Keine verlangende Posts?
Pff, habt ihr euch alle in die Reha eingewiesen, oder was?
Na ja, egal,
I giv you new stuv!
viel Freude damit
Kapitel 15 - Teil 2
Kleine Steine knirschten unter seinen Füßen als Azrail vom Wagen sprang und seine Arme und Beine ausschüttelte. Der Speer hatte er gegen den Wagen gelehnt und guckte sich um. Vor ihm öffnete sich eine Schlucht aus der Wind pfiff. Das Gestein hatte die Farbe von getrocknetem Blut und war messerscharf. Die Gebirgskette erhob sich schlagartig aus der Landschaft und stellte eine natürliche, grimmige Mauer dar.
´Das sind also die Blutschluchten … ´, sagte Azrail kleinlaut und folgte den Anderen als Nachhut hinein.
Die Luft war kalt und erzeugte ein kaltes, drückendes Gefühlt in der Brust und im Magen. Der Gefallene zuckte bei jedem Laut hinter ihm zusammen und erstarrte beinahe jedes Mal.
Macht drückte von allen Seiten her auf ihn ein und er atmete sehr flach. Sie stampften durch
allgegenwärtigen Schatten und hatten die Speere krampfhaft in der Hand. Er konnte den Geruch von Schweiß und Furcht vor ihm wahrnehmen.
´Geht es nur mir so, oder könnt ihr euch auch gleich in die Hosen pissen? ´, zischte Thag und holte tief Luft. Er erntete ein Kopfnicken von den Meisten.
Nach einiger Zeit brach Garis wieder die Stille: ´Für die, die das erste Mal dabei sind: Wir befinden und hier in einem verdammten Labyrinth. Jemand wird eine Karte zeichnen. Am besten du, Pirsch. Niemand fliegt, oder versucht auch nur zu fliegen in der Nähe dieser Wände. Falls wir in diesem Gängen auf einen Drachen treffen: Wir überraschen ihn mehr als er uns. ´, der Sergeant schluckte hörbar. ´Azrail, ich vertraue auf den Wurfarm. Der Drache wird
immer als Erstes sein Maul öffnen. Nagel ihm seine Zunge im Maul fest. ´, sagte der Sergeant und Azrail roch noch mehr Furcht um ihn herum. Seine Blase war voll und seine Knöchel traten schneeweiß am Speer hervor. Er hatte Angst loszulassen oder auch nur zu blinzeln. Jeder Schritt schien wie Überwindung und Folter zugleich zu sein. Er hatte das Gefühl als ob er seinem Verderben entgegenstolpern würde.
Er bemerkte gar nicht, dass vor ihm Halt gemacht wurde bis er gegen Pirsch prallte und ihn beinahe nach vorne umwarf. ´Pass auf! ´, zischte er wütend und Azrail guckte nach vorne. Eine weiße Statue war in der Mitte einer Art Kreuzung aufgestellt. Sie stellte eine Frau dar, die ihre Hände über dem Bauch gefaltet hat und nach Oben guckte. Die Frau trug ein einfaches Gewand und einen Kranz aus Zweigen auf ihrem Kopf. Das Podest war aus Granit und die Frau aus weißen Marmor.
´Scheiße! ´, flüsterte Garis und drehte sich um. ´Der Himmel ist hier. Und wo so eine Statue steht sind mindesten zehntausend Ihrer Soldaten und zwei Engel anwesend. ´ Er rieb sich seine Augen. ´Drachen? Gibt es hier nicht mehr so wie es aussieht. Eier? Zerschlagen. Wir? Rückzug. ´, ordnete er an und alle drehten sich um, sodass sie alle Azrail ansahen. ´Nach dir. ´
Es wurde zunehmend immer dunkler bis Azrail sich mit seinem Speer vortasten musste. Er fand es merkwürdigerweise beruhigend nicht auf seine Augen angewiesen zu sein. Plötzlich befand er sich auf freier Fläche, er fühlte sich bis auf die Knochen erleichtert und fröhlich, Garis zischte wieder von hinten. ´Verteilen! ´
Der Trupp stob auseinander und teilte sich in Zweiergruppen auf. Azrail schlich mit Lors, dem Schlächter mit den zwei Schwertern, durch die Schatten, die an der Schlucht entstanden. Die Wagen waren zerstört und die Zugtiere getötet. Die Unbekannten waren gründlich, überall lagen Holzsplitter und die Tiere wurden mehrmals geteilt. Das grüne Blut versickerte gerade im Boden. Der Schlächter neben ihm stupste ihn an und deutete auf Garis. Er hatte Schlitz neben sich und zeigte auf ein Feuer, das auf der weiten Ebene meilenweit zu sehen war. Der Sergeant zeigte mit einem Finger auf seinen Mund und formte stumme Wörter, danach strich er sich über die Kehle.
