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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Ich nehme mal an, dass ich nicht nur für mich spreche, wenn ich anmerke, dass du nicht immer den ganzen Zaun ausgraben musst - der Wink mit einem einzelnen Zaunpfahl ist ab und an durchaus ausreichend.

Seleya
Ich werde mich in Zukunft um etwas mehr Subtilität bemühen.

:hy: Neithan.

So, und damit sind wir tatsächlich mal wieder pünktlich :D. Mehr Text gibts nicht, hab ja gerade Besuch, aber das ging jetzt noch.

Simon
 
Kapitel 66 – Verlässlichkeiten

Nach kurzem Aufstieg – für uns Intelligente, die Skelette haben mehr Mühe – versammeln wir uns im Raum an der Spitze des Tempels, von dem aus es nach innen gehen wird.

Interessant, dass du bereit bist, Isenhart Intelligenz zuzugestehen...und dir.

Interessanter, dass meine Zuversicht unbegründet ist und dir das gar keinen Kommentar wert ist. Denn irgendwie fehlt hier etwas Wichtiges: Der Eingang, den ich gerade postuliert habe. Der einzige Inhalt des Raumes ist ein Steingebilde, das wohl einen Altar darstellen soll; eine flache Fläche in der Mitte ist umgeben von zwei Steinhörnern, die an beiden Seiten hochgebogen sind; jede Oberfläche außer der glatten flachen ist von Ornamenten überzogen, eingemeißelten Linien, die Symbole bilden...oder einfach nur gut aussehen sollen. Auch die Innenwände sind mit Fresken verziert. Die jedoch stellenweise, was schade ist, nicht mehr zu erkennen sind; das auffälligste Merkmal des Altars nämlich ist, dass er aussieht, als wäre ein Zehnliterfass Blut darauf explodiert.
Ein Würgegeräusch verrät mir, dass einer der Menschen an solche Anblicke nicht gewohnt ist; der andere tritt näher und studiert den karmesinüberfluteten Aufbau. Vorsichtig streicht der Meister mit einem Finger über die Opferstelle.

„Noch leicht flüssig...und darunter eine dicke Schicht getrocknetes...“

Meine Schwertspitze kratzt bemüht sanft die Kruste vom harten Untergrund. Hm...warum so viel und so oft?

Erinnerst du dich denn nicht an den Sonnenaltar?

Oh. Das gibt perfiden Sinn.

„Eine Entweihung...“

Der Meister nickt.

„Und das recht gründlich. Wobei ich mich frage, ob sie schon abgeschlossen ist? Die Schlangen waren ja auch noch nicht völlig fertig mit ihrer...viel wichtiger aber, wie geht es da rein?“

Ach, ihr wisst das einfach nicht? Ich dachte, du machst einen Scherz. Die Methode ist recht einfach.

Aha? Dann verrate sie uns doch...he, wo ist der Meister?
Bevor meine Sorge zu hoch aufflammt kommt er schon wieder, einen aschfahlen Isenhart im Gepack, der seinen Helm umklammert wie eine Schwimmhilfe.

„Das is...so viel...wie Viele ham die...Himmel.“

Der Meister legt ihm eine Hand auf die Schulter, vor der der Söldner zurückzuckt; langsam senkt sich die Hand wieder, während ihr Besitzer etwas gepresst antwortet.

„Denk am Besten nicht darüber nach und forme dein Entsetzen in Zorn auf die, die das getan haben. Und tu Alles, um sie zu Fall zu bringen. Wir brauchen deinen Einsatz; kannst du uns sagen, wie man den Tempel selbst betreten kann?“

Sagst du es dem Meister jetzt?

Wozu, wenn er es weiß? Ich will wissen, ob unser Mitläufer auch dann nutzlos wäre, wenn ihr mich nicht hättet.

Der Mitläufer wirft seinen Helm zu Boden.

„Ich sagte doch, ich bin kein großer Tempelgeher! Keine Ahnung, wie die da reinkommen!“

Uuuuund Erwartungen bestätigt.

Der Söldner hebt seinen Helm wieder auf, den Meister anstarrend, jeden Blick zum Blutbad vermeidend. Während er abwesend kontrolliert, ob in dem Rüstungsteil keine Delle ist, melde ich mich mit zwei Fingern.

„Ich hatte gerade...eine Idee. Vielleicht ist der Gedanke hier, dass man nur in den Tempel darf, wenn man entsprechende Hingabe zeigt.“

Der Meister legt den Kopf schief.

„Vielleicht. Wie...stellst du dir das vor?“

„Da das Herolds Tempel ist, sollte eine Anrufung an ihn genügen.“

Ein netter Trick nämlich; ein Zauber liegt auf dem Altar. Werden die richtigen Worte gesprochen, wird ein Mechanismus aktiviert, der Einlass gewährt. Scheint das Wirken des entsprechenden Gottes zu sein und ist damit sehr effektiv, um die Massen bei Stange zu halten.

Wenn man den Gott gleich dessen Wirken, also Magie setzt, ist das nicht mal Betrug...
Der Meister räuspert sich.

„Na schön...hoffentlich wirkt das auch bei Ungläubigen. Oder bist du...?“

Isenhart runzelt die Stirn.

„Kein...Tempelgeher?“

Das ruft ein leises Seufzen hervor, dann kniet der Meister sich in den halb getrockneten Blutsee am Boden. Alle Skelette machen es ihm nach; ich folge, zuletzt auch Isenhart.

„Oh Herold, du mächtiger Gott des Lichts, lass dein strahlendes Antlitz auf uns arme Seelen scheinen und gewähre in deiner unendlichen Güte Einlass in deinen Tempel, auf dass wir dich anbeten können!“

Wir warten zwei lange Sekunden. Die Spannung im Raum ist schon greifbar.
Da ertönt ein Klicken. Ein Scharren. Wäre ich ein Mensch, würde ich den Atem anhalten...was wird passieren?
Ein hässliches Knirschen, eine kleine Lücke erscheint in der Mitte des Altars, die Blutdecke teilt sich.
Und...hält an. Wir starren kurz, dann breche ich das Schweigen.

„Hat...das Blut die Mechanik zerstört?“

Das glaube ich nicht.

Ich lasse für den Zweiten meine Daumen in nervöser Geste zucken.

„Oder ist es doch so, dass die Entweihung schon zu weit fortgeschritten ist?“

Die Menschen fluchen nahezu zeitgleich; ein seltener Moment der Einigkeit. Es ist allerdings der Meister, der aufsteht und an den Altar tritt.

„Wenn der Zauber kaputt ist, können wir uns das Buch abschminken. Wir haben keine Zeit, das Ding zu reinigen, sogar falls es wirklich so simpel ist wie im Tempel der Klauenvipern.“

Plötzlich steht Isenhart neben ihm, auf einmal nicht mehr sonderlich von der makabren Dekoration gestört. Ah! Ich darf mich nicht einlullen lassen von seiner Müdigkeit, auf ihn sollte ständig ein Auge gehalten sein...

„Der Riss is doch da...können wir das Teil nich einfach aufhebeln?“

Skepsis macht sich im Gesicht des Meisters breit.

„Den Altar zerstören? Nein, das mache ich nicht. Würde auch zu lange dauern, wir haben ja Zeitdruck. Also wird das wohl eher Nichts...“

Das ist schön, damit kriegt Deckard seinen Willen und wir verlieren keine Zeit...

Aber ein wertvolles Artefakt. Lass mich noch eine Sache versuchen.

Er übermittelt mir diesmal nicht gleichzeitig, was. Was mich beunruhigt. Soll ich wirklich...
Aber warum nicht? Ich kann ihn jederzeit aufhalten, und letztlich war er bemerkenswert hilfreich.

„Gestattet mir einen Versuch, Meister...“

Ich spare mir die Finger, da von der Anrede her klar ist, wer spricht. Ein knappes Nicken ist des Zweiten Antwort. Dieser konzentriert sich kurz, ich kann seinen Fokus spüren. Dann beginnt er zu reden.

„Verzeiht, das muss richtig klingen. Mächte des Bösen, Kräfte der Hölle und ihr großen Übel selbst, hört meinen Ruf. Ich verlange, Einlass in dies Heiligtum des Unheiligen zu erhalten, den herrlich geschändeten Ort einstiger heuchlerischer sterblicher Glorie.“

Was zur Hölle tust du?

Nett sein.

Du...aber...das...nein! Das ist falsch!
Da ertönt das Klicken wieder. Das Scharren bleibt gleichmäßig. Der Spalt im Altar weitet sich, die Fassade klappt nach hinten, die gebogenen Hörner wandern nach oben, bis sie sich zu einem Bogen treffen; hastig tritt der Meister zurück, Isenhart wirkt völlig überwältigt...ähnlich wie ich eigentlich.
Nach kürzester Zeit führt eine Treppe in dunkle Tiefen. Wir sind kurz sprachlos. Dann packt mich ein Gefühl der Dringlichkeit, weil ich wirklich nicht will, dass einer der Menschen spricht, bevor ich mich erklären kann.

