Kapitel 15
Am nächsten Morgen taumelte ich schlaftrunken zum Unterricht. Ich musste meinen Stab in den Gürtel stecken und durfte nur die Sprüche benutzen die ich auch ohne Stab benutzen konnte.
Trotz meiner Müdigkeit war ich weit besser als je zuvor und ließ jeden verlangten Angriffszauber in voller Stärke auf die Stahlpuppen mit Dämonenpulver krachen. Es war dermaßen auffallend, dass mich Meister Tiundran zur Seite nahm.
„Lorin, ich habe schon von deinen neuen Fertigkeiten gehört. Hier und heute kannst Du nichts mehr lernen. Aber wie sieht es mit deiner Verteidigung aus? Lass es uns versuchen.“ Er beschoß mich mit einer Reihe kleiner Feuerbälle, Kugelblitzen und Eisdornen. Mein Energieschild hielt gut stand. Als er aber Magie höherer Ordnung anwandte, Orbs , und mich in Flammenwände hüllte, musste ich bald aufgeben.
Meister Tiundran schrieb schnell etwas auf ein Pergament, rollte es zusammen, versiegelte es und gab es mir.
„Geh zu Meister Ko’malla und gib ihm das Papier. Er wird wissen was zu tun ist. Du findest ihn draussen vor dem Tor.“
Als ich aus dem Tor heraustrat, sah im ersten Licht der Morgensonne, dass sich in der Nacht wirklich einiges getan hatte. Bis weit in die Ebene hinein standen Zelte, große und kleine, manche fremdartig im Aussehen, manche einfach nur nachlässig aufgebaut. Der frische Wind des Morgens ließ Zeltplanen schwellen und Wimpel flattern. Zwischen den Zelten gingen viele Menschen umher.
Wie sind die alle hierhergekommen?
So viele Magier auf einen Haufen hatte ich noch nie gesehen. War es denn wirklich notwendig, dass sich alle hier trafen? Aber es waren natürlich nicht nur Magier anwesend. Ich sah kleine Trupps von Amazonen um das Lager streifen, Druiden schnüffelten überall herum und ein paar große weiße Zelte wurden von einigen Paladinen aufgerichtet. In einer entfernten Ecke hatten sich Nekromanten Erdlöcher gegraben und Planen einseitig darüber aufgespannt. Totemzeichen standen dort in hexagonaler Anordnung. Nur ein einziges Zelt sah ich dort. Mittlerweile mußte Wahr-Tir dort sein. Wie es ihm wohl geht?
Nur ein riesiges schwarzes Rundzelt zeugte von der Anwesenheit der Assassinen. Rund um ihr Zelt war eine große unbebaute Fläche. Der Ruf der Assassinen verschaffte ihnen einen Menge Platz. Die wenigen die man sah, bewegten sich leise und schattenhaft zwischen den anderen. Auch hier wichen ihnen die anderen scheinbar unbewusst aus. Den Assassinen schien das nichts auszumachen.
Ich sah ein paar aus meiner Klasse ein paar Hundert Meter entfernt sich gegenüberstehen. Sie übten Verteidigungssprüche. Dann erkannte ich auch Ko’malla. Schnell ging ich zu ihm.
„Meister“ sagte ich zu ihm, „Meister Tiundran schickt mich zu Euch.“ Mit diesen Worten übergab ich ihm die kleine Schriftrolle. Schnell entrollten Ko’mallas kräftige Hände das Pergament. Mit einem kurzen Lächeln sah er zu mir.
„Gib mir bitte deinen Stab für einen Moment“
Ich überreichte ihm meinen Stab.
„Ko’malla steckte seinen eigenen Stab weg und nahm meinen in die rechte. Er schloß plötzlich die Augen und ließ dann langsam, aber deutlich vernehmbar, die Luft aus seinen Lungen.
„Erstaunlich, wirklich erstaunlich. Ich frage mich…“
Hier schwieg er wieder, genauso wie es Quenlin getan hatte.
Ich konnte es nicht mehr aushalten.
