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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Ich nehm die Hydra aus der griechischen Mythologie, und die hat mehrere Köpfe.
Das sind irgendwelche anderen Wasserschlangen, aber für ne Hydra passt die Anzahl der Köpfe nicht.
Und dabei bleib ich.
Der Golem hat aber keine Ahnung von griechischer Mythologie :p. Der Zweite kennt Hydren, das kann ich ja schon mal verraten (der kennt sich eh überall aus), aber die Köpfe erinnern daran, ne? Schlangenköpfe halt, Körper sieht man nicht...
Und da der Zweite dem Ersten im Grunde ALLES an Wissen eingegeben hat, sind auch die Vergleiche, die der Erste zieht, darauf basierend, was der Zweite denkt. Und damit...Schlangenköpfe = Hydren.

Btw, was ich mit God of War meinte.

@Zweiter symphatischer: Tatsächlich war das genau der angedachte Effekt ;). Vielen Dank, dass du ihn erkannt hast - euch allen vielen Dank für das Lob!

So, weiter im Text. Osterspecial? Klingt eigentlich ganz vernünftig, das müsste ich natürlich mit Lib abstimmen, aber irgendwie liest die Library-Veröffentlichung eh Keiner (zumindest hab ich die ganze Zeit noch keine einzige EMail bekommen), da machts Nix, wenn das mal zwei Tage auf sich warten lässt oder so.

Folgendes. Kleine Story nebenbei. Morgen (halt, heute) ist ja Osternacht (für wers noch nicht weiß, ich bin Christ und das gerne) - fünf Uhr früh bei uns im bayerischen Kuhkaff! Jetzt hat sich die ganze Dorfjugend (grob geschätzt, wir sind so gegen 7) zum Grillen getroffen, mit der Idee, bis zur Osternacht durchzumachen und gleich direkt hinzugehen nach ein paar Filmchen oder so.

Und nun sitz ich allein vor dem PC, weil der Rest dieser Pussies ins Bett gegangen ist -.- . NICHT MIT MIR, denkt sich Simon und bleibt alleine (kk, gibt ja noch Onlinefreunde, also nicht ganz auf weiter Flur) wach. Nun, noch fünf Stunden (weniger!) - ist doch zu schaffen? Hoffentlich - für euch.

Wenn ich es schaffe, wach zu bleiben, bekommt ihr um vier Uhr Morgens das nächste Kapitel frei Haus :p.

Simon
 
Das ist doch mal ne Ansage :) Bei uns fängt Kirche erst um halb 8 an - da lohnt sich das schlafen dann schon noch.

lg, Gandalf
 
erst um halb 8... aber sicher, dass um 5 nicht auch eine ist? Die etwas ... später am morgen is eigentlich für die, die nicht so früh raus kommen :ugly:

gibts bei uns auch, allerdings bin ich evangelisch nur aufm papier von dem her :D


btw, sehr schönes Kapitel, eins der besten die du bisher gebracht hast. Die Gefühls und Umgebungsbeschreibung ist einfach klasse, da bekommt man vom lesen allein schon ein grausen^^
Aber ich fall jetzt um, das Osterspecial muss ich leider auf morgen ... äh heute in etwa 7-8h verschieben -.-
 
Frohe Ostern!



Natürlich kann ich euch doch nicht enttäuschen :ugly:. Und so schön, wie diese Zufälle - oder ist es doch göttliche Fügung? - es wollen, ist das doch mal ein Kapitel, das durchaus mehr Spaß macht (oder andeutet!) als das vorherige.

Ich hoffe, es kommt ähnlich gut an ;). Haltet euere Eier steif! Und Danke, Jesus.

Simon
 
Kapitel 33 – Bindungsstress

Deckard scheucht die Leute weg und beugt sich über mich; ich winke ihn weg, dann stehe ich auf, knarzend. Fast falle ich auf ihn.

„Golem, was ist passiert?“

Ich hebe hilflos die Hände.

„Der Dschungel hat etwas gegen mich, würde ich sagen. Ganz eindeutig etwas gegen mich. Aber das ist schon in Ordnung, solange ich noch stehen kann...gerade so...“

Er stimmt die Hände in die Seiten.

„Du musst mir erzählen, was passiert ist. Welche Art von Monster könnte dir so schwere Wunden zugefügt haben? Es ist doch kein Feuer, das das angerichtet hat!“

Vorsichtig versuche ich, ein paar Schritte zu machen; dabei bröckelt Schlamm in Massen von mir ab. Ein paar Schaulustige weichen hastig zurück.

„Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe...Deckard, ich erzähle dir gerne später Alles, falls wir Zeit dafür finden, Jetzt habe ich allerdings einen Ruf zu beantworten, und auf diese Antwort wartet man schon länger.“

Er geht neben mir her, wobei es wirklich nicht schwierig ist, mir zu folgen.

„Der General hat dich schon länger zurückgerufen? Warum hast du dann kein Stadtportal benutzt? Sind die Monster da draußen so gefährlich, dass du es nicht riskieren wolltest?“

„Heh. Daran habe ich gar nicht gedacht, als ich eigentlich zurückkehren wollte, um ehrlich zu sein. Woran ich aber gedacht habe, ist, wie blöd ich eigentlich war, dass ich gar keines mitgenommen habe!“

Erst, als er wieder neben mir auftaucht, bemerke ich, dass er kurz stehen geblieben ist. Meine Gedanken gehen wirklich langsamer als sonst.

„Warum hast du nicht einfach eine der Rollen von...'Tees'...benutzt?“

Ich sehe ihn schief an, währenddessen sicherstellend, dass wirklich Niemand zuhört; die Leute haben sich aber verzogen..

„Du weißt doch sicher, dass Natalya den ganzen Tag lang hier war, oder? Ich war allein in dem verdammten Dschungel!“

Deckard lächelt milde ob meines Ausbruchs und legt mir die Hand auf die Schulter.

„Ich weiß das, Golem. Aber dein Meister weiß es nicht – und soll es auch nicht wissen, oder?“

Jetzt bleibe ich stehen.

„Also würde ich mir an deiner Stelle eine Antwort auf diese Frage einfallen lassen, mein Freund.“

Kopfschüttelnd nehme ich mein Gehen wieder auf.

„Deckard, danke, dass du mich darauf hingewiesen hast. Aber ich bin im Moment...wirklich verwirrt. Fällt dir nicht...“

Er seufzt.

„Wie soll ich wissen, was der General erfahren darf und was nicht in euerem kleinen Verwirrspiel?“

Stumm trotte ich weiter, aber ich kann mich einfach nicht konzentrieren...was haben diese Tentakel nur...

„Etwas Anderes. Wie hast du den Wegpunkt denn genannt?“

„Eh? Ach so, den...das war...'verdammtes, dreckiges, ekelhaftes Großes Moor'.“

„Inbrünstig. Nun denn, Golem – ich werde dir helfen, auch, wenn ich nicht ganz verstehe, was die Aufregung um dieses Thema eigentlich soll. Ich hoffe, du kommst derweil alleine klar, denn ich muss deiner Freundin ein paar Dinge sagen.“

Und schon ist er weg. Wenn ich mich jetzt umdrehe und ihm hinterherrufe, was er damit gemeint hat, falle ich sicher um...

Na, das ist jetzt wieder logisch. Wie soll Nat denn vor uns im Dschungel sein, wenn sie nicht weiß, wie der Wegpunkt heißt?

Oh...
Daran hätte ich wohl denken sollen...

Du bist ausnahmsweise entschuldigt. Wobei ich nicht weiß, ob du mit klarem Kopf auch drauf gekommen wärst.

Hm.
Endlich habe ich die Tür unserer Hütte erreicht. Ich stütze mich schwer auf den Knauf. Langsam gehe ich hinein. Sicher wartet der Meister schon ungeduldig auf mich...wie soll ich mich denn jetzt entschuldigen...? Hm, warum ist es denn hier so dunkel...schummriges Licht schimmert durch die geschlossenen Vorhänge, und ich erkenne kaum etwas deswegen.

„Golem?“

„Ja, General. Es tut mir so Leid, dass ich zu spät bin...“

„Mir auch, du glaubst nicht wie! Jetzt binde mich um Himmels Willen los!“

Uh...

Hahahahahahahahahaha!

