Kapitel 19 – Ein wahnsinniger Plan
Als der Kobold auf meinem Kopf sein Leben aushaucht, zerplatzt die Leiche in einer weiß-blauen Welle aus Frost. Im Epizentrum bin ich sicher. Die Nova wäscht über den Meister hinweg, der davon völlig unbeeindruckt scheint. Die Diener sind geschockt vom Tod ihres Helden, und diesen Moment der Unbeweglichkeit überleben sie nicht.
Mühsam stemme ich mich auf die Beine. Hinter uns stapfen dutzende Barbaren in den Pass, der erste von ihnen grinst breit. "Na, das nenne ich mal scheiße knapp!", donnert er. Es ist Emund – der beim gestrigen Kriegsrat so völlig dagegen war, blind den Berg zu stürmen und dabei sinnlos zu sterben.
"Endlich haben wir dich!", brüllt da ein anderer – Qua-Kehk, natürlich. Er hat einen Riss in der Rüstung und darunter eine nicht harmlos aussehende Wunde an seiner linken Schulter, deswegen hält er sein Zweihandschwert nur mit der Rechten, was ihm offenbar keine weitere Mühe bereitet. Schnell marschiert er auf den Meister zu, der keinen Millimeter zurückweicht, und baut sich über ihm auf.
"Ihr seid ganz schon früh wach", bemerkt der Meister tonlos. "Verdammt noch mal, das sind wir!", kommt die Antwort in flammendem Zorn. "Wann im Namen der Hölle ist für dich Wahnsinnigen denn bitte Sonnenaufgang?"
Ein träger Blick aus schwarzen Schädelhöhlen in die Ferne. "In einer halben Stunde vielleicht?"
Für einen Moment ist Qua-Kehk sprachlos, und das nutzt der Meister aus, um ihm den Finger vor die Brust zu stoßen. "Um weiteren Fragen vorzubeugen: Ja, ich bin bewusst früher losgezogen. Dein 'Kriegsrat' gestern war völlig ungeeignet, um mir irgendetwas Nützliches bezüglich des Widerstands hier zu sagen, außer Nihlathaks Hinweis, dass es Tentakelangriffe von unten gab. Also habe ich mir die Sache selber angesehen. Hättest du es lieber gehabt, dass ich mir Kampftaktiken ausdenke, indem ich beobachte, wie die Dämonen deine Krieger abschlachten?"
Qua-Kehk packt den Meister an beiden Schultern und schüttelt ihn. Ich bin sofort bereit, einzuspringen – aber zunächst sehe ich mir das noch mit einer gewissen Genugtuung an. Soll er doch erst einmal ein paar Konsequenzen seiner ständigen Überheblichkeit spüren.
"Du hast meine Befehle missachtet!", spuckt der gigantische Barbar in das goldbehelmte Gesicht. Dann schubst er den Meister von sich, der zwei Schritte lang stolpert, bis ihn Skelette auffangen.
"Moment mal", knurrt er zurück, mit einem jetzt doch leicht hörbaren Zittern in der Stimme. "Du hast gesagt, ich soll euch nicht in die Quere kommen, und du überzeugst dich derweil davon, wie gut ich kämpfen kann. Ersteres habe ich, glaube ich, mit Bravour erfüllt. Und, was sagst du zu meiner Leistung?"
"Wir haben dir gerade den Arsch gerettet, Mann!", ruft da von hinten Hoku, der gestern den Meister angegriffen hat. Einige lachen.
Der Meister verzieht das Gesicht. "Ich hatte die Situation völlig unter Kontrolle."
"
Was?", explodiert ein Schrei in die Menge. Alle Blicke richten sich auf – mich.
"
Ich für meinen Teil war ganz froh, dass wir hier nicht alleine sind", erkläre ich, mühsam ruhig. Ich hebe die Wurfaxt auf und reiche sie Schaft voran Emund. Er hebt die Augenbrauen, aber nimmt sie ohne zu zögern. "
Natürlich sind wir dankbar für die Unterstützung. Was soll dieses sinnlose Beharren darauf, es auch alleine zu können?"
Qua-Kehk deutet anklagend auf mich. "Ist das, wie gut du deine dämonischen Diener unter Kontrolle hast, Nekromant?"
"Ich. Bin. Kein. Dämon!", entfährt es mir, und mit jedem Wort werde ich größer, indem ich meinen Kern aushöhle, bis eine Flammenhülle Qua-Kehk um einen Meter überragt. Widerspruch erst einmal zum Schweigen gebracht, beschränke ich mich wieder auf normale Ausmaße und Lautstärke. "Ich bin ein lebendiges, intelligentes Wesen mit eigener Meinung. Und diese Meinung, dass hier im Namen überzogener Selbsteinschätzung und wertlosen Stolzes absoluter Unfug geredet wird, trifft auf beide Seiten zu! Der General hat völlig Recht damit, dass kopfloses Voranstürmen auf die Bergflanken euch unzählige Leben gekostet hätte, wohingegen wir nur Skelette und Golemkörper verloren haben, was beides leicht zu ersetzen ist. Ihr habt allerdings auch damit Recht, dass es nicht weniger Selbstmord ist, zu versuchen, alleine diese ganze Armee zu schlagen, und wenn es nur ist, weil jeder Fehler gut der letzte sein könnte!"