„Was. Meister, ist so erstaunlich an meinem Stab? Und was fragt Ihr Euch?“
Ko’malla reichte mir meinen Stab zurück.
„Du hast sehr viel gelernt durch den Kontakt zu dem alten Stab der Magier. Ist es nicht so?“
Ich nickte.
„Ein Teil davon hat sich unmittelbar auf deinen Stab übertragen, nicht wahr?“
Wieder nickte ich. „Ja, und zwar das, was ich“, hier suchte ich nach den richtigen Worten, „was ich richtig verstehen konnte.“
„So ist es. Und gerade das ist erstaunlich.“
„Warum?“ fragte ich verblüfft.
„Hattest Du schon einmal einen anderen Stab als den deinen in der Hand?“
„Nein, das ist uns verboten“ sagte ich.
Ko’malla nickte anerkennend.
„Richtig, und jeder hütet seinen Stab wie ein Augapfel, nicht wahr?“
Worauf wollte Ko’malla hinaus? Ich verstand es nicht.
Ich drehte meinen Stab in der Hand. Ja, er war mächtiger geworden. Und ich, wenn man so will, auch.
Niemand außer mir durfte meinen Stab berühren. Er war die Essenz meines Wissens als Magier.
Das war eine unausgesprochene Regel bei uns. Nur der Tod trennte einen Magier von seinem Stab, wenn man denn ein richtiger Magier war. In der Ausbildung waren wir noch gewissen Zwängen unterworfen.
„Du weißt, dass Du den alten Stab der Magier hättest einsetzen können.“
„Ja,“ sagte ich, „aber so blöd bin ich nicht. Mir war klar, dass ich nicht einmal einen Bruchteil der Magie verstehen konnte.“
Ko’malla kam näher. „Du bist ein guter Junge, Lorin, gewissenhaft und klug. Du weißt was Du dir zutrauen kannst und was nicht. Das wissen viele andere nicht.“ Hier machte Ko’malla eine kurze Pause.
„Dass Du den alten Stab der Magier nicht wirklich eingesetzt hast, ehrt Dich, jetzt wo wir alle um die Umstände Bescheid wissen, mehr als Du denkst.“ Seine Augen trafen meine. Hier machte Ko’malla eine kurze Pause, in der er einen Blick auf die Schüler warf, die, umgeben von Zelten, auf einer kleinen Freifläche ihre Magie übten.
Ich erkannte plötzlich Stippan, der aus einer bisher undurchsichtigen Wolke eines Nichtortungszaubers auftauchte. Er erkannte mich auch und winkte. Ich winkte kurz zurück.
„Was hat der Stab dich also gelehrt?“
Ich überlegte nochmals und zuckte innerlich mit den Schultern.
„Das was ich begreifen konnte.“
„Wie,“ fuhr Ko’malla fort, „bringst Du das in Einklang mit deinem Wissen um all die Geschichten wahnsinnig gewordener Magier, die fremde und zu mächtige Stäbe benutzten?“
Ich wandte ein: „Ich habe den Stab doch gar nicht benutzt, eben aus diesem Grund.“
„Bist Du Dir da sicher?“
„Für die übertragenen Sprüche kann ich nichts“ verteidigte ich mich. „Es ist eben so gekommen.“
„Du bist schwach geworden“ tadelte Ko’malla mich.
Ich fand seine Schuhe plötzlich höchst interessant. Aus dunkelbraunem Ziegenleder, mit einer Sohle aus dickem grauem Büffelleder und einer Verstärkung an der Ferse, am Spann mit einer Spange aus Obsidian und einem fein geflochtenem Band in der Mitte gehalten, gerade über die Knöchel reichend, waren sie der Inbegriff dessen, was man praktisch und bequem nannte, jedenfalls, wenn man nicht die Stadt verlassen musste.
Ko’malla ließ mir allerdings keine Zeit.
„Du hast den Stab genommen, dein Hand auf das Seelenauge des Stabes gelegt um etwas zu erfahren, was Jahrhunderte lang niemand anders erfahren hatte.
„Ja, Meister“ gab ich zu.
„Du hast ihn also in gewisser Weise doch benutzt.“
„Aber das wusste ich doch vorher nicht!“
Ko’malla nickte.