„Es...tut mir Leid, dieses Mittel ergriffen zu haben, aber ich ging davon aus, dass die Entweihung schlicht den Fokus des Zaubers umgebogen hat...ich wünschte, ich könnte meinen Mund auswaschen.“

Langsam wendet Isenharts Blick sich mir zu. Ich weiche unwillkürlich zurück, als mich der blanke Hass darin trifft; der Meister bemerkt das nicht und starrt nur nach unten.

„Macht doch Nichts, Golem, wir wissen Alle, wie es gemeint war. Worte sind Schall und Rauch, und wenn sie auch leer funktionieren, verwenden wir nur ihre Waffen gegen sie, ohne uns die Hände schmutzig zu machen, nicht? Also runter mit uns, und hoffen wir, dass unsere Suche nach dem Schwarzen Buch hiernach zuende ist.“

Ohne Worte gehe ich voran, möglichst weit an Isenhart vorbei; ich hoffe, der Meister ist auf der Hut...aber da mache ich mir eigentlich wenig Gedanken. Unten ist es erwartungsgemäß stockdunkel, das heißt, ich sehe prima.
Bis plötzlich das Licht besser wird und meine Sicht damit schlechter. Was...
Der Meister tritt neben mich, die Skelette folgen. Offenbar hat er den Söldner oben warten lassen, was mir sehr gut passt.

„Das ist aber heller, als ich dachte...“

„Hm. Du, Isenhart macht mir von Minute zu Minute mehr Sorgen. Was der Zweite gerade gemacht hat, hat ihm überhaupt nicht gefallen. Wenn ihm die Sache so derart unangenehm ist, wollen wir ihn nicht nach Hause schicken?“

Er seufzt und wirft einen schnellen Blick zurück; die Skelette lassen sich Zeit mit dem Abstieg.

„Die Stimmung ist nicht besonders, hast du Recht. Wobei ich halt denke, dass es letztlich sein Pech ist, wenn er mit unseren Methoden nicht zurecht kommt – und er wird schon nicht versuchen, dir sein Schwert in den Rücken zu rammen, ne? Würde ihm schlecht bekommen. Solange er nicht irgendwelchen Unfug baut, schadet er nicht, und wir können ihn zur Navigation brauchen.“

Gerade will ich bemerken, dass ich mit ein wenig Übersicht ohne Probleme durch die Stadt finde, als das letzte Skelett unten ist, und damit unsere Unterhaltung beendet. Vielleicht sollte sich der Meister etwas mehr Sorgen um sich selbst machen...

Oder du um die Illumination.

Hm, Magie? Irgendwas erkennt unser Eintreten und „bringt Herolds Licht ins Innere“?

Vielleicht.

Kennst du dich da nicht aus?

Der letzte Tempel, in dem ich war hat so ein System nicht gebraucht, haha.

Ganz kurz blitzt ein Bild in meinem Kopf auf von einem Raum nicht unähnlich wie dieser hier dekoriert, gefüllt aber von Feuer, Rauch und schreienden Menschen. Hör auf damit!

He, die hatten das sowas von verdient. Wollen wir jetzt voran, oder was?

Säuerlich schreite ich voran. Direkt nach dem Eingang ist eine Mauer, die rechts von uns unterbrochen ist und damit einen Gang erahnen lässt; die Architektur ist relativ schlicht, etwas gröber gemeißelte Steine, die aber gut eingepasst sind, Fresken, recht spärlich, und ein paar Kerzenleuchter als Dekoration...von denen manche brennen. Zudem sorgen noch größere Flammenhalter für Illumination.
Ich umrunde eine weitere Ecke – wir sind jetzt zwei mal nach links gegangen nach der ersten Rechtsdrehung vom Eingang aus – und ein größerer Raum liegt vor mir. Hm. Die Ecken liegen im Dunkeln, ich gehe vorsichtig nach drinnen, meine imaginären Ohren gespitzt.
Ich zucke zusammen, als ein langgezogenes Fauchen ertönt. Was...

Ich empfehle weg hier, aber fix!

Auf die sehr deutlichen Worte des Zweiten springe ich nach hinten weg, ein Skelett umwerfend, es knirscht, als ich auf ihm lande, bleibt aber ganz. Kurz sehe ich, dass wo gerade meine Füße waren ein Symbol auf dem Boden erschienen ist, ein pulsierender, oranger Kreis, da zischt von oben ein in Flammen gehüllter Stein herab, trifft das Symbol, explodiert und verteilt in einem Meterumkreis darum lodernde Feuer, die keine Anzeichen zeigen, durch den kalten Steinkontakt zu schrumpfen. Hastig reiße ich meine Beine weg, die noch darin liegen, und stelle fest, dass der Aufschlag des Geschosses meine Fußsohlen verzogen hat. Was zur Hölle war das?

Ein Meteor-Zauber...verdammt tödlich, und braucht nicht mal freien Himmel, wie man sieht. Das könnte ekelhaft werden in dieser engen Umgebung...

Wieder das Fauchen. Du alter Untertreiber! Ich rolle mich weg, und spüre die heiße Welle eines Einschlags von meiner gerade verlassenen Position ausgehen; als ich mich aufrichte, sehe ich, dass das Skelett, das ich umgeworfen hatte, nur noch Staub ist.

„General, hier ist schwer dicke Luft!“

„Lass die Skelette ran! Wer ist der Gegner?“

Gute Frage! Da es jetzt heller ist, kann ich sehen, wer mir diese hübschen Geschenke hergezaubert hat. Und in den dunklen Ecken stehen...ups.
Gerade noch kann ich einem Feuerball ausweichen, der eine meiner Brustdornen wegschmilzt und an der Wand explodiert.

„Ghul-Fürsten!“

Dunkle Fürsten. Das ist jetzt wirklich nicht gut.

Von hinten kommt die ruhige Reaktion des Meisters.

„Alles klar. Bleib am Leben.“

Ich versuchs ja...ah! Ein Feuerball trifft mich in der Brust, der Aufprall wirft mich von den Beinen...unglaubliches Glück will es, dass ich dadurch einen Meteor vermeide, den ich bei dem ganzen ausbrechenden Chaos nicht gehört hatte. Der Boden ist voll mit Flammenteppichen, deren Hitze deutlich zu spüren ist; die Menschen müssen ganz schön schwitzen. Ich weiche noch einen Schritt zurück, mit der schwertlosen Hand meine glühend heiße Brust packend...zum Glück habe ich da kein Loch...und stoße mit dem Rücken an die Wand.
Direkt gegenüber ist einer der zaubernden Untoten. Der bessere Blick zeigt mir, dass diese hier ganz wörtlich dunkler sind als die Ghul-Fürsten, die uns in der Zuflucht beharkten; ihre Roben sind pechschwarz, auch die Schädel auf den hageren, schwebenden Körpern sind grauer. Die glühenden Augen sind die gleichen. Die langen Zauberstäbe auch. Dieser hier hebt seinen...
Ein Skelett schlägt ihm seinen Morgenstern in die Brust, und er klappt zusammen wie ein Kartoffelsack. Schnell folgt ein zweiter Schlag, da packt der Gegner den Kopf des Knochengestells und bricht meinem Helfer das Genick. Die aufwallende Staubwolke ergibt einen feinen Nebel...aus dem mein Schwert sprießt und den Kopf des Fürsten sauber abtrennt. Ich danke in Gedanken für die Ablenkung; dafür sind meine Füße jetzt sehr instabil, da ich wieder durch den Flammenteppich musste. Wie ich aber feststelle, macht das Nichts; die Skelette konnten sich um den Rest des kleinen Hinterhalts hier kümmern, da ihnen das Feuer herzlich egal ist. Ein paar wurden aber von Meteoren und der überraschenden Stärke der Monster vernichtet, weswegen der hereinkommende Meister schnell alle Gegnerleichen verwertet. Ich bitte ihn um Reparatur, und schnell ist auch mein Auftreten wieder sicher wie eh und je. Endlich sind auch die Feuer verlöscht.

„Heiße Sache hier drin. Hoffentlich kommt das nicht öfter vor.“

„Womit wir allerdings auch die Bestätigung hätten, dass nicht nur Herolds Macht ganz deutlich gebrochen ist, sondern dass wir hier auch üble Probleme bekommen könnten.“

Der Meister verzieht das Gesicht.

„Das lief ja noch gut. Aber verschlingt auch Zeit. Was meinst du, sollen wir die Sache abblasen?“

„Ach wo, wir kommen doch zurecht, ne?“

Wir sehen Isenhart an. Der zieht sich etwas zurück.

„Ich mein, wenn wir schon hier sin, könnwa auch gleich weiter gehn. Vielleicht is das ja der richtige Tempel, würden wir uns doch in' Arsch beißen, wenn wir jetz verschwinden würden, oder?“

„Du hast da in der Tat einen Punkt. Solange du auch deinen Mann stehst, habe ich Nichts dagegen, wenn wir ein paar Schritte mehr riskieren. So brachial groß kann das Gebiet hier ja auch nicht sein.“

Und damit ist das entschieden. Wobei mir das sehr untypisch für Isenhart scheint.

