• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Ich schließe mich meinen Vorlobern an - das Kapitel gefällt mir wirklich gut. Die Lösung qua Beherrschung ist, nun ja, ungewöhnlich, aber naheliegend und konsequent. Verzweifelte Situationen erfordern eben verzweifelte Maßnahmen! Ein wirklich großes Opfer, dass der Erste damit bringt.

Interessant war auch wieder der "metaphysische" Teil des Gesprächs: Ist der Tod für einen Golem schlimm oder nicht, da er ja wiederauferstehen kann, bzw. wiederbelebt werden kann? Rührt daher der Gehorsam für den jeweiligen Meister, da er derjenige ist, der die Auferstehung initiieren kann? Und ist ein Golem, der seinen Meister angreift, somit quasi suizidal veranlagt?

Der Dialog zwischen General und dem Zweiten war jedenfalls ausgesprochen gut und mal wieder mit einer (von mir grundsätzlich sehr geschätzten) Prise Sarkasmus versehen.

Ich bin gespannt, wohin die storyentwicklungstechnische Reise nun gehen wird!
 
So, freut mich, dass es euch auch gefallen hat ;).

Heute ein wenig kürzer - ich hätte natürlich noch ein wenig weiter schreiben können, aber dann ist ja die ganze Spannung weg. Ihr werdet sehen, was ich meine. Und seid zum Raten aufgefordert, auch, wenn das Nichts bringen wird :p.

Simon
 
Kapitel 57 – Gute Nachrichten

Der Meister hält die Hand an die Stirn gepresst und die Augen zusammengekniffen. Ich warte, während er so da steht, nicht wissend, ob ich nach dem, was passiert ist, mehr erleichtert oder mehr verzweifelt sein soll. Wiegt die Freiheit von der Last meines Schweigens schwerer als die unsichtbaren Ketten, die uns binden?

„In Ordnung.“

Die Stimme des Meisters reißt mich aus meinen trüben Gedanken.

„Das sei jetzt erledigt, was aus der Geschichte noch wird, zeigt die Zukunft. Rauft euch zusammen, ihr scheint eh keine Wahl zu haben – ich kann euch da schlicht nicht helfen. Also fokussieren wir uns wieder auf unser Ziel. Die ganze Scheiße in diesem Folterkeller war eine völlig hirnverbrannte Zeitverschwendung, wir müssen unsere Verluste abschreiben, die Wunden sind bereits geleckt, genug getrödelt. Wir brauchen mehr Organe, wir müssen den Weg nach Travincal finden, es hat sich also Nichts geändert. Wirklich herrlich.“

Meine Hand hebt sich.

„Ich wage zu widersprechen, General. Es war keine völlige Zeitverschwendung – die Schinder hatten Khalims Gehirn versteckt!“

Er packt mich an den Schultern und rüttelt ein wenig.

„Ist das wahr?“

„So wahr ich hier strehe! Bonus: Ich habe Endugus Körper benutzt, um die Kammer aufzusprengen.“

Er runzelt die Stirn.

„Du kannst Kadaverexplosion?“

Ich lege ein Grinsen in meine Stimme, nebenbei beschließend, wider besseren Wissens doch komplett fröhlich zu werden für den Moment.

„Ich nicht – aber sein Kadaver.“

Jetzt grinst er auch.

„Phänomenal! Zu schade, dass ich für diesen Moment geistig nicht anwesend war. War es schwer, den Bastard abzuservieren?“

„Er hat es mehr oder minder selbst getan, nach nachdem ich ihm klargemacht habe, dass wir uns von ihm nicht verarschen lassen.“

Ach? Du bist doch gerade selbst dabei, das zu tun. Wer sagt dir denn, dass du den Richtigen erwischt hast?

Mein Optimismus.

Also dein üblicher Realitätsverdrängungsmechanismus. Willst du schon wieder anfangen, den Meister zu belügen, nachdem ihr gerade erst wieder dickste Freunde geworden seid, weil oder obwohl du gewisse informative Versäumnisse zugegeben hast?

Sag du ihm das, du elender Miesmacher.

Ha, dafür bin ich viel zu gespannt, ob du erneut ideell versagst.

„Was man vielleicht anmerken sollte – sich, dass Endugu tot ist, können wir nicht sein. Euer Golem hat nur einen der beiden Schamanenteile getötet.“

Der Gesichtsausdruck des Meisters versauert, als der Zweite die Stimme erhebt. He! Ich dachte, du...

Wenn du nicht willst, dass ich etwas tue, obwohl du mich paradoxerweise dazu aufforderst, dann gib mir keinen Befehl, du Idiot!

Oh. Die Beherrschung.
Entschuldigung, schätze ich...

„Wer hat dir denn erlaubt, zu reden?“

Ich melde mich.

„Meine Wenigkeit wohl. Er hat auch Recht. Ich habe im Interesse rein guter Nachrichten übertrieben.“

Der Meister zuckt mit den Schultern.

„Verzeihlich. Wobei der Zweite schon Recht hat, das anzusprechen, noch einmal vor dem Dreckskerl überrascht werden will ich wirklich nicht.“

Wehe, du lachst jetzt triumphierend.

Natürlich nicht. Das wäre kindisch und damit für dich passender.

Ich spare mir eine Antwort auf den Zweiten und gebe dem Meister stattdessen eine knappe, aber vollständige Zusammenfassung der Ereignisse, die er verpasst hat. Am Ende nickt er.

„An einen Geisterangriff kann ich mich noch erinnern, danach verließen sie ihn. In Ordnung, weiß ich Bescheid. Gut gemacht. Kommen wir also über diese kurze Reminiszenz zu einer Zukunftsplanung, die sich dann doch ein wenig hoffnungsvoller gestaltet. Ich nehme nicht an, dass das Stadtportal in den...Danschen?...noch steht.“

„Dungeon. Und nein, ich habe Cain um Schließung angefleht fast noch bevor ich nach einem Heiler für dich gerufen habe.“

Sein Lächeln wird milde.

„Gleichfalls verzeihlich. Ich wäre nicht für alles Gold der Welt da noch einmal durchgetanzt. Wobei uns das mit einem kleinen Problem konfrontiert: Unser letzter Wegpunkt liegt mitten im Großen Moor, oder?“

Oh, Mist.

Wobei wir den nicht benutzen müssen.

He, stimmt! Spiel doch mal ausnahmsweise Überbringer guter Nachrichten, hm?