„So ist das immer mit den Ausreden. Du warst nur neugierig, nicht wahr?“
Ko’malla war nicht größer als ich, doch ich bekam meine Augen kaum über die Höhe seiner Knie hinaus.
„Du hast Dir gedacht: Was kann schon groß passieren? Ist doch bloß ein alter Stab.“
„Es ist doch auch nichts passiert“ rief ich, „jedenfalls nichts Schlimmes“
„Hast Du das vorher gewusst?“ fragte mich Ko’malla, mich jetzt durch seine Stimme zwingend, ihn anzuschauen.
„Nein.“
„Warum also hast Du es gemacht?“
Ich straffte mich.
„Weil ich es wollte, Meister.“
„So“, grunzte Ko’malla befriedigt, „jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher.“
Ich erinnerte mich zurück an das erste und eigentlich einzige Mal, als ich das Seelenauge des Stabes in meine Hand legte. So viel. Erfahrung. Wissen. Freude. Ich öffnete wieder meine Augen.
„Ich dachte, der Stab könnte mir keinen Schaden zufügen. Als ich die anderen Artefakte benutzte, hatte ich die verschiedensten Gefühle. Mal gut, mal weniger gut. Aber mit diesem Stab überkam mich reine Freude.“
„Hat Dich das nicht gewundert?“ fragte Ko’malla mich.
„Nein“ sagte ich überrascht, „hätte es denn sollen?“.
Ko’malla seufzte.
„Es war immerhin der erste fremde Stab den ich in die Hand nahm“ verteidigte ich mich.
Ko’malla seufzte noch mal. „Ich frage mich, was du von all dem, was man Dir in den letzten Jahren in die dürre Pflaume, die du dein Gehirn nennst, eingetrichtert hat, behalten hast. Dein Gedächtnis ist so kurz wie deine Haare lang sind.
Mißbilligend betrachtete er meine lange Mähne, die ich am Morgen mit einem geflochtenen roten Lederband, welchen mir Avala geschenkt hatte, auf den Rücken gebunden hatte.
Ich lächelte unwillkürlich. Zwar war unter Zauberern das Tragen langer Haare nicht unüblich, aber Barbaren trugen ihr Haar höchstens schulterlang. Die meisten rasierten sich jedoch eine Glatze, damit man die Tätowierungen besser sehen konnte.
„Was meint ihr damit Meister?“
„Kommt es Dir nicht ungewöhnlich vor, dass ein fremder Stab dich so viel lehrt? Deinen eigenen Stab ebenfalls?“
Jetzt war ich wieder überrascht.
„Ich dachte, das sei normal.“ Ich zögerte. „Dachte, dass es immer so ist, wenn man einen fremden Stab in die Hand nimmt und den eigenen in der anderen Hand hat.“
Ko’malla sah mich ernst an.
„Nein, das ist nicht normal. Es ist eher außergewöhnlich, kurz, einzigartig.“
Jetzt begann es in meinem Kopf zu rattern. Stück um Stück setzte es sich in mir zusammen, die ganzen alten Artefakte, das Weltentor, die gegenwärtige Situation.
„Ich sehe den Funken der Erkenntnis in der aufglimmen, mein Sohn“ nickte Ko’malla. „Erzähle mir, was Du Dir erschlossen hast.“
Ich lachte auf.
„Jetzt ist es klar. Der Stab ist gemacht worden um zu lehren! Jeder Magier, der ihn findet, wird ihn nicht nur benutzen können, sondern auch dauerhaft davon profitieren können. Das ist genial!“
„Und wie kommt er dann an diesen Platz?“
Ich lächelte jetzt. Die Aufgabe schien leicht.
