• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Also "loseisen" passt da hin, gestolpert bin ich allerdings auch drüber, weil man hier bei Eisen ja immer nachdenken muss ob das nicht eine doppelte Bedeutung in Bezug auf den Golem entwickelt :)
 
die dunkle Bedrohung ist ein Star Wars Titel
 
Erstmal Danke für das Lob, weil ichs am Schluss vom Post nachher wieder vergesse :D. Willkommen, Nase :hy:!

Der Golem hat keine Augen, zumindest keine organischen. Der General hat drei, davon zwei im Kopf und eins in der Schatztruhe, er ist aber nicht anwesend. Cain hat zwei Augen und damit stimmt es.
Das STIMMT aber. Augen hat der Golem nicht, wenngleich ich die entsprechenden Teile seines Kopfes manchmal der Einfachheit halber als solche bezeichne. Der Blutgolem hatte ja nur Höhlen, und da hab ich sie auch so genannt, aber in dem Fall sind es halt einfach glatte Metallrundungen.

Zur Grammatik: Ich finde das so korrekt, nur ungewöhnlich. Vielleicht ists ja ein Neogrammatizismus von mir, egal. Nat sagt hier nicht "Die erste Möglichkeit ist kein Problem", sondern "Erstens ist kein Problem", benennt also die Möglichkeit einfach.

Als Blutgolem hat er genau ein Skelett befehligt, mit Handzeichen. Das ist ein Unterschied zu den
9, die er demnächst mitnehmen wird. Da kommt man mit Gesten sicher nicht klar, und es wird auch länger dauern als einen kurzen Ausflug um die Ecke.

Das mit "Eisen" hab ich gleich mal gar nicht gecheckt ^^.

Na denn, stay tuned :hy:.

Simon
 
Haste nit heute was vergessen? ;)
Heute ist immer noch Samstag, ne? Keine Sorge, vergessen tu ich euch nicht, allenfalls hindern mich Umstände, rechtzeitig upzudaten.

Und jetzt IST noch rechtzeitig ;).

Im Gegenzug fürs Warten gibts ein längeres Kapitel. Wieder Zeit für einige lose Enden - ich hoffe, es weiß zu gefallen ;).

Simon
 
Kapitel 29 – Sturm der Gefühle

Der das Portal – und den Wegpunkt - bewachende Eisenwolf lässt sich zu keinem Kommentar herab, als ich das zweite Mal in dieser Nacht den Dschungel betrete. Dass es mittlerweile aus Kübeln schüttet, wird seine Laune auch nicht bessern, also versuche ich auch gar nicht, ein Gespräch zu beginnen. Ich habe allerdings auch Besseres zu tun – Morgen ruft die Pflicht, und die wird mich ordentlich fordern. Also: Vorbereitung ist angesagt.
Eine halbe Stunde gönne ich mir zur Entspannung. Ziellos wandere ich in den Dschungel, schon die Route für später absteckend, dabei verlasse ich mich vor Allem auf mein Gedächtnis; ich werde den Weg, den ich jetzt gehe, erst später analysieren und die Umgebungskarte in meinem Kopf formen. Auch das ist eine gute Übung. Es ist ein wahrer Sturm, der den dunklen Dschungel durchpeitscht, teils findet der Wind eine Lücke zwischen den Bäumen und schafft es manchmal sogar, mich ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Binnen kürzester Zeit sind meine Beine bis zu den Hüften mit Schlamm bedeckt; ich hoffe, dass Nichts davon in mein Inneres gespült wird...ich kann keine Ablagerungen in meinen Füßen brauchen. Halb verfaulte Blätter kleben an mir, die auch der heftige Regen nicht abwaschen kann. Wenn das so weiter geht, wird es wohl das Beste sein, wenn ich Morgen alleine durch den Dreck hier waten darf, das möchte ich den Menschen nicht wirklich zumuten.
Was mich wieder zurück zum Zwecks meines Hierseins bringt. Die halbe Stunde ist noch nicht vorbei, aber was hilft es...die Ruhe ist schon.
Sagt mir auch, was ich höre.

„Glaubt ihr, ihr könnt euch an mich anschleichen?“

Es gibt eine kurze Pause. Dann fällt ein Baum krachend um, als sich drei wandelnde ihren Weg bahnen. Die Dornendrescher stellen sich in einem Halbkreis hinter mir auf, wie mir ihre trampelnden Schritte verraten; ich drehe mich langsam um, die Arme verschränkend, was nur mit etwas Mühe geht, weil ich so steif bin.

„Wollt ihr mir beim Aufwärmen helfen?“

Die Klotzköpfe drehen sich einander zu. Sie sind zu dritt und eineinhalb mal so groß wie ich; dieser kleine Eisengolem wird doch nur so überlegen tun, weil er keine Chance hat. Ich sehe die langsamen Gedanken geradezu hinter ihren rot glühenden Augen vorbeilaufen wie der Schlamm in den kleinen Bächen. Offenbar sind sie nicht in der Lage, diese Gedanken auch zu artikulieren...dafür braucht es dann doch einen Helden. Die Dämonenseelen, die diese Holzkörper beleben, besitzen nicht allzuviel Intelligenz, an ihrer Stelle würde ich wahnsinnig werden ohne Sprache.

Bist du doch auch. Fast. Oder?

Wer weiß? Wahnsinn kann sich selbst doch nie erkennen, oder?

Wahrscheinlich hast du darum ständig Selbstzweifel.

Da greift der erste an – alleine. Er stand in der Mitte, er trat als Erster heraus – gibt es auch unter normalen Dämonen eine Art Rangordnung? Aber wenn er seinen „Freunden“ etwas beweisen will, ist er fehl am Platz bei mir. Ich warte ruhig, bis er zu nah ist, um noch zu stoppen, dann springe ich senkrecht in die Höhe. Mein Arm schießt vor, das Schwert heraus, und er rennt hinein...
Die Spitze verfehlt das Auge, auf das ich gezielt hatte, und trifft unter dem roten Knopf auf den schräg vorstehenden Keil seiner „Kiefer“partie. Dadurch wird die Klinge nach oben abgelenkt, zieht eine Scharte durch sein Holzgesicht, aber richtet keinen wirklichen Schaden an, so wenig wie er allerdings, als er mich rammt. Der Zusammenstoß wirft mich, der ich viel leichter bin, weil hohl, nach hinten und ich pralle gegen einen Baumstamm. Ohne große Mühe lande ich auf den Beinen, trotzdem: Verdammt!

Das war Nichts. Warum machst du so einen riskanten Schlag? Es reicht, wenn du seinem ersten Schlag ausweichst und ihm dann die Beine kaputt machst. Dann ist er hilflos, und du kannst mit ihm anstellen, was du willst.

Ja, das würde dir gefallen, wie? Ich wollte das nur ausprobieren, was soll passieren?

Soll ich dir Alles sagen, was mir an Möglichkeiten einfällt? Das wird aber eine Weile dauern. Ich dachte, du bist der, der den Meister ständig kritisiert, weil er zu übermütig ist!

So Leid es mir tut, irgendwo hat der Zweite Recht. Ich lasse hier eine gewisse Arroganz entstehen aufgrund meiner scheinbaren Unverwundbarkeit, die mich noch mal den Kopf kosten könnte. Also behalte ich jetzt besser einen klaren...und mache die Sache sicher statt elegant.
Ungelenk hat mein Gegner versucht, sich an sein ruiniertes Gesicht zu fassen, in das sich auch meine wirklichen und aurengegebenen Dornen gebohrt haben, aber da tut er sich schwer mit Stämmen statt Armen. Jetzt treten die beiden anderen zu ihm, sie zumindest haben jede Überheblichkeit überkommen.
Hm...was hältst du von diesem Plan? Ich werfe die Details schnell in unser gemeinsames Bewusstsein.