Der Meister und Qua-Kehk starren mich an. Offensichtlich will keiner den ersten Schritt tun und zugeben, dass er nicht Recht gehabt haben könnte. Was soll ich ihnen denn noch sagen?
Tus...einfach nicht...sei einfach still. Der Meister wird uns umbringen!
Da fühle ich eine Hand auf meiner Schulter. "Der kleine Hitzkopf ist in Ordnung", rumpelt Emund. "Ich sage, weil die vor uns losgezogen sind, haben wir jetzt nicht alle Tentakel im Arsch stecken. Warum sollen wir sie nicht weiter vorgehen lassen?"
"Natürlich denkst du verdammter Feigling so!", greift der bullige Hoku ihn an. Emund lässt mich los, geht auf den breiteren Barbaren zu und rammt ihm plötzlich die Schulter in die Magengrube. Der andere grunzt, geht aber nicht zu Boden, seine Bauchmuskeln sind Stahl. Er schwingt eine massive Faust, die Emund an der Schläfe trifft und seinen Kopf zur Seite reißt, aber da hat Emund schon ein Beine zwischen die seines Gegners gebracht, und mit etwas Schwung fällt er den Giganten.
"Fick dich, Hoku", spuckt Emund. Dann streckt er aber seine Hand aus. "Willst du es noch einmal versuchen, wenn ich dich nicht überrasche? Die Dämonen sind da nicht so gnädig."
Hoku starrt die dargereichte Hand an, als wäre sie ein Kaktus, packt sie dann aber und lässt sich aufhelfen. "Vergiss es einfach", knurrt er. Emund nickt und klopft ihm auf die Schulter. Dann wendet er sich wieder den anderen zu, besonders Qua-Kehk.
"Wir hatten genug Probleme mit den kümmerlichen Resten, die der General uns übrig gelassen hat", erklärt er. "Ihr könnt euch noch so das Maul zerreißen über schwarze Totenmagie oder Dämonendiener, meine Jungs sind alle noch am Leben wegen ihm, und das wären sie nicht, wenn wir hier eine Stunde später, aber allein hochgelaufen wären."
"Lieber sterben als mit einem wie ihm...", ruft es aus der Menge, aber da donnert Qua-Kehk ein "Genug!", dass ich Lawinen fürchte. "Was für ein lächerlicher Sauhaufen seid ihr plötzlich geworden, weil dieser Spaßvogel hier meint, sein eigenes Ding durchziehen zu müssen?"
"Zurück zum ursprünglichen Argument", schiebt sich der Meister kühl in die plötzliche Stille. "Ist dieser Spaßvogel effektiv darin, Dämonen zu schlachten, oder nicht?"
Der Truppenführer funkelt ihn an. "Verdammt, das bist du", gibt er schließlich zu. Ich fühle eine gewisse Spannung von mir weichen.
"Dann erlaub mir ein Angebot. Ich marschiere weiter voran und ziehe Katapultfeuer auf mich, weswegen ich auch eine Feuergolem in der Dunkelheit einsetze. Ich hebe alle Nester von Tentakeldämonen aus, die ich finde. Die Krötendinger vernichte ich, wenn sie mich angreifen, sonst überlasse ich sie euch, dann kommen wir schneller nach oben. Ihr haltet mir den Rücken frei und passt natürlich auf euere Flanken auf." Eine Sekunde Pause. "Und es tut mir Leid, dass ich völlig ohne euch zu informieren losgezogen bin. Das hätte gerade durchaus in die Hose gehen können."
Er streckt die Hand aus. "Können wir damit arbeiten?"
Qua-Kehk rammt sein Schwert zentimetertief in den harten Boden, was seine Rechte für den Handschlag befreit. "Ich hab keine Lust mehr auf diesen Affenzirkus. Zieh meinetwegen dein Ding durch." Er dreht den Kopf nach hinten. "Und wer von euch meint meckern zu müssen, läuft in Zukunft immer ganz vorne mit! Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt!"
Emund flüstert mir derweil etwas zu. "Bin ich froh, dass die zwei ihr beschissenes Duell, wer weiter pissen kann, beendet haben. Hast du eigentlich einen Namen?"
"Dorelem", antworte ich, und fühle mich geehrt.
"Guter Name, Kleiner. Nun sag mal...gabs eigentlich einen Grund, warum ihr ein paar der Katapulte intakt gelassen habt? War einmal recht...überraschend."
Ich zucke zusammen. "Das tut mir Leid. Ich hatte Anweisung, so schnell wie möglich den Berg hoch zu kommen, um...", aber er winkt ab. "Ist schon gut, wir hatten jetzt auch nicht erwartet oder gewollt, nur Leichen zu finden, als wir euch nach sind. Dachte nur, ihr hättet einen Plan damit. Wobei..."
Er wird still. Ich lege den Kopf schief, aber als er nicht weiter redet, wechsle ich das Thema. "Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen, dass wir ohne euch los sind?"
Emund gluckst dunkel. "Ihr seid nicht die Leisesten. Und unsere Späher sind nicht die Blödesten. Klar?"
