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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Wenn es der TO-Gurt sein sollte, was Yawgmoth doch hoffentlich anhand eines CNBF Effekts zeigen wird, sofern es stimmt, dann frage ich mich, was dann eig. beim General sein wird...

Der hat ja n gelben Knochenhelm/Knochenfratze, und das is dann entweder TO oder Tankreds :ugly: Ersteres wäre schwerer als der Gurt, und zweiteres hat außer Style nix :>

mfg :hy:
 
Laut der Beschriebung muss es ein seltener Helm sein. (Cain 'identifiziert' ihn irgendwo in den letzten Kapitel und da passt die Kombination nicht einen mir Bekannten)
Das wird ein Helm nach Simons eigener Kration sein. Mit künsterlischer Freiheit traue ich ihm das zu.
 
FenixBlack_FXB schrieb:
Laut der Beschriebung muss es ein seltener Helm sein. (Cain 'identifiziert' ihn irgendwo in den letzten Kapitel und da passt die Kombination nicht einen mir Bekannten)
Das wird ein Helm nach Simons eigener Kration sein. Mit künsterlischer Freiheit traue ich ihm das zu.
Spot on, der Helm ist Nichts besonderes, nach der Vipern wollte ich nicht noch eine Skillverstärkung (also Wurmschädel) einbauen, aber den Knochenhelm-Style und die Gelegenheit des Geisterbeschwörers konnte ich nicht vorüberziehen lassen.

Anyway, es ist wieder so weit - war recht knapp, weil ich gestern nicht mehr dazu gekommen bin, zu schreiben, also hab ich den ganzen Vormittag getippt...wurde denn auch länger, als ich erst wollte, aber das machts nur besser...oder?

Simon
 
Kann auch sein.
Und das mit dem CNBF Effekt kann gestrichen werden, das Jade-Tando hat das ja bereits.

Naja, it's Update Time :D
€: Sry fürs dazwischenposten.
 
Kapitel 10 - Der Ideale Lösung

"...und das ist ja das Schlimme bei dem, was ich tat: Ich habe nicht nur meine gerade gefassten Prinzipien verraten, sondern dies sehenden Auges und mit voller Absicht. Wie viel schrecklicher kann ein selbsterlegter Auftrag scheitern als noch bevor er begonnen hat, und das allein durch meine Schuld? Wie tief hat mich dieser Irrsinn schon gepackt, wenn der Zweite die Stimme meines Gewissens ist?"

Natalya lehnt sich auf dem Bett zurück, wo sie wieder Platz genommen hatte, nachdem ich begann, meinen verdammten Plan zu bekennen. Verbündete wollte ich? Pah, ein Netz aus Abhängigkeiten zu schmieden war der Gedanke! Aufgebaut auf Informationen, gefestigt durch Erpressung, begründet durch Lügen und Manipulation.

"Ich verstehe dein Problem nicht ganz."

Meine Arme spreizen sich in eindringlichem Unglauben.

"Was gibt es daran nicht zu verstehen? Ich dachte, ich hätte Werte! Moral! Offensichtlich habe ich falsch gedacht. Stolz? Auf meine Schläue! Auch da hat der Zweite Recht, das Einzige, worauf ich mir was einbilden kann, ist meine Unfähigkeit."

"Du bist echt arm dran...zuerst wird dir jede äußere Sicherheit genommen durch einen neuen Körper und den Zustand deines Meisters, und dann zerbricht auch noch deine geistige Sicherheit.
Aber doch letztlich nur an ihrer eigenen Überheblichkeit, nicht wahr?"

Gerade wollte ich wütend werden - ich brauche hier kein Mitleid! Ich verdiene es nicht einmal! Aber ihr letzter Satz lässt ich doch stutzen...und erkennen - sie hat Recht.

"Ja, genau! Und das macht meine Schuld doch nur schwerer!"

"Unfug!"

Bevor ich auch nur überrascht sein kann, hat Natalya mir einen Finger zwischen die Augen gepresst.

Wie ich schon sagte, aus der Haltung kann sie problemlos Sprungfeder spielen.

"Hör doch auf mit dem Geweine, das steht Keinem und am Wenigsten dir. Ja, du hast einen Fehler begangen, aber er ist erstens entschuldbar und zweitens nicht so groß, wie du denkst. Du wärst nicht der Erste, der sich in Arroganz geflüchtet hat, um seine eigenen Probleme zu vertuschen, und auch nicht der Erste, der damit auf die Nase gefallen ist. Und beim Himmel, du hattest Grund genug, deine Unsicherheit zu überspielen. Ich weiß, was du durchgestanden und über-standen hast, jetzt brichst du mir nicht wegen einer solchen Lapallie zusammen! Dass das Problem nur von dir ausgeht ist doch nicht furchtbar, das ist eine Chance. Ändere deine Perspektive, ändere deine Einstellung, und du bist wieder mit dir im Reinen."

Ich...Arroganz benutzt, um...

'Ich bin ja soooo stolz auf meine Schläue! Hach, bin ich genial, nicht im Mindesten einfach nur ein Kind, das so tut, als könnte es mit den Großen spielen!'

In Ordnung, in Ordnung!

"Ich verstehe nicht...wie soll das so leicht gehen? Wenn es das wäre..."

Sie löst sich von mir und verschränkt die Arme.

"So weit war ich schon. Lass mich erklären. Du bist im Grunde absoluter Idealist, weil Ideale zu haben das Einzige ist, das dich am Leben gehalten hat, als noch Niemand wusste, dass du intelligent bist. Was gut ist; es hat dich zu einem der nettesten und selbstlosesten Wesen gemacht, das ich kenne."

Was dir im Grunde absolut Nichts nützt.

Kein Wunder, dass du es so siehst, immerhin hast du in der gleichen Situation wie ich stattdessen sämtliche Ideale aufgegeben und durch Meisterverehrung ersetzt, um nicht wahnsinnig zu werden, hm?

"...vielen Dank..."

"Nicht nötig, ich bin hier nur ehrlich. Leider ist es nun so, dass du feststellen musstest, dass deine Ideale ziemlich nutzlos sind, wenn es hart auf hart kommt, und sich womöglich sogar direkt ausschließen. Du wurdest gehörig desillusioniert, und das nagt jetzt an dir."

"Aber...meine Ideale...meine Prinzipien...sie können nicht wertlos sein! Ohne sie bin ich doch selbst Nichts wert!"

Bist du auch mit ihnen.

"Und genauso fühlst du dich jetzt, oder?"

Ich nicke niedergeschlagen.

"Und das ist nicht einmal das Problem. Jeder hat das Recht darauf, sich in einer solchen Situation schlecht zu fühlen. Aber du lässt dich davon lähmen, und das darfst du nicht."

