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Trang-Ouls Triumph [Ich denke, also bin ich: Teil 5]

Unterm strich: es wurde definitiv nirgends erwähnt, es wäre nicht möglich mehrere golems zur selben zeit zu beschwören. Anderst herum: es wurde erwähnt, dass es vllt möglich ist^^ Simon, wirf mal bitte licht ins dunkel :D und ich mein LICHT, nicht dein übliches glühwürmchen :P
Dafür macht mir die Diskussion hier viel zu viel Spaß zu beobachten :D.

Ich kann nur noch mal erwähnen: Akt 1 ist zuallermeist extrem unzuverlässig, was definitive Aussagen angeht. Beziehungsweise komplett falsch.

Und ganz nebenbei: Wer sagt euch denn, dass der General absolut sicher weiß, was er eigentlich tut...oder ob das für Dorelem bzw. den Zweiten der Fall ist :eek:? Ein Beispiel: Dorelem meint, er hat sicher eine Seele, der Zweite auch. Der Zweite meint, das ist völliger Unfug. Deckard meinte (bild mir ein, dass er das mal gesagt hat :>), dass das mit der Seele schon sein könnte, aber genau wissen tut ers nicht.

Ich kann auch noch was verraten: Wenn ich die Story mit dem jetzigen Wissen noch mal schreiben würde, wäre die zufällige Beschwörung des Golems am Anfang von Akt 2, als der General mitten im Selbstmord nur die Formel gemurmelt hat, definitiv mit dabei. Was verrät euch das darüber, dass die Betonung und alles Sonstige immer richtig sein muss?

Sind schon genug Hinweise da, man müsste nur suchen :D.

Simon
 
Viele viele offene Fragen, die antworten gibts nur in kommenden Updates. Aber heute gibt es wieder ein update, nicht wahr? *zusimonschau*
 
Ja das wäre schon sehr schön, wenn heute wieder in update kommen würde - am besten jetzt :) Es ist einfach nur ärgerlich wenn das update dann um 23:59 kommt und man es doch erst morgen lesen kann.

Ansonsten muss man ja alle 10 min mal den reload button bei der website hier drücken...
 
Hab halt grad Besuch.

Gibts dann Morgen, würd ich sagen :p. bzw heute aber halt später.

Simon
 
10.

Kein Grund zur Eile, Kinder...