Soll ich dir „Gier“ noch mal buchstabieren?

Nach einen Buch, in das er, wenn wir es finden, nicht mal nen Blick werfen wird – wenn er überhaupt lesen kann?

Eher nach der Macht darin, schätze ich. Er ist genau der Typ, der auf derart vage Versprechen von Stärke anspringt.

Und was ist mit dir? Du willst doch auch, dass wir das Ding holen.

Ich weiß, dass es nicht vage ist – Isenhart aber nicht. Denn ihm werden Informationen über die Gegner sicher nicht nutzen; er interpretiert hier viel mehr hinein, als der Fall ist.

Dann sollten wir ihn vielleicht rechtzeitig aufklären.

Bist du irre? So können wir absolut sicher sein, dass er uns komplett loyal bleibt, bis wir das Buch gefunden haben, weil er nicht blöd genug ist, um zu denken, dass er alleine ran kommt. Wenn ihn nebenbei noch die Aussicht auf wie auch immer geartete Belohnung so sehr reizt, dass er sich vielleicht sogar nützlich zeigt, wäre das ein Sonderbonus besonders unerwarteter Art – aber dadurch umso netter.

Na, wenn du meinst...

Vertrau mir. Ich kenne solche Typen.

Dein erster Satz macht mir Gänsehaut, das weißt du schon?
Die nächste Ecke nehme ich vorsichtiger. Aber der enge Gang, der aus dem Raum mit den Fürsten führte, biegt nur in einen gleich engen ab, der sich nach einer noch engeren hohen Tür in einen ziemlich großen Raum öffnet. Sieht recht zentral aus; wichtig?

Keine Ahnung, irgendwie gehört ihr Innenarchitekt geköpft...

Langsam betrete ich den Raum, möglichst leise tretend. Ich sehe mich um. Mehr Dekoration als sonst. Ein weiterer Altar an der Wand. Ein kunstvoll gestapelter Haufen aus Menschenschädeln.
Moment.

Die schönste Art der Müllentsorgung, die es gibt.

Nicht nur einer liegt hier herum. Was ist das hier geworden, ein Trophäenzimmer?

Wäre doch irgendwie passend, an einem einstigen Ort der Anbetung liegen jetzt die Zeichen des Sieges der Dämonen über die Menschen.

Etwas raschelt. Mein Schwert fährt heraus, und ich sehe die sich bewegenden Schatten, kurz darauf heraneilende Silhouetten.
Ich finde ja, sie sollten etwas gegen das Ungeziefer in ihrem Prahlraum tun; sollen wir dabei helfen? Blitzkäfer, auch bekannt aus der Wüste, schwärmen heran. Bevor sie mich erreichen, gebe ich die Information an den Meister weiter.

„Kannst du mir einen toten besorgen?“

„Sicher, dann beeil dich aber bitte...“

„Käfer? Das is ja wohl kein Problem!“

Plötzlich steht Isenhart neben mir, seinen Lichtbrand schwingend. Nein! Er stutzt sofort, als er die Größe der Gegner sieht, dann aber beißt er sichtlich die Zähne zusammen – soviel, wie ich davon unter seinem Helm erkennen kann – und stählt sich. Löblich, dass er das hier versucht, aber gegen die Art von Gegner ist das ganz falsch!

„Zurück mit dir! Die sind absolut tödlich!“

Zu spät für ihn, zu reagieren, selbst wenn er mir glaubt. Er schwingt sein Schwert auf den ersten Angreifer, denn sofort haben sich die mutierten Tiere dem lebendigen Ziel zugewandt...
Ich springe dazwischen, und die Klinge des Eisenwolfs trifft meinen Rücken, nicht allzu hart, abprallend. Ein Schrei ertönt, aber er wird sofort ausgeblendet, als ein furchtbares Zischen und grausamer Schmerz mein Inneres erfüllt, sobald mein Schwert durch Chitin bricht.

Das...war...keine...gute...Idee...

Man...verzeihe...meine...Kurzschluss...handlung...
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mit Faustschlägen auszukommen, um den Kontakt so gering wie möglich zu halten; jetzt fließt Strom durch meinen Körper und stellt unschöne Dinge mit meinen Pseudonerven an. Ich winde mich am Boden, in Agonie, und das nur, weil ich Isenhart das Leben retten wollte...wenn er den Käfer geschlagen hätte, könnten wir ihn jetzt vom Boden aufwischen...
Da weht eine warme Brise über meine Schwertspitze, und die Schmerzen enden endlich, als die erste Leiche in zerstörenden Flammen vergeht, die mir bekannterweise Nichts ausmachen.

„Bleib unten!“

Fast höre ich auch das nicht, aber ich hätte mich ohnehin nicht bewegt. Einzelne Blitze treffen mich überall, ich zucke, versuche aber, mich so flach wie möglich zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit endet auch dieser Ansturm, und ich fühle mich, als wäre ich gerade in Säure getaucht worden und danach verprügelt.

„Halt still...“

Nichts lieber als das...der Meister legt mir eine Hand auf die Brust – was ihm einen Fluch entlockt, als ein Fünkchen Restladung die Luft zwischen Haut und Metall überspringt – und plötzlich verschwindet der Schmerz. Meine imaginären Verbrennungen von der Elektrizität verschwinden.

„Danke...“

„Keine Ursache, wir haben zu danken, haben wir nicht?“

Ein deutlich wütender Söldner, der seine blutende Hand umklammert, knirscht mit den Zähnen.

„Warum sollte ich...diesem...“

Der Meister springt auf, reißt einen Trank aus seinem Gürtel und hält ihn Isenhart unter die Nase.

„Du kannst das trinken, ja?“

„Natürlich!“

„So, und musst du auch, weil mein Golem ungünstigerweise ungern geschlagen wird. Ein unglücklicher Umstand. Wenn er aber gerade nicht dazwischen gesprungen wäre, dann könntest du diesen Trank nicht mehr trinken! Hast du nicht gesehen, was passiert ist? Wäre dein Schwert in diesem Käfer gelandet, dann hätte es erst einmal mehr als deine Hand gegrillt, und dann wärst du Futter gewesen. Stattdessen hat der Golem die volle Ladung abbekommen, auch die ganzen Nachblitze, die gekommen sind, hat er von der abgehalten. Du wirst dich sofort dafür bedanken, sonst kannst du selbst nach einem Heiltrank suchen. Vielleicht sind unter diesen Schädelhaufen welche vergraben.“

Der Söldner hält noch kurz den Ausdruck von Zorn aufrecht, dann glättet sich sein Gesicht zu einer Maske absoluter Neutralität.

„Na schön. Golem, 's tut mir Leid, dass ich ein wenig...ruppig war. Vielen Dank.“

„...keine Ursache.“

Wortlos gibt der Meister den Trank weiter. Dann lässt er seinen Blick über die vielen toten Skarabäen schweifen.

Knochenkäfer.

Was auch immer! Wenigstens ist die Kadaverexplosion immer noch so stark wie eh und je.

„Außer Schmerzen war hier aber nicht wirklich viel zu finden...“

„Kein Schwarzes Buch?“

„Nein, Isenhart. Wäre auch sehr viel Glück gewesen, im ersten von sechs Tempeln das Ding zu finden. Die Frage ist nur, ob wir, nachdem wir die ersten Schritte hier drin auch zuende geführt haben, in einen neuen Tempel gehen wollen. Die Kämpfe waren kurz, aber gefährlich wie eh und je, ich weiß nicht, ob wir das riskieren sollen.“

Der Lichtbrand wird zur Decke gehoben.

„Ich wär bereit!“

„Hm. Besprechen wir das draußen, keine Lust, hier noch überfallen zu werden.“

Einen kurzen Weg später steigen wir die Treppe nach oben. Ich gehe gleich zum Eingang des Steinhäuschens hinaus...Himmel, wie ich enge, dunkle Gänge hasse...
Wie vom einem Hammer in die Brust getroffen bleibe ich stehen. Das...ist nicht gut.

„Golem?“

Vor dem Tempel sind dutzende von besessenen Zakarumiten versammelt, jeder bewaffnet mit einer großen Stangenwaffe, und sämtlichst Mordlust in den glühend roten Augen...
 
Isenhart ist immer noch nicht entsorgt worden? Der Typ nervt, aber er eignet sich auch gut als Ziel für die spitze Zunge des Zweiten.

Herold als Göttername find ich irgendwie seltsam. Bezieht sich das auf den Herold von Zakarum? Ich dachte "Zakarum" ist die Religion und "Herold" eben eine Art Herold.

Es würde zwar die Spannung versauen, aber wär das nicht logischer, mit nem Stadtportal zu fliehen und mit dem Wegpunkt zurückzukommen, wenn man von einem Haufen dämonischer Sektenspinner in einem finsteren, stinkenden Tempel eingeschlossen ist?


hat er von der abgehalten - von dir
 
@Esme: Das ist bestimmt ein magischer Ort, an dem nach der Entweihung ein Stadtportal nicht mehr geöffnet werden kann - die müssen da durch ;)

Nettes Kap. Speziell der Meteorzauber ist anschaulich beschrieben mit der Hitze und so.
Hab mich eigentlich immer gefragt was an dem so schlimm ist, weil man ja vorher sieht wohin er zielt und einem genug Zeit bleibt wegzulaufen. Aber in der beschriebenen enge wird's natürlich tückisch damit.
 