Ich stutze, als ich diese Worte höre.

"...genau das habe ich dem Meister nach Prathams Tod gesagt..."

Sie stößt einen Finger in meine Richtung und beginnt, auf- und abzugehen.

"Also, was verrät deine Prinzipien mehr, ein wenig hinterlistig zu sein, um deinem Meister zu helfen, oder gleich aufzugeben, weil du einmal erkennst, was wir Alle irgendwann erkennen müssen: Dass Ideale zwar theoretisch in Ordnung sind, aber in der Praxis oft einfach nicht in Reinform haltbar? Niemand ist vollkommen, was Moralfragen angeht, und wenn du mal an einer schwer zu kauen hast, dann macht dich das doch nicht gleich zu einem schlechten Menschen. Golem. Egal.
Du sollst deine Ideale nicht aufgeben! Das habe ich nie gesagt. Das sollte Niemand. Hätte jeder so hohe wie du, wäre die Welt ein besserer Ort. Was ich fordere ich Nichts als etwas gesunder Pragmatismus."

"Wie kann man Prinzipien hochhalten und fordern, die man selbst nicht immer befolgt?"

"Da kommt die Perspektive ins Spiel. Bedenke, du wirst dich immer zwischen mehreren Handlungen entscheiden müssen, von denen jede ein anderes Prinzip verletzt. Jede Situation erfordert hier ihre eigene Beurteilung. Bist du soweit bei mir?"

"Ja..."

"Der Schluss ist demnach: Prinzipien und Ideale können immer nur das Fundament sein, auf dem du deine Entscheidung aufbaust - aber müssen es auch. Die Interpretation, welches Prinzip in welcher Situation als Basis geeigneter ist, auf die kommt es an."

Ja!

"Aber...wie soll ich erkennen, welchem Prinzip ich folgen sollte? Ist mein Meister wichtiger als meine Ehrlichkeit?"

Natalyas Ausdruck wird traurig.

"Das, mein Lieber, musst du selbst entscheiden. Aber ich sage dir: Keine Entscheidung ist die Schlimmste, und den Fakt, dass du eine treffen musst, zu bedauern, ist Nichts als schädlich."

Oh, wie Recht sie hat! Hör auf zu jammern und hilf dem Meister!

"Ich glaube, ich verstehe langsam...dass ich jetzt auf mich allein gestellt bin, fordert eigentlich diesen Pragmatismus, manchmal von zwei Übeln das kleinere zu nehmen statt durch das Verachten von beiden ein noch größeres entstehen zu lassen. Aber trotzdem...es widerstrebt mir zutiefst, dem Zweiten hierbei oder auch sonstwie zuzustimmen."

Sie überlegt.

"Soso, er ist meiner Meinung...und dir gefällt das nicht...denkst du, es ist ein wertvolles Prinzip, ihm nie beizupflichten, auch wenn er Recht hat?"

Das bringt mich ziemlich heftig dazu, eine schon vorgefertigte Antwort erst einmal zu unterdrücken.

Gut so.

Plötzlich grinst Natalya schelmisch.

"Sag mal...mit diesem Zweiten würde ich mich ja nur zu gerne unterhalten. Denkst du, das geht?"

Was?

Was?

"Ich kann ihm keine Kontrolle geben!"

"Nur die Stimme...?"

Das könnte gehen.

"Nein! Er ist gefährlich!"

"Sagst du dauernd, was sagt er? Mich würde sein Standpunkt brennend interessieren."

Ich bin gefährlich.

"Er sagt selbst, dass er gefährlich ist!"

"Ach komm, lüg mich nicht an, das tut er nicht. So schlimm kann er nicht sein. Auf jeden Fall will ich wissen, ob deine Angst vor ihm gerechtfertigt ist."

Angst? Ich habe keine...

Offenbar doch, sonst würdest du dich nicht so zieren, deine ach so gehasste Stimme zeitweilig aufzugeben.

Nur ein Trick...

Nein, eine Erinnerung an deine Prinzipien. Willst du gelogen haben, als du meintest, du hättest keine Angst vor mir - um das zu verteidigen, was Natalya gerade zu Recht als Unfug bewiesen hat?

Keine Angst...Vorsicht.

Ach?

...
Na schön! Dann sprich.

"Du unterhältst dich gerade mit ihm, oder?"

"In der Tat, Natalya. Ich freue mich über seine richtige Entscheidung. Zum Anlass unseres Kennenlernens würde ich dir zu gerne die Hand schütteln, aber der Restkörper ist noch unrechtmäßig besetzt."

Natalya überspielt den Wechsel bewundernswert, aber ich zucke zurück. Was machst du mit der Stimme?

Pah, ich habe weit mehr Erfahrung als du im Manipulieren magisch erzeugter Töne...

"Freut mich auch, dich kennen zu lernen...wie kann ich dich nennen?"

"Auch ich war stets nur als 'Golem' bekannt, wenn die geteilte Terminologie Verwirrung stiftet, könnt Ihr mich auch gerne 'Erster' nennen, denn nichts Anderes stimmt."

"Hm...der Golem, den ich kenne, nennen wir ihn 'Eisenjunge' - du kannst mich hören, ja?"

Ich nicke und hebe den Daumen meiner linken Hand.

"Gut. Also, der Eisenjunge hat mir ja bereits erzählt, dass du meinst, ein Anrecht auf diesen Körper zu haben. Kannst du mir das in eigenen Worte noch mal erklären?"

"Nur zu gerne, immerhin ist dies eines der Themen, das mich am meisten beschäftigt. Bei der Erschaffung dieses Zweiten wurde die gleiche Formel benutzt wie einst für mich, jedoch von einem anderen Totenbeschwörer als dem meinen. Weil dieser lange nicht die Beherrschung meines eigenen Meisters erreicht hatte und hat, erschuf er durch die leichte Abwandlung des Spruches seinen eigenen Golem mit eigener Persönlichkeit - aber mit meinem Körper. Ich habe das alleinige Recht auf ihn, es ist meine Formel, die ihn erschaffen hat, und nach Allem, was ich bisher über diese Welt herausgefunden habe, in die ich so unvermittelt gelangte, gesperrt in eine dunkle Ecke meines eigenen Bewusstseins, besteht mein Recht seit hunderten von Jahren."

Was? Du kannst nicht die gleiche Formel haben wie ich! Die gleiche Formel erschafft den gleichen Golem, sonst stünden wir nicht hier nach unseren beiden 'Toden'! Der Meister kann unmöglich zufällig eine ganz leicht andere für mich gefunden haben, wie für dich benutzt wurde!

Gefunden hat er sie, aber nicht erfunden. Du weißt doch, woher sie stammt - obwohl du damals davor zurückgeschreckt bist, mehr zu erfahren.