„Der Stab hat die Aufgabe zu lehren. Das ist jetzt klar. Er müsste jeden Magier nach seinen Fähigkeiten unterrichten können.“
Hier kam ich ins Stocken. Warum ausgerechnet dieser Stab an diesem Platz? War seine Aufgabe nicht, das Bannlicht um Drakh Rudnam zu vervollständigen? Warum also war er mit dieser Fähigkeit gesegnet? Ich überlegte fieberhaft. Um den Stab nutzen zu können, musste er aus seiner Stellung bewegt werden. Damit fiel der Bannzauber in sich zusammen und Drakh Rudnam wurde offenbar. Das ergab alles keinen Sinn. Da kam mir die Erleuchtung. Ich zäumte das Pferd vom falschen Ende auf.
„Der Stab ist eine Art Lebensversicherung für den Fall, dass…“
Ko’malla fiel mir ins Wort.
„Genau diese Worte hatte ich auch verwendet.“ Beiläufig richtete er seinen Stab auf meine Klasse und verteilte diverse kleine, aber überaus schmerzhafte Blitze. Die Jungs waren nachlässig geworden und machten Späße. Mit seinem lauten Organ brüllte er hinüber.
„Wenn ihr meint, die Dämonen sind genauso nett zu euch wie ich es bin, dann seid ihr schneller tot als ihr euren Stab aus dem Gürtel habt.“
Das wirkte. Mit neuem Eifer kämpfte meine Klasse und meine Freunde miteinander, mit einem Auge von Ko’malla überwacht.
Er wandte sich wieder mir zu.
„Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand den Stab und die anderen Artefakte finden würde, würde auch der Bann von Drakh Rudnam wegfallen. Also war es nur sinnvoll, dem Finder Möglichkeiten in die Hand zu geben, sich zu verteidigen.“
„Und wenn es jetzt ein Dämon gewesen wäre? Oder einfach nur die Spinne?“
Ko’malla nickte.
„Wie Du erfahren hast, kannst Du mit den anderen Artefakten nichts anfangen.“
Ich wollte ihm schon widersprechen, ließ es aber, denn generell hatte er Recht.
„Also fangen auch Dämonen mit der Magie des Stabes nichts an. Sie wirkt nur zwischen Magiern der richtigen Sorte.“
Ko’malla warf einen Blick auf die Klasse und dann weiter auf das große Feld, auf dem sich immer noch Neuankömmlinge einfanden, ihre Zelte aufschlugen und Kochfeuer anzündeten.
„Für den noch unwahrscheinlicheren Fall, dass es jemand von uns oder von den anderen Orden sein würde, der den bloß gelegten Drakh Rudnam entdecken würde, würde dieser jemand all die Artefakte entdecken, seine Schlüsse daraus ziehen und sie mitnehmen, genau so, wie du es getan hast.“
Ich nickte.
„Und was schließt Du daraus?“
„Dass die anderen Artefakte über ähnlich lehrende Fähigkeiten verfügen müssen wie der Stab.“
Ko’malla hob die Augenbrauen.
„Und was noch?“
Ich zögerte.
„Dass es vermutlich nicht so einfach sein würde, gegen die Dämonen zu bestehen?“
„Ja!“
Ko’malla packte mich mit seiner Pranke, die mir vorgestern noch eine Ohrfeige verpasst hatte, an der Schulter und drückte mich schmerzhaft.
„Unsere Altvorderen kannten die Bedrohung genau. Sie wussten, was auf eine spätere Generation zukommen würde, wenn die Dämonen wieder auf unsere Welt gelangen. Und sie wussten, dass spätere Generationen dieses Wissen nicht aus Erfahrung erlangen konnten. Möglicherweise wussten sie auch…“
Hier fiel ich vor lauter Begeisterung, aber unbotmäßig ins Wort:
„..dass spätere Generationen nicht mehr so gut sein würden. Ihnen fehlt die Praxis und die Notwendigkeit und, das heißt – ich hielt verblüfft inne – kulturelle Degeneration!“
„Waren die letzten Jahre also nicht ganz umsonst“ lächte Ko’malla und fuhr fort:
„Der Stein schärft das Schwert, nicht die Luft.
Wo wir beide das jetzt begriffen haben, was siehst Du jetzt?“
„Wir sollten den anderen Orden von den Fähigkeiten der Artefakte berichten, damit jeder den größten Nutzen daraus ziehen kann.“
„Weise gedacht“ meinte Ko’malla, „aber das ist bereits geschehen.“
„Wir sollten alle den Stab einmal anfassen lassen, damit jeder von ihm lernen kann.“
Ko’malla warf einen Blick auf die Klasse.