Isenhart ist immer noch nicht entsorgt worden? Der Typ nervt, aber er eignet sich auch gut als Ziel für die spitze Zunge des Zweiten.

Ich hoffe, die Gründe dafür, dass er noch mitkommen darf, sind halbwegs verständlich :>.

Herold als Göttername find ich irgendwie seltsam. Bezieht sich das auf den Herold von Zakarum? Ich dachte "Zakarum" ist die Religion und "Herold" eben eine Art Herold.

Soweit ich weiß, ich Herold tatsächlich der Name des Gottes der Zakarum-Religion.

Es würde zwar die Spannung versauen, aber wär das nicht logischer, mit nem Stadtportal zu fliehen und mit dem Wegpunkt zurückzukommen, wenn man von einem Haufen dämonischer Sektenspinner in einem finsteren, stinkenden Tempel eingeschlossen ist?
Theoretisch. Praktisch wirds ein wenig anders laufen. Stay tuned oder so.

@Meteor: So lang ist ja auch wieder nicht Zeit - und der Radius ist schon beträchtlich. Ich find, ingame den Dingern auszuweichen ist so einfach nicht.

Simon
 
Huhu :hy:

Ich hoffe, die Gründe dafür, dass er noch mitkommen darf, sind halbwegs verständlich :>
Ich sehe grad zwei Gründe, einer eher "intern", der andere "extern". Interner Grund: Meister und Erster sind beide nicht ganz auf geistiger Höhe und der Zweite hat nicht die Möglichkeiten, hier sinnvoll einzugreifen. Wobei "greifen" es nicht so ganz trifft...
Externer Grund: Der geschätzte Autor ist einfach ein verdammter Sadist.

Soweit ich weiß, ich Herold tatsächlich der Name des Gottes der Zakarum-Religion.
Dazu hätte ich gerne eine Quellenangabe.

Es gibt zwar tatsächlich das sogenannte "Herold Unser"... Aber ansonsten sind es doch eher Zakarumiten, die durch den Dschungel huschen. Zakarums Hand ist lang und der wunderbare "Herold von Zakarum" ist wohl kaum der Gott persönlich, sondern eben (in 'Person' eines Schildes) der Herold, also der Bote, dieses Lehnsherren / Gottes / Wesens / was-auch-immer.

Zum Rest des Kapitels: Tja, als Stahlgestalt sollte man wohl nicht mit dem Feuer spielen ;)

Interessant ist mal wieder eine kleine Passage zwischendurch.
Vertrau mir. Ich kenne solche Typen.

Dein erster Satz macht mir Gänsehaut, das weißt du schon?
Hier in diesem Kontext nur leicht dahergesagt, ist dies tatsächlich doch ein Thema, über das man länger spekulieren könnte. Wie "weit" ist der Zweite? Was würde geschehen, wenn wirklich eine Situation entstünde, in der der Erste dem Zweiten vertrauen müsste oder es, aus welchen sonstigen Gründen auch immer, einfach täte?
Und damit sind jetzt durchaus größere Sachen als "Karte aus dem Gedächtnis hübsch nachzeichnen" gemeint.
Das Motiv der ausgestreckten Hand - oder so...

Ansonsten: Mal sehen, was aus dem Mini-Cliffhanger wird.

Seleya
 
Zuletzt bearbeitet:
Huhu :hy:


Ich sehe grad zwei Gründe, einer eher "intern", der andere "extern". Interner Grund: Meister und Erster sind beide nicht ganz auf geistiger Höhe und der Zweite hat nicht die Möglichkeiten, hier sinnvoll einzugreifen. Wobei "greifen" es nicht so ganz trifft...
Externer Grund: Der geschätzte Autor ist einfach ein verdammter Sadist.

Extern ist selbstverständlich völlig korrekt. Intern nicht ganz - klar wäre es recht logisch, ihn nach mehrfachem Versagen rauszuwerfen. Aber es gibt mehrere Gründe, die dagegen sprechen. Erstens, er gibt sich immerhin Mühe mittlerweile, etwas zu TUN statt sich zurückzuhalten - was bisher Hauptkritikpunkt war. Das ist eine klare Verbesserung, wenngleich er damit auch Unfug gebaut hat, hat er es aus zumindest oberflächlich guten Absichten getan.
Zweitens, so sehr er meckert, er ist mittlerweile an mehrere Dinge gewöhnt, an die man einen neuen Söldner erst hinführen müsste - das Arbeiten mit den Skeletten, generell die Vorgehensweise etc. ...
Und drittens, ein Söldner ist generell eine gute Idee, man käme prinzipiell zwar ohne ihn aus, aber ein Mitstreiter umsonst kann ja mal in der Theorie nicht schaden. Und wenn Isenhart sich weiter verbessert, dann auch in der Praxis nicht.


Dazu hätte ich gerne eine Quellenangabe.

Es gibt zwar tatsächlich das sogenannte "Herold Unser"... Aber ansonsten sind es doch eher Zakarumiten, die durch den Dschungel huschen. Zakarums Hand ist lang und der wunderbare "Herold von Zakarum" ist wohl kaum der Gott persönlich, sondern eben (in 'Person' eines Schildes) der Herold, also der Bote, dieses Lehnsherren / Gottes / Wesens / was-auch-immer.

Tjo...ich bin mir halt ziemlich sicher, dass ich das mal irgendwo gelesen habe. Nur ist das halt so ne Sache mit Infos zur D2-Story, die sind halt ECHT dünn gesät, weil die technischen Datenbanken WEIT überwiegen...aus gutem Grund, die Story ist ja auch Rotz. Ergo müsst ihr meinem Gedächtnis glauben, und wenn ich mich da falsch erinnere, dann kann ich euch gleich eine tolle Quellenangabe für liefern: Die letzten Kapitel - da stehts, das ist jetzt Kanon :p.

Zum Rest des Kapitels: Tja, als Stahlgestalt sollte man wohl nicht mit dem Feuer spielen ;)

Interessant ist mal wieder eine kleine Passage zwischendurch.

Hier in diesem Kontext nur leicht dahergesagt, ist dies tatsächlich doch ein Thema, über das man länger spekulieren könnte. Wie "weit" ist der Zweite? Was würde geschehen, wenn wirklich eine Situation entstünde, in der der Erste dem Zweiten vertrauen müsste oder es, aus welchen sonstigen Gründen auch immer, einfach täte?
Und damit sind jetzt durchaus größere Sachen als "Karte aus dem Gedächtnis hübsch nachzeichnen" gemeint.
Das Motiv der ausgestreckten Hand - oder so...

Ansonsten: Mal sehen, was aus dem Mini-Cliffhanger wird.

Seleya
Man wünscht weiterhin viel Spannung ;).

Simon
 
Erstmal danke für neuen Lesestoff, liest sich flüssig und vor allem spannend. Das kann aber auch am Schlusseindruck des Cliffhangers liegen, so dass ich über das Spannungspotential des Kapitels (zumal nicht eines der längsten wenn mich mein Leseeindruck da nicht trügt) noch nicht wirklich ohne "kritische Lektüre" was sagen kann.

"Was" sagen kann ich aber zumindest zur Nichtexistenz eines Monotheismus in Diablo 2. Ja, gibt es. Gibt es also nicht... Besser gesagt: Eine "Es gibt nur einen Gott und Warriv ist sein Prophet"-Religion gibt es im Setting nicht. Egal wo davon die Rede ist, ob im Spiel selbst, den Romanen, wo die Entstehung der Menschen aus den Nephalem beschrieben wird, oder dem Zusammenklauben von beidem auf diablo.wiki, es ist immer der Plural: Die Mächte des Himmels.

Nachzulesen aus den Artikeln zu Tyrael, Engeln allgemein oder den Hohen Himmeln auf: http://diablo.wikia.com/wiki/High_Heavens

Was bedeutet, dass Diablo 2 mit dem Begriff eines dualistischen Polytheismus operiert. Dualistisch deshalb weil die Opposition von "High Heavens" und "Burning Hells" eine Brahman-Ahriman Konstellation realisiert und Polytheismus ist nach der vorangegangene Erklärung über den Plural übermenschlicher Entitäten, beziehungsweise voneinander geschiedenen Anthropomorphe abstrakter Ideengehalte gegeben (In Diablo 2, Naturreligionen, nicht angelegt sie sind, junger Luke - ÄH - Druide - Ach verdammt!).

Und: Jau, DAS is Kanon.