Damals...
Eine eisige Faust klammert sich um was auch immer in meiner Brust liegt.
Das Buch des Meisters, das zu studieren ich im Lager der Jägerinnen Gelegenheit hatte...Die geheime Kunst der Nekromantie...vom General geschrieben...
Du bist der Golem des ersten Generals!

Oh, du verdammter Schnellmerker.

"Ich verstehe deine Verbitterung...Erster...und will nicht einmal versuchen, mir die Qual vorzustellen, die es sein muss, in sich selbst gefangen zu sein. Dennoch - bist du nicht der Meinung, dass auch der Eisenjunge ein Recht hat, zu existieren, so wie du?"

"Ich bin dieser Meinung."

Das stimmt überhaupt nicht! Du hast mit hunderte Male gesagt, dass es dir am liebsten wäre, wenn ich von nun an in dir eingesperrt wäre - oder gleich ganz verschwunden!

"Aber eine Lösung für dieses Problem dürfte sich als schwierig gestalten, oder?"

"In der Tat habe ich mir bereits eine einfallen lassen. Wenn der General der heutigen Zeit es schaffen würde, meine Formel exakt zu kopieren, könnte er mich in meinem eigenen Körper erschaffen, und somit unsere Teilung auch physisch vervollkommnen. Dafür müsste unser geschätzter Zweiter natürlich erst einmal seine Lage gestehen."

Du...warum hast du mir das bisher nie gesagt? Bist du gerne in mir, oder was?

"Du glaubst doch wie ich an einen gesunden Pragmatismus. Ist deine Überzeugung von der Richtigkeit dieser Philosophie stark genug, um deinen Hass auf den Eisenjungen zu begraben und ihm seinen eigenen Körper zu gönnen?"

"Wie ich bereits sagte, ich bin nicht von Hass motiviert, ich suche nur Gerechtigkeit für mich selbst. Er kann genausowenig wie ich für die Situation, in der wir uns befinden, und ich wünsche ihm nur das Beste."

Nein! Nein, damit kommst du nicht durch! Du überzeugst sie hier nicht davon, dass du ein netter Kerl bist, der nicht nur auf sich schaut - ich erkenne deinen Plan, garantiert hilft es nur dir, wenn der Meister die Formel richtig für dich ausspricht!

Aus dir spricht doch nur die Angst, du könntest deine Kontrolle über mich verlieren...

"So ist das also. Damit kannst du dem Eisenjungen seine Stimme zurückgeben, ich freue mich über die Erkenntnis, die dieses Gespräch gebracht hat."

...
Na los, gib her!

"Es war auf jeden Fall aufschlussreich, Nat - vielen Dank, dass du mich dazu gebracht hast, auch ihn einmal zu Wort kommen zu lassen. In meinem Kopf hört sich doch Alles ein wenig anders an, als es gemeint ist."

Das...das habe ich nicht gesagt! Du kannst nicht einfach deine Stimme verstellen!

Ich sage nur, was du sagen solltest.

Natalyas Gesicht...wird wütend.

"Zweiter, hör auf, mich verarschen zu wollen. Ich glaube, du hast meine Erkenntnis nicht verstanden. Die besteht nämlich darin, dass ich mich dafür schäme, je an den Worten des Eisenjungen gezweifelt zu haben, was dich angeht, du schleimiger, betrügerischer Bastard."

"Was?"

"Ah, du gibst dich doch zu erkennen. Denkst du, ich bin von gestern? Du wünschst dem Eisenjungen nur das Beste? Eine schöne Aussage, von höchster Moral, 'nicht Hass, sondern Gerechtigkeit', dass ich nicht lache. Jeder würde den, der ihn, egal wie unschuldig, so einsperrt wie du eingesperrt wurdest, hassen. Womit klar ist, was ich mir schon dachte, als du die Möglichkeit erwähntest, das Problem zu 'lösen': Wenn ein neuer Golem erschaffen wird, mit deiner Formel, dann bist du dieser Golem, klar - aber wenn der General genug Macht hätte, um zwei Golems gleichzeitig zu kontrollieren, dann würde er das doch tun. Nein, du willst den Körper und den Meister für dich allein, und von nichts Anderem wirst du motiviert. Mit einem selbstsüchtigem Etwas wie dir will ich Nichts zu tun haben, und ich verstehe den rechtmäßigen Eigentümer dieser Hülle sehr gut, wenn er meint, wie gefährlich zu bist: Deine goldenen Worte sind Lügen, Manipulationen, du bist ein Blender, genau das, was er nicht werden will. Es ist verständlich, dass du verbittert bist, aber was du hier tust, ist einfach falsch. Wenn du keine Prinzipien hast, denen du bei der Suche nach ihr folgst, dann verdienst du deine Freiheit nicht."

"Nein, das ist..."

"Es reicht. Gib dem Eisenjungen die Stimme wieder, ich will Nichts mehr von dir hören."

Ja! Die Frau hat Recht! Her damit!

Hol sie dir doch!

Urplötzlich spüre ich, wie sich der Zweite in mir aufbäumt, gegen das Gefängnis meines Willens anstürmt, und mein Bewusstsein wird aufgesogen in einem Strudel...aus Weiß und Schwarz...nein!

Ich bin nicht so weit gekommen, um mich von einer Schlampe, die schlauer ist, als gut für sie ist, und einem Weichling, dessen sogenannten Ideale mich krank machen, behindern zu lassen!

Ich bin der Avatar des Lichts, und er der der Dunkelheit. Mit erhobenen Klauen stürmt er schon auf mich zu, ein kopfloser Angriff voller Hass, Aggression...die schwarzen Emotionen aller Lebewesen, in ihm personifiziert. Aber diesmal bin ich bereit. Hell strahlen meine Schwerter auf, und als er sich nähert...
Trete ich zur Seite. Er stolpert, sein Schwung ins Leere gehend, und ich packe ihn am harten Metallgenick. Die schwarzen Flammen züngeln über meine Hand, aber sie können ihr Nichts anhaben. Ich bin auch aus Stahl.

"Das lässt du schön bleiben."

Meine Schwerter verschwinden. Ich brauche sie nicht. Ich bin hier nicht der Aggressor, ich verteidige mich nur. Es ist hier Alles nur symbolisch, aber in mir haben diese Symbole Macht. Mein "Körper" ist geformt, weil er symbolisch meinen festen Willen darstellt; erst, als ich Bewusstsein erlangte in unserem Kampf zu Anfangs, entstand er. Also kann ich ihn auch, ganz, wie ich will, umformen.
Tentakel aus Licht schlingen sich um seine wild umher schlagenden Arme, und er schreit ein wortloses Brüllen der Überraschung. Ich lasse seinen Hals los, und auch meine rechte Hand löst sich auf, um über seinen Kopf zu fließen, in seine Augenhöhlen einzudringen. Ich presse mich an ihn, und Seile aus meiner Substanz schlingen sich um den Nachttorso, seine Füße versinken in einem Meer aus Helligkeit, die Krallen daran nutzlos. Ich löse mich von meinem Seelenkörper und betrachte von außen mein Werk.
Da steht er, der Zweite, Flammen über tonverstärktem Skelett, und ist hilflos, gefesselt von mir, eingesperrt - wie es sein sollte.