´Einen ausfragen und den Rest töten. ´, übersetzte Lors und sprintete lautlos nach vorne. Azrail folgte ihm. Während er rannte, löste er seine Klingenbola von seiner Hüfte und entrollte sie mit der rechten Hand. Als er sich in geeigneter Reichweite befand übertrug er den Schwung aus seinem Sprint auf seinen Speer und zielte auf das Bein des Soldaten, der sich am Weitesten von ihm weg befand. Der Speer flog unerkannt durch die Luft und wurde erst bemerkt als die Spitze das Licht vom Feuer brach und sich in das Ziel bohrte. Die Bola folgte tief über den Boden. Sie durchschnitt zwei Hälse von geschockten Soldaten und wickelte sich zu einem tödlichen Wirbel um den Speerschaft. Die Klingen nahmen noch zwei Hälse mit bis sie funkenschlagend gegeneinander prallten und den Kopf vom Körper lösten. Blut spritze in Fontänen und ein Kopf segelte durch die Luft.
Die Gruppe, die sich um das Feuer versammelt hatte, bestand aus fünfzehn Leuten. Alle hatten leichte Lederrüstungen an und ein Kurzschwert an der Hüfte. Wovon fünf durch Azrails Angriff schon tot waren. Als nächstes kam Lors an. Er sprang wie ein Berserker in die Runde rein und seine Schwerter wurden zu verschwommenen Schemen. Azrail zog sein eigenes Langschwert und schlug mit der flachen Seite der Klinge gegen einen Kopf und zog den schlaffen Körper aus Lors seinen Todeskreis.
´Oh, schon vorbei? ´, fragte der Schlächter hörbar enttäuscht als er keinen freigegebenen Feind mehr in seiner Nähe sah.
Der Rest kam überraschend spät an. ´Verdammt. Ich wusste, dass Lors schnell ist, aber Azrail! Du sahst aus wie ein Geist als du Lors gefolgt bist! ´, schnaufte Garis und weckte den Gefangenen unsanft.
´W-Wer seid ihr? ´, stammelte der Mensch erschrocken. ´Wo sind – o Gott! Was - ´
´Dein Gott kann dich hier auch nicht mehr retten. ´, erwiderte Garis kühl. ´Was habt ihr hier verloren? ´
Der Verstand kehrte wieder in die Augen des Soldaten zurück und Azrail konnte den Trotz sehen. ´Wir sind Späher. ´, sagte er und wandte seinen Kopf ab. Garis drehte ihn grob zurück.
´Also mein kleiner Späher, was wolltet ihr hier tun? ´
Schweigen.
Auf das Schweigen antwortete ein durchbohrender Blick. Beide hielten den Augenkontakt bis der Späher seinen Kopf anwandte.
´Wir wollten zu den Spiegelhallen. ´
´Wer ist ´Wir´? ´
´Die Siebte Armee des Himmels. ´
´Weshalb wolltet ihr dort hin? ´
´Um Inarius zu befreien. ´
´Wozu? ´
´Befehle. ´
Garis schnaubte. ´Wehr. Schick ihn zurück. ´, sagte und lies den Kopf los. Wehr trat vor und trat dem Späher unerwartete gegen sein Kinn. Der Kopf zuckte zurück und der Körper war plötzlich nicht mehr zu sehen. ´Rückruf. ´, kommentierte Larze und zuckte mit ihren Schultern. ´Ein gebrochenes Kinn funktioniert immer. ´
´Was sollen wir tun? Die Wagen sind zerstört und wir brauchen zwei Wochen bis zur Ersten. Falls wir das versuchen ist das Selbstmord. ´, sagte Schlitz.
