Kapitel 26 – die Herausforderung
Shar'Tel hatte an diesem Morgen das Gesicht tief in den Kissen vergraben. Die Sonne funkelte durch das Zimmer. Die Helligkeit schmerzte im ersten Moment. Nur langsam gewöhnte sie sich an das Licht, bis sie die Augen schließlich öffnen konnte. Charsi erzählte ihr später, dass die vielen magischen Energien wohl zu viel auf einmal für sie gewesen sein mussten. Sie stellte ihr aber auch in Aussicht, dass sie sich bald schon dran gewöhnen würde und das nur passiert sei, weil ihr Körper noch nie zuvor mit soviel Magie in Berührung gekommen war.
Nachdem sie gefrühstückt hatte, ging sie als erstes in die Kathedrale um zu Athulua zu beten, ihr zu danken, dass sie ihre Hand schützend über sie gehalten hatte. Bis auf den gestrigen Absturz war ihre Reise zufriedenstellend einfach gewesen. Die paar Hürden, denen sie sich gegenübersah, hatte sie mit Leichtigkeit gemeistert. Sie dachte auch noch eine Weile an ihre Mutter Xavia und ihre Freundin Jadzia. War sie auch so eine fähige Kriegerin, wie ihre Mutter, oder hat ihr Jadzias Talisman einfach nur eine ganze Menge Glück gebracht? Wie dem auch war, sie freute sich schon so weit gekommen zu sein, stellte sich aber darauf ein, dass es von nun an schwerer und nicht leichter wurde.
Sie ging zu Charsi in die Schmiede und freute sich schon was sie ihr heute beibringen würde. Als erstes zeigte sie ihr einen einfachen Reparierzauber, den Shar'Tel auch schon bald nach ein wenig Übung beherrschte.
Danach lenkte Charsi ihre Aufmerksamkeit wieder auf die magischen Waffen, die noch vom Vortag in der Schmiede standen.
__„Wie du ja schon bemerkt hast, sind diese Waffen alle mit verschiedenen Eigenschaften verzaubert. Diese Verzauberungen kann man erkennen und auseinander halten. Manche können sie spüren, wie Deckard Cain, manchmal kann man aber auch eine Veränderung sehen.
Damit kommen wir auch schon zu den verschiedenen Methoden eine bestimmte Eigenschaft auf einen Gegenstand zu übertragen.
Am leichtesten ist es ein bestimmtes Material zu verwenden. Der Stahl aus der einen Legierung mag besonders flexibel sein, der aus einer anderen besonders hart. Das werden dir aber wahrscheinlich die Kinder von Bul'Kathos noch im Detail beibringen.
Eine andere Methode ist das Aufladen des Gegenstands mit magischen Energien. Das wird am häufigsten angewendet und beschreibt auch das eigentliche Verzaubern. Dabei lädt der Zauberer den Gegenstand mit Energie auf, die später abgerufen werden kann. Wie zum Beispiel bei deiner glühenden Sichel: Der Schmied hat das Schwert so verändert, dass es die elektrische Energie speichert und auf Wunsch auf Feinde überträgt. Das kostet bei jeder Anwendung ein Bisschen Mana, aber nicht viel. Mit Zeit und Übung wirst du ausdauernder.
Wenn der Zauber richtig gewirkt wurde, tauchen Runen auf dem Gegenstand auf. Hier auf diesem Schwert kann man es gut sehen.“
Charsi machte sie auf die Gravur auf der Klinge aufmerksam.
__„Die Runen tauchen am liebsten auf Metall auf. An ihnen kann man einige der Verzauberungen ablesen. Man kann auch, wenn man solch meisterliche Fähigkeiten besitzt, die Runen in den Gegenstand eingravieren und anschließen den Zauber darüber legen. Das macht den Zauber effektiver. Aber es kann Jahre dauern, bis man auch nur eine Silbe fehlerfrei und frei Hand irgendwo eingravieren kann. Ebenso kann man allerdings auch die Runensilbe auf ein Stück Metall gravieren, oder in einen Stein meißeln und das dann am Gegenstand anbringen.
Wie ich dir ja schon gesagt habe, sind bestimmte Materialien für bestimmte Verzauberungen besser geeignet als andere. Das trifft insbesondere auch auf Edelsteine zu – oder nenn' sie Juwele, wenn sie geschliffen sind. Man kann diese verzaubern und dann genau wie die Runensteine an Gegenstände mit entsprechender Sockelfassung anbringen.
