der Truhe. Erinnerst du dich nicht? Den hat Bischibosch getragen.“

Sein Lachen wird zu Unglauben, als er merkt, dass ich es ernst meine.

„Das alte Ding? War immer noch da drin? Irre...na, wenn er dir passt – ich rühr das im Leben nicht an. Scheint, als bräuchte ich doppelt so große Hüften als im Moment, um das anziehen zu können.“

Auf dem Weg zu unserer Kiste überlege ich mir, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, dass der Gefallenen-Schamane doch noch dünner war als er...nun gut, ich habe eh keine Ahnung, wie der dieses gewichtige Ding überhaupt anziehen konnte – was solls.
Als ich zurückkomme, schläft er schon. Man sollte meinen, die zwei Wochen im Bett hätten ihm genügt, aber nein...
Nun gut, dann habe ich ja Zeit.

Es dauerte 43 Minuten, einen geeigneten Baum zu finden, aber nur zwei, ihn zu fällen. Anfänger brauchen Äxte; ich mache das mit bloßen Händen. Für das Spalten tut es das Schwert. Bald habe ich ein paar grobe Bretter fertig, komplett mit Rinde und Allem, aber das soll ja kein Kunstwerk werden, das ist der Rest des vorgesehenen Ortes hierfür auch nicht. Das ist zu lang – ein Fußtritt, und die Größe stimmt. Hat was für sich, so ein als Mordwaffe vorgesehener Körper.


„Ich könnte natürlich einen gewissen Mengenrabatt geben, wenn du 100 Stück oder mehr nimmst...“

„Also bitte, Hratli, ein Goldstück für einen Nagel ist Wucher, sonst Nichts!“

„Nägel sind Mangelware in diesen harten Zeiten...Jeder muss schauen, wie er zurecht kommt.“

„Ist das so. Ich bin mir sicher, dass sich da was machen lässt. Sag mal, stören dich diese rostigen Stücke Müll in der Ecke nicht?“

„Ach, sie sind grauenhaft. Du kannst sie für einen Spottpreis haben.“

Ich dachte jetzt mehr an „wenn du sie mir wegschaffst, bekommst du Nägel dafür“...

Sieh es ein, der wird noch für seine Beerdigung Eintritt verlangen.

Hmja. Na schön.

„Ein Goldstück für diesen Kessel.“

„Wir sind im Geschäft! Es ist mir eine Freude, mit einem vernünftigen Wesen wie dir zu handeln!“

Ja. Bastard.

„Ich hole schnell das Geld, ich hoffe, du vertraust mir, nicht durch den Dschungel abzuhauen?“

„Keine Sorge – selbst, wenn du das machen würdest...irgendwann finde ich dich – und die Zinsen wären exorbitant!“

„Ja dann. Das wäre sicher ein nettes Treffen.“

Ich zerschmettere den Kessel, der locker einen Meter Durchmesser hat, zwischen meinen Fäusten. Eine Rostwolke bestäubt uns Beide. Nur er hustet und niest.
Ich falte das Material zusammen, reiße hier etwas ab, biege da, und reibe schließlich längliche, aufgewickelte Stücke zwischen meinen Handflächen hin und her. Die entstehenden Metallnadeln biege ich noch einmal in der Mitte durch, verdrehe den Kopf, und habe so grobe Nägel – und genau in der Länge, die ich brauche.

„Siehst du, ein Goldstück, zehn Nägel. Ich verstehe dein Problem nicht.“

Eine einfache Melodie summend schlendere ich von ihm weg. Der Gesichtsausdruck wird mich noch in Jahren erfreuen, habe ich das Gefühl.

Hm, nicht schlecht. Werde doch Musiker, das kannst du schon mal besser als kämpfen.

Äh, danke. Hm...woher kenne ich dieses Lied eigentlich?

Blut unsrer Feinde,
es tränkt unsre Hügel,
sie fliehn ohne Ehre,
wir sind die Sieger!

Voran, voran, die Ehre, sie wartet!
Doch so wie der Ruhm, eine schwierige Braut,
wartet nicht lange sie auf den Krieger!
Voran! Voran! Lasst sie nicht warten!

Städte des Gegners,
die Mauern, sie fallen,
hoch schlagen Flammen,
wir sind die Sieger!


Na? Schön, oder?


...interessanter Text...was ist das?