Noch'n Edit:
Sollte meine Verballhornung eines islamischen Glaubensgrundsatzes mit einem Diablo 2 NPC die religiösen Gefühle einzelner Individuen verletzen, so sei hiermit in aller Deutlichkeit der satirische Charakter des Zitates betont. Da aber Satire nicht bloß belustigen, sondern bessern will: Bessert Euch. Und erklärt danach den Christen und Juden den Weg dahin, die sind nämlich meinem Spott genauso ausgesetzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tjo, ich habe nie behauptet, groß Research zu betreiben hierfür - prinzipiell ist es eigentlich egal, ob die jetzt Herold anbeten oder die Mächte des Himmels. Ich könnte jetzt das ganze retconnen, also in den bisherigen Kapiteln das Herold ersetzen...oder in den folgenden Kapiteln mir ne Erklärung aus den Fingern saugen, warum die sich jetzt geirrt habe mit dem "Herold ist der Gott", weil Isenhart wenig Ahnung hat, die Hauptpersonen ohnehin nicht - oder ich akzeptier die Inkorrektheit, weil mir der Restkanon der Bücher etc. eh egal ist, stimmt eh schon Alles nicht.

Ergo: Herold bleibt Gott, Punkt. Wer was dagegen hat, kann ja aufhören zu lesen :p.

Aber dann würde er ja folgende Auflösung des Cliffhangers verpassen, ne? Viel Spaß, Kinder.

Simon
 
Kapitel 67 – Die Macht des Glaubens

„Ach du Scheiße...“

Isenhart trifft den Nagel gut auf den Kopf. Wie viele sind das...? Ich überschlage kurz im Kopf: siebenundzwanzig. Drei in bauschigen roten Roben mit weißen Schulterverzierungen und ohne Waffen, und drei Achtergruppen mit langen Knüppeln, Hellebarden und Bardiken; zwei davon haben blaue Haut, eine rote wie der erste von ihnen, den ich vorher verscheucht habe.

Der steht sogar dabei.

Der Zweite hat scharfe Augen; gut, die gleichen wie ich...aber er weiß sie immer noch besser einzusetzen. Die Mutationen durch den Einfluss des Bösen verzerren die Gesichtszüge der Gläubigen stark, aber sie sind immer noch gut individuell unterscheidbar. Das aber nur äußerlich. Als die Menschen nach draußen treten, herrscht für wenige Sekunden Stille, dann dringt ein Ruf aus allen Kehlen gleichzeitig.

„Ungläubige!“

„Moment mal hier!“

Der Meister stellt sich vor mich und breitet beschwichtigend die Arme aus.

„Wir sind keine Ungläubigen. Euere Religion ist uns heilig, wir haben größten Respekt vor euerer Überzeugung. Alles, was wir hier wollten, war Herold unsere Verehrung zu erweisen. Leider sind seine Tempel offenbar von den Schergen des Bösen überrannt worden; wir verabscheuen diese Monster so sehr, wie ihr es sicher ebenfalls tut, die Mächte, die euch diese Veränderungen angetan haben, sind unsere erklärten Feinde! Lasst euch nicht von meinem gewählten Pfad täuschen...mein vorrangiges Ziel ist es, Mephistos schwarze Herrschaft zu brechen und Jeden hier von seinem Joch zu befreien!“

Ich halte innerlich den Atem an. Wird seine eigene Magie, das Talent, die Herzen einer Menge mitzureißen, gegen diese gequälten Diener eines uns fremden Gottes wirken? Sind sie überhaupt bereit, uns zuzuhören, oder geht es ihnen wie den Jägerinnen, die ihren eigenen Willen völlig verloren hatten?

Hm...dafür, dass sie gerade sehr unisono waren, wirken Einige von ihnen doch deutlich mehr beeindruckt von der kleinen Rede, als sie sein sollten.

Tatsächlich blicken manche der Zakarumiten wie hilfesuchend nach hinten zu den rotberobten, deren Mienen absolut unlesbar sind. Ein leises Murmeln kommt auf in der Menge unter uns. Isenhart flüstert dem Meister etwas zu.

„Denkt Ihr wirklich, dass das was bringt? Die sin doch Alle irre geworden!“

Ich sehe eine Schweißperle den Nacken des Totenbeschwörers hinunterlaufen. Leicht neigt er seinen Kopf nach hinten, die Menge immer im Auge behaltend.

„Das sind Menschen wie du und ich, die ein schreckliches Schicksal getroffen hat! Ich weigere mich zu glauben, dass sie verloren sind – schau nur, sie zweifeln.“

Da wechseln die Waffenlosen Blicke, und der mittlere von ihnen, der die rothäutige Gruppe anführt, tritt einen Schritt nach vorne.

„Blasphemie! Deine Worte sind wie das Gift des Dolches, den du an deinem Gürtel trägst, Totenbeschwörer! Viel kannst du uns erzählen, doch gleich brackigem Wasser wäscht durch unsere Ohren der Inhalt dessen, was du sagst. Beweist nicht deine Bindung einer armen Seele an deiner Seite in Knechtschaft, was du wirklich von Freiheit hältst? Lächerlich, dein Versuch, uns zu beeinflussen! Und schamlos! Du wagst es, im Namen des Heiligsten an uns zu appellieren? Eine Perversion! Dafür kann es nur eine einzige Strafe geben. Tötet den Ketzer!“

Mich trifft fast nicht, wie sehr der Meister gerade in seinem Versuch, Überzeugungsarbeit zu leisten, gescheitert ist, weil mir ein Teil der Anklage noch immer in den Ohren widerhallt.
Die Bindung einer armen Seele...

Du wirst doch nicht diesen Verblendeten...

„Halt! Es ist nicht so, wie ihr denkt! Ich bin nicht gebunden, ich bin mein eigener Herr! Aus freien Stücken helfe ich dem General bei seiner Mission, der wichtigsten überhaupt. Bitte zieht keine übereilten Schlüsse...mir könnte es nicht besser gehen als an seiner Seite!“

Ich stelle mich an diese. Der Meister wirft mir einen schnellen Blick und eines der dankbarsten Lächeln zu, das ich je gesehen habe. Das Gesicht des Sprechers der Gläubigen verzerrt sich in unverkennbarer Wut...aber nur für einen Augenblick. Mit deutlicher Bemühung glättet er seinen Ausdruck.

„Oh, wie grausam! Seht, wie sehr der schreckliche Meister seinen Golem unter Kontrolle hat. Er zwingt ihn, seine widernatürliche, gequälte Existenz offen zu preisen, welch ekelhafte Tat! Verzage nicht, du arme Kreatur...wir werden dich von deinen Leiden erlösen.“

Flehend streckt der Meister die Hand aus.

„Bitte, wir wollen keinen Streit...“

„Schweig!“

Wie in einer Parodie geboren aus schwärzestem Humor streckt der Gegner dem Meister von der Ferne die Hand entgegen...aber aus ihr spricht kein verzweifelter Versuch, eine Geste der Einigkeit zu zeigen, stattdessen formen sich Funken darum, und ein in gerade Linie fokussierter Blitzstrahl schießt direkt auf den Meister zu.
Schnell reiße ich die Hand hoch, ohne nachzudenken, was Elektrizität für mich bedeutet, um sie in den Weg des Zaubers zu bringen...aber ich handle nur aus Reflex, und statt meinen Arm vor der Brust des Meisters hochschießen zu lassen, treffe ich ihn an der Seite. Er zuckt zusammen...und der Blitz streift nur seine Schulter. Schlimm genug...mit einem Aufschrei krümmt sich sein Rücken, und er geht in die Knie.

„Nein...“

„Für das Licht!“

Gegner kommen die Treppe hochgestürmt. Ich stütze den Meister auf, der unter dem Knochenhelm die Zähne zusammengebissen hat. Da stellt sich, was mich sehr überrascht, Isenhart auf seine andere Seite.

„Für das Licht, ha, ihr kleinen Bastarde? Das ich nich lache, Mephi hat euer Hirn noch mehr verdreht, als eure machtgierigen Führer vorher, jetzt mach ich das Gleiche mit euren Körpern! Hätte man längst schon machen solln!“

Die Skelette strömen an uns vorbei uns bauen sich drohend auf. Der Meister kommt zum Stehen.

„Bitte...versucht, so wenig wie möglich zu töten.“

„Okay, jetzt bin ich überzeugt, dass Ihr irre seid. Das isn Schwert. Mit dem kann man nur töten. Was soll ichn, den Knauf gegen die Riesenäxte da nehmen? Wollt ihr, dass ich kämpf, oder nich?“

„...ja. Wir brauchen jeden Arm. Und wir haben...keine Wahl. Tu...was du kannst.“

Das schmerzt. Mich auch. Aber was sollen wir tun? Sie stürmen heran, in pervertiertem Fanatismus, von den umgedrehten geistigen Anführern gelenkt wie eine Horde Schafe...mit tödlichen Waffen. Ich werde tun, was ich kann, aber ich bin auch nur ein Schwert...eine tödliche Waffe. In dieser Form mehr als je zuvor.
Eine Axtklinge knallt auf einen Wächterschild, der gekonnt ablenkt; noch ist der Meister gut dazu in der Lage, solche Bewegungen zu koordinieren, aber schon bald werden wir so geflutet sein von Gegnern, dass jedes einzelne Skelett nur noch zu rudimentären Kampfleistungen fähig sein wird. Und dann ist auch nicht mehr möglich, was der Wächter jetzt tut: Seinen Gegner die Faust in die Magengrube zu rammen. Gefolgt von einem gewaltigen Hieb des Schildrandes auf den Hinterkopf; der Zakarumit geht wie ein nasser Sack zu Boden.
Ich dränge mich zwischen zwei normalen Skeletten durch, fange einen Hieb ab, der auf eines von ihnen gerichtet war, indem ich einfach die Keule knapp unterhalb des garstigen Morgensternkopfes packe, reiße das Ding aus den Händen des überraschten Gegners und ziehe es ihm über.
Hm, so gehts natürlich auch. Ich behalte das Ding.