Als ich beginne, Details auszumachen, stehe ich erst einmal reichlich bedröppelt da. Der Meister liegt splitternackt auf seinem Bett, jede Gliedmaße mit einem Seil an einem Bettpfosten festgebunden, der linke Arm am Tisch daneben, weil der Pfosten dort abgebrochen ist. In einem Haufen liegt seine Ausrüstung am Boden verteilt. Fast stürze ich los, dann fällt mir mein Zustand ein, und ich gehe langsam zu ihm.

„Was ist denn mit dir passiert?“

Wir halten kurz inne, als wir bemerken, dass wir genau das Gleiche zueinander gesagt haben. Dann zerreiße ich erst einmal das Seil, das seinen rechten Arm hält; leider rieselt etwas Erde auf das Kissen...

„Ich...man hat mich...nun ja. Erzähl du zuerst.“

War das Natalyas großartige Idee, ihn festzuhalten? Sie hatte versprochen, ihn nicht zu verletzen! Jetzt sieh dir seine Handgelenke an! Methodisch befreie ich ihn, kopfschüttelnd.

Ach, das Einzige, was bei ihm wirklich dauerhaft verletzt ist, dürfte sein Stolz sein, würde ich sagen. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, hat sie auch dafür gesorgt, dass er die Seile sicher am wenigsten gespürt hat.

Ich glaube, das musst du mir genauer erkläutern, wenn ich wieder schneller denken kann...ein wenig übervorsichtig beim Sprechen beginne ich, ihm zu erzählen, was der Dschungel für mich bereitgehalten hat.
Derweil setzt er sich auf, erst einmal die Seile mühsam entknotend, nachdem er sich notdürftig mit dem zerknüllten Laken bedeckt hat, dann scheucht er mich los, seine Kleidung zu holen.

„Mensch, Golem. Äh. Ich war sicher eine ganze Stunde hier angebunden, nachdem Nat gegangen ist, was hat dich so lange aufgehalten?“

Ich halte inne. Das...kann nicht stimmen. Er neigt doch nie zu Untertreibungen?

„Eine halbe Stunde? Ich war doch ganze drei Stunden und vierunddreißig Minuten im Dschungel unterwegs...“

Als ich mich aufrichte, seine Unterwäsche präsentierend, ist sein Gesicht knallrot.

„Nun...die meiste Zeit war Nat ja noch hier...“

Mein Kopf legt sich fast ohne mein Zutun schief.

„Ihr habt die ganze Zeit geredet, und dann hat sie dich angebunden?“

Er schüttelt den Kopf.

„Nein, nein! Sie hat mich fast sofort, nachdem du aufgebrochen bist, gefesselt!“

Sein Hemd fällt zu Boden, umständlich hebe ich es wieder auf.

„Du bist erst vor...nicht ganz einer Stunde, dreiundfünfzig Minuten, darauf gekommen, mich zurückzurufen? Nicht sofort, wie sie dich gefesselt hat?“

„Äh.“

Er wird noch röter. Was ist los, wird ihm warm, jetzt, wo er mehr anzieht?

„Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dich zurück zu holen, bis sie mir beim Gehen die Idee dazu gegeben hat. Vielleicht war ich...zu abgelenkt dazu.“

„Jetzt warte mal. Ich bin im Moment ein wenig langsam, also kann das der Grund sein, dass ich dich nicht verstehe, aber du willst mir doch nicht sagen, dass sie es geschafft hat, dich zwei Stunden und einundvierzig Minuten lang in gefesseltem Zustand hier gelassen hat – und bei dir geblieben ist – ohne dass dich das so gestört hätte, dass du auf den Gedanken gekommen wärst, mich zu holen?“

Er schmollt.

„Offensichtlich. Meine Hose, bitte. Jetzt bist du aber wieder dran. Wie lief die Zusammenarbeit mit Tees?“

Immer diese direkten Fragen, hm?

„Um ehrlich zu sein war sie keine große Hilfe.“

Er streift seine Schuhe über.

„Das habe ich mir fast gedacht. Wartet sie wieder im Dschungel?“

„Sollte sie zumindest.“

„Na, da bin ich aber mal gespannt. Hat sie was dazu gesagt, dass du alleine gekommen bist?“

„Nein, kein Wort.“

„Sie hat gar nicht mit dir geredet, oder?“

„Natürlich nicht! Ich bin doch nur ein von schwarzer Magie erschaffener Diener!“

Er lacht, als er den Helm aufsetzt; Riff umfahren.

Scheinbar kann man mit Humor doch mehr Probleme lösen, als ich dachte...

Hm. Wobei ich mich echt wundere, warum er eigentlich so gute Laune hat. Mich hätte doch ein wenig gestört, was Nat offenbar mit ihm angestellt hat!

Dein „offenbar“ ist aber nicht, was wirklich passiert ist. Ach ja, meine Prophezeiung ist also eingetroffen, ich hab ganz genau gewusst, was sie vorhatte.

Du hast...das erwartet? Das nehme ich dir nicht ab.

Weil dir gewisse Informationen fehlen, die dir auch weiterhin noch fehlen werden. Bis du Jemand fragst. Und das wird lustig.

Bin ich froh, dass du ein gutes Ziel für meinen Hass bietest, sonst würde der sich wirklich noch an Stellen entladen, die mir nicht gefallen.
Der Meister ist ausgerüstet.

„So, jetzt kümmern wir uns aber um dich. Was zur Hölle hat eigentlich diese ganzen Verletzungen verursacht?“

„Tjaa...das kann ich gleich mit einer Warnung verbinden...“

Während er langsam seinen Stab über meinen Körper wandern lässt und alle Dellen, Verbrennungen und Risse auslöscht, erzähle ich ihm von den Seelen. Er wird immer ernster.

„Das klingt nicht sehr gesund. Wie ging es Tees denn mit ihnen?“

„Diese Blitze haben sie überhaupt nicht getroffen. Die Frau ist unglaublich schnell.“

„Pf, da bin ich ja mal froh, dass ich ein paar Knochenschilde um mich haben werde...ach ja, wie lief es mit denen?“

Ich senke den Kopf.

„Alle vernichtet.“

Er presst die Lippen zusammen.

„Waren sie überhaupt eine Hilfe?“

Ich nicke empathisch.

„Ohne hätten wir das nie geschafft.“

„Dann ists ja gut.“

Er steht auf und streckt sich, wieder dieses zufriedene Lächeln aufsetzend.

„Pass auf, ich hab unglaublichen Hunger. Warum gehst du nicht schon einmal voran und sagst Tees, dass ich gleich komme? Derweil kauf ich mir eins von diesen Brötchen auf dem Markt, die haben mich vorgestern schon so angelacht.“

„Oh, nur zu gerne. Guten Appetit!“

Na, so ein Glück.

Haben wir wirklich.
Draußen herrscht Aufruhr, die Leute schreien wild durcheinander; manche knien am Boden, die Hände zum Himmel ringend. Eigentlich will ich im Laufschritt – es funktioniert Alles wieder, jetzt kommts mir erst! Ich fühle mich wie frisch erschaffen! - zu Nats Hütte, aber...ich trete zu Ormus, der dem ganzen Treiben von außen, aber sehr ernst zusieht.

„Was ist denn hier passiert?“

„Ormus grüßt dich auch herzlich, Golem. Nun, gerade wurde der ganze Platz hier mit spontaner Blindheit geschlagen. Niemand sah mehr etwas. Ormus wollte etwas dagegen unternehmen, aber bevor er es richtig begriffen hatte, war der Spuk auch schon wieder vorbei. Ich frage mich, was ich davon halten soll...aber es kann nichts Gutes bedeuten. Noch Niemand weiß davon, aber...“

Er beugt sich zu mir und ich lasse mich näher heranziehen.

„...die Barriere, die den Dschungel daran hindert, auch noch die Docks zu überwuchern, wird langsam schwächer. Ich weiß nicht, wie lange sie noch hält. Das Schlimmste ist: Ormus könnte vielleicht etwas dagegen tun – aber die Hauptarbeit bei der Errichtung hatte Hratli...und ohne ihn will ich Nichts versuchen. Könnte dein Meister nicht mit ihm reden? Ich will nicht mehr Worte mit dieser geldgierigen Schlange wechseln, als nötig ist.“

Spontane Blindheit...? Tatsächlich, der Wegpunkt wurde gerade benutzt. Das heißt, es war Nats Werk. Müssen wir uns also keine Sorgen machen.
Und he, ich kann wieder klar denken.