Du wirst mich nie los! Ich werde hier sein und auf eine Gelegenheit warten! Dein Körper gehört mir! Mir allein! Ich mache dich fertig, trotz deiner Tricks!

Pass du nur auf...auch meine Seelensubstanz hat noch eine Dornenaura...
Er war gerade dabei, sich aufzubäumen...und hat wohl auch seine Klauen dafür benutzt...und wieder durchdringt ein Schrei mein Inneres, als kurz, nur einen Sekundenbruchteil lang, sich tiefe Stacheln von mir in seinen Brustkorb bohren.
Ja, da ist er gut aufgehoben.

"Golem? Eisenjunge? Was ist mir dir?"

Ich hebe den Kopf; während meines kleinen internen Zwistes hatte kurz Niemand meinen Körper kontrolliert, und im Gegensatz zur Situation kurz nach meiner Beschwörung darin hatte sich Keiner vorher die Mühe gemacht, ihn perfekt auszubalancieren. Ich liege am Boden, und Natalya kniet über mir. Ich würde grinsen, wenn ich es könnte.

"Es ist Alles in Ordnung..."

Ich überlege kurz.

"Um genau zu sein, ist es sogar weit besser als vorher. Man braucht wirklich nur ein wenig Übung, um aus dieser Stimme etwas zu machen - oder einen Zweiten, der einem zeigt, wie es geht."

Natalya hebt eine Augenbraue.

"Woher soll ich wissen, dass du das bist?"

"Einfach..."

Ich erhebe mich.

"...im Gegensatz zu ihm habe ich Humor."

Sie bleibt skeptisch.

"Und wie soll mich das überzeugen?"

Mein schiefer Blick soll so verletzt wie möglich wirken.

"Also bitte...denkst du, sein Ego von der Größe dieses Dschungels da draußen würde es ihm erlauben, schlecht über sich selbst zu reden?"

Natalya lacht, aber ich bin noch nicht fertig.

"Zudem muss ich mich nicht verstellen, um dich Nat zu nennen. Nat. Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich dir für dieses Gespräch und vor Allem sein Ende bin."

"Ach...keine Ursache..."

"Wirklich. Ich habe so viel gewonnen. Einen erneuten Kampf gegen ihn, weil ich begriffen habe, dass meine Prinzipien nicht wertlos geworden sind und die beste Verteidigung immer noch darin besteht, überhaupt nicht anzugreifen, eine Stimme, die sich fast menschlich anhört, und, am wichtigsten und was ich zumindest hoffe, eine echte Freundin."

Ich strecke meine Hand aus, aber sie umgeht sie und umarmt meinen kalten Körper. Ich erstarre.

"Dann lass auch mich dir danken, weil ich mich auch unglaublich freue, einen echten Freund gefunden zu haben. Und unser Gespräch hat auch nicht nur dir geholfen."

Ich lege den Kopf schief.

"Wie meinst du das?"

Sie lächelt.

"Denkst du, ich zweifle nicht auch manchmal an meinen Prinzipien und Idealen? Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, für was wir eigentlich stehen im Leben, und alleine können wir es nicht schaffen, diese Erkenntnisse zu gewinnen."

"Und wenn ich das recht verstanden habe...dann geht es bei einer Freundschaft auch um das, oder?"

"Genau. Also - was ist dein Plan?"

Ich überlege kurz, dann nicke ich.

"Ja...ich habe auch noch eine Aufgabe, nicht wahr? Weißt du was? Der Zweite hat mir heute wieder gezeigt, dass wir gegen diesen Wahnsinn einfach etwas tun müssen, so schmutzig unsere Finger dabei auch werden."

Ich schaudere kurz bei dem Gedanken, mein reines Bewusstsein um sein dreckiges geschlungen zu haben - aber nur so kann ich ihn eindämmen...

"Du wirst also deinem ursprünglichen Plan folgen?"

"He, er hat funktioniert - meine erste Verbündete habe ich gewonnen. Und wenn ich dafür manchmal lügen muss...verdienen es manche Leute hier nicht auch?"

Sie grinst.

"Nur zu wahr. Und was sagst du deinem Meister?"

Ich überlege nur kurz.

"Auch da muss ich wohl weiter lügen...und wenn ich sehe, was der Zweite mit ein paar zuckersüßen Worten hier fast erreicht hätte, halte ich ihn nur zu gerne weiter geheim."

Natalya seufzt.

"Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Sag mal...der Zweite hört immer noch mit, oder?"

Ich schüttele bedauernd den Kopf.

"Ja, er ist nicht verschwunden - das wird er wohl nie."

"Dann hör mir mal zu, Zweiter. Wie ich schon sagte, ich verstehe, dass du einen eigenen Körper willst und am besten deinen zurück. Und ich bedauere auch wirklich dein Schicksal, für das du Nichts kannst und das dir wirklich grausam mitgespielt hat. Jedoch deine Methoden verurteile ich. Dennoch bin ich der Meinung, dass es für dich, für euch beide eine Lösung dieses Dilemmas gibt. Dafür darfst du aber nicht nur an dich selbst denken - komplette Auslöschung des Eisenjungen ist keine Option, weil es auch einfach nicht möglich ist. Ihr müsst einen Kompromiss schließen, sonst müsst ihr ewig kämpfen und werdet nie glücklich."

Ich ziehe mich etwas zusammen.

"Es widerstrebt mir immer noch, dass ich mit diesem Giftling auskommen sollte..."

"He! Er hat das gleiche Recht darauf, in Frieden und Freiheit zu leben wie du!"

"...vielleicht hast du Recht...reden wir nicht mehr darüber."

...Danke, Nat...
 
Gutes Kapitel :top:
Es iust, denke ich, beabsichtigt, dass die letzte Zeile so klein und kümmerlich ist ;)?
 
Ist wirklich gut. Ich bin mal darauf gespannt, ob Nat recht hat, dass die beiden sich zusammenraufen können.

Und ich finds toll, dass das Kapitel so lang ist.
 
Hm...
Ich bezweifle, daß der andere seine Bestrebungen aufgeben wird, die alleinige Herrschaft an sich zu reißen...
Wenn er auch durchaus so tun kann, als ob...
Irgendwie erinnern mich die beiden an ein gewisses anderes Figurenpaar - oder auch eine Figur.
 
also dieses Gespräch ist wirklich wunderbar beschrieben :top:
da denke ich immer, dass man bisher erreichte qualität nicht mehr toppen kann und dann bringst du sowas :D
 
o rly, neri :)?