Ja, das müssten dann alle sein.“
Shar'Tel ging die Methoden noch einmal durch um sie sich einzuprägen. Charsi drückte ihr ein paar Seiten Pergament in die Hand.
__„Auf dem ersten Blatt stehen Runen und ihre Bedeutung für die Magie. Sie sind allerdings nicht alphabetisch geordnet, sondern aufsteigend nach der Mächtigkeit der Silben. Auf den anderen Seiten steht eine Auswahl einiger Runenwörter. Da du die Seiten ja nicht mitnehmen kannst, empfehle ich dir Abschriften davon anzufertigen. Außerdem werden wir dich darüber abfragen. Das Abschreiben wird dir beim Auswendiglernen helfen. Du hast heute von jetzt bis zum Abend und auch noch die nächsten Nachmittage Zeit zum lernen. Lies es dir bis morgen wenigsten einmal durch und bring die Blätter dann auch mit. Wir werden morgen damit arbeiten. Das wäre für heute erst einmal alles.“
Den Rest des Tages hatte Shar'Tel also frei. Für den späten Nachmittag nahm sie sich vor ein wenig in der Bibliothek zu stöbern, aber erst einmal knurrte ihr der Magen.
Shar'Tel traf Diana nach dem Mittagessen auf ihrem Zimmer. Windwood hatte sich ein paar Bücher aus der Bibliothek mitgenommen und überflog einige Seiten.
__„Weißt du schon wann du vorhast, weiter zu ziehen?“
__„In ungefähr einer Woche. Wir sind ja gerade erst seit zwei Tagen hier“, antwortete Shar'Tel.
__„Ich gedenke nämlich dann hier im Kloster zu bleiben. Es gibt in der Bibliothek so viele interessante Bücher…das war eine richtig gute Idee herzu kommen.“
Shar'Tel überprüfte die Theorie, die ihr Charsi an diesem Tag beigebracht hatte. Sie brauchte ihr Schwert nicht lange nach einer Gravur abzusuchen. Sie fand sie längs auf der Fehlschärfe ihrer Klinge. Sie entdeckte mehrere
Ort- und
Shael-Runen, sowie die Zeichen für
Ohm und
Nef und verglich sie mit ihrer Liste. Die Liste sagte ihr, dass die
Ort-Runen in Kombination mit der
Ohm für die Blitzverzauberung standen und die
Shael zusammen mit
Nef für die Schnelligkeit sorgten. Sie fragte sich ob nicht je eine Rune gereicht hätte, oder ob mehr Runen von der gleichen Sorte den Effekt verstärkten. Außerdem versuchte sie Anhaltspunkte zu finden, was zu erst da war; die Verzauberungen, oder die Runen. Während sie die Seiten überflog, bekam sie eine Ahnung dafür, wie die Runen zusammen wirken. Es gibt dreiunddreißig Runen. Jede hat eine Bedeutung. Allein jedoch sagen diese Runen alles und nichts. Erst wenn man die Silben zu einem Wort zusammenlegt, wird die Bedeutung klarer. So konnte man hunderte verschiedene magische Effekte definieren.
Die beiden Kriegerinnen schreckten hoch, als es klopfte. In ihrer offenen Zimmertür standen vier Frauen in ihrem Alter. Sie trugen weiße Roben, wie alle Novizen im Kloster und darüber einen Lederwams, was sie als Jägerinnen identifizierte.
__„Das sind also die Amazonen“, sagte die Anführerin der kleinen Gruppe gehässig und verschränkte die Arme. Sie wandte sich zu der Kriegerin mit dem Schwert.
__„Und Du bist demnach Shar'Tel.“
Die Gefragte gab ein langes „Jaa.“ als Antwort, nicht ganz sicher, worauf die Jägerin hinauswollte.
__„Unsere Namen sind vielleicht noch nicht bis zu euch vorgedrungen, aber ihr solltet sie euch vielleicht merken. Das sind Aliciane, Amplisa, Itonya und ich bin Kyoko.