In zweierlei Hinsicht interessant, deine Aussage. Erstens, weil dein physischer Zustand offenbar direkt auf dein Gemüt schlug, und die rein körperliche Heilung auch deinem Geist half – ergo ist wieder ein möglicher Beweis für deine Seelentheorie in Luft aufgelöst worden, die Berührung der Tentakel muss nicht direkt deine Verwirrung ausgelöst haben.
Zweitens hast du Unrecht. Klar gedacht war das nur an der Oberfläche. Wir müssen uns nämlich schon Sorgen machen.


Aber wenn das gerade Nat war, dann ist die Barriere doch...

...eindeutig am Versagen. Merkst du nicht, was hier vor sich geht? Ormus verabscheut Hratli doch tatsächlich so sehr, dass er das Leben aller hier aufs Spiel setzt, nur, weil er nicht persönlich mit ihm sprechen will! Ist das vielleicht normal? Nein, der Hass hier steigt. Und das ist doch gewissermaßen bedenklich, findest du nicht?

Oh, verdammt.

„Ähm, Ormus...“

„Was steht...schuldigung...ihr denn alle so rum hier?“

Der Meister legt mir den Arm um die Schulter, kauend. Ich erstarre. Oh, verdammt. Jetzt habe ich doch tatsächlich meinen Zeitvorsprung nicht nutzen können.

Ist doch nicht so schlimm, immerhin hat Nat es ja rechtzeitig in den Dschungel geschafft, auch ohne unsere Hilfe.

Oh...
Ormus setzt zu einer Erklärung an, aber der Meister grinst.

„Schon gut, ich weiß, ich hätte eigentlich schon die ganze Zeit im Dschungel sein sollen und weiter die Welt retten, aber etwas hat meine Aufmerksamkeit gefesselt. Macht euch keine Sorgen, mein Freund hier hat die Sache geschaukelt! Hurra für den Golem!“

Verhaltenes Klatschen dringt von überall her, als die Leute, die nicht beten, sehr verwirrt seiner Anweisung folgen. Er sieht sich um.

„Wo ist denn das Portal?“

„Ähm...wir haben den nächsten Wegpunkt gefunden.“

Er strahlt. Und stellt keine weiteren Fragen. Heute ist wohl doch mein Glückstag.

„Super! Name?“

Er kichert, als ich ihn mitteile, und ich werde mitgerissen, als er verschwindet.
Moment...Moment! Was ist mit den Wasserwächtern? Ich mache mich bereit...

„Hallo, Tees. Huh, wie siehts denn hier aus? Was für ein netter Empfang.“

Halb über den Wegpunkt liegt ein Tentakel, der Kopf nur ein paar Meter daneben, eine tiefe Wunde im Kiefer. Durchscheinend in voller Rüstung steht Nat gerade auf; sie kniete mit dem Rücken zu uns, als wir ankamen. Über und über bedeckt sie Blut und Schlamm in etwa gleichen Anteilen; darunter sind ihre Konturen deutlicher sichbar als wo ein paar saubere Stellen geblieben sind. Sie hustet gekünstelt.

„Dein Golem war ein wenig übereifrig, als er mich hier allein gelassen hat, um auf dich zu warten, General. Diese Dinger haben mich doch ein wenig unangenehm überrascht.“

Er nimmt noch einen Bissen von seinem belegten Brot.

„Daf if ja fief von ihm gewefen. Mf. Wie kann er nur. Und wie können diese Dinger nur.“

Er tritt gegen den toten Kopf; dann beschwört er achtlos einen Wächter daraus.

„Deine Fröhlichkeit regt mich auf, General. Wir haben den ganzen Morgen in der Hölle verbracht. Was hast du derweil gemacht? So, wie du dich aufführst, die Hälfte der weiblichen Bevölkerung der Docks verführt.“

Ach, das können auch Männer mit Frauen...? Oh, jetzt zuckt er aber zusammen. Heißt das, er hat das mit Nat gemacht? Sie gebeten, seine Schuhe für ihn auszuziehen?

Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich gerade über dich amüsiere, müsstest du so vor Scham im Boden versinken wollen wie er gerade...

„Äh, so gern ich euch natürlich geholfen hätte, mir waren leider die Hände gebunden. Nun sagt mal...was ist das denn?“

'Tees' schnaubt, während er sich bückt, um den Wächterschild aufzustellen. Dafür, dass sie weiß, was er die ganze Zeit getrieben hat, spielt sie wirklich gut – aber das war natürlich zu erwarten. Die Sache klappt.

„Ist der etwa ganz geblieben?“

Sein Brötchen ist verschwunden; huh, der hatte Hunger. Ich trete zu ihm und hebe den treuen Schutz hoch.

„Ja, tatsächlich. Diese Dinger können Säure spucken, haben damit den Körper weggeschmolzen, aber das Schild ist ganz geblieben...ich habe mich auch sehr gewundert, aber es war doch überaus nützlich. Nachdem ich das Schwert nicht mehr 'ziehen' konnte, habe ich den hier als Schutz und Waffe benutzt!“

Er legt den Kopf schief.

„Ach, und das lief gut?“

„Sehr gut sogar!“

„War sicher unbequem zu halten. Hm...ich weiß, warum das Schild noch ganz ist: Der Wächter ist nicht vernichtet worden. Schaut her.“

Ohne sein Zutun bewegt sich der Rest des Unterarms, der noch an der mit der Rückseite verschmolzenen Hand verbunden ist. Oh.

„Als hätte er überleben wollen. Ich muss diese Variante widerstandsfähiger gemacht haben, als ich dachte.“

Scheinbar sogar widerstandsfähiger als einen gewissen Golem.

Ruhe...beschützen um jeden Preis. Unglaublich. Aber diese Grundzähigkeit besitzen die Wächter nicht schon immer. Er ist wirklich besser geworden durch das Studium dieses Wälzers. Er merkt es nicht einmal.
Der Stab des Meisters klopft sanft gegen die Skeletthand.

„Na komm. Lass fallen. Du hast deine Aufgabe gut erfüllt...und wirst ihr auch weiterhin noch dienen...“

Nat kniet sich neben ihn.

„Hilft das was, wenn du mit ihm redest?“

Er grinst.

„Dem Wächter nicht, der hat keine Intelligenz, um mich zu verstehen. Aber mir hilft es beim Konzentrieren. Bitte!“

Der Armrest zerfällt zu Staub. Als ich mich näher heranbeuge, sehe ich, wie die Hand zu einem echten Griff geworden ist. Vorsichtig schlüpfe ich mit meiner rechten hinein; sie passt perfekt.

„Na denn, noch ein Wächter. Das dürfte äußerst nützlich sein gegen diese...'Düsternissen'. Seehr kreativ, Golem. Sehr kreativ. Dann gebt mir mal die Richtung vor, ihr beiden, wir ziehen sogleich weiter!“

Er pfeift, als er uns hinterhergeht, den Regen und den Schlamm völlig ignorierend. Natalya tritt neben mich und murmelt mir halblaut zu.

„Du warst ganz schön lange weg...“

Ich murmle zurück.

„Tja, ohne ein Stadtportal konnte ich nicht früher zurückkommen...“

„Du hast es vergessen?“

Von hinten kommt ein Ruf zurück.

„Was vergessen?“

Nat dreht sich um.

„Dein Golem meint, er könnte sich nicht mehr daran erinnern, was du gerade gemacht hast, als er dich gefunden hat!“

„Tut mir ja Leid, weißt du eigentlich, wie sehr sich diese ganzen Dellen auf meine Fähigkeit, klar zu denken, ausgewirkt haben?“

Der Meister lacht gequält.

„Na, ist ja gut, dass wir dich jetzt wieder aufgefrischt haben...und sei doch nicht so neugierig, Tees...“

Sie schnaubt wieder und geht dann brüsk neben mir weiter. Ich intoniere einen Seufzer.

„Gut gerettet.“

„Da ich weiß, wie ich ihn zurückgelassen habe, war das wirklich die beste Methode, um ihn zum Schweigen zu bringen.“

Ich hebe in meiner Schulterzuck-Ersatzgeste die Hände.

„Das stimmt wohl. Nun, um auf deine Frage zurückzukommen, tatsächlich hast du ihn ein wenig zu schnell gepackt, um mich noch daran denken zu lassen. Ich musste den Wegpunkt finden...und es war nicht leicht...“

Pass mal auf, wie weit er hinter euch ist!