„Da wir im Grunde völlig umsonst durch diesen Morast gewatet sind, dürfte der Spinnenwald-Wegpunkt für uns günstiger liegen.“

Der Meister hebt eine Augenbraue.

„Ach?“

„Ja, das stimmt. Ich kann dir eine Karte zeichnen, wenn du willst.“

Humor liegt in meinem zweiten Satz, aber ich ernte kein Grinsen.

„Weißt du was? Macht das. Könnte sich als überaus nützlich erweisen, im Zweifelsfall für die Überlebenden, sobald sie ihre Stadt wieder aufbauen wollen. Wie lange bis Sonnenaufgang?“

Ich prüfe.

„Über drei Stunden.“

Er deutet auf den kleinen Tisch an einer Wand des kleinen Raumes.

„Dann arbeiten wir.“

Die Geheime Kunst der Nekromantie liegt schon bereit. Der Meister lässt sich schwer vor dem Folianten nieder und seinen Blick kurz über die verteilten Utensilien wandern, die verstreut da liegen. Nach einer Weile entscheidet er sich für eine noch unberührte Pergamentrolle und rollt sie ihm gegenüber aus.

„Die sollte geeignet sein. Tinte, Feder, Lineal...nimm dir, was du brauchst. Mir...“

Er hält seinen beschmuckten Finger an die Spitze eines Dochtes; aus dem Ring daran flammt ein kleiner Feuerblitz auf.

„...genügt eine Kerze.“

Er schlägt das Buch auf und beginnt zu lesen, sofort versunken. Da es nur einen Stuhl gibt, gehe ich halb in die Hocke; diese Position wird mir schließlich genausowenig unbequem wie jede andere. Kurz überlege ich; es wäre eigentlich besser ohne Beleuchtung, weil ich dann völlig klare Nachtsicht hätte, aber aus irgendeinem Grund freue ich mich sehr darauf, die nächste Zeit in direkter Nähe des Meisters sinnvolle, friedliche Tätigkeiten zu vollbringen; es hat etwas Natürliches, etwas so Passendes, dass ich nicht widerstehen kann. Ich greife zu einer der Schreibfedern...
Die Hand des Meisters trifft meine. Wir sehen uns an.

„Das ist die beste, ne? Gut erkannt.“

„Ähm...“

Wenn ich darüber nachdenke: In der Tat, der Kiel ist spitz, die Fahne schön geschwungen, aber woher zur Hölle weiß ich denn, was eine gute Schreibfeder ausmacht?

Du hast vielleicht keine Erfahrung damit, ich aber umso mehr.

Und du hast mir das Wissen, wie Schreiben funktioniert, mitgegeben. Logisch also.

Das theoretische Wissen, ja. Praktische Erfahrung theoretisch zu vermitteln ist dagegen völlig unmöglich.

Woher weiß ich es dann?



Scheiße.

„Nimm du sie – die Karte muss exakt sein, meine Notizen kann ich auch mit einer schlechteren machen.“

Während der Meister die – eindeutig – zweitbeste Feder nimmt und summend mit dem Jade-Tan-Do den Kiel etwas zuspitzt, zögert meine Hand noch. Details aus dem Leben des Zweiten dringen in meines ein...das macht mir Angst. Dir so viel wie mir?

Ich habe mich meine ganze Existenz lang noch nicht so gefürchtet, und ich weiß noch nicht einmal, wovor genau.

...bevor der Meister sich wundert, warum ich hier wie ein Idiot meinen Arm in der Luft halte, greife ich das Schreibinstrument vorsichtig.
Wir wollen darüber eigentlich nicht allzu sehr nachdenken. Vergessen wir das zunächst also, und...hm...

Ach, wie beruhigend, dass du letztlich doch fast gar keine Ahnung hiervon hast. Also lass mich machen, ich bin ohnehin der von uns, der den Großteil der geistigen Karte gezeichnet hat.

Erleichtert gebe ich dem Zweiten die Kontrolle, mich durch die Beherrschung sicher fühlend. Dieser blickt nur kurz auf das Pergament vor sich, bevor er sich daran macht, den Kiel in Tinte zu tauchen und die ersten Linien darauf zu setzen. Seine Erfahrung im Kartenzeichnen ist offensichtlich außerordentlich; mich würde wirklich interessieren, was er früher für welche gezeichnet hat...wobei ich mir das auch logisch erschließen kann. Mein Meister hat seinen Namen übernommen; er passt. Seine Armee besteht aus einigen Skelettsoldaten, einem Unteroffizier...mir, ergänzt durch Fernkämpfer und schwere Einheiten...aber wenn ich an den ursprünglichen General denke, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er diesen Titel tatsächlich trug. Und etwas mehr Untergebene hatte.
Wenn ich den geübten, klaren Bewegungen des Zweiten so zusehe, der detailliert unseren Weg durch den Dschungel nachzeichnet, den Flusslauf schraffiert, kleine Baumsymbole für den undurchdringlichen Wald malt und nicht inne halten muss, um sich ein Symbol für Wegpunkte zu überlegen – offenbar hat er auch solche schon öfter eingetragen – wird mir glatt ein wenig mulmig. Wofür die Karten wohl benutzt wurden, die er dem General gezeichnet hat...hat er auch Truppenkontingente eingetragen? Feindliche Stellungen markiert?
Hat seine Kunst Menschen getötet? Und ich dachte, das hier wäre eine inhärent friedliche Sache. Aber die Erfahrung hat mir ja gezeigt, dass man prinzipiell Alles für einen bösen Zweck verwenden kann. Es kommt immer auf die Intention an, mit der man etwas tut...
Allen trüben Gedanken zum Trotz: Diese Karte wird für eine garantiert gute Sache verwendet werden – für mehrere solche, sogar. Und was mein Mitbewohner hier abliefert – es ist schlicht schön. Ob er es genauso sieht oder das für ihn nur eine lästige, wenngleich ohne Murren durchgeführte, weil vom Meister angeordnete Arbeit ist? Die wachsende Landschaft tritt mir vor Augen wie in dem Moment, in dem ich sie durchschritt, von meinem perfekten Gedächtnis unterstützt, ich fülle die Biegungen des Flusslaufs, die Lichtungen im Dschungel, die Eingänge in ehemalige Keller mit Bildern, mit Bedeutung. Mein erstes Treffen mit Natalya, der Triumph in der Spinnenhöhle, der Hinterhalt der Dornendrescher...Zeit vergeht wie im Fluge.