Ein Kriegsgesang der Barbaren. Soll ich weiter machen? Für angeblich Wilde können sie sich eine ganze Menge Strophen merken, aber wer in Klischees denkt, hat ohnehin schon einen wichtigen Kampf verloren, noch bevor sie mir ihm den Boden aufwischen werden: Den gegen die Dummheit.

Danke, ich kenne den Rest jetzt.
Und es stimmt – als er begann, in mir zu singen, recht schräg, aber irgendwie passend, kam mir der Text sofort in Gänze ins Gedächtnis. Aus seinem. Und die Melodie? Woher kam die? Wohl auch nur von ihm...aber hat er sie mir gegeben?
Ich höre sofort auf, zu summen, während meine Hände mechanisch weiter Nägel in Holz treiben. Verdammt, raus aus meinem Kopf!

Raus aus meinen Gedanken! Denkst du, ich finde es toll, dass du an Erinnerungen von mir kommst, ohne, dass ich das will?

Hm...nein. Aber es war keine Absicht!

Das weiß ich so gut wie du, Langsamdenker! Aber wenn hier eine Grenze zu verwischen beginnt, ist das nicht wirklich beruhigend, hm?

Oh Himmel, bloß nicht so was. Wenn wir hier anfangen müssen, meinen Kopf in eine Seite mit deinen und eine mit meinen Erinnerungen aufzuteilen, werde ich endgültig irre.

Keine Sorge, deine Erinnerungen kenne ich eh alle.

...
Hier bin ich fertig.


„Deine Tür, Ormus!“

Er starrt die Holzmasse an, die auf ihn zugeschwebt kommt; ich sehe ihn nur durch die Schlitze im Holz.

„Ormus ist sich nicht ganz sicher, ob er die restlichen Türen der Welt dadurch beleidigen will, dass er diese Bezeichnung gelten lässt...“

„Was, ist sie nicht schön geworden?“

„Sie ist...es ist...groß. Hast du meinen Rahmen überhaupt einmal nachgemessen?“

„Nein, aber die passt sicher. Ich hab ihn noch gut im Kopf.“

„Und die Angeln?“

„Sind die alten nicht noch dran?“

„...Ormus denkt, für die Installation lässt er einen Anderen ran. Aber ich finde es gut, dass du dir diese Mühe gegeben hast...stell dieses...Gerüst doch bitte vor Ormus’ Haus ab, er regelt dann den Rest.“

„Aber sicher. Stets zu Diensten.“

Damit wäre das erledigt...ich drehe mich um, und stoße fast mit Deckard Cain zusammen.

„Oh, Entschuldigung.“

„Was ist das, Golem? Ein neues Schildkonzept?“

„Es ist eine Tür!“

„Nicht mal meine Identifizierungsmagie hilft mir dabei, das als wahr festzustellen. Nun, egal. Wie geht es ihm?“

Keine Frage, wen er meint! Ich setze die...Tür!...kurz ab.

„Er macht bereits wieder schlechte Witze.“

„Dann ist er völlig in Ordnung.“

„Wollt Ihr zu ihm?“

Er neigt den Kopf.

„In der Tat war dieser Weg mein Gedanke.“

„Bitte nicht, er schläft gerade.“

Deckards Mund formt ein lautloses O. Er versichert mir, es erst später zu versuchen; ich danke ihm, bringe die Tür zu Ormus’ Haus, und hole dann das Goldstück für Hratli.

Hatte ich zumindest vor; doch als ich an die Hütte des Meisters komme – versperrt mir ein Skelett den Weg! Und es ist aus...Holz? Aus grünlichem sogar? Der „Knochen“diener hebt abwehrend die Hand. Die andere ziert ein Knüppel, fast kunstvoll in den Arm übergehend.

„Was ist jetzt, darf ich nicht rein? Was ist mit der Solidarität der Diener heutzutage bloß los?“

Doch schon ist es nach drinnen verschwunden; gegenüber dem bisher gewohnten Geräusch ist das trockene Klacken von Holz auf Holz definitiv eine Verbesserung, während es geht.
Kurz darauf steht der Meister in der Tür – in voller Montur! Goldenen Knochenhelm aufgesetzt, Plattengürtel mit Jade-Tan-Do darin umgeschnallt, dunkelblaue Rüstung angelegt, Stab in der einen und Schild in der anderen Hand. Seine Hose scheint während der zwei Wochen, als ich von der Bildfläche war, gewaschen worden zu sein, das letzte Bild von ihr habe ich voll Schlamm im Hinterkopf, als uns die Fleischbestien überrannten; die Stiefel sind dagegen nicht sauber, aber gut, es sind Stiefel.