Stimmt es, dass Du die Tochter von Xavia bist?“
__„Das ist korrekt.“
__„Sie hat ja einen ziemlich guten Ruf. Man sagt, sie sei die beste Bogenschützin in Sanktuario. Nur Schade, dass sie eine Amazone ist. Denn eigentlich beanspruchen wir Schwestern vom verborgenen Auge diesen Titel.“
__„Ihr könnt den Titel haben. Ich brauch ihn nicht.“
__„Du verstehst uns nicht. Wir fordern dich nicht heraus, weil du die Tochter von Xavia bist. Wie fordern euch heraus, weil ihr Amazonen seid.“
Shar'Tel sah Kyoko mit einem langen Blick an. Diana hatte bisher noch nichts gesagt. Sie amüsierte eher, wie das Gespräch verlief. Kyoko schlug ein Bogenwettschießen vor. Shar'Tel verzichtete abermals: „Ich kann damit nicht umgehen.“
__„Was kannst du dann überhaupt? Amazonen können doch sonst nichts außer Bogenschießen.“
Shar'Tel war von ihrem Bett auf gesprungen.
__„Ich kann dir ein paar auf's Maul hauen, wenn du mich darum bittest.“
Diana war dazwischen gegangen.
__„Lasst gut sein! Kyoko, reize sie lieber nicht. Das nächste Mal halte Shar nicht zurück und dann könnte sie dir wehtun. Wir nehmen eure Herausforderung an, aber…nicht alle Philiosinnen werden im Bogenschießen unterrichtet. Manche spezialisieren sich auf den Speer. Ich habe gesehen ihr trainiert manchmal mit dem Langstab…zwei Disziplinen: zwei mal wir zwei gegen zwei von euch, Langbogen und Kampfstab. Wer die meisten Treffer landet, hat gewonnen.“
__„Abgemacht. Morgen Nachmittag auf dem Übungsplatz.“
__„Morgen geht nicht. Da habe ich Unterricht“, sagte Diana.
__„Und Übermorgen habe ich eine Prüfung“, gab Shar'Tel bekannt bevor die Frage aufkam.
Mit „Okay, dann den Tag drauf!“ verabschiedeten sich die Jägerinnen. Diana wartete bis sie das Stockwerk verlassen hatten.
__„Kannst du mir bitte noch ein Paar Tipps zum Stockkampf beibringen, Shar?“
__„Ich kämpfe eigentlich immer nach Gefühl. Ich weiß nicht was ich dir da groß beibringen könnte.“
__„Zeig’ mir einfach ein paar Standardsituationen und wie du darauf reagieren würdest.“
__„Ich werde es versuchen.“
An den nächsten beiden Tagen verbrachten die Philiossinnen ihre gemeinsame freie Zeit auf dem Übungshof. Das war nicht viel, da Shar'Tel vormittags in der Werkstatt und Diana nachmittags in einem der Unterrichtsräume war, aber es sollte ausreichen. Shar'Tel stellte fest, dass es mit dem Zaubern wie mit dem Kämpfen war. Wenn man seine Willenskraft auf den Gegner fokussierte, ging es wie von selbst. Viel Kraft war hierbei nicht nötig. Es ging nur um Geschwindigkeit und darum mehr Treffer auszuteilen als einstecken zu müssen. Sie übte mit Diana Ausfallschritte, Hebel, Stöße, Paraden und das Ausweichen. Sie hatte keine Bedenken, dass jemand, der sich seit mehr als zwei Jahren allein in der Wildnis ernähren konnte, sie enttäuschen würde.
Die Prüfung, in der Shar'Tel über Runen und Runenwörter abgefragt wurde, bestand sie fehlerfrei. Zwar gab es als Belohnung nur ein anerkennendes ’sehr gut’, aber es liegt ohnehin in der Natur der Philiossinnen selbst in den kleinsten Bemühungen nach Größe zu streben. Außerdem verstand sie die Methode der Priesterinnen die Novizen nach Wissen abzufragen, als Anregung selbstständig zu lernen und sich zu interessieren. Charsi brachte ihr weiter bei verschiedene Verzauberungen zu unterscheiden und die Energien und Magieströme zu lenken. Shar'Tel war es sogar gelungen einen Dolch so zu verzaubern, dass er den Träger besser vor Kälte schützte. Zwar hatte sie versucht den Dolch mit Kälteenergie auszustatten, doch für einen ersten Versuch war das mehr als Charsi erwartet hatte.
Schließlich war der Tag der Herausforderung gekommen. Nach der Mittagsruhe trafen sich die Jägerinnen und die Philiossinnen im Übungshof. Kampfstäbe, ein Bogen und vier Köcher mit je drei Pfeilen lagen bereit. Eine Zielscheibe wurde in Position gebracht. Das Übungsziel bestand aus einer runden Holzscheibe von zwei Ellen Durchmesser. In der Mitte hatte die Scheibe einen handbreiten roten Kreis. Diana wollte wissen, wie weit das Ziel entfernt war.