Nur braucht das ein wenig mehr Platz, nicht? Und so was wie...Fähigkeit.

Worauf willst du hinaus?

Schwing deinen Metallhintern mitten ins Getümmel, wenn die uns schlagen, sind sie eh selbst schuld, und dann lass mich dir mal zeigen, wie man so etwas bedient.

...du tötest Niemanden.

Wenn mir einer in den Schlag läuft, kann ich da Nichts machen. Aber ich verspreche, nicht aktiv mit dem stachligen Ende auf die Gegner zu zielen.

Bist schon sehr scharf drauf, ein paar Köpfe einzuschlagen, oder?

Im Gegensatz zu dir, ich weiß. Setzt du dich jetzt in Bewegung, oder was?

Ich stürze mich ins Getümmel. Neben mir rammt Isenhart sein Schwert in die Magengrube eines Rothäutigen. Der Meister hält Schwäche auf allen Gegnern aufrecht, was diese völlig aus dem Konzept bringt – gut. Kurz kalkuliere ich die Freifläche, die uns auf den knappen Absatz der Tempelspitze bleibt zwischen dem Eingang in den Steinquader und dem Beginn der Treppen...die geflutet sind von Gegnern...das müsste klappen.

Stehst du das?

Wenn nicht, steht von denen auch keiner mehr, also ist es einen Versuch wert. Ich trete ein paar Schritte zurück, hebe die schwere Keule mühelos auf Schulterhöhe, laufe nach vorne, ramme den Stachelkopf in den Boden und katapultiere mich über die Frontlinie hinweg.

„Aus dem Weg!“

Die Gläubigen unter mir gehen so weit, sich gegenseitig die Seiten der Treppe hinunterzuschubsen, als ich von oben komme. Irgendwie habe ich die Fallhöhe doch unterschätzt...so steil ist der Aufgang zwar nicht, aber...gah. Mit lauten Klirren komme ich auf einer Stufe auf, rudere ein wenig mit einem Arm, aber mein improvisierter Sprungstab ist zum Glück schwer genug, mich zu stabilisieren.

Zeit für ein Tänzchen!

Der Zweite erhält Kontrolle, und sofort packt er die Waffe anders, besser balanciert, die ersten Gegner haben sich schon gefangen und beginnen, auf uns zuzustürmen...nur um festzustellen, dass sie keine Chance haben.
Mit kurzen, präzisen Schlägen bringt der Zweite jeden Angreifer methodisch zu Fall, der in Reichweite kommt, reißt einen von den Beinen, der anfängt, die Treppe herab zu purzeln, lässt plötzlich den Keulengriff über seinen Kopf nach hinten sausen und direkt auf den Kopf eines Gegners, den er gar nicht gesehen haben kann...

Aber gehört.

...und eine kleine Pirouette auf der Stelle bricht einige Rippen, noch ein Gegner geht zu Boden. Wie ein Derwisch wirbelt mein ungelenk geglaubter Körper herum, bildet eine effiziente Blockade für jeden nachströmenden Gegner, da die Treppe gerade so breit ist, dass die Waffe sie vollständig abdeckt. Und ohnmächtige oder sich windende Gegner tragen zusätzlich zur Behinderung der übrigen bei...
Moment Mal.
Ein Schmetterer gegen eine Schläfe, ein Stoß in die Magengrube, und da löst sich eine Hand von der Waffe, um eine herabsausende Klinge zur Seite zu schlagen...
Das kann doch nicht...

„Lernt ihr es nicht?“

Um seinen Satz zu unterstreichen, donnert der Zweite unsere Stahlknöchel in eine Schulter, die mit einem ekelhaften Knacken zersplittert.
Lernst du es nicht? Mach mal die Augen auf!

Ruhe auf den billigen Plätzen!

Du hast den Kerl gerade das dritte Mal zu Boden geschickt!

...oh.

Ja, „oh“. Meine Gesichtserkennung funktioniert noch. Was zur Hölle geht hier vor sich?
Wir bekommen eine Keule an den Hinterkopf. Der Gegner brüllt, und der Zweite reagiert, indem er ihm den Kopf von den Schultern fegt.
Was machst du da?

Entschuldigung, ein Reflex. Also, warum sind diese...

Als er sich wieder zu dem auf dem Boden liegenden Gegner mit der zertrümmerten Schulter umgedreht hat, müssen wir beide feststellen, dass dieser putzmunter vor uns steht und gerade ausholt.

Das gibt es nicht.

Deine Schläge sind auch nicht mehr, was sie mal waren, oder?

Ruhe!

Er duckt sich vor dem Schlag weg – offenbar hat der Kerl noch leichte Schulterprobleme – und versenkt unser Schwert in dessen Bauch. Kannst du jetzt mal aufhören mit dem Töten?

Die Alternative hat sich ja auch als sehr nützlich erwiesen bisher, genau, machen wir damit weiter!

Da tönt von oben die Stimme des Meisters durch den Kampflärm.

„Golem, die Zauberer heilen die Kämpfer ständig! Wir können sie nicht ausschalten, ohne sie zu töten, wenn wir uns nicht zuerst um die kümmern!“

Könnte ich es, würde ich scharf Luft einsaugen. Das ist eine gute Erklärung. Und eine sehr schlechte Nachricht gleichzeitig. Wir sind fast gezwungen, den Gegnern das Lebenslicht endgültig auszublasen...

Ohnehin viel logischer. Dann machen wir uns mal dran.

Nein! Wir kümmern uns um die Heiler!

Du denkst mal wieder unpraktisch. Und was ist mit den ganzen Gestalten hier auf der Treppe?

Lass die Gestalten Gestalten sein! Wenn die Heiler ausgeschaltet sind, können wir verschonen!

Du bist – leider – der Boss.

Er packt wieder eine fallen gelassene Stangenwaffe.

„Aus dem Weg!“

Scheinbar wild, in Wirklichkeit sehr präzise um sich schlagend, schreitet der Zweite zügig die Treppe herab. Bald sind die Gläubigen und Zakarumiten – was sie schon die ganze Zeit versucht hatten, aber bisher einfach nicht geschafft – an uns vorbeigelaufen, um oben mit gegen die Skelette zu kämpfen, und nur noch ein Wache steht vor jedem Heiler.

Das dürften ehemalige Küster sein.

Soso. Also mit gewisser geistlicher Macht?

In der Tat. Darum hören die anderen auf die.

Klingt logisch...die Wachen rennen auf uns zu. Drei gegen einen Golem vom Format des Zweiten? Keine gute Idee. Er weicht aus, nimmt einen Schlag hin, den er harmlos an unserer Hüfte abprallen lässt, und stößt unser Schwert in eine ungeschützte Brust. Diese Zweihandwaffen lassen einen schon sehr offen für Gegenangriffe...der nächste Gegner fällt schon, mit nur noch einem Arm.
Das reicht aber nicht. Schon stemmt er sich wieder hoch, mit beiden Ellenbogen...und das erste Schwertopfer steht ebenfalls wieder.

Gah, zu kurz gestoßen mit deinem Zahnstocher...

Meine freie Hand schießt vor, und ein gerade waffenloser Gegner sieht mir auf einmal ganz nah in die Augen.

„Ob die das wohl auch heilen können?“

Beim betonten Wort stößt der Zweite das Schwert blitzschnell nach vorne und dreht es direkt im Herzen des blauhäutigen verwirrten Zakarumiten um neunzig Grad. Eine definitiv nicht mehr lebendige Leiche sinkt zu Boden, uns mit Blut besprühend.
Agil duckt sich der Zweite dann unter weiteren Schlägen weg und sorgt mit etwas weniger Gehabe für nicht mehr aufstehende Feinde. Tropfendes Schwert ausgefahren wendet er sich den Küstern zu.

„Ihr seid dran.“

Der Anführer wechselt einen Blick mit den beiden neben sich wie zuvor, von der Ansage des Zweiten völlig unbeeindruckt. Äh, du solltest...
Drei Blitze treffen zeitgleich unsere Brust, viel zu schnell, um ihnen ausweichen zu können. Ich schreie laut auf, unwillkürlich die Kontrolle dafür an mich reißend, und klappe ohne Kontrolle über meine magischen Muskeln zusammen.