Ja, ja, ich höre genau hin.
Dann erzähle ich Nat Alles, was sie wissen muss. Gelegentlich entlockt es ihr ein leises Pfeifen. Ich bin gerade fertig, als der Meister, den ihn begleitenden Wächter mit durch den Schlamm zerrend, neben uns auftaucht.

„Sagt mal, habt ihr nicht mehr Leichen hinterlassen oder so?“

Wir starren ihn beide eiskalt an, was sein Grinsen vom Gesicht wischt, obwohl er weder ihren noch meinen Gesichtsausdruck lesen kann.

„Du kannst gerne zurück gehen und im Nebel danach stochern, General.“

Tsts, wie rüde von dir.

Er fällt zurück, ein wenig schmollend. Gah. Das war wirklich ein wenig überreagiert. Wissen, was da hinten Alles vorgefallen ist, kann er ja nicht. Ob das...

Nein, das war sicher nicht Mephistos Einfluss. Du bist einfach nur Grundunausstehlich.

Langsam lichtet sich der Nebel, und ein Stein fällt mir vom Herzen. Es scheint, dass ich ganz allein das Große Moor bezwungen habe...und damit dem Meister und Natalya tatsächlich die Seelentortour ersparen konnte.

Ja, aber was lauert voraus? Je näher wir Mephisto und seinen Brüdern auf die Pelle rücken, desto größer wird der Widerstand werden...

Danke, dass du auch diesen kleinen Lichtschimmer zerstört hast. Vielen herzlichen Dank.

Du darfst nicht zu fröhlich werden. Der Meister auch nicht. Das macht mich krank.
 
Frohe Ostern!

:lol: Sehr schönes Kapitel, gefiel mir wirklich gut. Auf jeden Fall eins der lustigsten bisher.
Auch der Titel, zumindest nach dem Lesen ;)
 
Kapitel 33 – Bindungsstress

„Mir auch, du glaubst nicht wie! Jetzt binde mich um Himmels Willen los!“

Uh...

Hahahahahahahahahaha!

Als ich beginne, Details auszumachen, stehe ich erst einmal reichlich bedröppelt da. Der Meister liegt splitternackt auf seinem Bett, jede Gliedmaße mit einem Seil an einem Bettpfosten festgebunden, der linke Arm am Tisch daneben, weil der Pfosten dort abgebrochen ist. In einem Haufen liegt seine Ausrüstung am Boden verteilt. Fast stürze ich los, dann fällt mir mein Zustand ein, und ich gehe langsam zu ihm.

„Was ist denn mit dir passiert?“
:lol:

Klasse... Bei einer Frau wie Natalya konnte man was Anderes gar nicht erwarten *g*
 
Dankeschön :) Da bin ich mal gespannt, ob der Golem bei Natalya noch mal nachfragt, was sie mit ihm gemacht hat... Wäre sicherlich lustig :)

lg, Gandalf
 
Dankeschön :) Da bin ich mal gespannt, ob der Golem bei Natalya noch mal nachfragt, was sie mit ihm gemacht hat... Wäre sicherlich lustig :)

lg, Gandalf

Unterschreib!

Ernsthaft, man kann mit dem Zweiten mitfühlen, wen er sich über den Golem innerlich kaputtlacht...
 
Ich hab jetzt Kapitel 31 (Sein oder Nichtsein) und 32 (Hasst du, nicht gesehen) gelesen. Ich war nach zwei Kapiteln von dir noch nie so kaputt.

'Sein oder Nichtsein' gefiel mir gut. schön atomspährisch, schaurig, bildhaft, lebhaft.

Zu 'Hasst du, nicht gesehen' fällt mir mal ausnahmsweise kein treffender Kommentar ein.
Wie wärs damit:
Interessante Dialoge und Wortwahl.

'Bindungsstress' les ich ein andermal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie immer einen schönen Dank an euch Alle ;).

Und Nachschub!

Simon
 
Kapitel 34 – Eine runde Sache

Es nieselt, was den Schlamm auf konstanter Stufe hält statt ihn zu verschlimmern; wobei es womöglich sogar besser wäre, wenn es mehrere Tage durchschütten würde, dann würde es die dünne Erdschicht über Kurasts Steinen einfach wegschwemmen. Da das Wetter allerdings genausowenig natürlich ist wie der Rest des Dschungels, wird das auch nicht passieren. Wohl der einzige Grund, dass der Regen überhaupt pausiert von Zeit zu Zeit. Außer der Niederschlagsmenge ändert sich aber überhaupt Nichts auf unserer Reise in Richtung Kurast; es sind Bäume, Sträucher, Kanäle, Schlamm, Bäume, Gegner, Wasser, Schlamm, Bäume, Gegner, Kanäle. Habe ich Schlamm erwähnt?

„Und Ormus hat sich tatsächlich geweigert, mit Hratli über die versagende Barriere zu reden?“

Ich nicke.

„Wie gesagt, wir haben das auch so festgestellt, je länger wir ungeschützt im Dschungel unterwegs sind. Ich war am Schluss kurz davor, mir selbst den Kopf abzureißen.“

Das hätte mich zumindest zum Schweigen gebracht, ja.

Der Meister schüttelt den Kopf und zeigt dann damit auf Natalya.

„Wie hältst du das denn aus, Tees? Du musst doch schon Wochen hier drin sein, wirst du nicht langsam irre?“

Sie starrt auf ihre behandschuhten Finger, was oberflächlich wirkt, als würde sie mit einer Antwort kämpfen; was insofern stimmt, als das Nat sich natürlich einen guten Grund überlegen muss, da sie ja in Wirklichkeit fast seltener im Dschungel ist als wir. Wobei – war sie nicht schon länger allein unterwegs gewesen, als wir noch nicht hier waren? Vielleicht hat sie ja eine Antwort.

„Es ist nicht leicht, General. Du weißt, wie kurz davor ich war, dir die Kehle durchzuschneiden. Ich hasse den Dschungel und seine kranken Einwohner aufs Blut, aber ich weiß nicht, ob das Alles ist, was mich daran hindert, anzufangen, mich selbst und Jeden, der zufällig vorbeikommt, zu hassen. Eher liegt es daran, dass ich versuche, den Hass durch Disziplin unter Kontrolle zu bekommen. Ich erlaube mir einfach nicht, jemals auszurasten. Ich fokussiere die heiße Wut, die ständig in mir aufbrodelt, wenn ich daran denken muss, was dieses Gestrüpp mit der Stadt darunter und ihren Einwohnern gemacht hat, und nutze sie als Treibstoff für meinen Willen, durchzuhalten und meine Mission zu erfüllen.“

Sein Gesicht verhärtet sich.

„Klingt nach einer sehr guten Methode. Das könnte mir auch sehr gut helfen.“

Sie seufzt.

„Deswegen macht mir die Situation in der Stadt solche Sorgen. Die Leute da haben Alles verloren, was sie hatten außer ihr Leben, und sie haben einfach nicht die Macht, um gegen den Dschungel anzukämpfen. Sie haben keine Mission, die sie am Leben halten kann; ihre einzige Aufgabe im Moment ist es eben, am Leben zu bleiben, irgendwie. Aber Viele wollen das gar nicht – und der Hass findet Nahrung. Der Hass gegen ihre Situation, gegen den Rest der Überlebenden...“

Der Meister nickt ernst.

„So Leid mir das tut – und ich fürchte die Tatsache, dass das so ist – ich muss so schnell als möglich mit Hratli reden. Gah, Nichts als Probleme. Und die Uhr tickt auch noch. Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, gute Freunde hier...und in der Stadt zu haben.“

Pause?

Er meint Natalya.

Oh. Moment, da höre ich was.

Wahnsinn, du hast tatsächlich daran gedacht?

„Wir werden gleich angegriffen, Leute. Macht euch bereit.“

„Danke, Golem! Welche Richtung?“

„Alle.“

Aus dem Dickicht brechen die vielen kleinen Puppen hervor, deren Füßchen ich schon länger habe tippeln hören. Übergroße Messer, Blasrohre...oh, die Hälfte trägt auch kleine Speere. Und blaue Röckchen statt grüne.

Seelentöter. Und wenn ich mich nicht irre, sind die grünröcke keine Fetische, sondern Schinder.

Und was soll bitte der Unterschied sein?

Sie sind besser organisiert, meist in größeren Gruppen unterwegs – und schneller.