__„Fünfundzwanzig Schritt. Das ist die Entfernung, auf die wir täglich üben.“
__„Ach bitte! Wir sind doch hier nicht mehr bei den Anfängern, sondern es geht um den Titel ’beste Bogenschützin der Welt’. Ich schlage vor, wir schießen über fünfzig Schritt auf das Ziel.“
Die Jägerinnen willigten ein. Kyoko stellte die Regeln auf:
__„Amplisa und ich treten gegen euch beide an. Zuerst feuert jeder je drei Pfeile auf das Ziel. Ein Treffer im roten Kreis zählt fünfzig Punkte, der weiße Rand gibt zehn. Danach geht es zum Stockkampf. Amplisa gegen Diana und Shar'Tel gegen mich. Man versucht als erste drei Treffer am Gegner zu landen. Wirft man den Gegner zu Boden zählt dies als Treffer. Jeder Treffer zählt dreißig Punkte. Das Team welches die meisten Punkte gesammelt hat gewinnt und kann sich brüsten die besten Kriegerinnen hervorgebracht zu haben.“
__„Moment“, hackte Diana nach, „dann kann man ja im Zweikampf nur neunzig Punkte holen. Sollten die beiden Disziplinen nicht gleichwertig sein? Fünf Treffer à dreißig Punkte beim Stockkampf!“
__„Wenn man seine Beute bereits aus der Entfernung erlegen kann, warum sollte man dann noch in den Nahkampf. Vier Treffer zu je dreißig Punkten. Es ging uns von Anfang an eigentlich nur ums Bogenschießen. Ich komme euch schon entgegen, weil ich sehen möchte was ihr drauf habt.“
Diana überprüfte inzwischen, ob die Pfeile alle gerade waren. Sie konnte sich nicht gegen das Gefühl wehren die Jägerinnen versuchten zu schummeln. Die jedoch rollten nur mit den Augen. Amplisa drängelte nun endlich anzufangen und Diana gab den Jägerinnen den Vortritt. Sollten sie doch ihr erst einmal zeigen, was sie konnten.
Kyoko nahm Bogen und einen Köcher und ging zur Startlinie. Sie legte einen Pfeil an,
zielte
und traf. Der Pfeil steckte im roten Kreis. Fünfzig Punkte – Diana, Shar'Tel, Amplisa und die anderen Jägerinnen, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten, zählten genau mit. Auch der zweite Pfeil traf ins Rote – hundert Punkte also. Der dritte Pfeil landete auf weiß, war aber gefährlich nah an der roten Scheibe. Die Jägerinnen wussten, dass ihre Ehre noch nicht verloren war. Wenn ihre Rechnung auf ging, dann…
Amplisa war an der Reihe. Der erste Pfeil blieb im weißen Rand stecken. Die anderen beiden schafften es aber in die Mitte. Damit hatten die Jägerinnen schon die ersten zweihundertzwanzig Punkte vorgelegt. Shar'Tel schluckte. Sie war so froh, dass Kasheel gerade meilenweit entfernt war.
Diana nahm den Bogen, legte an und traf. Der zweite Pfeil traf und auch der dritte – alle landeten im roten Kreis. Sie konnte dabei auf ihre Magie vertrauen, die ihren Pfeilen schon so oft half ins Ziel zu finden.
Nun war Shar'Tel an der Reihe. Sie fühlte sich unwohl, erinnerte sich an die Zeremonie, als sie nicht wusste, ob sie die Weihe erhalten würde.
__„Ich verzichte. Null Punkte für mich.“
Sie hatte sich mit Diana abgesprochen. Sie konnte einfach nicht mit einem Bogen umgehen. Trotzdem kostete sie dieses Eingeständnis viel Kraft. Und sie waren nun mit einhundertfünfzig zu zweihundertzwanzig Punkten im Rückstand.
Diana griff sich den Kampfstab. Sie kämpfte zuerst gegen Amplisa. Shar'Tel wartete ab. Jetzt wurde es langsam spannend. Sie würde sich noch früh genug beweisen können.
Amplisa und Diana verbeugten sich und der Kampf begann. Die Philiosson deutete einen Angriff von links an, doch ob aus Langsamkeit oder nicht, Amplisa ging nicht auf die Finte ein. Stattdessen blockte sie den wirklichen Angriff von rechts, hieb das andere Ende ihres Stabes am geblockten Angriff vorbei und traf Diana an der Schulter.