Garis winkte gereizt ab. ´Ja ja, ich weiß das selber. Holen mich die Reiter … ´
´Ich bin dafür, dass wir wieder in die Schluchten reingehen. Ist nicht das erste Mal, dass ein einzelner Trupp nen´ Guerillakrieg schlägt. Wir haben Erfahrung darin. ´, meinte Pirsch tatenfreudig und rieb sich kichernd die Hände. ´
Azrail hob eine Augenbraue. ´Wie sollen wir auf diese Weise zehntausend Soldaten töten? ´
´Erdrutsche, Gift im Essen, Ungeziefer, Überfälle, alles Mögliche. ´
´Sag einfach, dass du führ sie kochen willst! ´, rief ein Schlächter. ´So wie dein Fraß schmeckt könnte man dich glatt für den Feind halten! ´
´Halts Maul Rak, das ist ernst. ´, befahl Garis und guckte sich um. ´Also gut, da die anderen Trupps wohl auch schon in den Schluchten sind und eine ganze Armee vor unserer Tür hockt, machen wir ihnen die Hölle heiß! ´ Zustimmende Rufe aus dem Trupp.
Zurück in der Umarmung der Dunkelheit fühlte sich Azrail erheblich besser als beim ersten Mal. Sie beachteten diesmal die Statue gar nicht sondern stießen sofort tiefer ins Gebirge vor. Unterwegs trafen sie auf einen verwelkten Hain aus dürren Bäumen und holzten ihn nieder. Nachdem sie fertig waren gruben sie die Baumstümpfe aus und schmissen sie in ein großes Loch, verwischten alle Spuren ihrer Anwesenheit. Die Nexen am Himmel erleuchteten die Schlucht und es roch vereinzelt nach Essen. Wehr schnüffelte paar Mal in der Luft und zeigte schließlich nach rechts.
´Lors, Azrail, saubere Arbeit vorhin, nur diesmal soll es so leise wie möglich gehen. Wir treffen uns wieder hier. ´, flüsterte Garis und lies mit einer Handbewegung wegtreten.
Der Gefallene zog sein Schwert und lockerte ein Wurfbeil in seinem Gehänge. Lors hob eine Hand und zählte von den Fingern nach eins runter. Azrail sprengte aus der Hocke los und der Duft wurde immer stärker. Ein Trupp hatte ihr Lager in einem Kreis aufgebaut, die in regelmäßigen Abständen überall in den Schluchten anzutreffen waren. Die Wachen waren hell erleuchtet, ihr Sichtfeld reichte nicht einmal zehn Meter in die Finsternis.
Azrail schickte ein Wurfbeil auf die Reise, sie spaltete den Schädel des linken Wächters und überraschte den rechten. Bevor dieser Alarm schlagen konnte grub sich die Schwertspitze in seine Kehle und er stürzte gurgelnd. Ohne langsamer zu werden sprang der Gefallene in den Kreis hinein. Er kam kurz vor dem Feuer auf und wandte sich nach rechts. Lors folgte ihm dichtauf und übernahm die linke Seite. Seine Schwerter veranstalten ein Gemetzel unter den Soldaten und Azrail tötete schweigend mit Schwert und Speer, bewusst was er dort tat. Seelen auslöschen. Jeder Tote ließ einen Abdruck in seiner Seele zurück. Gaben ihm ein Bild der Person. Väter, Brüder, Kinder. Vergessen, ausgelöscht, verdammt.
´Warum tun wir das? ´, fragte Azrail Lors, der das Feuer löschte.
Der Schlächter betrachtete den Bestrafer, der mit dem Rücke zu ihm stand. Siegel zogen sich sein Rückgrat runter und auf seinem Rücken war ein Gedicht eingeritzt worden. Er stand mit gesenktem Speer und Schwert dort und guckte sich die Leichen an. Falls Lors ihm in die Augen gesehen hätte wäre nur Leere dort gewesen.