Der Zweite trägt einen Maßstab ein und setzt automatisch eine Signatur an eine Ecke seines Werks: ein schön gezeichnetes G...geformt von einem...schlafenden Drachen? Was zur Hölle ist ein Drache? Natalya hat das Wort einmal erwähnt...“Drachenflug“, genau. Der Kartenzeichner...nie. Sollte ich...
Meine Hand steckt die Feder zurück an ihren Platz.

„Ihr könnt diese nun wieder benutzen.“

Der Meister zuckt kurz zusammen; wenn ich nicht zu viel verpasst habe durch meine Konzentration auf das entstehende Kunstwerk vor mir, hat er seine Augen nur aus dem Folianten gerissen, wenn er eine kurze Notiz auf ein Blatt neben sich machte. Von diesen hat er drei vorne und hinten gefüllt, ein viertes gerade begonnen.

„Brauchst du eine Pause...oh Himmel, was ist das denn...“

Er beugt sich über das Pergament vor mir, fast die Kerze umstoßend, was sehr ärgerlich gewesen wäre. Ich übernehme die Kontrolle – der Zweite wehrt sich nicht – und stelle sie an den Rand.

„Das ist unglaublich! Ich dachte an ein paar Linien, aber das könnte man sich einrahmen und an die Wand hängen – Golem, du überraschst mich heute echt oft!“

Was ist daran jetzt so besonders?

Hm.

„Ich bin auch ziemlich begeistert davon, muss ich ehrlich sagen. Ist auch nicht mein Werk...“

Sein Blick schießt hoch.

„Der Zweite?“

„Zu Diensten.“

Er kichert.

„Und da dachte ich, du wärst eine Bürde...he, was ist das?“

Anscheinend ist ihm der...Drache...aufgefallen. Etwas Seltsames erfüllt den Zweiten, ein kurzes Gefühlsaufblitzen...was ist das nur? Hm, schwer zu beschreiben...als wäre ihm etwas überaus unangenehm. Die Signatur nur?

„Oh, da ist mir wohl ein kleiner Fehler unterlaufen...ich werde das sofort entfernen.“

Er greift nach einem Schaber. Der Meister hält ihn auf.

„Bloß nicht! Das ist hervorragend. Es steht für 'General', nicht?“

„...tut es.“

„Wunderschön, wirklich wunderschön. Das gefällt mir. Muss ich merken...“

Die Aura des Unangenehmen, die vom Zweiten ausgeht, beginnt mich auch zu beeinflussen. Die ganze Situation wird langsam unerträglich – und ich weiß nicht, warum. Also wechsle ich das Thema.

„Hast du denn etwas herausgefunden?“

„Hm? Ach ja. Ich habe mir die Abhandlung über Golems im Allgemeinen noch einmal ganz genau angesehen; recht viel Neues habe ich nicht erfahren, wir haben uns das Meiste eigentlich gut zusammengereimt. Wobei ich eine Sache sehr komisch fand: Die ursprüngliche Version der Beherrschung, die ich dir in Lut Gholein aufgezwungen habe, ist aus dem Buch. Tatsächlich erwähnt sie auch, dass der damit belegte Diener gewaltige Schmerzen erleiden wird, sollte er versuchen, gegen einen Befehl zu verstoßen. Aber dass es möglich ist, Ungehorsam komplett zu verhindern, davon steht Nichts darin. Habe ich tatsächlich weiter gedacht als der alte General?“

Diesmal ist das Zucken eindeutig: Wut.

Er sollte hier mal ganz still sein. Derartige Überheblichkeit ist absolut fehl am Platze.

Ach? Und warum hat dein persönlicher Gott dann diese Sache übersehen?

Das ist kein Übersehen.

Was denn sonst?

Reim dir das selber zusammen, ich bin nicht dein Gehirnersatz.

Ja, ja, du hast in Wirklichkeit gar keine Antwort.
Ich zucke mit den Schultern.

„Ganz offenbar war er auch nicht perfekt – was den Zweiten übrigens ordentlich wurmt. Ich weiß jetzt nur nicht, ob ich dir dazu gratulieren soll...“

Seine Miene versäuert.

„Lass es, ja. Geht die Sonne gerade auf?“

In der Tat, das tut sie.

„Dann kann ich dieses Werk hier bald in voller Pracht bewundern! Damit ist die Planung für unsere Reise auf bekanntem Gebiet ein Kinderspiel. Nur noch ein paar Vorbereitungen, und wir können sofort wieder aufbrechen...“

Eine mitreißende Energie hat ihn gepackt. Ich mache mich ohne Aufforderung daran, die noch etwas verteilten Ausrüstungsgegenstände zu ordnen – er hat sich vorher recht hastig angezogen und als er in das Bett verfrachtet wurde, hat auch Niemand an Aufräumen gedacht...auf einmal klopft es an der Tür.
Der Meister öffnet.

„Guten Morgen...?“

„Euch auch, General!“

Diese Stimme...ich sehe am Meister vorbei.

„Devak!“

Devak in den roten Roben und der Rüstung der Eisenwölfe!

„Ja, Golem, der bin ich wohl! Dir fällt etwas auf, nehme ich an?“

Ich trete näher, der Meister macht mir kommentarlos Platz.

„Aber natürlich! Gratuliere...ich freue mich unglaublich für dich. Und es tut mir Leid, dass ich das überhaupt tun muss. Wie ist es dazu gekommen?“

Er tätschelt vermutlich unbewusst sein Schwert.

„Ihr hattet doch einen Handel mit Aschara abgeschlossen? Nun, sie hält ihr Wort immer. Sobald es sich offiziell herumgesprochen hatte, dass die Docks wieder prinzipiell sicher sind vor dem reinen Einfluss Mephistos, hat sie mich als Teil der Abmachung zurück in die Reihen der Eisenwölfe geholt – als wäre Nichts geschehen. Ich muss dir wirklich dafür danken, dass du das ausgehandelt hast.“

Ich schäme mich.

„Eine Selbstverständlichkeit, Devak...wirklich.“

Der Meister meldet sich.

„Heißt das, sie ist auch bereit, uns einen von euerer Truppe als Führer und sonstige Hilfe zur Verfügung zu stellen?“

Der Söldner nickt.