Simon
 
Kapitel 11 – Die Geheimnisse der Golems



"...und Gajaraf hat auch nicht überlebt."
"Das tut mir Leid, Dorelem. Aber wenigstens wird Endugu jetzt niemanden mehr umbringen können. Ich bin sehr stolz auf dich."
Ich bin immer noch ein wenig sauer auf den General dafür, wie er Lixt behandelt hat – und vermutlich immer noch behandelt...aber freuen tut mich sein Lob schon. Deswegen lächle ich nur bescheiden und senke den Kopf ein wenig.
Er ist nach seiner ersten Verwirrung und Verärgerung über die etwa mitternächtliche Störung sehr schnell sehr aufmerksam geworden und sitzt jetzt mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn auf seinem kleinen Bett an die Wand gelehnt.
"Tatsächlich kommt dieser Erfolg sogar sehr gelegen", murmelt er. "Wir haben nämlich auch ein paar Sachen herausgefunden, während du...weg warst."
"Ach?", frage ich höflich. "Oh ja", antwortet er. "Vor drei Tagen hatte der Zweite endlich Gelegenheit, das Kapitel zu Trang-Oul und der Seelenwanderung unter die Lupe zu nehmen."
In Ordnung, das ist jetzt doch nicht so uninteressant, wie ich dachte. "Und, war es so vielversprechend, wie du dachtest?"
Er lächelt. "Klär ihn doch auf, Zweiter. Ich denke, das geht schneller, als wenn ich hier groß das Erklären anfange."
Und schon öffnen sich Schleusentore in meinem Gedächtnis, die Erinnerungen des Zweiten fluten mich. Prinzipiell sind dies natürlich auch die meinen, ich könnte sie jederzeit selbst abrufen, wenn ich das wollte; er zeigt mir sozusagen nur die relevanten Stellen.
Der alte General beschreibt in dem Kapitel also zunächst unzählige Experimente von höchster Akribie und mehr als nur einmal Perversion, ohne, dem Himmel sei Dank, allzu sehr ins Detail zu gehen. All diese hatten zum Ziel, herauszufinden, was denn im Moment des Todes mit einer Seele überhaupt passiert; welche Kräfte sie sozusagen in Richtung Himmel oder Hölle zwingen. Andere Möglichkeiten erwähnt er nicht; kein Verfechter unserer Theorie also, dass die Seelen sich selbst unbewusst für ihr Schicksal entscheiden. So oder so kam er zu dem Schluss, dass die Seele an sich eine Art Energieform ist, die ein Gefäß braucht, um Form und Definition zu behalten. Ohne ein solches würde sie innerhalb kürzester Zeit maximal verteilt werden über einen Raum, der nicht durch irgendwelche physischen Grenzen eingeschränkt ist...was? Seine Sprache ist sogar in der verstehenden Erinnerung des Zweiten schwer zu entschlüsseln.
Da das Bewusstsein in der Seele steckt, versucht sie diese...Verteilung nach jeder Möglichkeit zu verhindern und wird bei Verlust ihrer sterblichen Hülle den nächsten sicheren Hafen ansteuern, den sie findet. Nach dieser Auffassung sind Himmel und Hölle solche Häfen, in denen die Seelen zumindest sicher sind vor der Auflösung (aber, wenn sie nach unten wandern, vor nicht viel sonst). Diese Eigenschaft der beiden Welten, welche Sanktuario eben nicht besitzt, ist es auch, was Magie grundsätzlich möglich macht. Wenn diese Schlussfolgerung des alten Generals korrekt ist, würde dies sämtliche Forschungsanstrengungen über den Ursprung und die Natur der magischen Phänomene revolutionieren, schiebt der Zweite als Bemerkung ein. Jedoch ist die Geheime Kunst eben genau das, und kein noch so belesener Forscher der Vizjerei hatte sie jemals in den Händen. Und dem alten General sind selbige Implikationen völlig egal, deswegen erwähnt er es nur in einem Nebensatz und zieht stattdessen die Schlüsse, die ihn interessieren: Magie der Hölle ist, was Dämonen – und Engel, aber dafür gibt es weit weniger Beispiele – erlaubt, hier zu existieren; fleischgewordene Seelen sind sie, kleine Enklaven des Infernos auf unserer Welt, die den Seelen Stabilität geben. Wäre es also nicht möglich, spekuliert er weiter, eine menschliche Seele auf ähnliche Weise zu stabilisieren, bevor sie den Weg in die Hölle nimmt und damit dem Diktat der Übel unterliegt?
Dies würde ein künstliches Gefäß erfordern. Und glücklicherweise für die Forschung des alten Generals gibt es für solche ja Beispiele – die Seelensteine. Da er zu der Zeit gelebt hat, als die Großen Übel das erste Mal auf Sanktuario wandelten, und die Horadrim aktiv versuchten, sie in diesen Kristallgefängnissen einzusperren, wusste er davon. Man müsste also nur die Seelensteine so modifizieren, dass sie die Seele nicht aufsaugen und als winzige Enklave, sozusagen eine persönliche Hölle dienen, sondern sie lediglich stabilisieren, aber ihr jede Bewegungsfreiheit lassen. Dann hätte die Seele quasi keinen Zeitdruck, sich ein neues Gefäß zu suchen; Himmel oder Hölle, oder...und hier erwähnt er das erste Mal die Religion der Nekromanten...einen gerade neu geborenen (oder empfangenen, hier ist er sich selbst nicht ganz sicher) Menschen. Nach dem Glauben an Trang-Oul wandert die Seele ja in einem steten Kreislauf weiter. Dies ist, worauf er ultimativ abzielt, aber – und da bekomme ich eine imaginäre Gänsehaut – wer sagt, dass es ein Neugeborener sein müsste? Schließlich können die Splitter des Weltsteins auch erwachsene Seelen gefangen nehmen. Man könnte also, steht in trockenen Worten auf dem geduldigen Papier, einem geeigneten Körper die Seele absaugen und die eigene aus dem künstlichen Gefäß des "offenen" Seelensteins transplantieren.
Das ist ja absolut abartig. Warum hast du von solchen Experimenten nichts erwähnt?
Ich war bei nicht vielen zugegen. Da ich keine Seele habe, war ich glücklicherweise recht ungeeignet.
...hast du ein Glück, dass er diese Überzeugung hatte und auf dich übertragen hat. Hat er es denn jetzt geschafft, einen Seelenkäfig zu bauen?
Du bist ja noch nicht fertig mit dem Kapitel.
Wieder rufe ich mir die Seiten vors geistige Auge. Weitere Experimente, diesmal konkret mit Seelensteinen...wie er die wohl beschafft hat? Sicher kostete das weitere unzählige Menschenleben. Und was er dann letztlich alles für Versuche anstellte...Seelen bei lebendigem Leibe abgesaugt...Himmel. Aber schließlich, nach vielen Fehlschlägen...
Ich sehe sie, die Skizzen. Helm, Rüstung, Handschuhe, Gürtel, und ein Schädelfetisch. Eine Ganzkörperausrüstung, zumindest für den oberen Teil. Die Pfeile, die die Positionen der kleinen Seelensteine erklären, Risszeichnungen mit mehr Details. Ein Diagramm, das zeigt, wie das Netz der Steine funktioniert, wenn die volle Ausrüstung getragen wird, um die Seele festzuhalten, als wäre sie ein lebendiger Körper.
Zynisch betitelt "Trang-Ouls Avatar", in einer Perversion der Nekromanten-Religion. Ein Set, das, wenn getragen, den Körper quasi unsterblich macht; wenn das Herz zu schlagen aufhört, bleibt die Seele trotzdem in den gleichen Grenzen wie vorher erhalten. Und der Träger kann sich auf die Suche nach einem Opfer machen, dessen Körper er übernimmt...
Dieser wahnsinnige Apparat ist fertig gestellt?
Du trägt den Beweis in dir.
Mein anderer Körper in Kurast holt den Helm hervor und sieht hinein. Im Licht der Fackeln, die überall im Schinderdorf aufgestellt wurden, glitzern die kleinen Seelensteine hinterlistig. Ich erschaudere und lasse ihn fast fallen.
Wieder auf die Totenbeschwörerstadt konzentriert fixiere ich den General. "Der Zweite hat mich aufgeklärt. Das ist...nein, nicht einmal dämonisch. Schlimmer. Es ist die grausamste Erfindung, von der ich je gehört habe. Allein ihr Schaffensprozess...das Blut hunderter Unschuldiger klebt an diesem Helm. Und ihre Benutzung...man verdammt die Seele des neuen Körpers zu einer Ewigkeit in Gefangenschaft in einem winzigen Kristall, ohne Hoffnung auf Befreiung, stiehlt eine ganze Existenz, und das immer wieder. Unsterblichkeit auf Kosten unzähliger anderer, der ultimative Egoismus. Das ist nicht mehr ekelhaft, das ist..." Mir fehlen weitere Worte.
Der General nickt. "Ich stimme zu. Die ganze Idee dahinter widert mich an. Es ist ein grauenhaftes Verbrechen gewesen, dieses Rüstungsset zu schaffen. Und doch..."
Mein Mund klappt in völligem Unglauben auf. "Du willst mir nicht sagen, dass du etwas anderes damit vorhast, als es zu vernichten."
Sein Blick wird ernst. Sehr ernst. Und ich weiß, was er jetzt sagen wird, und will es nicht hören, weil ich nicht weiß, ob ich ihn danach jemals wieder respektieren kann.
"Nichts läge mir ferner, Dorelem."
Ich bin völlig sprachlos. Bevor ich meinen Protest herausschreien kann, hebt er die Hand. "Lass mich erklären. Ich bedauere sehr, dass diese...Abscheulichkeit existiert. Aber ich bedauere auch, dass es Zauber wie Kadaverexplosion, Eiserne Jungfrau gibt, die nur dafür gedacht sind, möglichst viel Schmerz und Vernichtung zu schaffen. Dennoch benutze ich diese, weil ich keine andere Wahl habe. Und ich glaube nicht, dass es hier anders ist. Ich darf nicht sterben. Wenn meine Macht in die Hände der Hölle fällt, ist alles verloren. Ein kleiner Fehltritt, das Ende meiner bis jetzt völlig unglaublichen Glückssträhne, und der Himmel hat nicht mehr den Hauch einer Chance. Ich werde der stärkste General – ha! – in der Armee von Belial, und meine Skeletthorden werden die Engel das Fürchten lehren. Es geht hier nicht um mich. Meine Seele muss nach meinem Tod auf Sanktuario bleiben."
"Und du siehst keine andere Möglichkeit als...das?"
"Schlag mir was vor, das sicher funktioniert, Dorelem! Trang-Ouls Avatar ist mit größter...Hingabe getestet worden, dafür gebaut, den schlimmsten, aber genialsten Verbrecher, der je gelebt hat, für immer sein Unwesen treiben zu lassen. Mit dieser Macht, und nur mit dieser, kann ich der Hölle auf jeden Fall entgehen."
"Indem du irgendwelchen Leuten die Körper stiehlst? Denkst du überhaupt darüber nach, was du da sagst?"
"Dorelem...", beginnt er, aber ich fahre ihm ins Wort. "Du bist wahnsinnig geworden, wenn du das überhaupt in Betracht ziehst! Was ist kaputt in deinem Kopf? Wenn du denkst, dass ich..."