´Du denkst zuviel. ´, meinte er schulterzuckend und wendete sich ab. ´Falls du weiter zweifelst wird dich der Zweifel schwach machen. ´, sprach er weiter als Azrail ihm immer noch nicht folgte. ´Komm endlich, Garis wartet bestimmt schon. ´
Der Rückweg fühlte sich viel länger an und wurde durch das bedrückte Schweigen vom Gefallenen nicht besser. Normalerweise war es das Schweigen der Gleichgültigkeit das ihn umgab, diesmal war es aber ein undefinierbares Schweigen. Als sie ankamen nickte der Schlächter vor ihm kurz und Garis führte sie tiefer in das Labyrinth hinein. Er führte sie auf einen Felsvorsprung wo der ganze Trupp lagerte. Sie hatten kein Feuer angezündet und kauerten in Umhänge gehüllt nah beieinander. Azrail setzte sich an die Kante und schaute die lichtbeschienenen Felsspitzen an. Es war eigenartig friedlich. Langsam wurde ihm kalt - mit nacktem Oberkörper kein Wunder - und er stand wieder auf. Der Großteil des Trupps schlief schon nur Pirsch und Rak waren noch wach, bewachten jeweils die Tiefe des Ganges, der sie hinaufgeführt hat. Azrail setzte sich zu ihnen und schlief trotz der Kälte irgendwann ein.
Er wurde unsanft von Pirsch wachgerüttelt. Die Sonne war aufgegangen und beschien wärmend seinen Rücken. Er stand auf, seine Gelenke knackten, und er drückte seinen Rücken durch.
´Also gut. In unsere Reichweite lagern noch fünf weitere Trupps. Sie müssten schon wach sein. Hier in den Gängen gibt’s einige Nischen wo man sich verstecken kann, man findet sie aber nur wenn man genau hinsieht oder halbwegs weiß wie sie gebaut sind. ´, sagte Garis und rieb sich über sein Gesicht. ´Also gut. Die, die schon einmal hier waren, Hand heben! ´
Schlitz, Lors, Pirsch und Garis selber hoben die Hände. Lors neigte sich kurz zum Sergeanten und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
´Azrail zu Schlitz, Thag zu Lors, Rak zu Pirsch, Wehr du kommst mit mir und Larze geht auch noch zu Schlitz. ´ Die Gruppen arrangierten sich und standen dann auf den Vorsprung.
´Schlitz, du gehst nach Westen. Lors in den Norden, Rak in den Süden und Wehr und ich in den Osten. Am Abend treffen wir uns wieder hier. Wegtreten. ´
Es stellte sich heraus, dass sie in einem der größeren Felsspitzen geschlafen haben als Azrail mit Schlitz und Larze wieder zu der Weggabelung von gestern ankamen. Er schaute zurück und sah, dass die Sonne frontal auf den Vorsprung schien. ´War das nicht leichtsinnig dort zu stehen? ´
´Du kannst den Turm nur sehen, weil wir uns nicht hinter einer Mauer befinden. Aber jetzt müssen wir erstmal auf die ganz andere Seite kommen. ´, antwortete Garis und ging gefolgt von Azrail voraus. Larze übernahm freiwillig die Nachhut. Sie würdigten den Schauplatz des gestrigen Kampfes keinen Blick sondern stapften durch und gingen bei der nächsten Gabelung nach links. Schlitz blieb mehrere Mal stehen bis er Azrail vor sich winkte und zwei Messer herauszog. ´Weiter. ´, sagte er als einzige Antwort auf Azrails Blick. Sein Schwert zischte aus der Scheide und fing das Sonnenlicht sogar im Schatten auf. Die weißen Partien des Schwertes schienen immer heller zu leuchten wo hingegen die schwarzen Teile immer dunkler wurden. Sein Speer hatte er auf seinen Rücken geschnallt und ging so, dass er nicht irgendwo im schmalen Gang gegen irgendetwas stieß.
´Schschsch! ´, zischte Garis und horchte zuerst in der Luft und dann auf dem Boden. Azrail roch sie längst. Acht Männer und drei Frauen, alle mit dem Duft nach Angst um sich. Der Gefallene schüttelte kaum merklich seinen Kopf und zog wieder die Mauer aus kalter Konzentration und Gleichgültigkeit um seine Gefühle hoch. Schlitz sprang plötzlich die Wände hoch und Larze folgte ihm. Azrail fasste an die Wände, sie waren rau, aber keineswegs scharf wie am Eingang. Er folgte ihnen. Mit gespreizten Beinen und einem Arm hielt er sich knapp Zweiundhalbmeter zwischen den Wänden und wartete. Ein einzelner Späher lugte in den Gang rein, hatte nur Augen für den Boden, und ging dann ein paar Schritte bis er sich genau unter Azrail befand. Er hatte keinen Helm. Azrail wechselte mit einer Hand den Griff um sein Schwert so, dass es mit der Spitze nach unten zeigte. Er hielt es über den Scheitel des Spähers und lies es fallen.