Vielen lieben Dank, desti!

VenomV96 schrieb:
Gutes Kapitel :top:
Es iust, denke ich, beabsichtigt, dass die letzte Zeile so klein und kümmerlich ist ;)?

Selbstverständlich ;).

Auch dem Rest ein Dank.

Simon
 
TwinYawgmoth schrieb:
Kapitel 10 - Der Ideale Lösung
Das stimmt überhaupt nicht! Du hast mit => mir hunderte Male gesagt, dass es dir am liebsten wäre, wenn ich von nun an in dir eingesperrt wäre - oder gleich ganz verschwunden!


Es ist immer wieder eine Lust zu lesen.

Ich kann immer nur versuchen an deine Rhetorik und Handlungsverstrickung heranzukommen.
 
Dir fehlt da ein ch :p. Nur die Ruhe, Übung macht den Meister, und da hab ich mittlerweile eine Menge. Meisterlich bin ich lange nicht, aber ich merk ganz unbescheiden auch selber, dass ich immer besser werde.

Und Danke auch für die Fehlerkorrekturen immer!

Simon
 
hi ho hammer geiles update
sehr interesant nat hats ja voll drauf
des is voll hat immer ne woche warten zu müssen ich hab vor ewigkeiten mal teil 1 gelesen und dann teil 2 in 4 tagen gelesen und jetzt muss ich immer ewig warten
:-( naja trozdem danke das es das gibt^^
 
Oh, ein Ex-Lurker, freut mich, dich bei den Kommentierenden zu haben! Nur 4 Tage für Teil 2? Wow, da muss ich ja echt gefesselt haben :D...vielen Dank!

Also, weniger Warten, mehr Story. Hab gerade das neue Kapitel fertig geschrieben, also kriegt ihrs gleich, weils nach 12 ist und ich noch fit. Viel Gerede, aber ich hab keine Lust mehr auf eindimensionale Charaktere...

Enjoy!

Simon
 
Kapitel 11 – Schlangenzungen

„Ormus war einst ein großer Magier, aber diese Zeit ist lange vorbei. Jedoch, er ist nicht bitter – seine Kräfte sind immer noch vorhanden, und die Menschen hier brauchen sie. Darf ich vermuten, dass du deswegen zu mir gekommen bist?“

Schon nach den ersten Begrüßungssätzen ist mir der Tick des alten Mannes, dauernd die Art zu wechseln, wie er über sich selbst spricht, unangenehm aufgefallen, aber sein freundlicher Tonfall und seine sofortige Einladung, in Ruhe bei ihm über mein Anliegen zu sprechen, und auch einfach ein wenig miteinander, haben mich komplett überrascht.
So trinkt er Tee und ich bemühe mich durch ein paar zum Glück nicht anstrengende und genausowenig unangenehme Verrenkungen, seine Kissen nicht zu zerstören, weil ich auf Augenhöhe mit ihm sitzen will.

„Aber stört Euch nicht, dass ein Geck wie Hratli sich etwas auf seine Metallbearbeitung einbildet, wenn doch Euere Vergangenheit offenbar so viel mehr Anerkennung verdienen würde?“

Sei vorsichtig, wenn du Leute schlecht machst. Es darf nicht zu offensichtlich sein. Streu lieber ein Kompliment an deinen Gesprächspartner ein – er muss nicht fühlen, dass der Andere schlechter ist, sondern dass er besser ist!

Ormus seufzt.

„Hratli. Ja. Ich will nicht verleugnen, dass Ormus dieser junge Mann teils ein wenig auf die Nerven geht. Aber er erinnert mich zu sehr an mich selbst in meiner Jugend, als dass er ihm wirklich böse sein kann.“

Ich nicke, Verstehen in meine Stimme legend.

„Ich finde es bewundernswert, wie Ihr mit Euerer Situation umgeht, mit der generellen Lage überhaupt. Man sagt, der Wahnsinn blüht in Kurast, aber bei Euch findet er keinen fruchtbaren Boden.“

„Bis auf gewisse Sprachfehler vielleicht?“

Ich lege den Kopf schief, aber langsam wird mir klar, dass mein Gegenüber verdammt viel mehr drauf hat, als ich ihm zugetraut hätte. Also...

Pass bei den Schlauen auf, und unterschätze grundsätzlich Niemanden, Äußeres kann täuschen. Das Beste gegen solche ist – Ehrlichkeit. Sie werden nie vermuten, dass du keine Hintergedanken hast und sich so selbst überlisten.

„Ich kann nicht sagen, dass ich das nicht bemerkt hätte. Die Höflichkeit jedoch verbot mir bisher eine Bemerkung.“

Was stimmt; wenn Hratli mit seiner Eunuchenstimme reden darf, dann darf Ormus auch ein paar Probleme bei der Grammatik haben. Und sonst ist er ja ganz vernünftig. Jetzt grinst er...schlau. Jaha.

„Nicht Alle sind in der Hinsicht wie du. Ormus ist es durchaus bewusst, dass er gelegentlich vom rechten Pfad der Sprache abweicht, aber ich kann Nichts dagegen tun.“

Ich entschied mich, da nicht weiter nachzufragen.

Bei günstiger Gelegenheit wechsle das Thema, da du dich an jede Sekunde des Gesprächs erinnern kannst, dein Gegenüber aber in den meisten Fälle nicht, hast du einen gewaltigen Vorteil, wenn du die Informationen, die du geben musst, über mehrere Stücke verteilst.

„Um zu Euerer ersten Frage zu kommen, ja, ich würde mich über einen kleinen Gefallen freuen.“

„So ist es also. Ich weiß deine Ehrlichkeit hier wohl zu schätzen. Was sollte Ormus denn für dich tun?“

Ich hätte jetzt gerne eine Teetasse...

Pausen sind eine hervorragende Methode, ein Gespräch wirklich zu führen. Es ist eine Kunst, sie genau so lang zu halten, dass du immer die absolute Kontrolle darüber hast, wann was gesagt wird.

...um etwas tun zu können. So lasse ich meinen Blick langsam über sein Gesicht wandern, dabei unnötigerweise meinen Kopf ein wenig mitbewegend, weil er ja nicht feststellen kann, wohin ich gerade sehe, ohne Pupillen meiner. Er spannt sich ein kleines Bisschen an – ich sehe Alles – und das ist mein Zeichen, das Schweigen zu brechen.

„Es heißt, die Taan waren große Heiler.“

Jetzt zuckt Ormus aber, und damit weiß ich, dass ich mit diesem Satz voll ins Schwarze getroffen habe, wohin ich wollte.