"'tschuldigung", druckse ich kleinlaut, aber er lacht röhrend und schlägt mir so hart auf den Rücken, dass meine Feuerhülle eindellt. "Lass dich doch nicht von mir verscheißern, Dorelem! Jetzt zurück zu deinem Meister, oder was auch immer, der wird schon ungeduldig. Reiß ihnen den Arsch auf!"
Ich lächle ihn breit an. Gibt doch noch vernünftige Leute auf dieser Welt.
Ein Barbar mit halbwegs Hirn? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Als ich zum Rest der Armee laufe, höre ich gerade noch, wie Emund halblaut Qua-Kehk anspricht: "Hör mal, mir ist da was gekommen...", dann redet der Meister mit mir. "Wir gehen wie gerade vor. Das hat gut funktioniert."
Ausnahmsweise nehme ich mir die Bedenken des Zweiten mal zu Herzen. "Ich hoffe, du verzeihst mir meine Kritik?"
Er sieht mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten kann, ohne seine Augen zu sehen.
"Es hat funktioniert", sagt er schließlich. Ich schätze, mehr kann ich nicht erwarten...
Der zweite Teil des Anstiegs nach dem Pass ist nicht viel anders als der erste. Vielleicht etwas steiler, aber durch die fast völlige Zerstörung der ursprünglichen Natur durch Baals Horden bedeutet dies nur mehr künstliche Stufen. Die Dämonen sind die gleichen, sterben gleich schnell. Ich auch, noch zwei Mal, aber wen kümmerts.
Dann geht die Sonne auf. Über den Horizont stechen ihre Strahlen, und tatsächlich, wie Qua-Kehk es geplant hatte, scheinen sie die Dämonen ernsthaft zu schmerzen. Kaum mehr Tentakel treffen mich, egal wie direkt ich auf ihre Besitzer zustürme, und ohnehin nur mühsam gehaltene Formationen der Sklavensoldaten zerbrechen völlig. Für ein paar magische Minuten können wir die Gegner abschlachten, als würde das plötzliche Licht uns die Kraft der Engel verleihen. Die Wolken, die noch stur vor sich hinschneiten, als wir die Stadt verließen, sind gerade rechtzeitig gewichen. Wussten die Barbaren das?
Darin sind sie nicht übel. Aber wie lange wird der Effekt halten?
Lange genug! Denn da ist sie in greifbarer Nähe, die Kette mittlerer Gipfel, die das Ende des Vorgebirges markiert; auf und hinter ihnen können keine Katapulte stehen. Wenn wir bis dorthin durchbrechen, ist die Belagerung vorbei! Wir haben schon viele von ihnen vernichtet, aber zu unseren Flanken auch einige zurückgelassen; unsere Konzentration war ganz klar auf dieses Ziel gerichtet, die oberste Ebene zu erstürmen. Die Barbarenstreitkräfte in unserem Rücken zu wissen, hat diese Entscheidung nur bekräftigt. Ich kann sie hören über die Schreie der sterbenden Dämonen, als ich Löcher in ihre Lederhaut brenne, die Schlachtrufe unserer Verbündeten; sie wären vielleicht an den Horden Baals gescheitert, ultimativ zu wenige, aber verdammt will ich sein, wenn sie nicht die mindestens fünffache Anzahl mitgenommen hätten. Im Fahrwasser der Schneise der Vernichtung, die unsere Armee hinterlässt, können sie ihre volle Macht entfalten und die versprengten Überreste der Gegner zerschmettern. Ich sehe, wie sie sich aufteilen, um die Flanken zu sichern; ein riskantes Manöver, da das Vorgebirge sich hier deutlich verbreitert, was bedeutet, dass sie an den Rändern der Befestigungen sicher auf frische Truppen stoßen werden. Aber sie müssen wissen, was sie tun. Wir ziehen weiter das Katapultfeuer, das allerdings nur noch sporadisch fällt, während die Sonne unseren Rücken stärkt. Einen besseren Zeitpunkt, die Armee des Baals völlig auszurotten, gibt es nicht. Und so halten wir auch unseren Vorsprung, dringend notwendig, um die menschlichen Krieger vor den massierten Dämonentruppen zu schützen.
Voran, voran! Die Feinde werden zerquetscht gleich Ungeziefer unter unserem Knochenmarsch. Wir erklimmen die Kuppe, die letzten Treppen die am sorgfältigsten gelegten, die Befestigungen am geradesten, die Grabenwände am schärfsten, die Pfähle am spitzesten; all dies, verquerst, kommt uns zu Gute, da wir für Ordnung kämpfen und darin aufgehen.
Und dann stehen wir ihrem General gegenüber.
Schenk ist ein Klumpen Fleisch, aufgedunsen wie eine Wasserleiche und von der bläulich-schwarzen Farbe der Fäulnis. Seine Beine verschwinden komplett unter dem wallenden Wanst, aber die knotigen Füße wie tumorzerfressene Bärentatzen ragen darunter hervor. Seine Arme sind länger als er hoch ist, er scheint sie als Ersatzbeine zu benutzen. Die Pranken besitzen Fingern, von denen jeder so dick und lang sind wie eine ganze menschliche Hand, und eine von ihnen umklammert den Griff einer gewaltigen Peitsche aus pechschwarzem Leder. Wie, als hätte der Erschaffer dieser Kreatur ihn bis zum Schluss vergessen und dann hastig hingeklebt sitzt sein Kopf auf dem fetten Leib, wirkt mit den eingefallenen Höhlen ohne erkennbare Augen, als wäre es der Schädel eines besonders hässlichen Insekts, hätten diese denn Knochen.