Der Späher sah nach oben als ob er es geahnt hätte, sprang einen Schritt nach hinten und wollte gerade schreien als sich ein Wurfmesser in seinem Hals eine Heimat fand. Er ging mit einem feuchten Gurgeln zu Boden. Das Schwert sank bis zum Heft in den Boden als ob es weicher Lehm wäre. Azrail ließ sich fallen, federte seinen Fall so ab, dass er in der Hocke aufkam. Er zog sein Schwert heraus und glitt gleichzeitig zur Weggabelung ab. Er presste sich gegen die Wand und wartete. Als immer noch keiner kam tat er es dem toten Späher gleich und guckte kurz um die Ecke. Der ganze Trupp hatte sich im Gang hingesetzt und machte anscheinend Rast. Er winkte Schlitz und Larze zu sich heran.
´Narren. ´, kommentierte Schlitz und sah Azrail an. ´Kannst du noch mal so tolle Illusionen zaubern? ´
´Die wirken nur, wenn man glaubt, dass sie echt sind. ´, antwortete er zweifelnd.
´Na und? Die sind in der Hölle und schlucken jede noch so absurde Illusion. ´
Azrail zuckte mit seinen Schultern und schüttelte kurz seine linke Hand. Der ätherische Nebel umgab sie wieder und er dachte nach. Was wollte er erschaffen? Dann guckte er wieder kurz in den Gang hinein, diesmal war am anderen Ende eine Mauer. Sein Kopf zuckte wieder zurück und da wo er mal war befand sich eine visuell massive Mauer.
´Was soll das bringen? ´, fragte Larze zweifelnd.
´Abwarten. ´, antwortete Azrail und fasste durch mit der linken Hand durch die Wand. Nach einiger Zeit zog er sie wieder heraus und die Wände begannen zu flimmern bis sie ganz verschwanden. Als Schlitz wieder in den Gang guckte lagen dort zerstückelte Leichen.
´Verdammt, Azrail!. Heute Morgen hat Lors noch von dir gesprochen als ob du das Töten hasst! ´
´Wie soll ich jemanden weismachen, dass er von einem Assassinen getötet wird, den er gar nicht sehen kann? ´, konterte er und versuchte nicht auf die Leichen zu gucken, weil er dann wusste, dass die Mauer in seinem Verstand bröckeln würde. ´Ich befolge nur deine Befehle. ´
´Was plagt dich dann? ´, fragte Larze überraschend. Azrail und Schlitz guckten sie eine Weile schweigend an bis der Gefallene antwortete. ´Wissen. Wissen darum, dass die Gegner, die ich töte nicht weiter existieren. ´
Die Succubi hob ihre Augenbrauen. ´Vergessen meinst du? ´, man sah ihr an, dass sie etwas unterdrückte, schließlich lächelte und kicherte sie. Die beiden Soldaten tauschten einen ungläubigen Blick aus. ´Du warst mal ein Nekromant oder? Ihr wisst, dass der Tod nur eine weiters Portal ist, warum erkennst du nicht, dass Vergessen die wahre Erlösung ist? Kummer, Leid, Schmerz werden weggewischt und- ´
´Du meinst, dass es gut wäre nicht zu existieren? ´, unterbrach Azrail sie skeptisch.
Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite. ´Nein, was ich dir sagen will ist, dass nichts so schlimm ist wie es scheint. Sorge dich lieber um dich selber und verschwende keinen Gedanken an das was schon längst geschehen ist, lebe hier und jetzt. ´, schloss sie und klatschte.
Schlitz wandte sich kopfschüttelnd und seufzend ab. ´Früher hast du mir besser gefallen. ´ Er guckte sich die Leichen nochmals an. ´Also, gehen wir nach links und gucken, ob wir noch einen Trupp aufgabeln können. Larze, du übernimmst du Spitze. ´ Die Succubi nickte.