„Welch bedrohliche Ankündigung, kleiner Golem.“

Weitere Blitze treffen mich. Ich kann nicht mal mehr schreien, als die Agonie durch meinen Körper fährt. Es ist wie der Beschuss durch die Seelen...unaufhörlich überspülen mich Schmerzwellen, und ich versinke...langsam...in...Dunkelheit...
Nein! Mühsam raffe ich meinen Rest Konzentration zusammen. Auch gegen die Seelen...war ich...siegreich...
Mein erster Schritt lässt mich fast wieder umfallen, als die Landung meines Fußes mit zwei Treffern in den Kopf korreliert, aber ich schaffe...es...der Schmerz dringt in mein Bewusstsein ein, versucht meine Gedanken abzuschalten, aber mit gewissem Entsetzen muss ich feststellen, dass er mir weniger ausmacht als zuvor, weil ich langsam, aber sicher daran gewöhnt bin. Schritt um Schritt setze ich meinen Weg auf die Gegner zu fort, und die schon zurückgewichenen Unterstützungsküster werden langsam nervös...nur der Anführer bleibt standhaft, mit einem Grinsen im Gesicht.

Was soll das bringen? Sie müssen nur langsam zurückweichen, und dein Schlurfen ist sinnlos!

Ich...gebe...nicht...auf...was soll ich denn sonst...tun...mich hinlegen und...sterben?
Noch ein Schritt...noch einer...meine Gelenke beginnen, miteinander zu verschmelzen...ich werde steifer...und da habe ich den Anführer erreicht. Er ist nicht zurückgewichen. Das...ist...dein letzter...Fehler...weil ich...leite...
Meine Hand packt seine Schulter. Er müsste sich selbst grillen! Zu mehr als dieser Geste habe ich keine Kraft...
Sein Grinsen trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht, als es über mir aufscheint. Völlig unbeeindruckt ist er von den Funken, die über seine Schulterzierden tanzen.

„Nicht übel, schwacher Diener des Guten, aber unser neuer Herr ist wohl doch stärker, als du dachtest, hm?“

Betont sanft legt er seine Hand auf meine Stirn und schubst mich mühelos um. Meine Kräfte schwinden rapide.

„Und diese Kraft zu besitzen fühlt sich gut an...ungleich dem Gefühl, das du offenbar gerade spürst, aber keine Sorge. Das geht vorbei...“

Funken umtanzen seine erhobene Hand...da schreit er auf. Etwas fällt zu Boden. Er starrt auf einen kleinen Schnitt an seinem rechten Arm. Grinsend hebt er seinen Kopf nach oben.

„Der beste Werfer seid Ihr nicht, Totenbeschwörer! Das rettet Eueren Golem ni...“

Sein Grinsen wird zu blankem Entsetzen, als von der winzigen Wunde ausgehend unter dem Stoff seiner Robe bis in die Hand und in der anderen Richtung ähnlich das Fleisch an seinen Knochen zu verfaulen beginnt, schon nach dieser kurzen Zeit von seinen Fingern tropft.

„Heilt mich!“

Seine Stimme ist ein unmenschliches Kreischen reinster Todesangst. Schnell reagieren seine zwei Untergebenen, heben beide Hände, die von kränklich wirkendem Licht umspielt werden, und seine Muskeln verfestigen sich wieder dort, wo sie hingehören. Schwer atmet der Küster, mit Hass auf das Objekt starrend, das ihn getroffen hat – das Jade-Tan-Do. Natürlich.

„Was für ein schönes Instrument, das. Man sollte es...besseren Zwecken zuführen...hab ich gesagt, ihr sollt aufhören? Gah!“

Immer noch fließt das Gift durch sein System, und die beiden Unterstützer müssen nunmehr konstant dafür sorgen, dass ihr Anführer ihnen nicht vor den Augen zerfällt. Er zittert vor Schmerz und Wut.

„Es ist nur...eine Frage der Zeit...bis das Gift aufhört zu wirken...aber davor kann ich dir schon gute Nacht sagen...“

Wieder hebt sich sein Arm, und die Funken setzen ein. Ich habe keine Kraft mehr...mein Ende wartet. Vorerst. Wenn nur der Meister überlebt! Ich starre meinem Mörder ins Gesicht. Dich werde ich mir merken. Und ich komme zurück für deinen Kopf. Warte nur.
Der Blitz fliegt los...an mir vorbei, über meinen Kopf hinweg. Was...?

„Nein! Zurück! Ihr verdammten...“

„Kümmer dich um seine Gehilfen, er ist schon tot!“

„Ihr werdet in der Hölle schmoren!“

Wieder ein Blitz, ein Schrei, aus Meisters Kehle. Sind sie...hier unten?

Natürlich, die Küster waren gerade die ganze Zeit mit uns beschäftigt, die konnten ihre Diener nicht mehr heilen...und wenn ich mich nicht verhört habe, hat der Meister gerade mit zwei Sprengungen vollendete Tatsachen geschaffen.

Das habe ich nicht gehört, aber es wird schon stimmen...noch ein Blitz trifft den Menschen, der irgendwo hinter mir steht...oder liegt. Nein! Wenn dieser Bastard jetzt den Meister tötet, ist Alles...da verschwinden die Funken um dessen Hand, ein hohes Quietschen tönt aus seiner Kehle, und er bricht in die Knie, aschfahl werdend.

„Mephisto...meine Seele...gehört Euch...ich fahre in die Hölle...Eueren Namen preisend...“

Die Fäulnis erreicht die blasphemischen Lippen, und er ist still. Ich teste meine Gelenke und schaffe es, mit viel Anstrengung auf die Ellenbogen zu kommen. Hinter der völlig ruinierten Leiche steht Isenhart und putzt sein Schwert an der Robe des zweiten Küsters; der Kopf des anderen liegt vor seinem Körper, auch diese Verletzung einem Schwerthieb geschuldet. Mich völlig ignorierend geht des Söldner dann nach vorne, das Jade-Tan-Do aufhebend und weiterschlendernd.

„Is Eures, ne? Guter Wurf.“

„Danke...“

„Nur meine Pflicht oder so, nech? War mirn Vergnügen...“

Scheint so, als wäre sein Nutzen doch nicht so nicht vorhanden, wie du dachtest...

Bring erst mal deine Gedanken in Ordnung, du klingst ja verquaster als Deckard zu schlimmsten Zeiten. Aber ja, vielleicht hätte das ohne ihn auf andere Art eklig werden können.

Wie viel ekliger als „tot“ geht es denn?

Es hätte nur uns erwischt. Der Meister wäre doch nicht so ein Risiko eingegangen wie gerade, nur um uns beide zu retten, hm? Er kann uns immerhin jederzeit wieder beschwören, was sogar du gerade bedacht hast. Isenharts Präsenz hat ihn dazu gebracht, gerade diesen Angriff zu starten, und es hat ihm zwei Blitze eingebracht. Es ist möglich, dass er alleine mit den Skeletten ein Problem gehabt haben könnte gegen die noch lebendigen Küster – aber mehr will ich hier nicht zugestehen.

Ich für meinen Teil bin dankbar, dass wir das überstanden haben...

Doch wie nur! Nachdem wir Alle wieder auf den Beinen sind, muss ich bei einer schnell angeordneten Suche feststellen, dass von den siebenundzwanzig Gegnern dreiundzwanzig als Leichen auf dem Boden liegen...und die restlichen vier sind in einem bedauernswerten Zustand, mit fehlenden Gliedmaßen durch eine Kadaverexplosion, gebrochenem Rückgrat durch einen Fall vom Tempel wegen der Druckwelle, einer sieht so aus, als könnte er es ohne Probleme überleben – ein Wächterschlag hat ihn ohnmächtig gemacht – aber der Rest hat keine Chance...ohne einen lebenden Küster in der Nähe.

„Hast du Überlebende gefunden?“

Ich deute auf sie, ihren Zustand erklärend. Der Meister schneidet eine Grimasse der Schuld. Dann schließt er die Augen und atmet tief durch.

„Ich hoffe, dass wir nicht zu spät dran sind hierfür...“

Er greift an seinen Gürtel und zieht zwei Heiltränke hervor.

„Du nimmst die beiden da links. Ich kümmere mich um die hier.“

Er will was tun?

„General, was solln das jetz? Die ham versucht, uns zu töten!“

„Schuld der Küster! Die haben verdient, was sie erhalten haben. Diese verwirrten Diener einer falschen Klasse von Anführern verdienen Nichts als Mitleid...und jede Hilfe, die wir ihnen geben können. Es ist nicht ihre Schuld, und ich will nicht mehr Blut von Unschuldigen an meinen Händen haben, als ich irgendwie vermeiden kann...“

Er schluckt mit einem Blick über das Schlachtfeld.