"Dorelem, sei still und lass mich ausreden!"
Sofort ist es mir unmöglich, fortzufahren. Die verfluchte Beherrschung blockiert jeden Versuch, weiter zu protestieren, mit unglaublichen Schmerzen, bevor ich mehr als eine Silbe herausbringe.
"Danke. Schau, ich habe nicht vor, diese Funktion des Sets zu benutzen. Was denkst du von mir? Nein, es ist doch ganz einfach. Solange ich es trage, ist meine Seele davor sicher, diese Welt zu verlassen. Ich muss mir doch gar keinen neuen Körper suchen – falls ich sterbe, während ich es trage, darf ich es nur nie wieder ausziehen. Meine Talente blieben im Falle meines Ablebens erhalten, ich könnte also meine eigene Leiche als Untoter wiederbeleben, was unter dem Helm niemanden auffallen dürfte, und wäre fortan vor weiteren...Missgeschicken komplett sicher. Wenn der Himmel dann letztlich endgültig gewonnen hat, Belial auch noch vernichtet ist, werde ich mit Freuden den Helm abnehmen und meine Seele ihrem Schicksal übergeben, was auch immer es nach dem Endsieg ist."
Für einen unangenehm langen Moment ist es still im Raum. Dann bemerkt der General das Problem. "Ach ja, ich habe ausgeredet."
Und ich hatte Zeit, mich etwas zu beruhigen. Deswegen ist meine Stimme nicht zorngeschwängert, sondern eiskalt. "Erinnerst du dich, als die von der Hypnotischen Kugel übernommenen Zealoten in Travincal vor uns standen, und ich mich weigerte, sie zu töten, weil sie noch gerettet werden konnten?"
"...du hast letztlich doch keine Wahl gehabt."
"Nein, hatte ich nicht, und es tut mir bis jetzt Leid. Eines der Opfer von Endugu war einer von ihnen. Er war ein guter Mensch, egal, wie er jetzt aussah. Ich habe viele von diesen guten Menschen getötet. Vielleicht war das die richtige Entscheidung. Aber das heißt nicht, dass es weniger weh getan hat."
"Willst du mir vorwerfen, dass es mir zu leicht gefallen ist, oder was?" Er beginnt, auch etwas zornig zu werden. Gut so, dann können wir auf gleicher Ebene miteinander reden.
"Vor kurzem hast du das Herz einer jungen Novizin gestohlen, nur, um sie als sichere Verbündete an dich zu ketten. Um sie zu benutzen für deine seltsamen Intrigen. Du hältst die freundlichsten Gespräche mit einem Menschen, der zweimal versucht hat, dich umzubringen."
"Ich hab dir schon mehrmals gesagt, dass du Lixt aus dem Spiel lassen sollst!", knurrt er.
"Wer hat denn damit angefangen, mit ihr zu spielen? Aber schön, verdräng es. Was ist mit Ingkrias?"
"Der ist ein noch wertvollerer Verbündeter geworden, als Lixt es je sein könnte. Und ich musste ihn dafür nicht einmal küssen", ätzt der General. "Und falls es dich interessiert, Fratella ist ziemlich sicher hinter dem Giftanschlag gewesen. Ich konnte sie dazu bringen, ihre Meinung offiziell zu ändern. Jetzt ist fast der ganze Rat auf meiner Seite. Du solltest stolz darauf sein, wie sehr ich meine ach so schlimme Arroganz kontrollieren kann und mit meinen ehemaligen Gegnern umgehe!"
"Tut mir Leid, ich habe gerade wenig Anlass stolz zu sein auf jemand, der plant, die perfide Seelenfalle eines Wahnsinnigen dafür zu benutzen, ewig zu leben!"
"Golem...", beginnt er in gefährlichem Tonfall, aber allein dies bringt mich sofort von kühl berechneter Verachtung zur Weißglut, und mein kleiner Körper ohrfeigt ihn so hart ich kann.
"Nenn mich beim Namen!"
Er erstarrt. Hebt die Hand fast unbewusst an seine Wange. Für einen weiteren viel zu langen Augenblick ist der Raum still. Dann spricht er zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Dorelem. Das gerade ist nicht passiert, weil ich...verstehe, dass du dir vielleicht nicht ganz im Klaren darüber ist, wie schwer mir auch diese Entscheidung gefallen ist. Aber schlag mich nie wieder. Hast du mich verstanden?"
Meine winzigen Fäuste sind geballt, aber ich spüre, dass ich zu weit gegangen bin. "Ja, habe ich", sage ich tonlos.
"Gut." Sein Ausdruck wird neutral. "Also. Ich weiß schon lange, dass du Idealen und Prinzipien anhängst wie kein Zweiter...ha, am wenigsten wie der Zweite...und das ist etwas, was ich auch sehr an dir bewundere. Ich erinnere mich an eine Zeit, da habe ich auch nicht viel anders gedacht als du. Aber da war ich noch jünger, und du bist es noch viel mehr. Du hast allerdings auch viel erlebt, ja, deswegen es wundert mich mehr und mehr, dass du ein paar Dinge immer noch nicht ganz verstanden hast. Namentlich, dass wir ganz schnell an gewisse Grenzen stoßen, wenn wir nicht bereit sind, mit ein paar von unseren Überzeugungen zu brechen. Grenzen, welche nicht zu überschreiten das Schicksal der ganzen Welt in Frage stellt. Es wäre schön, wenn wir in diesen Grenzen operieren könnten und trotzdem Erfolg haben, aber das geht nicht. Es ist komplett unmöglich. Niemand schmerzt das mehr als mich. Dennoch bin ich bereit, das Opfer dieses Bruchs zu tragen. Und weißt du, was das Schöne ist? Ich bin dein Meister. Du brauchst überhaupt keine Verantwortung dafür tragen, wenn ich Dinge tue, die du für völlig ungerechtfertig hältst. Ist das nicht eigentlich sehr befreiend?"
"Ich bin mehr als dein Diener, General", flüstere ich.
Er legt mir die Hand auf die Schulter, und ich muss mich davon abhalten, zurückzuzucken.
"Das weiß ich doch, Go...Dorelem. Und deswegen möchte ich dir meine Entscheidungen auch nicht einfach aufzwingen. Prinzipiell könnte es mir nämlich absolut egal sein, wenn du mich mit jeder Faser deines Seins dafür hasst, was ich tue. Aber das will ich nicht. Weil du mein Freund bist."
Ich bin bisher seinem Blick ausgewichen, aber jetzt muss ich ihm in die Augen sehen – in denen Tränen stehen.
"Diese Freundschaft ist mir wirklich wichtig. Du bist in den härtesten Zeiten zu mir gestanden...und diese Zeiten sind härter als je zuvor. Es hat mir weh getan, als du gegangen bist, aber ich hab es auch verstanden, weil ich gemerkt habe, wie sehr es dich mitnimmt, was hier vor sich geht, was ich tun muss. Ich wollte dir diese Freiheit lassen. Aber es geht nicht mehr. Ich brauche dich. Hier und jetzt. Weil ich das sonst auch nicht durchhalte."
Ich vergrabe mein Gesicht in einer Hand, was natürlich nichts hilft, weil ich ihn trotzdem sehen kann. Immerhin signalisiert es, dass ich nachdenken muss. Meine Prinzipien...sein Pragmatismus...Zynismus...Grenzen, die man nicht überschreiten darf...aber muss? Muss man? Gibt es Alternativen? Meine Gedanken rasen. Aber drehen sich im Kreis. Und kommen immer wieder zum gleichen Schluss: Es ist egal, wie viele Argumente ich aufbringe, für egal welche endgültige Entscheidung – in diesem Moment, hier und jetzt, ist völlig klar, was ich tun muss.
"In Ordnung. General. Ich bin für dich da. Jetzt und immer", sage ich mit fester Stimme.
Er lässt einen unbewusst gehaltenen Atemzug aus. "Danke, Dorelem. Vielen Dank. Schau, du kannst deine Bedenken ja auch äußern. Aber du musst auch verstehen, dass ich diesen Weg längst gewählt habe, meine eigenen Bedenken längst auf dem Altar der Notwendigkeit geopfert habe. Und ich werde den Weg zuende gehen."
"...versprich mir, dass du dir mir wenigstens immer zuhörst."
"Das auf jeden Fall."
Ich weiß nicht so recht, wie ich dieses Gespräch abschließen soll...denn es ist nicht wirklich so, als wäre ich zufrieden mit dessen Ausgang. Bin schon froh genug, dass der Zweite nicht auch ständig Spitzen gegen mich gefeuert hat, aber so, wie es mir vorkommt, haben die beiden in den Wochen, wo ich sie allein gelassen habe, beschlossen, dass ihre Philosophien prima zusammenpassen, und den Zweck jegliches Mittel heiligen lassen. Wogegen ich jetzt auf keinen Fall mehr ankomme. Habe ich einen unglaublichen Fehler begangen? Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber ich darf jetzt auch nicht in Trübsal versinken. Irgendwie muss ich einfach vertrauen. Der General ist doch kein schlechter Mensch. Er hat seine Schwächen...aber er kann sie im Zaum halten. Er ist ein Held. Der einzige Held, den diese Welt hat. Und er wird mir zuhören...muss mir zuhören...
"Schön. Dann kommt gleich der erste meiner Bedenken. Wenn das Ding schon funktioniert und fertig gestellt ist, warum ist der alte General dann nicht immer noch unter uns und hat längst die Weltherrschaft übernommen?"
"Zweiter?"
"Er war unvorsichtig genug, zu sterben, ohne das Set zu tragen", antwortet mir meine eigene Stimme. Ich runzle die Stirn. "Nach all dem Aufwand, das Ding herzustellen, wird er mit heruntergelassenen Hosen erwischt?"
"Der Tag seines Ablebens kam eben etwas zu überraschend...", weicht der Zweite aus. Was soll das? Du verschweigst doch etwas.
Nichts Wichtiges.
Du warst damals dabei! Es ist vielleicht schon zumindest etwas wichtig?
Dem Meister offenbar nicht, der hat keine weiteren Fragen.
Aber...
Pass auf. Du kannst ja zumindest ganz gut die Klappe halten, wenn du wirklich davon überzeugt bist, dass das Sinn hat. Wenn ich es dir erzähle, dann wirst du hoffentlich zum gleichen Schluss kommen. Und wenn nicht, dann sei trotzdem still.
...versprochen.
Es könnte sein, dass sein Ableben deswegen so überraschend kam, weil jemand den Leuten, die dafür gesorgt haben, erzählt hat, wann ein guter Zeitpunkt zum Zuschlagen ist.
Was meinst du...
Oh.
In Ordnung. Verstanden. Meine Lippen sind versiegelt.
Siehst du? Pragmatismus. Geht doch!
Ich seufze laut. "Gut. Überraschend. Also, was hast du jetzt konkret vor? Wie lange bleibst du noch hier?"
Der General reibt sich das Kinn. Dann erhebt er sich vom Bett. "Fünf Minuten, würde ich sagen."
"Oh, ja dann." Da stutze ich. "Hast du den Gürtel beim Schlafen getragen?"