„Was...was weißt du über meinen Orden?“

Dazu fallen mir gleich zwei Sachen ein...

Gib Unwissenheit unter keinen Umständen zu.

Und:

Wenn der andere anfängt, Fehler zu machen, hast du gewonnen.

Genau. Erster Fehler, Ormus: Du hast bereits zugegeben, ein Taan zu sein oder es zumindest gewesen zu sein. Und das schreit wieder nach einem Themenwechsel.

„Genug. Hört zu, dies ist mir wichtig. Mein Meister, der General, ist krank, seit Wochen. Dämonische Mächte haben ihn verletzt und die Wunden heilen viel zu schlecht, und ich befürchte, gar nicht. Er braucht Hilfe, und das schnell. Ich würde nicht mehr von Euch bitten, als dass ihr einen Blick auf ihn werft, ob Euere Kunst etwas bewirken könnte.“

Ormus starrt mich eine Weile an.

„Ormus ist sich nicht sicher. Die Taan hatten viele Feinde, und das führte auch zu ihrem Untergang. Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?“

Diesmal spare ich mir die Pause.

„Ich weiß, dass Ihr beobachtet werdet.“

Die zweite Überraschung. Und der zweite Fehler, als seine gezischte Antwort kommt.

„Wer ist es?“

„Ihr wart Euch der Situation bewusst? Aber die Frage ist irrelevant. Fakt ist, ich bin davon überzeugt, dass ich, wenn nicht direkt die Beobachtung stoppen kann, aber dafür sorgen, dass Euch keinerlei Schaden daraus erwächst.“

Wieder überlegt er.

„Warum dieses...großzügige Angebot? Es scheint mir in keinem Verhältnis zu der leichten Aufgabe zu stehen, die Ormus für dich tun soll.“

Jetzt aber eine Pause, zurücklehnen – und Ehrlichkeit vorbereiten.

„Ich bin hier durchaus in einer verzweifelten Lage, Ormus. Ich würde Alles geben, um den General zu heilen, und es würde mir aufrichtig Leid tun, eine so pikante Information, wie ich sie besitze, nur für ihren genauen Gegenwert herauszugeben, wenn ich doch weiß, wie viel sie Euch nützt – und wie viel ihr Weglassen schaden könnte...“

„Du machst das aus Altruismus?“

„Nein!“

Ich schlage die Hand auf den Tisch. Zärtlich – für mich, aber laut genug, um ihn zusammenzucken zu lassen.

„Ich mache das, um meinem Meister zu helfen! Das ist meine primäre Motivation, und ich werde auch genau darauf schauen, dass, wenn wir eine Vereinbarung treffen, Ihr Euch an Eueren Teil haltet. Jedoch, meine sekundäre Motivation besteht darin, gewisse Prinzipien aufrecht zu erhalten, und dazu gehört auch, dass ich diesen Wahnsinn hier nicht gewinnen lassen werde.“

Pause.

„Also, haben wir eine solche Vereinbarung?“

Ormus rührt keinen Muskel.

„Ich glaube, du bist der anständigste Erpresser, den Ormus je getroffen hat. Nun also. Hand darauf, ich bin, so früh es geht, bei deinem Meister.“

Ich schüttele sie sehr vorsichtig.

Solltest du eine Niederlage einstecken, zeig das auf keinen Fall.

„Vielen Dank für unser Gespräch. Ich hoffe, wir bleiben in gutem Kontakt.“

Damit verlasse ich Ormus’ Haus. Äußerlich ruhig, stürmt in mir erneut ein Tornado der Unentschlossenheit, gemischt mit ein wenig eiskalter Schuld und dem hässlichen Dreck der Scham.
So leicht verrate ich also meine Prinzipien...aber wie sagte Natalya?

Das ist kein Verrat, Eisenjunge. Es ist gesunder Pragmatismus. Vernunft.

Und doch...kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass sie hier mich manipuliert hat, etwas zu tun, das ich nicht will. Ich baue mir hier ein Netzwerk auf aus Abhängigkeiten, wie es mein ursprünglicher Plan war, bevor ich bemerkt habe, dass ich dafür lügen und betrügen muss...erpressen muss...Ormus hatte da ganz Recht. Was war diese Erkenntnis letztlich wert?
Ich bleibe stehen und überlege, meine Füße anstarrend.
Eigentlich nur, dass ich mir jetzt sicher bin, was meine Aufgabe angeht – sie ist wichtiger als meine persönlichen Bedenken. Ich muss den Meister gesund kriegen, irgendwie. Es geht hier um die Welt! Da kann ich doch keine Zurückhaltung zeigen, wenn es nur um das Lügen geht...

Ich meine, du würdest doch ein Leben nehmen, um tausende zu retten, oder? In diesem Fall musst du das nicht einmal – du musst nur ein kleines bisschen die Unwahrheit sagen...und ich zeige dir sogar, wie das geht.

Ja, Nat, du warst eine gute Lehrerin in der Manipulation Anderer. Weil du verdammt gut darin bist. Aber gleichzeitig hast du auch Recht, und du bist jetzt meine Freundin, was soll ich da machen? Genau: Weiter.


„Monster! Monster! Zu den Waffen!“

„Ruuuhig, Telasch. Das ist einer von uns. Golem! Was führt dich denn hierher?“

Ich nicke ihm und dem anderen Soldaten zu, der nervös sein Schwert zurück in die Scheide steckt.

„Hallo, Vanji. Mein Gedanke war nur, euch mal zu besuchen, um zu sehen, was ihr so treibt.“

„Deine Stimme...“

„Sehr zu meiner Freude hab ich erkannt, was sich mit ein wenig Übung machen lässt.“

Neben mir ertönt eine weibliche Stimme.

„Schau an, schau an, wen haben wir denn da...“

Vanji schlägt die Hacken zusammen.

„Er ist harmlos, Madame. Der Golem des Totenbeschwörers.“

„Aah...ich habe von dir gehört. Ihr könnt euch zurückziehen, das dürfte interessant werden.“

Ich sehe sie an, als die anderen Männer aus dem größten Gebäude verschwinden, das ich hier auf den Docks bisher gesehen habe – es ist die Kaserne der Eisenwölfe, wie ich mir von Deckard habe sagen lassen, bevor ich vorbeischaute. Die Soldaten von Kurast, die dafür sorgen, dass kein Dämon die Grenze des Flusses überschreitet, der die Stadt vom Dschungel trennt, und die die letzte Verteidigungslinie darstellen, sollten die Pflanzen beschließen, auch noch die Docks zu verschlingen. Sie ist sehr leicht bekleidet, mit Leder, das nicht viel dunkler ist als ihre olivene Haut, ihre schräggestellten grünen Augen haben etwas durchdringendes. Deren Farbe passt zu der Schlange, die sich um ihren Hals windet und die mich anzischt, während sie zu einem Stuhl geht und sich mir gegenüber hinsetzt, einen Arm auf die Lehne stützend, den anderen unter ihre Brüste legend. Eine interessante Frau...das giftige Tier überrascht mich irgendwie überhaupt nicht, obwohl es das doch sollte. Wobei...ihre Art, sich zu bewegen, das Leder, das sie trägt – es passt. Es passt einfach zusammen.