Um ihn versammelt ist ein Haufen dutzender Sklavensoldaten, die wie ein nur mühsam gedämmter See aus Verderbnis hin- und herwogen. Das ist seine einzige Leibgarde; nirgendwo sind Tentakeldämonen zu sehen.
Der Meister deutet mit der Dolchspitze auf ihn.
"Die Belagerung ist beendet, Dämon."
"Ich werde es genießen, deine Seele in alle Ewigkeit zu geißeln", rumpelt Schenk im Tonfall einer Schlammlawine zurück. Er lässt die Peitsche so hart auf die Rücken zweier seiner Sklaven herabsausen, dass diese zu Boden geschmettert werden, knall, knall, ich sehe die Bewegung nicht einmal. Der Rest stürmt los, den Skeletten entgegen, die von der Woge an manisch aufgedrehten Dämonen tatsächlich zurückgedrängt werden, die schiere Wucht ihrer verzweifelten Flucht vor dem grausamen Aufseher zu viel für die leichten Knochengestelle.
Der Meister zieht eine Knochenwand hinter seinen Kriegern hoch. Die Front ist befestigt. Ich beeile mich, die Wand zu erklimmen; scharfe weiße Splitter stehen überall hervor, mein Aufstieg ist in Sekundenschnelle geschehen, und ich kann das Schlachtfeld überblicken.
Was ich da sehe, gefällt mir überhaupt nicht. Der Meister war umsichtig genug, vor dem Aufstellen der Mauer Verstärkten Schaden zu fluchen; das bedeutet, dass vor mir kalte Flammen über den Köpfen der Sklavensoldaten wabern, als hätte jemand einen Kessel voll überkochendem Alkohol angezündet. Überkochend deswegen, weil sich einige dieser Flammen heben und senken; von uns bisher unbemerkt sind lederflüglige Monster aufgestiegen und flattern knapp über den Boden. Ich kenne solche Dämonen noch aus Kehjistans Ebenen, wo sie verdammt nervig sein konnten, aber letztlich kein allzu großes Problem. Zusammen mit der Masse an gegnerischen Truppen jedoch...
"General, du solltest die Mauer wieder einreißen, damit die Magier freies Schussfeld bekommen!", rufe ich herunter.
Da!
Der Zweite richtet unseren Blick auf zwei Gestalten, die ich im ersten Moment nicht verstehe. Sie laufen auf den gleichen gedrungenen Beinen wie die normalen eingeschalten Gegner, mit der gleichen schmutzig-olivfarbenen Haut, aber über ihrer Hüfte ist ihr Panzer aufgeplatzt. Daraus hervor dringt ein Haufen pulsierenden Fleisches, unförmige Säcke, gefüllt mit irgendeiner Flüssigkeit, bis zum Bersten; sie drücken was vom Kopf übrig ist nach unten, sodass sie rennen, ohne zu sehen, wohin es geht, aber dennoch steuern sie zielstrebig auf die Wand unter mir zu.
Das sind die zwei, die Schenk vorhin zu Boden gepeitscht hat!
"Lass die Mauer oben, lass die Mauer oben!", ändere ich meine Empfehlung, aber sie sind ohnehin zu schnell angekommen, als dass es einen Unterschied gemacht hätte. Als sie die Knochen erreichen, rammen sie ihre in wilden Winkeln herabhängenden Arme in die grotesken Tumore auf ihrem Rücken, und was auch immer darin ist detoniert. In einer Detonation wie von einer Kadaverexplosion verursacht zerreißt es ihre Körper vollständig, und dieser Zwillingssprengung ist die Mauer nicht gewachsen. Knochensplitter schießen nach hinten, und der Meister stolpert zurück, als sie ihm einige hässliche Schnitte auf der Wange verursachen, bevor er reagieren kann. Als er das tut, löst sich das Material in Luft auf. Ich lande unsanft. Sofort werde ich angegriffen. Der Zweite verteidigt uns gegen die Horden, während ich mit dem Meister rede.
"Die haben Selbstmordkommandos!", rufe ich nach hinten.
"Und das, ohne Leichen zu hinterlassen!", antwortet er empört. "Aber da hast du deine Mauer aus dem Weg...oh, ich verstehe, warum."
Die Faulkrähenverwandten haben uns erreicht. Ich habe alle Hände – alle fünf, der Zweite wächst hier über sich selbst heraus – zu tun, mich den Sklaven zu erwehren, die bereits gut die Hälfte unserer Armee vernichtet haben. Wie schaffen die das? Wir hatten den ganzen Aufstieg über keinerlei Probleme, mit ihnen den Boden aufzuwischen!
"Meister, Lederflügel können nicht gut gleiten! Wenn Ihr sie schwächt...", empfiehlt derweil der Zweite.
Prompt landet der entsprechende Fluch auf den fliegenden Feinden, und tatsächlich fallen sie zu Boden wie in die Ecke gedonnerte Stiefel. Mit selbigen beginnt der Meister, sie zu zertreten, ohne dabei zu vergessen, meine Gegner exklusiv mit Widerstandsschwund zu belegen, was dem Zweiten ermöglicht, sie durch bloßes Berühren schwer zu verwunden. Wir gewinnen die Kontrolle über die Schlacht zurück!