´Und was denkst du über unseren Neuen? ´, fragte Pirsch Rak, der hinter ihm lief. Sie hatten noch keinen Zwischenfall erlebt und gingen nichtsdestotrotz wachsam durch die Gänge.
´Er ist jemand, der schon viel erlebt hat und Zweifel ernst nimmt. ´, meinte Rak nach einiger Zeit und hielt Pirsch vor ihm fest. ´Ich riech etwas. ´
Pirsch schnüffelte in der Luft herum. ´Schweiß. ´ Rak nickte. Sie huschten zur Kreuzung und guckte jeweils nach links und rechts. ´Ich seh´ was. ´, meldete der Schlächter.
´Ich auch. ´, bestätigte der Schamane.
´Wie viele bei dir? ´
´Acht. Und bei dir? ´
´Fünf. Was denkst du? ´
´Ich hab nur meinen Säbel. ´, meinte Rak, lockerte seine Waffe und machte seinen Schild klar.
´Sehen für mich wie Rekruten aus. ´, äußerte Pirsch abschätzend. ´Rückzug in den Gang damit wir nur einen auf einmal haben? ´
´Feuerball von dir und mein Schwert für den Anfang? ´
´Gerne. ´, grinste Pirsch.
´Halt´ deine Schulter bereit. ´
Rak und Pirsch zogen sich etwas weiter in den Gang zurück bis sie sich ungefähr in der Mitte befanden. Als der Infanterist um die Ecke sah, zuckte er zurück und hielt seine Kameraden an. Das gleiche geschah auch auf der anderen Seite.
´Beeilt euch doch. ´, zischte Rak.
Der Erste kam mit einem erhobenen Rundschild in den Gang hinein, knapp unterhalb der Augen gehalten.
´Scheiße, was ist wenn die Boten losgeschickt haben? ´, kam es Rak in den Sinn.
´Verdammt, du hast recht! ´
Unbemerkt von den beiden Schlächtern ging der Späher vor ihnen in die Füße und hinter ihm erschien Larze.
´Euch kann man echt nicht allein lassen. Seid froh, dass Azrail und Garis so schnell sind, sonst wären die Boten immer noch am Laufen. ´
´Was macht ihr den hier, ihr solltet doch in den Westen gehen! ´, erwiderte Pirsch etwas gereizt.
´Wir? Die Abzweigung hat uns keine andere Wahl gelassen. Entweder Norden oder Süden. Und da im Norden Thag und Lors sind wollten wir mal nach euch gucken. Aber da hier eine Kreuzung ist können wir ja wieder nach Westen gehen. ´, verabschiedete sich die Succubi und ging.
´Komisch. ´, sagte Rak einige Zeit nach dem Zwischenfall.
´Was denn? ´, wollte Pirsch wissen.
´Larze, sie hat noch nie soviel gesprochen. ´
Wieder schwiegen beide eine Zeit lang.
´Du hast recht. Zum zweiten mal Heute! ´, bemerkte der Schamane und kratzte sich am Kopf. ´Wenn ich nicht aufpasse kriegst du ja noch ein Hirn! ´
Der lange, geflochtene Zopf pendelte bei jedem Schritt vor ihm herum bis er es nicht mehr aushielt und sich an Thag vorbei drückte.
´He! Wasn los Lors? ´
´Dein Zopf bringt mich um. ´, sagte Lors und rieb sich seine Augen.
Thag machte ein Geräusch hinter ihm. ´Du solltest sehen wie ich mit ihm jemanden ersticke. ´
´Grausames Stück Dämon. ´, lachte Lors vor ihm und guckte um die Ecke.
´Was den? Du bist auch nicht viel freundlicher. ´, fiel Thag mit ein und schüttelte seine Arme aus. ´Was denkst du? Wie läuft es mit den anderen Trupps? ´
Lors zuckte vor ihm mit den Schultern. ´Garis und Wehr müssten leer ausgehen, weil sie nach Osten gegangen sind. Schlitz und seine Gruppe sollten mindestens eine erwischen können. Pirsch und Rak müssten auch eine kriegen. Und wir, tja, mal sehn. ´, antwortete der Schlächter und entschied sich nach rechts und dann so schnell wie möglich nach links zu begeben. Er guckte mehrmals nach hinten und schätzte ihre Entfernung zum Turm ab.