Besser. Besonders gegen drei auf einmal, denen kannst du nicht ausweichen. Aber der letzte Teil ist Unfug, das geht gegen seine Reflexe. Arbeite mit diesen, so, und er hilft dir, ohne es zu wollen.

Richtig...danke.

Pah, ich habe so wenig Lust auf Dellen wie du haben solltest, was aber deine Handlungen nicht immer vermuten lassen.

Nicht ablenken jetzt. Sie umzingeln mich, was geht, weil ich den Baum im Rücken habe. Wieder ist der Anführer dieser Kleingruppe in der Mitte – also ist er wieder der, der leiden muss. Sein Problem, bei diesen Monstern kenne ich keine Zurückhaltung. Kein Sprung in die Höhe diesmal, und tatsächlich sind sie lernfähig, denn als ich in die Knie gehe, holt der Mittlere schon aus, um dorthin zu schlagen, wo ich hinkommen würde, wenn ich das machen würde. Stattdessen springe ich nach vorne – und zwischen seinen Beinen hindurch. Sofort drehe ich mich um, auf den Knien, noch während er seine fehlgezielte Schlagbewegung vollendet und den Baum zersplittert. Jetzt könnte ich Unfug mit seinen Beinen anstellen, ja, aber ich spare mir Schläge, Stiche, und greife lieber. Aufstehend reiße ich die Arme nach hinten, und auf dem Schlammboden kann er sich nicht halten. Die Stämme, die so dick sind wie ich, nach oben werfend, fällt er voll auf den Bauch, Dreck spritzt nach oben – und er trifft den linken Kollegen, der etwas näher stand, mitten auf die breite Brust, was den etwas zurückwirft. Der rechte kann ausweichen. Hat ja gut funktioniert. Er versucht, sich aufzurappeln...doch ich bin dann doch zu schwer für ihn, wenn ich auf ihm lande. Jetzt bin ich auf Augenhöhe mit dem noch völlig Unverletzten, und die weiß ich zu nutzen. Seinem weit ausgeholtem Schlag kann ich locker ausweichen, er schwingt über meinen Kopf hinweg. Keine Deckung – die Sache hat einen Haken, einen Kinnhaken. Das knackt deutlich, und das ist auch das Ende für ihn, mit dem langen Kopfkeil als Hebel habe ich ihm das Genick gebrochen. Er geht in Flammen auf.
Meine Fußstütze beginnt sich zu regen. Gar nicht so einfach, ohne Ellenbogen aufzustehen, oder?
Der an der Brust getroffene zögert. Worauf wartet er?

Ich schätze, auf den unter dir.

Oh...zu blöd, dass ich ihr Knarren nicht verstehe...in diesem Moment holt mein Gegenüber aus, und das heißt, ich muss mich bereit machen.
Der gefällte Dornendrescher katapultiert sich nach oben, und im letzten Moment überlege ich mir es mir anders. Eigentlich wollte ich mit ihm nach oben und so richtig hoch springen...aber das ist zu unsicher. Ich lasse mich abwerfen, helfe sogar mit, und lande wegrutschend im Schlamm. Was hatte der andere jetzt vor? Wie genau ich fliege, kann er nicht wissen, also warum holt er aus...?
Mit einem lauten Klonk trifft Holz auf Holz, als der stehen gebliebene Dämon dem gerade in die Höhe gekommenen Anführer seine Dornenkeule namensgerecht mit brachialer Gewalt auf den Kopf drischt.
Kurz steht er da, wankend, Splitter fallen lassend – dann verzehren ihn die selbstzündenden Todesflammen.
Der Verräter tritt zurück von dem übrig gebliebenen Holzoval, langsam den Kopf zu mir hebend. Ich lege meinen schief.

„War die Gelegenheit wohl günstig, selber zum Stärkeren zu werden, hm?“

Sein Kopf schießt herab und wieder hoch; ein schnelles, ein unsicheres, nervöses Nicken...dieser Opportunist ist im Herzen ein Feigling. Der den Hörigen spielte, bis er den Dolch im Rücken des Überlegenen versenken konnte.
Für so einen habe ich Nichts als Verachtung übrig...ganz abgesehen von seiner Natur.
Er dreht sich um, ein paar Schritte machend.

„Wo willst du eigentlich hin?“

Ohne Eile gehe ich hinterher. Er erstarrt.

„Denkst du, weil du mir geholfen hast, wirst du verschont?“

Jetzt versucht er zu rennen.
Zehn Sekunden später trete ich von seiner Holzleiche zurück. Nicht einmal versucht hat er, sich zu wehren.

Bravo. So müsstest du immer handeln, überlegt, emotions- und gnadenlos.

Was? Denkst du, ich würde ab sofort weniger Zurückhaltung zeigen, weil ich diesen Bastard abgefertigt habe, wie er es verdient hat?

Zu wünschen wäre es.

Pah.
Nun sind die Bäume an der Reihe. Ich übe. Teste meine Stärke, schlage Löcher in das Höllenholz, entaste die entarteten Gewächse. Es muss von außen bizarr wirken, wie ich tanze zwischen den wirblenden Blättern, versuche, mich zu verausgaben, und versage. Allerhöchstens Materialermüdung kann ich feststellen, als der hundertste Schlag den Ast gleicher Dicke doch nicht auf einen Hieb durchtrennt. Ich muss mein Schwert schleifen lassen. Besser noch, ich mach es selbst, sonst muss ich nachher noch dafür zahlen, und dann könnte mir die Klinge aus Versehen ausrutschen.
Bezahlen? Ach, verdammt! Hratli bekommt ja noch ein Goldstück von mir!

Jetzt fällt dir das ein!

Na ja, immerhin fällt es mir ein. Was meinst du, können wir das hier lassen?

Hm, deine Schwertschwünge sind immer noch mehr Improvisation als Expertise, aber wenigstens fängst du langsam an, etwas Konstanz zu zeigen. Arbeite lieber an den Faustschlägen.

Hm. Stört mich eh etwas, diese zweite Hand...

Dann lass sie doch amputieren, das nächste Monster mit etwas Macht macht das sicher mit Vergnügen.

Haha. Ich denke eher an etwas, das ich mit ihr tun kann, statt vielleicht ab und zu etwas in beiden zu zerquetschen...neben dem Schwert scheint sie so...nutzlos.

Leih dir das Schild vom Meister, Problem gelöst.

Aber mit Schilden habe ich doch überhaupt keine Erfahrung...

Das ist ein anderes Problem – dein Problem.

Kommt Zeit, kommt Rat. Nebenbei, die größten Sorgen macht mir das Schamaneninferno, und dagegen hilft ein Schild wohl auch nicht.
In einem hohlen Baumstumpf hat sich Regenwasser gesammelt, so kann ich mich ein wenig säubern, bevor ich die Docks verdrecke. Den Pflanzensaft zu entfernen dauert gefühlte Ewigkeiten.
Als ich durch das Portal zurück auf Steinboden trete – ein kurzer Moment der Überraschung entsteht, weil meine Schritte nicht mehr nachgeben – ist die Wache eine andere: Vanji nimmt kurz Verteidigungshaltung ein, bevor er mich erkennt.

„Wo kommst du denn her?“

„Hallo, Vanji. Ich war ein wenig trainieren...hat dich dein Vorgänger nicht informiert?“

„Nein. Lief es gut?“

Der ist aber freundlich...

„Ich bin zufrieden...sag mal, ich dachte, die gesammelte Söldnerschaft könnte mich nicht ausstehen, seit der Sache mit Devak. Wie stehst du denn zu mir?“

Er winkt ab.

„Ach geh, ich konnte Devak überhaupt nicht leiden. Die Anderen lassen sich gerne von 'Motivation' beeindrucken, für mich ist er Fanatiker. Ich mach hier meinen Job, für den werde ich bezahlt, und nebenbei überlebe ich auch einfach, wenn ich ihn richtig mache. Außerdem war ich ja dabei, als Aschara dich in die Mangel genommen hat. Du hast nicht gelogen, Devak hat auch nicht gelogen. Blöde Situation, sowas passiert, da bist du nicht schuld.“

Ein Fanatiker...ein fanatischer Patriot, ja.