Da hebt Schenk seine Peitsche und brüllt etwas Unverständliches, aber es hat einen sofortigen Effekt – die Sklaven brüllen zurück, und, erstraunlicherweise, die gefallenen Aasfresser auch. Sie kämpfen gegen die Schwerkraft an, mobilisieren mehr Kräfte, als in ihrem winzigen Körper stecken sollten, genauso wie dieser auch nicht in der Lage für so tiefe Kampfschreie hätte sein sollen, und erheben sich plötzlich wieder. Die Augen der Dämonen brennen in innerem Feuer.
Wenn wir das nur mit den Skeletten machen könnten!
Ein Hieb zweiteilt uns fast. Tja, zu schade, nicht wahr? Wenigstens scheint ihre Verteidigung nicht stärker geworden zu sein!
Der Meister scheint zu denken wie ich und zerfetzt mit einer Explosion die Frontlinie der Gegner. Die Druckwelle bringt die Flieger doch wieder zum Schwanken, aber in seiner direkten Nähe hat er keine weiteren Leichen, darum ziehe ich mich zurück und spiele Fliegenklatsche.
"Zwei weitere Selbstsprenger!", warnt der Zweite.
"Dann ist das schadenslose Mistding vielleicht doch mal für was gut", knurrt der Meister und zaubert einen Knochenspeer in einem Winkel, der ihm erlaubt, beide mit dem durchdringenden Geschoss zu treffen.
Gut Dämonen töten kann er damit normalerweise wirklich nicht, wie ich schon festgestellt habe; aber spitz ist so ein Speer dennoch. Die Blasen voller durch Peitschenhieb spontan entstandener Explosivstoffe stehen unter größt möglichem Druck, und ein winziges Loch ist alles, was sie brauchen. Ausgezeichnet! Sie kommen nicht weit, aber leider scheinen ihre Kollegen so immun gegen die Explosion zu sein wie unsere Truppen es gegen Kadaverexplosionen sind.
Der Meister gibt gut zurück, und Scharen von Gegnern fallen, als ihnen ihre toten Kameraden um die Ohren fliegen. Meine Feuerbälle holen einen Flieger nach dem anderen vom Himmel; einer kommt dem Meister zu nahe, da reißt er das Jade-Tan-Do hoch und spießt ihn auf. Völlig wehrlos ist er nicht!
"Das reicht jetzt!", donnert Schenk plötzlich. Seine Peitsche fährt herab, mit unerwarteter Reichweite, und ihre Spitze knallt knapp vor dem Schädel eines unserer Skelette.
Die Druckwelle verwandelt den Knochen in einem Wimpernschlag zu Staub. Sofort schlägt der Aufseher wieder zu, und ein weiterer unserer Soldaten fällt dem grausamen Hieb zum Opfer.
"Du hast Recht, es ist genug!", rufe ich und renne tief in die gegnerischen Linien. Der Meister kommt offensichtlich zurecht – ich muss den Dicken wenigstens ablenken, sonst haben wir bald keine Armee mehr. Jede Leiche, die der Meister benutzen muss, um ein schnell wieder zerstörtes Skelett zu erschaffen, kann später nicht gesprengt werden, wenn die Feinde weiter vorrücken! Und sein Mana hält nicht ewig aus.
Schenk lässt zwei weitere Skelette zerplatzen, bevor er sich mir widmet. Ich bemerke gerade noch, wie seine winzigen Äuglein sich auf mich richten, da schießt der schwarze Lederschwanz schon heran. Schnell mache ich mich klein, aber der gewaltige Hieb nimmt dennoch einen Teil meines Kopfes mit, der in der Luft über mir verlöscht. Mir ist, als würde meine Sicht kurz verschwimmen, und im Schwindel stolpere ich; der Zweite packt die Kontrolle, zieht unseren Körper schnell weiter zusammen, um unsere Beine zu eliminieren, und nutzt den Schwung, um über den nächsten Angriff zu springen. Verdammt, Schenk ist viel zu schnell! Aber jetzt sind wir innerhalb seiner Reichweite, und seine Peitsche wird ihm nicht mehr viel nutzen.
Da schießt sein zu langer Arm vor, und eine Pranke, nicht viel kleiner als ich, packt meinen Körper. Er quetscht die Finger blitzartig zusammen, und nur, weil der Zweite die humanoide Form schon aufgegeben hat, kann er rechtzeitig einen Großteil unserer Substanz retten, bevor wir großflächig ausgelöscht werden wie eine Kerzenflamme zwischen zwei angefeuchteten Fingern. Er packt Schenks Kopf, zieht sich daran hoch, wir landen hinter ihm und haben für kostbare Augenblicke eine Atempause. Aber schon fährt er herum, Peitsche über den Kopf erhoben, und wo wir gerade noch standen ist jetzt eine Furche im Boden, mehrere zehn Zentimeter tief. Was machen wir gegen ihn? Er lässt uns keine Gelegenheit zum Angreifen!
Wir lenken ihn ab, bis der Meister gegen die Sklaven gewonnen hat, ganz einfach.