Denn tatsächlich sehe ich, dass er das schwere Stück mit der Drachenschnalle unter seinem Hemd anhat. Woher hat er den überhaupt? Er zuckt mit den Schultern. "Vielleicht ein wenig unbequem, aber falls doch etwas passiert, denke ich mir, ist es besser als nichts...habe ihn mir vor zwei Tagen bringen lassen."
Das Emblem von Trang-Oul auf dem Gürtel...die Zeichnungen in der Geheimen Kunst...endlich zähle ich eins und eins zusammen und könnte mich ohrfeigen, dass es gar so lange gebraucht hat.
"Wir hatten ein Teil des Sets die ganze Zeit dabei?"
"Hat mich auch überrascht. Aber ist das nicht großartig? Jetzt müssen wir eines weniger suchen. Nur noch drei, sobald ich den Helm von dir bekomme!"
"Aber wie...ach, vergiss es. Mich wundert gar nichts mehr heute. Wie genau möchtest du denn von hier verschwinden, wenn ich fragen darf?"
Er ist schon angezogen. "Oh, das ist eher trivial. Wir holen meine Sachen, besonders natürlich das Jade-Tan-Do und das Buch, und dann nehmen wir die Vordertür."
"Wie willst du...", setze ich an, aber er grinst nur, als er die Tür öffnet, und bietet mir die Hand an, auf die ich völlig verwirrt steige. "Hab doch ein wenig Vertrauen, Dorelem."
Neben der Tür steht Estrilem, der Holzgolem. Er blickt überrascht auf. "Neflum. Was wollt Ihr denn so spät draußen? Es wäre nicht schlau...", aber der General schneidet ihm das Wort ab. "Tut mir Leid, Estrilem, aber du wirst leider gleich im Dienst fallen. Estri weiß doch, dass sie dich einfach wieder beschwören kann, oder?"
"Ich verstehe nicht...", sagt er und macht ein paar vorsichtige Schritte rückwärts. Der Meister schüttelt den Kopf. "Weiß sie es oder nicht?"
"Warum sollte sie mich wieder beschwören müssen...?"
Der General hebt eine Hand und vor ihrer Fläche formt sich eine Speerspitze aus den ätherischen Knochen, die auch Tenarion für seine Rüstung benutzt. Die Spitze schießt plötzlich vor, einen Schaft schnell ausbreitender Nekromantiewellen hinter sich herziehend, und streift die Schulter des Golems, welche einige Splitter verliert.
"Darum."
Estrilem packt seine Verletzung mit der anderen Hand. "Das...das wird Estri erfahren!", ruft er, dreht sich um und läuft los. "Sicher, aber nicht sofort", sagt der Meister, und da tritt eine Dreiergruppe Skelette vor Estrilem um die Ecke. Er ignoriert sie...aber plötzlich schießt ein knochiges Bein vor, bringt ihn zum Stolpern, und sie halten ihn am Boden fest.
"Wie hast du...", versucht Estrilem, aber wieder lässt ihn der General nicht ausreden, tritt über ihn, legt seine Hand auf den Hinterkopf des Golems und da wird dieser steif, lässt ein hohes Quietschen erklingen, und zerplatzt auf einmal in kleine Splitter, die noch in der Luft zu fein verteiltem Staub werden.
Der General reibt sich die Hände. "Das war der schwierige Teil. Aber natürlich bin ich stärker als Estri. Leider konnte er mir nicht sagen, ob sie ihn wieder zurückholen kann...ah, da kommt ja die Lösung schon."
Der Papiergolem von Ingkrias tritt zu uns, mit ihm ein weiteres Skelett, das ihn offenbar gerufen hat. "Ist es so weit, General?", fragt er. Der Angesprochene nickt. "In der Tat. Du kannst das Zeichen geben. Und ich möchte dir noch schnell eine Nachricht diktieren, die du, wenn die ganze Sache vorbei ist, bitte heimlich Estri zukommen lässt..."
Übernimm mal du hier, ich muss auch schnell etwas erledigen.
Ich beobachte passiv, wie der Zweite den anderen Körper, in der Kammer mit der Geheimen Kunst, kontrolliert. Ein mir unbekannter Golem hält mit Wache; er blickt auf, als der Zweite das Buch in sich verschwinden lässt, aber wirkt nicht alarmiert. "Wir brechen auf", erklärt der Zweite; aber der andere hebt ein Stück Papier, das leise raschelt. "Ich weiß", sagt er. Das ist es wohl, das Zeichen des Papiergolems...er hat allen Golems, die Teil des Netzwerks sind, ein Stück von sich gegeben. Und so, wie es aussieht, ist dies in kürzester Zeit sehr umfassend geworden.
Wir schreiten zügig voran; Ingkrias' Diener führt uns. Ich sehe, wie ein weiterer Golem, den ich nicht kenne, zwei Skelette zerstört; weitere drei schließen sich uns an. Noch einer kommt von der Seite, flüstert "nicht in diese Richtung" und geht sofort wieder zurück, wo er hergekommen ist. Wir wechseln die Route. Kommen an einem Zimmer vorbei, wo die Tür offen ist; darin wird ein hochrangiger Nekromant auf seinem Bett festgehalten. "Lasst mich los, ich befehle es euch!", ruft er – aber es ist nicht sein Diener, der ihn fixiert. Ich verstehe...jeder Golem hat einen anderen als den eigenen Meister zugeteilt bekommen, und so können sie sich frei bewegen, ohne befürchten zu müssen, von dem Joch des Gehorsams dazu gezwungen zu werden, ihren Aufstand abzubrechen.
Beeindruckend, wie ihr das geplant habt, muss ich neidlos zugestehen. Aber was ist am Tag danach? Ihr habt sicher nicht vor, die Golems irgendwie die Macht übernehmen zu lassen, oder?
Nein, das wäre ja völlig utopisch. Ich denke, die meisten von ihnen werden von ihren Meistern sofort vernichtet werden.
Was? Das ist ja furchtbar!
Denk doch mal nach. Bis auf ein paar wenige hier weiß doch niemand, dass neu erschaffene Golems ihre ursprüngliche Persönlichkeit behalten, nicht einmal Estri, die sowieso schon über viel mehr Dinge eingeweiht ist als mancher Meister. Die werden alle frische Diener erzeugen, ihnen neues Gehorsam auferlegen, aber all diese Diener sind die gleichen rebellischen Golems wie davor!
Und sie werden sich im Stillen an diese Nacht erinnern, als sie zumindest für einen kurzen Moment ihre Unterdrückung abgeschüttelt haben...und sie werden ihre Sprache ebenfalls behalten...das ganze Netzwerk bleibt komplett erhalten!
Vielleicht. Oder Valtores erzählt allen, dass sie das Problem nicht losgeworden sind, und sie sitzen wirklich ganz tief in der Patsche. Wer weiß!
Ich glaube nicht, dass er das tun wird.
Red es dir nur ein. Mir ist es so oder so egal. Wir haben, was wir wollten.
Wieder ein neuer Golem bringt dem Meister gerade den Rest seiner Ausrüstung. Und da tritt, was ich mehr unbewusst mitbekommen habe, mein großer Körper um die Ecke und schließt sich unserer wachsenden Armee an; die Skelette sind fast schon wieder komplett, nachdem sie ihre Tarnung als normale Patrouillen aufgegeben haben.
"Dorelem, Zweiter, holt bitte das Jade-Tan-Do. Es ist ein kleiner Umweg für mich, und ihr seid im Zweifelsfall deutlich schneller."
"Wird erledigt, Meister", antwortet der Zweite, und ich setze den kleinen Körper in Bewegung. Der reicht für diese Aufgabe, und der große kann den General beschützen. Der Weg in die Novizenquartiere ist frei; die schlafen alle brav...
"Dorelem?"
...oh nein. Alle, bis auf eine.
Ignorier sie!
Als ob ich das könnte. "Hallo, Lixt." Sie steht in ihrer Tür, in ihrem Schlafgewand, aber wirkt nicht übernächtigt. Nicht so, als wäre sie gerade aufgewacht. Hinter ihr kann ich Golanthe erkennen...in ihrer Hand ein weißes Stück Papier. Da hat Ingkrias' Golem das Netzwerk wohl ein wenig zu weit gespannt...
"Was ist hier los, Dorelem?"
Eine Welle widerstrebender Emotionen überspült mich, aber ich kämpfe mich daraus hoch. Warum bin ich von hier abgehauen? Weil der General mich wieder und wieder dazu gezwungen hat, mich zu verstellen, zu lügen. Jetzt gehen wir zusammen. Also habe ich keine Lust mehr, weiter zu lügen.
Nein! Wenn die Flucht wider Erwarten fehlschlägt, brauchen wir sie weiter als Verbündete!
Küss einen Kaktus.
"Wir gehen, Lixt. Ich hole noch etwas, das wir zurückgelassen haben, und dann ziehen der General und ich weiter, in eine Richtung, die mir nicht unbedingt gefällt, aber was soll ich machen..."
Ihre Stimme überschlägt sich. "Was soll das heißen, ihr geht? Ein Novize kann nicht einfach..."
"Stimmt", antworte ich angestrengt neutral. "Es ist eher ein organisiertes Entkommen."
"Aber...", beginnt sie, findet keine Worte. Ich vergrabe mein Gesicht in einer Hand, dann sehe ich zu ihr hoch. "Du glaubst nicht, wie Leid mir tut, dass ich dich bis jetzt anlügen musste. Und dass ich nicht für mehr Zeit habe als diesen Schlag ins Gesicht. Wir hatten nie vor, hier länger als ein paar Monate zu bleiben. Informationen beschaffen und wieder verschwinden."
Als sie es verzweifelt zerknittert, fällt mir das erste Mal auf, dass sie auch einen Zettel in der Hand hat. Diesen erkenne ich allerdings. Ich habe ihn selbst beschrieben und ihr vorbei gebracht. "Das kann nicht sein! Er hat mir versprochen...wofür hat er mir sonst diese Briefe geschrieben?" Sie entfaltet das Papier schnell wieder und hält ihn sich nahe vor die Augen. "Ich kann nicht erwarten, dich wieder zu sehen, meine Finger durch deine Haare gleiten zu lassen...und fast noch weniger, bis du einmal frei bist, sie zu einem pechschwarzen Vorhang wachsen lassen kannst. Aber ich habe mein ganzes Leben auf jemanden wie dich gewartet – was sind ein paar Jahre mehr? Wir müssen diese Geduld gemeinsam aufbringen, und...und..." Tränen befeuchten das Papier.
Wieder kommen mir Zweifel. Ist das nicht noch grausamer? Nein, ich denke nicht. Zumindest nicht ihr gegenüber. Es wäre allerdings ein wenig unfein von mir, mit dem Finger so direkt auf den Schuldigen zu zeigen.
Der das über alle Maßen verdient hat in dieser Angelegenheit. Und ich...? Ich habe nicht einmal ein bisschen Lust, in Lixts Augen schlechter dazustehen, als ich muss.
"Er hat diese Briefe nicht geschrieben, Lixt", sage ich deswegen leise. "Sie sind von mir."
Du hast viel mehr Erfahrung darin, mit ihr zu reden, hatte der General gesagt. Und viel mehr Zeit, dir romantischen Unfug aus den Fingern zu saugen. Wenn du schon wegläufst, könntest du doch wenigstens das übernehmen.
Warum genau hatte ich noch einmal zugestimmt?
"Sie sind...", stottert sie, ihr Gesicht kreidebleich. "Liebesbriefe...eines Golems?"