Tat -
mein Schwert spießt einen auf, der mich richtig angesprungen hat
- sächlich.
Es geht los. Die Assassine schlägt und tritt um sich, die weißen Kugeln beginnen zu rotieren, und sie wartet, bis eine kleine Gruppe auf sie zuläuft, um die Explosion unter ihren Schuhsohlen auszulösen. Der Meister beschwört hektisch Skelette, aber beginnt vor Manamangel zu schwitzen, bevor er die Hälfte der Armee aus gleich mehreren Puppenkadavern beschworen hat; unsere Truppe beginnt, zu extensiv zu werden. So kann er auch nicht sprengen, was die Sache schwieriger macht. Nun, ich habe immer noch keine Probleme, nur schwerer...zu treffen...sind diese...verdammten...bleib stehen!

Nicht zu lange hinterherrennen, bleib bei den Menschen!

Ich hätte ja gleich aufgehört! Verdammt, was würde ich dafür geben, Ton nach ihnen werfen zu können!

So ein Schlammgolem wäre schon lustig. Du könntest überall hinfließen. Nur mit dem wieder aufstehen müsstest du auf Sonne zum Trocknen warten.

Pf. Und ein Köpfchen, und zwei Köpfchen, und mein Schild zerquetscht einen ganzen Körper! Noch ein Skelett entsteht.

„Solltest du dir nicht lieber das Mana zum Sprengen aufheben, General?“

Er keucht, einen Gegner mit dem Schild blockend, der seinen Speer als Sprungstab benutzt hat, und mit der anderen Hand das Jade-Tan-Do durch seinen Hals rammend.

„Weißt du...wie anstrengend...so eine Explosion ist?“

„Tut mir Leid, ich habs noch nicht auspro...whoa!“

Zwei Schinder mit einem Stock zwischen ihnen haben mich auf dem unsicheren Grund glatt von hinten umgeworfen. Na wartet...
Da springen fünf von ihnen auf mich, zuhackend. He, die machen ja richtig Schaden mit diesen rostigen Dingern!

Ja, zum Glück, nicht wahr?

Jeder Schlag von ihnen wird durch die Dornen zurückgeworfen, und sie zucken nach dem ersten Stechen zurück, ihre Körper über und über mit Schnitten bedeckt. Abgelenkt sind sie, leicht sowieso; ich rolle mich herum, und ersticke sie zwischen Schlamm und mir. Moment, war das...? Ich rolle hektisch weiter.
Hinter mir zischt es, als ein Schamaneninferno den Schlamm schocktrocknet.

So könnte das mit dem Schlammgolem natürlich auch was werden.

Ich komme hoch und stelle fest, dass ich den Schild fallen gelassen habe. Bin doch nicht allzu geübt in der Benutzung...

Du bist grauenhaft, aber da kann ich dir mal gar nicht helfen. Schilde sind für Feiglinge, ich bin keiner.

Tja, jetzt wär er allerdings doppelt praktisch und mit deinen zwei Klauen könntest du mal gar Nichts machen.

Mit meinem ordentlichen Körper wäre das Feuer auch mehr nützlich als schädlich.

Der Schamane ignoriert mich kurz und der untere der beiden Schinder kniet sich hin, über die von mir zerquetschten; die gelben Funken fließen auf die Kadaver herab, und kurz nacheinander stehen drei von ihnen auf. Ich suche hastig nach einer Waffe auf Distanz.
Warum lässt er die anderen beiden liegen?

Er ist Schinder-Schamane. Die Seelentöter gehen ihn Nichts an. Logisch, oder?

...nein, eigentlich nicht. Wo ist ein Ast, wenn man einen braucht? Ich springe zurück, und meine Brust erhitzt sich am Ende des Zweimeterinfernos, wäre schlimmer, wenn der feuchte Dreck auf ihr nicht kühlen würde.

Ich sag mal gar Nichts...die Lösung liegt ja wohl so nahe...

Hm...na gut, das ist ja wohl klar. Ich rolle mich nach vorn während der nächsten Feuerpause und lasse das Schwert hochschießen.

Das meinte ich nicht!

Flammendes Orange füllt mein Blickfeld und überdeckt rasend schnell alles Andere, was ich sehe, als die Feuerzunge mein Gesicht umhüllt. Ein lauter Schrei entweicht mir unwillkürlich, als mein Kopf wie eine Kerze schmilzt. Und plötzlich wird tatsächlich Alles aschschwarz.
Blind stoße ich nach vorne, schlage wild um mich, und tatsächlich finden meine suchenden Finger gerade, bevor wieder Feuer auf mich zuschießt, meinen Gegner. Ich vernichte sie, dann falle ich hin, als ich irgendwie vergesse, wie Stehen funktioniert. Obwohl ich damit nicht mehr spüre, als ich es mit dem Material selbst tun würde, tasten meine Finger hilflos über die Masse aus Metall, die einmal meine Augen, mein Mundgrill waren...

Dass du nicht mehr sehen kannst, kann ich verstehen, aber sprechen musst du noch können! Dein ganzer Körper erzeugt das Geräusch! Und nächstes Mal wirfst du einfach eine Hand voll Schlamm, du Vollidiot!

Ruhe, es ist gerade so schön dunkel, das habe ich schon lange nicht mehr gesehen...vielleicht komme ich auch einmal zum Schlafen...

Du hältst das traurige Wrack deines Körpers zusammen! Vergiss nicht, wie teuer das Material war!

Abereswärdochsoschöneinfachloszulassen...hö?
Der Meister sieht mich ernst an. Sein Stab klopft mir gegen die Schläfen, und als ich spüre, wie sich die Tropfen verrußten Stahles, die über meinen Hals geflossen sind, sich wieder verflüssigen und nach oben laufen, klären sich auch meine Gedanken. Himmel, das war aber knapp.

„Alles klar mit dir, Golem? Ich dachte schon, der hätte dich erledigt. Dass du so wenig feuerfest bist, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, wir müssen mal den Widerstandszauber verstärken, hm? Wenn wir das nächste Mal Ruhe haben, schau ich mir das entsprechende Kapitel noch einmal an.“

„Das wäre...nett. Danke, General. Gerade rechtzeitig wars auch. Sind Alle tot?“

„Ja.“

Er blutet aus einem Riss an der Wange. Ich spreche ihn darauf an. Seine Antwort ist ein Grinsen.

„Ah, nur ein Kratzer. Vielleicht ja tief genug für eine Narbe. Weißt du übrigens was? Ich hatte Recht. Frauen stehen auf Narben.“

Natalya scheint unbeschädigt, was unter der Rüstung natürlich schwer zu beurteilen ist, aber wegen ihr wird es wohl auch so sein. Der Meister ist wohl wieder ein wenig ausgeruht, so kann er noch zwei Diener beschwören, dafür sucht er im Schlamm nach den verteilten Leichen, um sie zu stapeln. Während er beschäftigt ist, flüstert sie mir zu.

„Stimmt übrigens. Wie hat er denn die an seinem Bein wirklich bekommen? Er meinte, dass ihn eine verfluchte Gräfin gefangengenommen und gefoltert hätte, bis er einen genialen Plan starten konnte, um sich und dich zu retten...“

Ein seltener Moment der Einigkeit entsteht, als der Zweite und ich innerlich gemeinsam loslachen.

„Ein Ziegendämon hat es ihm mit einem Schlag zertrümmert. Ich konnte ihm gerade noch rechtzeitig einen Heiltrank geben.“

Jetzt lacht sie. Er blickt auf, Schweiß von der Stirn wischend.

„Was, seh ich so lustig aus beim Schindersammeln?“

In einer verletzten Geste legt sie unschuldig die Hände auf die Brust. Er schüttelt den Kopf und dreht sich um...dann klopft sie ihm fest auf das Hinterteil. Fast fällt er in den Schlamm.

„Nicht Alles von dir sieht lustig aus, wenn du dich bückst!“

„He...“

Sie ignoriert ihn und geht weiter. Er reibt sich die Hose, hinterherfunkelnd. Ich trete zu ihm. Er seufzt.

„Golem, Golem, was soll ich nur machen...auf einmal fliegen die Mädels alle auf mich, ist das nicht schlimm.“

„Schwer zu beurteilen, Meister. Vielleicht solltest du dein Parfüm wechseln.“

„Hm?“

Meine schlammigen Finger zeichnen ihm ein lustiges Muster ins Gesicht.