Diesmal griff die Philiosson von rechts an. Amplisa ahnte die erneute Finte bereits, sprang ihr in den Angriff, den Diana wie erwartet nicht zu Ende ausführte und warf sie mit ihrem Gegenangriff beinahe um. Nun hatte auch die andere Schulter einen blauen Fleck.
Shar'Tel rief Diana von der Seitenlinie zu, sie solle nicht immer die gleichen Angriffe verwenden.
Diana griff wieder von links an und tat so, als wüsste sie mit Shar'Tels Rat nichts anzufangen. Ihr Plan ging auf; Amplisa dachte es sei eine Finte und blockte rechts, irrte sich aber und Diana traf. Abermals griff Diana von Rechts an. Amplisa war nun verunsichert und wusste nicht ob es eine Finte war, oder nicht. Sie blockte rechts, doch Dianas Stabende flog ihr von der anderen Seite entgegen, dem sie nur knapp entrinnen konnte. Damit hat Diana nicht gerechnet. Sie hatte sich ihre Schlagabfolge vorher im Kopf festgelegt und fest damit gerechnet zu treffen. Nun war es an Amplisa anzugreifen. Diana beschränkte sich aufs abblocken. Ihr fiel nichts Besseres ein als das. Ihre Gegnerin ließ ihr auch keine Zeit zum Überlegen. Von links, von rechts, von oben und von unten prasselten die Stabhiebe auf sie ein. In einem unachtsamen Moment traf Amplisa dann auch.
__„Du musst mehr improvisieren, Diana. Kämpfe nach Gefühl, nicht so lange nachdenken. Du musst mehr wagen und deiner Intuition vertrauen“, rief Shar'Tel ihr zu.
Diana deutete Angriffe an, schlug aber nicht zu. Sie wollte, dass die Jägerin sie angriff. Als Amplisa dann schließlich zuschlug, konterte sie den Angriff und traf.
Shar'Tel fühlte sich bestätigt. Sie kämpfte immer nach Gefühl und ignorierte die Kampftechniken ihrer Ausbildung vollkommen und kam damit deutlich besser zurecht.
Diana traf ein weiteres Mal. Der nächste Punkt entschied über den Sieger dieses Duells. Der Kampf schien ausgeglichen. Geschickt wichen die Kontrahentinnen einander aus. Jeder Schlag wurde vom Gegner geblockt und mit einem Gegenangriff erwidert, der wiederum geblockt wurde. So ging es eine Weile hin und her. Schließlich fand Amplisa doch noch eine Lücke, landete einen Treffer und konnte so diesen Zweikampf für sich entscheiden. Sie war von Anfang an die Bessere, auch wenn Diana sich im Verlaufe des Kampfes stark gesteigert hatte.
Nun war endlich Shar'Tel an der Reihe. Darauf hatte auch Kyoko schon sehnlich gewartet.
Die Jägerin ging gleich in die Vollen. Ihre schnellen Hiebe ließen Shar'Tel keine Zeit für einen Gegenangriff. Mit Blocken und Ausweichen beschäftigt, fand sie keine Lücke für einen Gegenangriff. Einem tief geschwungenen Hieb – gedacht ihr die Beine wegzuziehen – wich die Kriegerin mit einem Sprung aus. Doch Kyoko reagierte schnell, schwang den Stab zurück und traf Shar'Tel wo sie landete am Oberschenkel.
So hatten sich die Philiosinnen das nicht ausgemalt. Wenn Kyoko noch einen Treffer landen konnte, dann hätten die Jägerinnen nach Punkten einen uneinholbaren Vorsprung und würden in der Gesamtwertung gewinnen.
Kyoko ließ nicht locker. Shar'Tel verzichtete auf das Abblocken. Sie wich lieber aus und suchte eine Möglichkeit einen Schlag anzubringen. Sie ließ Kyoko ins Leere laufen, tänzelte um sie herum und schwang den ausgestreckten Stab gegen den Rücken der Jägerin. Die Getroffene biss die Zähne zusammen. Shar'Tel wehrte ihre Schläge ab, doch anstatt auszuweichen, ging sie diesmal auf Kyoko zu, bis sie sie umstoßen konnte.
__„Was ist denn hier los?“ rief Anara erzürnt und kam über den Platz gelaufen.
__„Was soll dieses rüpelhafte Verhalten?“
__„Ich…ähm…wir“, stammelten Kyoko und Shar'Tel eine Erklärung.
__„Ist mir egal; ich will nichts davon hören. Macht dass ihr in den Unterricht kommt.
Alle!“