„Du bist also ein Golem...du siehst stark aus. Bist du es?“

Ich lege den Kopf schief, dann sehe ich den Stuhl an, der neben mir an der Wand steht. Ein mächtiger Thron aus Eisen und Gold – umgeben von Waffen. Was der wohl hier macht, und warum sie nicht darauf sitzt? Ich ignoriere ihn – und setze mich auf dem Boden ihr gegenüber.

„Durchaus.“

Sie deutet mit dem Kinn auf den Thron.

„Ein Anderer hätte wohl versucht, das Ding zu heben, um diese Aussage zu beweisen.“

„Warum sollte ich etwas beweisen? Ich bin nur hier, um einen Bekannten zu besuchen...“

Sie blickt zur Decke.

„Vanji?“

„Naheliegender Schluss, da er es war, der mich grüßte. Darf ich fragen, wer Ihr seid?“

Ihr Blick wendet sich wieder mir zu.

„Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Aschara, und meines Zeichens Führerin der müden Truppe hier. Du kennst einen von uns, weißt du auch, was unsere Aufgabe hier ist?“

Neugier zu erregen schadet nicht – es kann sogar helfen. Wirf Köder aus.

„Ich kenne sogar zwei von euch. Die Aufgabe auch. Wie läuft die Verteidigung?“

Sie streichelt die Schlange.

„Ganz gut, wenn man die Situation bedenkt. Was macht dein Meister so, wenn er nicht herumliegt?“

Hm, sie springt nicht an...und versucht sie, mich zu provozieren?

„Euere Aufgabe einfacher machen.“

Diesmal sieht sie mich direkt an.

„Was hat er vor, den Dschungel niederbrennen?“

„Wenn es sein muss.“

Kurz dehnt sich Stille aus. Dann hat sie sich wieder gefangen. Sie ist gut.

„Aus dem wird wohl Nichts, wenn er weiter nicht mobil ist...“

Aha, da kommt ihr Köder – sie will, dass ich zugebe, dass ich ihre Hilfe brauche! Jedoch...das wird ihr nicht gelingen. Zumindest nicht, bevor ich weiß, dass sie helfen kann. Jetzt ein neutraler Tonfall...

„Wollt Ihr ihn denn bei der Genesung unterstützen?“

Sie lacht.

„Nein...oh, nein. Warum sollte ich? So, wie er ist, überzeugt er nicht wirklich.“

„Impliziert das, dass Ihr helfen könntet, wenn er sich im Kampf bewiese?“

„Impliziert das, dass du Hilfe brauchst?“

Ich stutze, auch nur kurz – aber sie bemerkt das...und ich bemerke, dass sie das tut. Sie hat ganz offenbar Erfahrung in diesem Spiel – etwas, das ich nicht bieten kann. Aber dafür habe ich bessere Voraussetzungen und eine gute Lehrerin.

„Unterstützung ist schon das richtige Wort, und ‚brauchen’ wie Alles relativ. Ich habe bemerkt, dass Euere Soldaten nur Schwerter benutzen – warum die große Auswahl hier an der Wand? Warum der Thron?“

Die Schlange kriecht ihren Arm hoch. Ah, hätte ich doch eine Möglichkeit, Pausen zu forcieren!

„Wir sind keine Soldaten...ich dachte, du wüsstest Bescheid?“

Verdammt, jetzt hat sie das Thema gewechselt und aufgedeckt, dass ich keine Ahnung habe! Was bleibt?

Im Zweifelsfall flüchte nach vorne.

Ich stehe auf, als mir Natalyas Worte in den Kopf kommen. Der Thron ist beeindruckend aus der Nähe.

„Dachte ich auch. Vielleicht sind meine Quellen falsch?“

Meine Hände umschließen die Armlehnen ohne Probleme. Kurz fürchte ich, dass mein Griff abrutscht, aber dann hebt sich das ganze, massive Stück in die Luft. Ich hieve es höher, bis ich darunter schauen kann, studiere die Füße.

„Gute Arbeit, das.“

„Manche der Söldner sind Schmiede. Wir verdienen gerne noch ein wenig nebenher.“

HA! Damit bin ich wieder beim Thema und weiß, was mein Fehler war! Ich setze das Teil wieder ab – ich wäre fast umgefallen, ein Glück, dass ich auch recht massiv bin...

„Vielleicht interessiert sich mein Meister ja – sobald er genesen ist – für ein paar Euerer Stücke. Zum Beispiel dieser schöne Gürtel hier...“

Ich streiche sanft über einen Ledergürtel, der an der Wand hängt, obwohl ich natürlich nicht fühlen kann, wie das Material beschaffen ist.

„Warum zieht er nicht den an, den du trägst?“

Diesmal habe ich einen Grund für eine Pause – und ich nutze ihn, um ein Schwert zu heben und es bedächtig zu schwingen. Wie Spielzeug.

„Er ist ihm zu schwer. Seine Stärken sind geistiger Art.“

„Klingt eher nach einem Schwächling, der sich zu viel einbildet.“

Fast hätte ich das Schwert fallen lassen – weil ich den Griff zerdrückt habe.

„Ich werde Euch weiterempfehlen – wegen der ausgezeichneten Ware. Dann könnt Ihr Euch ja selbst ein Bild von ihm machen. Vielleicht ändert sich Euere Einschätzung dann.“

„Vielleicht. Möchtest du das Schwert zurückstellen?“

Verdammt.

„Im Gegenteil, ich kaufe es. Was soll es kosten?“

„Nur eine Information.“

Ach, scheiße, und ich muss es nehmen. Sie hat das Knacken garantiert gehört. Gah!

„Welcher Art?“

„Wer ist der Zweite, den du kennst?“

Verflucht, auch sie hat ein gutes Gedächtnis. Ich überlege kurz, so tuend, als würde mir der Name nicht einfallen – aber was soll es schaden?

„Devak.“

„Ich danke dir für den guten Handel. Es war mir eine Freude. Beehrst du mich bald wieder?“

Ich sehe sie wieder direkt an, was ich nicht getan hatte, seit ich mit den Gegenständen beschäftigt war. Ihre Hand ist ausgestreckt. Ihre linke. Und in meiner Linken ist das kaputte Schwert.
Könnte ich grinsen, würde ich es tun. Demonstrativ langsam öffne ich meinen Griff und packe meine Errungenschaft an der Klinge, die Reste des lederumwickelten Griffs zu Boden rieseln lassend.