„Du bist nicht aus Kurast, Vanji, oder?“

Er schüttelt den Kopf.

„Ne, ich komm vom Inland. Ein richtiger Provinzjunge.“

Wer hätte das gedacht...

„Danke, dass du das so siehst...denkst du, du könntest das auch Aschara sagen?“

Vanji lacht.

„Ich mit der alten Tyrannin reden?“

Er hält inne.

„Gut, sie ist gar nicht so alt. Und sieht auch nicht so aus. Aber trotzdem – für Jemand wie Devak beide Hände und meine Eier ins Feuer legen? Vergiss es!“

Scheint eine Frau zu sein, mit der ich gut auskommen würde.

So wie mit Nat? Ich glaube, wir haben einfach nicht ganz den gleichen Geschmack, was Freunde angeht.

Solange die Schnittmenge nur aus einer Person besteht, ist doch Alles in Ordnung. Schlimm wärs, wenn es mehr wären.

Zu wahr.

„Danke für deine Ehrlichkeit, Vanji. Dann wünsche ich dir noch eine schöne Nacht...“

Ich werfe einen Blick nach oben, von wo aus mir endlose Sturzbäche Regens auf die Augenscheiben prasseln.

„...oder so.“

„Jaja, hau schon ab!“

Er lacht, als er das sagt, seinen Schild wieder zum Schutz über den Kopf haltend.

Ich hole mir drei Goldstücke und übe das Jonglieren, während ich über die Steinsockel und die Holzbrücken zu meinem nächsten Ziel wandere. Dabei stelle ich fest, dass die Kunst wohl besser funktioniert, wenn die Münzen nicht von den Handflächen abprallen. Na ja, ich wollte ohnehin nur zwei hergeben.
Hratlis Schmiede liegt ruhig da im Sturm, der verstaubte Amboss zeugt von der Faulheit des Magienutzers. Er selbst schläft auf einem kargen Lager in einer Ecke. Leise schleiche ich mich herum, bis ich dank meiner Nachtsicht finde, was ich suche: Einen Schleifstein. Und...einen Schreibblock.
Fast lasse ich den Stift fallen, weil meine jetzt etwas geschickteren Finger doch kein Gefühl haben. Huuh...

Pass halt auf.

Ja, ja.
Für die „Nägel“ - mit Zinsen.
Das Schleifen erledige ich im Dschungel, das stört Keinen. Vanji grinst mir zu, er ist offensichtlich über das Bisschen Abwechslung froh. Als ich zurückkomme, ist ein Anderer an der Reihe, das Portal zu bewachen – Vanji hat ihn informiert, also gibt es keine Probleme, aber auch keine Konversation. So leise wie ich ihn geholt habe, bringe ich den Schleifstein zurück – Leihgebühr bekommt der Blutsauger nicht auch noch!

Da stimme ich doch mal voller herzlosigkeit zu.

Der Rest der Nacht zieht sich dahin, jetzt, wo ich getan habe, was ich konnte...nun, zum Glück habe ich mir mit dem Schleifen ordentlich Zeit gelassen.

Ich wusste gar nicht, wie viel Zeit man mit völlig überflüssiger Unterhaltung füllen kann. Du weißt, dass du nervst?

Ich würde ja lieber schlafen. Lass dir doch mal was in der Richtung einfallen.

Gib mir die Kontrolle, als Zweitpersönlichkeit kannst du ohne Probleme so lange abschalten, wie dich Niemand stört in der Ruhe.

Haha, klar doch.
Der Meister schläft friedlich. Die Skelette stehen in allen möglichen Positionen herum; einige formen noch immer einen Stuhl, ein Magier daneben hat wohl als Lampe gedient, denn ein anderer hält immer noch die Geheime Kunst der Nekromantie.
Was ist denn hier aufgeschlagen...
Über das Formen des Stahles als Diener
Oho!

...wird denn nun der Stahl entseelt, so ist es unvermeidbar, dass die Form im Staube versinket. Erneutes Beschwören der Kreatur ist zu jeder Zeit durchführbar, sofern ein geeignetes Stück Eisen, Stahl oder Mithril, letzteres selbstverständlich bevorzugt, vorhanden ist; darauf ist stets zu achten, ein Mitführen geeigneter Rohlinge ist bei der Entscheidung für einen gegenstandserzeugten Golem in jedem Falle zu empfehlen. Der findige Nekromant wird also vormals getötete Feinde als Wiederbelebte mit entsprechenden Gegenständen in ihrer Ausrüstung mitführen, sofern diese nicht zur persönlichen Bereicherung eingesetzt werden können. Näheres dazu im eigenen Kapitel „die hohe Schule der kompletten Wiederbelebung“ anfindbar, welches der geneigte Leser...

Whoa, kein Wunder, dass der Meister ewig braucht, um diesen Wälzer durchzuarbeiten. Aber warum schreibt er „Niemand“ und „Letzteres“ klein?

Weil es stimmt so - denkst du, das geht anders?

Ja?

Woher du das wohl hast...

Na ja, egal. Aber Moment mal...“ent...seelt“?

Nur so ein altertümlicher Ausdruck.

Hm...he? Ein Skelett, das unauffällig in der Ecke gestanden hat, geht auf einmal an mir vorbei. Was macht das da?

Von der Sonne geweckt?

Von der...verdammt, wann hat der Regen aufgehört?

Vor einer Stunde. Und sieben Minuten.

Oooh...fesselnde Lektüre...

Ich dachte schon, du hättest jetzt doch, endlich, den Verstand verloren und ich könnte den rudimentären Rest hinauswerfen und übernehmen.

Und was macht jetzt das Skelett? Es hebt die Waffe...nein! Ich renne auf das Bett zu...da saust der Säbel herab...und der Knauf schlägt dem Meister auf den Kopf.

„Au! Verdammt!“

Er fährt hoch, den Knochendiener, der sich nicht mehr bewegt, umwerfend.

„Sanft wecken, um Himmels Willen! Hm, ob...oh, Golem, guten Morgen! Schon wach?“

Ich schüttle den Kopf.

„So früh schon zu Scherzen aufgelegt? Ich dachte schon, der will dich umbringen!“

Seine Meisterlichkeit reibt sich eine beginnende Beule.

„Tja, ich dachte, ich weise ihn an, mich beim ersten Sonnenlicht zu wecken, aber mit Langzeitbefehlen hapert es im Moment noch ordentlich...ich dachte schon, ich würde wieder verschlafen, soweit klappt es ja immerhin.“

Er gähnt.

„Ich hoffte, wieder zu verschlafen. Na ja...ich brauch noch ein wenig, triff mich in etwa einer halben Stunde wieder hier, dann könnte ich fertig sein. Vielleicht. Kannst dir ja ein wenig die Zeit vertreiben oder so...“

Nur zu gerne. Mal sehen, ob gewisse andere Leute auch schon wach sind...

Und du hoffst nicht.

Tja...
Deckard ist schon wach; er will mich gleich wieder in ein Gespräch verwickeln, aber ich schaffe es, was ich für eine große Leistung halte, ihn nach drei Minuten abzuwürgen und mich für die Information zu bedanken, die ich haben wollte: Devak schläft jetzt tatsächlich in einer freien Kabine auf Meschifs Schiff.
Also, Nachts. Im Moment schrubbt er das Deck. Ein wenig zögerlich steige ich zu ihm hinauf. Er kneift die Augen zusammen, da ich die aufgehende Sonne direkt im Rücken habe, als ich ihn beschatte, behält er den ernsten Ausdruck. Und bleibt still. Na ja, muss ich halt...

„Guten...guten Morgen, Devak. Ich...wollte mich entschuldigen, dass ich letztes Mal...verschwunden bin.“

Er deutet mit dem Kinn auf mich.