„In der Tat, dem ist so. Das soll ich euch hiermit auch offiziell bestätigen.“

Nichts als gute Nachrichten! Hört man wohl auch aus meiner Stimme, die sich vor Freude fast überschlägt.

„Heißt das, wir ziehen bald zusammen durch den Dschungel?“

Er sieht mich schief an.

„Warum 'wir'? Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich es sein werde?“

Mein Kopf weicht einen Zentimeter zurück.

„Nicht? Ich hatte angenommen...“

Er schüttelt den seinen.

„Nein, ich bin nur der Bote. Wer euch begleiten wird, hat Madame mir nicht mitgeteilt – das erfahrt ihr, wenn ihr selbst vorbei seht. Am besten natürlich gleich, und auf jeden Fall bevor ihr aufbrecht heute.“

Etwas Enttäuschung macht sich breit – wobei es so eigentlich besser ist. Immerhin sehe ich Devak schon fast als Freund...und wenn ich bedenke, was mit unseren letzten beiden Begleitern passiert ist...der Meister nickt.

„Freut mich zu hören, Devak. Sag ihr doch bitte, dass wir so bald als möglich vorbeisehen werden. Auch von mir Gratulation zu deiner Rehabilitation.“

Zackig verabschiedet sich der neue alte Eisenwolf und verschwindet. Jetzt bin ich gespannt...ob ein anderer meiner Bekannten unser Begleiter wird? Bald werde ich es wissen.
 
Vielleicht wird es Devak und er weiß es selbst noch nicht? Von den anderen Eisenwölfen die der Golem kennen gelernt hat weiß ich die Namen eh nicht mehr.


nach nachdem - ohne nach

sich, dass Endugu tot ist - sicher

vor dem Dreckskerl überrascht - von

An einen Geisterangriff kann ich mich noch erinnern, danach verließen sie ihn. - Wer verließ da wen?
 
Hab mir schon gedacht, dass da Fragen kommen ^^.

"Und dann verließen sie ihn" ist imho ein fester Ausdruck, der generelle auf den Zeitpunkt folgende geistige Abwesenheit ausdrücken soll. Auch ein gern gesehener Kontext: Wenn man keine Ahnung hat. ("Was muss ich gleich wieder einkaufen...Eier, Senf...und da verließen sie ihn")

Simon
 
Huhu :hy:

Kapitel gefällt. Vielleicht keine spannungstechnische Großtat, aber sei es drum, sonst fehlt ja irgendwann der Vergleich. Und nach dem vorherigen Kapitel in emotionaler Sicht noch eine Steigerung anzubringen - nein, zwar vielleicht möglich aber unpassend.

Den Söldner-Handlungsstrang wieder aufzugreifen wurde langsam aber sicher überfällig. Nur, nennt mich ruhig 'Banause', sehe ich gerade nicht, warum das so schrecklich viele Fragen aufwerfen soll. Ob nun Devak ausgesandt wird, ob jemand anderes von den Eisenwölfen oder gar Ashara selbst (nach Kashya halte ich da grundsätzlich vieles für möglich) - ja, und?
Hier und da so etwas wie emotionale Altlasten (die ich teils in diesem Extrem nicht ganz nachvollziehen konnte), da noch vorhandenes Miss- oder neu aufkeimendes Vertrauen. Okay. Drohen Verrat, Tragik? Romanzen würde ich ausschließen.

Oder bezog sich das Frage-Potential auf den Zweiten und den Ersten? Da würde ich tatsächlich zustimmen ;)

Seleya

Hm, welche Sig? Der Untermieter da bestimmt immer noch selbst, was er gerade liest ;)
 
Ich tippe auch einfach mal auf Devak.
Vielleicht noch auf den anderen der irgendwann mal lange mit dem Golem am Portal gesessen und wache gehalten hat - und sich mit ihm unterhalten hat.
Ich würde mal annehmen die gehen zu der altern Söldner-Hexe die fragt nach freiwilligen, Devak findet er schuldet dem Golem Hilfe, meldet sich, der andere Typ ist grad nicht da ... und Devak zieht mit ihnen in den Dschungel. :angel:
 
Kap gefällt soweit, ich muss mir mal die zeit nehmen alles gründlich durchzulesen

hab nur überflogen

@Jyroshi: könnte sein, muss aber nicht
 
Ich tippe auf einen Feuerwolf :D.

Rein spieltechnisch betrachtet würde ich zwar eher zu Blitz tendieren, aber irgendetwas in meinem Kopf schreit nach einem schönen Zusammenhang zwischen Feuer und Feuergolem (fragt nicht ^^). Und Kälte lässt ja gefrieren und zerplatzen, das sollte der General vom Geisterbeschwörer noch wissen ;).

Da ich es endlich geschafft habe, mir die komplette Story von Beginn an durchzulesen, möchte ich nun an dieser Stelle (endlich ^^) mein Kompliment loswerden:

Ich habe bei Serien/ Zyklen/ whatever schon sehr oft erlebt, dass die Nachfolger meistens leider "schlechter" werden, aber bei dir sind sie nach dem wirklich gut gelungenen ersten Teil sogar noch ein ganzes Stück besser geworden :top:.

Weiter so! :) Möge der Zweite am Ende sein Ziel erreichen! *muhahaha* *hust*

Lg
 
Rein spieltechnisch betrachtet würde ich zwar eher zu Blitz tendieren
Wie soll ich das denn deuten ^^? Das ist doch kein SPIEL, tsts...

Ich danke dir für das Lob...wobei das natürlich auch daran liegen wird, dass ich anfangs schlicht unfähig war. Einerseits stilistisch, andererseits was die Planung der Inhalte angeht; nicht nur der große Bogen der Story (der steht schon ewig), sondern eben auch die Details jeden Kapitels.

Und zefix, hört auf mit der Zweiten-Liebe. Ich mag ihn selber so gern, dass ich ihn ständig positiver schreibe, als er eigentlich rüberkommen sollte -.- ...keine Sorge, ich bring deswegen nicht extra ein neues Schocker-Kapitel, ist ja auch meine Schuld. Muss in Zukunft konsistenter werden, was Charakterisierung angeht - Gelegenheit zum Üben ergibt sich ja bald mit unserem müüüüsteriösen Begleiter.

Dessen Identität steht übrigens fest, seit ich mich überhaupt entschlossen habe, einen Akt 3-Söldner zu bringen. Schien mir überaus logisch. Seit WANN dem der Fall ist...spekuliert!