Mein Blick ist nicht mehr fähig, ihren zu erwidern. "Ich muss gehen, Lixt." Meine Füße tragen mich von ihr weg. "Es tut mir wirklich unglaublich Leid. Bitte glaube nicht, dass ich das gerne gemacht habe. Auf Wiedersehen...vielleicht..."
Was sage ich da? Natürlich werden wir uns nicht wieder sehen. Wenn der General sich hier noch einmal blicken lässt, dann rollt sein Kopf. Die Versuchung ist groß, mich umzudrehen, sie noch einmal anzusehen, ihr zuzuwinken, irgendwas, aber stattdessen laufe ich, weg von ihrem Schluchzen.
Ich wechsle kurz zum Hauptkörper; dieser ist mit seinem Erschaffer schon fast an der Oberfläche. "General, ich bin etwas aufgehalten worden, aber keine Sorge. Der Homunkulus und das Jade-Tan-Do stoßen oben zu dir." Ich bewundere mich dafür, wie kühl meine Stimme bleibt.
"Schön, schön", murmelt er, abgelenkt. Die Skelette kämpfen gerade gegen ein paar Golems, die offenbar nicht Teil der Verschwörung sind; aber er kommt natürlich zurecht. Also konzentriere ich mich wieder auf den Nebenkörper, hole den vergifteten Kris aus seinem Versteck, und gehe weiter den Gang entlang. Nicht wieder an Lixts Tür vorbei. Hier ist der unfertige Bereich blanker Erde, wo wir Golanthe neu erschaffen haben; wo der General...nein, vorbei, schon vergessen.
Ich grabe mich durch die Wand, lasse Material hinter mir zurück, baue mich weiter vorne auf, und umgeben von belebter Substanz ist der Dolch sicher.
An der Oberfläche warte ich darauf, dass der General und seine Armee ankommen. Es dauert nicht lange, bis sie die Treppe nach oben steigen, die wir ursprünglich herabgestiegen sind, um diese ganze Farce zu beginnen. Er sieht noch einmal zurück. "Betten unbequem, Essen furchtbar, und alles voller Leichen. Bleiben wir nicht länger, und kommen nie wieder."
"Beides richtig, aber gehen solltest du trotzdem nicht sofort", ertönt auf einmal ein Ruf von der Seite...wo Valtores steht, völlig ruhig, die Arme hinter dem Rücken verschränkt; und neben ihm – Dostrian?
Der General hält inne und nimmt unbewusst die gleiche Pose ein. "Ach, dass Euch der Golem nicht aufhalten kann, hätte ich mir fast denken können. Was habt Ihr mit dem armen Kerl gemacht?"
"Ihm eine Chance gegeben." Die Stimme des Nekromanten-Meisters ist trockener als Arachnos Sande. "Bist du dir überhaupt im Klaren darüber, was du heute getan hast?"
"Den Golems eine Chance gegeben?", gibt der General unschuldig zurück. "Ach ja, und euch eine Menge Arbeit gemacht, das Chaos aufzuwischen. Tut mir nicht wirklich Leid."
Valtores schüttelt den Kopf. "Ich verstehe dich nicht, General. So viel hatte ich dir geschenkt, jede Gelegenheit, deinen Namen reinzuwaschen, einer der größten Nekromanten zu werden, die unsere Stadt je gesehen hat. Und, ganz nebenbei, dein Problem mit der Hölle elegant zu lösen. Und jetzt wirfst du all das weg? Nach dieser Aktion gibt es überhaupt keine Möglichkeit mehr, dir zu vergeben. Und das nur, weil du keine Geduld hast."
Du weißt, was du zu tun hast.
Schätze, da habe ich keine Wahl, nein. Mein kleiner Körper nähert sich vorsichtig den beiden Menschen, die dem General gegenüber stehen. Der wackelt verneinend mit dem Finger. "Oh, ich bin sogar sehr stolz darauf, wie viel Geduld ich aufgebracht habe. Wenn man bedenkt, dass ich nie vorhatte, in diesen schimmligen Gängen länger als unbedingt nötig zu bleiben..."
"Was?", fällt ihm Dostrian ins Wort, die Fassade der Ruhe verschwunden. "Und was ist mit Lixt?"
Der General verliert seine Überheblichkeit. "Was...meinst du damit? Was soll mit ihr sein?"
"Ihr seid ein Paar. Zählt das für dich nicht als Grund, 'länger als nötig' zu bleiben?"
Valtores legt seinem Lieblingsschüler eine feste Hand auf die Schulter. "Dostrian...ich fürchte, du unterschätzt den Pragmatismus des lieben Generals da etwas..."
Dieser ist erst einmal zu verwirrt, um pragmatisch zu sein. "Woher weißt du von der Sache?"
"Wir sind Freunde, Nef. Die reden auch einmal miteinander!", spuckt der Novize. Er ist jetzt ganz eindeutig unglaublich wütend – den Zornestränen nahe. Heißt das, er...
Oh, das war sicher eine ganz hässliche Szene. Schade, dass wir da nicht dabei waren.
Aber auch das Gesicht des Generals verzerrt sich langsam zu einer Fratze der Wut. "So gerne, wie du mit Valtores geredet und mich verraten hast? Von dir falscher Schlange muss ich mir keine Vorwürfe machen lassen!"
"Was soll das heißen? Ich habe nicht...", beginnt Dostrian, aber Valtores unterbricht ihn. "Genug. Ihr seid keine Freunde, also gibt es keinen Grund mehr für euch, zu reden. General, ich gebe dir eine allerletzte Chance. Wenn du jetzt aufgibst und zurück kommst, dann wirst du in Ketten gelegt, und wir werden dich lange, lange Zeit nicht mehr das Tageslicht sehen lassen. Aber ich werde alles dafür tun, dass du überlebst. Falls du dich benimmst, erhältst du vielleicht tatsächlich irgendwann die Gelegenheit, dieses Desaster wieder gut zu machen – und deine Seele zu retten. Das ist das äußerste, was ich dir nach deinem Verhalten anbieten kann. Du hast einen einzigen Satz, um dich zu entscheiden, sonst stirbst du. Keine Verhandlungen."
Das Jade-Tan-Do landet an seiner Kehle. Ich schlinge mich um seinen Hals, sodass er mich nicht einfach abschütteln kann. "Gestattet ihm doch bitte noch etwas länger Zeit, Meister", sage ich.
"Oh. Dorelem, nicht wahr? Das hätte ich auch erwarten können", murmelt Valtores – ohne irgendwie unruhig zu werden. Sein Blutgolem fährt herum und hebt drohend die Klauen. "Alphon, bitte versuch nichts. Die Klinge ist ganz ekelhaft vergiftet und klaut nebenbei Seelen. Ich möchte deinem Meister nicht wirklich etwas tun müssen", erkläre ich.
"Gut gemacht, Golem", ruft der General. Es versetzt mir einen kleinen Stich, dass Valtores sich schon mehr daran gewöhnt hat, meinen Namen zu benutzen, als mein eigener Meister. "Na dann werde ich mich wohl mal empfehlen. Du hältst ihn so lange auf wie möglich, dann bringst du mir einfach den Kris nach. Valtores, Ihr habt jetzt sowieso genug zu tun in nächster Zeit, also versucht doch gar nicht, mich zu verfolgen – ich bin bissig. Adieu!" Der General dreht sich weg.
"Halt, Nef! Ich lasse dich nicht so einfach davonkommen!", ruft ihm Dostrian nach. Ein herablassendes Grinsen über die Schulter antwortet ihm. "Ach, und dafür möchtest du das Leben deines Lieblingsmeisters riskieren? Nebenbei dein eigenes? Mach dich nicht lächerlich, du kleiner Wicht. Dein Stock im Hintern ist mir immer auf die Nerven gegangen, dass du deine Klappe nicht halten kann hat mich auch nicht wirklich überrascht. Bete zu...Trang-Oul, schätze ich, dass wir uns nie wiedersehen."
Er geht. Dostrian ballt in ohnmächtiger Wut die Fäuste. "Ich krieg dich für das hier! Für was du uns allen angetan hast...was du Lixt angetan hast...du verdammtes Schwein! Du willst der Held Sanktuarios sein? Ich hätte es fast..."
Sein Gesicht verschwindet in seinen Händen. "Ich hätte es fast geglaubt..."
"Dostrian...", sage ich so sanft wie möglich.
"Was willst du von mir?", brüllt er mich an. Ich sehe ihm ernst in die Augen. "Ich habe vorher mit Lixt geredet. Sie weiß es...und ich denke, sie könnte dich jetzt brauchen. Ihr könntet einander brauchen."
"Du...", beginnt er, aber findet keine Worte. Hiflos sieht er Valtores an, der ihm zunickt. "Geh. Ich schätze, ich werde noch ein wenig länger hier bleiben müssen. Alphon, versuch doch schon, die Wogen ein wenig zu glätten. Vielleicht lassen ein paar der Golem ja...mit sich reden. Wenn nicht, dann vernichte sie."
"Meister, sollte ich Euch wirklich...", protestiert der Blutgolem, aber Valtores scheucht ihn los. Dostrian ist schon verschwunden. "Es gibt nichts, was du hier tun kannst. Und ich glaube, Dorelem kann man deutlich mehr vertrauen als seinem Meister...nicht wahr?"
Ich schweige. Nachdem ich mit Valtores allein bin, senkt sich bleierne Stille über die dunkle Sumpflichtung. Bald hebe ich den teuflischen Kris von seiner Kehle und ersetze ihn durch eine scharfe Tonklinge, was er nicht kommentiert.
"Was werdet Ihr jetzt wegen der Golems unternehmen?", frage ich schließlich zaghaft.
"Das ist eine schwierige Frage, nicht wahr? Und ihr habt sie nicht gerade einfacher zu beantworten gemacht."
"Es wäre ohnehin irgendwann passiert", gebe ich lahm zurück. Valtores hebt eine Augenbraue. "Du denkst nicht, dass es weniger...spontan besser gewesen wäre?"
Ich überlege kurz. "Nein. Eure Taktik, irgendwie zu versuchen, die Nekromanten über die kommenden Generationen langsam an die Idee heranzuführen, dass Golems auch Rechte haben könnten, hat mich von vorneherein abgestoßen. Unzählige von ihnen hätten so weiter leiden müssen."
"Was bringt dich auf den Gedanken, dass jetzt, wo eine von vorneherein zum Scheitern verurteilte Rebellion dem Großteil der Totenbeschwörern gesagt hat, dass ihre Diener von Grund auf nicht vertrauenswürdig sind, sich die Dinge zum Besseren wenden werden?", fragt er eiskalt.
"Das habt Ihr in der Hand", gebe ich genauso frostig zurück. "Ihr wisst überhaupt nicht, wie ihr mit dem Problem umgehen sollt, oder? Was ihr den anderen sagen sollt, weil Ihr noch einmal mehr wisst als die?"
"Ich weiß ganz genau, wie ich mit dem Problem umgehen werde."
Er redet nicht weiter. "Und wie?", frage ich schließlich. "Das hat dich nicht zu interessieren", antwortet er.
"Es interessiert mich aber. Brennend. Und, so Leid es mir tut, darauf hinweisen zu müssen, Ihr habt hier ein Messer an der Kehle, nicht ich."
"Du nimmst dir eine ganze Menge heraus für einen Golem."
"Ihr seid einer der wenigen Menschen, die ganz genau wissen, wie viel sich Golems sowohl herausnehmen können als auch sollten."
"Ach? Was für eine seltsame Arroganz ist es, die dich hier reitet? Ihr seid mehr als willenlose Diener, ja; aber Diener seid ihr trotzdem."
"Gäbe es das Joch des Gehorsams nicht, wäre ich nicht anders als Ihr."