Dann mach keinen Fehler, ein Treffer und wir sind eine sich rapide ausbreitende Feuerwolke!
Kein Problem, wenn du mich nicht ablenkst.
Absolut keine Widerrede von mir; wenn der Zweite sich konzentriert, ist er wirklich gut im Kämpfen. Und das ist wirklich der letzte Moment, in dem ich irgendwelche Bedenken haben sollte, ihn seine volle Lust daran ausleben zu lassen. Wie geht es dem Meister?
Er macht sich gut. Schwitzt wieder stark, so wie ich das von der Ferne beurteilen kann, aber noch beeinträchtigt ihn die Anstrengung nicht. Seine Flüche sind schnell und passend, er reagiert rechtzeitig auf angreifende Aasfresser, und der gelegentliche Knochenspeer zur Unterstützung ist auch gut gezielt.
Nur noch etwas mehr als ein halbes Dutzend Sklaven...
Da hebt Schenk plötzlich seine Peitsche und schwingt sie in schnellen Kreisen in der Luft. Ich spüre die Überraschung des Zweiten über dieses Manöver, das ihn weit offen lässt, aber er ergreift die Gelegenheit rasch und unbarmherzig. Mit einem hastigen Sprung ist er bei den Füßen des fetten Monsters, packt das überquellende Bauchfleisch mit der einen Hand, um es so zu heben, dass die überbelasteten Beine sichtbar werden, und lässt einen Feuerball auf den uns nächsten Knöchel los, in der er jegliche Hitze pumpt, die wir haben.
Schenk brüllt laut auf und bricht auf ein Knie, was ihn nicht weitaus niedriger sinken lässt, aber damit ist er deutlich verwundbarer. Warum...
Bei Diablos Horn.
Vor Entsetzen erstarre ich eine Sekunde lang. Alle noch übrigen Sklaven platzen plötzlich gleichzeitig auf, werden von den in ihnen entstehenden hochexplosiven Gasen aufgebläht, und richten sich mit nur einem Ziel auf: dem Meister. Hektisch schlagen die Skelette auf sie ein, aber das führt dazu, dass zwei explodieren und die Armee dadurch weit zurückwerfen. Die Front ist zerstört, und der Weg ist frei für die Selbstmordbomber. Sie laufen los...einer von ihnen fällt einem Knochenspeer zum Opfer, das lässt noch drei übrig...
Der Zweite wirft einen Feuerball aus jeder Hand. Trotz deren Geschwindigkeit scheinen sie mir viel zu langsam zu fliegen...aber, wunderbarerweise, sind sie mit der vollen Präzision seiner jahrzehntelangen Erfahrung gezielt und treffen beim Zerplatzen alle Gegner, zwei davon auf einmal!
Doch dies nur, weil sie schon sie nach zusammen liefen, nur einem Meter von Meister entfernt. Er reißt die Arme vors Gesicht, dann reißt ihn die dreifache Explosion von den Beinen und schleudert ihn fast die Stufen hinunter, die wir erklommen haben, um dieses Plateau zu erreichen.
Er lebt noch, sonst würde ich mich auflösen, aber Himmel, das könnte sich jederzeit ändern – was für eine Gewalt! Ich muss dringend zu ihm...
Da trifft Schenks Peitsche mich im Rücken, und der Hieb tut mir den Gefallen. Irgendwie schaffen der Zweite und ich es mit unserer kombinierten Willenskraft, nicht zu zerplatzen, aber wir landen ihn einer inkohärenten Feuerpfütze in der Nähe des Meisters uns können uns einfach nicht mehr bewegen, ohne zu riskieren, dass wir ihn auch noch mit Feuer überziehen.
Er stöhnt und versucht seinen Arm zu heben, aber die schwere Rüstung scheint ihn davon abzuhalten. Wenigstens sollte sie ihn vor dem Schlimmsten geschützt haben. Mich würde jedoch nicht wundern, wenn er sich zumindest Rippen gebrochen hat beim Aufprall, von Verbrennungen an den weniger geschützten Stellen ganz zu schweigen.
Mühsam zieht sich Schenk auf seinem einen Bein näher. Noch ist er außer Reichweite, aber es ist nur eine Frage von wenigen Momenten...
Da landen neben mir zwei schwere Stiefel. Und ein weiteres Paar auf der anderen Seite. Schnell gesellen sich weitere dazu, und ich bin umgeben von Barbaren. Himmel, sind das wenige – sie müssen mehr als die Hälfte ihrer Truppen verloren haben, und das nur gegen die Dämonen, die wir zurück gelassen haben...wir hätten mehr tun sollen...
Qua-Kehk tritt vor. "Eine gewaltige Freude, dich zu sehen, Schenk." Der muskelbepackte Mensch wiegt seinen Zweihänder lässig nur in der Rechten auf und ab. "Noch eine größere Freude wird es mir sein, dein schwarzes Blut diesen heiligen Hang herunterlaufen zu sehen."
Da schnellt die Peitsche vor wie die schwarze Zunge einer Riesenechse, und Qua-Kehk wird nach hinten geworfen in die Arme zweier seiner geistesgegenwärtiger Soldaten, einen tiefen Riss in der Rüstung und einen zum Glück nicht ganz so tiefen in der Brust darunter.