´Thag, hast du die Karte bereit? ´
´Ja. Ich zeichne grad. ´
´Gut. Wir sollten uns nicht zu weit entfernen. Sag bescheid wenn’s zu lang wird. ´
Thag fing an in der Luft zu schnüffeln. ´Sag mal, hier gibt’s keinen Geruch mehr. ´
Lors tat es ihm gleich und sog die Luft tief ein. ´Nichts, fast als ob die Luft … gereinigt wurde. ´
Beide guckten angsterfüllt auf die nächste Gabelung und sahen ein leichtes Glimmern. Ohne weiter zu warten rannten beide Schlächter los und guckten sich immer wieder über die Schulter.
´Was denkst du? ´, fragte Thag Lors der mit weit ausholenden Schritten vor ihm rannte. ´Verstecken wir uns? ´
´Wo? ´, zischte der Gefragte.
Ohne eine Antwort zu geben packte Thag seinen Kameraden und schleuderte beide in einer Nische, die zwischen zwei vorstehenden Felsen verborgen war.
´Ein Engel? ´, wollte Lors wissen nachdem sich die beiden Schlächter annähernd erholt hatten.
Thag spähte zur Öffnung raus, das Licht wurde stärker. ´Ich denke schon … ´, meinte er und lies sich wieder sinken. Er guckte auf die Karte.
´Wo sind wir? ´
´Vier Kreuzungen vom Turm entfernt. ´
´So weit? ´
´Ja. ´
Lors atmete tief ein und noch länger aus. Das Licht von draußen wurde immer greller bis die Schlächter sich gegen die Wände pressten und die Augen mit ihren Händen abschirmten. Der mutmaßliche Engel schwebte vorbei, bemerkte die Schlächter wohl gar nicht. Thag atmete zitternd aus und entspannte sich. Dann grinste und enthüllte seine Zähne.
´Der wird nicht lange Leben. ´, meinte er seine Zähne fletschend.
Lors hob eine Augenbraue, das reichte als Frage.
´So ein Leuchtfeuer kann nicht übersehen werden. ´
´Außer er will gesehen werden… ´
Jetzt war Thag an der Reihe zu fragen. ´Wozu? ´
Lors zuckte mit seinen Schultern und lugte nochmals aus der Ritze hinaus. ´Vielleicht will er jemanden fangen oder uns ködern. Er ist weg. ´, sagte er anschließend und kletterte aus der Spalte. Er half Thag raus und beide guckten sich um. Niemand war da.
´Wir sollten die anderen warnen, oder? ´
´Nehm deine Beine in die Hand. ´, antwortete Thag und beide hetzten durch die Gänge.
Wehr schnüffelte schon seit geraumer Zeit hinter in der Luft. Garis reinigte seine Klinge und lies einen letzten Blick über den toten Trupp schweifen. Sie hatten es bemerkenswert nahe an den Ausgang geschafft.
´Garis, riechst du das auch? ´, fragte der große Dämon und tippte seinem Sergeanten auf die Schulter.
´Was? ´, fragte er.
Wehr lächelte, kein erfreutes Lächeln, sondern eins voller Anspannung. ´Es riecht hier so wie damals beim Wall. ´ Er zuckte zusammen als er sah wie Garis knochenweiß wurde und die Augen fast aus ihren Höhlen fielen. Seine Worte waren nur ein Flüstern.
´Du meinst, dass die Bastarde …? ´
´Oh ja. ´, antwortete Wehr gedehnt und nickte. Sergeant und Korporal tauschten kurz einen Blick und stürzten sich sogleich auf die Leichen. Körperteile flogen durch die Luft und noch mehr Blut versickerte in der Erde. Nachdem jede Leiche sorgfältig zerfleddert wurde kramte Garis nach seiner Karte und gab sie Wehr.
´Los, zurück zum Turm! ´, zischte er und hielt sich an Wehrs Bogen fest. ´Laufschritt, hopp, hopp, hopp! ´
Wehr setzte sich in Bewegung. Er rannte so, dass er möglichst wenige Erschütterungen durch den Boden sandte, gleitend. Was Garis nicht sehen konnte war, dass er eine Miene machte als ob seine Blase gleich platzen würde.
lg
Thor