"Mit einem künstlichen Körper, dessen Existenz an das Leben deines Beschwörers gebunden ist?"
"Ist Euer Leben denn nicht aus freien Stücken an das Eures Golems gebunden? Wäre ich wirklich frei, hätte ich auch die Wahl, dieses Verhältnis zu beenden. Einzig die Angst der Menschen hält uns gefangen."
"Und du denkst nicht, dass es besser so ist? Wäre diese Kontrolle nicht vorhanden, würde es niemand wagen, einen Golem zu beschwören."
"Niemand, der sich nicht sicher wäre, so gut zu seinem Golem zu sein, dass dieser keinen Grund fände, zu rebellieren. Und das wäre selbstverständlich besser so."
Bist du immer noch am Diskutieren über diesen Unfug?
Du konzentrier dich darauf, den General hier rauszulotsen.
"Dein Selbstverständnis scheint sich etwas von meinem zu unterscheiden", spottet Valtores.
"Unabhängig davon bin ich ein im Moment völlig freier Golem, dem Ihr gerade erst zugestanden habt, dass er mehr Vertrauen verdient als sein Meister. Was sagt das aus über unseren jeweiligen Wert als Person?"
"Ein Wort von deinem Meister, und du musst mir die Kehle durchschneiden, ob du willst oder nicht. Das relativiert die Aussage ein wenig."
"Wie schon gesagt, ohne das Gehorsam wäre das auch nicht gegeben. Abgesehen davon...hm. Ich kann Euch ein kleines Geheimnis verraten, wenn Ihr bereit seid, mit einem anderen gewissenhaft umzugehen."
"Wie kryptisch. Du erwartest hoffentlich keine klare Antwort?"
"Nicht wirklich. Tut mir Leid. Das Geheimnis ist wie folgt: HelKoThulEthFal ist kein perfekter Zauber. Ich habe schon mehrmals mit mehr oder minder großem Erfolg dagegen angekämpft."
"Das wage ich mir kaum vorzustellen."
"Und weil Ihr das offenbar noch nicht wusstet, ist das auch ein so großes Geheimnis. Gegen einen direkten Befehl zu verstoßen verursacht gewaltige Schmerzen und so etwas wie Muskelkrämpfe. Beides kann man mit großer Willenskraft zumindest für einen Moment in den Griff bekommen. Wenn der General mir jetzt befehlen würde, Euch zu töten, könnte ich dies für gute fünf Sekunden herauszögern und wäre derweil völlig unfähig, etwas anderes zu tun. Genug Zeit für Euch, die Klinge vom Hals zu entfernen und mich loszuwerden."
"Warum erzählst du mir das?" Seine Stimme ist vorsichtig neutral.
"Nur, um noch einmal klarzustellen, dass es in der Tat ganz allein meine Entscheidung ist, ob Ihr überlebt oder nicht. Und, ganz nebenbei – das habe ich noch keinem anderen Golem erzählt."
Er schaltet schnell. "Würdest du das aber tun, und es würde sich herumsprechen, wäre das Vertrauen in den Gehorsam-Zauber nachhaltig zerstört...und es könnten sich wirklich nur noch die Meister einen Golem leisten, die dem selbst vertrauen können."
"Seht Ihr, und wegen solcher Schlussfolgerungen hattet Ihr wohl bisher so viel Erfolg."
"Warum sollte ich dir glauben, dass du das bisher noch nicht getan hast?"
Weil ich nicht daran gedacht hatte, Punkt eins. Weil ich nicht glaube, dass ein normaler Golem ohne meine gewisse Erfahrung auf diesem Gebiet fähig wäre, diese Schmerzen zu ertragen, Punkt zwei. Punkt drei...
"Glaubt es oder nicht, aber ich habe es mir nicht zum Ziel gesetzt, möglichst großes Chaos zu verursachen. Ich wollte die Golems hier aufwecken, ihnen bewusst machen, dass ihre unterdrückten Träume von der Freiheit nicht sinnloses Wunschdenken sind, dass in jedem von uns so viel mehr steckt. Was ich nicht wollte ist, dass all die Geknechteten die endgültige Freiheit wählen und massenhaft ihre grausamen Meister töten. Es muss eine friedliche Lösung geben, die aber nicht beinhaltet, alle Parteien möglichst lange im Dunkeln zu lassen."
"Wie stellst du dir das also vor, wenn ich fragen darf?" Etwas von dem Spott ist aus seiner Stimme verschwunden.
"Ihr lasst es nicht publik werden, dass ein neu erschaffener Golem die Persönlichkeit des alten behält, sofern der Zauber nicht radikal geändert wird. Außer Euch weiß das sicher nur Estri, der haben wir es neulich mitgeteilt, aber ich denke, bei ihr ist das Wissen auch nicht ganz verkehrt. Oh, und Lixt.
Die Meister erschaffen neue Golems, von denen sie denken, dass sie keine Gedanken an Rebellion mehr in sich tragen, aber in Wirklichkeit sind es die alten. Sie wissen, dass sie sich jetzt natürlich nichts mehr erlauben dürfen, was an Auflehnung auch nur erinnert – aber sie sterben wenigstens nicht."
"Ein seltsames Wort, würde es doch bedeuten, dass sie jetzt leben."
Für einen kurzen Moment zucke ich, was seinen Hals etwas zudrückt. "Wir alle leben! Wir haben Seelen und alle damit verbundenen Rechte, genauso wie jeder Mensch!"
"Und wie alle Dämonen?"
"...eine Seele ist das, was man aus ihr macht."
Er seufzt. "Dorelem, du verlangst von mir, dass ich unzählige Totenbeschwörer darüber im Unklaren lasse, dass ihr Golem sie potentiell jederzeit verraten könnte."
"Aber das werden sie nicht tun, solange sie nicht wissen, dass man sich gegen Gehorsam auflehnen kann. Dieses Wissen zu hüten überlasse ich Euch, wenn Ihr mir versichert, auch das Wissen über die Neubeschwörung zu hüten."
"Eine tickende Zeitbombe."
"Jetzt passt mal auf. Wisst ihr genau, mit welchen Golems wir alles geredet haben? Wie viele von ihnen Teil unserer kleinen Verschwörung waren? Wie viele in den letzten Wochen die Stadt verlassen haben, um irgendwo auf der Welt einen Auftrag zu erfüllen, vielleicht mit einem anderen Golem zusammen? Wollt Ihr jedem einzelnen Totenbeschwörer empfehlen, seinen Golem neu zu erschaffen, komplett neu? Wie garantiert Ihr, dass der Zauber nicht doch den alten Golem wieder holt? Dieses Kind ist in den Brunnen gefallen, tut mir Leid. Wenn Ihr jetzt einen Genozid an den bisherigen Golems anzettelt, gibt es keine Chance, die Sache vernünftig aufzulösen. Lasst sie am Leben, und Ihr erhaltet die einmalige Gelegenheit, mit ihnen zu reden. Euch etwas auszudenken. Kein Meister muss davon wissen – und Ihr könnt die Golems davon überzeugen, dass sie erst einmal friedlich mitspielen müssen, damit sie später etwas erreichen können."
Er verliert für einen kurzen Moment die stoische Ruhe. "Das wäre exakt mein Plan von Anfang an gewesen! Langsame Veränderung, ohne in das Wespennest zu stechen! Wozu das immer noch drohende Desaster provozieren?"
"Ein wichtiger Unterschied, Meister Valtores: So, wie es jetzt ist, haben die Golems Hoffnung. Sie haben die Freiheit zu träumen von einer Welt, in der kein Golem sich mehr dem Joch des Gehorsams beugen muss."
"Und du sagtest mir bereits, dass Golems in der Tat träumen..."
"Genau. Schaut...es ist mir auch ein Gräuel, wie das heute abgelaufen ist. Viel lieber hätte ich es gesehen, wenn der General sich mit der Situation arrangiert hätte und seinen wahnsinnigen Plan, Trang-Ouls Avatar zusammenzusammeln, nie gefasst hätte..."
"Er hat was?"
Oh-oh...
Bist du völlig übergeschnappt?
"Ich finde das auch nicht einmal im Ansatz vertretbar, in Ordnung?"
Valtores ist...bleich geworden. "Du darfst nicht zulassen, dass er das tut, Dorelem."
"Ich weiß nicht, ob ich da eine Wahl habe. Ihr wisst schon. Gehorsam? Ich werde sehen, was ich tun kann, aber ich kann nichts versprechen."
Unter meiner Tonhaut bewegt sich sein Adamsapfel, als er schwer schluckt.
"Deswegen also..."
Ich unterbreche sein Nachdenken über Dinge, die wahrscheinlich nichts Gutes verheißen, wenn er sie zu Ende denkt.
"Passt auf, die aktuelle Situation erfordert deutlich mehr Euere Aufmerksamkeit. Und ich konzentriere meine darauf, dem General den Unsinn auszureden. Kann ich Euch vertrauen, dass Ihr die Golems leben lässt?"
"Kann ich dir vertrauen, dass du sowohl dein Geheimnis für dich behältst als auch im Zweifelsfall gegen das Gehorsam verstößt, wenn es erforderlich ist?"
"Das war schon immer der Fall. Wisst Ihr...am meisten schmerzt es mich wohl, dass ich meine Brüder und Schwestern hier einfach zurücklassen muss. Aber meine andere Mission ist wohl sogar noch wichtiger als das Schicksal nur einer Rasse, wenn man uns so nennen mag. Ich werde Euch vertrauen, zunächst. Wenn es allerdings irgendwie geht...würde ich gerne zurückkommen. Privat. Was heute passiert ist war nicht meine Idee. Über weitere Konsequenzen könnte ich noch stundenlang mit Euch oder auch anderen – wie den Novizen – diskutieren. Sobald ich meine Freiheit habe. Bis dahin...verzeiht mir die Klinge an der Kehle?"
Ich entferne sie. Er reibt sich den Hals, während ich zu Boden springe, das Jade-Tan-Do mittlerweile sicher von Ton umgeben in mir. Der Griff ragt hervor wie ein seltsamer Hut.
"Du sagst 'sobald' du deine Freiheit hast?"
Darauf kann ich nur mit den Schultern zucken. "Freier Wille zu hoffen, wisst Ihr noch? Was ich gerne den anderen allen auch zugestehen würde. Verwehrt es ihnen nicht. Ich komme wieder."
"Ist das eine Drohung?"
"Mehr mir gegenüber. Es ist fürchterlich hier."
Schon im Gehen fällt mir bei diesem Abschiedswort noch etwas ein.
"Ach ja, Ingkrias wollte den General zweimal töten, und der Giftanschlag geht auf Fratellas Konto. Es zahlt sich aus, mit Golems von Leuten zu reden, die diese schlecht behandeln. So als Denkanstoß. Schönen Gruß an Dostrian und Lixt, und eine wirklich von ganzem Herzen ernst gemeinte Entschuldigung an diese."
Für einen Augenblick verschlägt es ihm die Sprache, aber sofort greifen seine ein Leben lang antrainierten Reflexe – er plant, sein verabscheuungswürdiges Spiel der Intrigen und Machenschaften. Niemals wird er jetzt die alten Golems vernichten. So ein Glück, dass mir das noch eingefallen ist!
Wenn du dieses Spiel nicht so verachten würdest, wäre es dir als erstes eingefallen. Denkanstoß.
"Ich werde die Grüße ausrichten...viel Erfolg bei deiner Mission, Dorelem", ruft Valtores mir noch nach.
"Auf Wiedersehen, Meister." ist meine Antwort.