"Kommt doch, wenn ihr sterben wollt!", brüllt der Aufseher und zieht sich nach vorne, nicht zurück.
"Wie du willst!", kommt das Echo von Qua-Kehk, der schon wieder stehen kann. Da packt ihn Emund an der Schulter.
"Sollten wir nicht...", murmelt er, aber sein Vorgesetzter schüttelt ihn ab. "Wir brauchen keine..."
Wieder schießt die Peitsche vor, seltsam gemächlich im Vergleich...und ihr Ende schlingt sich um das Bein des Meisters, der es immer noch nicht geschafft hat, aufzustehen. Nein! Ich versuche, mich aufzuraffen, schaffe es aber nur, humanoide Form anzunehmen – was einen Krieger neben mir etwas überrascht, der offenbar nicht ganz begriffen hat, was der brennende Haufen am Boden zu bedeuten hatte.
Schenk packt den offenbar ohnmächtigen Meister und hält ihn in einer Pranke nach oben.
"Zumindest er wird auf jeden Fall sterben! Es sei denn...ihr zieht euch zurück!", fordert der Aufseher.
Qua-Kehk lacht laut. "Wir? Zurückziehen? Und das für einen Wicht wie ihn, der ständig unsere Hilfe braucht?"
"Verdammte Scheiße, er hat seine ganzen Truppen zerlegt!", zischt Emund. "Wir brauchen ihn! Lass die Leute auf mein Zeichen feuern!"
Der Kopf des Anführers fährt mit vor Zorn überlaufenden Augen darin zu dem Protestierenden herum, aber dieser ist schon zu mir gelaufen. "Kannst du stehen, Dorelem?", fragt er, als er die Hand ausstreckt.
Mühsam ergreife ich sie und lasse mir aufhelfen. "Es wird besser. Was hast du vor?"
"Wenn du stirbst, gibst einen dreckigen Rumms, oder?"
Ich nicke resigniert.
"Dann gibts nur eins! Ich will, dass du diese beschissene Peitsche nur für einen Moment von mir fern hältst. Und jetzt stell dich mal vor mich und duck dich, wenn ich es dir sage!"
"Emund, was...", versucht es Qua-Kehk, und der Angesprochene flucht laut. "Jetzt!", ruft er, als Schenk beginnt, dem Blick des Barbarenführers in meine Richtung zu folgen, was das Ende für jegliche Pläne und möglicherweise auch den Meister bedeuten würde. Also ziehe ich mich schnell zusammen, und da saust schon eine Wurfaxt über meine Schulter hinweg, und bettet sich in Schenks knorpeliges Handgelenk. Schreiend lässt er den Meister los, der am Boden landet wie ein umgeworfener Stapel zufällig angeordneter Rüstungsteile.
Emund stürmt an mir vorbei. "Jetzt oder nie, zur Hölle noch mal!", brüllt er Qua-Kehk an, und als ich auch loslaufe, ohne genau zu wissen, was die Barbaren eigentlich vorhaben, ruft dieser: "Verdammte Scheiße! Gebt das Signal! Dann schaff deinen Arsch aber da weg, Emund!"
Stattdessen rennt dieser weiter, und ich nur knapp hinterher. Ich habe das Potential, schneller zu sein, aber wenn ich den Meister erreiche und dann totgepeitscht werde...
Da hebt Schenk seinen Waffenarm, vom heranstürmenden Barbaren abgelenkt, der eine größere Axt hervorgezogen hat, und wieder ist die Peitsche kurz davor, mit knochenzerschmetternder Wucht herabzufahren.
Lass mich die Bewegung machen! Der Zeitpunkt muss genau passen! Sag mir, wann!
Er übermittelt mir wortlos, was er vorhat. Innerlich schlucke ich schwer; das wird alles andere als einfach. Schon springt er los, packt Emund an den Schulterpolstern seiner Rüstung, zieht uns nach vorne...
Da kommt mir eine Eingebung, die die Sache deutlich einfacher machen sollte.
Lass ihn stolpern! Ich sende meine Vorstellung von den geänderten Bewegungsabläufen der nächsten halben Sekunde zurück.
Ja, das ist besser.
Sofort reißt der Zweite stärker an, Emund gibt einen noch ekelhafteren Fluch von sich, als ich es bisher gewohnt bin von ihm, und kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Deswegen aber knallt die Peitschenspitze zu weit vor ihm in der Luft, um richtig Schaden anzurichten; und so nutzen wir den Schwung des Barbaren und unseren eigenen aus, um auf dem schwarzen Leder zu landen, als es gerade zurückgerissen wird; mit beiden Händen und ein paar weiteren schnell geformten packen wir es verzweifelt, werden mitgerissen als wären wir eine flammende Kugel an Ende einer Geißel und landen so ganz nahe bei Schenk – und dem Meister. Wo wir nicht sein wollen. Folgerichtig springen wir in die andere Richtung; was hat Emund jetzt vor? Will er allein den Hünen spalten? Schafft er es rechtzeitig, wieder aufzustehen? Derweil lassen wir die Peitsche los, mit was Schenk nicht gerechnet hat, sie schnalzt zu weit nach oben und er fällt fast hintenüber; der Zweite will dies nutzen, dringt vor, aber der Aufseher ist schnell, zu schnell; statt sich mit der Peitsche abzugeben, verpasst er uns eine Rückhand, die uns meterweit fliegen lässt, nicht so sehr verletzt, als dass ich wieder in Existenzgefahr wäre, aber zu weit, um sofort wieder eingreifen zu können. Jetzt ist Emund in akuter Gefahr! Aber er ist auch schon weit genug, um anzugreifen – warum jedoch hat keiner der anderen Barbaren die Gelegenheit zum Angriff genutzt? Unser bester Verbündeter unter ihnen rammt seine Axt jetzt nach unten...in den noch intakten Fuß, den Schenk hatte. Aber was soll das...