„Das war nicht deine Entscheidung, oder?“

„Nein, war es nicht...“

Der Mop landet wieder in seiner Hand und er arbeitet weiter.

„Dann verzeihe ich dir. Du bist auch nur ein Sklave der Umstände, nicht wahr? Ich muss mich auch über Wasser halten, also sorge ich dafür, dass das Schiff das auch tut.“

Ich trage ihm den Eimer mit Seifenwasser nach.

„Du kommst jetzt gut mit Meschif klar?“

Wasser spritzt auf meine Brust, als er das Putzgerät in meine Richtung stößt.

„Wir helfen uns gegenseitig, die Vergangenheit...durch Gegenwart zu ersetzen.“

Meine Füße sind sehr interessant, ich sehe sie an.

„Freut mich für dich.“

„Trotzdem wäre ich gerne wieder in meiner alten Aufgabe...“

Jetzt kommt der unangenehme Teil...

Noch unangenehmer?

„Tja, ist so...ich wollte ja mit Aschara reden...aber...ich kann nicht. Ich habe die ganze Zeit zu tun, nur Nachts habe ich meine Ruhe. Auch heute werde ich keine Gelegenheit finden. Es tut mir unglaublich Leid, aber...ich hasse es, mein Versprechen so zu dehnen...“

Er hebt die Hand.

„Mensch...äh...egal, hör auf zu stammeln. Das tut ja weh. Es ist in Ordnung. Du machst eine wichtige Sache, Meschif hat mir Alles erzählt. Wenn du damit zu tun hast, dann ist das wichtiger als mein Problem.“

Oh...Himmel, so erleichtert war ich selten. Das Schlimmste hatte ich mir vorgestellt, was er jetzt sagen würde...

„Danke, Devak. Danke für dein Verständnis. Ich vergesse dich nicht, sicher.“

„Schon gut.“

Erneut landet Seifenwasser auf Planken, und ich mache mich zum Gehen, da er offenbar keine Lust mehr hat, zu reden. Dann spricht er doch nicht einmal.

„He, Golem.“

Ich drehe mich um. Sein Gesicht ist...hoffend? Oder verzweifelt? Beides?

„Aschara bleibt sehr lange wach. Mindestens bis eine Stunde nach Sonnenuntergang. Sie ist die letzte, die von denen, die nicht Wache halten müssen, schlafen geht.“

Ein knappes Nicken reicht mir als Antwort. Ich habe verstanden. Dann gehe ich.

So, jetzt ist es an der Zeit, Natalya auf die Szene zu bringen. Nur, wie soll ich jetzt, wo Alle aufwachen, unauffällig mit ihr reden?

Ich schätze mal, wenn Alle wach sind, ist sie das schon lange.

Tatsächlich ist Natalya, mit rotem Cape und Lippen, ordentlich frisierten Haaren und engem schwarzen Lederoutfit, nicht nur schon wach, sondern längst wieder dabei, die brave Diplomatin zu spielen; als sie mich aus der Ferne erblickt, nicke ich ihr kurz zu und beobachte sie. Nach nur kurzer Zeit hat sie sich von dem Mann gelöst, mit dem sie gerade sprach, und schlendert in meine Richtung. Ich widme mich zum Schein unserer Truhe, ohne darin etwas zu verändern; als es genau eine Minute her ist, dass ich ihre Schritte nicht mehr höre, schließe ich wieder ab und gehe bewusst langsam in die gleiche Richtung.
Ich treffe Nat vor unserer Tür. Schnell sehe ich mich um; Niemand kann uns sehen, geschweige denn hören. Da aber der Meister in der Nähe ist, senke ich meine Stimme.

„Hast du geklopft?“

„Er ist 'gleich fertig'. Der braucht aber lange.“

„Ich bin nicht gleich, nachdem er aufgewacht ist, zu dir gegangen. Du hast keine Ahnung!“

Sie grinst.

„Na ja, ich habe heute ja auch länger gebraucht.“

Warum scheint das eine wichtige Aussage zu sein?

Hm...

Die Tür geht auf. Der Meister hat seine langen, weißen Haare in einen Pferdeschwanz gefasst, trägt aber schon volle Montur. Seine Augenbrauen heben sich in meine Richtungen, dann setzt er ein Lächeln auf für Natalya.

„Meine Dame? Einen guten Morgen. Wir hatten schon einmal das Vergnügen, welchem Grund verdanke ich Euerem erneuten Besuch? Ich muss leider gestehen, nicht allzuviel Zeit zu haben...“

Natalya lehnt sich an den Türrahmen, die Hand neben dem Kopf des Meisters.

„Nun, das letzte Mal, als ich Euch sah, wart Ihr gerade erst von einer schweren Krankheit genesen. Es scheint Euch nun weitaus besser zu gehen, wie ich hörte, seid Ihr sehr erfolgreich im Dschungel gewesen...ich wollte mich vergewissern, dass wirklich Alles in Ordnung ist?“

Er grinst, bescheiden abwinkend.

„Ach, 'sehr erfolgreich' – ich habe einen Teil von Vielem gefunden, was ich suche. Vielleicht ist dies die Rettung, vielleicht kämpfe ich gegen Windmühlen...jedoch, meine Arbeit ist längst nicht getan. Gerade erwischt Ihr mich beim Aufbrechen...äh...“

„Nennt mich Natalya, es wäre mir eine Ehre. Könnt Ihr nicht etwas Zeit erübigen? Ich würde Euere Aufmerksamkeit nur für wenige Minuten fesseln...“

Irgendeinen Effekt scheint Natalyas Schnurren zu haben, denn sein Grinsen beginnt nun auch, bescheidener zu werden.

„Tja, sehr gerne...Natalya...bitte, ich bin der General, einfach nur General...aber wirklich, ich kann...meine Pflichten...nicht warten lassen...“

Huh, gerade noch gefangen. Ihr gegenüber ist es zwar egal, wenn er Tees' Anwesenheit verrät, aber das weiß er ja nicht. Jetzt muss ich aber doch einspringen.

„General, wenn du deine...Pflichten...nicht warten lassen willst, dann schick mich doch einfach vor. Ich nehme eine Schriftrolle mit, und kann schon ein Stück Wegs vorangehen, während ihr euch ein wenig unterhaltet.“

Er wendet sich mir zu.

„Na ja, Golem, ich will dich ja nicht...allein da rausschicken...“

Geschickt schlüpft Nat an ihm vorbei in die Hütte. Eine kurze Weile braucht er, um darauf zu reagieren, dann dreht er sich um, überrascht zu einer Antwort ansetzend...

„Aber du hast doch diese wunderbaren Diener!“

Natalya lässt ihre Hand über einen Skelettschädel streifen, dann tritt sie hinter es und lehnt sich auf dessen Schultern.

„Er müsste doch nicht alleine gehen, oder?“

Nervös schießt sein Blick zu mir nach hinten, der ich noch vor der Tür stehe.

„Sie...sind nicht autonom wie er...“

„Du könntest mir die Kontrolle überlassen, wäre ja nicht das erste Mal. Mit Stimmenbefehlen ist das ja kein Problem. So bin ich garantiert nicht...allein.“

Er verzieht das Gesicht, dann starrt er Natalya länger an – sie grinst zurück – und dann zuckt er mit den Schultern.

„Na schön. Deine Unterstützung bleibt hier, Natalya, der Rest – hört auf den Golem. Pass auf...ich müsste ja noch Kontrolle über sie haben. Wenn dir eines von ihnen auf den Kopf klopft, dann hol mich nach. Sollte ja nicht allzu lange dauern...“

Ich nicke.

„Dann kommt mal mit, Skelette.“

Sie kommen – die normalen, bis auf das, auf dem Nat lehnt, natürlich.

„Wächter und Magier auch.“

Das muss ich noch üben. Der Meister geht nach drinnen, ich höre das Bett quietschen.