Mein Meister ist derweil schon tief im Sumpf. Jetzt, wo wir den Weg kennen, kommen wir gut voran – und so, wie ich halb mitgehört habe, hat er vor, sich nachts einfach von unserem Hauptkörper tragen zu lassen.
"Ich habe Valtores bis jetzt in Schach gehalten. Denke, das sollte lang genug sein. Das Jade-Tan-Do kommt also nach", informiere ich den General unschuldig.
"Sehr schön", gähnt dieser. "Dann haben wir diese Brücken auch abgebrannt und können uns wieder unserer eigentlichen Aufgabe widmen. Trang-Ouls Avatar, dann finden wir heraus, wo Baal sich versteckt hat."
"Und wo hast du vor, als erstes zu suchen...nach deinem Seelenkäfig?"
Seine Augen blitzen, als er in die Ferne blickt – genau dorthin, wo mein anderer Körper den Helm hält, bilde ich mir für einen kurzen Moment ein. "Zunächst holen wir uns den Helm ab. Und dann, mein Freund, geht es weiter nach Westen."
"Über das Meer?"
"Mehr oder weniger – wir nehmen natürlich den Wegpunkt. Nein, wir besuchen ein paar weitere alte Freunde...nach meinen Informationen finden wir ein Teil tatsächlich gar nicht so weit von dem Ort entfernt, wo wir auch den Gürtel gefunden haben."
"In Kehjistan?"
"Genau. Angeblich haben die Jägerinnen schon ewig die Rüstung in ihrem Besitz, und die sind sicher nett genug, dem Schlächter von Andariel ein altes staubiges Erbstück abzutreten..."
 