Simon
 
Du hast ziemlich am Anfang des dritten Buches mal nach zwei und später nach noch einem weiteren Namen für Eisenwölfe gefragt. Die sind ja auch schon in der Geschichte vorgekommen. Glaube ab da stand auch schon so ziemlich fest, dass ein 'Einheimischer' eine gute Begleitung ergeben würde.
 
Hallo :hy:

Möge der Zweite am Ende sein Ziel erreichen! *muhahaha*
Und zefix, hört auf mit der Zweiten-Liebe. Ich mag ihn selber so gern

:lol:

Tut mir leid, aber das ist lustig. Sobald ein Fan-Club eröffnet wird, möchte ich zumindest Bescheid bekommen ^^

Naja. Ist, wie gesagt, nicht das einzige Beispiel dafür, dass mehrdimensionale Bösewichte in Geschichten die Guten völlig problemlos... äh, nein, sagen wir lieber nicht 'übertreffen' (sonst werden hier wirklich unangenehme Fragen über die menschliche Psyche aufgeworfen), sondern nur 'erreichen'.

Andererseits...

Ach, warum nicht.
Ein gut gezeichneter Bösewicht, gerne mit einem Hauch Tragik in der Vergangenheit, läuft zumindest aus meiner persönlichen Sicht jedem dahergelaufenen langweiligen Mr-Perfekt-Paladin-mit-weißem-Pferd den Rang ab. Nicht der 1-D-Axtmörder aus einem schlechten Krimi, auch nicht der ekelhafte "Oh ich hatte so eine schwere Kindheit"-Widerling, das sollte klar sein.
Beispiel? Bevor ich noch mal Hamlet lese, nehme ich mir lieber Macbeth vor. Oder, anderes Genre: Sarevok aus Baldur's Gate (naja, sagen wir mal 2 + Addon) ist so ziemlich der interessanteste Mitstreiter überhaupt. Außer Minsk, aber der hat auch Hamster-Verstärkung.
Liste könnte durchaus ergänzt werden - ich lasse es trotzdem lieber sein.

Wie gesagt: Dies ist persönliche Meinung und nicht allgemeingültig. Zumindest die mehr oder weniger offenen Sympathie-Bekundungen für den Zweiten lassen mich jedoch vermuten, nicht ganz alleine mit dieser Macke zu sein ^^

Und da die Spekulationen ja gerade hochgradig Saison zu haben scheinen: Ich bin schon zufrieden, wenn der Begleit-Söldner nicht Raldin, Jelani oder Ajheed / Aiheed heißt. Elementar gesehen ist es mir absolut egal ;)

Seleya
 
Tja, wer mag solche Bösen nicht? Ich zumindest tu das, also könnte das theoretisch mit deren Porträtierung in dieser meiner Story zusammenhängen, ne.

In other news...ich muss euch leider enttäuschen, nach dem Post kommt kein Update (ist ja auch zu früh, das geht ja sozusagen gar nicht). Ich hätte heute schon Zeit gehabt, das Ganze zu schreiben, aber ich bin aus unerfindlichen Gründen komplett fertig, liegt sicher an den ganzen Dämpfen in der Experimentialvorlesung ( :ugly: ), so will ich einfach kein Kapitel erstellen, da kommt bloß Grütze bei rum.

Also - Sonntags, weil ich Samstags nicht da bin (sonst wär die Entschuldigung sinnlos, weil zeitige Lieferung problemlos möglich). Geht halt nicht anders.

Simon
 
Sollte es hier jemals so etwas wie einen Fanclub des Zweiten geben (wobei ich bezweifeln möchte, dass der Anarchismus des nietzscheanischen Übergolems - oder die Ich-Störungsflut die ein solches Konstrukt seiner Natur ererbt - einen organisierten Kult um sich dulden würde und sollte), leiste ich hiermit vorauseilende Subskription: Möge der zweite den sanktuarischen Platonismus fürs Volk frei nach der Vorrede zu "Jenseits von Gut und Böse" zu westmarkener Semmelbröseln zermalmen!

Hatte ich nebenbei eigentlich schonmal erwähnt, wie sehr der Zweite eigentlich an HK47 erinnert?
"Darf ich ihn atomisieren Meister?"
 
[*grummel grummel, anderen den Sonntagsplatz wegschnappen, nachdem die sich mühsam darauf eingeschossen haben]
Wann ist denn jetzt endlich Sonntag?
[*grummel grummel, und dann auch noch post abgreifen dafür, dass man schreibt, nichts geschrieben zu haben]
Damit das nochmal klar ist :motz:



:clown:
 
Booyah.

Eine kleine Umdisponierung meiner Pläne heute, aka "lass das mal weg, ist zu stressig => Ausschlafen" hat mich befähigt, mein Versprechen von gestern zu brechen.

Auf gut Deutsch, viel Spaß, und zwar heute :p. Gelaber, aber dafür wird ein Geheimnis gelüftet.

Oh, und tut mir Leid, dass ich euch verarscht habe - das war nämlich eigentlich gar nicht zu erraten ^^. Wenngleich wirklich vor langer Hand geplant.

Simon
 
Kapitel 58 – Ein neuer Streiter

Ich reiche dem Meister den Horadrim-Würfel, den er sich an den üblichen Platz hängt. Damit sollten wir bereit sein – bis auf die Haut des Vipernmagiers, die Hratli ja in Reparatur hat.

„Gehen wir gleich zu Aschara?“

Er sich mich kurz an, bevor er sich wieder seinem Gürtel widmet.

„Sehe Nichts, was dagegen spricht. Ich will unseren neuen Mitstreiter gleich kennen lernen.“

Da ich nicke, sehe ich erst, dass er einen Finger gehoben hat, als dieser mich fast berührt, wo ein normales Gesicht die Nase hätte.

„Eine Sache. Ich will nicht, dass Jedermann weiß, dass mein Golem einen Psychopathen als Untermieter hat...“

Das ist eine etwas übertriebene Bezeichnung.

Ja, „Soziopath“ würde vielleicht besser passen.

„...klar? Du darfst dich ab und zu schon melden, Zweiter, weil du ja durchaus nicht blöd bist, aber du wirst dafür um Himmels Willen die normale Stimme benutzen, solange wir nicht alleine sind. Dein übliches Schnarren macht mir eh Gänsehaut.“

„In Ordnung, Meister.“

Der Angesprochene überlegt kurz.