„Siehst du? Schon riechst du so, dass garantiert kein Wesen mit Geruchssinn mehr etwas von dir will.“

Und damit gehe ich Natalya nach, seine wütenden Rufe ignorierend. Komisch, im Moment habe ich überhaupt keinen Hass auf irgendetwas...

Ich kann das glaube ich ändern.

Tus nicht.

Denkst du, ich werde dieser Anweisung Folge leisten?

...tu ich nicht.

Dann sieh dir das mal an.

Eine ganze Reihe meiner eigenen Erinnerungen flutet mein Hirn, so viel, dass ich kurz vor Überraschung stehen bleibe. Worauf will er bitte hinaus? Doch nur kurz hält die Verwirrung an, bis er aus dem Strom der Bilder langsam formt, was ich sehen soll. Eine Art Karte des Dschungels entsteht, mit den Docks an der südwestlichen Ecke, und ich bin überrascht, wie viel wir von dieser Baumhölle eigentlich schon erforscht haben. Unser Weg wird deutlich: hier entlang, nordöstlich, da, der Wegpunkt im Spinnenwald, die Spinnenhöhle selbst, von da ab ging es ziemlich genau nach Osten weiter – gut, ein wenig südlicher...bis das Große Moor anfing; da, die Abzweigung mit der Säulenallee, die nicht zum Wegpunkt führte, von da an ging der Weg nach Norden, und wieder eine Abzweigung mit Säulenallee...der Wegpunkt...hübsch, aber was soll mir das...
Moment. Wir sind jetzt nach Westen gegangen...nach Südwesten...
Und jetzt gehen wir wieder nach Nordosten, wo wir hinwollen. Wir sind ziemlich sicher aus dem Großen Moor heraus, also lag das ganze Schlamm- und Nebelgebiet geschlossen östlich von Kurast, und der Weg jetzt...

„Wartet ihr bitte kurz auf mich? Ich muss etwas nachschauen.“

Die Menschen sehen mich schief an. Ich hebe entschuldigend die Hände.

„Dauert nicht lange.“

Ich laufe zurück zu der Abzweigung, die uns aus dem Großen Moor geführt hat. Nein. Nein, da auf der anderen Flussseite ist doch tatsächlich...ich gehe ins Wasser, strample hindurch, den Schlamm ignorierend, der versucht, mich nach unten zu ziehen. Kurz bedeckt es meinen Kopf, die Strömung zerrt an mir, aber ich bin nicht aufzuhalten. Ich laufe durch den kleinen Trampelpfad, der sich als enge Lücke zwischen den Bäumen hindurchwindet. Am Ende steht ein Busch, im Weg, ich reiße ich aus...
Und schreie.

Vor mir liegt die Spinnenhöhle.
 
Mal wieder klasse. Das musste ja noch kommen mit dem Spinnenwald :D

Der General tut mir ja schon fast leid, wenn die beiden sich zusammen über ihn lustig machen. Aber auch nur fast :lol:


ich reiße ich aus - ihn
 
Meine Damen und Herren!

Tatsächlich bin ich ZU SPÄT. Das hat mehrere Gründe. Zunächst, dass ihr zu Ostern gierig wart :p. Dazu kommt, dass diese Woche die erste Uniwoche war. Das war STRESSIG. Freitags völlig verplant...

Dann war heute noch Prerelease. Und ich musste noch danach zig Sachen nachschauen.

Ich hab noch VOR Mitternacht das Schreiben begonnen. Aber das Kapitel wollte nicht wirklich. Es hat sich gewehrt. Zwar ist sein Kadaver jetzt ganz hübsch geworden, aber bis ich diese Formulierungen zu Boden gerungen habe, ists hässlich geworden :p.

Jetzt aber! Kapitel 35 - mit 100% mehr Pein, 200% mehr Emo und 300% mehr character development (ist bei mir eh immer Alles das gleiche oh well).

Simon
 
Kapitel 35 – Sollbruchstellen

Das darf doch nicht...das kann einfach nicht...
Wir sind im Kreis gegangen! Wir waren den ganzen Tag unterwegs, und es war umsonst! Eine kleine Abzweigung nur, und das ganze Große Moor hätte Seelen, Nebel, Wasserhydren, Schmerzen, Hass und Wahnsinn umsonst für uns vorbereitet...
Ich sinke in die Knie. Nein. Nein nein nein nein nein! Dass ich es doch noch zu einem Ziel schaffen könnte, dem Wegpunkt, hat mich befähigt, durch den Spießrutenlauf des letzten Gebietes zu kommen, mich Meter für Meter voranzuquälen...und ich hätte es lassen können. Hätte wirklich aufgeben können.
Das ist grausam. Körperliche Unannehmlichkeiten? Die erste Stufe der Folter. Die halte ich aus, das bin ich gewohnt. Todesangst, die zweite Stufe? Ich muss mit ihr leben. Verzweiflung, die dritte? Fast hätte mich die scheinbare Unmöglichkeit der Aufgabe erdrückt, mein Einknicken durch Hass geschürt. Ich gewann, dachte, durch meine Erfahrungen gestählt, würde mich Nichts mehr schrecken.
Und jetzt das. Alles, was ich auf meiner einsamen Reise durch das Moor erlebt hatte, diese Dinge, die mich stärken sollten, werden mir jetzt verächtlich ins Gesicht geschleudert, ihre Pein potenziert, mein Erfolg pervertiert. Wird dies das Ende sein? Bis jetzt hat die grüne Hölle es immer wieder geschafft, noch einen draufzusetzen, jeden Höhepunkt meines Leidens zu einem Treppenabsatz auf meiner Reise an die Spitze der Agonie zu machen. Dieser...dieser verdammte Wald...

Fang dich! Verdammt, fang dich! Du gleitest mir nicht wieder in Hass ab, nicht jetzt! Gib dich nicht dauernd deiner Schwäche hin!

Halt dein Schandmaul! Was weißt du schon? Du spürst nicht gerade, wie dir die eine Sache, die dir bis jetzt Halt gab, entrissen wird, und du während des Falls noch verhöhnt wirst, mit deiner gottverdammten Überlegenheit, egal, was ich tue, du tust es besser, dich kann Nichts erschüttern, du hast ein Herz aus Stahl, und ich eines aus Blut in dieser kalten Hülle! Aus Blut, das offen fließt! Warum, warum kann ich keine bitteren Tränen weinen in dieser Form?

Moment, jetzt reichts mir aber. Denkst du, du hast ein Monopol auf Enttäuschung, nur, weil du der von uns beiden ist, der immer sofort das Weinen anfängt, wenn nicht Alles so läuft, wie es soll? Glaubst du etwa, ich habe die Blitze der Seelen nicht auch gespürt, dass es mir nicht auch jedes Mal einen Stich in mein ach so kaltes Herz gegeben hat, wenn wir wieder eines der Skelette verloren haben? Meinst du, es ist für mich leicht, den Hass im Zaum zu halten? Ich spüre es! Genauso wie du! Der Wahnsinn lauert in uns Allen. Willst du einen Beweis? Willst du erfahren, wie ich mich gerade fühle?

Sei einfach still! Du kannst mir nicht erzählen, dass deine ständig vorgespielte Fassade der Stoik Risse haben könnte...
Plötzlich öffnet der Zweite für einen winzigen Augenblick seine Gefühlswelt für mich. Distanziert bemerke ich, wie mein Kopf zurück zuckt, als diese Welle mich trifft. Wie das Gemälde eines irren Künstlers sehen die Emotionen aus, Grundtöne, Spannungsspitzen, kreuzende Linien, sich beißende Farben. Und sich ständig verändernd. Einer Seifenblase gleich explodieren die Eindrücke über mich – eine dünne, dünne Haut, aufs Maximum gespannt und immer kurz vor dem Vergehen, in diesem Fall aus Selbstkontrolle, einem stahlharten Gürtel, wie eine Festung gelegt um das Meer aus Chaos darunter...das ausbrechen will, und der Zweite ist gerade dabei, diesen Krieg zu verlieren. Und hierunter: Was ich dachte, gerade erst kennen gelernt zu haben, aber ich hatte ja keine Ahnung. Ich meinte, zu hassen? Falsch. Mich störten die Dinge, nicht mehr als lästige Fliegen. Dies hier ist Hass. Wäre der Dschungel in Person vor dem Zweiten, er würde sich auf ihn stürzen, ihm sämtliche Extremitäten ausreißen, in ein Bad aus Rasierklingen werfen, seine Augenlider am Kopf festnähen und ihn zwingen, dabei zuzusehen, wie er seine gesamte Familie vergewaltigt und ermordet, anschließend die geschundene Form in deren Blut ertränken, über ihrem Fleisch verbrennen, mit ihren Knochen verprügeln...aber letztlich nicht töten, an einen der eigenen Bäume genagelt verhungern und verdursten lassen.
Tatsächlich würde der Zweite Schlimmeres mit dem Dschungel anstellen. Aber wenn ich diesem Vergleich erlaube, in meine bewussten Gedanken einzubringen, werde ich die nächsten zwei Wochen weinend auf dem Boden verbringend ob der Schrecken in meinem Hirn. So sehr hasst er die Bäume, die Puppen, den Schlamm und den Regen. Und mehr.