„...es sind eh schon viel zu viele.“

Wir zwingen rote Flüssigkeit schwache Kehlen hinunter. Ich spare mir den ohnmächtigen ohne größere Verletzungen – wir müssen wirklich nicht Heiltrank bewusst verschwenden, wenngleich ich mit dem Meister übereinstimme, dass die Heilung derer, die nur den Anweisungen von machtgierigen Verrätern folgen, ein Gebot unserer Menschlichkeit ist.
Langsam richten sich zwei der Geheilten auf. Der dritte Trankempfänger...hat ihn zu spät bekommen. Ich sehe, dass einer der Geretteten der ist, den ich als Ersten getroffen hatte. Er ist es auch, der zitternd den Blick des Meisters sucht.

„...warum?“

„Ich bin nicht euer Feind. Was ich vorher sagte...es stimmt. Meine Mission ist es, Mephistos Einfluss über Kurast zu brechen und euch die Freiheit wiederzugeben.“

Der Andere zuckt zurück.

„Welcher Einfluss? Wovon redet Ihr, Nekromant? Seid ihr verwirrt? Was fällt Euch überhaupt ein, hier in diese heilige Tempelstadt einzudringen, unschuldige Gläubige in Scharen zu töten, und etwas von einer Mission zu faseln...ich...das ist abscheulich! So viele Tote! Wollt Ihr mich verspotten, weil Ihr mich verschont?“

„Aber...“

„Kein Wort mehr! Ihr...Ihr seid krank! Hebt Euch hinweg von hier, wir werden Alles tun, um Euch Monster von hier zu vertreiben! Wenn Ihr noch einen Funken Verstand habt...verschwindet!“

Damit springt er auf, sein Mitgläubiger tut es ihm nach, und sie rennen weg.

„Wartet...!“

Aber sie sind verschwunden, verloren für uns. Der Meister lässt sich zu Boden fallen.

„...wie können sie das nicht bemerken...“

Ich weiß es.

Sprich.

„Die hypnotische Kugel, Meister. Sie verwirrt ihren Geist – offenbar glauben sie, sich immer noch in einem völlig normalen Kurast zu befinden, in dessen Tempeln brav Herold angebetet wird. Wir sind für sie nicht mehr als wahnsinnige, mörderische Eindringlinge, die ins Gesicht ihrer Religion spucken.“

Seine Miene entgleist. Isenhart legt den Kopf schief; die Frage, was die hypnotische Kugel ist, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Gleich wird der Meister – mit meiner Unterstützung, denn ich denke, die Erkenntnis des Ausmaßes des Bösen, das gegen uns steht, hat uns schwer getroffen – dem Söldner erklären, was es damit auf sich hat.
Bis die Worte beginnen, erlaube ich mir ein paar Momente tiefster Betroffenheit.
Für die Zakarumiten sind wir böse Eindringlinge – sie handeln aus reinster Überzeugung gegen uns. Und wir müssen sie töten, solange die Küster als Heiler dabei sind...
Wie sollen wir mit diesem Dilemma umgehen?
 
Und ich hab schon gedacht du kommst mit langweiligen einsichtigen (Ex-)Gläubigen an...:D
 
Als ob Simon uns das antun würde :lol:

So gut denke ich schon ihn zu kennen, um sagen zu können das er keine Gelegenheit auslassen wird den Leser mit innerlichem Konflikt zu bombardieren.


Im übrigen spiegelt dieses Kapitel genau die "Pein" wieder die man mit diesen verdammten Küstern beim SF zocken hat :top:
Was einen aber überrascht ist der plötzliche Tatendrang von Isenhart :eek:
 
Ich kenn Simon nich so gut wie du aber so gut meine ich den dann auch zu kennen :D

und Isenharts bereitschaft da ist schon hart :ugly:

vllt weil ihm dieses Gottesanbetezeugs sowas von aufn Sack geht:D
 
Huhu :hy:

Ein Isenhart mit Tatendrang... Naja, für meinen Geschmack ungefähr 20 Kapitel zu spät, selbst wenn er erst vor 10 Kapiteln eingeführt wurde. Und gleichsam, aus meiner Sicht, ein wenig fragwürdig.
Sollte dies schon die Stelle sein, an der die pseudo-geläuterte Isenhart-Variante auf den Pfad der Blutsbrüderschaft einschwenkt, um dann hinterher den heldenhaften Opfertod beim Rat oder Mephisto selbst zu sterben? Ich gehe nicht davon aus. Dennoch, schonmal sicherheitshalber, welche Synonyme gibt es für "erbärmlich"?

Genug von dieser (doppelten) Flasche. Das Kapitel bietet ja noch mehr - beispielsweise eine Neuauflage eines Klassikers. Darf man in Selbstverteidigung töten, ohne sich aus Kummer darüber gleich in sein eigenes Schwert zu stürzen?
Oder, vielleicht fairer formuliert: Wie weit darf man gehen, kann man überhaupt gehen, auf dem Pfade der Rechtschaffenheit und des Guten, ohne dabei sich selbst zu verlieren oder dem Bösen zu verfallen?
Die Frage hinkt allerdings, gleich mehrfach. Wer definiert hier "gut" und "rechtschaffen"? Was ist "böse"?
Schön, dass im Kontext Sanktuarios einige einfache Antworten direkt vorgegeben sind. Die Übel sind nun einmal "übel", sind per Definition böse. Zumindest doch die größeren Übel haben praktisch die Pflicht dazu. Sturmbaum vergessen wir an dieser Stelle bequemerweise...
Nein, leider können wir ihn doch nicht vergessen. Genauere Betrachtungen würden wohl den Umfang eines Posts sprengen, darum sei hier nur zusammengefasst, dass es selbst im Kontext von Sanktuario eben nicht so einfach ist, gut und böse zu definieren, zumindest, wenn man sich auf Absolutwerte einigen wollte.

Bleibt also erst einmal doch nur eine Relativsicht auf seine eigenen Taten, egal in welchem Kontext. Ist es "relativ" gut, Leute zu töten? Ohne weitere Informationen sollet die Antwort "nein" lauten. Ist es aber "relativ" böse, die Leute in reiner Selbstverteidigung zu töten, wenn diese genau das Gleiche vorhaben?
"Für das größere Gute" ist ein wunderbarer Ausdruck, um abscheuliche Taten zu rechtfertigen. Dennoch läuft es oft, auch hier, darauf hinaus. Was wiegt schwerer, das Leben der "relativ" unschuldigen, weil getäuschten, Anhänger Zakarums? Oder doch das Leben der ebenfalls relativ Unschuldigen am Hafen Kurasts und im Rest der Welt?
Es gibt hier, wie so oft, keinen "absolut" richtigen Weg. Der relativ richtige Weg, so denke und glaube wenigstens ich, ist hier doch klar. Und zwar so klar, dass zwar Trauer an sich, aber kein allgemeiner Zweifel am grundsätzlichen Vorgehen gerechtfertigt sein sollte.

Und der Golem und der Zweite - erfolgreich im Kampf kooperierend, aber komplett uneinig, sobald das Stichwort "Seele" fällt. Zu erwarten, sicher. Interessant wäre hier, in wie weit die Aussagen des Zweiten mit seinem Innenleben übereinstimmen - bzw., wie (un)passend in diesem Kontext, nicht Innenleben, sondern Seele.

Seleya
 
Wenn sonst keiner motzt mach ich es eben: Immer noch kein Update? *Motz*

Nur für den Fall, dass du denkst es fällt niemandem auf, weil alle mit Karneval Feiern beschäftigt sind ;)
Wir warten...

Edit: Geht mir ähnlich mit den Klausuren, aber Lesen kostet ja zum Glück nicht so viel Zeit
 
Zuletzt bearbeitet:
Jo, ich muss euch leider enttäuschen. Hatte gehofft, es doch irgendwie zu schaffen, aber die Woche sind noch zwei Prüfungen und am Samstag war auch eine, das wird einfach Nix mit Schreiben.

Sorry, dass ich da erst im Nachhinein mit ankomme, aber ist jetzt ja nicht das Wichtigste der Welt. Prüfungen schon :p.

Simon
 
Ohne aufdringlich sein zu wollen:
Kannst du zumindest einen voraussichtlichen Termin nennen, wann du weiter schreibst, oder biste mittendrin un hast nur ne kleine Schreibblockade? :D
 
Meine Prüfungen sind jetzt vorbei.

Das heißt, ich kann anfangen, wieder zu schreiben :). Ich denke, ich warte nicht bis Samstag auf Veröffentlichung, ihr musstet lange genug darben. Genau kann ich Nix sagen, hab ja noch andere Verpflichtungen als euch, aber schaut gut aus...

Simon
 
Soo :D.

Heute gibt es ein Update :). Während ihr darauf wartet, dass ich das Kapitel fertig schreibe (drei Viertel oder so hab ich schon), ein kleines Spielchen.

Ich habs in der Uni geschrieben (ist gerade ein Maple-Kurs, aber reinste Erholung und nebenbei total interessant), und weil ich Word nicht weiter traue, als ich es werfen kann (und ich bin ein schlechter Werfer [besonders von Programmen]), hab ich vorsichtshalber den bisherigen Text (unformatiert natürlich) in einen alten Post von mir kopiert.

Wer ihn findet, bevor er hier veröffentlicht wird, kriegt nen Keks :D.

Simon
 
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