„Ja, bleib beim Betiteln, dann kenne ich mich aus. Und ich will, dass du zwei Finger hochhältst, wenn du mit mir sprichst.“

Der Zweite hebt den rechten Arm und daran Zeige- und kleinen Finger.

„Sehr wohl, Meister.“

Kopfschütteln.

„Spinner. Na schön, dann können wir. Vergiss die Karte nicht.“

Ich tue wie geheißen, das Pergament vorsichtig zusammenrollend, und hetze dann dem Meister hinterher, der schon losgegangen ist. Er ist wieder von dieser unbändigen Energie erfüllt, die ich so bewundere an ihm.

Das ist wieder etwas, das ich wohl nicht verstehen werde. Was genau lässt dich Unbändigkeit positiv sehen?

Würde er die Energie begrenzen, wäre nicht so viel zur Verfügung davon, oder? Seine eigene Begeisterung lässt ihn doch erst andere begeistern, dir ist doch wohl auch nicht entgangen, wie er Menschen – oder Katzen – mitreißen kann.

Ja, er ist kein übler Demagoge. Ein paar charismatische Phrasen gedroschen, und schon hört die Schafsherde auf ihn. Aber damit kann er vielleicht eine Bande Krimineller führen, mit Glück eine kleine Revolution starten. Auf Dauer dagegen wird ihm das Nichts nützen, denn wenn man seinen Überschwang ins Leere laufen lässt oder auf ein unwichtiges Ziel lenkt, dann ist er viel zu leicht dadurch zu kontrollieren. Ein wahrer Führer, ein echter General, braucht Besonnenheit. Kühle Entscheidungen, keine großen Gesten und wilden Worte.

Als ob er seine Energie nicht fokussieren könnte. Nebenbei wissen wir beide, welche „kühlen Entscheidungen“ dein General zu treffen bereit war. Da sind mir potentiell gefährliche Gefühle weitaus lieber.

Du wählst freiwillig das Risiko? Ich gestehe deinem Meister einer gewisse Konzentrationsfähigkeit zu, aber dieser Fokus geht viel zu oft absolut unberechenbar verloren. Und wie spät er ihn – nicht zuletzt durch deine Schuld – überhaupt erst gefunden hat, ist kriminell.

Ich habe ihn nach unzähligen Zusammenbrüchen immer wieder auf das Ziel eingeschworen!

Wenn du deine Sache gut gemacht hättest, wäre es dazu gar nicht gekommen!

Du hättest es also geschafft, ihn stumm zu einem gefühllosen Monster zu machen?

Mir wäre vielleicht früher eingefallen, dass ich schreiben kann, Idiot!

Willst du schon wieder persönlich werden?

Wer von uns beiden hat angefangen, unsachlich zu werden, als er den – schlechten – Witz gebracht hat, er hätte bisher irgendeine signifikante Leistung erbracht?

Jetzt hör mir mal gut zu, du...

„Guten Morgen. Wir werden erwartet?“

Wir sind an der Kaserne angekommen. Ich schlucke meinen Zorn herunter, besser, überschütte den Zweiten wortlos mit dem glühenden Gefühl. Das Äquivalent eines verächtlichen Lachens ist meine Antwort. Etwas Ähnliches liegt im Grinsen von Vanji, der Wache hält, als er dem Meister zunickt.

„In der Tat. Viel Spaß, General.“

Damit winkt er uns durch. Was meint er denn damit?

Gefällt mir nicht. Aschara ist eine gefährliche Schlange. Wir müssen auf der Hut sein.

Drinnen verbeugt sich der Meister vor der Söldnerführerin, welche uns huldvoll zunickt.

„Willkommen, General. Es freut mich, dass wir uns unter ruhigeren Umständen treffen können – macht es Euch bequem, uns sieht Keiner.“

Ich lasse meinen Blick kurz durch den Raum schweifen; in der Tat, Niemand außer einem Dutzend Eisenwölfen. Will sie damit jetzt ausdrücken, dass diese absolut vertrauenswürdig sind – oder dass sie ihr komplett unwichtig sind?

Tja, Zweideutigkeit, welch praktisches Stilmittel...ich denke mir, es ist in der Tat auch kein Spaß, unter ihr zu dienen. Aber warum sie die Anführerin ist und Keiner der anderen Idioten ist auch klar.

„Dann Danke für die Einladung, Aschara. Leider kann ich ihr nicht allzu lange nachkommen; wie Ihr ja wisst, drängt die Zeit durchaus, und mit der Absicherung der Heimatfront können wir uns endlich unserer Hauptaufgabe widmen...“

Während der Begrüßung haben sich die beiden Sprecher an einem niedrigen Tisch nieder gelassen; ein paar Söldner bringen Tee sowie kleine Plätzchen. Der Meister rührt keine davon an, aber eher nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil er sie einfach nicht sieht; ich würde gerne welche nehmen, wenn es irgendwie sinnvoll wäre. Die lederbekleidete Frau lässt sich Zeit mit ihrer Antwort.

„Sicherlich. Ich möchte Euch hiermit offiziell im Namen der ganzen Truppe danken für Eueren Einsatz. Dann kommen wir doch auch ohne Verzug zu dem, weswegen Ihr hier seid: Ihr wolltet einen Gefallen von mir, nicht wahr?“

Der Meister legt den Kopf schief.

„So könnte man es gewissermaßen ausdrücken, ja.“

Kokett imitiert sie seine Geste.

„Gewissermaßen?“

Ein leichtes Lächeln kräuselt seine Lippen.

„Nun, wenn es auch nur ein wenig hilft, wäre dieser Gefallen nicht nur mir erbracht, sondern der gesamten Menschheit, nicht wahr?“

Amüsiert nippt sie an ihrer Tasse.

„Denkt Ihr nicht, dass Ihr da ein wenig übertreibt?“

Seine Augenbraue hebt sich.

„Zweifelt ihr an der Wichtigkeit meiner Aufgabe?“

Kichernd schüttelt sie den Kopf.