„Willkommen zurück! Wo warst du denn so lange?“

„Einen Punkt meiner Aufgabenliste abhaken. Schon ausgeschlafen?“

Ich zeige auf das Skelett.

„Wie hast du den denn gezimmert?“

Er grinst.

„Da lag eine Leiche in der Truhe – ein Holzleiche, um genau zu sein. Dir nicht bewusst?“

Er hat...ein Skelett aus dem Herz eines Dornendreschers gemacht?

Ach, das meint er...uh...Leiche?

„Es war...ja, der Überrest eines toten Gegners...aber...ein Skelett...aus Holz?“

„Es fühlte sich richtig an – was soll ich sagen? Es hat funktioniert. Und praktisch ist er auch. Hab ganz vergessen, ihm zu sagen, dass er aufhören kann, dafür zu sorgen, dass mich Keiner im Schlaf überrascht. War auch beschäftigt nach dem Aufwachen!“

Das...das geht mir nicht ein...

Schau an, du weißt was nicht?

„Womit denn?“

„Mit Anziehen natürlich! Verdammt, zwei Wochen auf der faulen Haut, und schon kann ich das Teil hier um meine schlanken Hüften kaum noch heben. Dafür fühle ich mich wie neu geboren, seltsamerweise! Wir müssen los, das Böse wartet nicht!“

„So wenig wie Ruhm und Ehre...“

Er hebt eine Augenbraue.

„Ungefähr so, ja. Nicht, dass es uns darum ginge, oder?“

Hm...dann lacht er.

„Zumindest nicht vorrangig, was? Na dann, Alles abgesperrt? Nein, denn die Tür hat kein Schloss! Skandal! Wir können froh sein, überhaupt eine zu haben, hm? Hopp, hopp! Ich kann es kaum erwarten, wieder an der Front zu stehen!“

...und da dachte ich, seine Heilung nach der langen, einsamen Zeit würde den Wahnsinn aufhalten...
 
Der Golem mutiert noch zum Schweizer Taschenmesser ;)

Schönes Kapitel, besonders das mit den Nägeln.
Rechtschreibfehler hab ich nicht gefunden.
 
ich weis es klingt komisch aber es tut gut das der meister wieder am start ist. der golem is schon cool aber so is witziger find ich

also ich fands schick. ich hatte irgwo was gefunden bei dem ich nich ganz durch gestiegen bin sec ich such ma

samy

€: aso o_O beim duch lesen hab ichs dann gerafft ^^
 
Sag mir mal bitte, was dich zuerst gestört hat, ich will ja wissen, was ich in Zukunft besser formulieren könnte oder so ;).

Ich bin auch froh, dass es jetzt endlich losgehen kann mit der Golem-Meister-Dynamik. Wenn ich daran denke, dass diese wundervolle Interaktion zwischen den beiden für fast 90 Seiten warten musste, nur, weil Blizzard ihren Praktikanten den ersten Quest machen hat lassen, werd ich wieder aggressiv.

Und natürlich wars auch als Kapitel zum Luftschnappen gedacht - das letzte war dramatisch, jetzt ein wenig Ruhe und Witz in der Sache, auch um zu sehen, ob ich das noch kann, ohne wieder in Emo zu versinken, bevor es erneut richtig los geht.

Simon
 
Die Sache mit der Tür...
ich hab mich weggeworfen.
Ich müsste Kar das lesen jagen, immerhin haben wir ihm den Titel "Deckard Cain the younger" verpasst...
und er hat auch sehr gut identifiziert ("Also, es könnte verschiedenes sein, aber ich denke mal, alles außer nem Zahn können wir ausschließen..."; "Das ist definitiv was, aber ich hab keine Ahnung was...")
 
TwinYawgmoth schrieb:
By the way,
[...]
Alkor: "Ah, der goldene Vogel von Ku Y'leh! Ich werde ein wenig mit der Asche experimentieren."

...

"Aus der Asche von Ku Y'leh habe ich euch einen Trank gebraut."
[...]
...tja, und jetzt bin ich endgültig davon überzeugt, dass ich besser schreibe als Blizzard :p.

Nicht nur du allein, auch Andere haben vor dir mehrfach sich über diesen flachen Questmüll aufgeregt.

TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 17 – Ende des Wartens

[...], dir alleine einen neuen Arm gebastelt,

[...][...], hat ohnehin schon einen wichtigen Kampf verloren, noch bevor sie mir => mit ihm den Boden aufwischen werden:
[...]
 
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