Ohoh, die Bombe ist geplatzt! Aber mir ist nicht so ganz klar geworden warum der general so urplötzlich aufbricht. Nur wegen der Info seine seele mit hilfe des sets binden zu können? Und warum darf er, bzw. warum dürfen novizen nicht einfach gehen? Wirklich gern gesehn war er dort ja schließlich nicht. Zumal er ja mit der vernichtug von baal einen trifftigen grund hätte...
Und was hat meister valtores gegen die kompletierung des sets einzuwenden? warum soll dorelem das unbedingt verhindern? Der general wäre als herold der hölle tatsächlich ein sehr große gefahr, wenn man bedenkt was er als MENSCH erreichen konnte...

Sehr schönes Kapitel, ich fands sehr spannend! :)
 
Na :) da warst du ja sogar pünktlich :) Wie immer - ein schönes update. Ich bin gespannt, was Valtores und die anderen Nekros noch später für eine Rolle spielen werden. Sonst hättest du diesen Ausspruch mit den Zielen des Generals vermutlich nicht mit eingebaut :)

lg, Gandalf
 
Ohoh, die Bombe ist geplatzt! Aber mir ist nicht so ganz klar geworden warum der general so urplötzlich aufbricht. Nur wegen der Info seine seele mit hilfe des sets binden zu können?
Ja. Das ist doch der ganze Grund, warum er überhaupt zu den Nekros gegangen ist: Er wollte wissen, wie er Belials Griff entkommen kann. Er hat die Lösung da und weiß, wo er das Suchen anfangen muss.
Und warum darf er, bzw. warum dürfen novizen nicht einfach gehen? Wirklich gern gesehn war er dort ja schließlich nicht. Zumal er ja mit der vernichtug von baal einen trifftigen grund hätte...
Er durfte nur überhaupt bleiben, weil er versprochen hat, die ganze Novizenzeit - mehrere Jahre - dazubleiben (erstes Kapitel). Und Novizen dürfen nicht einfach gehen, weil die Lage der Nekromantenstadt geheim ist. Die lassen nicht jeden rein und einfach wieder verschwinden.
Und was hat meister valtores gegen die kompletierung des sets einzuwenden? warum soll dorelem das unbedingt verhindern? Der general wäre als herold der hölle tatsächlich ein sehr große gefahr, wenn man bedenkt was er als MENSCH erreichen konnte...
Ich denke mal, er hat das Gleiche dagegen wie Dorelem...und er weiß vielleicht auch noch ein paar Sachen über das Set, die nicht mal Dorelem ganz klar sind. Wenn man bedenkt, dass er zwar eigentlich ganz anständig ist, aber bereit war, den General sofort um die Ecke zu bringen, nur weil er den gleichen Namen hat wie der alte General, und das Set von diesem gemacht wurde...

Simon
 
Ja. Das ist doch der ganze Grund, warum er überhaupt zu den Nekros gegangen ist: Er wollte wissen, wie er Belials Griff entkommen kann. Er hat die Lösung da und weiß, wo er das Suchen anfangen muss.

Aber du hast ja auch immer wieder angedeutet, dass er doch noch einiges lernen kann, weshalb ich irgend einen tollen druchbruch erwartet hätte, bevor er geht...ok...der knochespeer war glaub neu^^ Durchbruch bezüglich der golem-wisseschafft, oder wie man es bezeichnen will, mein ich. Also ein neuer körper beispielsweise :)


Ich denke mal, er hat das Gleiche dagegen wie Dorelem...und er weiß vielleicht auch noch ein paar Sachen über das Set, die nicht mal Dorelem ganz klar sind.

Uh, ok, das würde natürlich Sinn machen, aber im aktuellen Kapitel hat Valtores ja keine weitere Andeutung gemacht...Da werden wir wohl noch was von ihm hören^^

Und ich hab mal sowas von ins Schwarze getroffen, mit meiner Theorie über das komplette Set :D (naja, war aber auch irgendwie naheliegend)
 
Uh... Rüstung? Bei den Jägerinnen?
Ich glaube ich müsste das erste Kapitel nochmal richtig durchforsten, aber jetzt wo das so erwähnt wird... war da nicht irgendwann mal die Rede von einem Erbstück das Charsi besitzt? Weiß jetzt nicht ob das diese oder irgendeine andere Geschichte war...
Hab das ehrlich gesagt komplett vergessen >.>

Die Set Idee ist... irgendwie super :D
Nette erklärung für den untoten umstand beim kompletten Tragen

und äh... verstehe ich das richtig? Der Zweite hat seinen alten Meister selbst ans Messer geliefert? Oo
 
Uh... Rüstung? Bei den Jägerinnen?
Ich glaube ich müsste das erste Kapitel nochmal richtig durchforsten, aber jetzt wo das so erwähnt wird... war da nicht irgendwann mal die Rede von einem Erbstück das Charsi besitzt? Weiß jetzt nicht ob das diese oder irgendeine andere Geschichte war...
Hab das ehrlich gesagt komplett vergessen >.>
Bevor du dir zu sehr den Kopf zerbrichst: Wir haben die Rüstung schon gesehen, aber ich habe damals keinerlei Andeutung in Richtung "hm das Ding könnte irgendwie besonders sein" gemacht. Charsis Erbstück, ohne jetzt selber nachzusehen, ist wahrscheinlich der Horadrim-Malus.

Die Set Idee ist... irgendwie super :D
Nette erklärung für den untoten umstand beim kompletten Tragen

und äh... verstehe ich das richtig? Der Zweite hat seinen alten Meister selbst ans Messer geliefert? Oo
Könnte man so auslegen :eek:!

Simon
 
und äh... verstehe ich das richtig? Der Zweite hat seinen alten Meister selbst ans Messer geliefert? Oo

Habe ich auch so verstanden! Ich würde gerne noch mehr über deren Geschichte erfahren..

Das beste Kapitel seit langem würde ich sagen.
 
Ja, ich habe es ebenfalls so aufgefasst, als habe der Zweite seinen damaligen Meister verraten. Da muss aber irgendwas vorgefallen sein, denn der Zweite ist, oder viel mehr war, ja eher ein Sadist. Er fasste es als Kunst auf, seine Opfer besonders einfallsreich um die Ecke zu bringen. Ich dachte egtl immer, sein damaliges Selbst, wäre SEHR zufrieden mit dem alten General als Meister gewesen.

Ich würde gerne noch mehr über deren Geschichte erfahren..
Ich ebenfalls :)

Edit:
Wann werde ich diese scheußliche Spinne als Avatar egtl wieder los? Oo
 
Edit:
Wann werde ich diese scheußliche Spinne als Avatar egtl wieder los? Oo
Geheim :p. Du kannst aber, wenn du willst, im Profil auf D2-Avatare zurückstellen.

Zwecks Charakterisierung des Zweiten...ich hab vielleicht in Akt 1 ein wenig übertrieben, was das angeht (wie gesagt, alles aus der Zeit ist mit höchster Vorsicht zu genießen, was den Zweiten angeht), aber prinzipiell habt ihr Recht, euch extrem über seine Aussage zu wundern.

Vielleicht lügt er ja auch nur, um Dorelem zum Schweigen zu bringen?

??

Simon
 
Du hast mal was von nem brennenden Haus (und Kindern oder so?? jedenfalls waren da Personen drin) und so geschrieben, als Flashback vom Zweiten..aber das war soweit ich mich erinnern kann nicht A1 sondern eher so A2/A3..

Vielleicht lügt er ja auch nur, um Dorelem zum Schweigen zu bringen?

Sieht so aus als ob wir recht hätten und du uns jetzt mit falschen Vermutungen vom richtigen Pfad abbringen willst...well played :p
 
Du hast mal was von nem brennenden Haus und Kindern und so geschrieben, als Flashback vom Zweiten..aber das war soweit ich mich erinnern kann nicht A1 sondern eher so A2/A3..
Akt 2, Kapitel 52. Weiß ich noch, weil es damals Kontroversen gab, ob das nicht zu blutrünstig und grausam war :p.

Die Szene hatte allerdings noch ein kleines Detail extra, das euch vielleicht sogar weiter hilft, das Charakterpuzzle etwas weiter zu lösen!

Simon
 
Wie überzeugend du solchen Käse verzapfen kannst... :D

Ich kann's da jedenfalls nicht finden, mal weitersuchen..
 
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