Schau nach oben...
Mein Blick wendet sich gen Himmel...und sieht eine Vision des Weltuntergangs. Dutzende Katapultgeschosse fallen aus dem klaren Blau herab, in bunter Mischung aller Elemente. Direkt auf Schenk. Und den Meister. Und Emund...
Letzterer wirft sich auf Vorletzten, und endlich verstehe ich den Plan, den er hatte. Die Barbaren haben gar nicht so viele ihrer Krieger verloren; sie haben die Katapulte, die wir nicht zerstört haben, übernommen. Und nach oben auf ihren eigenen Meister gerichtet. Damit dies nicht auch meinen trifft...hat Emund beschlossen, sich für ihn zu opfern. Als hifloser Schrei verlässt sein Name meine Lippen.
So viele der Geschosse prasseln nun herab, dass ich nicht erkenne, was genau passiert. Feuersäulen, Blitzwogen, Frostnovae und Giftwolken in wahrhaftig bunter Mischung, ein makaber schönes Schauspiel, erzeugen ein Kaleidoskop der Vernichtung auf dem Plateau. Gerade so erreichen sie mich nicht, ich wurde zu weit weggeschleudert. Die Barbaren scheinen auch sicher, hoffentlich sind sie es. Und der Meister? Auch, sonst würde ich mit ihm vergehen. Und Emund?
Da, endlich nach einer scheinbar ewigen Barrage, lichtet sich das Feld.
Von Schenk ist nicht mehr übrig als eine schwarze Pfütze auf dem Boden. Wie wird dann nur der arme Barbar aussehen?
Schwer zu sagen, denn ein Knochendom überdeckt ihn und den Meister. Wilde Hoffnung blüht in meiner Brust, als die unebene weiße Schale zerbricht und die zwei Menschen darunter preisgibt. Ich knie neben ihnen und hieve den schweren in der leichten Rüstung vom leichten in der schweren Rüstung. Sanft, natürlich.
"Himmel, ist alles in Ordnung mit euch beiden?", rufe ich, während die anderen Krieger zu uns laufen.
Emund hustet. "Scheiße, hätte nicht erwartet, dass ich...noch auf Wiedersehen sagen könnte..."
"Was redest du da, du durchgedrehter Irrer?", donnert Qua-Kehk. "Wir haben gewonnen!"
"Für mich ists vorbei...", brummt der Retter des Meisters. "Ich spüre das Gift...vor dem konnten mich die Knochen nicht retten..."
Der Anführer wird bleich. Mit etwas Aufwand stemmt sich der Meister auf die Ellenbogen. "Warum...hast du dich für mich geopfert?", fragt er.
"Damit du...uns alle retten kannst, Kleiner...Scheiße, du hast der ganzen Armee...allein in den Arsch getreten...der Rest ist doch..." Husten unterbricht ihn.
Bevor ich etwas sagen kann, unterbricht der Zweite mich. "Frag ihn nicht dumm, gib ihm den Dolch, General!"
Ein Schock schlimmer als jeder Peitschenhieb durchfährt mach. Hast du das gerade wirklich gesagt?
Wenn dich irgendwer fragt: nein, das warst du. Zur Hölle, alles um den einzig anderen klar denkenden Menschen hier zu retten, so überraschend diese Feststellung auch sein mag!
Ist...in Ordnung. Der Meister ist nur für einen Moment perplex und drückt dann das Jade-Tan-Do in Emunds Hand.
Er hört auf zu husten.
"Was...was ist das denn?"
"Halt den Griff noch ein paar Minuten fest, bis das Gift vorbei ist. Der Dolch macht immun."
"Scheiße, vielen Dank!" Er erbleicht. "Ah...ganz gut gehts mir deswegen auch wieder nicht...aber ich denk, ich packs schon...Dorelem, jetzt verdanke ich dir gleich zweimal meinen Arsch."
"Keine Ursache", sage ich mechanisch, als ich bemerke, dass der Zweite jegliche Einmischung leugnet. Himmel, ich konnte wirklich gerade nicht klar denken.
Qua-Kehk lässt einen Atemzug los, von dem er sicher nicht gemerkt hatte, dass er ihn anhielt. "Dann...schaffen wir euch mal in Sicherheit. Ich schätze, ich muss mich auch bedanken." Er verzieht das Gesicht, dann schüttelt er den Kopf und bricht in schallendes. "Und ich muss zugeben, dass dein Plan funktioniert hat, Emund. Du verdammtes Genie!"
"Gib mir ein Bier aus oder fünf", grinst der Komplimentierte zurück, als ihn zwei Krieger mit strahlenden Gesichtern hochheben.