„Im Gegenteil. Ich zweifle daran, dass mein Gefallen jemals 'nur ein wenig' helfen würde. Meine Truppe ist hervorragend ausgebildet, und auch nur einer von ihnen eine signifikante Aufwertung der Kampfkraft gleich welcher Armee. Denn ich nehme an, wir reden immer noch über den gleichen Gefallen?“

„Aber selbstverständlich.“

„Na denn – ein Eisenwolf soll Euch in Zukunft begleiten, als Kämpfer und Führer. Logischerweise sollte es also Jemand sein, der das alte Kurast bis in den kleinen Winkel kennt; da ich genau weiß, wie viel Jeder meiner Männer weiß, habe ich mir erlaubt, die Auswahl für Euch zu treffen.“

Oho. Das kann jetzt eine Menge bedeuten.

Erlaubnis, zu sprechen?

Mit der Frage übermittelt mir der Zweite gleich den Inhalt seiner Frage. Ich nicke innerlich. Es ist eine gute.

„Und das ist der einzige Gesichtspunkt, unter dem Ihr die Auswahl getroffen habt?“

Beide sehen mich an; Aschara sieht mir ins Gesicht...der Meister auf die Hände. Und natürlich habe ich nicht vergessen, das Zeichen zu geben. Die Schlange grinst mich an wie Beute.

„Immer noch so unabhängig wie eh und je, hm, Golem? Natürlich beruhen meine Entscheidungen nicht nur auf einem einzigen Kriterium, aber der Rest ist eigentlich...intern, wenn du verstehst, was ich meine? Aber seid versichert, dass ihr den besten Mann für diese Aufgabe bekommt.“

Das hat jetzt aber schon eine sehr deutliche Antwort provoziert.

Viele kleine Siege gewinnen den Krieg...

„Beruhigend. Und wer ist es?“

Der Meister wird ungeduldig; ich auch, Aschara hat gerade gezeigt, dass sie ohnehin schon Alles geregelt hat, uns hier noch länger festzuhalten, ist völlig sinnlos. Sie spielt doch nur mit uns. Zunächst nimmt sie aber noch einen langen Schluck; die Tasse ist leer. Dann schnippen kommentarlos ihre Finger.
Ein Mann in voller Montur der Eisenwölfe, den ich bisher noch nie gesehen habe, kommt hinter einer Trennwand der Kaserne hervor; wobei...seine Ausrüstung ist ein wenig anders, als ich sie kenne. Die Rüstung ist gleich, aber der Schild ist weit größer und etwas verzierter, das Schwert dagegen etwas gedrungener, dafür breiter. Einen Helm sehe ich nicht. Er selbst hat etwas längere, strähnige schwarze Haare, Bartstoppeln, eine deutliche Nase, hohe Wangenknochen und ist recht dünn.

Recht muskulös aber; lass dich nicht täuschen. Er bewegt sich viel zu natürlich für das große Ding auf seinem Rücken, um nicht ordentlich Kraft unter dieser roten Robe zu verbergen.

Hm...nur zu wahr. Jetzt sehe ich es auch...ich denke, das wird mir in Zukunft nicht mehr entgehen. Er verbeugt sich knapp.

„Ihr habt gerufen?“

„In der Tat, das habe ich. Darf ich vorstellen? Deine neuen Arbeitgeber.“

Die leicht zusammengekniffenen Augen fokussieren sich auf mich und den Meister. Der Blick wirkt nicht besonders durchdringend, obwohl das womöglich seine Intention war. Den Tee Tee sein lassend steht der Meister auf und geht auf ihn zu.

„Einen wunderschönen guten Morgen. Ich weiß nicht, ob du schon von mir gehört hast; ich bin der General, der Stahlkerl da hinten ist mein Golem; keine Sorge, er ist völlig harmlos. Du wärst?“

Etwas zögerlich schüttelt unser neuer Mitstreiter die dargebotene Hand; sein Ausdruck lässt nicht besonders viel Freude durchschimmern. Warum? Er kennt uns doch noch gar nicht.

„Ich...habe von euch gehört, ja.
Mein Name ist Isenhart.“

Der Meister hält kurz inne; warum das?

Frag mich nicht, ich kenne den Namen nicht.

„Schön, schön. Ich würde, bevor wir losgehen, dich gerne noch kurz mit unserer üblichen Vorgehensweise vertraut machen, außerdem würde ich die Gelegenheit gleich nutzen, um ein wenig zu planen; Golem?“

Ich verstehe den Wink und drücke ihm die Karte in die Hand.

„Habt ihr hier einen Tisch ohne unnützes Gerümpel darauf?“

Hihi.

Tja, Tee ist nicht Jedermanns Sache.

Mochte dein Meister...

Er hat Tee gehasst.

Huh.
Auf einer definitiv dafür gemachten Platte breiten wir die Karte aus. Die Menschen beugen sich darüber, Isenhart mit respektvollem Abstand; ich halte mich ganz zurück, ich weiß immerhin, wie sie aussieht. Da sieht der Meister hoch.

„Wir planen dann mal die Route. Deine Karte ist prima, prinzipiell brauchen wir dich nicht, denke ich. Wärst du so gut und holst derweil die Rüstung von Hratli ab? Dann können wir so bald als möglich losziehen.“

„Aber selbstverständlich.“

Je weniger lange ich in dieser Schlangengrube sein muss, desto besser.

Vielleicht wäre unsere Expertise, was die bisherige Navigation angeht, doch nicht so übel.

Na ja, dafür müsste der Meister sich mit Hratli herumschlagen, und ich kann schon verstehen, warum er das nicht will...Moment, jetzt müssen wir das. Mist.

Eine frustrierende Verhandlung über den Preis des Flickens von ein paar Löchern später ist der Meister wieder stolzer Besitzer einer intakten blauen Rüstung; wie Hratli mit seinem Hammer die fehlenden Lederstellen repariert hat, weiß ich nicht, Nähzeug habe ich zumindest keines gesehen bei ihm. Aber dafür ist er wohl Zauberschmied.

Auf dem Weg zurück werde ich von Deckard aufgehalten. Was mich nicht im Mindesten stört; wir hatten schon viel zu lange keine Gelegenheit mehr, uns zu unterhalten, und er ist deutlich bessere Gesellschaft als Aschara.


„...und deswegen haben wir jetzt einen neuen Begleiter. Wenigstens hat sie sich an die Abmachung gehalten...“

„Oh, ich traue Aschara Vieles zu, mein Freund, aber ihr Wort bricht sie nicht. Mit dieser Sorte Mensch hatte ich schon öfter zu tun; sehr gefährliche Verhandlungspartner, aber die wertvollsten Verbündeten, die man haben kann – wenn man denn erst einmal ihre definitive Loyalität hat.“

Ich trommle meine Fingerspitzen aneinander.