„Nur zu gerne. Auf bald, Aschara.“

Damit gehe ich, dabei versuchend, das Schwert auf der Spitze zu balancierend. Hm. War das jetzt ein komplettes Desaster oder doch ein kleiner Erfolg? Ich habe mich nicht zu schlecht dabei angestellt, eigentlich...
Ach, bevor ich weiß, was sie mit meiner kleinen Information macht, mache ich mir keine Sorgen. Und derweil...
Ich fange es auf, bevor es zu Boden fällt – ich bin schlecht im Gleichgewicht halten.
...derweil habe ich eine hübsche zweischneidige Klinge.
 
ok...

ich hoffe mal, dass ich jetzt alle Sätze von Ormus rausgefunden habe, da sind eindeutig zu viel "ich/mein/usw" drin. Das sagt der nie :p
Außerdem (ich bin gerade an den ersten sätzen^^) weiß ich gerade nicht wer hier alles dabei ist, aber ich denke mal Ormus mit dem Golem allein oder?
Jedenfalls dürfte das Kursive nun die 2. Stimme sein (wieso so verändert?^^) und nicht irgendein 3., der ihm irgendwas einflüstert?
Denn ich bin mir gerade nicht sicher, ob diese...
„Ich finde es bewundernswert, wie Ihr mit Euerer Situation umgeht, mit der generellen Lage überhaupt. Man sagt, der Wahnsinn blüht in Kurast, aber bei Euch findet er keinen fruchtbaren Boden.“

„Bis auf gewisse Sprachfehler vielleicht?“
...Sätze beide vom Golem gesprochen werden oder ob da nicht doch noch jemand dabei ist :D

etwas weiter gelesen edit
ok, sind wirklich nur die beiden^^
und das kursive sind wohl tipps von Nati (^^), welche noch vor Kapitelanfang gegeben wurden?


„Ormus war einst ein großer Magier, aber diese Zeit ist lange vorbei. Jedoch, er ist nicht bitter – seine Kräfte sind immer noch vorhanden, und die Menschen hier brauchen sie. Darf ichOrmus vermuten, dass du deswegen zu mirOrmus/ihm gekommen bist?“

„Hratli. Ja. IchOrmus will nicht verleugnen, dass Ormus/ihm dieser junge Mann teils ein wenig auf die Nerven geht. Aber er erinnert michihn zu sehr an michsich selbst in meinerseiner Jugend, als dass er ihm wirklich böse sein kann.“

„Nicht Alle sind in der Hinsicht wie du. Ormus ist es durchaus bewusst, dass er gelegentlich vom rechten Pfad der Sprache abweicht, aber icher kann Nichts dagegen tun.“

„So ist es also. IchOrmus weiß deine Ehrlichkeit hier wohl zu schätzen. Was sollte Ormus/er denn für dich tun?“

„Was...was weißt du über meinenOrmus Orden?“

„Ormus ist sich nicht sicher. Die Taan hatten viele Feinde, und das führte auch zu ihrem Untergang. Woher weiß ichOrmus/er, dass icher dir trauen kann?“

„Warum dieses...großzügige Angebot? Es scheint mirOrmus in keinem Verhältnis zu der leichten Aufgabe zu stehen, die Ormus/er für dich tun soll.“

„Ich glaubeOrmus glaubt, du bist der anständigste Erpresser, den Ormus/er je getroffen hat. Nun also. Hand darauf, ich biner ist, so früh es geht, bei deinem Meister.“


so, alles in allem wieder recht gut, aber so langsam wirds mal zeit für ein wenig aktion :go:
auch wenn alkor vorher wahrscheinlich sein elexier aus dem Vogelinhalt brauen muss, schon klar, aber so interessant die ganzen reden auch sind, ein kleiner Angriff kann doch nicht schaden oder? :D


btw, super, dass das update so zeitig kommt :)
 
destrution schrieb:
etwas weiter gelesen edit
ok, sind wirklich nur die beiden^^
und das kursive sind wohl tipps von Nati (^^), welche noch vor Kapitelanfang gegeben wurden?
Exakt. Erst lesen, dann denken, dann posten :p.

Und:

Schon nach den ersten Begrüßungssätzen ist mir der Tick des alten Mannes, dauernd die Art zu wechseln, wie er über sich selbst spricht, unangenehm aufgefallen

Dass er ständig wechselt, ist Absicht ;).

Simon
 
Das mit dem "Sprachfehler" fand ich nicht verwirrend, nur führe ich das immer auf eine Persönlichkeitsstörung ("Mama, ich will... " "Was will mein kleiner Ormus denn schon wieder?" "Ich will..." "Der Willi ist gestroben, das muss unser kleiner Ormus doch wissen!" "Ich w..." "Was habe ich meinem Ormus denn gerade gesagt?" "Ormus hätte bitte gerne... " " "Na also, es geht doch!") / geringe Selbstachtung zurück.

Was mir eher mißfällt, ist das Selbstzerfleischen des Golems. Anstatt geradeheraus und ehrlich zu sagen, dass er Hilfe braucht, versucht er - bevor er den Gegenüber wirklich kennt -, zu taktieren, zu beeinflussen,... Er versucht geradezu krampfhaft, dieses Spiel von Intrige und Halbwahrheit zu spielen (das ihm doch eigentlich zuwider ist), anstatt dass er einfach sich so verhält, wie er früher war: offen und ehrlich. Und dennoch erfolgreich.
Wenn jeder Satz, jede Redewendung vorher genau überlegt und kalkuliert ist, wird irgendwann jemand dies bemerken und automatisch ablehnend reagieren. Vielleicht würde in diesem Klima aus Mißtrauen und Wahnsinn (was meiner Ansicht nach ein bißchen kurz gekommen ist) etwas naive / freundliche Ehrlichkeit schon helfen.
 
Waaas, ein zu kurzes Klima Ô.o? Da muss ich dran schrauben, das geht nicht.

Dass was er jetzt macht auch nicht das Wahre ist, ist doch offensichtlich, ne ;)? Aber er hatte halt eine gute Lehrerin - in den falschen Dingen.

Simon
 
Bei dem Sprachfehler von Ormus hätte ich eher erwartet, dass er immer in der dritten Person von sich spricht und nicht wechselt.

Im dritten Teil sind die anderen Charaktere besser beschrieben als in den ersten beiden. Durch die langen Gespräche bekommen die deutlich mehr Persönlichkeit und wirken interessanter.

Ein bisschen Action würde aber auch mal wieder nicht schaden.
 
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