„Bitte, nimm Platz...“

Nat zwinkert mir zu, und ich schließe die Tür, als alle Knochendiener draußen sind. So, jetzt soll sie ihre Magie wirken und ihn ablenken für ein paar Stunden...und meine Arbeit fängt erst an, die schwerer wird, als der Meister denkt. Vielleicht wäre es besser, wenn Nat versagt...

Ich glaube, ich habe ihre Taktik langsam entschlüsselt...

Ach? Bist du Hellseher? Was hat sie vor, meinst du?

Nein, Prognosen behalte ich für mich. Aber wenn sie zutrifft – dann hat sie Erfolg. Ganz sicher.

Das ist schön.
Vielleicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Übersichtlichkeit des Kapitels leidet ein Wenig an fehenden Tags...
Aber sonst schön wie immer
 
Ich hab nur dreimal [/I] und [/font] verwechselt :D.

Danke für den Hinweis, schon korrigiert :hy:.

Simon
 
Kapitel 29 – Sturm der Gefühle

Ich lasse hier eine gewisse Arroganz entstehen aufgrund meiner scheinbaren Unverwundbarkeit, die mich noch mal den Kopf kosten könnte. Also behalte ich jetzt besser einen [klaren]...und mache die Sache sicher statt elegant.
[] 'klaren' muss hier groß geschrieben werden. Dass du 'Kopf' dahinter weglässt ist richtig, aber dadurch wird das Adjektiv davor substantiviert. Aus 'Also behalte ich jetzt besser einen klaren Kopf' wird dann 'Also behalte ich jetzt besser einen Klaren'.

„Freut mich für mich => dich.“

[...]und meine Arbeit fängt erst an, die schwerer wird...
 
Meine Groß- und Kleinschreibung ist eh durcheinander genug, ich habs so gehalten, wenns völlig klar ist, auf was ein Adjektiv sich bezieht, dann bleibt das adjektivisch klein ^^.

Sonst ist auch Alles korrigiert, und Danke für das Lob :hy:.

Simon
 
Hm... ich frage mich was wohl aus den Runen 'Ral' und 'Sol' wird.
Das Runenwort Einsicht liegt nahe... der General wird wohl kaum das in ne (ätherische) Stange verbauen und deinen Protagonisten neuerschaffen? :p
Die Meditationsaura wäre eigentlich n logischer Schluss, nur könne das dann doch ungewollt Aufsehen erregen, und vllt. sogar den Golem an seiner Nachtsicht hindern, die Aura ist ja "stilistisch" nicht ohne ;)
Aber der doch beachtlich erhöhte Schaden, erhöhter AR und der Kritische Schlag wären doch was, um dem Golem (noch) mehr Power zu verpassen...^^

Naja, ich bin mal gespannt, wie du das verbaust, weil meine weit hergeholte Theorie nun doch bissl gegensätzlich ist vom Nutzen her - als ob der Meister je große Manaprobleme hatte, und wenns dem Golem selbst für mehr Schlagkraft andrer Dinge behindert, wird er sich wohl beschweren.
 
hm vielleicht baut er sie irgendwo ein und verschmilzt sie mit dem Golem und der kann dann entscheiden, ob er sie an oder ausschalten will :)
 
Nee, der kennt doch die Runenwörter gar nicht... das wird wohl noch eine ganze Weile dauern bis der General seinen "Kunst der Nekromantie"-Wälzer durch hat und in Anhang B zur Auflistung der Runenwörter kommt ... erst dann kann er die nutzen :D
 
Wahrscheinlich wird er auch noch seine Pelta Lunata mit sich herum tragen bis ihm Qua'Kehk die Runen für Schwur der Urahnen übereicht ^^ .

Nee...das wär Schwachsin. Ich vermute der General findet irgendwo in Kurast einen seltenen Schrumpelkopf und benutz die Runen in Akt 5 für etwas anderes Tolles.
 
Cain hatte aber gewisse Ideen ;)
Ich frag mich trotzdem, was das wird...



Update!!!11elf :p
 
Nur die Ruhe ;).

Was folgt, war vom reinen Inhalt her wohl zu erwarten, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Stellt euch vor dem Lesen allerdings mal die Frage: Habt ihr AUCH etwas vergessen?

Simon
 
Kapitel 30 – Solo für Zwei

Das blaue Glühen des Stadtportals schwindet, als Deckard den Zauber aufhebt, wie ich ihn bat. Spart den Eisenwölfen das Bewachen, und tagsüber ist die Gefahr ohnehin viel größer als Nachts. Die Dämonenseelen, die ja alle einmal menschlich waren, scheinen sich unbewusst dem normalen Zyklus unterzuordnen, und darum ist es in der Dunkelheit immer so still. Wir sind also definitiv auf uns gestellt, ich, der Zweite, drei Wächter, drei normale Skelette und drei Magier, einer Gift, zwei Feuer.

Na denn...

Tja...wie abgemacht. Die Stimme für dich.

„Aah, sehr gut. Nun denn, Magier, Skelette, Wächter, wenn ich ab sofort 'Skelette' sage, meine ich alle von euch, du, du und du – deute auf sie, du Idiot! - ihr seid die 'Normalen', damit das geklärt ist. Test: Normale, einen Schritt nach vorne.“

Kein Skelett bewegt sich.

„Na los!“

Komisch, mir sind sie doch problemlos durch das Portal gefolgt...he, warte mal. Versuch meine Stimme.

„Was soll das bringen? Einen Schritt nach vorne, Normale!“

Nichts geschieht.

Na siehst du.

Wenn sie nicht auf dich hören, haben sie auch nicht auf die Typendeklaration gehört...

„Dann halt so! Magier, einen Schritt nach vorne!“

Sie gehen.

Das ist doch...

Musst du wohl mit der Stimme vorlieb nehmen, die wie die des Meisters klingt. Scheinbar sind sie da etwas eigen.

„Verdammt. Wenigstens kann ich es für eine Weile genießen, überhaupt Kontrolle über das zu haben, was dieser Körper von sich gibt.“

Heißt das, du führst jetzt alle unsere Selbstgespräche laut?

„Da kannst du den hübschen Gürtel darauf verwetten.“

Na lecker, dann weiß also bald der ganze Dschungel, dass wir hier sind. Als wäre mir nicht schon mulmig genug, weil wir hier alleine durch die Wildnis stapfen müssen...

„Pah, als ob wir die Menschen brauchen würden. Nur mit dem Meister sind wir immer gut ausgekommen, und abgesehen von den Sprengungen scheint er nur dafür gut zu sein, gerettet werden zu müssen.“

Und der Fluch?
Darauf erhalte ich keine Antwort. Na schön, dann bleib still. Ich gehe jetzt los.

„Und ihr folgt mir. Normale, direkt hinter mir, Wächter, ihr zwei deckt die Flanken, du bleibst bei den Magiern und schützt sie gut, und jeder Magier folgt einem Normalen.“

Ähm...

„Ach, halt deine Gedanken im Zaum!“

Damit wiederholt er die Bezeichnungszuweisung, und die Formation steht. Wir an der Spitze, die normalen Skelette schützend, die drei Wächter formen ein Dreieck um die Kette aus Magiern. Der größte Schwachpunkt ist wohl unser Rücken, mit nur einem Wächter, aber da wurden wir bisher noch nie angegriffen.
Der Weg bis zu dem Punkt, den ich gestern bei meiner Wanderung erreicht habe, ist ereignislos, aber anstrengend; die Skelette benehmen sich weitaus weniger logisch, als das beim Meister der Fall war, wie wir zu unserem Leidwesen feststellen müssen, und so muss der Zweite ständig neue Befehle ausgeben, die vormals selbstverständlich schienen: Haltet euch vom Wasser fern, geht um Hindernisse herum, statt stur zu versuchen, die Formation zu halten, behindert euch bei Engpässen nicht gegenseitig...damit hatten wir noch nie Probleme, auch nicht, als der Meister noch nicht wusste, dass er Gedankenkontrolle anwenden kann, aber er wird das wohl schon die ganze Zeit unbewusst getan haben.