„Das wird auch nötig sein.“
Mich überkam blitzartig ein Gedanke. Ich weiß nicht, woher er kam, er war plötzlich da und ich hielt nicht hinterm Berg damit.
„Meister, darf ich Euch meinen Stab geben. Bitte, nehmt ihn in die Hand und tragt Euren Stab in der anderen Hand.“
So blitzartig, wie mir der Gedanke kam, bereute ich es, ihn ausgesprochen zu haben. Mein Stab!
Die Essenz meines Wissens, meiner Mühen und Qualen, in den Händen eines anderen! Und das auch noch freiwillig, ohne Befehl. Ich begann eifersüchtig zu werden, ohne dass überhaupt etwas passiert war. Stumm rang ich mit mir und zog dann doch meinen Stab aus dem Gürtel. Er war jetzt mehr als eine Elle lang.
Ko’malla, der sofort verstand, worauf ich hinauswollte, bemerkte mein Zögern und lächelte.
„Danke für dein Vertrauen, Lorin. Ich glaube zwar nicht, dass dein Vorschlag Früchte trägt, aber wer seinen begründeten Ahnungen nicht nachgibt, ist kein Magier.“
Mit diesen Worten nahm er meinen Stab entgegen, zog seinen eigenen Stab aus dem Gürtel und holte tief Luft.
So blieb er bestimmt eine Minute stehen und zitterte.
Ich schaute ihm eine Weile zu, besorgt, ob es ihm gutginge. Aber sein Gesicht spiegelte das wieder, was ich auch schon erfahren hatte: Reine Freude.
Also ließ ich ihn und schaute der Klasse zu. Immer noch warfen sie sich Feuerbälle, Orbs und Blitze zu. Die anderen blockten oder verhüllten sich und ließen sich, je nach Stärke des Spruchs, mehr oder weniger zurückschieben. Kaum einer konnte die stärkeren Zauber ohne Gebietsverlust abwehren. Mir kam etwas daran falsch vor. Ich wusste bloß nicht was genau daran falsch war.
Auch hier schaute ich eine Weile zu bis ich mich wieder Ko’malla zuwandte, der sich gerade geräuspert hatte.
„Eine erstaunliche Erfahrung“ meinte er dann, sichtlich um Fassung ringend.
„Und eine neue Erkenntnis. Du lagst richtig mit deiner Ahnung Lorin.“
Wie würdest Du den Effekt nennen?“
„Schnupfeneffekt, Meister,“ sagte ich.
„Jeder, der mit dem Stab in Berührung kommt, wird angesteckt.“
Ko`malla lachte. „Merkwürdige Gedanken haben sich deiner bemächtigt. Aber so falsch ist es nicht.“
Ko`malla gab mir meinen Stab zurück, den ich dankbar entgegennahm.
„Ich muß das Meister Quenlin sofort mitteilen. Es könnte uns das Leben erheblich erleichtern.“
„Darf ich mitkommen, Meister?“
Ko`malla blickte mich an. Das Licht der jungen Morgensonne, schon warm, streifte seinen dunkelbraunen Bart, den er sich jetzt strich. Er zog das Pergament aus seinem Gürtel. Ich hatte es schon fast vergessen.
„Das Pergament von Meister Tiundran sagt mir, dass Du Übung in der Verteidigung brauchst. In Angriffszaubern kann Dir keiner der anderen Schüler und wohl auch kaum einer der freien Magier das Wasser reichen. Jedenfalls die nächste Zeit nicht.“
Ko`malla traf eine Entscheidung.
„Geh zur Klasse und übe Verteidigung. Sieh zu, dass Du es besser machst als deine Freunde. In einer halben Stunde macht ihr eine Pause und später bin ich wieder bei Euch.“
Insgeheim war ich enttäuscht. Ich hatte das neue Prinzip der Übertragung entdeckt, und durfte nicht der Überbringer der guten Botschaft sein?