Glaubst du mir? Willst du noch einen Beweis?

Nein! Nein, nein...nein! Ich...ich glaube dir! Diese...diese verdammten...ja. Bitte, beruhige dich.

Ich? Ich bin ganz ruhig. Du bist der, der es nicht versteht, den Hass unter Kontrolle zu halten, indem er ihm immer wieder erlaubt, sich auf ein ganz bestimmtes Ziel zu richten.

Heißt das...dass du darum so durchgedreht bist, wenn du manchmal die Kontrolle über den Tongolemkörper bekommen hast?

Nein, das war einfach nur lustig. Natürlich heißt es das. Willst du wissen, wie sehr ich dich dafür gehasst habe, dass ich in dir eingesperrt wurde?

Heißt das, dass du das nicht mehr tust?

Willst du es wissen?

Nein! Wir...wir werden jetzt einfach nicht wahnsinnig, in Ordnung? Beide nicht.
Um genau zu sein...verdammt, verdammt, verdammt. Wie lange knie ich hier bitte schon?

Ich...weiß es nicht.

...du warst gerade wirklich kurz davor, völlig auszurasten, oder?

Keine weiteren Fragen. Du warst gerade dabei, in Eile zu verfallen.

Ja. Ja, natürlich! Wir müssen zurück zu den Menschen, aber etwas fix!Wenn die das hier sehen...das will ich ihnen nicht zumuten. Ich springe auf, den Schlamm von meinen Beinen schüttelnd, renne den engen Waldweg zurück...und fast in ein Skelett. Weg! Es klappert in die Büsche, und gleich darauf treffe ich Nat.

„Eisenjunge, was ist denn los? Hast du einen Geist gesehen oder so?“

Wie laut hast du eigentlich geschrien?

...zu laut?

„Ein schwaches Lächeln umspielt meine Lippen, Tees. Wäre nicht das erste Mal, dass ich in diesem Dschungel Geister sehe, nicht wahr?“

Der Meister ist in Hörweite, mich mit dieser erhobenen Augenbraue ansehend, die immer Ärger bedeutet.

„Warum hast du dann gebrüllt, als hätte Jemand herausgefunden, wie man dich absticht?“

Tja, entweder, du gibst jetzt zu, dass da hinten der Spinnenwald-Wegpunkt ist, Nat muss sich einen Ast schauspielern, um auch nur halb so wütend darüber zu sein wie du, womöglich fällt ihm das auf und es gibt eine ganze Menge Stress, nebenbei könnte er noch neugieriger werden, als er eh schon ist, und anfangen, sie nach Details zu löchern...

...oder...
Der Meister packt meine Schultern.

„Golem, was ist los? Ich muss zugeben, deine Körpersprache ist ein wenig schwer zu deuten, aber du wirkst aufgelöster als eine Handvoll Salz im Zwillingsmeer!“

...oder...

„General, ich meine nur, ihr beide solltet nicht da hinter gehen. Zunächst dachte ich mir, am Ende dieses Weges wäre etwas Interessantes versteckt. Tatsächlich ist es aber eher...unschön.“

Er lässt mich los. Nat sieht mich schief an.

„Jetzt interessiert es mich noch mehr.“

Der Meister hebt eine Hand.

„Nun, Tees, Nichts überstürzen. Ich bin mittlerweile auf einer Stufe angelangt, wo ich meinem Metallfreund hier blind vertraue, weil ich bis jetzt immer gut beraten war, das zu tun, und wenn er sagt, wir sollten uns nicht ansehen, was er gefunden hat, dann tun wird das besser auch nicht.“

Die Skelette drehen sich auf ungehörten Befehl hin um. Es tut weh, ihn sich der Himmel weiß welches Szenario vorstellen zu lassen, was ich ihm gerade erspart habe, statt ihm einfach die Wahrheit sagen zu können, aber ich habe es tatsächlich geschafft, eine Lüge zu umgehen – weil er mir vertraut, keine Lügen zu erzählen. Das tut...wirklich gut. Genau, was ich jetzt gebraucht habe.

„Trotzdem bin ich jetzt neugierig. Wenn ich es schon nicht ansehen soll...kannst du mir sagen, was es ist?“

Ups.

„Ich...will dir das wirklich ersparen.“

„Weißt du, was meine Fantasie gerade mit mir anstellt?“

Also doch. Wie gerade gesagt: Entweder...

...oder.

„Kinder.“

„Was bitte?“

„Kleinkinder, General. Leichen. Noch nicht lange tot. Ein ganzer Haufen da hinten. Dutzende. Ich...ich habe noch nie etwas Schrecklicheres gesehen als das. Zufrieden jetzt?“

Er wird bleich. Sagt Nichts mehr. Und ich spüre, wie etwas in mir zerbricht, ein fragiles Figürchen, das ich mir auf ein Regal in meinem sonst so trophäenlosen Hirn gestellt hatte und ständig poliert: Mein Wissen darum, dass ich den Meister nie anlügen würde. Dass ich mir diese Integrität bewahren würde.
Dahin. Was mir meine Frage von vorher beantwortet. Es war nicht das Ende, das Erkennen, wie nutzlos mein Durchhalten bis jetzt eigentlich war – die nächste Stufe der Folter ist schon angebrochen. Die mich zwingt, meine Prinzipien zu verraten. Die nächste Barriere des Widerstands in mir erodiert. Und das Schlimmste diesmal: Ich darf jetzt nicht zusammenbrechen, erst einmal eine Weile in meinem Schmerz schmoren und mich daran gewöhnen, ich muss so tun, als wäre mit mir – abgesehen von einem gewissen Schock – noch Alles in Ordnung.

Jetzt hör aber auf, ja? Ich habe keine Lust, ständig die Stimme des Optimisten spielen zu müssen. Das hier ist doch keine noch größere Strafe, es ist eine Chance. Ja, du darfst dich jetzt nicht zusammenkauern und auf dein Ende warten, du musst es einstecken und gute Miene zum bösen Spiel, meinetwegen dem in dir machen, obwohl ich es immer noch lächerlich finde. Aber wann genau hat „Rückgrat zeigen“ angefangen, etwas Negatives zu sein?

Wie soll ich denn je damit klarkommen, wenn ich nicht einmal Gelegenheit haben darf, den einen Schlag in die Magengrube zu verdauen, bevor schon der nächste mitten ins Gesicht kommt? Ich will auch einmal zurückschlagen, aber die letzte Zeit bestand nur aus Gegenschlägen, Nackenschlägen, Rückschlägen, Fehlschlägen!

Du willst Gelegenheit? Sie stürmt auf dich zu. Ich habe mich offenbar wieder gefangen. Jetzt tus auch, nicht für dich, sondern für den Meister und Natalya.

Verd...schon wieder stürmen Angreifer auf uns zu. Diesmal ist mein Schild aber bereit. Die Flammenzunge eines Schamanen bricht sich daran, doch nach zwei Sekunden dringt ein fast unhörbares Knacken an mein Ohr. Anscheinend hält auch ein Chitinschild dieser Hitze nicht lange stand. Ich will es nicht gleich wieder verlieren!

Dann mach das sinnvolle – und bewirf ihn mit Schlamm!