„Unglaublich! Man müsste ständig ein Auge auf sie haben, aber das können wir nicht, weil wir vorangehen müssen!“

Ich fühle mit dir in diesem Fall. Soll ich versuchen, rückwärts zu gehen?

„Ich lache später. Klopft euch mit der Hand auf den Schädel, wenn etwas passiert, zum Beispiel ein Angriff, oder wenn ihr aus irgendeinem Grund die Formation eine Minute lang nicht einnehmen könnt!“

Na, hoffentlich kapieren sie das.
Wir sind in unbekanntem Territorium angekommen. Die Lichtung, auf der ich die Dornendrescher erledigte, öffnete sich zu einer ehemaligen Straße, in bekanntem Muster zweigeteilt durch einen Kanal. Gelegentlich teil sich der Kanal selbst und erzeugt so eine Insel; eine Straßenseite ist oft mit Bäumen völlig zugewachsen, und darum müssen wir oft über Brücken diese Inseln betreten und die Seite wechseln, weil die Knochendiener nie durch das Dickicht kommen würden. Eine dieser Brücken bricht zusammen, als wir im Gleichschritt darüber marschieren; es dauert zehn Minuten, bis wir alle Skelette geborgen haben, das schlammige Wasser kann unsere Befehle nicht leiten, und jedes Gerippe müssen wir einzeln aus dem Dreck ziehen und ans Ufer werfen. Danach gehe ich erst einmal voraus, und der Zweite gibt Anweisung, nicht synchron zu laufen; was das bringen soll, weiß ich nicht, aber es klingt wichtig.
Wieder endet der Weg auf einer Seite des Kanals, und die letzte Brücke liegt Minuten zurück. Verdammt! Und auf der Insel, von der uns der zwei Meter breite und einen tiefe, dennoch unpassierbare Kanal trennt...

„He, was haben wir denn da?“

Ein pechschwarzer Dornendrescher klopft einem normal holzfarbenen auf die Schulter, der sich zu uns umdreht, es folgen seine vier anderen Mitmonster. Der Anführer hebt eine Keule in unsere Richtung.

„Was bist du denn für einer? Haben sie sich eine Beschwörereinheit für uns einfallen lassen?“

Diese Dornen sind nützlicher, als ich dachte. Solange wir immer alle umbringen, die wir sehen, kommen sie wohl nie darauf, dass ich kein Dornendrescher bin – was zumindest so lange hilft, da mich keiner von ihnen vernichten will, um sich zu beweisen, wie stark er doch ist. Willst du da antworten?

„Wie du ja weißt, sind unsere Herren da sehr kreativ. Ich bin gerade zurück von einer Art Testlauf in der Nähe der belagerten Stadt, die Resultate waren äußerst zufriedenstellend. Mein Auftrag ist nun, sich in Travincal zu melden, doch der Dschungel verändert sich zu schnell. Kannst du mir helfen, den Weg zu finden?“

Und du glaubst, das kauft er dir ab?

Ist einen Versuch wert, oder?

Der Held stutzt, dann tritt er näher, den Kopf schief legend. Seine knarrende Stimme ist skeptisch.

„Unsere Herren? Ich diene nur einem Herrn, du etwa nicht?“

Oh-oh...

Nur die Ruhe, da ist noch etwas zu retten. Du weißt ja, Frechheit siegt. Halt, weißt du nicht.

„Ich wurde vom Herrn des Schreckens und dem Herrn der Zerstörung erschaffen, um sicher zu gehen, dass Furcht in die Herzen derer eindringt, die es wagen sollten, den Höllenbrüdern zu folgen. Hilfst du mir, hilfst du ihnen!“


Jetzt knirschen alle Drescher gleichzeitig. Ist das...Lachen? Der Ebenholzheld schüttelt seinen Baumarm in meine Richtung.

„Wer nicht Mephisto dient, kann seinen Weg selbst suchen! Um genau zu sein, geh zurück nach Kurast und lass deine wertlose Seele zurück in die Hölle fahren! Mit so einem Gesocks wie dir geben wir uns gar nicht ab.“

„So ist das also. Darüber werden sie gar nicht erfreut sein...“

Das Knirschen geht weiter, mit – vermutlich verächtlichem – Knarren untermischt. Ich drehe mich um, in diesem Moment Gedankenbilder für unser Vorgehen in nächster Zeit erhaltend; der Plan gefällt mir durchaus. Die Feuermagier landen in meinen Fäusten, welche ihre Wirbelsäulen umklammern. Die Gerippe hochhebend, wende ich mich wieder dem Helden zu.

„...und ich ebensowenig. In diesem Sinne, fahrt selbst zur Hölle! Feuer!“

Offenbar reicht dies als Aufforderung, denn sogleich beginnen die Magier, ihre Glühblitze abzuschießen. Nach dem ersten Schuss weiß ich, wie die Bolzen fliegen, und ziele meine Flammenwerfer so, dass sie genau das treffen, was wir beide wollen. Damit, dass wir auch Fernkämpfer dabei haben – die Kugeln um die blanken Hände der Magier sind natürlich nur dann entflammt, wenn wir sie brauchen – hat er wohl nicht gerechnet. Und so ist er lange genug überrascht, dass sich die roten Schüsse ideal mit den gleichfarbigen Punkten seines Kopfes vereinen, die seine Augen darstellen, was ihm eine schöne Flammenkorona beschert.

„Aaah! Zersplittert diesen kleinen Bastard zu Asche!“

Eilig ziehen den Verletzten zwei Untergebene aus der Schusslinie, und eine Aura von ähnlichem Gelb wie meine Dornen, aber aus nur einem Ring von Strahlen bestehend, leuchtet unter den Füßen aller Gegner auf.

„Macht ist das, macht aber solange Nichts, wie sie uns nicht damit schlagen. Wenn sie das tun, wird es unangenehm, damit können sie eine ganze Menge Schaden anrichten.“

Dann tun wir doch so, als ob uns diese Tatsache wirklich Angst machen würde. Was hältst du von diesem Plan?

„In Ordnung. Ihr haltet sie an der Wasserlinie möglichst lange auf, Magier, feuert weiter, der Giftkerl auch! Wächter, links und rechts, falls sie Verstärkung bekommen sollten, müsst ihr bereit sein. Und du, wate durchs Wasser, geduckt, so dass dich Keiner sieht, und erledige den schwarzen Anführer.“

Hoffentlich ist er auch wirklich blind. Ich laufe vom Wasser weg, in scheinbarer Panik einen Baum erklimmend. Hinter mir ertönen die ersten Kampfgeräusche.