„Und wann wäre man sich dessen sicher?“

Deckard zuckt mit den Schultern.

„Wenn die Zusage nicht eindeutig ist – nie.“

„Hervorragend...“

Er lächelt.

„Wobei ich wirklich nicht denke, dass ihr euch Sorgen machen solltet. Sie kann wirklich hinterhältig sein, aber garantiert hat sie nichts Böses im Sinn für euch; selbstverständlich immer das Beste für sich – und ihre Truppe, denn zu der ist sie ganz sicher loyal – aber das macht sie nicht zu einem schlechten Menschen.“

„He, ihr Labertaschen!“

Der Meister kommt mit einem Eisenwolf im Schlepptau über die nächste Brücke.

„Grüße, junger Freund – bleibt doch auch ein wenig und hört zu...“

„Keine Zeit, Deckard, so Leid es mir tut. Oh, du hast sie, sehr schön – ich dachte, du würdest viel länger mit dem schleimigen Bastard um Preise feilschen müssen...hilf mir gleich rein, sei so gut.“

Während ich das tue, murmle ich vor mich hin.

„Ich nehme mal an, selbst wenn ich mir noch zwei Stunden Zeit genommen hätte, hätte das den Preis nicht besonders gedrückt...“

Also bitte, ich hatte ihn fast. Er hatte sich ganz auf das Argument gestützt, dass Leder sehr teuer zu bekommen sei – aber er hatte gar kein Leder vorrätig! Er hat die Rüstung aus sich selbst regeneriert!

Schon gut, schon gut, ein ander Mal...

Wir dürfen doch nicht einfach zulassen, dass die Handwerker das Betrügen anfangen. Wenn er ständig damit davonkommt, den Meister über den Tisch zu ziehen, dann wird er immer frecher. Man sollte ihm eine Lektion erteilen.

Ein. Ander. Mal.
Der Meister verschluckt sich fast, als ich ihm die logischerweise folgende Frage nach der Summe beantworte, aber er fängt sich und hat dann auch bald die Rüstung angelegt.

„Ich hoffe übrigens, du nimmst mir nicht übel, dass ich die Karte Aschara mehr oder minder geschenkt habe; sie war recht beeindruckt. Dafür hat Isenhart seinen Helm mitnehmen dürfen, den sie eigentlich als Allgemeineigentum der Eisenwölfe deklariert haben wollte oder so einen Unfug.“

In der Tat, der Söldner trägt jetzt einen Helm; und er ist komplett verschieden von den Eisenhüten der anderen, statt nur den Kopf zu bedecken, verhüllt er das ganze Gesicht mit nur einer Aussparung für die Nase – die selbige auch braucht – und die Augen, natürlich.

„Den habe ich selbst gemacht. Eine ganz neue Entwicklung. Sie wollte ihn für sich; bekommt sie gerne in Serie, aber erst, wenn diese Sache vorbei ist. Derweil nehme ich keine minderwertige Massenware mit!“

Mein Kopf legt sich schief.

„Du bist Schmied?“

Kurz huscht sein Blick zu mir, dann deutet er auf mich und spricht den Meister an.

„Ist das normal?“

He...

Seine Reaktion zumindest ist es. Du bist verwöhnt.

Der Meister seufzt.

„Ja, ist es. Beantworte ihm doch die Frage, Isenhart.“

Auch, wenn ich es nicht sehen kann, spüre ich, wie sich seine Augenbrauen zusammenziehen. Na herrlich, einer von diesen Vorurteilsbehafteten.

„Ich bin Schmied. Habe schon die ganze Truppe mit Rüstungen versorgt, jetzt sind die Helme dran. Was dagegen?“

„Warum sollte ich? Ist doch schön, einen kompetenten Begleiter zu haben...“

Was ist eigentlich sein Problem?

Du. Bist. Ein. Golem.

Das wird lustig, schätze ich...
Der Meister verzieht das Gesicht.

„Ich müsste noch kurz etwas erledigen bei mir zuhause; geh schon mal vor und warte am Wegpunkt auf uns.“

„Jawohl.“

Der Söldner geht. Der Meister sieht ihm nach, bis er außer Hörweite ist, und murmelt mir dann zu, während wir nebeneinander zu unserer Hütte gehen.

„Tut mir Leid, wie der Kerl dich behandelt. Wenn wir nicht gleich los müssten...ich würde sofort zu Aschara gehen und sie zur Rede stellen, was es soll, dass sie uns einen Betrunkenen mitschickt.“

„Was!“

„Golem, wenn du riechen könntest, dann würdest du von den Dämpfen allein beschwipst werden, die sein Atem aussondert. Vielleicht kann er nur so gut seine Metall bearbeiten, ich weiß es nicht; aber ich bin sehr skeptisch, was seine Eignung als Kämpfer angeht. Wobei ich nicht unken will. Jetzt bekommt er eh Nichts mehr zu trinken, also seien wir beide nett zu ihm, wir brauchen ihn, und vielleicht ist er nüchtern ja ein ganz netter Kerl, hm?“

Großartig. Absolut großartig.

Ich muss dir ausnahmsweise Recht geben: Das wird noch einmal sehr lustig.
 
Trotz fortwährender Beschwerden über das ganze Lob, mit dem Du von Deinen Lesern überschüttet wirst, nehm' ich mir einfach mal die Freiheit dich aus deinem eigenen Wutwolf-Guide mal selbst zu zitieren:

"[Y]Yawgmoth for Pulitzer - Preis!"

Isenhart als Eisenwolf und dazu feiertagsblau wie ne' Strandhaubitze - Grandios! Mal abgesehen von dem eigenen unabhängigen literarischen Wert deines Werken und Wirkens, sind es Bilder wie diese, die mich daran erinnern, welchen wunderbaren Nebeneffekt das FAS-Forum hat: Sie erhöhen den Wiederspielwert von Diablo II.
 
Zement - Doppelpost! *Gnyaargh* Un wie krie'sch dat Jedrissen nu jelöscht?!?
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Dienst betrunken, und das bei einer Chefin wie Aschara? Hätte nicht gedacht, dass sie ihm das durchgehen lässt.
Oder sie hat dem General mit Absicht den aus der Truppe zugeteilt, den eh niemand vermisst wenn was schiefgeht.

einer gewisse Konzentrationsfähigkeit - eine

seine Metall - sein
 
Zurück
Oben