Stimmt, das hatten wir letztes Mal schon. Meine Finger fahren in den nachgiebigen Untergrund, und eine gute Handvoll schießt auf den Totemträger zu. Das Feuer ist leider nicht schnell genug, um eine schön harte Tonkugel daraus zu brennen – das wäre etwas viel verlangt – aber es hört lange genug auf, damit ich mich auf die beiden stürzen kann. Der untere wird von meinem Stahlfuß zerquetscht, aber es sind ja zwei...doch schon habe ich den gepackt, der den Schädel hochgehalten hat. Und das Feuer auf mich gespuckt hat.
Der Kampf ist vorbei. Der Meister lehnt mit dem Rücken zu mir an einem Baum, sich mit Nat freundlich unterhaltend, während die Skelette Leichen schichten – offenbar hat sie es größtenteils aufgegeben, die Feindselige zu spielen, was seiner und „Tees'“ Beziehung natürlich gut tut.

Stimmt. Man müsste fast neidisch werden auf die beiden. Besonders, wenn sie beide wieder in die Stadt kommen, und sie ihn als Natalya treffen kann...und was machst du jetzt?

Seine Frage bringt meinen Blick auf nähere Dinge zurück – um genau zu sein, die Dämonenpuppe, deren ganze dreißig Zentimeter künstliches Leben gerade in meinem Griff um Freiheit kämpfen, aber selbstverständlich keine Chance haben. Na ja, setzen wir dem ein Ende.

Das ist doch mal eine Chance, deinerseits ein wenig Dampf abzulassen, oder?

Was?

Zeig diesem Ding, was passiert, wenn man sich mit dir anlegt. Es ist ein Teil des Dschungels, der hat es geschickt, um dich und deine Freunde zu töten – zahl wenigstens diesem Diener zurück, was er verdient.

Ich soll...
Erstarrt trifft mein Blick auf den Schinder.
Der auch erstarrt.
Langsam führe ich meine Hände zusammen – um ihn in die rechte Hand zu nehmen. Den Schild lege ich vorsichtig hin. Fast schafft er es, zu entkommen, als er doch noch einmal aufbegehrt. Dann schießt mein Schwert wenige Zentimeter aus seiner Armscheide.

„Eure kleinen Messer sind verdammt stumpf, habe ich festgestellt. Und rostig. Ich bin mir sicher, wenn sie in Fleisch schneiden, macht das dem Fleisch gar keinen Spaß. Eigentlich schade, dass ich mein Schwert schleife, nicht wahr?“

Das Ding beginnt zu zittern. Ein seltsames Hochgefühl erfüllt mich.

Und es beginnt gerade erst...

Ja...
Ich setze die Spitze zwischen seinen Beinen unter dem Lendenschurz an und fahre langsam und genüsslich nach oben. Ein Kreischen aus dem zugenähten Mund verrät mir, dass Dämonen durchaus beträchtliche Schmerzen spüren können.

„Sind da etwa noch welche, Golem?“

Schnell klatsche ich meine Hand über die Geräuschquelle.

„Da waren welche, General.“

„Gut, gut...also, Tees, diese Feuerfallen. Man muss die doch für mehr benutzen können als nur als Lichtquelle...“

Der Schinder lebt noch, obwohl sein Bauch offen ist. Er blutet auch nicht. Da ich ihn mit der Schwerthand halte, kann ich die Beinchen nicht sauber abtrennen...was sein Problem ist.

Stopf sie ihm in den Mund!

Gute Idee! Aber was machen wir mit den Armen?

Häng ihn an den Baum da, als Warnung. Vielleicht greifen uns dann weniger an.

Ob die das abschreckt? Aber warum nicht? Zwei spitze Steine, die ich mit den Fingern durch Dämonenglieder und Holz treibe, fixieren das zerbrochene Püppchen. Wie er da hängt, wie eine aufgespießte Fliege noch zappelnd, der man die Flügel ausgerissen hat...

„Golem, sag mal, spinnst du?“

Oh, verdammt. Der Meister steht hinter mir und blickt fassungslos auf die Frucht meiner Arbeit.

„Was soll das denn bitte? Das ist ja...grauenhaft. Ekelerregend! Und es lebt sogar noch! Was hast du dir bitte dabei gedacht?“

Ich...
Der Kopf des Schinders zuckt.
Und schon wieder bricht etwas in mir zusammen.
Das...das war wirklich ich. Und was habe ich mir dabei gedacht? Ich habe nach Wegen gesucht, diesem Dämon so viele Schmerzen wie möglich zuzufügen, ohne ihn zu töten – und es hat Spaß gemacht, das zu tun. Ihn zu quälen, zu foltern...

„General...ich...kann es nicht erklären...“

Sein Gesicht wird von entsetzt zu wütend.

„Ich mir schon. Du bist verdammt sauer, oder? Auf den Dschungel generell und im Speziellen auf die Dämonen darin, die diese Kinder abgeschlachtet haben, die du vorher gesehen hast, nicht wahr?“

Nein nein nein das ist es nicht...

„Ja, natürlich...“

„Das kann ich verstehen, Golem. Das ist natürlich. Aber das -“

Er deutet auf den aufgespießten Schinder.

„ - das ist krank. Du machst so etwas nie wieder, hast du mich verstanden? Die sind die Monster. Nicht. Wir.“

„Ich...es tut mir Leid, General. Wirklich. Es kommt nicht wieder vor.“

Meine Faust schießt vor und setzt dem Leiden des Dämons ein abruptes Ende. Er nickt scharf.

„Schön, dass wir uns da verstehen. Jetzt gehen wir weiter, und töten noch eine ganze Menge mehr von denen, aber auf schnelle und saubere Art und Weise. Ich weiß, dass du es schwer haben musst, den Hass zu bekämpfen, aber nimm dir um Himmels Willen ein Beispiel an Tees! Sie wird immer freundlicher, und du wirst immer stiller und machst Unfug wie gerade. Ist mir dir Alles in Ordnung?“

Nein. Kann es gar nicht sein.

„Ich komme zurecht, General.“

Tu ich nicht.
Sein Blick ruht noch eine Weile auf mir, eine endlose Weile, dann fährt er wortlos herum und schreitet weg, sichtlich aufgewirbelt durch das, was ich gerade getan habe.
Wie ich auch.

Aber gib zu, dass es dir Spaß gemacht hat.

Das-ist-ja-das-Schlimme!
Ich lüge, ich foltere, ich habe Spaß an diesem Wahnsinn! Was...was passiert mit mir? Es kann doch nicht all das, was ich mir an persönlicher Moral aufgebaut habe, einfach zerbrechen?

Wie du vorhin festgestellt hast, ist das aber passiert. Keine Sorge – der Schmerz geht vorbei, und man kommt ohne besser zurecht.

Hast du...hast du das auch hinter dir? Warst du früher etwa auch idealistischer?

Früher...früher ist vorbei. Lebe im Jetzt, dann peinigt dich deine Vergangenheit auch nicht mehr.

...nein. Nein, das kann ich nicht akzeptieren. Ich habe so viel Veränderungen zum Schlechteren in letzter Zeit durchmachen müssen, aber ich werde nicht zum Zyniker! Was zerbrochen ist, kann man wieder kitten! Es muss möglich sein!

Sieh dir doch die Skelette des Meisters an. Wenn die zerbrechen...dann werden sie zu Staub. Willst du die Körner einzeln zusammenkleben?

Siehst du das?
Ich hebe meinen Schild.

Eine Ausnahme.

Dann bin ich diese Ausnahme!

Na dann – viel Spaß dabei, während des Versuchens immer wieder zu scheitern.

Hast du es denn auch immer wieder versucht und bist dabei gescheitert?

Du Armer...ich glaube, je mehr ich darüber lerne, wie gemein die Welt zu einem sein kann, desto mehr beginne ich, auch dich zu verstehen. Ich kann gar nicht so verschieden sein von dem Golem, der du einmal warst. Aber eine Sache ist uns beiden nicht gemeinsam, mir und deinem vergangenen Ich...

Mal ganz abgesehen davon, dass deine Spekulationen Schwachsinn sind, was meinst du damit denn?

Ich bin nicht allein in mir selbst.
 
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Jaaaa es kommt doch noch :) Ein hoch auf dich Simon :) *geschärftes Messer weglegen* und ans lesen machen :)

EDIT: So habs jetzt gelesen und gefällt mir ganz gut. Finde es toll, wie du die ganzen Stimmungen, Schwankungen und Emotionalen Vorgänge alle miteinander verbindest und darstellst. Toll.

lg, gandalf
 
Zuletzt bearbeitet:
"Die sind die Monster."
Na, fällt da was auf?

Ansonsten: Eeeeeeeemo!!
Aber gut.
 
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