„Sie sind also an der Wasserlinie. Bekommst du den Sprung hin?“

Sogar ohne mich umzudrehen. Von dem höchsten Ast, der mich trägt, katapultiere ich mich weg, einen halben Salto schlagen und so Kopf voran nach unten fallend. Dass der kleine Beschwörer auch kämpfen kann – und dann auf dieser Art – haben die Dämonen wohl nicht bedacht, wie sie generell nicht die klügsten sind, und so kommt der Blick nach oben von meinem auserkorenem Ziel viel zu spät. Mein Schwert zerteilt seinen Schädel ohne Probleme, und ich lande in Flammen. Sofort stürze ich mich auf den nächsten, der gerade von zwei Skeletten bedrängt wird, deren Angriffe er aber locker mit seiner Keule blocken kann. Ich durchbohre sein Bein, das lenkt ihn ab, und eine Chitinklinge dringt in seine Brust ein. Stolpernd will er mir folgen, aber ich bin zu schnell, rolle mich schon weg, da er so geschwächt ein leichtes Spiel für meine Helfer sein sollte. Der nächste findet eine Lücke in der Deckung eines Wächters, und mit nur einem Schlag ist der Schildträger Staub. Verdammt! Aus der Wolke platze ich, mich direkt zwischen seine Arme stürzend, ständig mögliche Vorgehensweisen vom Zweiten in rasender Geschwindigkeit eingegeben bekommend, sobald ich mich für eine entschieden habe, werden die anderen verworfen und ein neuer Plan für die nächsten Sekunden geschmiedet. Dieser bestand darin, die Zone der größten Gefahr, in Schlagreichweite seiner Keulen, zu durchqueren, bevor er sich auf mich einstellen konnte, nun, wo ich ihm fast auf den Füßen stehe, kann er Nichts tun; die schweren Waffen sind zu ungelenkig. Er versucht, mich zu packen, drischt mich gegen seine Vorderseite, aber stellt fest, dass meine Dornen doppelt wirken – vor Schmerzen knarrend zuckt er zurück, und ungehindert reiße ich seine Brust auf, ein Giftblitz fliegt in diesem Moment über meinen Kopf hinweg, trifft ihn direkt ins Dämonenherz, und er vergeht.

„Das tust du...nicht!“

Die Stimme des Anführers, gepaart mich einem Knirschen, verrät mir, dass das Attentäterskelett keinen Erfolg hatte. Alles muss man selber machen...

„Alle Magier! Feuer auf den Schwarzen!“

Oder so. Als das Zischen der Blitze ertönt, schallt ein gellender Schrei durch den Dschungel, und gerade, als ich einem Schlag ausweiche, dessen Wucht sogar die Steine unter der dünnen Erdschicht splittert, verlöscht die Aura unter den Füßen meines nächsten Gegners.
Dann dauert es nicht mehr lange.

Es sind nur noch vier Nahkampfskelette übrig, wie mir eine kurze Bilanz verrät; das ist einerseits gut, da ich nicht mehr verloren habe, als ich während des Kampfes mitbekommen habe, aber natürlich sehr schlecht, da ich sie nicht ersetzen kann. Wenigstens die äußerst wertvollen Magier sind noch da. Aber allzu lange sollten wir ja nicht mehr allein sein müssen; wie lange hat Natalya den Meister nun schon abgelenkt? Es sind...eine Stunde und vierunddreißig Minuten vergangen. Wahnsinn. Die Frau ist gut.

„Eine ganz neue Neuigkeit. Wie ich schon sagte, ich glaube, sie hat eine ganz bestimmte Taktik gefahren. Wenn es gut läuft, haben wir noch weitaus länger Ruhe. Das allerdings hängt mehr vom Meister ab als von ihr.“

Ich verstehe nicht...

„War mir klar. Giftmagier, hinter mich, Feuermagier links und rechts von mir! Normale, direkt nach mir, Wächter Nachhut!“

Warum die Schwächsten so weit nach vorne?

„Der Stärkste ist vorne. Ich will nicht riskieren, dass sie weiter hinten stehen und als erste fallen, jetzt, wo die Nahkämpfer zu wenige sind, um sie gut zu schützen.“

Ah, na gut, das gibt Sinn.
Es bleibt eine Weile ruhig, dann greifen Fetische an – jedoch ohne Schamanenunterstützung. Das bedeutet, sie stellen kein Problem dar – in diesem Moment ist es wirklich von Vorteil, keine verwundbaren Menschen dabei zu haben. Die Fernkämpfer können wir nicht alle erledigen, da sie zu fliehen versuchen, sobald ihre Messerträger aufgerieben sind; da sie uns aber allerhöchstens durch konzentriertes Feuer schaden können und dazu ohne Führung nicht in der Lage sind, mache ich mir gar keine Gedanken.

„Ausnahmsweise Recht so, auch, wenn du nicht weißt, dass das so ist. Sie können sich nämlich, was du eigentlich hättest bedenken sollen, nicht einer anderen Gruppe anschließen und von der Führung dieses Schamanen profitieren; ein Monsterführer hat immer eine feste Gefolgschaft, der Rest gehorcht nicht.“

Und was ist mit denen aus der Gefolgschaft, die trotzdem nicht gehorchen, wie der Drescher vorhin?

„Das war keine Heldengruppe, nicht wahr?“

Schamanen sind also zwingend Helden?

„...verdammt, du hast tatsächlich einen Punkt. Das heißt aber, du hast dich geirrt, und wir sollten uns trotzdem Gedanken über die Blasrohrschützen machen.“

Ich mache mir eher Gedanken darüber, woher du das Alles weißt. Aber ich weiß schon, dass ich mir die alleine machen kann.
Der Boden wird weicher, habe ich den Eindruck. Und die Vegetation zeigt stellenweise Veränderungen in ihrer Eintönigkeit. Die immer gleichen Bäume sind nun ab und zu mit anderen, niedrigeren und verkrümmteren Exemplaren durchsetzt, manchmal lässt sogar ein weidenähnliches Gewächs die Äste tief über das immmer schlammigere Wasser hängen. Und die Sonne von heute Morgen beginnt, hier äußerst beunruhigend Wirkung zu zeigen: Nebelschwaden ziehen auf, die immer dichter werden, je weiter unserer Truppe vordringt. Bald sehe ich gerade fünf Meter weit, und die Feuchtigkeit beschlägt auf meinen Augenlinsen...wobei der gleichzeitig aufkommende Nieselregen sie gleich wieder wegspült. Ich glaube, auch das wäre für die Menschen eine äußerst unangenehme Situation.
Platsch.
Na toll.

„Alle halt!“

Ich drehe mich um, und tatsächlich fehlt ein normales Skelett. Der Baum, den ich gerade umgangen bin, steht nahe am Ufer, und offenbar hat der Chitinerne beschlossen, dem Hindernis auf der falschen Seite auszuweichen. Gut, dass das Wasser hier so langsam fließt wie selten zuvor; alles scheint träge abzulaufen hier, der Nebel dämpft sogar die wenigen Geräusche, die wir verursachen...ich trete ans Ufer, mich unter den hängenden Blättern hindurchdurckend. Müssen wir da jetzt wirklich hineintauchen?

„Hilft wohl Nichts. Wobei ich es auch gerne vermeiden würde. He, normales Skelett im Wasser! Komm heraus, wenn du mich hörst!“

Nichts geschieht. Na super. Dann also...

„Warte!“

Verwirrt filtere ich die Sinneseindrücke. Augen aus, Ohren auf: das Wasser plätschert leise dahin, der Regen trommelt unregelmäßig...weg damit, weg mit den periodischen Tropfen, was bleibt?
Mehr Plätschern. Aha! Augen an, und da sehe ich die kleinen Wellen, die unser verlorener Diener schlägt. Schon dringt seine Skeletthand an die Oberfläche...
...da war vorher aber weniger Fleisch daran.

„Verdammt. Magier, Halbkreis! Feuert auf Alles, was aus dem Wasser kommt! Wächter, stellt euch neben mir auf, Normaler, halte dich zurück!“

Feuerblitze schlagen in die Hand ein und verkohlen das verfaulte Fleisch daran, aber jetzt kommt der Rest des Körpers zum Vorschein, und dahinter noch einer, zwei, drei Zombies kommen aus dem Kanal auf uns zu. Schlick und Schlamm kleben mit verrotteten Pflanzenteilen an zerfetzter Haut in ähnlichem Zustand, blau angelaufen, wo der Knochen darunter nicht durchscheint, die Bäuche grotesk gebläht, gefüllt mit den Gasen der Verwesung ertrunkener Kadaver. Das Feuer zischt und brutzelt, flackernde Flammen vergehen nach Sekundenbruchteilen, die Feuchtigkeit siegt über die Hitze. Das Gift scheint überhaupt keinen Effekt zu zeigen, was kümmert verätztes Fleisch einen Untoten, dem ohnehin die Hälfte davon schon fehlt? Aber kommt nur heran aus dem Nebel, ich bin bereit.

„Zerschlagt ihnen die Schädel, Wächter! Normaler, lauf nach links, dreißig Schritte, und komm sofort zurück, wenn du noch mehr von ihnen kommen siehst! Magier, zielt auf die Bäuche!“

Warum das? Die Köpfe trocknen eher...egal, Effekt hat beides nicht! Meine Klinge schießt vor, das noch verbliebene Auge des ersten, dessen Hand verbrannt ist, wie eine überreife Traube in alle Richtungen verspritzend, als sie in den Schädel eindringt, der gerade auf der richtigen Schlaghöhe ist. Ich spüre, wie ich alles an meiner Metalloberfläche spüre, wie das weichgefaulte Gehirn sich teilt...ohne, dass es einen nennenswerten Effekt hätte. Die – von uns – unbeschädigte Hand des Kadavers packt meinen Arm, der in ihm steckt, und drückt mit gewaltiger Kraft zu; die Dornen scheinen ihn überhaupt nicht zu stören. Sie: Unter den Überresten der Kleidung und dem noch verbliebenen dreckigen Strähnen langer Haare offenbart sich das ehemalige Geschlecht meiner Gegnerin.

„Ich hoffe, das stört dich nicht.“

Sollte es? Bevor mein Handgelenk unter dem Druck nachgibt – und die Gefahr besteht tatsächlich! - verpasse ich dem Schädel der wandelnden Wasserleiche eine Ohrfeige, die ihn zur Seite fegt, was sich nachteilig auf die Knochenintegrität auswirkt, zumal ja mein Schwert noch immer mitten in dem Kadaverkopf steckt. Stöhnend aus strauchelnden Stimmbändern fällt sie mir zu Füßen.
Und die nächsten kommen. Feuchtes Knirschen, Knacken, Krachen dringt wie durch Watte gepolstert durch den Nebel verborgen an meine Ohren, als die Wächter ihre Arbeit tun, aber ich kann, darf mich nicht darum kümmern, als ich selbst dazu beitrage. Hier erweist sich meine Faust als nützlich, das Schwert ist den Zombies egal, der Knüppel hat Macht über die Untoten! Eine weise Entscheidung, das normale Skelett auf Kundschaft zu schicken. Es hätte Nichts ausrichten können.

„Natürlich war das weise. Und es hat wohl keine weiteren Gegner gefunden. Normaler, komm zurück! Decke meine linke Seite!“

Die Schwertseite. Jetzt wird es ernst, als zwei Gegner nebeneinander auf mich zugewankt kommen, weil ich ein paar Schritte zurückgewichen bin, auf halbwegs festen Grund.

„Jetzt hab dich nicht so, es sind nur hirnlose Ertrunkene Kadaver! Pack dir einfach einen und wirf ihn auf den anderen!“

Derweil schlägt er mich, und ich will nicht wissen, wie viel verborgene Kraft in diesen so unfähig scheinenden Muskeln stecken. Nein, ich muss meinen größten Vorteil ausnutzen: Die Schnelligkeit.

„Und ich dachte schon, du wolltest Intelligenz sagen. Dann hätte ich wohl gelacht.“

Ja, die auch. Mit einem Hechtsprung werfe ich mich auf die beiden zu, und bevor sie reagieren können, habe ich sie schon umgeworfen. Jetzt hoch, und...ich rutsche weg. Der Boden ist zu schlammig! Mühsam versuche ich, den ungelenken Metallkörper aufrecht zu stemmen, und stelle fest, dass mein Manöver völlig vergeblich war: Die fetten, aufgeblähten Zombies sind ähnlich schnell auf den Beinen wie ich. Verdammt!

„Ja...wie ich schon sagte. Intelligenz und so. Gut, dass das kein Problem ist, wie ich sehe.“

Warum...da schlägt ein Feuerblitz in den Rücken des linken Kadavers ein, noch einer, noch einer – beide Magier haben sich eingeschossen. Sie sind offenbar trocken genug, denn das Fleisch versengt, und an der Seite der allerdings völlig unbeeindruckten Wasserleiche tut sich ein Loch auf, das den Blick auf versagte Organe freigibt...
Aber nur kurz, denn plötzlich weitet sich ein Feuergeschoß aus, und in einer kleinen Verpuffung fliegt der Zombie auseinander, den zweiten umwerfend. Das ist doch...gut, egal, ich überlege nicht lange und laufe erst einmal auf den Gefallenen zu, dem ich mit voller Wucht in den Rücken trete, bevor er wieder aufsteht. Ein befriedigendes Schnappen begleitet das ekelerregende Geräusch, als sich die Gase durch den Druck diverse Wege aus der jetzt wirklichen Leiche bahnen.

„Und, immer noch verwundert, was gerade passiert ist?“

Die...Gase? Explosiv?

„He, nur ungefähr fünf Hinweise, und schon kommst du langsam darauf. Jetzt hilf den Wächtern!“

Beide sind noch in Ordnung, wie ich sehe, aber einer hat Probleme. Sein Schild hält wieder einen Schlag auf, aber dieses Mal war er gerade dabei, selbst zuzuschlagen, und die Wucht wirft ihn um. Der Giftmagier feuert sinnlos auf den Gegner ein, der gleich den Wächter zertrümmern wird...wenn ich es nicht verhindere.
Plötzlich ein wildes Klopfen in meinem Schädel. Was zur Hölle...ich greife mir an die Schläfen, mehr überrascht als verletzt, tatsächlich tut es nicht weh, aber...
Ich drehe mich um. Hinter mir steht ein Magier, der so schnell mit seiner kleinen Faust auf mich einprügelt, wie er es nur irgendwie kann.

„Hör auf!“

Aber der Diener ignoriert den Befehl.
Moment, natürlich! Das Rückrufsignal des Meisters!

„Herrlich, das heißt wohl, er hat es äußerst eilig, uns zu helfen...bei Diablos Horn, jetzt reicht es aber!“

Langsam beginnt der Arm des Magiers zu splittern, als meine Dornen ihre Wirkung tun. Die Aura gibt ihm den geringen Schaden erhöht zurück, und bald...bricht seine Hand ab. Der Stumpf wedelt weiterhin wie wahnsinnig durch die Luft.
Mein Rücken dellt sich ein, als ein Aufprall wie ein Hammerschlag darin landet. Ich stolpere, mit den Armen durch die Luft rudernd, den Magier fast umwerfend...

„Der Kadaver!“

Verdammt. Warum jetzt diese Ablenkung? Meine Faust umschließt das Rückgrat des Magiers, der nicht still halten will, und ich nutze den rutschigen Boden für eine schnelle Pirouette.
Schädel trifft auf Schädel, als mein Chitinknüppel dem nachsetzenden Zombie mit Nachdruck mitteilt, dass ich sein Verhalten missbillige. Der des Magiers ist schwächer, und ich halte nur noch Staub in den Händen, der aber wenigstens nicht mehr zuschlägt. Ich setze nach, und auch dieser Gegner gibt Ruhe.

„Sammeln!“

Ein Wächter, ein normales Skelett und zwei Magier unterschiedlicher Typen. Verdammt!

„Gut, dass wir jetzt in die Stadt zurückkehren, nicht wahr?“

Ach ja, da war was. Wobei wir natürlich nun zusehen müssen, dass Natalya aka Tees vor dem Meister hier ankommt...aber erst einmal...
Oh.
Oh, Scheiße.

„Nein, das glaube ich jetzt nicht.“

Doch.
Wir haben überhaupt nicht daran gedacht, eine Stadtportalsrolle mitzunehmen.
 
Schönes Kapitel, vor allem die Beschreibung der Wasserleichen finde ich gut gelungen.
Ich bin mal gespannt, wie der Meister dem Golem erklärt, warum er sich so viel Zeit gelassen hat :lol:


je weiter unserer Truppe vordringt - unsere
 
Zurück
Oben